Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 18.09.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190009185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19000918
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19000918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-09
- Tag 1900-09-18
-
Monat
1900-09
-
Jahr
1900
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.09.1900
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dpesvrrev Nachrichten. Nr. SSV. Teile S. M» Dienstag, 18. September 1900 Feruschrelv- ,mv Aernfprech-Berichtev. 17. September. Der Krieg in China. Berlin. Das Kriegsminiftcrinm tbeilt über die Fahtt der Truppeiitransportschifse mit: „Adria" am 1«>, Seht, i» Shanahai an- aekoininen. Dilles wohl. — Aus Shanghai wird gemeldet: Der Sclretär der deutschen Gesandtschaft Legationsrath v. Belaw erklärte, das; nur der neu ernannte Gesandte Dr. Ainnim van Schwarzenstein, der sich z. Z. »vch in Shanghai anfhält, für Deutschland zu unter handeln ermächtigt sei. — Aus ganz China strömen Truppen nach Siensn, daS zur dauernde» Residenz des Kaisers ansersehen ist. — >eü>igungsznltanv. Eonnavend machte darauf Kriegsschiss „Centurivn" klar znm Gefecht und setzte sich durch Signals mit dem deutschen Geschwader in Verbindung. Es kam aber nicht zum Gefecht. — Nach Meldungen aus der Provinz Tlchili wurde ein dritter Angriff der Verbündeten auf die Lntai-Forts bei Paitaug, die ihre Stellung im Rücken bedrohte», von den Chinesen zurückgeschlagen, wobei die Russen schwere Verluste erlitte». Paotingsu soll beseht worden sein. — In Folge eines Taifuns sind das deutsche Kriegsschiff „Heia" und ein russischer Kreuzer nach Wnsung zurückgekchrt. Der Kreuzer „Schwalbe" geht nach Hankau. "London. Der Offizier, welcher die von Takn ausgehenden Transportwege überwacht, berichtet über folgenden schweren Unfall, der sich in Tunglschu ereignete: Als eine Abtheilnng Arbcitssoldaten diePulvervorrälhe vernichtete, wurden 2 Eingeborene getödtet und 1 weißer Offizier, 10 weihe und 2t eingeborene Soldaten verwundet. Berlin. Der Kaiser hat nach den lebten Wirbclstürmen in Texas an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika nachstehendes Telegramm gerichtet: „Ich möchte Eurer Excelle»; den Ausdruck Meiner tiefempfundenen Theilnalmie an dem Un glück übermitteln, das über die blühende Stadt und den Hasen von Galveston und über manch' anderen Tbcil von Texas herein- gebrochen ist. Ich traure mit Ihne» »nd dem Volke der Ver einigten Staaten über den grossen Verlust an Leben »nd Eigen- khum. den der Orkan verursachte. Ebenbürtig aber der Gröhe des Unheils ist der unbezwingbare Geist der Bürger der neuen Welt, der sich in langem Ringen gegen feindliche Naturgewaltcn siegreich bewährt hat. Ich hege aufrichtig die Hoffnung, das, Galveston zu neuem Wohlstand emporblühen werde." — Hierauf ist vom Präsidenten Mac Kinleh folgende Antwort eingegangen: „Die von Eurer Majestät der Regierung und dem Volke der Vereinigten Staaten übersandte Botschaft der Thcilnahme und Mitleids bezeugung ist höchst wohlthnend und angenehm. Im Namen des Volkes und der Regierung sowohl als der Tausende, die durch das Galvestoner Unglück unerwtzlichen Verlust und Schaden erlitten, statte ich Eurer Majestät verbindlichsten Dank ab." Berlin. Die amtliche Mittheilung von dem Ableben des Prinzen