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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 02.09.1920
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19200902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1920090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1920090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-02
-
Monat
1920-09
-
Jahr
1920
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Dresdner Nachrichte« Ar. 34» rnyrrg:, L'as ruilftctze Volk muffe Gelegenvett erhalle«, sich in freier Abstimmung seine Negierung zu wählen. Was kann dabei IwrauSkvimne, Herrin vder der Har, gehe an» nichts an. Da» russische 4iolk müsse «tue Regie rung habe», hinter der eö in seiner groben Mehrzahl siehe. Es sei nicht richtig, dak wir schen in den Abgrund gesunken leie», n>ir sründen erst am blande, seien aber im Bear iss. m»ein>;»schUddertt. ES ist die Frage »nrsgcivorfen worden. 2>Eas macht die deutsctie Regierung? ES sei dcrraus zu aut warten, das, man -er Negierung die Möglichkeit geben müsse, u» „usch, ne „den Lin ne zu arbeiten. Wenn alle .'lugeM'liae au alte» möglichen Orten Mark» und Totschlag mrüt'l werde, kämme die Regierung nicht dazu, praktische »ad ausvauende Arbeit zu leisten. Bon diesem Standpunkt t ute er, d te R e gi e r u n g z u u n te r stü tz e » und io dem aenrschen Volk« wieder Gelegenheit zu gebe«, sich hvchzu- i rdeilen. Die Rede wurde mit laugan haltendem Bet- a I l ausgciioimnen. Im wetteren Verlause der Verband- ungcn wurde eine Entfchltehung angenvmmen, in der die 'teiltralitat des deutschen Volkes betont und die Einberu- mng des Ali'Ävärttileu Ausschusses und dcS deutschen Reichstages verlangt wird. Der Generalstreik in Württemberg. Stuttgart, 31. Aug. Die Lage dcc> Ge u e ra l st r e t k S Hai sich „ich! verschärf,, aber auch nicht gebessert, Bor allem ul es de» Streikenden darum zu tun, die Eisenbahner auf ihre Leire zu bringen, dis jetzt jedoch vergeblich. Die cveneraidttctttvn der Ett<»bai>ueu Hai betamttgegeben, dag «eder Auge sie Ute, der streik,, siei, als entlassen betrachten nttisse und eine Wiedercinsicckluug nicht in Frage kounnc. An verfchietnueu Orten des Varides wurden Anschläge gegen die Eisenbahn versucht, aber noch rechtzeitig vereitelt, lieb eigens macht sich schm» eine gewisse Streik müdig- leit bemer-tvar. so daß die Kübrer zum Aushalten auf- »mr>enl muffen. In Ulm fand eine geheime Abstimmung m sämtlichen Betrieben statt. Die ergab eine gewaltige Mehrheit gegen den Streik. In einer Vvllm'r'nmimlnng der Lftrrtebsrare Stuttgarts wurde beschlossen, sich dem Stenerav z u ge zu unterwerfen und die sofortig« .HorAckzielmml der Truppen «us den Betrieben zu ver langen. Die llieg-iernng wird die Polizeiwehr erst damr ans sen besetzter, Betrieben zuwiickziehen, wenn die ,Gewähr vorlnrnden ist, Saft die öffentliche Ruhe nicht mehr gestöl-t wird. (W. T. V.) Ltntigart, l. Sepr. Der A k t i o n S a „ S s ch ri h beschkost: Dar Streik geht in verjckKrfter Weise weiter. In Ehlingen anrrdeu eine Höllenmaschine und Sprengkapseln ausgefn» den. Ans verschiedenen Stationen wurden die Drähte al>- aeschnirtien. Auch auf mehreren Bahnhöfen wurden die Reisenden am Bestehen der Hi,ge zu verhindern gesrvchk. In Stnngart kan, es zu keinen gaöstcren Hivnchcniällon. BetriebsrSte zum