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Dresdner Nachrichten : 15.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192201158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-15
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.01.1922
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Ä^re soll der O^arne sein? gum letzten Male fiehk heule obige Frage an der Spitze unserer Beilage. Morgen. Sonntag, läuft die Frist ab. die wir für da» Preisausschreiben zur Beantwortung dieser Frage gestellt hatten, vie Bedingungen dev Preisausschreiben» sind, wie bekannt, ln den Sonalagsnummern vom 2S. Dezember 1821 und 1. Januar 1922 verüfsentlicht worden. Verlag -er Dresdner Nachrichten. SkiMkiMkiWen WM Amemeile. Im Kriegslazarell Douziers. Ertnneaurngssttzzc non Maivr a. D. HugoHolthaufen, damals Hauptmanu nnd Führer der 7./R«i. 107. Ich mutz lange und feil geschlafen haben! . . . Meine Äugen schweifen erstaunt umher. — Wo bin ich? — Lite kam ich hierhin? . . . Ich liege in einem Bett! Donnerwetter, t« einem richtige» Bett, mit weitzem Vinnen überzogen!!... O Du lang eittbcbrtes Etwas, Du! Ate har man sich nach Dir geieiint! . . . Und auagezvgeu ruhe ich! . . . Ohne den feldgrauen Rock, ohne Lticfel, ohne Hole! . . . Wie lange schoil hat man sich das gewünscht! Ha, wie kommt das? Ist'» Wirklichkeit, ist's Traum? Ich will mich drehe», will mich ansrichieu . . . Ein heftiger Lanner,; in der Hüfte »erwehrt es . . . Sanfte Frauenhänöe drücken lneiu Haupt ip die Kisten ?,,uüa . . . Heiß ist mir'». Die Kehle trocken vor Durst... Im Nucken brennt», wie wen» ich aus glühenden Kohlen läge , . . Der linke Arm schmerzt . . . Schweißbeperlt ist die Stirn . . . Der Körper wie in Wasser gebadet! Die Brust röchelt... das Herz Ist inatt. Duulcl sind die Sinne. Ich über lege, grüble, überlege! . . . Nichtig, jetzt fällt mir'» ein Ich bin fa verwundet'... Im Ilankiernngsgraben bet Mastiges, dem Brenn» Punkte der Schlacht, mar's, wv mich'., im Rablanipf mit dem Franzmann wie ein elektrischer Schlag trat. Ich mein nach, daß ich nach rückwärts taumelte und von helfenden Armen anfgefangen wurde... Tan» schwand die Besinnung. Ja, es waren heitzc, ober herrliche Kämpfe gewesen. Meine Getreuen suchten wie die Vöwev .. Kein Mann lies; mich im Stich'... H Tn stilles, tapiercs Heldentum!... Dank Euch, die Ihr Euer Blut vergosset, die Ihr Euren tapferen Geist mit dem Lode bezahlen innsne»! Jeder ein zelnc liegt mir am Herzen . . . Gott mit Euch, die Ihr noch lebt, die Ihr noch kämpft und vielleicht jetzt gerade in Gefahr seid! Siegreich waren wir. Ter Feind wurde Mann gegen Mann in crviltertem Ringen erledigt... Biele Gerangene belohnten Ausdauer und zähen Mut. barte-!- torruun srljuvnt! Ihr Helden der 7./Res.-I.-R. 107, der Champagne- Schlamm hat Euer Blut reichlich getrunlen! Er ist durch Euch geheiligt... Euer Ruhm ist mit ihm eng verknüpft, solange Deutschland seiner Helden dankbar gedenkt!... Der Kamps da vor» tobt weiter. Das Donnern der Geschütze dröhnt hier hinten schauerlicher als im Graben... Düster stimmt die kt»gemif;heit!... Werder, die Unseren noch standhiiltens'... Ob wohl meine brave Siebente wieder ringt und siegt'?!... Jetzt nicht dabei sein können. , . . vH, mic qualvoll! Meine Sinne schwinden wieder . . . Ais ich aufs neue erwache, siebt mein Geist klarer. Ich erkenne meine Um gebung. Eier Betten stehen in, Ammer . . . Man sängt an, zu sprechen, erfährt Näheres. Alle Mitbewohner sind Opfer derselben Schlacht.. . Eln Rheinländer, ein