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Stt. s«hr-a»g. So««tag. IS. ISLS. Gegründet 1838 Draklanichiül: »«chrichl«, Lr»,»«». A»rnipre<I>er-Sanim«Inlunm«r: SS 241 Nur ,itr AachI»«Ipr<>ch«: 20 011. Osakas, Leko^olaöe. I(onfitür-en. LuekeLvvai'en. kinnn gnzr. 183S » IS mni prämiierb. SchrMIeU«», und Lmcp!g»schi>!!silell»: M »-!-»!»«!,« SS 40. Dr»t u. Dirlag von 4 V.!ch«rkt,n Drrsixrr. P»ftich«4.K,lU» 1068 Drr»d»». >n Dresden u. VororlkN d«I »glich »weimaU Julrogung inonoll. 11 M, vt^ rlikdkt. I YlniosnvN-^Droiso IIpoU.17mm Kreil« Zelle 1M. Aus Kamillenon-,eigen, Anzeigen uni. Stellen, u. Wvhnungsmarki. II-all L)ögUgS-W"Olll)i 12M.. durchdiePosideilLgi.zweimal-Der1andmonall.I2L0W.,vler1«IlL!>rl. s Lliigkiv''" ^srulse. An-u. Verkaufe 2S"/» Dvrzugspliihe laut Taris. Ausw. Anstrag» geg, Dorausde^adi. — EinzelnummerTVPs, Aachdrmk nur MN deullichrr Quellen»»^»« >.chre»»»»e Aachen «»»lk,. - Unoerlan^e SchrNiiiüch» «erden nicht ou bewakn. Poincares Annäherung an Englanö. Vas -oppelle Gesicht -es neuen Mannes. für ein Bündnis mit England — gegen die Vorschläge Lloyd George». stktgner Drahibertch« der »Dresd«. Nachrichten".! Paris. 14. Jan. Der Chefredakteur des „Matin", Stephan Lauzanne. stellt das Negierungsprogramm Poin- nrrss wie folgt dar: Poincarv hat f st rdas englische Kolk nur Gefühle tiefster Zuneigung. Er wünscht die srcundschastlichste» Bande mit England zn knüpfen. Alle diese Gefühle dürfen aber nicht dazu führen, krst die Methoden wieder in Anwendung gebracht werden, die bisher üblich waren, d. h. Vast nicht alle Vorschläge, die son England gemacht werden, angenommen werden müssen. Potncars werde Llond George in den heuligcn Besprechungen den Wunsch auSsprcchen, mit ihm oft und lange zu sprechen, viel länger und häufiger als sein Vorgänger. Es dürste aber nicht auf Tagungen des Obersten States geschehen. Der englisch-französische Vertrag werde geschloffen werden, well dies der glühendste Wunsch PoincaröS sei. Aber nicht fener Beitrag werde geschlossen werden, der eben veröffent licht worden ist. weil dieser z» viel Lücken besitze. Man müsse a« das denken, was ln den Jahren geschehen werde, wenn Frankreich vielleicht die kritischsten Stunden seiner Geschichte durchleben wird. Auch vou einer Militärkonventlon fei nicht gesprochen worden. Insbesondere werde in dem Ver trag nicht erwähnt, in welcher Weise Frankreich an der Leite Englands zu stehen habe, falls letzteres angegriffen werde. Heute habe man de« Eindruck, dast Frankreich nur kontrolliert werben soll, ohne selbst eine Kon trolleauSzullbeu. Was die Konferenz von Henna an- betrisst. so bestehen noch gewisse Bedenken, insbesondere des, halb, weil Amerika seine Teilnahme noch nicht »«gesagt haste. Harbin« selbst habe erklärt, dast Frankreich ans dieser Knn- tzrcnz nichts zn gewinnen, sondern alle» »n verlieren Deutschland dagegen nichts zu verlieren und ave» »n ge winnen habe. Es wäre überraschend, wen» er dies« An schauung geändert haben sollte. Lloyd George für baldige Unterzeichnung des Garanlieverkrages. Cannes, 14. Jan. Vor seiner Abreise aus Cannes erklärte Lloyd George französischen Pressevertretern, er habe gewünscht, dast der G a r a n t i c v e r t r a g noch vor dem Zusammentritt der Konferenz von Genua unterzeichnet werden möchte. Tic italienische Regierung sei im Augenblick nicht anfgefordcrt worden, s I ch dem Ver- trage a n z u s ch l i e st e n, weil die Lage der italienische» Grenz« dies nicht zu einer gebieterischen Notwendigkeit mache. Das Einvernehmen