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Dresdner Nachrichten : 30.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189906302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-30
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.06.1899
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Dresdner Nachrichten. 17«. Seite ». »» Freitag. S«. Zuui 18«« Die Berliner Börse zeigte heute feste Grundtendenz, da aus deu streikgebieten neue beunruhigende Nachrichten nicht vorliegen. Das Geschäft ist ruhig, die Kurse hielten sich auf dem gestrigen Niveau. Stur in Banken zogen die Kurse an, recht leb haft waren namentlich Krcditaktien, während von Lokalbanken Diskonto-Kommandit bevorzugt war auf Gerüchte über große Unternehmungen des Instituts, die mit dem Eintritt des Bank hauses Mendelssohn u. Co. in die Rvthschildgruppe in Verbindung gebracht wurden. Heimische Bahnen fest, ebenso schweizerische und Northern-Pacific. Ter Kassamarkt war ziemlich fest. Fremde Nenten wenig beachtet. Kurse unverändert. Deutsche Anleihen besser. Die Börse schloß fest für Montanwerthe. während Kredit- »ktien sich etwas abschwächten. Privatdiskont 4'/« Prozent. — Am SViritus - Markt war die Tendenz matter; Loco 70er 41,50 Mk. Terminprcise gaben leicht nach. Am Getreide- Markt waren die Preise gedrückt aus günstige Erntcaussichten in ganz Mittel europa und bedeutendes Angebot für alle Lieferungsfristen. Das Geschäft war unbedeutend. Weizen und Roggen je 1 Mk. nied riger, Hafer nachgebend aus amerikanisches Angebot. Stach Er mittelung der CentralnotirnngSstelle der preußischen Landwirth- yrimtfiir« a. M. (Schluß.) Sndit 258.88. DiSconto NI7.88. Dresdner Bank IKt.Ä. Staatsbahn—,-, eimbardk»LamahlUIe 275,28. Ungar. (Sold Portnaiele» 28.70. Fest. Baris, (5 Uhr Nachmittag».) Rente t88.85. Italien« 85,58. Spanier «2,88. Porluateien —. Türke» 22.80. Türkenlool« >28,88. Ottomanbanl 885,88. Staats- bahn 718,88. Lombarden —. Matt. BariS. Produkienmarkt. Wciie» per Juni 18,85, per Septbr.-Dezbr. 28,85, ruhig. Rüböl p« Juni 58,28, per September-Dezember 51,58, ruhig. SpirtiuS per Juni 11,88. per September-Dezember 87,78, ruhig. Amsterdam. Produtlen-Bericht. iLieijen »«November—, per Mürz—, geschiiMeS. Roggen per Oktober l1I,88 per Marz —. Lettisches und SiichsischcS. — Se. Majestät hat Vor Jnhabcrin der Kolonlalwaaren-, Delikatessen-, Wein- und Thcchandlnng in Firma Alfred Flade, Hedwig Elise veno. Flade gcb. Preißkcr i» Dresden das Prädikat „Königliche.Hoflieferantin" verliehen. — Dem pensionnten Pfleger der Anstalt Hnbertusbnrg Christian Heinrich Hohle wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. — Se. Excellenz Herr Kriegsminisler Edler von der Planitz weilte am 27. d. M. in Großenhain behufs Besichtig ung des Proviantamtes und dessen Neubaus. Sc. Excellenz, in dessen Begleitung sich Herr Oberstleutnant Franke befand, kam von Kalkresith, wo am Montag und Dienstag Besichtigung des dortigen RenivntedepotS stattgesunden hatte. — Ein stattlicher Jestzug, belebt von den Klängen der Kapelle des 177. Insanteric-Negiincnts. unter Mitwirkung des Trvmmlcr- zngcs der InternatSschnler, bewegte sich gestern früh 8 Uhr ans dem alten Frcimaurer - I »stitnt in Dresden-Friedrichstadt zum Landungsplätze der Dampfschiffe. Die Schüler, begleitet von Lehrern, der Vomeherschast der Anstalt, zahlreichen alten Schülern:e., ver ließen für immer, nachdem nochmals der Direktor, Herr Dr. Friedrich, herrliche Worte des Abschieds gesprochen hatte, die Stätte ihrer Bildung und Erziehung, um fortan im neuen schmucken Hei», in Dresden-Striesen die Traditionen