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Tageblatt für Uotitik, WlnIMU. HtsMrMch. MeuveM. Irmkoli»« üä. krcektmrmr X. 8. ttatlic-forant 7 I'i'«kt>r»tl'»8'tv 7. Leo«»« ^U8^«>» xvätt>x»i!<-t »aek ^ nkortisfun^' ^ »oletier Orttro n»cd Ori^inlllroictntkmxon. >76vn«v 6«!ok«ltkejtL-, ^oblirtL- IL^L- ,1. rv«.txv8,t.hNlLO. ULUs.r- kvik »670 I'nic'or-rr. 7, !''u^rik §s. l'tttnvü.-iedo.-lr. :;o. sixenor vorstollnm reo >e, MI nlsed! mit unä »kn« Li'gon, «skr ßrättiss mocksoü, kl. 3 Anrlc. Kvnixl. llotsptttllvliv Vivs^en, am Li«»r>reatlu»r. kiok. vr. .ÜiWi-8 VrjKillLl-AIormLl-livtbvLsodv ompüodltz X" -Ml. Lrsklörskt-blascklnenliestung SperiLlkanülung küneontorbeclark.^A. >7eLQ ZMsvis Hackt., !>«a^lä,It«r ItnIKNau«. .H, .. — . - ^ . , «Mrrmi«»«»»I>i»t«» t«r »ex 20 Lciibcr. VN»«»» Mi tlg l* 31. ladklillllt. 42.000 En>l. «"* »»ck'». rr»p«r-1»' W»»I, »«ränbkrt. Ocrtitilic «. zcllweise Ncbclbtldniig. /M V«F» "t -»«,vvv *>-?». ^ Sortdaucr »c« i,«rff»k«dr,. Wit,cr»ng«z»«a8dc« piabrschklnll«. Troi>dkn. IMK. Mittwoch, 20. Oktober. vkttmtwortlicher Redakteur tür Pottlislhttb vr Emil Stereo «> Dresden Cs wird jetzt bekannt, weshalb man in Bayern von Zeit zu Zeit amtliche Bekanntmachungen über den Zustand des geistes kranken Königs Otto veröffentlicht. Die eigene Mutter dcs Schem- kvnigö bat dies bewirkt. Diese schmerzensreiche Iran, die das Unglück batte, ihre zwei bochvcranlagten Söhne in unheilbare Geisteskrank heit linken zu sehen, nahm mit Kümmernis! wahr, dass trotz der gründlichste» Darlegung die albemsten Märchen über den tobten König Ludwig nicht anS den Köpfen gewisser Leute herauszubrin gen sind. Es sind nicht etwa bloS die einfältig biederen Bauern m Oberbayern, die entweder noch gar nicht an de» Tod des Königs Ludwig oder doch nicht an seine Verrücktheit glauben, sondern es gicbt auch sehr hochgestellte Personen, adelige Kavaliere und Hof damen. die entweder so thu», als glaubten sic noch nicht daran, oder die doch den Tod des Königs Ludwig und die Einsperrung dcS Königs Otto in Fürslenried als eine Palastintrigne eines hem'chiüchtigen Prinzen hinzuslellen belieben. Bei Besuchen der UnglückSsiätte am Starnberger See und in Fürslenried haben gewisse adelige Hosschranzen geradezu unglaubliche Aeußerungen gelhan. Sie sind der Königin-Mutter zu Obren gekommen, und damit nicht die Märchendichtung und Klatschsucht ähnliche Lügen gewebe um den König Otto schlingen, wie um seinen todten Bruder, veianlasite die Königin-Matter zeitweilige amllichc Geiundheitsbe- richtc. Merkwürdig aber! Diese mit ruhigem Blute gethancn, an Hochverrat!) grenzenden Acußcrungcil von Kavalieren und Hofdamen gegen den Prinzrcgcnten bleiben unbestraft: aber die Aeußerungen der bayrischen Presse, in der Aufregung der Starnberger Katastrophe geschrieben, werden als Ministerbeleidignngen verfolgt. Die Presse ist eben überall der Prügelknabe. Tie bayrischen Minister thätcn wahrlich besser, nicht solche Feinfühligkeit gegen Angriffe an den Dag zu legen. Alle Beleidigungen lausen daraus hinaus, daß die Minister in klarer Kenntmb