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01-Vorabendblatt Dresdner Nachrichten : 26.08.1922
- Titel
- 01-Vorabendblatt
- Erscheinungsdatum
- 1922-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19220826014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1922082601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1922082601
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-08
- Tag 1922-08-26
-
Monat
1922-08
-
Jahr
1922
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Dresdner «ichrichlr» -/LA"»-«».»»« Oerlliches un- Sächsisches. vre»S«n. 2». August. S«dlich scharfe Maßnahmen gegen den Ausverkauf Sachsen». Die Grenze abgeschlossen. — Sperrketten dnrch Arbeiten »Bon unserem Mitarbeiter.» WarnSdorf. 21. August. Bekanntlich sollte auf Verfügung de» säMsche» Ministeriums vom 25. d. M. beginnend der kleine Grenz« verkehr eingestellt und aus jene AnsweiSbesttzer beschränkt sein, die sachsischcrseit- eine Bestätigung ihres Arbeit», oder VohnverhaltnisseS betzubringe« vennögen. In Getf- liennersdorf hatte Dienstag abend eine grobe Demo». strationSversammlung stattgefunden. ES wurde beschlossen, daß die Seif-cnnersborser Arbeiter ,«r Selbsthtlle greifen und vom Mittwoch, den LS. d. M.. nachmittag» > Uhr. bereits die Grenze sperren werden. Seit 7 tlhr war infolgedessen jeder andere al» der Zollstrahenweg durch Gruppen von Arbeitern abgcsperrt. Gegen Abend zogen trotz deS starken Regens die Arbeiter auf. Bald verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Kunde von den neuen Vorgängen auf der Grenze. Die Arbeiter versperrten nicht nur die stark begangenen Nebenwege nach Schönborn. Alte Rum- burger Straße, Oelmühle. Spitzberg und Bergwerk, sondern auch die breite Uebergangsstrahe an der Fmanzabteilung WarnSdorf H. bet der RetchSgrenze (Fleck). Die Hunderte von Leuten, die nach WarnSdorf zurückwollten, muhten den wetten Umweg von einer halben Stunde und länger auf die Zollstrabe machen, wo diesmal sämtliche Passanten weiblichen Geschlechtes am Zollamt s ch a r f n n t r r- sucht wurden. Diese zivilen Sperrmannschafteu hatten nur eine etwa 4 bis 6 Zentimeter grvhe Karte, auf dem sich ein Kautschukstempel des Seishennersüorser Arbeiter- OrtSkartells befand. Diese Arbeiterposten lösen sich nach zwei Stunden ab. Zu diesen Wachen, die die Ge werkschaften beschlossen haben, werden alle Arbeiter befohlen. Wie man unö nachtS auf -er LandeSpolizei mitteilte, die an der Grenze den Dienst mit ausgesuchter Höflichkeit ver» iah, werden die Arbeiter ab morgen gestempelte Legitimationen erhalten. Die LandeSpolizei ver sicherte, dah die Arbeiter nicht berechtigt sind, selbst irgend welche Handlungen vorzunehmen oder gar Waren zu be» schlagnahmen. Sie haben vielmehr nur den Auftrag, die Grenzen fest zu sperren, allen Verkehr auf die Hauptzollstraß« zu verweisen, und für alle nötigen Amtshandlungen die Lapo selbst oder Zollorgane herbeizurufen. Der letzte Tag wurde gestern noch weidlich auSgenlltzt. und eS pilgerte noch mancher nach drüben, und gar viele kehrten in Begleitung eines BierfühlerS zurück. Die plötz- liche Sperre noch vor dem 25. d. M. ist wohl auf die nicht ganz unrichtige Vermutung zurückzuführen, dah inan die zwei restlichen freien Tage zu besonder» eifrigem Schmng. geln benutzen würde und, wie man un» mttteilt. wurden tatsächlich Mittwoch wahre Uumeugcu au Waren aller Art abgesaht. * Wie unser Mitarbeiter weiter berichtet, hat sich noch nachtö eine große Menschenmenge an den UebergangSstellen angesammelt, die ihrer Erbitterung über diese von unserem Standpunkte aus nur zu berechtigten Sverrmahnahmen Ausdruck gab. Man droht sogar in der tschecho slowakischen Grenzbevölkcrung mit Nevanchemahnahmen kür spätere Zetten. Es