Schlesier, ein Hannoveraner. Den letzten habe ich schon einmal ge leh'itt Ja. wo doch?! — Bald ist's heraus. Wir waren KriegSschul kameradcn ui Metz . . . Vorig ip's her! Er rnnerungen werden ausgetauscht, Erinnerungen sungen, fröhlichen Erlebens! Er war damals Drei,zehner Ulan, wohl der rchmuckste Kerl ans der Schule,.. . hatte viel Glück bei den Madels! . . . Uns-r Doktor ist ein mächtiger Mensch. Gratz und schlank die junge Gestalt, Gründlich aber bestimmt seine Art. Kluge Augen >Marien aus dem blonden Kops... Wie lernen ibn bald schätzen. Hilfreich ist er überall, rastlos Tag unk- 'Nacht, besorgt um jeden einzelnen wie eine Mutier nm ihr Kind . . . Ja. Euch Acrzten mnst ein Vvblieü ge lungen werden! Dir, D>. Eords, hier »och unseren ve >and"ren Dank! Wer in Deine Hände lam. war fett n glücklich dran . . . Zehn Wochen hast Du mich betreut . . . Ich kenne Deine Kunst . > . Eor oem Kriege Privatdozem und Lugenipezialist an der Universität Bonn, letzt - ls'v vorn wutnritur geschicktester Operateur hier beim schweren Handwerk Tag und Nacht! . . . Unzählige Opfer harren Deiner. Furchtbar sind vst ihre Wunden. Schrecklich verstümmelt ihre Körper! . . . Herzzerreißend ist ihr Schreien und Stöhnen. Ein Unglück licher leibet besonders: . . . beide Augen und beide Hände durch Handgranate verloren! Grausames Schicksal, Du!... Schwer ist der Dienst der Schwestern. Sie spüren auch die Ninterschlacht!... Dank Eurem Opfer willen, Dank Dir, Schwester Phiitppine, Du treue Pflegerin. Dir, Schwester Bona Grata, und Dir, Du zarte Helferin am Operation», tische! Auch Ihr seid ein Stück edlen Heldentums, nie »er- tagenden Pflichtbewusstseins! - Bouzierü ist Sitz dev ALS. ili... Eines Tages — auL einer Narkose erwachend — erkenne ich Major Bramsch von de» 18. Ulanen, bei dessen Schwadron ich einst Dienst tat. Er steht an meinem Bett, war vielleicht oft schon da! Er erzählt, bestellt Grütze. . . ist Adjutant beim Ä.-O-K. Täglich kommt er wieder, . . täglich benachrichtigt er meine bangende Mutter! . . . Edle Kameradschaft, Du hast Leiden gemildert, Herzen gerührt, Kraft verliehen!... Halb schon ausgegeben, habe ich mich wieder hochgekrabbelt, mit durch Dich! Und so gehts auch den anderen. — Vachend wie die heitere Sonne strahlt jedesmal der Rheinländer vom Reserve-Regiment 30, wen» lein Kommandeur das Kranken- zimmer betritt . . . Eine wahre Hünengestalt ist's. eine «chöne, ritterlich« Erscheinung! Sein shmpaihirches Wesen erobert Herzen im Sturmlauf. Biele komme», viele gehen! Kameradschaft und Für sorge malte» ihres Amtes. -Leine Königliche Hoheit der Krouvrinz von Lachsen!" meldet Schwester Philipps»,'. Einfach, soldatisch schlicht tritt er ein. Natürlich und ungezwungen ist seine Sprache . . . Jedes Wort kommt von Herzen! - — Fast Tag für Tag führt ihn sein. Gang ins Lazarett. Eingehend erkundigt er sich nach alle: Befinden und wie er etwa Helsen könne . . . Und er weist über jeden genau Bcscheid, . . . w» und wie er verwundet wurde, wie die sächsirchen Truppen sich schlugen, wie sich der Einzelne, Mann mic Offizier, besonders hervorgetan Hai Solches Mttsithle», solches Interesse macht doppelt und dreifach glücklich, . . . heilt Wunden. . . . wirkt Wunder". . . . Alle, die Ihr's am eigenen Leibe empfunden habt, denkt immer dran, vergeht es nie! Seid dankbar in, Herzen! Thealer Lechtni. Der erste Theaterbesuch Bon LicSbctDill. ..Immer hereinspaziert, meine Herrschaften'. Gcnovcsa. großes Trauerspiel in rüni Auszüge», ruft der lebenden Hirichtut, und dein