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. rrvten. Lktpztg. Vase», BreSlou, nranksurt a M. — ttuä. Llusvs in Berlin» Leipzig Wie,'. Hamburg. Frankfurt a. M.. MUn» jen. — V»ubs L 60. in Frankfurt a. M. — fr. in Ltiemni-. - w.ltLÜits. kuüivr H 6s tn Paris Dmck und Eigenthum der Herausgeber: Ltepsch Sr Netchardt in Dresden. Verantwort!. R-dacteur.- SvtM» Nekchardt. lannx» NMnen ». sonen tnlerirrn >»tr ml» gegen Priinumerando« Zahlung dvch «Neg, «lacken oder Posülngah- IllNg. » Lildin kotze» l>, Ngr. kludwärtia» können die Halunn» a»H »ns eine DreödnerMrm» »nwetlen. Dle «i». Rr. 287. Achtzehnter Jahrgang. Mltrebactenr: Or. »uitl Kür das Feuilleton: Hiinlvt« n»i-ti»»iin. Dresden, DLeristag, HOetoöer^873. Politisches. Langsam und in der Stille ist ein recht bedrohlicher Confljct zwischen der Türkei und Oesterreich herangcreift. Schon unter der Reichskanzlerschast Bcust's vollzog sich in dem Verhältnisse beider Staaten ein Umschwung, der unter dem Grafen Andrassy schärfere Umrisse annahm. Oesterreich veränderte allmählich seine orientalische Politik. Während es ihm bisher Glaubenssatz gewesen, das; gegen über den Lüsternheiten Nußlands die Integrität des Bestandes der Hohen Pforte zu schirmen sei, unterstützte es neuerdings das Be streben der türkischen Vasallenstaaten nach Befreiung vom Türken joche. Eine Reihe selbstständiger Mittelstaaten, Rumänien, Bos nien und Serbien, gelten in den Augen der österreichischen Staats männer, und nicht ohne innere Berechtigung, als ein besseres Boll werk der Cultur und Erhalter des Friedens, als ihr gewaltsam er zwungenes Verbleiben als regungslose Glieder am Leibe des kranken Mannes. Zugleich empfahl Oesterreich dem Divan dringend an, Reformen in der inneren Verwaltung vorzunehmen und die Wünsche der christlichen Unterthanen zu befriedigen. Auf diese Weise stellte sich ein leidlich gutes Verhältniß zwischen Oesterreich und Rußland heraus, das, wenn auch aus selbstsüchtigen Gründen, stets die gleiche Politik der Pforte gegenüber befürwortet hatte. Der Besuch des Zaarcn Alexander in Wien in diesem Frühjahre war das Zeichen der Annäherung des russischen und des österreichischen Kaiserstaates. Merkliche Kühle trat aber zwischen Oesterreich und der Pforte ein. Die Stimmung wurde noch gereizter, als der Fürst Milan von Serbien beim Besuche der Weltausstellung in Wien vom öster reichischen Hofe nicht in seiner Eigenschaft als Vasall der Pforte, sondern mit den Ehren eines Souveräns empfangen wurde. Jetzt entspannen sich nun auch in Bosnien allerhand Wirren. Gegen die dortigen Christen werden von den türkischen Behörden vielerlei Ge- waltthätigkeiten verübt, noch mehr geplant. Der Gouvsrncur in Banjaluka steht in dem dringenden Verdachte, gefälschte Briefe an fertigen zu lassen, um die Christen wegen Hochverrats anklaoen und infolge ihrer Verurtheilung sich mittelst Einziehung ihres Ver mögens bereichern zu können. Die österreichischen Consularbeamten haben sich ihrer Glaubensgenossen angenommen, mitunter in einer Weise, die der Pforte Anlaß zuBeschwerden gab. Das wird nament lich von dem Vice-Consul Dragantschitsch in Banjaluka und dem General-Consul in Serajcvo vr. Theodorowitsch behauptet. Die Türkei beschwert sich über die heftige Sprache, die dies« diplomatischen Agenten Oesterreichs vor den und gegen die türkischen Behörden führen. Und so iveit ist die Spannung zwischen Oesterreich und der Pforte gediehen, daß man bereits von einem Abbruch der beider seitigen diplomatischen Beziehungen spricht. Das letztere wäre bei der großen Zahl österreichischer Unterthanen im Oriente, beider Engagirung österreichischer Bankhäuser in orientalischen Angelegen heiten und bei der Lebhaftigkeit der beiderseitigen Handelsbeziehungen ein sehr ernstes, folgenschweres Creigniß. Diesen ernsten Vorgängen