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verugzgedildr: LittleliiHrltch 2 Mt. so W» ; durch die Volt 2 M. 7b M,. Die.DreddnerNachrlchlen' erscheine» ,«,llch >»or,eii«; die Bezieder in Dresden und der nächsten Umgebung, wo die Zuttooung durch eiaene Boten oder Konnniiiionäre eriolat. erkalten das Blatt an Wocheniaaen, die nicht aus Sonn- oder Feiertage tolgen. in i«e> Tdeilausaaben Abend» und Morgen» juacsictlt. Für Rückgabe eingeiandter Schriit- ktiickc leine Verbindlichkeit, FernIvrechLnichlitb: »Ml I Sr. U u. Sr. LUS«. Telegramm-Adrelie: Nachricht»» Dr««dr«. Gegründtl 1856 smpüoklt ill untldortrotkSllsr ^.U8V»K1 unä 1^rsi8würäj8!lOlt IL»atI»»u8 „!»nr «lovlLv", Ii ;ldvr»;vr klatri. n»ol» OozekLvrLesrÄZ frieljpick Lspoisek Telegr.-Adresse: Nachrichten, Dresden. k. kv^vr, 1'»pl6r-^088-1IrMlIllIlIA. V»«8«Ioi»- ^. ^lu 8ev Nilelists»tzsgsr sllsr /Zrtsn Papiers, puppen sie. Nie eiligen Ssilarf. -Uls ^ntertif?unkoii lniiülolgomritiK i»rnmpt. imcl billigt.! Um Dtl»I»oIUF»x von Orrei^vn und ILuULulatluuen vini «oboleu. Lillixsto I'roiso. — ll'aclollo8o unä sebllvllsts InoksrunA. teo/rnisc/ren Oummifadrile NlinIiSkllt I.KWI1, vkNSell-sj..^^" ß IVeiMMliLiiilliinz iUeorZ koeppel h «t llokliokorünt ^ K vuipHolilt tlirv Irvkunnt vorLitsNeliei» - ^ klivin- n. korätmux^vvinv. ^ L»rokLr-tti«de. NSÜS. Illpkl-SAApon ^.,tttz8t6^U!l6it6N i»6NÄi8e!l6II II. <>6Ut86ll6N<jllMill6II, e» u iipsvp M Isi'MlN'L DM,^spikli8tl'. ?l) VlI tioedvio^nnto unä solide IV.-urro, ompksklon 2U ansnsroräontlied billjz-on Preisen »»6228 IslFlIl» llllu« nl üb IlUlulI/ (3 1?g.sxm) Nr. 2L7. (3 liakev). Verunglückung des Prinzen Albert. Reichsanleilie in Amerika, Hofnochrichten, lMnthmaßl. Witterung:! 1 L lLstdl»»»!»«»»» 1 Tod des Königs Friedrich August, Chcm. Untersuchungsamt. „Hasemann's Töchter". ! Warm, heiter. KO» Z.vW» Die tödtliche Vermigluckung des Prinzen Albert. Das jähe Schicksal, von dem Se. König!. Hoheit Prinz Albert ereilt worden ist, breitet seine Schatten über das ganze Sachsenland und trägt Trauer und Betrüblich überall hin, wo Sachsenhcrzen für ihr Königshaus schlagen. Es ist der fröstelnde Anhauch der erbarmungslosen Vergänglichkeit alles Irdischen, der uns anweht, wenn wir uns mit inniger Theilnahmc der Bahre nahen, aus die der Allbezwinger Tod dieses junge blühende Leben gestreckt hat, dem auf den Höhen der Menschheit zu wandeln bestimmt war. Die Zeit, die dem Prinzen gegeben war. ist nur kurz gewesen: in der aufstrebenden Vollkraft seiner Jahre ist er hinwcggerafst worden; in der Erfüllung seiner militärischen Pflicht hat ihn das Verhäng- nch getroffen. Fürwahr, das ist eine gewaltige erschütternde Mahnung für uns Alle, weh Standes und Ranges wir auch sein mögen, das; mitten im Leben wir vom Tode umfangen sind, das; dem Menschen keine Frist gegeben ist. Wie ernst und düster aber auch das Geschick sein mag, das mit diesem Todesfall die Schwelle unseres Königshauses überschritten hat, ein tröstender Lichtblick fällt doch hinein und erhellt das Dunkel: das ist die innige, auf richtige. aus tiefstem Herzen quellende Anthcilnahmc des treuen sächsischen Volkes an dem herben Schmerz, der die