Sreueradzug. Lndwigshasen, 31. Au«. In einer Versammlung der LudcvWS bas euer Be irre VS rate wurde der »Pfälzischen Post" .uisorge einem Anträge des Betriebsrates der Badischen Autiln und Sodaiabrik siatrgegeben, der tn der Steuer- frage örtliche llnte r n e h m u n g> en so lange hin an sschi eben will, viS dte sofort einznberuftnde Reichs- konfcrenz der Borrieds rase entschieden habe. Di« ReichS- ionferenz sei dis zum 8. September d. I. spätestens ein- ,uberufen. Das graphische Kartell Hane eine Entschliessung cingebracht, „rlche dt« Steuerfrage durch Sen Reichstag alö auf den, einzig rnügttchen gesetzlichen Wege ,retöst wissen ivvlli«. sW T. B.j Zunahme der Arbeilslostgkett. Berlin, 1. Sepl. Im Fried richsliatn ia,lö eine Ä r b e i ts l o s e n vc r s a m m l u n g statt, die eine Depu tation zum Berliner Magistrat entsandte. Oberbürger meister Wernnrit) erklärte der Deputation. dah alles ge schehen solle, um der in e rschr e ct e u d e m Ni a st e um sich greifenden Arbeitslosigkeit Einbali zu tun. Erst vor wenigen Stunden habe der Au»schach für die Erwerbslosen- fürsorge beschlossen, dast die Stadt 9 0 M i l li o u c n M a r k für soifoat in Angriff zu nehmondo dlotstandsarheften bc- : willigen solle. Bürgerkrieg in Delsasl. Belfast, il. Ang. Die Unruhen nehmen den Charak ter eines Bll rg e r kr i e g« s an. Der Kampf tobte gestern den ganzen Tag. Seit Beginn der Unruhen zählt man 18 Tote und l!M Schwerverletzte. Gestern abend er hellten viele Feuersbrünste die Stadt. Alts einem Stadt viertel allein wurden 29 Brände gemeldet. Fast alle öffent lichen Gebäude und die meisten GastwirlAurften stehen in Klammen. Biele Einwohner flüchten aus der Stadt. In Dublin traf Militär ein. das in Lastkraftwagen und Son- derziigen nach Belfast weiterbcsördert wurde, !W. T. B.) Oerllichev «d Siichstsches. Dreesen. l. September. M« »er »e»e» «rvlstreckung befasste llch eine gestern, Dienstag, im Saale der Reichs- kröne „-gehaltene änderst zahlreich vesackiie Versammlung der Bäcke r-tAwan«o-i I n n ung zu Dresden. Herr Olurwetster Kuntzsch «ab eintettend etnen lleberblict über die allgemeine Lage in der Brvtvrrsorgung, watet er seine vrfltrchtun« »um Ausdruck bracht«, dass bet der la»-- famen tsietretdeablieferung Gchivierigbetten für dte Sr» näbruwg entstehen würben, «enn man nicht dar<mf znkllm«, Auslandsmehl »ur freie» LerfUguug etnausühre» und da mit den Abbau der Zmaugswtrtschaft verbind«, «etter forderte er, dah das minderwertige Hülsensrncht- mehl, daS setzt als GtreckungSmittel gelicfert »urbe« be seitigt werde. In der Aussprache iveäbeten sich lämiLiche Redner gegen die weitere Verwendung dieses Mehlet. Dann fand nachfolgende E » t s ch l i r st u » g einstimmig Annahme: »Die heute im Saale der Rrichskrone tagende Versammlung der Backer-iZwangS-sJuuung zu Dresden erklärt das zur vrot- herstelluug gelieferte Hüllensruchtmchl, unentbltterte Hasrnnehl und verdorbene Sartoffelwalzmebl als gänzlich ungeeianet. »a e» dem Brote eine» widerlichen nick» btttcrlichen Geschmack gibt. Sie beauftragt de» Borstand, in Gemeinschaft mit den übrige» Pro- duzentei, sofort Schritte zu tn», dasselbe zu beseitige» und daraus zu dringe», das, nur einwandfreies Streckniehl geliefert wird." Das Borgelwi, der Dresdner Bäcker gegen di« Ber- rveuüuug der minderwertige» Streckungsmehle