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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.03.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060302021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906030202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906030202
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-02
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
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Dreröirev Nachvichten. loS dem Wüten deS Feuers zulahen. die Zeichnung für das Kruzifix entworfen, da» heute de« Altar de» »ieder- ersiandenen Gotteshauses ziert. DieleS Zeichen dessen, was ewig bleibt, sei ein Zeichen für dir Richtung, di« da« Leben des Abgeschiedenen genommen habe. So werde auch da» Andenken des Verstorbenen erdalten bleiben uud wie er au» dem christliche» tauben. Hoffen und Liebe» Zuversicht und Trost ge'unden habe, so werde auch seine Familie, sowie die vielen -wchgelassenen Freunde in diesem Thristenglauben Trost und Halt finden. In, Namen der Kuiistaewerbeschul« und deS Kunstgewerbemuseums rief Professor Dr. Berlin« dem ab- geschiedenen Direktor, der 31 Iakre an der Spitze der Anstalt gestanden, ein ..Ruhe sanft!" iicicw Im Namen de» Dresdner Kunstgewerbeoereins legte Herr Architekt Lossow einen Kranz nieder, ebenso im Namen der König!. Kunstgewerbeschul« in München Herr Professor Grob und im Auitraae des Korps „Obotritia -Dnrmstadt Herr (fand. ing. Schädlich. Außer- dem sprachen Vertreter der ..Schülerschaft" heS .„HcinS Halben," und deS Gesangvereins der Kunst- gewerbeschule: im Namen des Alt-Herren-Verbandes des „Hans Halbem" legte Herr BgekebanS einen Kranz nieder. Unter Gesang des Fricdbvfck'ores geleitete die Tranerpersammliina den Sarg, der überaus reich mit kostbaren und künstlerisch geschinack- gellen Bliinienaewinden geschmückt tnar. nach der Familiengrab, i'.ärrc des Friebüoses. wo sich die Fabnen der anwejenden Korpo rationen über den, Grabe senkten, die Vertreter des Kvri'ü nach akademiLier Sitte ilirem Alien Herrn Band und Mütze in» Grab nachwarfen »nd feierliches Gebet und geistlicher Segen die Trauerscier abschlossen. —* Die freie WahkrechtSdeputation einigte sich ur ihrer heutigen Sitzung gegen die Stimme des Abaeorduelen Günther dahin, daß als allgemeine Grundsätze für en,e Wahlrechtsreform festznhalten 'eien: 1. der Umstand, das; deinem, der nach dem geltenden Wahlrechte dns Stiinmrecht besitzt, dieses Recht zu entziehen sei; 2. dag den Angehörigen der dritten Wählerklasse der Zutritt zur Kammer iu größerer, jedoch nicht in solcher Anzahl zu ermöglichen sei, das; dadurch — angesichts des Uebergewichts der Sozialdemokratie in dieser Wählerkiasse — eine gedeihliche Weiterführung der Staatsver waltung erheblich erschwert oder gar unmöglich gemacht wird. Naier diesen Voraussetzungen erachtet der Ausschuß die Ein führung eines allgemeinen, direkten und geheimen Wahlrechts mit Z ii s a tz st > m m e n , bei denen mindestens das Alter, die Sieucrleistung und die Bildung zu berücksichtigen sind, für das empfehlenswerteste. Für den Fall jedoch, daß sich der Durch führung eines solchen Snßcms unüberwindliche Schwierigkeiten culgegeilstellün sollien, emp'elleu folgende Miiglicder des Aus- jchiisses: Abgg. Opitz, Dr. Brückner, Förster und Rndelt, in eine nähere Erwägung darüber cinzutrrien, ob die Durchführung der Wahlreform alsdann nicht am zweckmäßigsten