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Dresdner Nachrichten : 04.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187408044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-04
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.08.1874
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Pc>- ionill inieriecn wir mir ne-!«» Prömimerandn» Zniiiunn durch ivrieic mnrkcii oder Voltcinzali. lun^. u Silbe» lvften I>, Agr. Lnieroit iür die Moni.,,,-» Nummer »der nach einem J-'Mag- die Zeile 2 Ngr. «r. SIS. Reunzeh«ter Jahr,»»,. Nr Lv»« » »>e»rt,«n»n. DreSve», Tienstaz, 4. August 1874. Politischer. Mit aller Macht eilen die wenigen, annoch versammelten Par lamente ihrem Schlüsse entgegen. Der ungarische Reichstag hält nur noch wenige, formalen Dingen gewidmete Sitzungen, nachdem er die Erklärung des Pkvsidenten des Unterhauses: nunmehr sei die Berathung des Wahlgesetzes zu Ende — mit minutenlangen Eljens begrüßt hatte. Dm Berathungen des englischen Parlaments hat der Premier Disraeli alle Gegenstände entzogen, die mit Verzöger ungen drohten; nur die Annexion der Fidschi-Inseln soll noch einige Debatten verursachen. Auch die Nationalversammlung Frankreichs seufzt nach Ferien. Einige heftige Auftritte, wie die, daß der Re publikaner Bristol dem alten Changarnier zuruft: sein Latein sei nicht zu verstehen; ferner die Angriffe der Bonapartisten auf die Republik und derartige Kraftstückc täuschen Niemanden mehr über die Altersschwäche der Nationalversammlung. Sie geht in die Ferien, ohne eine Verfassung vereinbart zu haben und sie wird aber mals aus den Ferien zusamwentreten, ohne die Kraft zu besitzen, eine Constitution zu entwerfen. Inzwischen schickt sich die franzö sische Regierung an, wenigstms den Schein zu retten, als begünstige sie nicht die Carlistcn. Die,Gemahlin des Don Carlos soll aus Pari, der Hauptstadt der niederen Pyrenäen entfernt und ihr ein von der Grenze entfernterer Aufenthaltsort angewiesen werden. Man spricht auch von französischen Truppenzusammenziehungcn an der spanischen Grenze. Hätte Frankreich dies und Anderes früher gc- than, niemals wäre der Carlismus zu seiner jetzigen Kraft empor gewachsen. Mit Bedauern müssen wir mittheilen, daß unsere Freude: in Wim sei eine Freimaurerloge gegründet worden, eitel war. Der Teufel trau' noch einem Ofsiciellen! Ein Wiener Officieller lügt diese Nachricht frech in alle Welt hinein, bis ein noch ofsieiellerer ihn feierlich Lügen straft. Es ist um so unbegreiflicher, daß die cislci- thanische Negierung die Gründung von Maurerlogen nicht duldet, als jenseits der Leitha die ungarische Regierung den Brüdern mit Hammer und Kelle nicht den mindesten Widerstand entgegensetzt. In Oedenburg und Preßburg blühen maurerischc Bauhütten. Also die Magyaren, Serben, Walachen, Kroaten, und Slovaken dürfen sich am Bau des Tempels der Humanität und Wahrheit zusammen- findm — den intelligenteren Deutschen aber wird es verwehrt, eiuor Brüderschaft beizutrcten, welcher in Deutschland Kaiser Wilhelm und der deutsche Kronprinz, in Schweden König und Kronprinz, m wie das Weihwasser; die Commune vertritt die Stelle des jüngsten s Stellen fast zur Qual und mehr wie zehn Leute sahen wir inmrhalk ki>S pfmiVsln, ist snrrpstt'i' kr',,?,, kiH ^ Gerichts. Wenn die Ohnmacht des Staates erwiesen ist, dann triumphirt die Religion. Als Preis der Allianz mit dem Staate wird dann derUltramontanisnnls seineVerbllndeten, die Sozialisten, .an'S Messer liefern. Man wird ein Tedeum anstimmen, wenn die Commune zu Boden geworfen ist und während man dieCommunards niederschießt, wird das gläubige Volk, dessen soziale Lage in keiner Weise verbessert wurde, nach gebenedeitmGnadcnörtern wallfahrten, um dort Danlsiste zu feiern. Es bildet sich somit leicht ein Zusammenhang zwischen