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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.04.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270414015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927041401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927041401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-04
- Tag 1927-04-14
-
Monat
1927-04
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.04.1927
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Donner,tag. 14. April 1927 — „Dresdner Nachrichten" — Nr. 17S Seite S -er SnoeUerungsbau -es Frie-ritM-ler Arankenhauses. Seit aeranmer Zeit fesseln umsassenbr Neudaute« aut dem ßiatere» Gelände de» Frtedrlchftädter Krankehauses d>e Blicke t«k vorüberarhenden. Gowohl an der Wachsbleichstraß«. dort »o der historisch und architektonisch wertvolle Neplunbrunnen hinter hoher Mauer noch immer seinen Dornröschenschlaf hält, «l» auch t« Osten und Westen de» KrankenbauSgarten» an der vräuer. und Menagrrtestraße ragen Hohr Gerüste auf, dinter denen massige Gebäude höher und Höher emporwochsen. Da verdient zunächst im Garten des Krankenhansc» lmtt dem Eingang von der Wachsbleichstrabe au») der einfache, aber solide Nenbau. Hau» 8. eine» Srankenpavillon» «oser< Aufmerksamkeit. Schlichtheit, sparsame Bauweise aus lanae Sicht, aber Dauerhasttaketi und höchste Modernität in hygienischer und medizinischer Beziehung charakterisieren ihn. Er steht an der Stell« der bekannten alten Wellblechbaracken, die sämtlich abgerissen worden sind und dem entstehenden Ge- däudr Platz machen muhten. Enthalten wirb er in drei Ge» schollen die Räume sür rund Nb Belten nebst allen kranken» technischen Ncbengelassen. Hier sollen wohl hauptsächlich Privatkranke untergebracht werden. Cs werden Liegevcranden einaerichtet und alle neuzeitlichen Erfahrungen im Kranken» hauöbau verwertet. Die Fassaden sollen so wir in allen anderen hier entstehenden Gebäuden in einfachem Putz ausgesührt werden. Am gegenüberliegenden Ende des Terrains, an der Menageriestrabe längst -er Ostfront des HohentalplatzcS. «erde« recht» und links an die dort lieaende Ent, dinduogSstatio» «rohe Flllgclbauteu augeseftt sHanS dlf. TS sind Ziegelrohbauten, in die — eine bemerkenswerte Neuerung — wieder Sandstein eingeslochten wird, da im Bau» aewerbe das Bestreben obwaltet, der daniederltegcnden Sand» fteinindustrte aus die Beine zu helfen. In nicht allzu langer Zeit werden diese Neubauten sür den Betrieb sertiggestellt sein. Bedeutsam sind a» ihnen die Warmlustzuleitung in de« Mauern und der Abzug der verbrauchten Lust gleichfalls in Mauer schächten biS über das Dach hinaus CS wird also hier nicht einmal mehr Heizkörper in den Sälen geben, und eine stets gleichmäßige Wärme den Mauern entströmen. Die Höhe der Etagen <1.20 Meters, Einbau schallsicherer Eilenbelondecken, Dampshcizung. massive Dcckenschichtcn, moderne Fahrstühle und vieles andere werden diese umfassenden Anbauten zulam» men mit dem inneren Um. und Erneuerungvbau der schon be stehenden Entbindungsstation zu einem mustergültigen Institute dieser Art umgestalten. Neue OverationSsäle wer den eingebaut, für sachgemäste Verwertung aller