des auf ein 125jnhriges Bestehen blickenden Instituts weiter zu Pflanzen zum Segen der Schule, der Stadt und des Vaterlandes. Der Dampfer „Habs- bura" trug die Theilnchiner nach Blasewitz, von wo in dle in reichem Festschmiick prangende neue Stätte feierlicher Einzug ge halten wurde. In Blascwitz brachte zunächst Herr Geh. Komincr- zienrath Hultzsch den WillkonimenSgruß der Gemeinde und der Nachbarorte dar, wofür Herr Direktor Tr. Friedrich dankte. Mehrere Ehrenpforten wurden passirt, von zahlreichen .Häusern grüßte Flaggen-, Gnirlanden und Kränzeschmuck, Böller wurden gelöst, >a ans mehreren Gartengrundstücken der Prohliserstraße wurden zu Ehren des Tages sogar Feuerwerke abgebrannt. Auf genannter Straße überreichte auch FU. v. Prinz Herrn Geh. Kommerzieurath Hultzsch mit sinniger Ansprache einen prächtigen Rosenstrauß u. Freude und Jubel wurden immer lauter, je mehr man sich dem Endziele, wo viele Hunderte Aufstellung genommen hatten, näherte. Im geräumigen Schulhofe der schönen Anstalt nahmen die Zöglinge mit Gewehr Aufstellung. Herr Eivil- Jngenieur Schneider. Vorsitzender des Bauausschusses, hieß hier die Ankommenden mit herzlichen Worten willkommen, in Sonderheit die Mitglieder der Vorsteherschaft und die Lehrer und wies nach warmen Dankcswortcn für Alle, die den Ban begonnen und glücklich vollendet haben, die Schüler auf die am Haupt- cinaanae angebrachte Inschrift: „Gott zur Ehr', den Stiftern znm Gedenken, der Jugend zu Nutz und Frommen" hin. Allgemeiner Gesang: „Sinn danket Alle Gott" folgte den trefflichen Worten. Im Scainc» „seiner Jnngeu" dankte erfreut Herr Direktor Dr. Friedrich. Nun wurde das Innere des Schulgebäudes betreten und bald füllte sich namentlich die geräumige Aula mit Gästen. Ehe '/üll Uhr die eigentliche Weiheseicr anhob, überreichte der Vertreter des Kultusministeriums, Herr Ablhcilungsdircktor Geh. Rath Dr. Wäntig. Herrn Geh. Koinincrzienratb Hnltz s ch, dem Vorsitzenden der Vorsteherschaft, das OsfizierSkrcuz des Albrechtsordcns und Herrn Eiviliugcnienr Schneider das »5 Ritterkreuz 1. Klasse des genannten Ordens. Unter den Theil- 8 nchmern an der Weihefeier, die äußerst stimmungsvoll durch Phantasie und Fuge zu vier Händen für Orgel von Ad. Hesse cingeleitet wurde, gewahrte man: die Herren Geh. Schulrnth Dr. Vogel, .Kreishauptmann Schmiedel, Obcrregierungsrath Dr. v. Mäher als König!. Kommissar, Oberkonsistorialrath v. Dibclius, NegicrungSrath Manitz. Stadträthe Fischer. Dr. Bierch, Kretzschiuar. Stadtbaurath Klette, Stadtschulrat!, Dr. Prietzcl. Geh. Mcdizinal- rath Dr. Günther, Stadtverordnetenvorsiehcr Rechtsanwalt Dr. Stöckel, den Rektor der Meißner Jürstenschule, Oberschulrath Dr. Peter, die Rektoren und Direktoren, sowie Vertreter der sämmt lichcn höheren Schulen Dresdens, Prof. v. Brause-Leipzig und Oberlehrer Berlet-Oschatz als Vertreter des Vorstands des Säch sischen RealsckullchrerpereinS. Stadtverordneten Gchh, Elausen. Grützner, viele Geistliche, Hosrath Dr. Bnttmann, Stadtrath a. D. Direktor Balzer, Vertreter der großen Landesloge von Sachse», der Logen zu den 3 Schwertern und Asträa zur grünen den Raute, zum goldenen Apfel, zu den ehernen Säulen, viele ehemalige Lehrer der Anstalt, darunter Hofrath Dr. Pcschcl, der in den 00er Jahren als Lehrer für Englisch in dem Freimaurer- Institut thätig war, zahlreiche alte Schüler, an ihrer Spitze Herrn Oberst Rosenmnller re. Nach allgemeinem Gesänge und einem von Herrn Direktor Dr. Friedrich innig gesprochenen Gebete trug der Schulchor eine ansprechende Dichtung des Herrn Transport direktor a. D. E. Winkler, in Musik gesetzt