mögen aus Oesterreich heiterere Bilder folgen. Immer noch will es in Wien nicht regnen, nämlich Orden aus Anlaß der Weltausstellung. Die Ordenswolke wird sich erst entladen, wenn im Reiche der Natur die Regentropfen in ihrer befruchtenden Mission von den Schneeflocken abgelöst find. Die Schuld der Verschleppung trägt der Ausstellungspascha Baron Schmarz-Senborn. Er hat mit derselben weisen Hand, die sich im Ausstellungsbudget so schrecklich bewährte, an den Ordensschatz die riesigsten Anforderungen gestellt. Aber immer noch fürchtet man. Unzufriedene zu schaffen. Die „Decorativ"-Thätigkeit der Regier ung ist bekanntlich ein ebenso undankbares Geschäft, wiedaS Theatcr- recensionsschreiben im Zcitungswescn. Für jeden Glücklichen, der hier wiedort „ausgezeichnet" wird, schafft man 10 mißvergnügte Staatsbürger resp. Künstler. Nun sollen die Ausländer wie Oeslerreicher wahrhaft ausverschämte Anforderungen nach Orden gestellt haben. Es ist fast auf eine Ausplünderung all' der Vorräthe an Groß-, Commandeur- und Ritterkreuzen der österreichischenOrden abgesehen. Nun müssen bei den auswärtigen Regierungen Erkundig ungen eingezogen werden über die Würdigkeit der Ordcnsjäger. Aus dem langsamen Gange solcher delicater Erkundigungen erklärt es sich, < warum cs immer noch nicht regnen will. Wer kennte nicht die österreichischen Rattenschwänze? Für -4^2 Kreuzer in jeder Trafik zu haben? Diese Virginias sollen nun ; auch theurer werden. Ob das Virginierblatt eine Mißernte erlitten, ob Mangel an Reisstroh vorliegt, ob die Arbeitskräfte theuerer ge worden sind — wer weiß? Die österreichischen Offiziere aber wer den über die bevorstehende Vertheuerung ihrer Lieblingsstummel manch kräftigen Soldatenfluch in ihren Bart murmeln. Der Kampf zwischen der preußischen Staatsgewalt und den Bischöfen entbrennt immer heißer. Auf die Bedeutung desselben wirft die Thatiache ein Helles Licht, daß in der Rheinprovinz allein cs 1241 katholische Pfarrer giebt, die ohne staatlich anerkannte An stellung sind. Wenn bis zum 1. Mai 1874 diese 1241 Pfarrer nicht in der gesetzlich erforderten Weise durch den Erzbischof von Köln angcstcllt sind, so sind sämmtliche Acte dieser Geistlichen vor dem Gesetz null und nichtig. Doch, wir wollen nicht zu viel behaup ten. Allerdings hat neulich in Nosenberg (Oberschlesien) das Kreis gericht entschieden, daß eine von einem nicht gesetzlich fungirenden Geistlichen eingesegnete Ehe ungiltig sei. Umgekehrt hat das Kreis gericht in Schroda (Posen) entschieden, daß das preußische Landrecht vor dem neuen Falk'schen Gesetze den Vorzug verdiente und eine auch von einem ungesetzlich angestellten Priester gesegnete Ehe bür gerliche Giltigkeit behält. Schon diese Unsicherheit der Rechtssprech ung zeigt, um welch hohen Einsatz die preußische Regierung spielt. Es läßt sich leicht sagen: Beugen oder Brechen, aber der Vollzug ist chwcrcr als der Wille. Schrieb dieser Tage doch selbst die national liberale „Breslauer Morgenzeitung": „Das Fiaüco der Kirchen gesetze steht in sicherster Aussicht, wenn sich dieStaatSregierung nicht endlich bald entschließt, das Völk vor Schade» zu bewahren. Was i in aller Welt können die massenhaften Verurtheilungen wider spenstiger Geistlicher zu Geld- und Gefängnißstrafen, Einsperrungen und sonstigen Maßregelungen für einen anderen Erfolg haben, als Erbitterung unter dm katholischen Bevölkerungen zu erregen, welche unter solchen Verhältnissen am meisten zu leide« haben! Nachdem'' sich die preußischen Regierungen Jahrhunderte hindurch bemüht haben, das Volk zum Gehorsam gegen die Kirche und deren Diener zu ermahnen, soll sich dasselbe mit einem Male von den Letzteren cmancipiren, obwohl ihm nicht das mindeste Aequivalent geboten wird." Die letzten Worte treffen den Nagel auf den Kopf und sind die beste Erklärung