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Labt Luch ä!n Anblick der kostbare« Aus» rossovs; ihre Blüthe von anderthalb Fuß Höh« und von bedeutender Größe strahlt in einer Farbenpracht, wie fie hier noch nie vorge- kommen. Ebenfalls ganz neu in Blüthe stehen ,6rrmM» König Johann* und .6oll1e Nesselrore", während überall in den Räumen sich noch gar seltene Pflanzen im schönsten Flor b«. finden. Man gehe und schaue daher jetzt, ehe nach den Ge setzen der Natur jener Luftgeist. Wassergeist oder Feuergeist «In tritt. den wir Verblühen, Zerstörung, Verwesung oder Verwit terung nennen, jene Macht, jene Vermittelung zwischen Tod und Leben, welche keinen Stillstand duldet und eben im Untergang Bedingungen zum neuen Leben bereitet. Also Erlassung de« Au genblicke-, der Stund«, «in Gang jetzt nach Elisen- Ruhe, um «ine Anschauung zu genießen, welche uns nicht nur mit Be wunderung erfüllt, sondern zugleich das Herz mit den Gefüh len de- DankeS zu jenem ewig schaffenden Weltgeist entflammt, der zur Freude der Menschen so Herrliches entstehen ließ. — Eine frühere Repräsentantin der Rosa in Fioravanti'S .Dorfsängerinnen", welche jetzt Frau Jauner-Krall fingt, weilt noch in Dresden als 80jährige Greisin: es ist dies die zu ihrer Zeit sehr beliebte und verdienstvolle Sängerin Luigia San- drini (Mutter der bekannten Gesanglehrerin Börner-Snndrini), welche von 1810—1825, wo dann die genannte Oper vom Repertoir verschwand, die Rosa sang. Sie und Bcstri find die beiden letzten noch hier lebenden Repräsentanten der alten ita lienischen Oper. — Nach der vom Herrn Dircctor 0 Odermann ergangenen Einladung werden die Schulprüfungen in der hiesigen Handels lehranstalt am 18, 19, 20. und 21. März flattfindcn. — Herr Professor O. I Lloyd Wollen wird heute Abend um halb 8 Uhr seine neunte Vorlesung halten, (krrmilisr rrnä I^snüsespe ?oetr^.) Die drei letzten Vorlesungen werden im Lause nächster Woche gehalten werden. — Ein Vorgrcifen in die Rechte der Gäste, eine Unsitte dürfte jedenfalls das vorherige Belegen von Tisch und Stüh len in öffentlichen Localen an Conccrttagcn genannt werden, wie dies z. B. auf dem Liucke'schen Bade in bedaucrnSwer- tber Art sich zur Ungebühr bemerkbar macht. Da kommt oft schon eine Stunde vor dem Concertanfang so ein voraus ab- gesendeteS Individuum, so ein Quartiermacher, der einen Tisch in Beschlag nimmt, vier bis fünf Stüble umlegt und nun wie der Cerberus am Eingang der Hölle Wache hält, daß hier Niemand Besitz ergreift. Auf diese Art geschieht eS oft. daß zu Anfang eines ConcerteS bei Gewährung weniger Men- scheu alle Stühle und Tische schon belegt find, und dabei so rin Hochwächter, so ein dressirter Spitzel, der sogleich Diejeni gen wtgbeißt, die Platz nehmen oder gegen diese usurpirten Stuhlrrchte protestiren wollen. In vielen Fällen kommen nur einige Personen nachgehinkt, der Quartiermacher aber reservirt die anderen Stühle sorgsam für einen etwaigen Freund in der Noth oder ein Paar zufällig auftauchende Klatschgevattern. Wenn diese Leute nur noch wacker verzehrten, damit sie ihr angemaßte- Vorrecht in Etwa« ausglichen; so aber erstreckt sich nicht selten ihr Conto im Laufe des ganzen ConcerteS auf Ein Krügel Bier oder eine Tasse Kaffee, während andere Gäste, die nicht solch' homöopathische Gesinnung hegen, sich an der Thür herumdrücken oder wegen Mangel an Platz sich wie- der entfernen müssen. Ist diesem Unding uicht abzuheifen? Sollte, wenn so ein Futurum simplex seine Stühlübungen macht, nicht von Seiten des Wirthcs ein kategorischer Imperativ ein- tretcn können? Die Sache nur einmal im Hcnncgau scharf angegriffen, eS wird schon Helsen. — Vorgestern stürzte sich der im hiesigen CorrectionShause detinirte ehemalige Steinsetzer Krummert von der Maricnbrücke in di« Elbe. Er wurde sofort herausgezogen, da er aber an die Pfeilersteine angeprallt und jämmerlich verletzt war, so ver schied er während des Transport- nach dem Krankenhause. Krummert, in früherer Zeit dem Trünke sehr ergeben, litt am Delirium tromevs, ist Wittwer und Vater zweier Kinder, die bereits früher an verschiedene Orte in Versorgung gegeben wor den find. Lebensüberdruß ist die wahrscheinliche Ursache de« SsibstmordeS. Cr hatte sich auf der Waisenhau-straße heim lich von der T?UPP« entfernt, welche unter dem Geleit eine- Aufseher- zur Sr^aßenarLeit commandirt worden war. Sonst hat er sich in der Anstalt still und ordnungsmäßig verhalten. — Au- WllSd.