widerlege, wie uns geschrieben wird, auch die unhaltbaren Gerüchte, dast die Bäcker für die Verwendung des Suppenmehles vom ttoiiimiinalt^lbauüe Hücker als Gegenleistung er hielte». —* Erueuuuu». Land«erichtsdirek«or Dr. Hi mm er mann, früher beim Landgericht Dresden, jetzt tn Berlin in Reichodienste» tätig, wurde zum SenalSpräsidenten beim Reich swirtscha st sge richl ern an n l. —* Goldene Hochzeit. Am 3. September ist «S Herrn Hofrat Robert v. Hahn, dem Seniorchef der bekannten Dresdner Buchhandlung v. Hahn u. Iaensch, und seiner Ge mahlin, Krau Hosrat v. Hahn, vergönnt, den Tag ihrer «vlde- nen Hochzeit in körperlicher Rüstigkeit und geistiger Krisch« begehen zu dürfen. —* Oberbürgermeister a. D. Keil, Hwicka«, f. «m Dienstag früh ist im Älter von öS Jahren Oberbürger- meister i. R. und Ehrenbürger der Städte Iavickau und Markranstädt Johannes Karl Keil infolge eines Gchlag- anfalleS gestorben. Er wohnte am Montag abend noch einer Sitzung des Knnstvereinö Sei. in der es sich um die Znktmft des finanziell schwer bedrängten Vereins handelte, und nahm regen Anteil an der Aussprach«. Im Berlauf derselbe,, erlitt er einen Gchlaganfall, er wurde ins Stadt- krankenhaus gebracht >md ist dort am nächsten Morgen lvrskorben. Er war 18«1 in Leipzig geboren. Nach be standenem Staatsexamen wirkte er als Natsaffeffor in Leipzig, dann als Bürgermeister in Markranstädt und hierauf als besoldeter Siadtrar in Leipzig. Bon 1898 bis 1919 war er Oberbürgermeister der Stadt Zwickau und hat sich um die Entwicklung der Stadt austerordentliche Ber- dieMe erworben. Keil gehörte auch zwei Jahrzehnte lang der sächsischen Ersten Kammer an. deren Vizepräsident er bis zur Auflösung der Kammer war. -* Kein Wegfall der Michaeliozensurcn. Der Vor stand des Sächsischen Lehrervercin» hatte das Unterrichts ministerium ersucht, die M i ch a c k i S ze n sn r c n in den Volksschulen in diesem Jahre wegfallen zu taffen. Wie wir an zuständiger Stelle in Erfahrung gebrach, haben, kann dieiem Erfuhren nicht entsprochen werden, weil die Erteilung von Michaeliszensuren auf gesetzlicher Vor schrift bericht und nicht durch das Mnisterium selbständig aufgehoben werden kann. —* Neueinteilung der Bestellbezirke uud Verringerung des Beftcllpersonals. Der Reichsverbamd Deutscher Post und Telegraphen-Beamten. Bezirksvercin Dresden, bittet um Aufnahme folgender Heilen: ..Schau vor einiger Heit ging von seiden der Ober-Postdirektion Dresden die Nack, richt durch die Presse, dast eine Briefbcslcllung weniger stattfindcn, wird. Nicht aber war darin »litgeteilt. das, gleichzeitig damit eine Neueintcilung der Beskelldezirke und e ne bedeutende Verringerung des Bestcllpersonals erfol gen soll. Und dock, ist beides für das Publikum äusterst wichtig. Die Verringerung des Personals bedingt die Ver längerung der Beslell.vnten. War bisher die erste Be stellung in Ser Regel gegen 9 Uhr vormittags beendet, so wird dies künftig erst gegen 19 Uhr der Kall sein. Noch empfindlicher kann mancher durch die Neueinieilung der Bestellbezirke betroffen werden. Empfänger, die es bisher aewodnt waren, ttzr« Morsenpoft kurz nach 7 Uhr « er- halten, kvnnlen jetzt unter Umstünden erst zwei Gtnuteu später in ihren Besitz kommen. Tine gslut von Kratzen. auch Borwürfen, gegen das Vestrllpersoval dürste dt, sein. Der Zweck dies«, Heilen soll als« «ein, da« Und««» aufzuklHeen, dast da» Bestellpersonal keinesfalls dir Schuld M «er führt«» 'Üperfon! an der «rspätelon Bestellung trägt. Lediglich dt« geführt«» Gründe tragen di« Schuld darä». Wir da« Vtztzllkmn. darauf Rücksicht zu «-«an und stcuperfonal nicht durch unnötige Kragen oder oufruliaUe«.