auf der Basis vorzunelimen sei, auf der die Wahlrcchisvorschläge der Abgg, Spitz, Heymann und Dr. Wagner beruhen: auch hier jedoch uuier der Voraussetzung der Einhaltung der unter 1 und 2 fest- gestellten allgemeinen Gesichtspunkte. V-i dieser Stellungnahme des Ausschusses gelangte man auch uir Abuhnnng der im An schlag hieran besprochenen Vorschläge deS Geh. RatS Dr. Georgi und des Kreishauptmanns o. Ehrenstein. Was die Drittelerneuerung der K>ammer anlangt, so wird diese von den Abgg. Opitz. Dr. Brückner, Förster und Nudelt als Erfordernis der Wahlrelorm ausgestellt. Sämtliche heute an wesenden Mitglieder des Ausschusses erklärten sich für eine Vermehrung der Wahlkreise, die Abgg. Opitz, Dr. Brückner, Förster und Nudelt sedoch nur in dem Sinne, daß eine Vermehrung der Wahlkreise nur der grössten Städte ein- zntreten habe, während die Mgg. Schulze. Hanghammer und Günther für vollständige Neuc'itteilnng der Wahlkreise unter Wegsall des Unterschieds Mischen ländlichen und städtischen Wahlkreisen sich ausfprachen. Der Ausschuß erachtet durch diese Beschlüsse diejenigen Vorschläge für erledigt, die in den bis- hörigen Protokollen nicht ebenfalls ausdrücklich Erwähnung ge funden haben. Endlich wurde beschlossen, den Abg. Schulze mit der mündlichen Berichterstattung im weiteren Ausschüsse zu beauftragen und sämtlichen Mitgliedern des weiteren Aus schusses Abschriften von den Protokollen zuzustellen. Der Abg. Goldstein hat vor der heutigen Sitzung ohne Angabe von Gründen s e i » e n A u s t r i t t aus diesem Ansfchi'sse erklärt. —* Aus dem DevutgtionSbericht der Ersten Kammer über die Petitionen der städtischen Kollegien zu Dres den, Königstein, Nieja, Meißen »nd Schandau wegen Stellung der fächfischen Regierung im Bnndesrate gegen Wiedereinführung von Tchstsahrtsabgaben aus der Elbe stt noch folgendes hervor- znbeden: „Fnneihalb der Deputation waren bei Beurteilung der Petitionen die Ansichten zunächst geteilt. Tie Mehrheit pflichtete den Allsführungen der Petitionen und der ihnen zu gründe liegen den Eingabe der Handelskammer zn Diesdcn im we>eii!liche» bei. Was zunächst die rechtliche Seite der Angelegenheit anlangt, so kommen bci Beuttcilting derselben hauptsächlich Artikel54. Absatz 4 der Neichsversassung und Artikel! des Ltaatsvertrages mit Oester reich vom 22. Juni th?o in Betracht. Elfterer lautet; „Ans allen natürliche» Wasserstraßen düifen Abgabe» »nr für die Benützung t>esoiiderer Anstalten, die zur Erleichterung des Veikehrs bestimm. folgknd« Bestimmung: von d«>, Schiffen und .Vom 1, JuN 1870 ad sollen aus der Eid« deren Ladungen, sowie vo» den Flößen und. erhoben werden. Diese Abgaben, sowie die Abgaben für die Befahrung solcher künstlicher 'Wasserstraßen, welche Staatseigen tum sind, dürfen die zur lluteihallung und gewöhnlichen Her stellung der Anstalten und Anlage» erforderlichen Kosten nicht übersteigen. Auf die Flößerei finden diese Bestimmungen insoweit Anwendung, als dieselbe auf schiffbaren Wasielstraße» betrieben wird." Ter Artikel I des Staatsverlrages mit Oesterreich cutbält Abgaben nur für die Benützung besonderer Anstalten, welch« zur Ellrichlernng de» Verkehr» bestimmt sind, erhoben werden dürfen " lieber dir rechtlich«. Bedeutung diel« Bestimmungen, namentlich also darüber, ob unter de» zur Bbgadenerdrbung berechtigenden besonderen Änstalten auch die Vertiefung der Fahrrinne zu ver stehen sei. scheint innerhalb