technischen Errunacnschasten ist Sorge getragen. Nirgends ist dem Prunk oder LuxuS Raum gegeben. Dagegen ist man mit allen Mitteln bestrebt, bei sparsamster Bauweise alles nur Erdenk liche herauSzuholen, was den Zwecken eines neuzeitlichen Krankenhauses dienen kann. Erwähnung verdient auch am Gerüst der elektrisch betriebene Auszua für das Baumaterial aus seinen patentamtlich geschützten Karren. Die Maurer» arbeiten an diesem interessanten Flüaelanbau führt Baumeister Neumann auS: Zimmerarbeiten, Dachkonstrnktion und Ge rüstbau obliegen Baumeister Helm, während den Neubau des Hause» 8 die Firma Richter u. Retchart, Dresden, übernom» men bat. An der Bräuergasse Ist durch Umbau aus der alten Tischleret ein ncncS NöntgcnhanS entstanden, auch dieses unter dem Gesichtspunkte. Ziegelroh bau und Sandsteiiiverwcndung sinngemäß miteinander zu ver binden. Die Ausführung entspricht ganz der bei den anderen Nkubauten. Zweckmässigkeit, Ncuzcillirlikeit und sparsames Lauen gingen alle» anderen Belangen voran. Die alte lisch lerei, die hier weichen mnssie, ist als Neubau an die Menageriestraße verlegt, bedeutend vergröbert und mit modernen Maschinen versehen morden. Im Anschlüsse daran hat man auch die Wäscherei erneuert und vergröbert. Beide sind so angelegt worden, daß sic allen Anforderungen ans Jahre hinaus entsprechen könne». Die neue Wäscherei ist übrigen» bereits in Betrieb. Die Arbeiten hat hier Baumeister Neumann auSgeführt. Gleichfalls an der Menageriestrabe, zwischen Hohentalplatz und Friedrichstraste, liegt ha» Kllchcngebändc, das durch Umbau auS dem alte« üüchengcbäude entstanden ist. Da» alte Gebäude entsprach längst nicht mehr den heutigen Anforderungen, der Umbau war deshalb dringend erforderlich geworden. DaS Gebäude gewährt einen sehr schönen architektonischen Anblick, besonders ist die Wirkung der Be dachung in der Gcsamtanlage eine überraschende. Man bat auch hier die schlichte Fassade bevorzugt und eine passende Kom bination von Ziegelrohbau und Sandstein angewendct. AuS- führender mar hier die Firma Hübel und Thiel, Dresden. Go gewinnt man, von Gebäude zu Gebäude schreitend, einen sehr befriedigenden Gesamleindruck des gewaltigen Um- bau» und Erweiterungsbauwerkes, das hier die Stadt Drr». den unter Leitung de» Hochbauamtes entstehen lätzt. Eine grohe Zahl von Arbeitern und Architekten arbeitet mit Bienenfleiß an den einzelnen Abteilungen, um Ne. wa» im Interesse der sehr beschränkten Raumverhaltntsse und »um Teil veralteten Einrichtungen de» Frtedrichstädter Krankenhaus«» dringend zu wünschen ist. bald betriebsfertig herzustellen, und damit sür di« leidend, Menschheit ein den heutigen Anforbe» rungen entsprechende» Hau» de» Segen» zu schassen. Akademische Woche. Da» evangelisch» lutherische LandeSkonsistortum ver anstaltet, wie schon erwähnt, auch diesmal in der Osterwoche vom lS. bis 22. April die "Akademische Woche" mit Vorlesungen namhafter Dozenten der Leipziger und auS» wärttaer theologischer Fakultäten. Damit will e» nicht nur den wissenschaftlichen Bedürfnissen der sächsischen Psarrerschaft bienen, sondern vor allem auch gebildete Laten mit den neueste» Ergebnissen der theologischen Forschung bekannt machen. Go