- -* Ti»,,«»-» der Technischen ««Hlle. «et der Ktrma «dchstsch, Konfervensabrtk Bernhard Richter. Dre«. deo^üttau, Tharandter Straße «0. »rach aester», Dienstag, mittag wegen Sahnftrettigketten Streik ans, «s waren Bestände an frischem Qdst im Werte von et«, toooo Mk. am Lager, dt« dem Benderbe« pretSgeaeben waren, wenn nicht irgendeine BerivertungSmdgltchiett gefunden werden konnte. Dt« Firma wandte sich deshalb an dt« Technische Nothikfr beim Retchsmintstertmn deS Innern iU«t«VmdeS. bezirk Dresden. Hindenburgstrahe 1). deren Eingreifen „ach Genehmigung von seiten d«S WtrtschaftSmintstertmns nrüglich gemacht wurde. Auf diese Weis« konnte» dte Obst- bestände vor dem Verderben durch Vorkoafervierung in Fässern geschützt werden und so im Interesse der Volks- crnährung erhalte« bleiben. —* Den Dresdner Belkaküche» sind für dem Sep tember Nährmittel für l2 Kochtag«, und zwar für rund 1 Tag «Nraupen, für rund 3 Tage Erbsen, für rund 6 Tage reigware» und für rund 2 Tage Bohnen, sowie autzerdrm ein Posten Grünkernmehl und «in Posten Duppenmehl a t s D i ck u ng S m i t t e l zugewtesen worden. -* Die Elbe sällt wieder. Der Dresdner Pegel zeigte Heute vormittag einen Stand von etwa ü- Meter Über Null am Der Kall wird anhalten, da die oberen Stationen kämt- lich einen Rückgang des leichten Hochwassers melden. —* Saks Philharmonie, das eine der beiden Pragcc Sinfonie-Orchester, welches augenblicklich tn Dresden gastiert, verfolgt mit diesem Besuche nicht allein die Pro pagierung älterer und neuerer tschechischer Musik, wozu es sich wegen der eifrigen Pflege deutscher Musik in der Tschecho-Slowaket berechtigt glaubt, sondern auch die poli tisch« Absicht, auf dem Wege über die Kunst das lange ent behrt« gegenseitige Verstehen der beiden Völker mit an- zubahnen. 'Nach dem gestrtgen öffentlichen Konzert im Ber- einshause (siehe «Kunst unb Wissenschaft") hatte das Prager Orchester noch zu einem intimeren Zusammen- sein im Hotel Deutscher Hof aufgefordert, um hier den deutschen Musikfreunden Gelegenheit auch zu persön licher Fühlungnahme mit den fremden Künstlern zu geben. Von den Reisemarschüüen des Orchesters aufs freundlichste empfangen, liest man sich in den behaglichen Räumen nieder und es entspann sich beim Werne alsbald eine vornehme Ge- selligkeit. Besonders zahlreich war di« hiesige tschechische Kolonie erschienen. Bon der sächsischen Regierung war«» mehrere Vertreter anwesend. Im Verlaufe des Abend- ge wann man die llebcrzeugung, bah die Bestrebungen des Orchesters wirklich ernst und aufrichtig gemeint sind. Um mich in die breitesten Schichten hinein ihre Kunst versöhnlich wirken zu lassen, wurde noch ein drittes Konzert in Dres den vor den Gewerkschaften verabredet: desgleichen eins in Ct-emliitz. Während des Abends sang Ludmila Zitova »och böhmische Volkslieder, für die bekanntlich der schnelle Siimmilngsumschwung von Schwermut zu rasender Leiden schaft charakteristisch ist. Ferner spielte einer der Konzert meister das Dvvrakiche