de» Deutsche» Reiche» Jahrzehnt, hindurch eine wesentliche Meinungsverschiedenheit nicht bestanden zu baden. Denn es sind, obwohl eine Vertiefung der Fahrrinne aus den der Schiffahrt dienenden größeren deutschen Strömen fett 1870 jahrzehntelang mit erheblichem Kostenaufwande stattgrfimden bat. a»S vielem Anlasse SchlssabrtSabgaben nicht erhoben worden. Und da« nach Ansicht der Mehrheit der Deputation mit vollem Recht. Denn die Vertiefung der Fahrrinne dient dam. die Be- sabrung eine» an sich schiffbaren Strome» ln die rechte Bahn ,u teilen, sie gehört also zur Unterhaltung de» Strombettes und kan» auch nach dem Sprachgebrauch als eine besondere Anstalt in, Sinne des Artikels 54 der Neichsversassung nicht angesehen wer den Vielmehr sind unter diesen Anstalten lediglich solche zu ver stehen. deren Benutzung in etwa» anderem besteht, als dem bloßen Befahren der natürlichen offenen Wasserstraße, nämlich in dem Gebrauche einer zur Erleichterung des Bcrkebrs getroffen«'» Ein richtung. als da sind Hafenanlagen, Ausschiffung-Plätze, Schleusen, Krane »sw. Erst in neuerer Zeit ist man im Königreich Preußen daraus zirgekoinmen, für die Erhebung von Schissahrtöabgavcn ans de» natürliche» Wasserstraßen cinzntrete». und zwar ist da ss» Interesse des Zustandekommens der von einer großen Partei beanstandeten Kannlvorlage geschehen. Ein solches Vorgehen steht aber st» Widerspruch mit dem angezogenen Artikel 54 der Nezchs- versassiing »nd würde nach Ansicht der Deputationsinehiheit aus den soeben entwickelten Gründen »nr im Wege einer Berfassnngs- äiiderung durchführbar sein. Man muß daher in Uebereiustit»- »inng mit den Petenten dahin streben, daß dieser Standpunkt, den man in Preußen nicht mehr gelten lassen zu wollen scheint, srstgehalten und von der sächsischen Regierung entschieden vertreten werde und dies »>» so mehr, als auch im wirtschaftlichen Interesse die Einführung von Schissahrls- ab gäben keineswegs z» wu» scheu ist. In dieser Beziehung ist die der Petition beigefüate Eingabe der Dresdner Handelskammer besondeis nuSsührlich. Die Meuchelt der Deputa tion schließt sich diese» Darlegungen allenthalben an »nd be schränkt sich darauf, einiges weiugc bkra>lSz»heben, aus dessen Betonung sie besondere» We>t legt. Sachse» ist vom Meere ziemlich weit abgelegen. Es hat daher ein um so größeres Inter esse daurn, daß ihm der Wasje»veg, der es mit dem Meere ver bindet. durch die Einführung der Schisfahrtsabgaben nicht ver teuert wird. Das winde aber der Fall sei» bei dem Bezüge vieler Lebens- und Wiisschastsbedürfnisse, ferner bei dem Bezüge vo» Rohstoffen aller Art, sowie bei der Versendung der verschiedensten Elzengttisse, und zwar nicht nur für dieienigen Unternehmungen, die sich an der Elbe oder in deren Nähe befinden, sondern auch sin viele entfernter davon gelegene, denen der billige Wasserweg bis zu de» hochentwickelten sächsischen Elbninschlageplätzen eben- falls zu gute kommt. Bei dem hcntigen Wettbewerb ans allen Gebieten falle» Frachtdisserenzen. wie sie durch Einführung der LclMahrtsabgabeu, mögen sie noch so niedrig bemessen werden, entstehen müssen, schwer ins Gewicht und könne» bei Aiisiedl»»- ge». welche unter der Henschaft der Adgabenfreiheit entstanden sind und mit dem Fortbestehen derselbe» gerechnet habe», geradezu den Ruin herbeisiihren. Ferner würde unter der Einführung der Lchifsahrtsabgaben auch das Schissahttsgewerbe selbst voraussicht