von dem Irrsinn des Königs Ludwig ruhig sortrcgiert hätten. Nu», es gehört ein selsenvcrsctzender Glaube da;», anzunebmcn, daß die Minister Bayerns allein von der Geistes- unmachtung ihres Königs keine Ahnung gehabt hätten. Man kann sich recht wohl darüber wundern, das, sie so spät erst zur Entmündi gung des Königs schritten. Sie schnttxn bekanntlich erst dann ein. als der König nahe daran war, Stallknechte, Lakaien und ähnliche Leute zu Minister» zu niachen. Erst das drohende Ministerium Hessclichwert bildete für das Ministerium Lutz den Schlußring in der Beweiskette für den Irrsinn des Königs. In einem der vielen sitzt angestrengte» Pretzprozeffc gab der Ministerialrath v. Ziegler wissende sensationelle Zengciiaussage ab: ..Tie Minister hätten Alles gethan, um den König zu bewegen, a»s der Abaeichlossenhett herauszutrelen. Minister v. Feilitzsch habe jährlich bei der Namenssistsiier über das Sehnen des Volkes nach dem Könige bcrichwt. Dieser habe sich darüber sehr absprechend geäußert. Einmal iagte er: Sie wissen doch, baß ich diese Plcbie- reicn nicht will. Einzelne Voisiille im Jahre 1883 liehen sehr leise Zweifel an der vollständigen Geistcssähigkcit autkommen: absolut unfähig war er nicht. Eine Aktion daraufhin wäre hochgesährlich gcwcsin. Ost auch muhten die Zweifel wieder ganz schwinden." Ein Grund, jetzt im ganzen Lande Bayern durch Pretzprozeffc die Erinnerung an jene entsetzlichen Sommerwochen heranfzube- tchwöien, lag für das Ministerium Lutz wahrlich nicht vor. Es kitte ernstere Ausgaben. Man weih jetzt auS dem letzten ärztlichen Gutachten über König Otto, daß der bayrische Staat in die Lage kommen kann, vielleicht während eines McnschenallerS, wenn nicht länger, unter einem Scheinkönigsthum zu stehen. Die bayrische Staatsgewalt wird, wenn man nicht die Verfassung selbst abändcrl, für unabsehbare Zeit Beschränkungen unterworfen sein, die sie nicht abzuichüttcln vermag. Der bayrische Regent kann mit Ausnahme der Justizstcllcn kein einzigs Amt im Staate definitiv besetzen, er kann weder Krongüter veräußern, noch heiingesallcne Leben ver leihe». noch irgend ein neues Amt einsührcn, zu dem sich etwa das Bedünnih zeigt. Liese dem Staatszwcck zuwiderlanscnden Be schränkungen zu beseitigen, sollte das nächste Augenmerk der bayri schen Regierung in staatsrechtlicher Hinsicht sem; lasse sie diePreß- tündcr lause»! ES sind nicht allein politische Gefahren, welche das russische Vordringen im Osten über Europa, sein Staatensystem und die Freiheit leincr Böller herauibcschwört: auch die wirthschastlichc Lage des übrigen Europa suhlt sich bedroht, sobald der einheitliche rnisiichc Koloh neue Gebiete seinem Leibe angliedert. Die Länder der Balkanhalbinsel, einfchliehlich der Türkei, bilden den natürlichen Absatzmarkt für die gewerblichen Erzeugnisse von Mittel- und West europa. Besonders Oesterreich und Deutschland besitzen in der Dona» die gegebene Wasserstraße zum Transport ihrer überschüssigen Waaren nach iciien anfnahmc- und verbrauchssähigcn Ländern. Der Boden derselben ist eine» der