Violinkonzert in A-Moll, ein anderer Dvorakschc Klavierstücke. —* Eine WohttätigkeitsveraustaUnug der Kriegsbefcha- digte« und Kriegshinterbliebenen im Bezirke Dresden des Sächsischen Militär Vereins-Bundes soll am 31. September im Gewerbehause stattfiuden. Das Fest wird von künst lerischen Darbietungen, Konzert, Mannerchören und An sprachen umrahmt werden. Ter etwaige Reinertrag soll der Bezirksarbeitsgeureinschaft Dresden der Kriegsbeschädig ten »ich Kriegshinterbliebenen deS Sächsischen Militär- Vereins Bundes zufliesten und der Ermöglichung einer würdigen Wethnachtsbcscherung, sowie der Förderung der sonstigen, auf das Wohl der Kriegsbeschädigten und Kriegs hinterbliebenen gerichteten Bestrebungen zugute kommen. Nähere Auskunft über das Fest, sowie Rat unb Belehrung >n allen KricgSfttrsorge-Nngelegenhetten erteilen die Ver trauensleute der Kriegsbeschädigten.Gruppen der Dresdner Militärvereine, ferner der Vorsitzende der Dresdner Bc- zirksarbettsgemeinschaft Kamerad Ober-Reg.-Sekr. Wag. »er. Dresden-A., Lenbachstraste l. Eg., und der iachverst. Beisitzer Kamerad Ober-Reg.-Sekr. Paul (Beircttsmitglied des Kreisamtes für Kriegerfiirsorgc). Dresden-N., Burzs- dorfstraste 3, 1. Letzterer nimmt auch Liebesgaben und Geld- zuwendnngen sAdrcsse: Burgsdorffsstr. 3, 1., oder Ltadkglro- kaffe Dresden, Konto 1384) entgegen. Wilhelm Wun-l -j-. Leipzig. >- Lept. Der berühmte Phitofoph itlid Psychologe Wirkt- iÄehcinrer Rat Dr. Wil helm Wu » dt. Exzellenz. Ehrenbürger der Stadt Leipzig, ist am Dieustaq nachmittag aus seiae« Ruhesitze in Grostbothen bei Leipzig im 89. Lebens- iahre verstorben. Seine Einäscherung wird am Sonnabend, den 4. September, aus dem Leipziger Ssidfriedhos erfolgen. Geheimrat Wundt ist im Jahre 1917 nach ILiähriger Lehrtätigkeit an der llniserjität Leipzig in den Ruhestand getreten. Des; ioviele Träger großer Namen des 19. Iahr-- wnder'S nach und nach dahinsinken, ist zwar ein naiur- ^emäster Verfalls der Dinge, wirkt aber wie das schmerzliche Scheiden der letzten guten Geister vergangener, stolzerer Herr. Wilhelm Wundt war ein Herrscher im Reiche des Geistes wie taum ein anderer im alten Deutschland, der letzte Polnhistor der Wissenschaft, ein Wegedahner der neuer wachten deutschen Philosophie, der grone Erbauer der Brücke über dte Kluft zwischen idealistisch-spekulativer und manerialistisch-positiver Philosophie, die einen furchtbaren Rist im Geistesleben des 19. Jahrhunderts gebildet hatte. Er schuf neue Methoden, begründete neue Wnftiisgebiete, umsastte dce Gesamtheit menschlichen Wissens und spannte ihre Darstellung in einen gewaltigen Rahmen. Er befruch- rete durch Ideen und Wegweisungen säst alle Gebiete der Wissenschaft und machte die Philosophie wieder zum Samuielyunkt aller geistigen Entdeckungen. Seine ge- icinchNiche Bedeutung wird deshalb grotz sein. Wenn man ihn nicht neben die systemerzeugenden originalen Deuker wie Kant, Hegel, Schopenhauer. Nietzsche stellen wird, wenn er mehr vom Trip des Aristoteles als des Platon haben mag, so wird er doch immer mehr sein als der verarbeitende RhilvsoPhi'eprofessvr: ein schöpferischer Genius in der Snn- üiese d?r Natiirwissensäxrften und Geisteswifienichasten. Wilhelm Wu-ndi wurde am 19. August 1832 zu Neckarau hei Mannhcinr geboren. Bon 1851 bis 185i> studierte er in rilvingen, Heidelberg