dm Interessen beider Parteien; die ultramontane Kutte hängt sich be quem neben die rothe Fahne — da beide Parteien dieAbsicht haben, eine Zeit lang neben einander zu marschiren, um den modernen Staat zu zerquetschen und dann über einander herzufallen. Doch', eS ist dafür gesorgt, daß die Commune nicht in den Himmel wachse. Wir denken viel zu gut von unfern Arbeitern, als daß sie nicht zuletzt innc werden, wie man sie für kulturfeindliche Zwecke mißbrauchen will ; und die Mehrheit der Katholiken wird zuletzt doch stutzen, wenn die Priester die Eigenthumssrage berühren. Giebt cs doch' e i n Gebiet, wo sich die ehrlichen Politiker aller Parteien zusammensinden können: im redlichen, selbstlosen Dienste der Freiheit. Localts und Sächsischst. — Wie das „Dr. Journ." meldet, ist am 1. August der Herr Staatsmiuister v. Nostitz-Wallwitz von seinem Urlaub wieder hier eingetroffen. Derselbe hat nebm der Leitung der Geschäfte des Mi nisteriums des Innern während der Abwesenheit Sr. Excellenz des Herrn StaatSministers Freiherr» v. Friesen zugleich die Leitung der Geschäfte des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten übernommen. — Se. Exc. der KriegSminister General von Fabricq.istGon seiner Krankheit vollständig genesen und hat der am Sonntag ver suchte erste Ausgang den günstigsten Erfolg gehabt. — Dem Buchhändler, Königl. Baierschm Konsul Einhorn zu Leipzig ist das Ritterkreuz vom Albrechtsorden verliehen worden. — In der „Spenerschm Zeitung", dem bekannten Blatte, das jüngst erst wegen seiner Verdächtigung des bairischen Richterstandcs vom Fürsten Bismarck ko energischen Tadzs erfuhr, begegnen wir einer Korrespondenz aus Leipzig, die behauptet, daß es »ne unum stößliche Thatsache sei, daß her größere Theil der übchatzUjcchlreichen Sscialdeinokratm unter den Leipziger Studenten g ' rußen England der Prinz von Wales und seine jüngeren Brüder angr» seien. Bon unserem Blatte «ari^r Kurzemhervörgthob« Wochen, hören! Rußland und Cisleithanicn sind die einzigen Länder Eu ropas, in denen der Maurerbund als antimsnarchisch und staats gefährlich gilt. Was nimmermehr einemder sporenklirrenden, schnurrbartwich senden Magyaren gelungen wäre, den serbischen Kirchenconflict zu beendigen und die National-Serben annähernd zu beruhigen, das hat die freundliche, stille, geschmeidige Art eines Deutschen fertig gebracht, eines Herrn v. Hüber, der als königlich-ungarischer Eom- iniffar dem Kirchencongreß der Serben in Karlowitz beiwohnte. Es gelang ihm, die serbischen Heißsporne zu beschwichtigen und den Kongreß zu bewegen, einen Nichtserben zrun obersten Patriarchen zu erwählen, den Metropoliten von Hermannstadt, Jvacskovics, den die Ungarn nun jedenfalls bestätigen werden. Möchten die Ungarn doch den Deutschen gegenüber ebenso versöhnlich auftretcn, als sie es dm Serben aemmüber thun!' Die katholischen Vtteike Berlins haben sich,'nachdem sie suS- pendirt waren, unter neuer piw diesmal ehrlicher Firma eines politischen Vereins dev"Centruinspartei ncubegründct. Wir würden nicht lange hei dieser Thatsache verweilen, wenn nicht der Sozial demokrat Hasselmann das ultramontane Programm vollständig unterschrieben hätte. Hier haben wir das Zusammengehen der Ultramochtanen und Sozialdemokraten. Zwar protestiren die letzteren stets und energisch, gegen diese Allianz, aber oie Welt hat es längst »erlernt, in dem Bunde zwischen Sozialisten und Ultramentancn ÄwaS Außerordentliches ru schen. Allerdings konstruirt sich der echte Sozialist die Gesellschaft ohne Gott, verwirft das Jenseits und die Unsterblichkeit der Seele, sucht all« Glückseligkeit hier und ver schmäht alle Priester.