von D. Bortnianskh. sprach Herr Professor v. Brause die Glückwünsche aus. betonend, wie cs eine Lust sei, in solchen Räume» zu unterrichte». Ein lebensfrohes und frisches, gesundes und starkes Geschleckt möge auch in Zukunft aus der Anstalt zum Segen und zur Ehre des Instituts, der Stadt Dresden, des sächsischen und dentschen Vaterlandes hcrvorgehe» Herr Bankdirektor Kommerzieurath M ackvwsk »i überniittelte in begeisterten Worten die Glückwünsche der Schwerterlvge mit dem Wunsche, daß das Institut eine Stätte der Gottesfurcht und Menschenliebe sei und bleibe. Zur Bethätiaung der Verehrung thcilte er mit. daß die Sckwerterloae eine Freistelle für einen würdigen Schüler begründet habe. Desgleichen habe die Apfellogc 100 Mark für einen würdigen abgehenven Schüler zu Prämien gestiftet. Herr Schuldirektor Hofsarth gratulirte lin Namen der Loge zu den ehernen Säulen, anknüpfcnd an den Svruch: „Weisheit leite den Bau, Stärke führe ihn aus, Schön heit ziere ihn." Herr Direktor Möbius überreichte im Aufträge ehemaliger Schüler zwei schmucke Bilder, die alte Anstalt dar stellend, die die Aula bereits zierten. Sie sollten „das Mekka sein, zu denen man in Zukunft, wenn die alten Anstaltsgebäude längst verschwunden seien, pilgere". Herr Dr. Sch wen dl er überreichte im Aufträge des Bezirksvereins der Wilsdruffer Vorstadt und der Friedriclistadt einen Fahnennagel und zum Schluß brachte Herr Oberlehrer Köhler, der Verfasser der interessanten, reich haltigen Festschrift, die Glückwünsche der Lehrer, Beamten und Schüler dar, mit der Mittheilung, daß die Genannten mehrere Gemälde gestiftet hätten, desgleichen die vier Büsten König Alberts, Kaiser Wilhelms, Martin Luthers und des Altreichskanzlers Fürsten Bismarck, die prächtige Zierden der Aula bilden. Für all' diese Ehrungen und Anszeichnungcn dankte bewegten Herzens Herr Geh. Kvinmerzienrath Hultzsch. Nachdem der allgemeine Gesang: „Wir haben dieses Hans gebaut, o Herr durch Deine Güte" die schöne Feier beendet hatte, wurden gegen 1 Uhr unter Führung der Herren Eivilingenieur Schneider, Architekt Kickelhahn und Direktor Tr. Friedrich die Gebäude, die bereits gestern des Näheren beschrieben worden sind, ablheilunasweise besichliat. Auf diesem Rnndgange wurde allgemein der Ueberzcuaung Ausdruck gegeben, daß mau mit dem neuen Institut eine Zierde für Dresden geschaffen hat, die »och nach viele» Jahrzehnten ihre Schöpfer loben wird. Die ehemaligen Schüler rc. fanden sich aus dem großen Schulhofe zu einer photographischen Ausnahme zusammen, die jetzigen Schüler aber brachen zu einem Spaziergänge auf. Heute treten sie die großen Ferien in einer Dauer von 6 Wochen an und wenn sie nach Ablauf dieser Zeit zurückkehren, dann ist das neue Heim in allen Theilen zu ihrer Aufnahme bereit. — Zn der vielfach vcntilirten Frage der Mü » dclsichcr - heit der Pfandbriefe der H hp o th e kcn ba n ken, die in scharf verneinendem Sinne von der preußischen Staatsreaierung nicht nur im preußischen Abgeordnetenhaus, sondern auch in der offi ziösen „Berliner Korrespondenz" behandelt wurde, nimmt nunmehr auch die amtliche „Leipziger Zeitung" das Wort und schreibt: „Wir können deu Gründen, die heute die „Berliner Korrespondenz" für den Mehrheitsbeschluß des Abgeordnetenhauses geltend macht, nur bcitreten. Die Hypothekenbanken bleiben private Erwerbs- gesellschaften und können sich daher in Bezug aus die Sicherheit ihrer Pfandbriefe mit den öffentlich-rechtlichen Landschaften nicht messen. Wenn cs in Bayern, Elsaß-Lothringen und Mecklenburg- Schwerin in dieser Beziehung anders gehalten wird, so hat das seinen