wird dicSmal Professor v. AeliS, Leipzig, aus Grund eigener umfangreicher Studien in Nom. über: „Neue Funde im altchrtstltchen Rom" berichten, vor allem ist e» die weitverzweigte unterirdische Welt der Katakomben, der altchrtstltchen Gottesdienst- und Begräbnis» stälten. die dem geschulten Blick des Archäologe» bedeutsame Einblicke in das Leben der ersten Ehrtstenheit im 2. und 8. Jahrhundert eröffnet „nd die alten biblischen und kirchlichen Ueberlicferungen oft überraschend bestätigt haben. „AuS den römischen Katakomben" ist deshalb auch -aS Thema eines öffentlichen BvrtrageS, den Prof. II. NcheliS gleichfalls im Rahmen der Akademischen Woche am lv. Avril im Etmnaelischcn Vcrcinshaus halten wird. Prof. v. Hemprl. Greifswald, der Sohn des Geheimen KonsistortalratS I). Hempel. wird über die reit» givsen Probleme des Hiobbuchcs sprechen. Hier bietet sich Gelegenheit, eine wisscnseliastlich sachliche Würdigung eines Teile» de« heute io Heist umstrittene» Alten Testaments zu hören. Austerdem wird das im Hiobbuch enthaltene religionS- philosophische Problem der Schicksalsfrage und Vergeltung», lehre eine eingehende Behandlung erfahren. Den zweiten öffentlichen Vortrag der Akademischen Woche am Donnerstag, dem 21. April, wird Prof. I>. Hempel über „Palästina und Griechenland" halten. Das Thema verspricht eine interessante Gegenüberstellung der israelitischen und hellenische» Kulturmelt. die beide entscheidenden Etnslust auf unsere abendländische Kultur gehabt haben. „Die Eschatologie des Paulus" hetstt die Vor lesung von Professor I). O e p k e, Leipzig. Unter diesem Namen wird sie sich mit den Auslagen des VölkerapostclS z» den Fragen des Lebens nach dem Tode, des Weltunterganges »nd des ewigen Gottesrciches z» befallen haben, Fragen, die heute wieder durch die glühenden dies- und ienseitig.'n Zttknnstscrwnrtungen in weiten Volkskreisen, durch die WelteiSthcorie und ähnliche Erscheinungen im Vordergrund de» Interesse? stehen dürften. Der neue Professor für Dog matik an der LandeSiintversität D. Stephan wird die Ent- wtckluna der lnstematischen Theologie im letzten Jahrzehnt zu- Darstellung bringen Hier haben sich unter dem Einflnst des allgemeinen Umschwunges der GeisieSlage nach dem Welt kriege tiefgreifende Umwälzungen vollzogen. Sie knüpfen sich vor allem an die Namen der Schm--i,er reformierten Theo logen Barth. Brunner und dcS Thüringers Friedrich Go- gartcn und an die Ansetuai'dcrsctznng andersgerichteter Theologen mit ihren Gedankengängen. Bei der überragenden Bedeutung der Dogmatik für Kanzel und Katheder dürsten diese Darlegungen gllgcmelne Teilnahme beanspruchen. Auch Landcsbtschof I). IhmclS, der auch den Erösfnungsgottcs- dff-nst ln der Dvmkirche »nd die Tchlnsisctcr übernommen hat. wird sich nn den Vorlesungen betrilsgen und dcis viel an- gefochtene Bekenntnis der Kirche zu dem dreietnlgen Gott in seiner bleibenden Bedeutung für das Glanbcnslcbcn des Christen würdigen. Für die Zeiten der Vorlesungen nnd Borträge wird auf die /demnächst erscheinendes Anzeige im Anzeigenteil dieses Blattes und ans die Plakate an den Anschlagsäulen verwiesen. Sonstige Auskunft erteilt daS Ev.