Albert von Sachsen traf auf der hiesigen Gesandtschaft bald nach 11 Uhr ein. Der derzeitige Geschäftsträger v. Stieglih übermittelte sie dem Auswärtigen Amte. Viele Diplomaten und Offiziere gaben in späterer Stunde ihre Karten ab. — Die „Nordd. AÜg. Ztg." leitet die Trauerbinde mit der Bemerkung ein: Tiefe Trauer hat sich aus das erlauchte sächsische Königshaus herabgesenkt und wird in den deutschen Landen allgemein mitempfunden. — Die „Dtsch. Tgsztg." bemerkt zu der Unglücksbotschaft: Bei dem überaus innigen Familienleben, das am Wettiner Hofe herrscht, wird der plötzliche herbe Verlust überaus tief empfunden werden. Das sächsische und das deutsche Volk nimmt an dem schweren Verlust herrlichen Antheil. Berlin. Die Londoner Blättcrmcldung von einem Besuch des Kaisers in England wird dementirt. Auch der Besuch der Königin Viktoria in Friedrichshof soll aufgegeben sein. — Der „Reichsanz." veröffentlicht heute die Ernennungen znm Reichs- Militärgericht. Unter den neuen Ncichsinililäraerichtsräthcn be findet sich der sächsische Generalauditenr Schcitnaucr, sowie ein württembcrgischer Oberkriegsrath, die Uebrigen sind Preußen. — Der Kronprinz ist heute Mittag von Potsdam nach Plön abgereist. Berlin. Wie aus New-Uork gemeldet wird, sollen die neuen deutschen Schatzscheine bereits heute oder morgen zur Zeich nung ausgclegt werden. — Zum außeretatmäßigen militärischen Mitgliede des Reichsmilitärgerichts ist n. A. der Sächs. Militärbevollmächtigte in Berlin Krug v. Nidda ernannt worden. — Staatssekretär v. Podbielski wird in den Tage» vom 16. bis 21. September eine Anzahl sächsischer Industriestädte besuchen, um sich persönlich über die Noihwendigkeit und Rathsamkeit von modernen Einrichtungen im Interesse des postalischen Telephon- und Telegraphenverkchrs zu infvrmiren. Er kommt ain Dienstag nach Leipzig, wo er u. A. die Börse besichtigen will. Tags darauf begiebt er sich über Altenburg nach Rcichenbach und Zwickau, am 20. und 21. ds. M. wird er in den Bezirken von Glauchau, Chem nitz und Dresden verweilen. Am kommenden Sonnabend wird Herr v. Podbielski dem von der Kölner deutsch-atlantische» Telegraphen- der amerikanische» Gesellschaften theilnchmen. — Die Pvstanstaltc», die das Deutsche Reich im Auslände in der Türkei, in Marokko und China unterhält, haben solches Zutrauen bei der kaufmännischen Bevölkerung, in deren Bezirken sie errichtet sind, und demgemäß auch solchen Zuspruch gewonnen, daß sic ihre gesummten Unkosten, einschließlich ihres Antheils an den Gencralunkvsten, vollständig decken und noch einen Ueberichuß ergeben. — Am 26. dS. M, geht die gemäßigte dänische Haderslebener „Dannewirke" in de» Besitz eines fanatischen dänischen Konsortiums mit dem preußischen Land- tagsabgeordneten Haussen a» der Spitze über. Die Nedaktricc des Blattes Frau Margarethe Wildenradt-Krabbe gicbt am 1. Oktober ein neues Blatt, das „Alte Daunewirke", heraus, welches im Geist des frühere» Blattes geführt werden soll, also zur Vertheidigung dänischer Sprache und Kultur, aber ohne fanatischen Deutschenhaß. — Wests. Ztg," war Klage nicht erhoben worden, — Die Berliner -- »> - Untersuchung der erst- Dr. med. Agnes Hamburg. Streikende Werftarbeiter begingen in den letzten Nächten schwere Ercesse gegen Arbeitswillige und die einschreitende Polizei. Mehrere Polizisten wurden durch Mißhandlungen