Grund wohl zunächst darin, daß cs dort landschaftliche Institute nach Art der preußischen und sächsischen nicht giebt. Auch die sonstigen Gründe der amtlichen Korrespondenz erscheinen uns durchschlagend." — Amtsgericht. Ei» Nachspiel zu dem Lvbtaucr LandsriedcnSbrnch - Prozcß vom Februar d. I. fand gestern vor dem hiesigen Schöffengericht statt. Herr AmtSgerichts- ratli Ficker führte den Vorsitz, während Herr Staatsanwalt v. d. Decken die Anktagebchörde vertrat. Die Anklage ist erhoben worden auf Grund eines Strafantrags dc-S König!. Ministeriums des Innern vom 0. März d. I. gegen den verantwortlichen Redakteur des „Vorwärts". August Jaevbcy, den verantwortlichen Redakteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung", Karl Beyer, und den Skein- arbeitcr Ernst Lienickc als Verleger eines in Dresden und Um gebung verbreiteten Flugblattes. 2» deu Artikeln der genannten Zeitungen und desgleichen in jenem Fingtlatt war unter Bezug nahme aus die in, „Dresdner Journal" veröffentlichte „Urlhcils- begründnng" die Behauptung ausgestellt worden, daS „Dresdn. Joyrn." habe sich einer Fälschung schuldig gemacht, indem es anstatt der Urtheilsbegrnndnng die Anklageschrift veröffentlicht habe, in der allerdings lediglich belastende Punkte für die An geklagten enthalten seien. Dadurch aber, daß die Redaktion des „TreSdn. Jvnrn." die Anklageschrift untergeschoben und diese als Urtheilsbegliiiidimg auSgegcbcn habe, habe sich dieielbe einer Fältchung, Lüge re. schuldig gemacht. Das K. S. Ministerium des Innern, dem die Beamten des „Dresdn. Jouru." unterstellt sind, stellte gegen die Beklagten Strafantrag wegen Verbreitung nicht erweisbarer Thatsachcn, welche geeignet sind, die Beleidigten tu der öffentlichen Meinung herahzusetzcu und verächtlich zu machen (88 185 und >80 des Strafgesetzbuchs). Rechtsanwalt Heine-Berlin beantragtc die Stellung seines Mandanten Jacoben vor ein Berliner Gericht, doch wurde diesem Antrag nicht statt- gegeben, da eine Anzahl Exemplare des „Vorwärts" auch in Dresden gelesen werden. Rechtsanwalt Jrcudcnthal weist darauf hi», daß der Strafantrag des Ministeriums zu Unrecht geschehen sei, da die Redakteure des „Dresdn. Jouru." keine Beamten im Sinuc des 8 350 feien. Redakteur Dr. Poppe vom „Dresdn. Jouru." bezeugt dagegen, daß die Redakteure des „TreSdn. Jouru." den Staatsdieiier-Eid geleistet haben und als solche ver pflichtet sind, auf die Intentionen der Regierung bezüglich der Redaktion des Blattes ciuzugeheu. Er erklärt: Der amtllche Thcil enthält solche Bekanntmachungen und Mittheiluugen, die un mittelbar von der Köuigl. sächsischen Staalsrcgicruug oder einer sonsiigeu höheren Behörde au die Redaktion gelangen: der nicht amtliche Theil enthält zuweilen auch solche Auslassungen, wird aber von der Redaktion bearbeitet, jedoch in einer solchen Weise, wie sie der Stellung des Blattes als NegiemngSvrgcin und deu Pflichten der Redakteure als Beamte und Staatsdieuer entspreche. Die Redakteure haben nicht nur redaktionelle Thätigkeit zu ent wickeln, sondern sie haben sich nach der iiiuthmaßlichen Meinung des Ministeriums zu richten. Zu dem inkriminirten Artikel hat gedachte Redner aller getreuen Mitarbeit und gab einen kurzen lieberblick über den Werdegang des imposanten Neubaues. Hierbei richtete er au Herr» Architekten Kickelhahn die Frage, ob alle Regeln der Kunst und Wissenschaft bei dem Bau beobachtet wurden seien. Nachdem diese Frage bejaht worden war, übernahm Herr Kickelhahn den Schlüssel mit Tankesworteu, betonend, daß heute ein gleicher Bau im ganzen deutschen Batcrlaudc nicht vor handen