mit Belgien in dieser Angelegenheit iet v v l I k o m in e n. Was die Orientsragc betreffe, io hvisc er, dast in etwa zwei Wochen bei der Zu sammenkunft der Austcnminister in Paris diese Frage geregelt werde. <W, T. B.j Die Ausarbeitung des englisch-belgischen Abkommens. Brüssel, l 1. Jan. Dem „Soir" wird von seinem Sonder berichterstattcr aus Cannes gemeldet, der belgische Minister des Aeusteren und Lord Curzon haben heute vormittag die Grundzüge des e n g l i sch - b e l g i sch e u Abkommens iestgelegt. lW. T. B.j PoincarLs oberste Richtlinien. ttkigner Drahtbericht drr „Tresdn. Nachricht- n".> Paris, 14. Jan. Ta Lloyd George den Wnnlch geäustert hatte, mit dem in Aussicht genommenen neuen iranzvsiichen Ministerpräsidenten Poincarö Beiprechvngcn abzuhalten, teilte dieser gestern abend dem englischen Notschalter Lord Hardingc mit, dast er am Quai d Orion noch nicht in sein Amt cingcführt sei und sich deshalb auf die englische Bot schaft begeben werde, um mit Llond George zusammen, zutreffen. Die Besprechungen mit Llond George dürsten nach einer Erklärung Poincarös, die er Parlamen tarier» abgab, die gestern bei ihm erschienen waren, > anae dauern. Drr voraussichtliche Ministerpräsident wird daher kann, in der Lage sein, sein Kabinett noch heute fertig- zustellen. Man glaubt aber, dast dies bis morgen mittag möglich sein werde. Poineara erklärte den Parlamentariern: „Ick habe nickt die Absickt. ein politisches Mi ni st e r i « m zu bilden. Allen Mitgliedern des Parlaments, dle mich besuchten, habe ick erklärt, dast die Persnnenfragc keine Nolle spielen werde. Niemand verkenne die Schwierigkeit der Lage. Die Stunden, die wir jetzt durchleben, sind vou demselben Ernst wie 1814. Einigkeit ist notwendiger denn se. Bor allem must eine Abrüstung der Geister erfolge». Der Friede ist für die vollendete Arbeit unter den Parteien notwendig. Er mnst znm Bortcil Frankreichs sei» nnb nicht z» dem der einen oder andere» Partei." Auf Einwendungen der Parlamentarier gegen einen Eintritt der Radikal-Sozialisten der Kammer oder des Senats erwiderte Poincnrö: Maü ich soeben gesagt habe, habe ich sowohl den Mitgliedern der demokratiskh-reviiblikanischen Entente, wie de» Radikal-Sozialisten erklärt: .Fjch habe niemand gegenüber eine Vervflichtnng übernommen, doch erinnere ich daran, dast cs der Zufall wollte, dast iu allen den Regierungen, die während meiner sicbcniährigen Präsidentschaft gebildet worden, immer Radikal- Sozialisten vertreten waren." lieber die auswärtige Lage sagte Poincars: „Die Ereignisse drängen uns. Ich werbe mit Llond George eine Besprechung hoben, die länaere Zeit davern knnn und meine Verhandlungen zur Bildung des Kabinetts verzögern mag. Ich glaube nicht, dast das Kabinett vor Sonntag gebildet sein kann. Da die Kammer erst am Donnerstag zuiammcntretrn soll, werde ich Kett habe», die Dokumente über die Fragen kennen zu lernen, die gegenwärtig von den Alliierten beraten werden. N » « e Tagungen des Obersten NateS lind vor. auS zu sehen, doch glaube tch. dast «S vorteilhaft wäre, dast der Ministerpräsident sich erst dann auf Reisen begibt, wenn die Sachverständigen dk vorbereitenden Arbeiten ge leistet haben. Der Oberste Rat soll meiner Ansicht nach prinzipiell erst dann zusammeiitreten. wenn es sich darum bandelt. Unterschriften anszutauschen. Französische Sozialisten gezen de« «inlrist in die «eylerung. Paris, 18. Jan. Die sozialistisch - radikale Gruppe der Kammer hat heute vormittag einstimmig beschlossen, dast sic die