erlauchten An gehörigen des verewigten Prinzen beimgesucht hat. In erster Linie gilt das allgenieine Mitempfinden dem prlnzlichen Vater, der schon so oft des Todes Bitterkeit in seinem vielgeprüften Leben hat durchkosten müssen. Das herzliche Mitgefühl des sächsischen Volkes begleitet ihn auch dieses Mal auf dem schweren Gange zu der Gruft, die für die Aufnahme der sterblichen Ucberreste seines geliebten Sohnes bereit steht. In dem festen Glauben an die allwaltende Vorsehung wird Se. König!. Hoheit die Kraft finden, um auch diesen neuen Schlag des Schicksals mit Fassung zu ertragen. Von dem Prinzen Georg wendet sich die allgemeine Theilnahmc unserem allverehrtcn König zu. der, kaum von schwerer Krankheit glücklich genesen, nun schon wieder unter einer so heftigen Gemüths- erschütterung zu leiden hat. Möge auch Sr. Majestät die Mit trauer des ganzen Landes ein erhebender Trost sein, indem darin deutlich zu Tage tritt, das; das sächsische Volk mit seinem Königs- Hause so unzertrennlich verwachsen ist, daß jeder Einzelne jedes schmerzliche oder freudige Ereigniß, das die Dynastie betrifft, genau so empfindet, als wenn es ihn selbst betroffen hätte. Ueber den Hergang des Unglückssallcs werden folgende Einzelheiten bekannt: Se. König!. Hoheit befand sich, von Dresden kommend — in Pillnitz hatte der Prinz noch mit gutem Humor an der König!. Familientafel theilgenonimen — auf dem Wege nach seinem Manöverqnartier Pinnewitz. Die Straße über Wölkau benutzend, wurde das Gefährt des Prinzen, der sich ohne Adjutant im Wagen befand, von dem im Galopp dahcrkommenden Wagen des Prinzen von Braganza vom Gardereiter-Negiment über holt, wodurch die Pferde scheuten. Der Kutscher, der die Zugel der Pferde noch fest in der Hand hielt, sowie der neben ihm sitzende Lcibjäger wurden vom Bock geschleudert, der Prinz dagegen blieb im Wagen sitzen. Trotz des Sturzes hielt der Kutscher die Zügel noch, mußte aber, da er von den Pferden gegen einen Baum gezogen wurde, die Zügel loslassen und min schossen die Pferde, mit Sr. König!. Hoheit im Wagen, die Straße hinunter. Kurz vor dem anr Anfänge des Dorfes gelege nen Bretschneider'schen Gute macht die Straße einen Bogen. In der Dunkelheit rasten aber die Pferde gerade aus, der Wagen Prallte gegen einen Baum und Se. König!. Hoheit Prinz Albert wurde herausgeschleudert. Der Wagen des Prinzen erlitt eine starke Beschädigung, die frcigewordenen Pferde aber jagten durch's Dorf weiter. Se. König!. Hoheit wurde von dem nachkommendcn Leibjäger und dem Kutscher, sowie von inzwischen hcrbeigceilten Offizieren in bewußtlosem Zustande aufgefundcn. Der Unglncks- sall ereignete sich gegen ^/<10 Uhr Abends. Oberstabsarzt Dr. Schaffrath und Oberarzt Dr. Hein waren bald zur Stelle. Ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben, verschied Se. Königl. Hoheit Prinz Albert 11 Uhr 20 Min. an dem beim Sturze er littenen Schädelbruch in dem Bretschneider'schen Gute zu Wölkau, wohin der Prinz gebracht worden war. — Die hohe Leiche wurde gestern Nachmittag in Gegenwart Ihrer Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Friedrich August und Prinzessin Mathilde eingesargt und traf 6 Uhr 35 Min. auf hiesigem Hauptbahnhos ein. Mittelst sechsspännigen Königl. Leichenwagens wurde der von der „Pietät" gestellte Sarg über die Wiener-, Lüttichaustraße, die Bürgerwiese und die Zinzendorfstraße in das Prinzenpalais über führt und daselbst in dem Gemach der hochseligen Frau Prinzessin Georg, der Mutter des nunmehr gleichfalls verblichenen Prinzen, aufgebahrt. Vom Hauptgebäude des Palais wehte das Rauten banner in Halbmast. — Heute früh trifft Ihre Kaiser!. Königl. Höhest die Frau Erzherzogin Maria Josepha hier ein, um am Mitt woch der feierlichen Beisetzung ihres Bruders in der Jürstengruft der katholischen Hoskirche beizuwohnen. Den ganzen Tag über liesm im Prinzenpalais Kondolenzschreiben und Depeschen von fürstlichen Familien ein und viele hohe Würdenträger gaben ihre Kasten ab. Den hiesige» fremdherrlichen Gesandten war die Trauerbotschaft durch de» funttionirendcn Ceremonienmeister, Kammerberrn v. Winckler. übermittelt worden. Mittags sprachen die Herren Gesandten im Prinzenpalais vor. Viele Häuser der Stadt hatten zum Zeichen der Trauer auf Halbmast gehißt. Se. Königl. Hoheit Prinz Albert, Herzog zu Sachsen, wurde am 25. Februar 1875 geboren als jüngster Sohn Sr Königl. Hoheit des Prinzen Georg und dessen Gemahlin Maria Anna, Infantin von Portugal. In seinen ersten Jugendjahren ein schwächliches Kind, schreibt das „Dr. I.", erstarkte er allmählich unter der trcusorgcnden Pflege seiner erlauchten Mutter, und nach deren vom Königl. Hanse wie vom ganzen Sachscnlande ticf- betrancrten frühen Tode, unter der Fürsorge seiner fürstlichen Schwester, der Prinzessin Mathilde, und entwickelte sich alsdann körperlich wie geistig auf's Glücklichste. Seinen ersten Unterricht erhielt der Prinz von dem Hofrath und jetzigen Oberlehrer am Königl. Gymnasium zu Neustadt, Tr. Polano, dem als weitere Lehrer alsbald die Herren Oberst Fischer, damals Militärlchrer beim Königl. Kadettenkorps, Hofkaplan Klein und als Sprach lehrer Mons. Mouthvn und Mr. Lalton zur Seite traten. Im Jahre 188!) wurde Hauptmann Freiherr v. d. Decken zum Erzieher Sr. Königl. Hoheit berufen und wirkte als solcher bis znm Jahre 1891. Zu Ostern letzteren Jahres legte der Prinz die Reifeprüf ung für den Besuch der Hochschule ab. Am 25. Februar 1887 wurde Se. Königl. Hoheit, altem Hausgebrauche entsprechend, dem sächsischen Heere cingcrciht, und zwar erhielt Hochderselbe seine erste Anstellung als Leutnant beim 2. Jägerbataillon vir. 13. Seine erste Dienstleistung vollzog sich im Frühiahr 1891, nachdem dem Prinzen mit dem Hanptmann v. Schönberg, zur Zeit beim 2. Ostasiatischen Infanterie-Regiment, der erste militärische Be gleiter zugcwiesen worden war. Se. Königl. Hoheit erweiterte hiernächst seine militärische Ausbildung durch eine erneute Dienst leistung beim 2. Jägerbataillon dir. 13 und im Anschlüsse hieran beim Stabe der 2. Division dir. 21. Zur Forderung seiner wissen schaftlichen Bildung widmete sich der Prinz alsdann juristischen und cameralistttche» Studien an der Hochschule zu Freiburg im Breisgau. Während der Kaisermanöver 1899 that er Dienst bcini Stabe der 3. Division dir. 32 