sei. Hierauf nahm Herr Geh. Kommerzienrath Hultzsch den Schlüssel in Empfang und dankte Allen für geleistete Dienste. Nachdem Herr Direktor Tr. Friedrich den Schlüssel ergriffen hatte, hielt das Schuloberhaupt die Festrede. Einleitend dankte Redner für das Vertrauen, das mau ihm von Neuem cnt- gegenbringe, im Name» der Lehrer, Beamte» und Zöglinge und verbreitete sich in weihevoller Rede über die Zwecke der Anstalt, die den, Unterricht und der Erzichulig der Knaben unter ganz eigenartigen Verhältnissen gelten. Das Internat gäbe dem Institut das besondere Gepräge. Durch die Erziehung solle der Zögling mit Einsicht und Willensstärke ausgerüstet werde» und vor Allem solle der Zögling zu einem sittlichen Charakter gebildet werden. Redner verwahrte sich energisch gegen eine Massciierzieh- nng. Das Institut sei weder eine BestcrunaS-, noch eine Ver sorgungs-Anstalt, vielmehr erfolge die Erziehung unter ebenso strenger wie liebevoller Ueberwachuna. Der laute Beifall, der den Redner lohnte, zeugte am besten, daß die tresstlchen Ausführungen allgemein anerkannt wurden. HerrGch.SchnlrathTr. Vogel brachte hierauf die Glück- und Segenswünsche des Ministeriums ves Kultus dar und dankte für seine persönliche Antheilnahme an der Feier. Zum elften Male wohne er seit 1885 dienstlich der Einweihung einer Realschule bei, aber keine dieser Feiern komme der heutigen gleich, weil sich in diesem „Schulpalastc" gleichzeitig ein Internat iür 200 Zöglinge befinde. Redner gedachte der philanthropischen Bestrebungen der Griindnnaszcit der Anstalt vvr 125 Jahren und 'chloß mit dem Wunsche, daß sich auch im neuen Heime das Inter nat zn frischer, frommer, fröhlicher, freier Pliilantyropic entwickeln möge — Im Aufträge des Sächsischen Rcalschnllehrrr-Vrreinü eniuanocn, oic aver veinngios nno. L>er szierr «siciaisaiiwaii ue gründet dann die von den Angeklagte» bezw. ihren Vcrtheidiacri erwähnten Weglassungen und Einfügungen in der Anklageschilf und kommt zu dem Schluß, daß der Verfasser des Artikels redlick der Vorsitzende des Schwurgerichts das Material geliefert, und zwar aus Ansiichc» der Redaktion des „Dresdn. Journ.". weil von verschiedenen Blättern und auch von privater Seite der Wunsch laut geworden war, es möchte über den Thatbestand Zutreffendes im „Dresdn. Jvnrn." veröffentlicht werden. Nach Eingang der Unterlagen wurde von einem Beamten (Assessor Dr. Herklotz) ein Aufsatz verfaßt und dieicr zur Prüfung ans seine Richtigkeit an den Lorsitzcnden des Schwurgerichts, sowie an einen Beamten der Staatsanwaltschaft gesandt. Darauf wurde wegen der voraus sichtlichen Bedeutung, die diesem zwar im nichtamtlichen Theil er- icheinendcn Artikel in der Oeffentlichkeit beiqemeffeir werden würde, die dienstliche Genehmigung der Oberbehvrde für den Abdruck eingcholt. Der Artikel enthält nicht den genauen Inhalt der Anklageschrift, er ist vielmehr, wie ich selbst gesehen habe, von Herrn Assessor Dr. Herklotz bearbeitet worden, aber nicht, wie von sozialdemokratischer Leite behauptet wird, cineni Redakteur in die Feder dikiirt worden. Zeuge Prokurist Walisisch bezeugt, daß Lienicke nicht der Besteller des Flugblattes war, sondern sich nur bereit erklärt hatte, das Flugblatt zu verlegen. Das Komitee, das sich zur Unterstützung der Familien der Verurtheilten gebildet hatte, habe den Druck ves Flugblattes beschlossen und bestellt sowie auch für dessen Verbreitung gesorgt. Rechtsanwalt Heine bemerkt gegenüber den Aeußcrungen Dr. Poppe's, daß cs seinem Man danten nicht aus die Person des Verfassers ienes Artikels ankomme, für ihn handle es sich darum, daß er der