lich schwer zu leide» habe», oa der Wegfall vieler wichtiger Transporte den Wert der von ihm gestöckenen Einrichtiingk» wescistlich veiminder» »nd die dann aiigcleaken Kapitalien niehr oder weniger niit Veilnst bcdrvbe» wurde. Endlich ist der Nach teil. den die Einfnhning der SchiffahrlSabgaben ans die Erträg nisse der sächsischen Eisenbahnen auch nach Ansicht der Königl. Staatsiegiernng voranssichllich äußern würde, nicht zu unter schätzen. Zwar würde deinselben der Ertrag der Schissablts- abgaben als Vorteil gegenüberstehen. Derselbe dürste aber bei der Kürze der sächsischen Eldfriomsliecke nur ei» gennger sein und wurde zn den Ausfällen in den Essenbahiikrträgnisse» und zu der ebenfalls zu gcwärtigenden Verminderung der Sleuerkiaft des Landes anßer Verhältnis stehen. Eine Minderheit der Deputation hegte anfänglich gegen eine Befürwortung der Peti tionen nicht unerhebliche Bedenken. Sie fand eS nicht der Billig keit entsprechend, daß zu den dedeistenden StroinllilterhaltungS- kvslen diejenigen, die von der Schiffbarmachung eines Stromes und der Auslkchlerhaltung des Fahrwassers Nutzen ziehen, gar nichts beistnge», diese Koste» vielmehr von der meist wenig oder gar nicht beteiligte» Gesamlkeit der Steuerzahler getragen werden müßten. Das entspreche nicht dem vom Staate aas andere» Ge bieten eingehallcuen Grundsätze: ,,Für Leistung eisttprechendc Gegenleistung". Auch sei es ibr zweifelhaft, ob die Erhebung von SchiffahrlSabgaben gegen 8 54 der Neichsveifassulig verstoße. Ferner seien durch die Abgaben sreibeit die an der Elbe oder deren Nahe cmgesredellen Großbetriebe auf Kosten der entfernter davon befindlichen Kleinbetriebe begünstigt und es seien namentlich die Kleinmühlen von den Großniühlen ans diese Weise geradezu er drückt worden. Tie Minderheit der Deputation steht ans dem Standpunkte, daß eine nur mäßige, die Unterhaltungskosten des Schiffahrtsivegcs auf der Elbe nicht übersteigende Lchiisahrts- abgabc erstrebenswert sei. Im Laufe der Verhandlungen und nach Gehör der Königl. Staatsregiernng erklärte sie sich aber bereit, bei dem großen Interesse, das das ganze Land an der vor liegenden Angelegenheit nehme, von einem besonderem Votum ab- seben und der von der Mehrheit beschlossenen Befürwortung nicht entgegeiitreten zu wollen, getragen von dem Bestreben, die Posi tion der Königs. Slaalslkgientiig bei den bevorstehenden Verhand lungen zu stärken. Tie Deputation henntragt daher, wie bereits kurz gemeldet, die Kammer wolle beschließen; die Petitionen der Königl. Staatsregiernng in dem ersten Teile des Petitums zur Erwägung zu überweisen. Was den zweiten Teil des PeiitnniS anlangt, welcher lautet: „jedenfalls aber, selbst wenn eine Beseiügnng der entgegenstehenden Bestimmung ver me'chSverfassuna beschlossen werden soM«. au» Grund -der » Elbschlssahrt-atl« von de« unseren Latch« aewndert znstehrndrn Vertrag-rkchte Gebrauch mache und den Fortbestand dieser Frei- best der Elbe von Abgaben fordere", so Ist nicht abznsevt». in wiefern die Regierung, wenn di« Einführung von Schiffahrt»- avgabei, beschlossen worden ist. in der Lag« sein sollt,, t« Ver trag»,veg« dir Abaabenfreibrlt aufrecht zu erhalten. E» stell» sich also dietrr Teil de» Pelitnm« al» unauAführdar dar u»ck die Deputation beantragt, vir Kammer wolle beschließe«: den Metten Teile de» PelstuniS «»fstchberuhenz« lasse«. —* Am Gegensatz zu seinem in der Hauptsache durch «». aawühnlich milde Witterung sich auszeichpeude« Vorgänge, kührte sich heute vormittag der März mit eine« lustig«» Schneetreiben «in. An Bäum«« und Eträucher» »acht sich jetzt bereits durch die Wärme ein gewisse» Frühlingsahnen und Schivellen der Knospen bemerkbar. Hoffentlich hemwt'der März diese Fortschritte nicht durch rauhes Verhalte». Dine bekannte Bauernregel besagt ja nicht «nsoust: .MSrzeuschne« tut Bäume«. Blüt' und Saaten web!" —* Wir kürzlich mltgeteilt worden ist. bat sich die Verlegung der vom landwirtschaftlichen KretSvrrein in Aussicht genommene» BezirkSversammluna in Wilsdruff aus So»» abend, den 24. März, notwendig gemacht. In dieser Bersamm- lni'.g wird Herr KreisvereinSvorsitzender Geh. Oekonomirrat Andrn über .Landwirtschastliche Tagessragen" und Herr Professor Dr. Falke-Leipzig über „Die Bedeutung des WeldegangaS im allge nieinen. insbesondere die Anlage von Jungviehwetdrn beim inten siven Großbetliebe und Kleinbesib" Vorträgen. Den dritten Punkt der Tagesordnung bildet die Erledigung der durch den Fragekasten gestellten Fragen. Die Versammlung findet im Gasthof „Ziiln weißen Adler", nachmittags 4 Uhr. statt. Die »och ansstehenden Bezirksvcisaiinnlniigen finden mithin in Dippol diSwalde Sonnabend den 3. März, in Nruhausen Sonnabend den 10. März und in Wilsdruff Sonnabend den 24. März statt. —* Der „Allgemeine Mietbewohner^Zerein" hielt gestern abend ,m Saale des „Bürger-Kasino" seine dies- jährige ordentliche Hauptversammlung ab. Uebcr den Jahres- bericht referierte Herr Geschäftsführer Feurig. ES ergab sich die erfreuliche Tastachc. daß sich die Vermögenslage de», Ver eins wiederum gebessert hat und neue Erfolg« zu verzeichnen gewesen sind. Durch zahlreiche Neueintrittc in dre Rechen der Mitglieder sei der srichere Höchststand nahezu wieder erreicht worden, und auch sonst gewinne die Einsicht, ebenso wie dre Hausbesitzer, eine geeignete Interessenvertretung durch dar Mietervcrein sich zu sichern, immer mehr an Boden. Redner erwähnte eingehend die Tätigkeit des Vorstandes, der verschis- dencn Ausschüsse und die im Geschäftsjahre abgchaltenen Ver sammlungen. Der Nechtsrat lvuroe vielfach in Anspruch ge nommen. Von den Mietverträgen des Vereins wurden 9M0 Exemplare abgelebt, und die Kohlenvermittlung-stell« erzielte gleichfalls einen erheblichen Umsatz. Der Vorsitzende, ' Herr RechtSamoalt Türk, beleuchtete im Anschluß Hiera» einige be sonders markante Punkte der Vereiustätigkeit und gab ent sprechende Erläuterungen. Von der Neuerwerbung weiterer HauSgrundstücke zwecks Beschaffung billiger Wohnungen für die Vcreinsillitclieber bade man aus verschiedenen Gründen vor läufig abjöhen, müssen. Gegen die vom Rate erlassene Be- kaninmacnung bezüglich der Einschränkung deS Baue» neuer Häuser ist mehrfach Einspruch erhoben worden. Wen» auch «ine große Anzahl von Wohnungen in Dresden leer stünden, so entsprächen sie doch vielsach nicht den zu stellenden Anfor- derungen in gesundheitlicher Beziehung und der Vermögens- tage weiter Bevolkerunsskresse. Der Verein bsabsicRige ferner, eine Taxations- und Prüfungs-Kommission ins Leben treten zu lassen. Es solle dadurch der Verteuerung der Grundstücks- preise und den durch zu hohe Tarierung hervorgerufenen Ver lusten entaegcngewirkl tverden. Bei den Stadtverord ne ten-Wahlen habe man nach Einführung des Berufs- Wahlrechts zunächst eine obwartende Stellung eingenommen. Ls würden aber Mittel und