und lag dann erneuten Studie», diesmal auf der Hochschule zu Leipzig, ob. Am 1. Mai 1897 trat Se. Königs. Hoheit ganz in den militärischen Dienst ein, zunächst beim 2. Jägerbataillon und dann vom 1. Oktober ab bei der Militär-Reitanstalt zu Dresden. Hauptmann v. Schönberg, der inzwischen zum persönlichen Adjutanten des Prinzen ernannt worden war, wurde im April 1897 durch Oberleutnat v. Wolffers- dorsf vom 1. Illancn-Regimcnt dir. 17 abgclöst. Am 1. Januar 1898 wurde der Prinz, unter Stellung ä Irr snito des 2. Jäger- Bataillons Nr. 13, zum l. Illanen-Negimcnt dir. 17 „Kaiser Franz Josef von Oesterreich. König von Ungarn" nach Ojchatz versetzt und erhielt in Oberleutnant v. Pape einen neuen persönlichen Adjutanten. Im Sommer desselben Jahres reiste Se. Königl. Hoheit »ach den nordischen Königreichen und machte dann die Herbstübungen bei seinem neuen Trnppentheile mit, bei dem er im Mai des folgenden Jahres zum Rittmeister und Eskadronchef unter Belastung in der Stellung ä la snito des 2. Jägerbataillons dir. 13 mit dem Diensttitel eures Hauptmanns der Jäger auf rückte. In dieser Charge hat Se. Königl. Hoheit auch an den diesjährigen Herbstübungen theilgenommen. Die Reichsanleihe bei Amerika. 60 Millionen deutsche Reichsmark liefert das reiche Amerika dem armen Deutschland, um dieses zur Fortsetzung seiner Auslands politik zn befähigen. Man sollte kaum glauben, daß die Berliner Regierung auf einen so schnurrigen Gedanken gekommen wäre, in dessen die Thatsachc liegt einmal vor und so bleibt eben nichts weiter übrig, als daß die unabhängige nationale öffentliche Meinung auch diesen neuen Beweis der politischen Eigenart des dermaligen Kurses unter die kritische Lupe nimmt. Das Resultat ist dabei fast auf allen Seiten das gleiche: überall, wo noch eine ehrliche nationale Aussprache gilt, findet das Vorgehen der Re gierung scharfe bedingungslose Vcrlkrtheilung und selbst diejenigen Kreise, die an gouvernementalen Ketten hängen, vermögen sich nur ein süß-saures Zustimmungslächeln mühsam abzuringc». Nur die kleine, aber mächtige Finanzgrnppe, in deren Inter esse das Geschäft unternommen worden ist, hat ihre un geschmälerte Freude daran und preist die finanzpolitische Weisheit, die sich zu der Maßregel entschlossen hat. Wie verlautet, ist außerdem noch eine Summe von 8 Millionen Mark in Kvnsols und Neichsanleihe ebenfalls zum Zwecke der Geldbeschaffung für Ostasien in den letzten Tagen nach Amerika verkauft worden. Es ist. wie der in solchen Fragen unzweifelhaft sachverständige Herr Richter hervorhcbt, ein finanzpolitisches klniknm, daß eine ganze Anleihe unter völliger Außcrbetrachtlassung des inländischen Geldmarktes an ausländische Bankiers vergeben wird. Die 70er deutsche Kriegsanleihe lautete gleichzeitig auf Thalcr und auf Pfund Sterling und die letzte südafrikanische Anleihe Englands ist nur zur Hälfte an amerikanische Bankiers vergeben worden. In Berlin aber macht inan gleich ganze Arbeit und giebt den amerikanischen Bankiers Alles, sodaß für den inländischen Markt auch nicht ein blanker Pfennig übrig bleibt. Und warum das Alles? Um den inländischen Geldmarkt zu entlasten zu