Wahrheit nicht entspreche und den Eindruck einer wissentlichen Fälschung mache. Das sei um so bedauerlicher, als die Unterlagen zu dem Artikel von einer Stelle herrührte», die ganz genau unterrichtet sein mußte. Dieser Umstand besonders lasse die Artikel des Flugblattes und der er wähnten beiden Zeitungen als durchaus berechtigt erscheinen. Der Herr Rechtsanwalt beantragt, als weitere Zeugen die Herren Oberstaatsanwalt Oberjustizrath Dr. Bähr, den öffentlichen An kläger im Landfriedensbruch-Prozeß, und den Geh. Rath Tr. Fischer. Letzteren in Bezug auf die Beamten-Eigenschast der Redakteure des „Dresdn. Jour».", zu vernehmen. Ter Gerichts hof beschließt, nur den Erstgenannten als Zeugen zu hören. Zeuge Oberstaatsanwalt Oberjustizrath Dr. Bähr bekundet, daß in dem Landsriedensbruch-Proreß von einigen Zeugen behauptet worden ist. daß Klemm die Excedcnten Einbrecher genannt habe, dem stünden jedoch die Zeugenaussagen Klemni's und des Poliers Pollack entgegen, wonach Klemm nur von einem Einbrüchen, einem widerrechtlichen Eindringen in sein Grundstück, gesprochen habe. Betreffs der im „Dresdn. Jvnrn." erwähnten Schäbclverletzung be merkt Zeuge, daß Obermedizinalrath Dr. Donau in der Haupt- vcrhandlnng gar keine Verletzung des Schädels konstatiren konnte wegen eine- zu reichen Haarwuchses, das Gutachten der anderen Aerzte sei ihm nicht bekannt. Uedrigens seien die Angeklagten nur aus Grund dessen verurtheilt worden, was sie selbst -ugaoen. In seinem Plaidoyer führte Herr Staatsanwalt v. b. Decken u. A. aus: Es ist Einwendung erhoben worden, daß die Anklage des Ministeriums keine ordnungsgemäße sei, da die 88 196 und 35S (von der Staatsdiener-Eigenschast) nicht in Anwendung kämen. Staatsdieuer und Beamter ist nicht dasselbe. Es giebt viele Beamte, die nicht Staatsdiener sind. Ich selbst bin charakterisirter Staatsanwalt gewesen ohne Staatsdiener-Eigenschast. Dle Re« dakteure des „Dresdn. Journ." sind aber Beamte, sie sind ver pflichtet worden, und ihre Dicnstverpfltchtuna bezieht sich nicht nur aus den amtlichen, sondern auch aus den nichtamtlichen Theil de- Blattes: und wenn nun ein Beamter wie Dr. Herklotz einer» Artikel schreibt, so ist cs gleichgiltig, für welchen Theil derselbe bestimmt ist, er handelt als Beamter und wird er in dieser seiner Eigenschaft beleidigt, so ist das Ministerium befugt, Strafantrag zu stellen. Bezüglich des Inhalts der Anklage selbst ist es ganz zweifellos, daß sowohl in den beiden sozialdemokratischen Zeitungen als auch in dein Flugblatt schwere Beleidigungen enthalten sind, und daß Thatsachcn behauptet werden, die geeignet sind, die Ver fasser in der öffentlichen Meinung herabzuwürdlgen und verächt lich zu machen. Bei dem Bcrleger des Flugblatts liege, wenn jener laut seiner Aussage den Inhalt des Flugblatts vor dessen Druck legung und Verbreitung nicht gelesen habe, doch mindestens der clolu« ovoutualis vvr. d. h. er habe sich gesagt: Sind Beleidig ungen in dem Flugblatt vorhanden, so übernehme ich auch sur diese die Verantwortung. Bezüglich der Behauptungen, daß der Artikel des „DreSdn. Journ." eine wissentliche Fälschung und grobe Lügen enthalte, sei die Beweisführung vollständig mißglückt. DaS „DreSdn. Journ." konnte, wenn cs eine Darstellung des Falles geben wollte, keine Urthcilsbegründung geben, weil es eine solche von einem Schwurgericht nicht giebt. Das an die einfachen Thntsachen geknüpfte Urtheil bezeugt schon, daß es dem Verfasser nicht daraus angekommen ist, den Anschein zu erwecken, als wolle er eine Nrthcilsbegrüiidnng abdrncken. Selbstverständlich hat der Verfasser die in