dauernd dienstuntauglich. Es erfolgten gegen 50 Verhaftungen. * KöI n. (Amtliche Meldung.) Gestern Abend 10,25 Uhr stieß auf Bahnhof Remagen der Personen»»» 202 auf Gleis 1 auf den daselbst haltenden Vorzug 293a. 17 Reffende wurden leicht verletzt: 16 derselben setzten die Neffe fort, während eine Frau in einem Hotel untergebracht wurde. Es entgleisten 4 Wagen, die sofort gehoben wurden. Beide Gleise sind seit 4 Uhr früh wieder fahrbar. Der Unfall ist dadurch herbeigeführt worden, daß der dienstthuende Telegraphist unbefugter Weise dem Personenzug 293 von Koblenz zur Einfahrt Gleis 1 gab, während der Vorzug 293a noch in diesem Gleis stand, Hannover. Der Aufforderung der Berliner Stempel- Vereinigung zur Eintragung in das Börsenregister wird keine der hiesigen maßgebenden Banken und Bankiers Folge leisten. Breslau. In Lauban wurde der Musketier Kahl des dortigen Bataillons nach Besuch eines Tanzlokas in Bertelsdorf von lungen Burschen überfallen und in den Queis geworfen, wo er —-7. — °^> .... tri! vor ... — - . Füielier Walther wurde schwer verwundet und ist im Lazareth leinen Verletzungen erlegen. Ein Grenadier erlitt leichtere Ver- korps niederlegen Paris. Gestern Nachmittag konnte während des ungeheuren Sonntagsandranges von Mont Parnasse-Bahnhof zwei Stunden lang kein einziger Zug abgelassen werden, weil kein Wasser für die Lokomotiven aufzutreiben war. Rom. In Catania wurde der Abgeordnete Libertini über fallen und durch Stiche in den Unterleib schwer verletzt. Es handelt sich um einen Racheakt. ' Neapel, Der Empfang des Herzogs der Abruzzen ge staltete sich zu großen Kundgebungen. Der Herzog wurde am Bahnhofe vom König, dem Herzog von Genua, den Ministem Morin und Brancn. den Spitzen der Civil- und Militärbehörden, dem Kommandeur und den Offizieren des im Hafen liegenden eng lischen Kriegsschiffes, sowie den Vorständen der Neapeler Vereine empfangen. Die Straßen, die Fenster und Balkons waren von »kg und den Herzog, e». Auch Leutnant . , imvnte begab, war Gegenstand herzlicher Kundgebung der Bevölkerung. "London. In dem heute in Balmoral abgehaltenen Kabinets- rath Unterzeichnete die Königin eine Bekanntmachung, woraus das Parlament mit dem 25. September aufgelöst wird. An demselben Tage wird ein Reskript veröffentlicht, wonach daS neue Parlament Zeltsällen in Glasgow sind 4 am 1. November Zusammentritt. London, Aon den 6 ner . in einer Familie voraekommen. Die Gesammtzahl der an der Pest Erkrankten beträgt 22. Verdächtig ist 1 Fall, unter Beobachtung stehen 115 Personen. Londo u. In Glasgow sind heute fünf weitere Pestsälle vorgekommen. * Ncwno r k. Nach einer Depesche aus Scranton feiern im Kohlendistrikt nicht weniger als 70,000 Grubenarbeiter. * Cradvck. Die Garnison des Ortes Schweizer Renneke, unterwegs. Di e heutige Berliner Börse verkehrte in matter Haltung. Die Begebuim der 80 Milk. Mk. 4pron deutscher Schatzscheine an New-Porker Banken wurde, wie ani Sonnabend, so auch heute ungünstig bcnrtheilt, das sich namentlich in dem weiteren Kurs rückaang für heimische Anleihen kundgab. Ferner verstimmte die Meloung, daß der obcrschlesische Walzwerkverband auf's Neue mit einer PrciSermäßignnavorgeben wolle. Verstimmend wirkten aber vor allen Dingen die Nachrichten aus China, wo neue ernste Ver wickelungen befürchtet werden. In der zweiten Stunde trat ans einige Deckungen