fruchtbarsten der Erde, er birgt un- erichöpsliche Naturschätze. Für das Kapital und die Intelligenz Deutschlands und Oesterreichs geben die Staaten der Balkanhalb- mscl einen weilen, der höchsten Leistungen fähigen Spielraum. Das ändert sich mit einem Schlage, sowie die russische Zollgrenze mich Süden zu vorgeschoben wich. Tann erschallt bis nach Kon- slanlinvpcl das Wort, das jetzt bereits unseren Waaren an der pol nischen Grenze barsch von den russischen Zollbeamten zuacrnsen wird: „Zurück!" Soll Deutschlands Handelt Gewerbesiciß, Kapital undscine geistige Brtriebskast nicht von ihren natürlichen Betriebs sicher» in dem südöstlich»:» Europa ausgeschlossen werden, so muh Letztens vor der Umklammerung des Zarenreichs bewahrt bleiben. Rußland hat bekanntlich seit einer Reihe von Jahren seine EingangS- zöllc aus eine Höhe hinausgeschraubt, daß die Einfuhr deutscher Waaren immer mehr zurückgeyt. Ja in demselben Augenblicke, da das Zarenreich alle Ursache hatte, uns für das ihm in Bulgarien mvieiene Wohlwollen dankbar zu sein, kündigte man von Peters- buig weitere Zollerdöhungcn an. Es »vor gerade wieder die ohnehin niLi von Gesundheit strotzende deutsch« Eisenindustrie, gegen welche Rußland zu einem neuen Schlage ausholte. ES wurden Erhöhungen anaekündigh die bis zu 25 Pro». des bisherigen Zollsatzes sich ve- laufen. Schmiedbares Stabeisen, ElskndrahI.Eiiengubwaaren, Eisen platten und -Bleche. Dampfkessel und Maschinen sollten mit so maßlosen Zöllen belegt werden, daß die dcurichcn Eisenwerke nur gleich daraus verzichten müßten, noch mit Rußland Geschälte zu machen. Dieses Vorhaben war cme recht erbauliche Illustration zu unserer dicken Freundschaft mit dem Zarenreiche. Nun bat bei reiner amtlichen Bereisung Ost- und WestprcuhcnS der Staats- Minister v Bötticher gegenüber den Klagen des dortigen Hnndcls- standeS wiederholt die Aussicht günstiger Handelsbeziehungen zwilchen Deutschland und Rußland eröffnet. Diese Hoffnungen landen »i unseren Handelsketten mir wenig Glauben. Um sich nicht für die Zukunft einer allziigrohcir Enttäuschung anszuictzen, erinnerte inan sich, wie vergeblich bisher alle Bemühungen der Reichsregierung waren, Rußland zum Emhalten in den Zollerhölmiigen zu bewegen. Mchriach, zuletzt noch im Jahre 18/6. hat die Reichsregierung dem Petersburger Kabinet die Schädlichkeit des russischen Zollstistems dargclegt. Sie iahte die Wünsche bchiffs Förderung des deutsch- rusffchen Handelsverkehrs in einer Denkschritt zusammen. Rußland lehnte jedoch von vornherein den Wunsch nach Abänderung seines Zolltarifs ab und gestand nur die Einsetzung einer Kommission zu, welche lediglich die Frage der Eröffnung neuer Zollager tigungs stellen und der Vereinfachung der Zollrevision zu pnff'en Imtte. Her auSgesvruugcn ist, unseres Wissens, daraus aber Nichts, Als Deutschland die Getreide- und Hvlzzöttc einsührke. beantwortete Ruh land diese Maßregel durch Erhöhung »einer Eiienzülle. Rußland schlicht grundsätzlich mit keinem anderen Staate einen Handelsver trag ab, wenn dabei verlangt wird, daß der andere