den Akten befindliche Anklageschrift benützt und nun verglichen, in welchen Punkten die Hauptverbandlmig zu auocren Ergebnissen geführt Hut: dadurch sind kleine Abänderungen entstanden, die aber belanglos sind. Der Herr Staatsanwalt de- ihren Vertheidigcru ' rift . - - redlich bemüht gewesen sei, eine objektive Darstellung des Sachverhalts zu gehen. Und wenn die Angeklagten geglaubt hätten, daß eine Fälschung vorliegc, so waren sic doch nicht berechtigt, in so scharfer Weise vorzugchen, wie es thatsächlich geschehen ist. Der Staats anwalt verlangt Bestrafung der Angeklagten ans Grund der 88 180, 185 und 104 des Strafgesetzbuchs. Er gebe die Erregung der Angeklagten zn und daß sic sich durch andere Artikel des „TreSdn. Journ." beleidigt gesuhlt hätten, cs sei aber straf schärfend die Art des Angriffes gegen das „Dresdn. Jvnrn." zu berücksichtigen. Rechtsanwalt Freudenthal beantragt für Lienicke Freisprechung, da dieser das Flugblatt erst ^iiach dessen Verbreit ung gelesen habe. Gegenüber der vom Staatsanwalt betonten Staatsdiener-Eigenschast der Redakteure des „Dresdn. Journ " und der damit verknüpften öffentlich-rechtlichen Funktionen, die eiu solcher z» erfüllen habe, bemerkt Redner, das; dann z. B. auch eiu Trichinenschaner, der angeslcllt, verpflichtet worden sei und denEid ge- schworen habe, solche öffentlich-rechtliche Funktionen zu ersüllen habe. Redner will die Beaintcn-Eigenichaft nur einer vom König oder von einem durch ihn Telegirtcn zu einem beständigen öffentlichen Amt eingesetzten Person zncrkannt wissen. Als einen solchen Spezial- Dclcgirten will er den Kommissar für das „Dresdn. Journ." nicht gelten lassen. Als Beweisführung für die Richtigkeit der Be- Häuptling der Fätzchuna und Luge führt Redner an: Durch die tendenziöse äußere Form gab sich der Artikel den Anschein, als ob er die UrtheiiSbegründniig bringe, er brachte auch nicht eine objektive Darstellung der Anklageschrift, sondern änderte m der selben je nachdem es die Tendenz des Artikels erforderlich erscheinen ließ, indem er die für die Verurtheilten belastenden Momente, die erst in der Hauptperhandlung zu Tage getreten waren, hervorhol-. andererseits aber schon in der Anklageschrift vorhandene entlastende Momente »nterdrückte: endlich war an den Artikel die Behaupt ung angcfügt, eS handle sich bei der ganzen Affairc um eine ge werkschaftliche oder sozialdemokratische Ausschreitung, welche Be hauptung durch den Thatbestand als durchaus ungerechtfertigt er scheine. Eine solche Kampfesweise gegen die Sozialdemokratie scl dazu angethan, daß ein sich derselben bedienendes Blatt nur mit gewissen Ausdrücken der Mißachtung genannt werden könne. Er bitte, falls sein Mandant verurtheilt werden sollte, um Berücksich tigung, daß daS „Dresdn. Journ." gegen die sozialdemokratffche Pcirtei ost viel schärfere Worte gebraucht habe, als sie seitens der Beklagten gefallen seien. Das „TreSdn. Jvnrn." sei schon ost von der Kvnigl. Regierung „abgeschüttelt" worden und daS werde auch noch oft geschehen. Uebrigens sei der beregtc Artikel des „Dresdn. Journ." eine ganz nnperaiitwortliche Privatarbeit, mit deren Vcr« urtheilnng nur ein Journalist beleidigt worden sei. In seiner Replik fnbrte der Herr Staatsanwalt aus. die Beamten des „Dresdn. Jvnrn." hätten die Pflicht, Artikel zu schreiben, und wenn sie in Bezug auf diese Artikel beleidigt wurden, so würden sic in ihrer Eigenschaft als Beamte beleidigt und sie genießen den Schutz des 8 106. Das „Dresdn. Journ." hätte keine Ursache gehabt, in so scharfer Weise sich am Schlüsse des Artikels aus- zusprechen, wenn nicht