- Allerdings begeistert sich d« Jcsuitisinus nicht für die Gleichheit der Gesellschaftsklassen und es ist Heuchelei, wenn in katholischen ProgrL,innen von einer Lösung der sozialen Frage gesprochen wird. Mein , trotz der Verschiedenheit der Ziele rst es doch die Opposition gegen Staat und Gesellschaft, wodurch cm Zusammenhang der Interesse« zwischen beiden Parteien begründet wird. Das katholisch°gsäubige Volk, vom Priester gegen den Staat gehetzt, wird dadurch auch reif zur Auflehnung gegen die bestehende soziale Ordnung 'In seiner dunkeln Phantasie vereinigt sich der Haß gegen deyReichlhum mit derLiebc zur Religion. Mit doppelter Aufmerksamkeit lauscht etz auf die Offenbarungen seiner Priester, weil diese ihm neben der Förderung seines geistigen Heils auch die Befriedigung seiner irdischen Bedürfnisse in Aussicht stellen. Die Religion wird ihm plötzlich nahe gerückt. Der Staat hat so viel an Gut-und Blutstcuern zu fordern; seine rvohlthätigen Leistungen sind nur dem Verständigeren begreiflich. Nun wird im Namen Gottes gefordert, daß man da» lästige Joch aöschüttele,. daß man Diejenigen bestrafe, welche nach volksthümlicher Vorstellung im Ueberfluffe vom Schweiße der Armen leben. Die frommenKirchen- hymnen verwandeln sich plötzlich in sozialdemokratische Gesänge, welche die Leidenschaften entzünden und das sozialdemokratische Wort findet offene Ohren, weil der Priester für das Berstündniß gesorgt hat. Die rothe Internationale kann daher den Kampf der schwarzen Internationale gegen den Staat nur begünstige«. Die Kirche, so kalkuliren die Rothen, lockert den Boden auf; die Saat, -die werden wir, die Rothen, schon besorgen! . ' Ganz mit derselben Logik wünscht der IcsuitismuS die soziali stische Revolution, daivit die gcängstigte (Gesellschaft sich der Kiechc daß die socialdemokratischen Studenten Leipzigs, die den Kongreß der Socialdemokraten in Coburg beglückwünscht hatten, russische Nihilisten seien. Wenn dem gegenüber die Spenersche Zeitung sagt: Nicht aus Reußen-, sondern aus Preußenlan^ sind die Socialdcmokraten, so springt die Absicht dieser neuen Lesart klar in die Augen. Schon lange ist die Müthe der LeipzjgerHochschule den Berlinern ein Dorn in den Augen, zumal da die Berliner Hochschule rückwärts geht. Kann man der Leipziger Universität dgpsit schaden, so schickt man wohl gar ein Telegramm an einen socialdemokratischen Kongreß ob, um dann daraus gegen die Universität Kapital zu schlagen.. Die sächsische Regierung wird nun indirect beschuldigt, bas Treiben der preußischen Studenten (die angeblich Spcialdemokraten sind) nicht scharf genug zu überwachen, kurz es'ist wieder etwas gefunden; um Sachsen am Zeuge zu flicken. Preußische Väter sollen sich hüten, ihre Söhne nach Leipzig zu schicken, wo sie mit der Socialdemokratie bekannt gemacht werden, auch das ist- die Absicht der Lüge der „Spcner'fchcn Ztg." Wären aber wirklich viele preußische Stu denten in Leipzig Socialdsmokraten, so wäre erst immer noch zu be- pveiscn, ob sie nicht mit diesen'Ideen bereits von preußischen Uni versitäten oder Gymnasien nach Leipzig gekommen sind. Möge da her die „Sp. Ztg." zunächst vor der eigenen Thüre kehren! — Ein schönes Beispiel von Toleranz, doppelt schön, weil gerade in unseren Tagen leider recht selten,'ergab das Bcgräbniß unseres hochverehrten Mitbürgers, Herrn Freiherrn v. Kaskel, «m Montag, den 3. August. Des Verstorbenen Gattin, eine ge borene Polin, war 1843 als Katholikin auf dem hiesigen katholischen Kirchhofe beerdigt worden. In ihrem Grabe indeß wünschte der Heimgegangene ebenfalls zu ruhen, und so erlebten mir das würdige Schauspiel, daß ein Protestant nach einfach^evangclischcm Ritus auf einem katholischen Friedhöfe'beigesetzt ward. Möge man protestan tischer SeitS gegebenen Falls diese acht christliche Toleranz ebenfalls bethätigen. Dem städtischen Leichenwagen, geführt von vierTraucr- marschällen, der sich unter.Glockengeläute von der WilSdrufferstraßc