und Berlin, aber ni<*t etwa Philo sophie ier hat als Lindcnt nie ein philosophisches Kolleg ge- hörti, sondern Medizin. Es ist für Wundts weitere Ent wicklung von grösster Bedeutung gewesen, dast er so feinen wissenschaftlichen Ausgangsvunlk bei der exakten Forschung genommen hat. lind wenn die Philosophie heute, keine ge lehrte Beschönigung ist. die sich in mehr oder minder hnpo- ihetischen Theoremen und wesenlosen Schlüssen ergebt, son dern eine, iin praktischen Leben fugende Wissenschaft, die aus alle Hweigc der modernen Kultur einen entscheidenden Ein slust ausübt, so ist dies in erster Linie dem Wirken Wmidts zu verdanken, der der Bielgeschmühten Eingang in Labo ratorium und Krankenhaus, in den Gerichtssaal und in die Schulstnbe verschafft hat. Im Jahre 1857 liest sich Wundt -sts Prwatdozent der Medizin an der Heidelberger Hack 'chatte nieder. Er studierte das menschliche Muskel- und Nervenlnstem: dabei richtete sich seine Aufmerksamkeit ans die seelischen Vorgänge, dte zugleich mit den körperlichen Bewegungen auftreten. Immer inehr fessoltc dieses Gebiet den jungen Mediziner, und so kam er um das Jahr 1899 auc den genialen, so unendlich fotisc»reichen Gedanken, ob man nicht die menschliche Seele ebensogut wie den Körper mit Hilfe von Experimenten und empirischer Beobachtung erforschen könne. Di« Psychologie, dir Lehre von der Seele, sagte er. sei fett Aristoteles keinen Schritt vorwärts gekommen, ja. sie sec vielfältig rückwärts gegangen. Die Philosophen hätten den Fehler gemacht, dag sie sich immer nur um di« ganz allgemeinen und theoretischen Fragen — wie um das Wesen der Seele an sich und um ihr Verhältnis zum Körper — gekünnnerr hätten, während sie die Einzel- beobachtungcn vernachlässigten. Und Wundt nahm sich vor. auf diesem Gebiet eine Wandlung üerbcizuführen: die Psychologie sollte eine praktische, experimentelle Wissen schaft werden. Das Schicksal war WundtS Plänen günstig: 1875 wurde er. nachdem er noch zehn Jahre als auster- ordentlicher Professor in Heidelberg und ein Jahr in Zürich gewirkt lmtte, als ordentlicher Professor der Philo sophie an die Universität Leipzig berufen. Dort richtete er im Winter 1679 ein für psychologische Versuche bestimmtes Himmer ein, aus welchem bescheidenen Anfang sich ein be rühmtes Institut für experimentelle Psycho- logie entwickelt hat, das erste seiner Art. in dem. was man von einem Universitätsieminar nur selten sagen kann, eine ganz neue Wijscnickwsr erblüht ist. Aber mit dieiem groben Erfolg gab sich Wundt noch nicht zufrieden: er zog immer wettere Gebiete in sein Ar beitsfeld und hat stets die bedeutsamsten Ergebnisse erzielt. Zunächst übertrug er die psychologischen «besetze vom Einzel- menschen ans ganze Nationen nnd schliesslich auf die Menschheit überhauR und begründete so in einem monu mentalen Werke die Wissenschaft der Völker psychologie, der vergleichenden Erforschung non Sprache, Religion und Kultur. Durch diese Seite seiner Ar beit wurde Wundt auch der Neuerer der tzleschichtswissen- schaft, indem er Karl Lamprecht, seinen berühmten Leipziger Kollegen, dahin beeinflusttc, dast dieser in seinem Sinne die „Deutsche Geschichte" schrieb, ein Buch, in dem nicht nur "vn den üblichen Schlachten und Jahreszahlen die Rede ist. sondern in dem Deutschlands Vergangenheit als dre