von der sozialdemokratischen Presse immer in so iinpemntwortlicyer Weise gehetzt würde. Der Gerichtshof beschloß, die Publikation des Urtheils Arontag den 8. Juli Mittags 12 Uhr erfolgen zu taffen. — Vorgestern Abend starb hier Herr Landgerichtsdirektor Dr. Heintzc. — Der langjährige Prokurist an der Dresdner Bank, Herr H crr in a n n Eckert, begeht morgen am 1. Juli die Feier seiner 25jährigen Thätigkeit als Hauptkassirer an diesem Institute. -- Tic Nachversammlung des Gustav Adolf-Haupt« Vereins am Dienstag Abend im Saale des „Lammes" zu Löban war wieder überaus zahlreich besucht. Die Vertreter der Diaspora aus Böhmen und Schlesien, Mähren und Westpreußen schilderten die Bedrängnis; ihrer Gemeinden und die Freudigkeit des Glaubens ihrer Evangelische». Herr Oberkonsistorialratl- Superintcndeni v. Dibelius leitete wiederum die Sitzung. Die Sammlung im Gustav Adolf-Becher ergab 450 Akt. Ein großer Fcstzng bewegte sich um 9 Uhr unter Glockengeläut und Choral- blasen zur Hauvtkirche. Herr Superintendent Lieschke aus Plauen i. V. hielt die Festpredigt über Nöm. 8,31: „Ist Gott für uns. Wer mag wider uns sein?" Herr Oberkonsistorialrath Clautz brachte die Grüße und Segenswünsche des LandcSkonsisloriums. Die an» Schlüsse des Jestgottesdieiistes für die Gemeinde Lilienthal i. Schl, gesammelte Kollekte betrug 725 Mk. Um 1 Uhr vereinte ein Mahl 300 Festtheilnehmer. — Morgen, am l. Juli, begeht einer der angesehensten Bankiers des hiesigen Platzes, Herr Hugo Mende, Mitinhaber deS Bankhauses Mende n. Tänbrich, das 25jährige Jubiläum seiner selbstständigen Thätigkeit. Herr Mende, der nach bestandener Lehrzeit im hiesigen Hause Georg Meusel u. Co. bereits in jungen Jahren verantwortungsreichc Stellungen bei ersten Firmen hier und in Leipzig, zuletzt die Stellung eines Prokuristen beim Sächsischen Bankverein, bekleidete, etablirte unterm 1. Juli 1874 die Bankfirma H. Mende, im Lokale des in Liauidation getreteuenen Sächsischen Bankvereins Im Oktober 1880 vereinigte der Jubilar seine Firma mit derjenigen des Herrn Franz Tänbrich zu der Firma Mende u. Tänbrich, welche Firma es verstanden hat, durch ihre um- und vorsichtige Gebahrung sich das Vertrauen weiter Kreise zu er werben. Es mag an dieser Stelle als Charakteristikum und zur Kennzeichnung der soliden Prinzipien der Firma erwähnt sein, daß dieselbe mit Ausnahme der aus Initiative ver Reisenützer Aktien« Bierbrauerei in's Leben gerufenen Sächsischen Malzfabrik weder eine neue Aktienarnndring llntcrnvmmen, noch sich bei einer solchen bctheiligt hat. Seine kaufmännische Tüchtigkeit und Solidität ge wann auch dem Herrn Jubilar die Berusnng in verschiedene Ehren- Ltellungen; so bekleidet er seit einer längeren Anzahl von Jahren das Amt eines Borstandsmitgliedes der Dresdner Börse und war früher auch mehrere Jahre als Handelsrichter thätig. Die Firma Mende u. Tänbrich unterhält vielfache bedeutungsvolle Be ziehungen zur sächsischen Industrie; als Beweis hierzu mag dienen, daß Herr Mende der Verwaltung einer Reihe der ersten und größten industriellen Unternehmungen Sachsens als: der Aktien gesellschaft Lauchhanimer, der Relsewitzer Aktienbierbrauerei, der Sächs.-Böhm. Dampfschifffahrts-Gesellschaft, und vor Allem der Ehemnitzer Werkzeug-Maschinenfabrik (vorm. Job. Zimmermann) anaehört. In der letztgenannten Gesellschaft bat er seit langen Jahren den Vorsitz rni AnssichtSrath innc, und hat sich diese Ge- sellschast unler seiner Führung zu einer der ersten und best- fimdlrtesten Werfzengmaschlnenfabril Deutschlands entwickelt. Sv
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