Staat Emsluh aus de» russischen Zolltarif haben soll. Der Zolltarif ist nach rus sischer Anschauung eine rein innere Sache, in die das Ausland Nichts hineinznreden hat. Früher war das anders, aber das ist lange her. In dm bezüglich der Thciliing Polens zwischen Ruß land, Oesterreich ,md Preußen am 21. April 1815 abgeschlossenen Verträgen ist die gegenseitige Verpflichtung aiisgetprochcil, „die neuen politischen Grenzen kür Hiiiderniß des Verkehrs zwischen diesen früher zusammenhängenden Landestheilcn sein zu lassen. ... den Transit nur mäßig zu belasten. . . ." n. s. w.. »nd dem ent sprechend heißt es in der zwischen Rußland und Preußen abge schlossenen Uebcreinkunst, „daß die gegenseitigen Ein- und Aus gangszölle von Waaren in de» altpolnischen Provinzen li> Proz. des Werthes an den Absendungsvrten nickt übersteigen sollten." Durch Nichtachtung dieser Bestimmungen, durch eigenmächtige Ein führung des Prohibitivsystems, zunächst mittelst Zolltarifs vom 12. März 1822, hat sich Rußland des Vertragsbruches schuldig gemacht. Preußen hat sich das früher gefallen lassen; es gab damals leinen Zollverein. Jetzt a»s diesen Vertragsbruch jnrin'zufomiiien, kann man nur dann beabsichtigen, wenn man Rußland nöringensalls mit Gewalt zu einem vernünftigeren Zollsystem zuriickbrmgeir will. Das zu empfehlen, sind aber die Verhältnisse in Europa n-ckt an- gethon. Run wird jetzt von unierrichtetstcr Seite vou Berlin aus mit anscheinend voller Berechtigung verbreitet, die deutsche Regie rung t>abc in den letzten Monaten wiederholt und der Reichskanzler bei iciner letzten Zusammenkunft mit dem russischen Minister v. Giers noch besonders die Herstellung besserer Handelsbeziehungen Eobranje einlegt. Einige Mitglieder der Regierung werden sich bereits ani Donnerstage nach Tirnoiva zum Zwecke der Vordere:- tungsarbcitcn für die Eröffnung der Sobranie begeben. Die Berliner Bö r s e erössnete ruhig. Die Kurie bröckelien ab. Von Bahnen waren Franzosen matter, denlsiye Bahnen wen:a beachtet, Banken meist schwacher, Bergwerke ziemlich matt. Svai. befestigte sich indes: die Haltung Das Hanptnüeresse der Lvcln lalion kvnrcittrirte »ich ans iiattenisihe Miitelniecr- sowi'' an Schweizer Weslbalm-Akticn. Spekulative Panlen und inländi'ch: Bahnen waren besser geiragt, dagegen blieben Franzosen angeboicn Fremde Fonds gnr behauptet, Schluß iinmiir!, Nachdora ruhig Ji» Kassaverkchr hatten Industrien de? fester Tendenz gute Umsatz. Sonst herrschte wenig Lebe». Prmalmsu'nl 3 Proz ranktvr « a. !».. m. Lctoder. Nrezil 2LM SioalSdav" Ml-/,, eon,. barden —. Galizier Ganvtcv 7.',.7,1. roroc. Nuirar. Goldrcnte m, Diskonto 2w,7It. Ntter Ruffr» —. McikicniiUl.ier —. gicuilii'.i scsi. Wien, M. Lcto'okr. gredit 0'7!i.7.'>. Liaawdavn Nti.ti». Lomda.vci, 108,2.'. Norraoestbal,» I7«M. Mardioica 0,1». tkredi« 288,7ii. Schwach. V a r « o, l!i. Oltbr. Schl»!), Nentc 82.1',. Iliilcihe IM.M. Italiener II»,>)7. Ltaaiodad» 1g2,t><». eonibarden LL8.7ö. 0o. l.Uiorit»lc» —, Svanier —. Egyvlcr —. Lttomancn —. 