demokratisch-republikanische Entente und den nationali stischen Block als die Parteien betrachte, die die Berantmor- tung für ein homogene« Ministerium übernehmen müssen und dast unter diesen U«M«d«« sich kein Mitglied der sozialistisch-radikalen P«»t«i tz« «er Bildung des eteni-,, »««te. iW. T. B.) Ministeriums bi Der schärfere Ton gegen Deuifchian». Paris, 13. Jan. In hiesigen politischen Kreisen rechnet man mit einem neuen Zusammentritt deS Obersten NateS, der spätestens binnen 14 Tagen entweder in Paris oder in London erfolgen soll. Bet dieser Zusammenkunft werde Pvinears seine Haltung gegenüber den Verbündeten klären und vor allem seinen Standpunkt in der Frage der englisch- sranzüsischen Allianz daxiegen. Auch er werde für die Allianz eintreteii, aber er dürfte den französischen Standpunkt bezüg lich der Kompensationen energischer vertreten, als es Briand in Cannes getan tzat. Man Klaubt auch, dast Poin- carö gleich nach seiner endgültigen Betrauung mit der Leitung der Regierung «in« Erklärung bezüglich der Kon ferenz in Genua abg,hrn werde. Was die Haltung Poin- carss gegenüber Deutschland anlangt, so versichert man, dast dieser zwar einen schärkeren Ton gegenüber Deutsch land anschlageu. sonst aber pon dem Wege der Bernnnst nicht abweichen werde. Sr werde sofort nach der definitiven Bildung seiner Regierung und ngch seiner Vorstellung in der Kammer eine Zusammenkunft mit Lloyd George suchen, um mit ihm alle schwebenden Fragen persönlich zu besprechen. Polncarö muh erst abwirlschafkerr. iE lg »er Drahtberlcht der „D r e « d n. Nachrichten".! Cannes, 14. Jan. In englischen Kreisen wird ver sichert, Llond George sei durch die Encwiälvng, die die Dinge in Paris gcvmmen haben, keineswegs überrascht gewesen. Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dast Frankreich erst durch die Aera Poinears hindurchmüsse und dast erst, wenn der Nationalismus sich selbst ciJ vstc-urclum geführt habe, Frankreich reif sei. sur ein: Politit der euro päischen Konsolidierung und friedlichen Zusammenarbeit. Plan must diese unvermeidliche Entwicklung mit Geduld abwartcn Sie könne unmöglich von langer Dauer sein und bis dahin gelte es, die Nerven nicht zu verlieren. Der Wolf im Schasskleide. Berlin, 14. Jan. Eine Pvincara nahestehende Persön lichkeit erklärte dem Pariser Vertreter der .Livsi. Ztg." über die Politik, die Poincara Deutschland gegenüber zu treiben gedenkt: Poincarö sei der Ansicht, dast Frankreich als „Hauptopser" des Krieges alles erhalten müsse, was ihm als Entschädigung für seine ungeheuren materiellen Verluste gebühre, damit es seine zerstörten Gebiete wieder ansbauen und eine Erleichterung sür die drückende Last seines Budgets finden könne. Poiucars verlange nur, was Frankreich „von Rechts wegen" zukommc: dies aber in vollem Umfange. Er könne sich nicht denken, dast man Frankreich zumute» könnte, einen Nachlast zu gewähren, wenn es damit einen Teil des ihm Notwendigsten opfern mutzte. Er glaube, dast eine wirksame und solide B c r st ä n d i g n n g m i t D c u t s ch- land über die Modalität -er Zahlungen oder Leistungen nur Bort eile bringen könne. Deshalb habe er die Politik der Vereinbarungen von Wiesbaden voll gc billigt. Er sei und bleibe ein entschlossener Verfechter dieser Politik und wünsche die Vereinbarung nicht nur zu verwirklichen, sondern sic noch verbessernd anszubaucn. Poincars habe stets bestritten, dast er der unver söhnliche Gegner Deutschlands sei. j?j Er sei kein Freund der Anwendung von Gewalt, (?