nach Friedrichstndt bewegte, folgten in 16 Wagen mit dem einzigen Sohne, Herrn Helix Freiherrn v. KaSkel, viele Bürger aller Kon fessionen, die Spitzen ä-r Stadt und der Kunst, unter Anderen Herr Oberhofprcdiger vr. Kvhlschütter, Herr Bürgermeister vr. Her tel, Herr Kapellmeister Krebs, Herrür Concertmeister Schubert und Laut erb ach (der Verstorbene war ein eifriger Musikfreund und selbst unter den« NameweLaffeck Compom'st) und viele Andere. Auf dem Friedhöfe empfing Herr Kammcrherr Scnfft v. Pilsach "Namens des Hofes den Trauerzug. und nach der Grabrede für den Entschlafene« sqzncte Herr I)r. Kohlschütter nach evangelischem Ri tus die Leiche ein, während der katholische Kapcllknabenchor unter Cantor Kretschmcr's Leitung, religiöse Lieder vortrug. Wie das Bcgräbniß Zeugnis, ablcgte für religiöse Toleranz, so auch von vieler Liebe und Hochachtung der Bevölkerung, mnerhalbederer die Armen uud Bedrängten einen sicheren, helfenden Freund an dem Verstor benen verloren haben. — Wenn wir gestern der schönen Lage der neuen Vogelwiese, ihrer weiten Ausdehnung und der Reichhaltigkeit ihrer vcrschiedent- lichcn Etablissements gedachten, so wellen wir cknen'Uebclstand, auf dessen Beseitigung man am Ämnäbcnd Abend inlii Sonntag Mor gen nach hoffen konnte, heute denn doch auch erwähnen. In den kürzester Zeit, denen diese Steine des Anstoßes die Balance geraubt Vergebens zerbricht man sich den Kopf darüber, warum diese Steine nicht weggeschqfft worden. (5s wäre dies doch so leicht zu bewerk stelligen gewesen, wenn man etwa ein Dutzend Arbeiter am Sonntag Morgen mit Rechen versehen in den Reihen umhergeschickt hätte: diese würden sehr leicht und bald ganze Pyramiden von Steinen zusammengcbracht und solche dann irgend wohin haben befördern können, wo sie mehr am Platze waren, als auf einer Festwiese , denn daß sie da einen Nutzen haben sollten, wird wohl Niemand zu behaupten versuchen. Aber nicht allein die Steine, auch der Staub war.Sonntag Nachmittag höchst lästig. Er schwebte Wolken gleich über den Zeltdächern, und wenn man aus den Reihen Hinairs nach den Bergen sah, war cs, als ob man durch einen graubraunen Schleier blickte. Wenn man nun erwägt, daß der Staub in dersel ben Menge, in welcher er sich auf den Kleidern der Leute abgelegt hatte, auch in dieLungen dringt, so kommt man wohl zu dem Schluß, Haß dieses Uebel nicht nur lästig, sondern auch gefährlich ist und daß man von der vcrehrlichcn Bogenschützenacsellschast dringenv ver langen kann, sorgsame und unausgesetzte Sprengungen vornehmen zu lasten. Am Sonntag Nachmittag war der Boden so trocken, daß bei jedem Tritt der Staub nur so auswirbclte. Unter so mißlichen Verhältnissen ist' das Volksfest nur „schöner Begriff", aber eine Wirklichkeit, die nur der zu genießen im Stande ist, dessen Gaumen auch dem dicksten Staub noch „Geschmack" abgcwinnen kann. Hoffen wir, daß es in den folgenden Tagen besser wird. Der Verkehr anr Sonntag Nachmittag war aber ein eminenter uud schwierig war es, in einem der rcuommirten Zelte einen Platz und ein Glas Bier zu erlangen. Die Menge der Menschen, die sich während des Sonntags auf'der Wiese befunden, kann man ungefähr ermessen, wenn mau hört, daß mittelst der,Dampfschiffe zwischen Dresden und der Vogel wiese über 25,000 Personen hm und her befördert wurden, und daß, nach einer uns frenndlichst zugestellten Notiz, während der beiden Nachmsttagsstundcn von 3—5 Uhr durch die Mathildenstraße allein nach der Wiese 352 Droschken, 55 Zweispänner, 67 Oumi- buffe, 24 Pferdebahnwagen uno 13 Spreng- und Bicrwagen ge fahren sind. — Aus der Schaubudenreihe, die diesmal zwar Buden genug auswcist, ist — abgesehen von der an sich interessanten Er scheinung echter Lappländer — nichts Besonderes hcrvor- zuheben. Wunderlich-aber berührt es, in dem wüsten und frivole» Getreide, in dem wirklichen Heidenlärm auf eine Bude zu stoßen, in welcher hie Leidensgeschichte Christi als Passionsspiel gezeigt wird und aus welcher die schwermüthigxn Klänge verschiedener Choräle heraustönen. Was soll Christi Leidensgeschichte neben einer Collec tion so und so viel hundertpfündiger dicker Damen? g. „Was soll das Heuer für eine Kartoffelernte werden!"