1tr»e 7!»Iechc 82,87,. Träne. London, 18. Lctober, Äorui. II Uiir !» Dit». t?o»!ol§ lü>M, 1878cr Uinlie» 87'/,. gkalicnee »:>'/ . Lombarde» !>> ... Kon». Tülle» >8'/». tt>l0>. suudirte iinlerikanee l:>2. aveoc. Nnaae, Goldecitc 88'/,. Lesterr. Goid- renie 91. Drcus). NoaiolS MI'/,. E.nnxcr 7ü'/,. Neue G,>i)d»ee 9t /„ Garant. GgNdtcr 97'/,. c-tin»,anbank 9-/,. Suez-'.".rtic» 82'/,. Spanier K8. — Stiin- muna: gcst. — Wettre: Nebel. Stettin, 19. Lctober, Nachm. I tlbr. lGetreidemarlg. ISetzen still, loco > !7—Ml. pr. Octbr.-Novemder 192,89, vr. Sipril-Mai 189.7,9. Nonne» matt, loco 117—121. vr. Lctobec - November !22,i>9. pr. April-Mai 121.7, '. Nübol stelze»», pr. Lctobrr-Novcmder <1.7,9. pr. Avrii-Ma, <8.99. Spiritu» man, loco r.,.79. pr. Lciobrr-Novriubkr 89.69. pr. Nove»iber-Dccbr. 87>,69, pr. Llpril- Mai 87,20. vctrolcum loco vcrileue« lltancc 1 Lroc. Tara 10.80. B r e s I a » , 19. Lctobcr, Nachm. :Gkircloc»iarkl>. Spiritus pr. 100 Lltrr 100 Droc. pr. Lctbr.-Novbr. 81.6,1. vr. 'Novdr.-Tcc. 81.70, br. April Mai 86,20. Nozzrn vr. Lctobcr I80.L0, pr. Novcmber-Dccbr. 129.00, pr. April-Mai 182.00. Nübol loco vr. Lclobkr-Noveinbrr pr. April-Mai 15,50. Zink: Ilmia» l»S. — Wetter: Kühl. AINslcrdam , 19. Octobkr. Produkten (Schluß). Weizen per Mai 212. Nozzrn prr Lctobcr 121, per März —. bezogen haben. Möchlc sich diese Anssicht bestätigen! Keukftk Tklearamwr ver..DreSvner Rackir."l>om IL. Octbr. Berlin. Die dem Bimdcsrath zugcgangcnc Spezialität des ReichSjustizamtes enthält die erste Ratensoroerung von 850,<XVMk. für den Bau des ReichsgcrichtsgcbändcS m Leipzig. — Ter „Rcichs- anzcigcr" publizirt eine kaüeriiche Verordinurg, welche dem kaiier- lichcn Kominissar der Marickalls-. Brown- und Providenccinseln das Verordnimgsrecht gut dem Gebiet der Verwaltung der Zölle und des Stenerwcicns iiberlrägk. — Gras Hochberg übernahm heute die Geichäste der Gencralmtendanz mit einer Ansprache an das gesummte Künstler- und technische Personal der Kai. Schau spiele. — Ter englische KriegSmmislei Smith ist von Dresden in Berlin cingclrosicn. — Als erste Frucht der Thätigkeit der russischen Fabrikkonimission in den Grenzbezirken meldet ein Breslauer Tele gramm der „National Ztg." die Ausweisung des Direktors Glücks- mann vom Milovicer Kohlenbergwerk. Derselbe hat niit Frau und Kindern Rußland verlassen müssen. — Die feierliche Eröffnung der neue» Hasenanlagen i» WillielmShaven findet am 13. Januar durch den Chef der Admiralität v. Eaprivi statt. — Das „Deutsche Welt- blatt" ist in Rußland verboten worden. — Ter neue Bitchoi von Limburg. Dr. Klein, wird am 4. November zu Nom in der Kirche der Anima comecrirt. Der Prälat Prof. Hetlinger in Würzburg, Ver fasser der Apologie de§ Ehristenihums, soll rm nächsten Konsisto rium den KardinalShut erhalten. Paris. Dem heutigen Ministerrathe wohnten sämmtliche Minister bei. Sarnen zog tein Demissionsgcsuch zurück, nachdem daraus hingewiesen worden, das gestrige Kammervotum berühre die Verantwortlichkeit des geianiiiiten Kabinets. Der Finanzminister zog gleichfalls sein Temissionsgesuch zurück, da die bevorstehenden