> wenn diese nicht unbedingt notwendig erscheine. Er sei fest entschlossen, jederzeit dem guten Willen der deutschen Negierung und dem deutschen Volke Rechnung zu tragen. Snglanös SnNSnschnag über den französischen Kabinettswechsel. London. 14. Jan. Laut „Pall Mall and Globc" wird ln Londoner amtlichen Kreisen erklärt, die Gesamtlage sei äusterst schwierig. Wenn die französische Politik infolge des Kabinettsrücktritts eine Aenderung erfahren sollte, so sei cs schwierig, zu sagen, dast die Konferenz von Cannes an der Stelle wieder ausgenommen werden könne, an der sie abgebrochen worden ist. Alles dieses sei sehr ent täuschend. IlaUen gegen Ven „absurden Dormachlsdiinkel" Frankreichs. Nom. 14. Jan. Drr „Mesiagero" schreibt zur französischen Ministcrlrisc, dast Frankreich, das durch seine Politik die Konferenz von Washington zum Scheitern brachte und setzt die Zusammenkünfte von Cannes und Genua unmög lich machte, sich wirtschaftlich und politisch voll ständig isoliere und so das Gegenteil nationaler Sicherheit erreichen werde. In der Frage des Wiederaufbaus müsse Italien mit England gehen, gbcr vorher durch einen Vertrag, ähnlich dem zwischen Deutschland und Frankreich in Wiesbaden abgeschlossenen, wirtschaftlich geschützt werben. Der Wiederaufbau Europas dürfe nickt von dem absurden VormacktSdünkel einzelner Nationen abhängen. Die Parteien und -ie Sleuervorlagen. Die steuerpolitische Lage, über die nach der Rebe des Ministers Hermes in den vereinigten Ausschüssen dek Reichstages Beratungen zwischen der Negierung und dev Parteiführern gepflogen werden, ist so verfahren wie mög lich. Die Ausschüsse haben an der Kohlen-, Zucker-, Tabak Bier- und Umsatzsteuer, sowie an den Zöllen 12 Milliarde» gekürzt: das ist gleich dem Betrage, den die Umsatzsteuer nach der Regierungsvorlage allein erbringen toll. Tie Negierung verlangt dringlich die unveränderte Wiederhcr stcllung ihres Entwurfes und warnt davor, den Ersatz des Ausfalles aus dem Wege neuer Stenern zu suchen, da diese wegen der technischen Unmöglichkeit rascher Durchführung nur auf dem Papier stehen würden,- die Behörden konnten noch mehr steuerliche Arbeit, als die bereits in Aussicht ge nommene. schlechterdings nicht bewältigen. Dazu kommt der Streit um die Sachwerte, die von der Sozialdemokratie aus agitatorischen Gründen als Goldwerte bezeichnet zu werden pflegen. Es sind dies der Grund und Boden, Ge bäude, Maschinen, kurz, alle Realwerte. Tie Sozialdemo kratie behairptet, dast diese Sachgüter ihren Goldwert he- halten hätten und noch eine steigende Pretstendenz auf- wiesen: dieser Gewinn müsse einem besonders kräftigen steuerlichen Zugriss unterliegen. Tie Ncrsechter -er Sack wertebesteuerung vergessen, dast diese Realwerte, soineif «< sich um die zu Goidmarkprcisen eingestellten «»lagen tnH,«- strieller Unternehmungen handelt, nach und nach «sf- gebraucht werden, und dast dann die Neuanschaffungen Mit den heutigen Papiermarlpreisen bezahlt werde» müsse« Für den städtischen und ländlichen Grundbesitz aber tft PO« zahlreichen Sachverständigen überzeugend nachgewiese« worden, dast alle etwaigen zwangshnpothekarischen PlKne ihn in seinem Lebensnerv bedrohen. Die bürgerlichen Par teien lehnen daher auch die Sonderbesteuerung der Sach werte geschlossen ab, während die Sozialdemokratie fi« ebenst! scharf fordert. Dabei mack! sich die gewerkschaftlich« Reh»«, regierung wieder einmal bemerkbar. Innerhalb der MnHk- hettssozialdemokratic soll ursprünglich eine ziemlich starke Strömung zugunsten eines Kompromisses