Paradebett...", schrie der Direktor in reinem vianweisiaestl eisten Sweater und schlug unter der regcntl seienden Rampe ans da» dicke Fell der Trommel. Die Schaulustigen strömten in dichten Scharen in dos regen- leuchte Belr. Auch wir drängte» uns hinein, atemlos vor Begierde und 'Angst, dass wir nicht mehr mitkämen. Wir batten ersten Platz, rote Plüschvänke, dicht vvr dem Lounlenr tasten, w dah uns lein Wort entgehen konnte,- hinter inn igsten Bergleute mit ihren Frauen, Bräuten und Kindern. Das graue Zelt drohte zu bersten und aus dem Boden, der aus die einfachste Weise durch die Füge der Schulkinder» Sie wochentags aus dem Markt spielten, parkettiert mar, cm standen Rrgenschlangen und kleine Tümpel... Aber was tat das? Ich säst in einem Theater! Zum erstenmal in meinem Leben, vvr einem gemalten Porhang, der jeden Augenblick auigezogen werden tonnte, ich hielt meinen Samt hui fest an mich gepreßt — er har sich nie mehr non dreier weltvergessenen Umarmung erholt — und wartete ans das Klingelzeichen. Acht Lage lang haue ich die grünen Theater wagen auf den; Markt umschlichen, in der Hoffnung, wenig stens eine jener fabelhaften Persönlichkeiten in ihrem Zivil zu erblicken, acht Tage hatte ich gezittert, ob sich Papas Laune endlich ausheiter» würde und das Reitpferd, das an Kolik im Stall lag, endlich gesund mürde, und mau ihn um Erlaubnis fragen könne, das Theater Cechini zu besuchen. Mama war verreist, aber als sich weder Gaul noch Papas Stimmung besserten und der letzte Borstellirngsiag nähre, hatte ich es vorgezogen, ohne seine Erlaubnis hinein zngchen; ich wäre gestorben, wenn mau eö mir verhören hätte. Endlich schlug es neun... Der Borhang ging ans, ich war in einer anderen Welt. Artt einer Ritters,,,eg mit hoher, spitzeir Fenstern, Ahncnbilder» in Krausen und Rüstnngen. und dicht »or nur säst die schone blonde Gcnovesa. bleiw und sanft, irr einem pompöse», piauenblaueu Plüschkleid, das nreizengellre Haar vornehm ausgevauscht, ein Diadem blitzte über ihrer Stirn und ihre Hände bewegten langsam einen Federsächer. Zu ihren Fügen spielte ein Knabe, der ihr nicht ähnlich sah. Sie sana ein Vied »on ihrer traurigen Wilwcnschast und Golns Dnrannenherrschafl, als sich die Türe anstatt und sporenltt.rrrend der Genannte etntrat. Furchterregend in seinem schillernden Schuppeltpanzer. de» breiten Schiachlschwert, den Zyllopcnschirftern, stampfte er aus kurzen Beinen wuchtig umher, seine Aeuglein unter dem gewaltigen Ritterhut zwinkerte» lüstern, als er sich der Ichtine» Frau näherte. Er sah aus wie ein Menschenfresser, und Genovefa schien er auch nicht zu gefallen, sie wehrte thw mit dem Fächer. Er verruchte sie erst mit unnatürlicher Milde, die man ihm nicht glaubte, zu rühren, aber Seiro ve,a blieb fest, sie bat ihn, sie mit seinen Zudringlichkeiten zu verschonen. Bleich vor Wut schritt er aus und ab, die Bretter dröhnten, er schnaubte, seine weihe Ritterfeöer wackettte. « regt. „Also Tu willst nicht," schrie er, .^ui. Du sollst e» büßen." Er ries seinen Diener», zwei ungeschlachten wafseu- ,starrenden KerlS, ließ Genoveia fesseln, „um in dem tiefen Kerker über ihren Trotz nachzudenken," und abführeu. Da» Kind lief hinterher. „Aeh läder," sagten sie im Parkett. D« Vorhang fiel und die Orgel meckerte weiter... „Nun gehet lei—se nach sei—ner Wei—se." „Jetzt horch emohl, wie das ränt," sagte «ine Frau. Man hörte den Regen rauschen und prasseln, unter unseren Sitzen entstanden kleine Leen, man mitstrc die Fitste, anziehen, um nicht im Wasser