— ruft wohl jetzt der Landmann betrübt aus, und wahrlich, eine un günstigere Aussicht haben wir noch kein Jahr vorher gehabt. Mie Zeit, in welcher die Kartoffeln ansctzen, ist ziemlich vorüber; soll ein guter, zahlreicher Ansatz stattsinden, so muß der Erdboden etwas Feuchtigkeit haben. Wo soll aber dieses Jahr die Feuchtigkeit Her kommen? Wenn nicht in den nächsten Tagen der Himmel selbst ein betrübtes Gesicht dazu macht und recht viel Thränen auf die Erde fallen läßt, so steht cS traurig um die diesjährige Kartoffelernte. — Eine komische Rempelei ereignete sich auf der Vogelwiese Sonnabend Abends. Ein anständig gekleideter Mann ward von einer Compagnie Spaßvögeln mit der Behauptung verfolgt: es sei Kullmann. „Halt' ihn auf",.„haut ihn", „macht ihn kalt", „das ist der Kullmann^der hat auf Bismarck geschossen" u. s. w. erschollen die Rufe nutz alsbald waren Hunderte Menschen versammelt. Der 'Beschuldigte war unendlich erschrocken und erstaunt, schien auch kaum vom Attentat ctivas zu wissen (er soll aus Pirna gebürtig sein) und er versicherte fortwährend:'„Meine Herr'n (!), ich heiße gar nich Kulmann, Sie verkennen mich." Der etwas grobe Scherz endete mit einem Friedenstraktat in einem Bierzelt, zu welchem der Atten täter seine Verfolger einlud. — In der Prager Straße soll cs vorgestern mehrfach vorge kommen sein, daß der Pferdebahn-Omnibus mit Passagieren so über laden gewesen ist, daß ihn die Pferde an der Steigung beim Vic toriahotel nicht haben iveiterbringen können. — In der Pillnitzer Straße carambolirte eine Droschke mit einem Pferdebahnwagen, und zwar so, daß ein Pferd des Letzteren'mit einem Fuße zwischen die Speichen des einen Dwschkenradcs gericth. Man mußte das Rad vom Wagen losmachen, um das Pferd aup seiner peinlichen Lage zu. befreien. Merkwürdiger Weise war dasselbe ohne Schaden davon gekommen. — In der gestrigen Nacht verunglückte ein an der Leipziger Bahn angestelltcr Obcrwagenrücker dadurch, daß er bei dem Wagen- rangiren zwischen 5ic Geleise getreten war und vei dem Zusammen stoß der Wagen nicht rechtzeitig herausspringcn konnte, weil er sich mit dein einen Stiefel zwischen den Schienen festgctreten hatte. Der Verunglückte hat bedeutende Verletzungen am rechten Fuße, sowie im Untcrleibe erlitten und wurde deshalb alsbald mittelst Lnechtt rb nach der Digkouissenanstalt geschafft. — Am Sonntag fuhr aus der Ncucgasse auf die Pillnitzer Straße eine Droschke quer in den Pserdcbahnwagen, trotz Pttifen und Bahnwärter. Die dort stationirtc Polizei nahm den feurigen Rosselcnkcr sofort in Empfang; Unglück geschah nicht. — Aus einem Bcamtenlocale des Leipziger Br.hnhoss ist in der Nacht rom Sonnabend zum Sonntag mittelst 'Au! ; . .ngri s eines Tischkastens eine Geldsumme von 400 Thalenr stöhlen worden. - - Als am vorigen Sonntag Naehmitiag dev Di-nev eines in der Stolpener Straße wohnhaften Herrn in eines von desten unvee Mlossenen Zimmern kam, worin er cinigc Zeit zuvor einen leichten ^ Sommeranzug seines Herrn sammt Ssicfehr zurecht gelegt hatte, säriimtlichen'Zrlt- und Budenstxaßen ist der Weg mit kleinen und! war der Anzug verschwunden und dafür lagen die Lumpen eines die Anne werfe. . Das Petroleum ist für den Glauben so gut i großen Steinen förmlich übersät, das Gehen wird an sehr vielen Bummlers im Zimmer. Ein Solcher war vcrmuthlich in das Haus
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