eine leichte Erholung ein. die aber bald wieder verwischt wurde, zumal auch vom Jndnstrieaktienmarkt starke Kurs rückgänge gemeldet wurden. Besonders gedrückt waren Montan- werthe: so lagen Dortmunder Union, Bochnmer, Hibernia, Hnrpener »nd Gelsenkirchener niedriger. Banken ebenfalls niatt, Komiiiaiidiataiitbeile behauptet, Deutsche Bank. Dresdner Bank und Handclsantheile niedriger. Eisenbahnen sehr still, kaum ver ändert. Von Renten Argentinier angeboteu. Heimische Fonds matt. Privaidiskcmt 4'/« Proz. — Der Getreide -Verkehr setzte mit ziemlich behaupteter Tendenz ein. Nachfrage nach sofort lieferbarem Weizen und Roggen war anfänglich vorhanden. Im Mittaasverkebr war die Tendenz nicht einheitlich ; während Wetten aus feste Tendenzberichte aus Nordamerika, ferner auf festes Wien unb ans Nachfrage für westeuropäische Plätze sich im Preis gut behaupten konnte, mußte Roggen auf größeres Angebot vom In land, sowie aus Nordrußland nur nicht .... , . ^ 51 Mk. — Wetter: Schön, wärmer; Westwind. Nraurfurt a. M. iSqlutz.I SredU 205,20. D,ico»u> 172.10. LreldNkr Bank 111,50, StaatSbahn —. Lombarden 25,20. LaurahIMe 1S2,<X>. Un»ar. «old —. Dortugielen —. Schwach. P«riS. i2 Uhr Siachmlua,»., Rente 100 25 er. Italtener 22,75, Svamer 72,70. Portuglelen 22.10. Türken 22,VS. Ltlrlenlooie 112,10. Lttvmandan! SIL,00. Staat«, bahn —. Lombarden —. Behauptet. Part«. Brodutlenmarkt. Weiten per Septbr. 20.SS. per czan.-Llptil 22.05, ruhig. Sptrttu» per September 22.S0, per Jan.-Aprtl 22,00, ruhig. SUIböl per September 70,00, per Ianuor-Aoril 70,2S, ruhig. Snfterdam. Produkten. Bertctt. wette» per November 121,00, per Mär, - unnerändert. Roggen per Oktober 121,00, per Märt 122,00. per Mai 122.00, fest. London. Produkte» - Bericht. Setretdemarkt ruhig. Weizen, Mehl und Mal» s-st, Gerste träge, Hafer >/, Sh. niedriger, von schwimmendem Getreide Weizen fest, Gerste trage. — Wetter: Schwül. o, sowie aus Nordrußkand etwas nachgeben. Für Hafer war wenig Nachfrage vorhanden, es konnte sich der bisherige Preis st behaupten. — Spiritus still und unverändert, Loco 70cr OertlicheS und Sächsisches. — Ihre Majestäten der König und die Königin be suchten vorgestern Vormittag den Gottesdienst in der Schloß- kapelle zu Pillnitz. Nachmittags 2 Uhr fand bei ihren Königliche» Majestäten Familieutafcl statt, an der Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Albert, Ihre Kaiserl. und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August mit ihren beiden ältesten Söhnen. Georg d. I. und Friedrich Christian, und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde theilnahmen. — Sc. Königl. Hoheit Prinz Georg verlegte das Hos- lager von Hosterwitz nach Dresden bis nach der Beisetzung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albert. — Die tödtliche Verunglückung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albert ruft den Tod des hochseligcn Königs Fried- r i ch A n g u st von Sachsen, der unter ähnlichen Umständen ani 9. August 1854 aus dem Leben schied, in's Gedächtnis; zurück. Nachdem der König am 7. und 8. August die Tour nach der Alpe Lisens und von da nach Silz glücklich und in bestem Wohlsein vollbracht, beschloß derselbe am 9. den Eingang des Pitzthaies zu besuchen. Der König nahm zur Fahrt nach WcnS einen Wagen von der Post in Imst. Aus dem Wege dom Weiler Brcnnblchl nach