der unerquicklichen Situation. Wie dieser Con- flict auch auslaufen mag, das Volk wird schwerlich etwas profitiren in dem Streite zweier Gewalten, die es beide in gleicher Weise auf die Herrschaft abgesehen haben und denen Freiheit und Rechte nur Nebensachen sind. Wir stehen mit vollster Sympathie auf Seite der preußischen Regierung, wenn sie Preußen und das deutsche Volk vor römischem Gcistesdruck bewahren will; aber wenn dem Volke nichts geboten wird, wmn sogar die Civilehe ein frommer Wunsch bleibt, wenn die ganze gewaltige Kraft des preußischen Staats sich auf Ausbau des Militärstaats richtet, dann beschleicht uns die trübe Ahnung, daß die Falk'sche Kirchenpolitik nicht auf Befreiung und Erlösung der Geister, sondern aus Geltendmachung der Staats-All gewalt auch auf religiösem Gebiete ausgcht. So energisch wir den eisteszwang hassen, mit dem sich Rom am Genius des deutschen Volkes versündigen will, so sehr gilt es die Augen aufzuhaltcn, da mit wir unsere Gebete an den Urquell des Lichtes nicht nach dem Exerzier-Reglement der Spandauer Wachtparade zu formuliren brauchen. Ueber den Stand der Quistorp'schen Unternehmungen giebt die „Tagesgeschichte" Aufschluß. Die Monarchisten in Frankreich befinden sich im Augenblicke in ernster Gefahr, mit ihrem Projccte Angesichts des Hafens zu scheitern. Locales und Sächsisches. — Der Fabrikbesitzer Hosmann zu Boden hat das Ehrenkreuz des AlbrechtordenS, der Regierungsrath Berndt den Kaiserlich Russischen St. Annen-Orden dritter Classe erhalten. — Am Sonntag Morgen erhielten wir aus sicherer Quelle die Meldung von einem bedauerlichen Unfälle, der am Sonnabend Abend Sr. kgl. H. den Kronprinzen betroffen habe. Bereit« hatten wir diesen Vorfall zu Papier gebracht, ÄS lm Aufträge Sr. kgl. H. des Kronprinzen selbst ein Herr in unserer Redactton erschien, um die dringende Bitte auszusprechen, von jenem Unfälle mit Rücksicht auf Se. Maj. den König Nichts zu veröffentlichen, zumal der Unfall glücklicherweise ohne weitere Folgen geblieben. Wir glaubten, einem solchen Wunsche entsprechen zu müssen, sonst würdm wir bereits gestern unseren Lesern haben melden können, was das amtliche „Dresdner Journal", dem eine gleiche Bitte um DiScretion nicht zugegangen zu sein scheint, gestern Abend über de« Vorfall meldet. Die königlichen Prinzen hatten nämlich in der Sächsischen Schweiz gejagt, hatten sich von Pirna aus nach Copitz übersetzen lassen, um in leichten Jagdwagen nach Pillnitz zu fahren. Vor Ober-Poyritz begegneten Abends in der elften Stunde die Jagdwagen zweiStcin- fuhrwerken, deren anscheinend schlafende Führer nicht rasch genug auswichen. Der zweite Steinwagen prallte nämlich mit der Jagd kalesche des Kronprinzen so heftig zusammen, daß. der Kronprinz in den Straßengraben geschleudert wurde und die Kalesche auf ihn stürzte. Auch Jäger und Kutscher stürzten. Es ergab sich glück licherweise, daß der Kronprinz nur eine unbedeutende Quetschung an der rechten Brust davongetragen hatte. Er wurde unter dem Wagen im Uebrigen unversehrt hervorgezogen und im Wagen seines königlichen Bruders nach Pillnitz gefahren. Die dort wegen des Gesundheitszustandes des Königs stets anwesenden Aerzte unter suchten ihn und constatirten, daß kein Bruch vorliege. Der Kron prinz hat das Bett bereits verlassen und wird heute seine Villa in Strehlen beziehen. — Am Vorabend des Zusammentritts des Landtags gab am Sonnabend Se. Excellenz der Premierminister Freiherr von Frie sen als Minister des Auswärtigen dem diplomatischen Corps ein splendides Diner. — Die Abgeordneten zum Landtage sind in großer Anzahl eingetroffen. Die SinweisungScommissionen beider Kammern nah men gestem die Meldung der Eintreffenden entgegen. Gestern Abend hielten die Fractionen der 2. Kammer Besprechungen, um sich bezüglich ihre« Verhaltens