einem Zeitpunkt, für den man »ach offiziöser Versicherung mit Be- sorgniß einem wachsenden Geldmangel und einer Erhöhung des Diskontsatzes entgegcnsah, sowie ferner, um die 3- und 3>/z- prozentigen StaatSpapicre vor weiteren Kursrückgängen zu schützen. Das sind doch insgesamint höchstens Entschuldigungs-, aber keine Rechtfertigungsgründe für eine solche Maßregel. Gründe, die nie und nimmer den Ausschlag geben können und dürscn, wenn es sich um die Befriedigung eines Kreditbedürfnisses handelt, das einem von der ganzen Nation mit einmüthigcr Begeisterung und Zustimmung begleiteten ausländischen Unternehmen gilt. Dazu kommt überdies, daß die augepriesene Entlastung des Geldmarktes nur eine augenblickliche ist. In dieser Beziehung führt die „Köln. Volksztg." zutreffend aus. daß die Geldflüssigkeit in New-Nork in der Hauptsache doch nur durch die Ausgabe neuer Banknoten geschaffen worden ist. Die Bankees werden daher die über nommenen Schuldverschreibungen europäischer Staaven doch nicht aus die Tauer festzuhalten im Stande sein, sondern sie bei Eintritt von Goldnoth sofort wieder auf den europäischen Markr werfen. Dadurch würde aber nicht nur der dortige Werthstand dieser Papiere erschüttert, sondern es müßte auch die Gefahr einer Guld- ausfuhr nach den Vereinigten Staaten wesentlich verschärft werden. Unsere Goldbestände sind aber keineswegs derart, das; sie mene schwere Anfechtungen noch ertragen könnten; solche müßten in einer weiteren Erhöhung des amtlichen Zinsfußes der Deutschen Reichsbank zur Wirkung kommen und dadurch den gesummten Handel und das gesammte Gewerbe unseres Vaterlandes n och mehr beeinträchtigen. Alan sollte meinen, diese hätten unter ^>er allzu kurzen Golddecke ohnehin schon schwer genug zu leiden. Wenn also nicht einmal die offiziös geltend gemachten Gründe für die Anleihe sich als unbedingt stichhaltig erweisen, so müssen natürlich die Gegcngründe um so schwerer iu's Gewicht fallen. Diese gipfeln in dem Armuthszeugniß, das durch das amerikanische Borggeschäft angesichts der Geringfügigkeit des Betrages der deut schen Finanzkraft ausgestellt wird, in der dadurch gesteigerten poli tischen und wirthschaftlichcn Uebcrhebung der Amerikaner uns gegenüber und in der ungerechtfertigten Hintansetzung und Benachtheiligung des deutschen einheimischen Kapitals. Zunächst ist es schon ganz ungewöhnlich, daß für die Anleihe nicht dis in ländische Form der konsolidirten, d. h. nicht rückzahlbaren, sondern der schwebenden rückzahlbaren Schuld gewählt worden ist. Die nach Amerika begebenen Schatzanweisungen müssen nämlich auf jeden Fall in den Jahren 1901 und 1905 in Baar eingelöst werden und zwar zum Parikurse, so daß die Erwerber zugleich gegen Kursverluste geschützt sind. So gut haben es unsere heimischen Staatsrcntcnbcsitzcr nicht, sondern sie müssen schon seit geraumer Zeit fortgesetzte Kursverluste an ihren erstklassigen Papieren über sich ergehen lasten. Da wäre es denn doch wohl nicht mehr als billig gewesen, daß derselbe deutsche Staat, der seine Rentenbesitzer erst durch eine voreilige Konvertirung so schwer geschädigt hat, nunmehr auch dem deutschen