der Brücke herab Vormittags °/,lO Uhr stürzte beim Herab- fahrcn eines Berges in einer Wendung der Wagen nm. Der König, der ihn begleitende Flügeladjutant Major Edler v- Zezschwitz und der Kammerlakai Kierberg wurden ans deni Wagen geschleudert; doch während die beiden Letzteren mit leichten Kontusionen davonkamen, hatte das Handpferd Se. Majestät den König, der nach vorn geschleudert worden war, mit dem Hufe an den Hinterkopf geschlagen, sodaß der König augenblicklich das Bewußtsein verlor. Kleeberg zog Se. Majestät aus den Pferden heraus und legte ihn mit Hilfe des MajmS v. Zezschwitz ans den nahen Grasboden, gab ihni ein Kissen aus dem Wagen unter das Haupt, holte in einem Becher Wasser herbei und trocknete dem hohen Herrn den Schweiß ab. Wählend Major P. Zezschwitz sofort nach Imst eilte, uni ärztliche Hilfe herdeizuholen, trugen Kleebcrg und einige in der Nähe im F Gasthof zu Brenn! . ... Mit dem einzigen in Imst anwesenden Wundarzt Nocker kehrte Major P. Zezschwitz schleunigst nach Brennbichl zurück, wo Letzterer den König als sehr schwer verletzt erklärte. Bei dem augenblicklich vorgenommenen Aderlaß ergoß sich fast kein Blut mehr. Der herbeigcrufcne Geistliche von Brennbichl, Stefan Kiesmar, er- theilte Sr. Majestät die heiligen Sterbesakramente und bereits nach einer halben Stunde, hüll Uhr Vormittags, war der König, nicht wiedec erlangt halte, verschieden. Eine Major v. Zezschwitz nach dem Arzte in Wens gesandt hatte, kam mit diesem zu spät. Beide Aerzte konstatirten den Tod in Folge der durch den Schlag des Pferdes derbei- gesührten Gehinielschütteruiig. Ein über den furchtbaren Unglücks- sall an Ort und Stelle von dem Kaiserl. Königl. Bezirkshaupt- mann Frepeißen in Brennbichl am 9. August aufgenommenes Protokoll konstatirt. daß Se. Majestät noch gerufen babe: „Haltet nur die Pferde!" Ferner ist demselben die ausdrückliche Erklärung beigefügt, daß den Postillon nach den Aussagen des Majors v. Zezschwitz und des Kammerlakais Kleeberg keine Verschuldung an dem Unglück treffe. Die am 11. August in Gegenwart des Kaiserl. Königl. Statthalters vorgenommene Obduktion ergab, daß der Tod eine unmittelbare Folge der absolut tödtlicken Verletzung der Hirnschale und der bannt verbundenen hochgradigen Gehirn erschütterung war, und wurde die Verletzung selbst nach Form und Größe als von dem Huffchlag eines Pferdes hcrrührend erkannt. Nach der Einbalsamirung des königlichen Leichnams wurden sofort die Veranstaltungen zur Ueberführung derselben nach der sächsischen Residenz anaevrdnet. — Nossen, 17. September. Wie erschütternd die Trauer kunde von dem jähen Ableben Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Albert allerorten auf die Bewohnerschaft Sachsens gewirkt har, das bewies insbesondere auch die Theilnahme der Anwohner von Nossen und Umgegend. Tausende waren nach dem etwa 5 Kilo meter nördlich Nossens gelegene» kleinen Dorfe Wölkau gekommen, um in stummer Trauer in der Nähe des geliebten Lobten zu weilen und Blumenspendeii niederznlegen. Scho» kurz vor Wölkau bemerkte man an den Straßenbäumen, an den Kilometersteinen Spuren der entsetzlichen Fahrt, welche dem Prinzen das Leben kosten sollte. An der Unfallstelle selbst sah man noch an der Mauer des Bretschneider'schen Gutes deutliche Blutspurcn. Sc. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August wich nicht von der Leiche des geliebten Bruders, mit ihm standen am Sarge der Adjutant deS Verblichenen, Herr Oberleutnant v. Pape, und das gelammte LfsizierkorpS deS Ulanen-Regiments Nr. 17. — Der verstorbene Prinz wurde in einen von der Nossener BeerdignnaS- aesellschaft gestellten versilberten Sarg eingebettet und unter Geläut der Kirchcnglocken setzte sich Nachmittags 3 Uhr der Trauer zug von Wölkau nach Nossen in Bewegung. Herr Ober- gendann Kuhnert-Meißen sowie ein Zug der 4. Eskadron deS ge nannten Ulanen-Regiments ritten voran, dann folgten der Leibjäger und zwei Hofbedienstete mit Blumenspenden und der sechsspännige Leichenwagen. Hinter diesem ritt Se. Königl. T "" Friedrich August und das genannte OffizierkorpS, an i der Kommandeur Oberstleutnant v. Stein zu LouSnItz. An d« Grenze deS Städtchens rückte der Königl. Sächsische Militär, verein zu Nossen niit Jahne in den Zug ein und ein »weiter Zug Ulanen schloß den Kondukt. Der Bahnhof Noffe» war von der Orts, fenerwehr (Komm. Herr Heiffel) für das Publikum abgespent. Daselbst hatten auch Vertreter der städtischen Kollegien unter Vorantritt des den abwesenden Bürgermeister vertretenden Stadt- raths Backofen und die ersten Klassen des Seminars mit ihrem Direktor Herrn Nietzsche! und den Lehrern Aufstellung aenomnikn. Unter deni Geläut der Kirchenglocken wurde dann der Sarg in den mlt Tannengrün anSgeschlaaenen Güterwagen Skr. 18,332 gebracht und mit dem 5 Uhr 17 Mm. abaehenden Zuge nach Dresden überführt. Sc. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August gab der Leiche bis nach Dresden-Neustadt das Geleit. — Der Königl. Preußische außerordentliche Gesandte und be vollmächtigte Minister Graf v. Dönhoff ist vom Urlaub zurückgetehrt und hat die Leitung der Königl. Preußischen Ge sandtschaft wieder übernommen. — Die Königl. Kreishauptmannschast Zwickau erhält am 1. Oktober sowohl einen neuen Chef, Geh. Oberrcgierungsratl, Dr, Fvrkcr - Schnbauer, als auch einen neuen Vortragenden Rath, Herrn Oberregicrunasrath Dr. Aprer. Beide Beamte waren zuletzt im Königl. Ministerium des Innern thätig, nachdem sie vorher längere Zeit als Amtshauptleute gewirkt batten, Erster« mehr als zehn Jahre in Borna, Letzterer sechs Jahre lang in Oelsnitz, Kreishauptmann Freiherr v. Welck in Zwickau über nimmt bekanntlich die Verwaltung der neubegründctcn Kreishoupt- mannschast Chemnitz, der erste Rath v. Gehe tritt in den Ruhe stand. — Herr Kantor Oberlehrer Lippmann in Frohbura trist nach 42)ähriger Wirksamkeit im Schulamte und nach Erfüllung einer 25>ährigen Amtsdauer in Frohbnrg Ende dieses Jahres in den Ruhestand. — Dem vor einem Monat verstorbenen bekannten Kunsi- aelehrten H e r m ann Ringel, dem Gründer des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, wird am Donnerstag Dcrr Pros. Dr, Dünger in der ersten Sitzung deS hiesigen Deutschen Sprach vereins einen Nachruf widmen. Im Anschluß daran wird Herr Handelsschuldirektor Klemich einen kurzen Vortrag über Sprach- verderbniß im Kaufmannsdeutsch halten, — Gestern haben die Civil-und Strafsenate des Reichs gerichts ihre durch die Ferien unterbrochen gewesene regel mässige Thätigkelt wieder ausgenommen. Se. Excellenz Reichs- aenchtspräsident Dr, v. Oehlschlaeger weilt »och für einige Zeit im Ostsecbade Prerow. In der Leitung des vierten Civilsenots wird Excellenz v. Oehlschlaeger von Herrn Reichsgerichtsiatb Nötel vertreten. — Herr Kirchenrath Superintendent Dr. Blochmann in Pirna feiert am 7. Oktober sein siOjährigeS Ämtsjubiläum als Geistlicher der sächsischen Landeskirche. Am 11- Juni waren es 29 Jahre, daß Herr Superintendent Dr. Blochinann als Ober- Pfarrer von Pirna und als solcher zugleich als Ephorus des amIS- haiiptmannschastlichen Bezirks anitirt. Seine Einweisung als Geistlicher der sächsischen Landeskirche erfolgte, wie der „Pim, Anz." mittbeilt. 