zu der heute — übrigens in geheimer Sitzung — bevorstehenden Präsidentenwahl zu besprechen. Die Conservativen und das Centrum versammeln sich in Britisch Hotel auf der Landhausstraße, die Fortschrittspartei in Kneist's, die Na tionallibcralen in Ficbigers Restauration. Heute Vormittag 11 Uhr findet die Wahl des Präsidiums statt. Zum Präsidenten der 1. Kammer ist Herr v. Zehmen ernannt, zum Mcepräsidenten wird Oberbürgermeister Pfotenhauer gewählt. Am Mittwoch erfolgt dann die Erklärung des Königs über die Wahl des Präsidenten und des Mcepräsidenten der 2. Kammer. Am Donnerstag steht die feierliche Eröffnung des Landtags mittelst Thronrede bevor, die Se. kgl. Hoh. der Kronprinz, der bis dahin von seinem Unfälle völlig hcrgestellt sein wird, halten wird. Der LandtagScröffnung geht ein Gottesdienst in der evangelischen Hofkirche vorher, bei der zum 1. Male der Oberhofprediger vr. Kohlschütter die Predigt halten wird. Die katholische Kirche und die Synagoge werden wie seither die Er öffnung des Landtags unbemerkt vorübcrgehen lassen. — Vom Montag ab gehen die Blasewitzcr Pfcrdcbahnwagen nur bis zum Victoriahotel, da die Pragerstraße für einige Wochen der Wasserleitung wegen gesperrt ist. Sonntag wurden wieder «gen 9000 Personen befördert — stellenweise nicht ohne manche lagen des Publikums, daß die frühere, von denBeamten der Bahn inneaehaltene Diseivlin nicht mehr voll geübt werde. Herr» Stülv- nagel sollte sich nächsten Sonntag einmal als Harun al Raschid ver kleidet auf die Strecke begeben: er würde an der von ihm intentio- nirten strammen Ordnung manche Schraube gelockert finden. — An sonnigen Herbsttagen, wie die, mit denen uns jetzt der Herbst segnet, bemächtigt sich des Dresdners eine unbezwingbare Sehnsucht nach „Bieste". Die Wallfahrt im Frühjahr nach der Baumblüthe wandelt sich im Herbste in einen Menschenstrom nach dem ungegohrnen Rebenblute un;. Die Kassirer, Conducteure und Schaffner aller Verkehrsanstalten, die elbab- und elbaufwärts führen, wissen davon zu erzählen, was es heißt, wenn unten in Pieschen, Trachau undUebigau, oben in Loschmitz, Wachwitz undNicdcrpoyritz grüne Kränze von Weinlaub mit blauen Burgundertrauben gewun den und an einer langen Stange vor das Haus gehängt werden. Alle Bahnzüge, alle Dampfschiffe, alle Pfcrdcbahnwagen und Om nibusse sind überfüllt; die Fiaker machen ein ausgezeichnetes Geschäft mit den Börscngrößen, den wohlhabenden Baumeistern und reichen Restaurateuren, die hingegossen in die Wagenpolster, die Landstraßen hinausfahren. Die Droschkenkutscher (meist alle bestellt) erzielen hohe Preise für dürftige Fuhren und alle Feldwege sind bedeckt von Hunderten von Familien, die bescheiden ihres Weges fürbaß ziehen. In den Weinbergen, an den Rebengeländern geht cs gar munter zu. Lie Lese hat begonnen, die Weinfechsung wird geborgen. In Büt ten und Körbe schneidet man die kleine blaue Burgundcrtraube, den cöthlichen Gutedel, den weißen Muskateller. Dazwischen knallt ein vorwitziger Städter eine Schlüsselbüchse und Terzerol ab und da unten im Dorfe vereinigen sich die Städter um den frischgepreßten Most. Tie Flasche kostet 8 Ngr. Die Hellrosasorte ist klarer und vorzuziehen. Bei der dunkleren Fluth schmeckt mitunter die geübte Zunge den Syrupbcisatz heraus, dessen veredelnde Eigenschaft dem biedern Dörfler, dem einfachen Winzer längst kein Geheimniß mehr ist. Mancher Korn, mancher Nordhäuser und Haftmann mus ven Kitt zwischen den einzelnen Flaschen Mostes Herstellen, dessen bescheunigende Wirkungen auf das Verdauungssystem abzuschwü- chen. In welchen Lokalen trinkt man den Most da draußen! Mein Nachbar, er hat einen Zwirnsladen in der Vorstadt, entsinnt sich, daß seine „Rohmfrau" in Pieschen ihm am Freitag gesagt hat: „Morgen lesen wir. Kummen Se doch och e Bissel'naus". Nun ist er