zu sitzen. lim zehn Uhr begann der zweit« Att. Der unterirdische Kerster war so finster, datz man Genovefa erst kaum sah. Sie seist auf ihrer Hvkzpritsche und hatte, wieder den Fächer 'in der Hand, irgendwo wimmerte das Kind. Sie beruhigte eck ianfi und rang ihr» nivas vor von ihren Kerker rag er, der Ber lasienheil nnd Gettos Schreckensherrschaft, als es plötzlich draußen rasselte und die Türe aufsprang, Golo srand auf der Schwelle. Ten Schreckliche beschritt das düstere Genrach, er rollte di« Augen, als er Genovefa iah in ihrer gebrochenen demütigen Haltung. Ans sein Schlachkschiverr gestützt, stellt« er erneut reine rauhen Bitten an die Unglückliche, aber sic blieb »nvewegt, sie schien übrigens keine cholerische Natur, denn sie bewegte mich bei dieser hochdramakischev Anssprachi immerfort den Fächer, der 'ihr zwar in der abgekühlsten Atmosphäre wenig nutze» könnt,., ihrer Haltung jedoch etwas hobertsrwües verlieh. Golo ritz jetzt die Geduld. „Alto Du »Mn nicht." 'chrie er, „,o zieh hinaus mit Deinem Sohn in die Wildnis." Dabei öffnete er- di« Kerkertüre und verstieß sie. nnd dem Knaben »ersetzte er einen 'Tritt, der ihn der Sympathie auch des letzten Zuschauers beraubte. Ter Gor bang fiel. Der Regen schoß gurgelnd zu dem Zelt am Boden herein, es tropfte auf unsere Köpfe, hinten begannen einige die Schirme auszuipannerr, es eiustanc. ein Streit. „Wir hat- unsere Platze so gut! bezahl» wie Ihr!" — „Ich V.n nit ber-- kumm, for eier Schärm ZN stehn." schrie eine grabe Stimme Darauf wurden die Scksirme wieder zug,'klappe; ein Kellner stieg mit einem Brett Berliner Pfannkuchen durch das Zelt, wer kauften .zwei. Sie schmeckten- nach kaltem Rüvöl und waren spar sich gefüllt. „In meinem is gekauft Schmier," tagten sie hinter uns. „Besser, wie nix," erwiderte Hs« Nachbarin. Dann begann wieder das Stück. Eine Wildnis tat sich vor mir aus, grün, unheimlich, eine Höhle mit einem Sels> block, vor der Genovefa traunig wtz und die Hirschkuh fütterte. Es verschirig mir fast den Attm, als ich mich einer lebendigen Hirschkuh G dicht gegenüber befand, sie sah ;u»r nicht ander.' aus wie die Rehe, die ich täglich erblickt«, rvrnn wir durch den hayritchen Wald fuhren, aber sie stand ans «Zner Buhne und trug eine Schelle um den -Hals! Genovefa batte sich sehr zu ihrem Nachteil verändert. Statt des, Lchlepvklcitn s trug sie eilte 'chwarze Tritötiaille und hatte ihr ichöves Haar, der rauhen Umgebung entsprechend, aufgelöst. Das Kind lief in grauen Lumpe» umher. Es ging eise! Mitleidswelle durch das verregnete Zelt. „O Feses . .s Ta kam dieser Kerl 'chon w'.eder an. in einem grün««, feschen Füger Habit rauschte er durch den Blätterwald, «inet hohe spitze Feder an dem braunen Leöerhni deutete sei»« dofsärtigc Stimmung a». Genovefa floh «rschreckr in ihre, Höhle und verbarg bas Kind. Er befahl ihr herans- zukvunneii. aber ihre Stimme zittevt, von drinnen: „Im' kann rftchi, ich schäme mich meiner Blöße". Daraus warf er j Zhr 'einen noblen blauen Samtmainel hinein, der ihm! lässig auf der linken Sckrnlrer hing. Sie erschien, Len Mantel Golos verscharrt! über der schwarzen Dtt'.lottaille Ut'amm«m aeratti. Zinn letztenmal erhob er seine Ansprüche, mit rauhen Worten stellte er sie vor die Wahr, sie sollte ihn heiraten oder sterben ... Er verschlang die bebende Iran mit seine» Blicke«, und die Hirichtph rmch .