16W, indem er als Diakonatsverwcser in Falkcn- steiii verpflichtet wurde. Im Jahre 1862 wurde der Herr Jubilar als Diakvmls daselbst und 1866 rum Pfarrer von Falkenstein ge wählt. Im Jahre 187l hielt er sodann seinen Einzug in Pirna. In den Jahren 1857—1860 war Herr Superintendent Dr. Bloch mann Prediger der zerstreuten Deutschen in der französiichen Schweiz, und zwar im Canto» de Vaud. — Der Bericht über die Tliätigkcit des Chemischen Untersuch nngsamtes der Stadt Dresden für das Jahr 1809, den zum ersten Male der neue Direktor des Instituts, Herr Tr Adolf Beythien, erstattet, ist soeben erschienen. In dem ersten Kapitel (Verwaltung und Organisation) wird zuerst des Ablebens deS früheren Direktors, des Herrn Alfred Robert Heinze gedacht, der am 8. August 1699 nach nur dreitägigem Krankenlager stach und der sich als Gründer des Chemischen UntersuchiingsamtcS außerordentliche Verdienste erworben batte. Das zweite Kännel (allgemeine Ucbcrsicht über die Thätigkeit) giebt einen Ueberblick über die einzelne» Untersuchungen des Amtes, das auch beim Publikum sich immer größerer Beliebtheit erfreut. So wurde» im Berichtsiahre im Ganze» 1856 Untersuchungen ausgcfülirt. welche ebenso viele motivirte Gutachten erforderten und zu 605 Beanstand ungen führten. Die Mehrzahl der Aufträge entstammt den ver schiedenen Geschäftsstelle» des Rctthes und von dielen wieder i» erster Linie dem Wohlfahrtspolizeianttc, ein Beweis dafür, daß sich die vorzüglichste Thäligkeit des Amtes ans die Kontrole deS NahrunasmittelverkchrS erstreckt, zu welchem Zwecke es ja in eister Linie geschaffen wurde. Halten sich die Aufträge anderer Behöldcn, insbesondere die der Gerichte, in sehr engen Grenzen, so erreichten die von Privatpersonen beantragten Untersuchungen eine ziemlich beträchtliche Zahl. Sie setzten sich zwar arößtentheils zu nninicn aus Aufträgen von Konsumenten, welche sich gegen schlechte Nahrungsmittel zu schützen wünschen, doch niedren sich auch die Anzeichen dafür, daß die Geschäftsleute sich durch eine Unter suchung ihrer Maaren vor Ankauf schlechter sichern wollen, damit sie nicht mit dem Nalmingsmittelgesetz in Konflikt kommen. Inter essant ist die Zusammenstellung der Gründe, denen zu Jolae die Beanstandung in 605 Fällen erfolgen mußte. Bier war mit Rohr zucker oder Saccharin verfälscht, Brot wasserhaltig und nicht anS- äebcicken, Brnnnenwasser zu menschlichem Genuß ungeeignet, Butter war durch Wasser oder Margarine verfälscht oder durch Ranzigwcrden verdorben. Himbcerlprnp war ein Gemisch ven Stärkcsprnv mit Weilisteiilsänre, Himbeer-Essenz und rothem Theersarbstvss. ohne jede Spur von echtem Himbeersaft. Cacao enthielt gemahlene Schalen. Mehl zahllose lebcnoe Milben und war daher verdorben und ekelerregend, oder cs war durch Kreide und Soda verfälscht, Wurst war mit rothcr Farbe gefärbt oder mit Stärkemehl