^uff berichtet man uns, daß der dafige StadtmufikuS, Herr Günther, im vergangenen Winter 3 Abon- nement-Loncerte gegeben u'"d in diesen wiederum gezeigt hat, welche gut« Acquifition di. an ihm macht«. Er selbst spielt die Geige mit Gewandtheit und zu'rte^ Koloratur, giebt aber leider mit bescheidener Zurückhaltung nur Gelegenheit, im Solo sein gefühlvolle- Spiel zu entfalten. S^in ^"t er in kur zer Zeit zu tüchtigen Leistungen herangeb». Di« Concertpro- gramme enthielten trefflich ausgewählte, nich?^*d" (doch auch nicht zu verachtenden) Neuzeit entnommene, sondern auch in großer Anzahl dem Klassischen beizuzählende Tor», ^"^- "*ben den jedesmal den Mittelpunkt bildenden Symphonieen """ Beetho- ven und Haydn, welche mit Präcifion, Energie un^ Berständ- niß bekundendem Ausdrucke vorgetragen wurden. — Aus Neukirch berichtet man unterm 10. März. .Elrstern unter abwechselndem Regen und Schneegestöber erfolgte Vormit/ag« 11 Uhr 10 Minuten bei 4 Grad R. Wärme ein furchtbarer G» * witlerschlag. Wie behauptet wird, schlug der Blitz an den hiefi- gen Kirchthurm. Durch die Wirkung de« Blitzableiter- wurde jede weitere Gefahr entfernt. ES machte sich dabei ein doppelter Con- traft bemerklich: einmal die Schneeflocken und die wärmehallende Temperatur und dann der winterlich« Anstrich und ein Gewitter. Tagesgeschichte Italien. Wie der „Köln. Ztg." von Pari« au- sicherer Quelle gemeldet wird, haben sich die Ciladelle von Messina und Civitella del Tronto ergeben. Die Uebergabe erfolgt« unter den selben Bedingungen, welche bei der Kapitulation von Gaeta maß gebend waren, und die sich auch auf diejenigen neapolitanischen Truppen erstrecken sollen, welche sich in den Kirchenstaat zurückge zogen haben. Nauheim, 12. März. Heute Morgen ist unweit von hier auf der Main-Weserbahn ein Unglück vorgekommen, von d»ffen Schauplatz ich, eben zurückkehrend. Ihnen eine kurze Schilderung zu entwerfen suche. Der heute Mo^am von Berlin kommende Schnellzug hatte um halb 9 Uh^ die St'.tion Butzbach pasfirt, als er zwischen dieser und Nauheim, etwa eine halbe Stunde da von, nahe dem Dorfe Niedermörlen, au« den Schienen gerieth und mit einer ungeheuren Vehemenz in den Bahndamm sich einwühlte und theilweise über die Böschung hinabstürzte. Durch welche B>r- anlassung die Entgleisung bewirkt worden, ist nicht bekannt. Passa giere, die mit gefahren, versichern, fie hätten «inen Augenblick ein Hin- und Herschütteln des Wagen« bemerkt, seien aber im näch sten Augenblick schon durch den furchtbaren Stoß getroffen war- den, der die Wagen theil- hob, theils zertrümmerte, und di« Passa giere so «mporschleuderte, daß sie theil« wider einander, theil- ge gen die Wände geworfen wurden, in Folge dessen sie mehr oder minder erhebliche Wunden davon trugen. Vier Personen wurden schwer verletzt, der Bremser de« an dem Tender hängenden Pack wagen« sammt seinem Sitz bis auf die Schienen geworfen und in Folge des Sturze« so beschädigt, daß man an seinem Aufkommen zweifelt (ein eben Eintretender will gehört haben, daß er schon ge storben sei). Ein Landmann von Eberstadt bei Lich, der seinen Sohn in Friedberg besuchen wollte, schwebt ebenfalls in Lebens gefahr. Herr Professor Diegel von Friedberg erlitt einen doppel ten Beinbruch und ein Candidat der Theologie von da einen ein fachen. Die übrigen Passagiere (zwischen 20 — 30) kamen mit verschiedenen Contusionen davon. Merkwürdigerweise sind der Lo komotivführer und der Heizer gerettet. Dieser sprang beim Herab- stürzen de- Tenders vom Bahndamm« ab; jener blieb auf seinem Platze auf der Maschine und bekam nur eine geringe Beschädigung. Ein vorübergehender Handwerksbursche brachte die Nachricht als bald in den naben Bahnhof (Nauheim), worauf die Maschine de- schon zur Abfahrt bereiten GüterzugS mit einem Wagen an die Stelle eilte und die Verunglückten und einen Theil der Passa giere zurückbrachte. Heute Mittag noch, kpt die Unglücksstätte ei nen schauerlichen Anblick dar. Locontotivesünd Tender liegen un- ten neben dem Damm, tief in d««''»siche Erdreich eingewühlt. Der nächste Wagen, ein Packwagen, «egt ganz zertrümmert, der