-r'chreck: jedesmal >ur Seite, wenn das Schiachlschwert r.orüberrafsclie, aber Genovefa blieb auch ictzi unerbittlich lest. In würdevoller Haltung begegnete sie seinen wilden D rohungen, d'rc uns rolle Schauer über den Rücken rieseln ließen, man fühlte, es wurde Ernst . . . nnd als die schöne Genovefa arwiderttc: „Lieber sterbe»!" schrie er: „Run. io stirb!" Er pfiff seinen.Knechten und ans dem Gebüsch stürzten die Kerls hervor: sie warfen Genovefa zi: Boden nnd 'chlcr'vten ri, hinaus. Dev Vorhang renkte sich und die Borberchtungen z»:n Paradcvetr begannen . . . Ed «» k Es hatte eben eins geschlagen, als sich der Vorhang noch einmal hob und wir in demselben Rittersaal das Pnradebettt erblickte», dersen ungeheure Prachlentsalrnng mir nrwer geßlich ist. Es war vergoldet und sehr breit, und daiübe. erhob sich etil Baldachin non »erschossenem roten Samt mtt goldenen Troddeln und einer Krone aus Blech, darunter Läuterung. 'DruurUrf dich nicht, rosrn dir tn kaltem «Ztiicrd«, Dir Dgetl »ersiegt, Wern» Argwohn, kLlltznmt bittern Zweifels Wunden Dein Selbst bekriegt: Die 'Tage, dle brglLrken, kehren wieder Üttod doppelt schön. Heute Ist «Schnee. 'Blüht nicht der Glieder Etc, anderwattl Und treibt nicht ber Höhn kMorgen Blut and Sehnsucht zu Glommen" Warte du! lwturrn und kXnh, 'Beglückte tzZehnsuctzt uvd harrendes Deld Sind nah beisammen, -Hat fede» feine Zelt, 2» der r» blühmi, da r» stürmen mag. Ilnd wäre der kXegen ntcht, Töle dünkte dir lwonnenltcht. Ikud der Himmel blan nnd offen Glückselig nnd rein? Da- mir hoffen, kOlüff-n wir in Schmm^e» sei»! Und datz wir der kZchmerznn nicht vergehe». 'Ward die «Sehnsucht rruo gegeben, Wenn wir zn laut und vermesse» 2in Sonne lebe.», ttknd Glück und Deal, Tnst, Nrendea nnd Beschwerde» Datz wir zn stille» iMeosche» werdrv. Die Taube. Bvn Arthur Lilbrrglett. Maria Perbn erfreute sich in ihrem ftidtirvler Bergdorf der Kameradschaft einer anmuttgen Taube. Diese war da» schönst« Geschenk, das ihr einst ein Jugendfreund ihre- Vaters, ein greiser GefänaniSwächter aus dem nahen italienisch?» Grenztal. als ein Zeichen ltebenaNen Gedenkens dargehracht hafte. Sie lebte nun als Waise mit jenem zarten Geschöpf, das in feinem weißen Gefieder die Unschuld. Berilärung und Schwungkraft ihr.'»' Mädchcniränme -,n versinnbildlichen schien. Weit» die beflügelte Himmelstochier zivischell ihren Erdenfrcundinnen, den Blumen ain Fensterbrett, mit Reigen- schritt«,, hin- und hertrippclte und ranzte, ihr Gewand von brennenden Lommerfarben umsprühen ließ und in ihr.» Pupillen die Segnungen der Sonne sammelte, hüpfte auch Marias Herz vor Freude, und sie trug den Abglanz goldener Lieveserlnnerungen in ihrem Blick. Und sie gedachte der frlednollen Tag', da sic den Liebling der Lüfte mit tausend Schnruchtögrützen nnd einer Kunde von ihr über Giebel und Gassen zu ihrem Herzenöeidam zu entbieten vermochte, und da dieser der Bcschwingiheit seiner Erwiderungen dir gleichen Taubenflügcl lieh. Jetzt freilich brütete er hinter Gitterstäben in welscher Gefangcn'chaft seinem Schicksal nach: denn er batte sich als ÄaUerjager beim Ansturm gegen die feindlichen Gräben einst zu wett gewagt und war von einer Uebermacht italienischer Alpentruppcn umzingelt worden. Bet diesem Gedanken umschattrtcn ihre Seele SchwcrmutS- slörc, und nur ein schwacher Hoffnungsschimmer glomm ,u ihr aus, daß ihr (Verlebter gerade in jenem Hause und Ge- fangenenverließe des benachbarten Grenztales fcstgchalten würde, das der Taube als die albe Heimat wohlbekannt wäre. Dennoch mngürtele sie die Füße ihrer Freundin mtt einem Ringlein und heftete an diese- einen Brief. Ihre Dünsche uns Träume flogen ihrer Botin stürmisch voraus. So