Wege gefunden tverden. um auch hier wieder aus der Passivität herauszutreten. Der Vorsitzende schloß seine mit Beifall aufgenommenen Ausführungen mit der Bitte, sich trotz mancher Angriffe von gegnerischer Seit« vom Weiterstrebcn zur Verwirklichung der Bereinsziele nicht ab- halten zu lassen. Die Johresrechnung fand Genehmigung, und die Eryänzungswcchl des Vorstandes wurde nach de» Vorschlägen der hierfür eingesetzten Kommission doraenommen. Unter „Ver- schicdeneS" ries der Ausschluß eines Mitgliedes, das sich an die Hauptversammlung gewandt hatte, eine längere Devatt« hervor. —* Pol izei bericht. 1. März. Auf dem Smpfangs- boden deS Aitslädter Güterbahuhofes fehlen seit 17. dezw. 24. d. Mrs. je eine Ki sie Zigaretten und Zigarren. Die erstcre, „R. S. l16" gezeichnet, enthält 4000 Stück Zigo- retten. Marke ..Wolr II". in der letzteren, die das SianAm „O. D. 200 064" tragt^ befinden sich je 8 Zehntelkistchen Zigarren der Marken „El Sieh" und „Triumph". — In der Zeit vom 8. bis 12. Februar ist außerdem eine braunlederne Hand« tasche, „L. I. 4" gezeichnet. Leibwäsche enthaltend, r» Ver lust geraten. Etwaige Mitteilungen über den Verbleib der ver mutlich gestohlenen Güter werden an die Kriminalabteilvng erbeten! — Am Sonntag wurde auf der Mvrkgrafenstraße ei» Arbeiter voneinem im schärfsten Lause ankommenden großen Hunde umgerijsen. Der Mann schlug mit dem Kopfe auf die Bordkante des Fußweges auf und zog sich eine Rasen- beinverletzung uud mehrere Quetschungen zu. Der Eigentümer des Hundes ist ermittelt. — Der am Sonntag auf dem Bis- marck-PIatze von einem Kraftfahrzeuge umgerissene Kauf- mann von hier ist gestern abend den dabei erlittenen Ver letzungen erlegen. — Infolge eigener, Unvorsichtigkeit wurde am Montag ein Gewerbtreibenoer von hier beim Ueverschreite» der Fahrbahn der Hechtstraße von einem in langsamer Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen umgefahrc« und dabei am Kopse nicht unerheblich verletzt. völlig unbekannt in Berlin, in den Straßen umherirrlen und ihre Schaulust bcsriebiaen wollten. Aber auch für die Eiu- .uckmischen machte sich der Streik in den verschiedensten Rich tungen fühlbar. Die Theater, Konzerte, und namentlich die vttlen FcpchingöbällL hatten schwer darunter zu leiden, zumal oer Himmel der Legende vom „Hohenzolleruwetter" an beiden .refttaacn einen schweren Stoß versetzte und ein uncrschöpssiches Nah herabriescln ließ, das selbst die sonst so sauberen Berliner 'Straßen in ein einziges Meer von Sckmutz und Schlamm vcr- ,»autelte. Die überfüllten Straßenbahnen. Omnibusse, Hoch- >ino Untergrundbahnen waren trotz äußerster Anspannung nicht m stände, auch nur annähernd dem gesteigerten Verkehrsvedürs- niö zn genügen. Die Nachtschwärmer, die grundsätzlich nicht vor 2 oder 3 Uhr früh ins Bett steigen, mußten wohl oder übel „die Heine in die Hand nehmen" und Dauermärsche vollsühren, di« ihnen noch lange sckiiicrzhast in den ungewohnten Gliedern liegen dürsten. SAbst vis <nck die armen Berliner Spatzen er- Itrecktc sich die böse Wirkung dieses Streiks. Sie sind Stamm gäste an den zahlreichen Hattepläyen der Droschken, wo bei der Fütterung der Pferde für sie immer recht üvvige und schmackhafte Nationen abMallen pflegen Diese sichere und angenehme Nahrungsguelle war rhnen 48 Standen lang gesperrt, und Iraurrg piepsend umstaiterten sie die leer gebrannten Stätten, kurzum, cs war eine allgemeine Kalamität, und