Kammerverhandlnngen Gelegenheit geben dürsten, die Ansichten der Kammer gegenüber dem Miinslcnnin in bcsttmmter Weise kund zu geben. Freycinct setzte die Verhandlungen mit mehreren Majoritäts mitgliedern fort. Paris. Die französisch-türkischen Beziehungen, welche infolge der Expedition nach Tunis seit Jahren kühler Natur waren, haben sich seit dem ausgezeichneten Empfange, des französischen Admirals Marqucsac in Konslantinopcl reckt intim gestaltet. Hierdurch ist eine Annäherung der beiden Länder betreffs der egyplischen Frage veranlaßt worden. Alle Berichte stimmen darin überein, daß gegen wärtig rede Kriegsgefahr bereits überwunden »nd daß die Eventua lität einer militüriichrn Okkupation Bulgariens nicht in der Absicht Rußlands liege. Es heißt, Rußland habe sich erst dann mit voller Bestimmtheit für diese Politik der Enthaltsamkeit entschieden, nach dem cs sich überzeugt, daß eine etwaige Wiederwahl des Batten bergers bei der Mehrzahl der Mächte keine Unterstützung fände. In Sofia zeigt man sich verstimmt darüber, daß der Vertreter Englands sich aus Rücksichten aui Rußland nicht nach Tiniowa zur Eröffnung der Sobranje begeben wird. Man envartct, daß wenigstens der Vertreter Oesterreichs in Tirnoiva erscheinen wird, und erklärt, daß. wenn die Bulgaren in dieser Sache verlassen würden, dieselben an Europa verzweifeln und weiteren Widerstand gegen Rußland ausgchcn müßten. Berichte aus Paris bezeichnen als den Kandidaten für die Fürstenwahl, der die meisten Chancen habe, den Prinzen Ferdinand von Koburg-Gotha. — Hm'ch's Telc- graphenbureau meldet ans Sofia von gestern: Soeben ist der tür kische Bevollmächtigte Gadban Essendi mit einer Note der Pforte hier cingetroffen, in welcher die letztere Protest gegen die Thell- nahme ostrnmel,scher Drvutittcr an den Bcrathnngen der großen Lokales uns Sächsisches. — In Moritzbnrg langte Dienstag früh, von Großenhain kommend, Sc. Kgl. .Hoheit Prinz Friedrich August mit dem Offizierskorps des 18. .Huiarcnregimcnts an, frühstückte in HöberS Gasthvi. besuchte das Landcsgcstüi unter Führung des Herrn Obcr- slavineistcrs nick begab sicd ivdann zum Diner nach Berbisdorf, wohin der Besitzer. Herr Rittmeister Freiherr v. Spörckcn, Ein ladung erlassen hatte. — Ihren k. k. Hoheiten Erzherzog Otto und Erzherzogin Maria Josefa ward Ende vergangener Woche rm Schloß Wartholz zu Reichenau von den Bewohnern des Ortes ein solenner Huldiguiigsfackelzng dargebracht, an dein sich 450 Fackelträger be- thciligten. — Am Montag wurde im großen Natbssaale der kürzlich vou den Stadtverordneten erwählte neue unbesoldete Stadtrath Herr Rechtsanwalt Christian Schmidt feierlich verpflichtet und in sein Amt eingcwiesen. — Der bisherige Finanzzahlmeister Schnauder ist, da der ! Finanzrath und Ainanzhuuplkassen-Kaitircr Franenstein am I. Dez. d I. in den Ruhestand tritt, zum Hnupltasscii-Kässirer ernannt worden. — Dem Posünspeltor Fischer in Frankfurt a. M. ist vom l. Januar 18Ä ab eine Postiuspeklmstclic im Bezirke der taffer!. Obcrpostdirettion in Dresden übertragen worden. — An Stelle