stieg das fromme Tier von den Blumenfenster» Marias in feinem Svitzenkleide schlank und federnd vtmmelau. und seine silberhellen Flügel sangen den staunen den Lüften Liebeslieder. Ueber verträumten Dörfern, tiefe» und kriegerisch starrenden Höhe« rundete es als Bote deS Friedens und der Liebe mtt seinen Schwingen Triumphbögen und Schleifen. Ueber die steilsten Felsen, die Bnnbestafeln Gölte- mtt ihrer Runenschrift der Ewigkeit, schwang es sich stolz, und alla Wolken begrüßten die anmutige als Schwester. Ntcht selten auch verbarg der Mond sein Antlitz in den Flaum ihrer Flügel, um sic aus dieser schimmernden Sülle mtt stärkerer Verklärung wieder emporzubebe«, wollte er auf der Landstraße einem Liebespaar zulächeln. Und Ne ompfin» aern die Huldigungen ber Höben und Tiefen, den schmeicheln» »sn Anhauch linder Lüste, die Zwiesprache sich wiegender Wipfel, die ihr Geheimnis -»flüsterten und die Loblieder ber Winde, die sie als kühne WolkentSnzertn feierten. Weder dle veutegier ber Häscher noch die Feuerrohr« beS Todes fürchtet« fl«: den« fle kühlt? flch durch den Befliß ihre« Liebest» I briefes wie durch einen Talisman gegen alle Gefahren gefeit. Und sie ivähnte oft ihren kleinen Fußring in den runden Reigenspielen der Gestirne zu einem Riescnkrciie geweitet, der als Sinnbild .ttner unvergänglichen Lieb. Welten übel spannte. ^ - Tag um Tag verging und nach dem langhin verhallen den Avegeläui der Dorskapellengloücn starrte der Gefangen« viele Stunden hinter den Gitterstäben seines Kerkers sehn suchtsvoll zu den Wolken hinaus, als wollte er eine jede mtt Grüßen an seine Geliebte betrauen. Und nichl selten dünkte :s ihm in seinen Träumen als kämen ihm alle auf ihrer himmlischen Wallfahrt entgegen. Besonders eine große und strahlende schien in feierlicher Lärvuheit zu nahen, und er gewahrte voll Staunen, wie der Wind ihr Pilgerklcid zer pflückte und ihm die Flocken ihres Gewandes zuwirbelte. Und sie flogen näher und näher auf ihn zu und siehe da, plötzlich enriaumcltc dieser weißen Wirrnis eine Taube und stürzte in senkrechtem Schwünge aus das ihr vertraute Kerknhaus und auf ihn zu. Aber ehe er noch vor Entsetzen zitternd den Liebling Marias mit reinem Kosenamen anzurufen vermocht:, hatte ihn die Hand des wachenden Berfaglicre mit einem Griff gepackt, und er hielt nun mtt gespreizten Fingern und einem Höhnischen Trianvhbltck d»S flügklschlagende Tier dem Go fangenen vor die Gitterstäbe hin: „Tod und Teufel, Verrat. Verrat!" Auf seinen grellen Schrei stürzten sogleich zahlreich» Mannschaften und ein Leutnant herbei. Der Äersaglterc stand stramm, erstattete Meldung und holte auf Befehl dev Gefangenen aus dem Verließ. Man umringte ihn im Halb kreis. Dann ergriff der Offizier das zuckende Tier, entwand dem Fußring der Taube den Brief und sah den Häftling lange scharf an: „Also aus frischer Tat ertappt." Die Krieger prüften mtt drohenden Blicken unwillkürlich ihre Gewehre Wie durch ein Mirakel entwaffnet ab'.r starrten plötzlich alle zu Boden, als der Offizier das Schreiben öffnete und nun laut norlaS: „Geliebter, verzage nimmer! Meine tvene Liebe mährt ewig!" So mar mitten in der Zrit des Völkerball«- eine lichte Botin der Versühnung von der Regenbogenbrücke eines MädchentraumeS genaht und hatte sich, ohne Gefahren und Tod zu scheuen, über Firnen und Felsen von Land -« Land geschwungen, um «in bedrücktes Herz mtt weichen Flügel schlägM in die Sicherheit «ine« reichen Seelenfriedens -« wiegen. ..
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