erleichternd mckatmend begrüßte die deuttche ReichShauptstadt am Ascher mittwoch früh die Wiederaufnahme des Betriebes der sonst nicht «mmer nach Gebühr geschätzten Droschken. Demnach hatte dieser kostspielige Dcmnnstrcckionsstreik einen vollen Erfolg? Aber nicht die Spur! Denn gerade aus die, gegen die er gerichtet war, bat er nicht den allermindcsten Ein- druck gemacht aus die -vohllöblichc Polizei nämlich Sie sollte dadurch mürbe gemacht und zur Zurücknahme gewisser Maß- nahmen veranlaßt werden. Tatsächlich haben ihr die Droschken kutscher, die gerade an den beiden Festtagen die Arbeit einstell ten und dadurch einen Einnohmeaustall von, schlecht gerechnet. 250 000 Mk. erlitten haben, die Arbeit wesentlich erlefchicrt. Der entsprechend verringerte Wagenverkehr hat den Schuklettten die Aufrechterhaltung der Ordnung natürlich erheblich leichter gemacht. Somit ist dieser Streik ein Schlag ins Wasser gewesen. Er hat nur das davon allein betroffene Publikum geärgert, die Polizei aber sehr kalt gelassen. Sie wird dadurch in ihrer ab weisenden Haltung nur bestärkt tverden, zumal jetzt eine Nach- »lLbigkeit ihrerseits viessach als ein« Schwächung ihrer Autorität betrachtet werden wurde. Man kann die somit dopvelt ge» 'chlogenen Droschkenkutscher aufrichtig bedauern. Sie haben allen Grund, sich über die polizeilichen Vexationen -u beklagen und Abhilfe dagegen anzustreben. 'Seit einiger Zeit weht gegen sie ein rauher Wind vom Polizeipräsidium am Alexanderplatz her. Die geringiten Vergehen — »nd der Himmel weiß, wie leicht sich ein Berliner Droschkenkutscher gegen die zahllosen Vorschriften der Fahrordnunq trotz des redlichsten Willens und des jckmrssten Auspasscns vergehen kann! — ziehen die streng sten Strafbefehle nach sich. Früher gab es da Strafmandate, die sich in minder schweren Fällen zwischen l und 3 Mk. be wegen. Jetzt sangen sie meist mit 20 Mk. an und steigen in Wiedernolungsiällen bis zu 50, ja sogar 1041 Mk. Was dos für einen armen Droschkenkutscher bedeuten will, liegt aus der Hand. Wer nicht zahlen kann, muß sitzen und wird durch die lange Hast schwer gcschäoigt. Daß die Kutscher sich dagegen anslehnen, be- greist man. Nicht minder berechtigt ist ihre Beschiverde darüber, daß ihnen verboten worden ist. n»t leeren Droschken den Potsdamer Platz zu befahren. Sie wollen nicht «inieoen. wesbalb gerade sie für die falsche Verkehrspolitik büßen sollen, die dic/en Platz bis zur Unerträglichkeit überlastet hat. Also in der Sache selbst haben die armen Droschkenkutscher vollständig Siecht, nur in dem Mittel haben sie sich vergriffen. Ihr T«!monstratiLNsstreik ist. wie man wohl schon jetzt behaupten kann, wirkungslos verpufft. Sie erklären zwar, daß sie ihn io oft wiederholen würden, bis ihnen ihr Recht geworden sei. Wir möchten aber sehr bezweifeln, daß sie im stand« sein werden, sich dieses kostspielige und nntzlose Vergnügen noch einmal zu leisten. In ihrer letzten Versammlung trat denn auch bereiis eine unverkennbare Ernüchterung zu Tage. An allerhand trotzigen Vorschlägen zerr Niederzwingung des polizeilichen Widerstandes fehlte es nicht. So wurde vorgeschlagen, daß die Kutscher sich bis ans weiteres weigern sollten, Fahrten nach dem Potsdamer Platze »nd dem Potsdamer Bahnhos überhaupt anzunehmen. Von anderen Seiten wurde eine Virlängerung des Streiks be fürwortet. Aber diese und andere Vorschläge hat die große Mehr heit klüglich