ausgezogen mit Frau und den Pfändern gegenseitiger Liebe und Treue und trinkt das Wasser, das er sonst in der Milch genießt, als Beisatz zum Traubenblut. Ich folgte einem ehrenvollen Rufe meines Buttermanns nach Zschitschewig, aber wenn mir der Wackre am nächsten Freitag meine 2 Kannen Butter bringt, dann setzte ich ihm dankbar eine Flasche delikaten Meißner Sparberger Non Gebr. Geißler) vor, denn sein Most war so rein, so wohlschmeckend, daß er mir die ganze Woche schmecken wird. Es ist leider nicht zu leugnen: ich mußte mich in eine schwüle Stube setzen, von der ehrfurchtsge bietende Ahnenbilder auf meine Familie herabsahen, als wir am runden Tische zechten — es mar die gute Stube — aber da weiß ich wenigstens, was ich genoß und wenn am nächsten Freitag mir mein Käselieferant in Niederpoyritz mich ebenfalls mit seiner Ein ladung beehrt, dann mache ich mich schon früh zeitig auf den Weg. Denn nur kurze Zeit schäumt der süße Most der Jugend und — des Herbstes. — Merkt auf, ihr Bairischen Biertrinker! 16 E.pvrtbrauer Culmbachs, voran die Erste Culmbacher-Actien-Erportbier-Braue- rei, sehen sich genöthigt, ven Preis ihres in's Ausland gehenden Bieres pro einen Hektoliter um einen Thaler zu erhöhen. Als Grund dieser Preissteigerung wird angegeben, daß seit vorigem Jahre die Gerste um 20 Procent, die Arbeitslöhne um 50 Procent und die Faßhölzer um 75 Procent im Preise gestiegen sind. Die Gäste bei Fiebiger, Baumann, Gaßmeier u. s. w. werden also einer kleinen Prcissteigerung entgegensetzen müssen. — Der Zoologische Garten hat wiederum als Geschenke er halten: von Herrn Richard Sarfcrt in Bockwa bei Zwickau einen echten St. Bernhardshund — für die Großeltern dieses Thieres wurden auf der Ausstellung von 1867 in Paris der erste Preis (Goldene Medaille) gegeben —; von Herrn Harder aus Darrbera in Thüringen zwei Siebenschläfer und einen Hühnerhabicht und von Herrn Louis Thost in Zwickau einen rothcn Milan. Angekauft wurden 2 Trappen. — Eine große Teufelserscheinung hat am Freitag mitten in unserer Stadt stattgefunden, ohne übrigens größeren Schaden anzu richten. Unsere erfindungsreiche Zeit hat cs sogar schon soweit ge bracht, daß man die Holzböden in den Stuben durch dicke, aber immer noch Licht durchlassende Glasböden ersetzt. So hatte auch ein, ingeniöser Schneidermeister in der inneren Stadt einen Hofraum mit gehörigen Glasplatten überdecken lassen, auf diesem neumodischen Fußboden saßen nun ca. 13—14 Schncidergehilfen, nähten und bügelten, paspoilirten und stickten; Röcke und Hosen, Westen und Fräcke gingen aus ihren kunstfertigen Händen. Licht hatten sie dabei genug, denn über ihnen wölbte sich der blaue Himmel, dessen un mittelbaren Anblick sie freilich nicht genießen konnten, denn um seine getreuen Arbeitnehmer und die ihnen übergebenen Sachen vor Re gen und stürmischen, Wetter zu behüten, hatte der fürsichttge Princi pal auch weiter oben, in der zweiten Etage, ein Glasdach anbringen und dieses noch mit einem Drahtnetz überziehen lassen, damit nicht etwa ein fürwitziger Ziegel, dem es gelüstete, das heimathkiche Dach zu verlassen, seine Reise bis herab auf die fleißigen Arbeiter mit Nadel und Scheere nähme. So war denn nun auch der Frei tag herangekommen, die 14 coaliirten Bekleidungsgehilfen nähten, daß ihnen die Finger brannten und hatten keine Obacht auf das, was über ihnen vorging ; sie sollten aus ihrer Thätigkeit in furcht barer Weise aufgeschrcckt werden; plötzlich prassclt's oben gewaltig im Drahtgitter, eine Scheibe klirrt herab zu den erschrockenen. Schneidern und der Scheibe folgt ein schwarzer Gegenstand, der bald in haarsträubenden Sätzen über die Schneidertische und den glatten Glasboden dahinsetzt. Allgemeines Entsetzen; einer der Gehilfen, j ein Herrnhuter, hielt den koblvechrabenschwarzen Gast für den leib» l