-iuth. LandeSkvnsistorium, Taschenberg L. — Ornithologentagmig. Vom 0—1t. April hielt der Der» et nsächsischerOrnith »logen in Döbeln seine Früh- sahrstagung ab, an der eine große Zahl Damen und Herren a»S ganz Sachsen nnd Thüringen tcilnahmen. Von der Stadt wurde den Gästen eine Festschrift liber: „Wanderungen dnrch Döbeln und Umgegend am zweiten Döbelner Heimatfest EI" überreicht, und der Verein sür Naturfreunde mit Sektion Vogelschutz widmete dem Sächsischen Ornitholngenverein das erste Heft „Die Vogelarten der Bezirke der Städte Döbeln, Waldhetm und Rostwcin". In der Eröffnungssitzung am Sonnabend sprach nach Erledigung des gcschäst licken Teiles Tr. Z » mpe, Munzig, über „Neiscetndrückc nnd Zoologisches aus Finnland". Am Sonntagmorgen wurde eine Exkursion nach Westeivitz und Klosterknch unternommen. Am Nachmittag fand die wissenschastlichc Sitzung statt, in der zuerst Kand. sur. Wolsgang Schneider, Licbcrtwolkivitz, über „Ergebnisse bet Starenberingungen" sprach. Bon 800 beringten Staren seien 7 Prozent znrückgemeldct morden. Die entferntesten Orte, von denen Meldungen eingingcn, liegen ln Süd- und Nordspanten. Weiter referierten Dr. M, Handmann- Dübeln über seine Reise nach den Kanarischen Inseln und Richard Heyder-Oederan über den schwarzkehltgen Wiesen schmätzer. Am Montag besuchte «ln Dell der Tagungsteil nehmer den Horstfe« und den Langeurodaer Teich bel WermS- darf zu BeobachtungSzwecken. — Der ,»r»«lt,e »»«»„ ». «. Hvsb,I«,sik»lrekt»r Ioha», Stramß begeht am »wellen Osterkeiertag l»ln 7». Dresdner Dirlgenten-Jubiläu«. Er brlnal mit de« Philharmoniker» eln auSgewählle» Programm, brtttelt: „Ein Vfteriaa bel Johann Straub!" Da» Konzert beginnt um 7X Uhr t« Gewerbehau». Un mittelbar anschließend, vom Sl, bl» W. April, llt Johann Straub nach London verpflichtet. Sr dirigier« dort dret Konzrrtr tn der Albert Hall mit einrm au» 7k Künstlern bestebcnden Orchester. Diel« Kon zert« sin» al» Huldigung lür den Wiener Walzer gedacht. Kür Herbst ist Johann Strauß nach Amerika elnaeladen. — Unter da» An«, gerate«. Am Mittwochnachmltdag kurz nach 8 Uhr aerlet am Sachlenplatz, Eingang Sachsenallee, ein Radfahrer unler ein Automobil, Er kam mlt bem Schreiten davon. Ta» Rad wurde icboch schwer beschädigt. St« FUm des rnirog». Zu einer Filmvorführung von besonderer Art hatten für Dienstag abend die Dresdner Ftlmwerkstätten von Bruno Wiehr lPrager Straße 80> einen kleinen Kreis von Film- sachverständigen und Pressevertretern eingeladen. Der von den Gebrüdern Meister aus Dresdner Straßen und Plätzen ausgenommcne neue Film verzichtete von vornherein auf ein« zusammenhängende Handlung, sondern wollte nur alS eine „filmische Plauderet" oder als ein „Gang durch Alltäglichkeiten" gewertet sein. Allerdings schwebt den Herstellern auch noch etne höhere Absicht vor: sie wollen reine, natürliche Menschlichkeit im Wandelbild etnsangen, wollen den Menschen zeigen, wie er sich gibt ohne tede Pose, ohne jed« schauspielerische Absicht, ohne überhaupt eine Ahnung davon zu haben, daß er abkonterfeii wird. Man soll beim Beschauen dieses Films deS Alltagsmenschen wahres Sein und Wese» sein absichtsloses Sichgebcn und Bewegen erleben. Daß auf diese Weise nicht bloß manches unfreiwillig