der verstorbenen Fra» Siaatsmimster Tr. v. Falkenstein ist Ihre Exccllcnz die Frau Grän» v. Vitzth u in. Gattin des Kgl. Hausi»ar>challs. als erste VorstandSdame des mit so viel Segen wirkenden Frauenvereiiis gewählt worden. — Ein getreuer Hoibcamtcr. Herr K c> m m erzähl m cistc r Hcrbach, beging dieser Tage sein öffsähriges Ticnstiuinläui» und erhielt als besondere Anerkennung noch von Sr. Kgl. .Hoheit Prinz Georg einen prachtvollen goldenen Ring mit grün und weißen Edelsteinen. — Daß der am vorigen Sonnabend im Alter von 75 Jahren zur ewigen Ruhe ciugegangenc Lchrce. Eantor und Mmikvirettor I. G. Müller nicht bloS eine in ganz Dresden, sondern auch in vielen Kreiicn, besonders in musikalischen beliebte und gc'chätzte Persönlichkeit war. das zeigte sich bei dem gestrigen Begräbnis; äni dem Annensriedhvfc; denn Tausende waren gekommen, nm ihm die letzte Ehre zu erweise», darunter Viele in höherem Lebensalter, die schon vor 40 und mehr Jahren durch seine Kunst, sein Talent und seine Opierwilligkeit erfreut und erhoben worden waren. Der milde Herbstnachmittag gestattete die Tranericier am offenen Grabe Als Leidtragende wann erschienen: Mitglieder des Raths und de, StadkvewrdnctenkollegiuiilS, Vertreter des Kirchenvvrstandes der Drcikönigskirche. des städt. Vereins, des TonkunstlervcreiitS, des Julius-Otto-Bundes, des Elbgausangerbnndes .'e. Sclbslvcrständ sich war der Orpheus", den er 4 Jahrzehnte mit Ei'cr und Selvsi lvsigkcit dirigirt hat. zahlreich und mit nmflvrtcr Fahne erschienen, und die Cantorcn und Organist-m unserer Stadt gaben ihrem Heimgegangenen Senior das Ehrengeleit» aus dem letzten Lcbcns aange Ans dein Wege znni Grabe lang der OrvhcnS einen von Müller lomponirten Choral: während der Einsegnung intonff.ke der Kirchenchor der Neustädte,: Kirche nnkcr BaiiiiocIderS Leitung einen vou Müller tonwonirtcu Grabgeiang. welchen derselbe ins Archiv des SingechorcS nicdcigelcgt und mit der Aiffsclnist: „An meinem Grabe zu singen" bezeichnet halte. Die Grabrede hielt .Herr Pastor Göhler in höchst erbaulicher und zu Herzen gehender Weise über eine Stelle aus Pialm 77: „Ich denke der alten Zen. der vorigen Jahre. Ich gedenke an die Thaten des Herrn, ja ich gedenke an Deine ewige» Wunder". Nunmehr widmete der Direktor der 2. Bürgerschule, Herr Reichlich», dem Verstorbenen, der 40 Jahr», an genannter Schule gearbeitet hat. einen warmcinptnndcncn Nach ruf. Hieraus ergriff Herr Pastor Tr. Sülze das Wort, nm im 'Namen der bei der Neustädter Kirche betheiligten K-rchenvolstände dem Enltchllstcncii ein Wort der Anerkennung iür sein durch zwei Jahrzehnte bewicicncs Wirken im GotteShantc nachziirimm Der Z l 8' L« ZU Diriaentknlcben: Len Eiier und die Iliieigeiliiiitzigkei!, inil welcher sich der Verstorbene dem Vereine gewidmet habe n»v die Energie, »nt welcher er sich dem Eindringen des vulgaren Elementes in die Kompositionen und in die Rechen der Sänger widersetzt habe. Tie erhebende Feier schloß durch daSLicd:„Ob wir uns Wiedersehen vom „Orpheus" ernpsindungsvoll vorgclragcn. Dieses Lied, von 2, L»