Entwicklung der deutschen Volksseele dargestellt wird. Doch auch damit ist WunütS Lebenswerk noch nicht erschöpft: seine dritte grosse Tat. diejenige, die vielleicht di« meiste Bewunderung verdient, ist die Erneuerung der Logik. Bis auf Wundt war die Logik der Schrecken der Studierenden, der Tummelplatz öder und kalter Konstruk tion gewesen, und mit Recht konnte Mephisto vom „logischen Kolleg" sagen, dass dort der Geist dressiert und in spanische Stiefel etngeschnürt werde. Diese Logik wurde unter Wundts Händen ein grossartiges Nachdenken der Wissen schaft über sich selbst. Ein« Untcrsttchuna der Prinzivien der Erkenntnis und der Methode» wissenschaftlicher For schung" hat er selbst sein Werk über die Logik genannt. Die alten schulwästigen Formeln sind in ihm verschwunden: dafür wirb tedr Etnzelwiffenschaft daraufhin untersucht, wtt welchem Recht sie behauptet, neue Erkenntnis zu geben, und darüber erhebt sich der Gesamtbau der wissenschaftlichen Forschung an sich. Kunst «n- Wissenschaft. k* Mitteilung der Sächsischen GtaatStheater. Over.. hauS. Freitag. 8. September „Amelia". Richard: Eurt Taucher szum 1. Male). Rene: Robert Burg, Amelia: Char lotte Viereck-Kfmpel. Ulrica: Helene Jung izum 1. Makel. Oskar: Liesel von Schuch. Silvan: Ludwig Ermold, Samuel: Georg Zottmayr, Tom: Julius Puttlitz. Anfang ^ Uhr. Schauspielhaus. Am 5. September wird las Zaubermärchen „Der Verschwender" von Ferdinand Raimund tmit der Musik von Conradin Kreutzer), dessen: letzte Ausführung im Schauspielhaus am 29. November 1999 stattsand, in neuer Einstudierung nnd Ausstattung auf- geführt. Spielleitung: Beokhold Viertel. Bühnenbilder und technische Einrichtung: Adolf Mahnke und Adolf Linnc- bach. Kostüme: Leonhard Kanto. Anfang ZH? Uhr. — Ter Vorverkauf zu dieser Vorstellung beginnt an der Tages kasse am -1. September in den üblichen Kassenstunden. — Das Lustspiel „Fe ml na" von Rossem und Loesman, dessen deutsche Uransführung im vorigen Herbst tm Schauspiel haus stattsand, wird am 3. September in folgender Be setzung wieder tu den Spielplan ausgenommen. Besetzung: Dr. Jan van Tricht: Alexander Wierth, Egbert Hoesdrecht: Lothar Mchnert, Ieanne Hoesürecht: Alixe Verden, Betty: Maximiliane Weibtreu. Spielleitung: Paul Wiecke. An- fang X8 Uhr. f* Schauspielhaus. Ein Kleist-Abend: „Robert Guiskard" und „Der zerbrochene Krug", „Stehende" Aufführungen der Dresdner Bühne, die erst« noch von Vejvinger, die zweite von Zeitz inszeniert. Alse würdiger, sorgfältiger Klcrsstkerstil, natürlicher- und not wendigerweise im Spiel aufgefrischt. Die Erregung de? normannischen KriegervolkeS vor Herzog GuiskarbS Zell wirkungsvolle Massenregie, eine aufbrausende und ab ebbende Woge. Eine oer markigsten Gestalten Meh- nert-, der pestkranke Herrscher tm fiebrischen Karnvj zwischen Willenskraft und Schwäche des Fleische-. Ei» milder, schmerzdurchbebtcr Vorklang diese» Kampfe- in der Haltung der Guiskard - Tochter Helena, von Antonio Dietrich klug gedämpft und nach innen gedrängt. Ein messerscharfer Rcdekamvf der Nebenbuhler um GutSkards Thron: Lindner kalt und eisenfest. Iltz listig und mit der klingenden Zunge der Uebcrredung. Endlich Ser g«. wattige GretS Armin als Sprecher des VokkeS: Wahl berg imvosant und warmherzig zugleich. Es ist Shake»
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