Komische zutag« gefördert, sondern auch Gelegenheit geboten wird zu ernsten Seelenstubtcn, liegt auf der Hand. Besonders fesselnd und lehrreich war in diesem Sinne der wohlgclnngcne Film streifen, der die ziemlich lange Wanderung eines notorisch Schwachsinnigen durch die Straßen Dresdens im Bilde fest- gehalten halt«. Ferner begleitete man — dank der Knrbel- kamera — einem Krüppel mit Stelzfuß und Krücke ein gut Stück seines W-cgS: folgte einem sichtlich tiefbewegtem Leid tragenden, der von der Beerdigung eines seiner Lieben zurück» kam und offenbar noch einmal überdachte, was ihm der Tob geraubt,- beobachtete aber auch viel harmlosere Alltags vorgänge, wie daS Hantieren eines Straßenkehrers, eine» Bricfboten, der tn seiner Tasche hcrumkramt, einer Hökerim die ihre Ware an den Mann bringt, eines Arbeiters, der nach Feierabend die Fabrik verläßt, einiger lustiger Zecher, die beim Skarspicl sitzen oder politisch „kannegießern", oder auch daS Treiben der verschiedensten Siraßenpassantcn, die sorg los dahinschlendern, die Auslagen der Geschäfte beaugen- schclnlgen usw. Belustigend war auch ble lofsenbar „hinter rücks" ausgcfUhrtcl Aufnahme der Fahrgäste tn einem Straßenbahnwagen, ferner eine andere von spielenden Kin dern. von Menschen im Gedränge und dergleichen mehr. Wenn unsere Kinos sicherlich auch nicht zwei Stunden lang mit derartigen „Filmplaudereicn" oder „Alltagsszenen" ihre Besucher werden unterhalten können, so unterliegt eS doch kaum einem Zweifel, baß die „Nebenprogramme" der Licht spielhäuser durch solche dem täglichen Leben abgelauschte Filme eine n«uc Belebung erfahren können, zumal dann, wenn die Btldszcncn In einer allgemein vertrauten Umgebung ausgenommen worden sind. „Greift nur hinein ins volle Menschenleben . . Jubel und seine Ehefrau gcb. Schönln, die in einer Wjä^rtgen vergnügten Ehe — jedoch ohne LetbeSerben — Aber die Zeit ist laut. Sie drängt an den Toten vor- bel So auch aus dem Friedhof der Kirche Wang lm Riesen- gcbtrge. Dle Bergwälder stehen träumerisch darüber, und die große schlesische Ebene grüßt still heraus. Die Menge gedenkt nur flüchtig der Schlafenden. Irgend etwas Bezeichnendes weiß wohl jeder Friedbof. kr redet Geschichte. Er ist da« große Ahnenbuch der Ge meinde. Er zeigt vielleicht tn einem sein gearbeiteten und gegliederten Kreuz eln Stück gute alte Handwerkskunst oder sonst eln« denkwürdtge Stätte. So liegt am Eingang der freundlichen Stabt -Hoyers werda hinter hoher Mauer ein Friedhof, der wilde Schön- hei« hat. Kaum etne bunte Blume blüht dort. Alles ist grün, und selbst dle braunen Baumstämme werden um- wuchert vom Efeu, der hoch tn das Geäst wächst. Verrostete Kreuze und zerbrochene Grabsteine machen de» Eindruck »och düsterer und schwerer. Aus nassen Gräsern und tropfenden Blättern kommt etne traurige Melvdte. Plötzlich wird der Blick durch ein schwarzes Holzkreuz gebannt. Die getünchte Inschrift lautet: Hier ruhet tu Gott Friedrich August von Sachsen gen. Lehmann. Groß ward ich geboren, Acrmlich wurde ich erzogen, Mühsal war mein ganzes Leven, Ich ward verfolgt auf allen Wegen. Ein Regenschauer durchpcitscht die grüne Wildnis. Die Stunde hat nachdenklich gemacht. Zu