Kapitalistenpublikum Gelegenheit geboten hätte, der günstigen Bedingungen der neuen 80 Millionen - Anleihe theilhaftig zu werden. Ein solches Verfahren war um so mehr geboten, als man ja seiner Zeit bei der Konvertirung unserer Iprozentigen Anleihe erklärte, daß diese „im Interesse der Gesammt- heit aller Steuerzahler" nothwendig sei. da diese Gesammtheit die Zinsen ausbringen müsse. Diese selben deutschen Steuerzahler müssen aber jetzt ihre Haut den Bankees zu Liebe zu Markte tragen, ohne daß sich in der Regierung eine mitleidige Seele findet, die sich ihrer annimmt wie damals, als cs sich „blos" um deutsche Kapitalisten handelte. Für die deutschen RentcnLcsitzer waren 1 Prozent zu viel aus Rücksicht auf die Steuerzahler —für die amerikanischen aber? Ja, Bauer, das ist ganz 'was Anderes! Und dabei will ein offiziöses Blatt seinen Lesern auch noch weis- machen, cs handle sich nur um den „gleichwerthigen Mitbewcrb" Amerikas auf dem internationalen Geldmarkt, mit dem wir uns ebenso „abfindcn" müßten, wie mit derselben Stellung der Vereinigten Staaten aus dem Gebiete der Kohle und des Eisens! Von Seiten der hohen Börsen-Finanz, die bei dem Geschäft die Hand im Spiele hat, wird allem Anschein nach mit der amerikanischen Anleihe ein ganz besonderer Tric geplant, auf dessen Spur man durch das Studium der Börsenpresse geleitet wird. Dort wird nämlich gerade jetzt mit besonderem Nachdruck die „verfehlte Börsengesetzgebung" als „eine der hauptsächlichsten Ursachen für die Depression des Berliner Marktes" bezeichnet und die Ueberzeugung ausgesprochen, daß die Regierung selbst „in der Erkenntlich der Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände" nicht gewagt habe, der Börse eine weitere „Belastung" mit 80 Millionen znznmuthcn. An diese Unterstellung wird dann frischweg der Ausdruck der Erwartung geknüpft, daß die deutsche Regierung, „durchdrungen von der Unentbehrlichkeit eines kräftigen Effekten marktes für den Gesammtstaat", eine Nemedur „sichtlich unhaltbarer Zustände" nicht länger ablehnen werde. Also Reform des Börsen- gcsctzes im Sinne der Wicderentfesselung der Spekulation: diesem Ziele hofft die deutsche Börsen-Finanz offenbar näher zu kommen, indem sie sich unter Hinweis aus das Börsengesetz für unfähig erklärt, „neue Lasten" zu übernehmen und die Regierung deshalb ncit ihrem Anleihebedürfniß an dos Ausland verweist. Wenn die Regierung nicht im Stande gewesen ist, sich einem derartigen Andrängen zu entziehen und, wie es doch früher bereits ge schehen ist, über den Kopf der Börsen-Finanz hinweg sich an das inländische Kapitalistenpublikum wegen 80 Millionen Mark zu wenden, so zeugt das einmal von einer bedenklichen Einfluß- gewinnung der Kreise der hohen Börsen-Finanz auf die Leitung der politischen Geschäfte. Gleichzeitig aber erweckt das Verhalten der Regierung auch im Lande den fatalen Verdacht, als sei man an hoher amtlicher Stelle über die unbedingte Volksthümlichkeit unserer China-Politik nicht völlig mit sich im Reinen, als zweifle man daran, ob unsere ostasiatische Politik in ihrer gegenwärtigen Ausmessung und Begrenzung den richtigen iuror Isutaoicu Sinter sich habe.