verworfen. Hoffentlich wird es bald auf einem zweckmäßigeren Wege gelingen, den Frieden mit der Polizei wiedcrherzustellen. Der Berliner Droschkenkutscher hat bei allen seinen Fehlern so viele gute Eigenschaften, daß man ihn wirklich nicht nxhr drangsalieren sollte, als unbedingt im allgemeinen Interesse geboten ist. Ueb«r diese Grenze scheinen aber die letzten polizeilichen Maßnahmen doch hinausgegangen zu sein. Dir Berliner Festtage wären also nun auch wieder glücklich vorüber. „Glücklich" ist allerdings mit einiger Ein- schränkung zu sagen, denn glerch am ersten Tage, b«im Ein zug« der Prinzessin-Braut, hat «S gegen 150 teiliprije schwerere Unfälle gegeben. Das Wetter war so ungemütlich wie nur mög lich. Dre Ausschmückung der Feststraße Unter den Linde» bot nur «in schwaches Abbild von dem, >was «orr vor eiuem halben Jahre beim Eurzuae der Kronprinzessin gesehen haben. Aber die Schaulust der Berliner ist nun einmal unersättlich und er reicht seinen Höhepunkt, wenn der Hoi im Mittelpunkte der gratis gebotenen 'Schaustücke steht. Zähneknirschend muß selbst der „Vorwärts" dies« Tastachc anerkennen, trotzdem er sich wie- der mit heißem Bemühen angelegen sein ließ^ wenigstens seine Getreuen von diesem „byzanttnstchen Sä-aupobel" zu trennen. Schmerzlich bewegt mußten Artur Stadthagcn und Rosa Luxem burg erkennen, daß in diesen Fällen die Macht ihrer ant- mutigen Beredtsamkcit selbst zielbewußten Genossen gegenüber versagt. Was hilft es, wenn der ^Vorwärts" nachträglich ver sichert. daß nur „toll gewordene Bürgenveiber" und begeiste rn nadtrunkene Pflastertreter der „guten Gesellschaft" Unter den Linden und am Brandenburger Tore zu jeden gewesen wären. Das ist eitel Flunkerei. Wer sich einigermaßen dort mnaesehcn bat, weih, daß sich in der Menge Tausende Arbeiter bekunden haben, die zrvar den „Vorwärts lesen, auch sozialdemokratisch stimmen, aber dennoch für den Kaiser und dessen Angehörige ein lebhaftes Interesse haben und cs bei jeder Gelegenheit, auch wenn die Schaulust nicht befriedigt wird, ohne Scheu bekunden. Genau ebenso verhält e« sich auch mit ihrem Interesse für das Militär. Mag man von Partei wegen noch so aus den Militarismus schimpfen, dem Zauber eines mit Musik in gleichem Schritt und Tritt vorübermarschierenden Regiments kann sich auch ein Hartgesottener Berliner „Genosse" nicht «ntzichen. Die Schaulust der Berliner kommt auch unseren beiden ständigen Zirkusdirektoren zu gute, die Abend für Abend schmun zelnd ihre vollgepfropften Häuser betrachten. Freilich wissen sie auch immer für neu« esensationeu zu sorgen. Den Vogel lutt augenblicklich der Zirkus Busch mit Enigmarelle abgeschossem Wer „Enigmarelle" ist? Angeblich «in Wunder der modernen Technik, ein Triumph der mit Elektrizität gepaarten Mechanik. Natürlich stammt dieses Wunder au» dem Land« der „unbegrenzten Möglichkeiten". Enigmarelle ist eine Figur, die wie enr lebendiger Mensch läuft, sich bewegt, ihren Rainen schreibt und sogar RKd fährt. Ihr Erfinder rst natürlich ein waschechter Nonkee. der diese« mechanische Wunderwerk «ach jahrelangen Studien und Versuchen z» stände gebracht haben will. Er behauptet, daß es durch Akkumulatoren beweg« werde. An echt amerikanische Reklame hat man es nicht schien lassen, und da die Figur wirklich scheinbar alle» anßsührt, wa» von ihr gerühmt wird, j» -,bt e» Zittaus und Bewundenmg i»
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