einer wahren Gartenstadt ist der Friedhof von OhlS- dorf bei Hamburg geworden. Große breite Fahrstraßen, ver- bunden durch schöne Seitenwege, führen zu zwölf Kapellen. In fünf Stunden etwa kann man da» gewaltige Gebiet umschretten, und die Hamburger ergehen sich hier zu Taiisenden, wie tn einem Park. Natürlich gibt es in einem Friedhof solcher Ausmaß« bedeutsame Stätten und Steine. Da sicht rechts vom Haupt- etngang das Revolutivnsdenkmal über etwa fünfzig Gräbern derer, die tn jenen Jahren, da eine Verwirrung der Gefühle und Begriffe deutsche Menschen gegeneinander trieb, fielen. Fünfzig Gräber! Darinnen meist blutjunge Leute. Der jüngste Gefallene 1903 geboren! Im Weitergehen über kleine Flüsse, an Teichen vorbei, kommt man zu einem Platz, an dem Hunderte verschiedener Nosensorten blühen, und den parkähnllchen Eindruck ver stärkt die Verwendung von Findlingen, die wuchtige und würdige Grabmäler ergeben. Der Ehrcnsriedhvf der Ge fallenen ist vom zarten Dust nnd Glanz Heller Kletterrosen eingesponncn, und in ihre sichtbar liebende Gebärde schließen auch wir unsere stille Dankbarkeit ein. Noch ein seltsames Denkmal hält un» auf. Verwelkte Kränze und verwaschene Schleifen lehnen an dem Stein. Die Inschrift aber verkündet: „Dnrch Zusammenstoß der .Hansa' mit bem .PrtmuS' fanden in der Nacht vom 20. aus den 21. Jult 1002 auf der Elbe bet Ntenstetten Mitglieder und Freunde der .Liedertafel Treue von 1887 zu Etlbeck' Ihren Tod t» den Fluten." Ein Regen- und Nebeltag war es ge wesen, der diese Menschen zu fröhlicher Fahrt vereinte. In den Kajüten hielten sie sich aus, als die Katastrophe geschah, und konnten so nicht gerettet werden. Ergreifend bleibt darum auch die plattdeutsche Inschrift: „Biet Unglück an de Waterkant. Da gev dat ntch mehr Nam u» Stand. Een Nob, een Doob, een Grav, een Leev, Ganz Hamborg stun tosam un gcev." Eine Not, ein Tod, ein Grabl So sinnend geht man dahin und mag stundenlang hin- und hergehen in diesem grüßten deutschen, der wohl auch der größte Friedhof der Welt ist. Hart dabei wogt und rauscht daS große Leben der herrlich schönen Stadt Hamburg: hier aber ist trostsame Ruhe, der erlösend stimmende Frieden einer bessere» Welt. Es ist ein rechter Garten Gotte». Stndrtngltch ist seine Predigt von der Gewalt deS Todes nnd von der Ohnmacht der Menschen, wenn sie vor Gott stehen: aber gütig bleibt auch sein Zu« ^rnch, daß über der Erde mit ihrem Haffen uns Härmen, Neiden und Streiten doch ein Himmel der Versöhnung steht, an dessen Tor geschrieben ist: Der Friede sei mit euch! Darum ist eS notwendig, baß wir bet unseren Wander fahrten jene stillen Gärten nickt meiden, dt« abseits oder an den Straßen liegen: denn solche Gänge geben der be kümmerten Seele ihr Gleichgewicht zurück, geben uns innere Erhabenheit, bannen die Furcht vor Menschen und ihrem Werk und machen ehrfürchtig und demütig vor Gott. In diesem Sinne erhalten LenauS schöne Worte „Mitten in dem Maienglück lag eln Kirchhof innen" besondere Be- dcutung, und eS schadet wohl nichts, wenn auch wir, Wanderer im Leben, einmal zu ernstem Ginnen gerufen werben: denn nnsere Zeit hat viel vvn jenen beiden ver- lernt: Ehrfurcht und Demut! Bücher und