mit den bürger lichen Parteien in dieier Frage bestanden haben. Da träte« aber die Gewerkschaften dazwischen und lehnten jedes Ent gcgenkommeil ab. Nunmehr schwankte die MehrheitSsoztal. demokratic und will die Besteuerung der Sachwerte auf Knast und Fall mit den Unabhängigen zusammen durchsetzen, auch aus die Gefahr einer ReichStagsauslösung hin. Die Regie rung will an die Sach,verte nicht gern heran, tut aber sonst nichts, nm die bürgerlichen Parteien sür sich nach anderer Richtung zn gewinnen. Vor allem hat es sowohl die beiden Rechtsparteien wie die Demokraten sehr verstimmt, dast man an leitender Stelle keinerlei Miene macht, endlich einmal mit einem energischen Ruck der Verwirklichung eines gründ lichen Sparsainlettsprvgrgmms näher zu treten. Das parteioisizielle Organ der Deutschen Voltspgrtet, die „Ngtionallib. Korr.", erklärt, der öffentliche Apparat arbeite in Deutschland noch geradezu verschwenderisch. Wenn man in englischen Zeitungen lese, dast der engiischc Minister- vräsident ani zweiten Weihnachtsfeieriage früh sehr be scheiden in einem einfachen Cab nach dem Biktoria-Bahnhos fuhr, mn in dem gewöhnlichen Dampferanschlnstzuac seine Reise nach Cannes anzutreten, dann frage man sich ver gebens, warum sich in Deutschland im Gebrauche von Extra zitgen und Salonwagen nichts geändert, dagegen in der Ver wendung von Autos unterschiedslos in allen Aemtern gegen früher eine wenig zeitgemäste Reichlichkeit entfaltet habe Die Demokraten sind insbesondere noch deswegen ver schnupft, weil die Regierung ihrer Forderung, die Bestim muvgcn des Erbschaftssteuergesctzes entsprechend dem gc snukcnen Geldwerte zu erleichtern, nicht nachgekommen ist. In den Aue schönen war die parteipolitische Gruppierung so. dast die Abünderungövcschlüsse durchweg mit bürgerlicher Mehrheiten gegen die Svzialdemotral'.e zustande kamen,- sogar die beiden Regierungsparteien, Zentrum und Sozial demokratic, standen sich in getrennten Lagern gegenüber Die Negierung scheint nun Neigung zu haben, ihr Steuer Programm uikt wechselnde» Mehrheiten durchzubringen, die indirekten Steuern mit Hilsc der bürgerlichen Parteien un- die direkten mit Hilfe der radikalen Linken. Das wäre der Sozialdemokratie gerade recht. Sic bat von jeher mB heftigster Leidenschaft alle Arten von indirekten Steuern wegen der Belastung des Massenverbrauchs bekämpft und in der direkten Besteuerung des Einlommens und Ver mögens ihr steuerliches Ideal erblickt. Sie wußte nur zu genau, dast -» chts dle Leute sv unzufrieden zu machen geeignet ist. wie der Zn»ang, ihr sauer verdientes Geld dem FiskuS iu direkten Stcuerle!' ungeu in übcrmästjger Höhe aus den Tisch zu legen, während bei indirekten Steuern, sofern sic nicht den notwendigen Lcbcnsbedarf mit un billiger Härte treffen, eine svelmilltge Einschränkung mög lich ist. Nm nun die Unzufriedenheit kräftig zu schüren und dadurch die Massen an sich zu fesseln, focht die Sozial- demskratic früher mit glühendem Eifer sür die direkten Steuer», die sie nicht hoch genug hinaufschrauben konnte, während sic jede noch so mastige indirekte Besteuerung geradezu alS ein Verbrechen am „kleinen Manne" t« Grund und Boden verdammte. Wenn nun dir bürger lichen Parteien der Sozialdemokratie die fatale Not wendigkeit. zur Erzielung eines halbwegs genttgcndco Gesamtertrages auch sür indirekte Stenern «n gröstr rem Umfange zu stimmen, abnäkmcn, so würde st« das weidlich agitatorisch ausnuhen und dem Bürgertum allein die Belastung des Massenkousumö aushalscn. Die büraev