verfälscht, Ciaarreytpitzen aus Celluloid waren feuer gefährlich, Wachsslöcke waren mit Zmnoberroth gefärbt, GebrauchS- acgenstäiidc aus Zinn enthielten viel Blei. Die svnstigc Thätig keit des Amtes erfolgte wie bisher im engen Zusammenwirken mit dem Wohlfahrtspolizei-Kommissariat, und zwar derart, daß von den wichtigsten Konsumartikeln allwöchentlich Proben in bestimmt« Anzahl entnommen wurden. Diele Einrichtung erstreckte sich bisher auf Milch, Mehl, Butter, Speisefette, Fleisch und Wurst, während bei den übrigen Artikel», welche für den Konsum von geringerer Bedeutung sind, die Entnahme der Proben nur auf besondere Ver anlassung des Amtes geschah. So gelangten durchschnittlich 50 bis 60 Proben Milch pro Woche an zwei Tagen, ferner 6 Proben Speisefette, 6 Probe» Mehl und 5 Proben Fleisch und Wurst zur Untersuchung in das Amt. so daß ein Stamm regelmäßig aus- zuführendcr Analplcn vorhanden ist. Die Probeentnahme erfolgt durch besonders geschickte Bezirksaufseher, die in ihrem früheren Beruf schon einige Praxis in der Beurtheilung von Konjumartikeln erworben haben und außerdem in der Handhabung einfacher In strumente und Neagcntien bewandert sind. Die so ermittelten ver dächtigen Proben werden in das Amt cingeliefert und erst auf Grund der eingehenden chemischen Untersuchung beschlagnahmt. Die Namen aller Verkäufer oder Produzenten von beanstandeten Waaren werden alphabetisch geordnet in eine Liste eingetragen. In der Bestrafung der in Frage kommenden Händler und Ge schäftsleute ging die auSführende Behörde, soweit es sich um offen bare Unkenntniß der bestehenden Vorschriften seitens kleiner Ge schäftsleute handelte, mit großer Milde vor und suchte zunächst durch Verwarnungen ailfklärend und vorbeugend zu wirken. Da gegen verhängten die Gerichte mit Recht Hobe Strafen, sobald es sich um die gewerbsmäßige Herstellung verfälschter Nahrungsmittel durch Großbetriebe bandelte. Neben den durch die behördliche Nahrungsmtttelkontrole verursachten Arbeiten sind regelmäßig noch vom Chemischen Untersuchungsamte die von den städtischen Wasser werken verlangten Wasseruntersuchungen vorgenommen worden. Die städtischen Anstalten schützte bas Untersuchungsamt durch die Untersuchung der ihnen gelieferten Nahrungsmittel rc. in vielen Fällen vor Uebervortlieilungen durch Lieferanten. — Der ganze Bericht, der auch sonst noch eine Fülle wiffenSwetther Details bringt, beweist, daß unser Chemisches UntersnchnngSamt nicht nur eine ungemein rege, sondern auch eine überaus segensreiche O keit entwickelt: kommen doch die Resultate seiner Unterlnö in letzter Linie jedem Einzelnen zu Gute. — Der im Avril 1866 gegründete und unterm 28. Mär als juristtlche Person mit dem Sitz in tzeivzig eingetragene 1877 sitz in Leipzig etnaekaarne s ä ch - che Mühlenver band hielt gestern hier im Weißen Saale des Restaurant- zu den Drei Raben Feine diesjährige General versammlung unter Vorsitz deS Herrn Dr. Sellnick-Leipzig ad. Eröffnet wurde die Versammlung in Anwesenheit von etwa 50 Herren durch den Ausschußvorsitzenden Herrn Weybmarm- Marktleebera, welcher die erschienenen Mitglieder freundlich» will kommen hieß. Sodann brachte er der Versammlung die uberauS betrübende Nachricht von dem plötzlichen Tode Er. Ktznlal. Hoheit des Prinzen Albert.zur Kermtntz. Bei der
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)