Zeitschriften. V Neuerscheinung«» Pp» ReclamS Universal - Bibliothek: Richard Waaner: Nceihoven. Wagner« „Beethoven" war eine Festschrift zur Feier der bunderlsicn Wiederkehr von Beethoven» Geburtstag llO. Dezember 187W. Sie ist keine geschichtliche Dar stellung. sondern eine kongeniale Elnsitblung ln den Geist de» groben Meister». — Dbeophrast: Charaktere. A»r dem Griechischen übertragen und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Dr. Earl Hoffmann. — Earl Albrecht Bernoulll: Tristan» Ehe. Ein amerikanische» Drama in fünf Auszügen — Alexander Duma« d. I.: DleKamellendame. Roman. AuS dem Französischen übersetzt von Han» Dvrlam. X Deutschlands Erneuerung. In bem soeben erschienenen Aprlk- hest dieser bekannte» Monatsschrift lI. F. Lehmann» Verlag, München! bürst» neben dem warmherzigen Bekenntnis eines alten Frontsoldaten zu unserem Heersührer Ludcndorfs. der am ü. April seinen 82. Geburtstag feiert, besonders die Arbeit von Oberst von Wächter: Ein Engländer über den HukunstSkrieg in weitesten Kreisen Aussehen erregen. Ganz besondere Ausmerksamkclt verdient ferner der Aufsatz von Hauptmann E. Fleischmann über Parlamentarismus und militärischen Oberbefehl im Lichic der zwei großen Krisen de» französischen OberkommrndoS Im Weltkrieg, in dem aus den ver derblichen Etnsluß des Parlamentarismus aus Heeresleitung und einheitliche SriegSsührung an Hand der von Frankreich gegebenen Beispiele hingewiesen wird. — Au» dem weiteren Inhalt lel noch der Aufsatz von Oberst a. D. Jochim: „Beweismittel" sür die schuld der Offiziere und Alldeutschen am Zusammenbruche Deutschlands erwähnt, ferner eine Volksdeutsche Betrachtung über Luxemburg von Dr. H. K. Krey, sowie die Fortsetzung de» >m Märzhcff begonnenen Artikel» über Deutschland» versasiungrechtliche Erneuerung von Dr. «. Zantbter nnd der Schluß «on Siegfried Melchingrr» Aussatz „Der Kamps um da» Drama". X Wie «ein Oh» Mlulp», «nrde, von DImm Kröger. «Verlag Georg Westermann, Braunschwelg, Berlin und Hambnrg.i In der Reihe der Melsternovellen Tlmm Kröger» erscheint soeben ein ncncr Band, der dir vier Novellen „Wie mein Ohm Minister wurde", „Ter Psahl". „Griffs" und „Im Nebel" umschließt. In den beiden ersten Novellen wird von Sharaktcren erzähl», wie sie un» In großstädtischer Treibhausluft kaum mehr entgegrntreten: e» Nnd echte norddeulschc vauerngestaltc» von eigenem Wuchs. Menschen Krögerlcher Art. In beiden ErzShlungen splelt die Kunst de« Geschlchlenerzäblen». dir für diese primitloen Bauerngestalten etwa» Aebnllche» bedeutet, wie für den «llnstter seln Schaffen, »Ine wichtige Rolle und hier offen» bar« sich wle tief Kröger» dichterische Begabung tu> Volkstum wurzelt. X Ei» schlechte» Mensch, von Timm KrSger. lM. - Verlag Georg Westermann. vraunschwelg, Berlin und Hambnrg.i Unter diesem Tltel sind wiederum vier Erzählungen Timm Kröger» ver einig«, welche dl« Bezeichnung „Melsternovellen". unter der eine Reihe von ähnlichen Bändchen erschein», wohl verdienen. X Prinz Enge« von S«uo,en. von AltonS v. Eztbulka. Mlt 8 Llnschaiitafeln und 89 Abbildungen tm Text. (Union, Deutsch« verlagSanstal«, Stuttgart, Berlin und Leipzig.)
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