ist außerordentlich begrüßenswert, daß sich daS sächsische Volk nun endlich einmal zur Selbsthilfe aufgcrafft hat. denn die Anspowerung gerade in den sächsisch-böhmischen Grenzbezirken hatte in den letzten Wochen Formen ange» nommen. die über daS erträgliche Maß bei weitem hinanS- Ängen und die Versorgung unserer Bevölkeruna mit Lebensmitteln auf das schwerste gefährdeten. Auheskandsbeziige. Die ab 1. Juli und 1. August erbühten Versorgungsgebühr- nisse der im Ruhestände befindlichen Veamtcn, Geist lichen idiese, soweit sie im Staatsdienst ««gestellt warenj und Lehrer werden am 1. September in der neu fest- gestellten Höhe unter Berücksichtigung deS Ausgleichs zuschlages für die aktiven Beamten von 185 v. H. ausgczahlt. Gleichzeitig werben die auf die Monate Juli und August ent fallenden Nachzahlungsbeträge überwiesen. Durch die in» zwischen rückwirkend für die Zeit vom 1. August an be schlossene weitere Erhöhung des AuSgleichszuschlagcS der aktiven Beamten um 120 v. H. ans zusammen 305 v. H. er höhen sich die Versorgungsgcbührntssc sund zivar der Ver sorgungszuschlag und der Ausgleichs-Zuschlag zur Kinder beihilfe ber eingangs genannten Ruheaeldempfänger weiter hin vn» de« Krachten Lage an. Dt« Neuberechnung» arbett« find »erett» t» Gange. Dev Rubegeldempsängrrn wird der auf die Monate August und September entfallende Nachzghlungsbetrag tunlichst Mitte September überwiesen werde». Vom 1. Oktober an werbe» dt« Gebührntffe sodann in der «»«mehr maßgebende» »ollen Hvhc gezahlt werden. —* ««erikanische Parlamentarier tu Dresden. Eine Gesellschaft von 16 amerikanischen Senatoren (Kongreßmitglieder) ist auf ihrer Durchreise »ach Wien in DreSte« am 24. August für einen Ta« angekommen und hat im »Neuen Union Hotel Rnschin" Wohnung genommen. —* Dl« golden« n»d dl« ßlberne Hochgeit am gleichen Tage beginge» am 18. August der Privat«» Lout» Vogel und Gattin, sowie der Oderpostsekretär Rodert Dtetzc und Gattin, die schon die silberne und grüne Hochzeit zusammen gefetert hatten. Di« gemeinsam« Einsegnung der Jude!- >are vollzog Pastor Zeißig von der Jakobtgemeiadr. Dem oldpaar «verreichte er eine Ehrenurkunde des ««ange lutherischen LandeSkonsistortumS und ebenso sandte der Rat der Stadt Dresden die herzlichsten Glückwünsche. —* Die WasserpslanzeurAuSstclluug im großen Kalthaus un- tm Victoria-Regta.Haus deS Botanischen Gartens kan» nur nvch bis zuin S. September offengehalten werden. Es wäre zu wünschen, dah auch Schulen unter Führung ihrer Lehrer diese Ausstellung besichtigen, welche die merk» würdigen Anpassungen an die Lebensweise und Forme», schönheit ber Wasserpflanzen in anschaultcher Weise vor Augen führt. —* Wiedereröffnung de» Eentral-TheaterS al» Variete. Am Freitag, den 1. September, öffnet das Central- Theater wieder seine Pforten mit etnein Groß- stabt-Variete-Programm. Eintrittskarten sind täglich in der Zeit von 1l bis 2 Uhr ohne VorverkaufSgebühr an der Theaterkasse zu haben. Jeden Sonntag, nachmittag» 8 Uhr, finden große Nachmittagsvorstellungen bei kleinen Preisen statt und zwar mit ungekürztein Programm. — Vermehrung von Origiualsaatkartosfeln in Sachse«. Ter LandeSkulturrat gibt bekannt: Zur Persv'-gulig der sächsischen Landwirtschaft mit Gaatkartoffclu und zur Er sparung von Frachtkosten hat der LandcSruiturral eine größere Menge Originalsaatkartofseln erworben, die tm nächsten Jahre in geeigneten und erfolgreiche» Kartoffel, wirtschaften im Freistaatc Sachsen vermehrt werden sollen. In Frage kommen voraussichtlich folgende Sorten und Mengen: v. Samekesche Züchtungen : je 2000 Zent» nrr Kartz v. Kameke, Zentifolta, Grartola, Parnassia, Deodara Pepo, Ptrola: je 100O Zentner Goldball, Arnika, LauruS, Hindenburg: 560 Zentner Vescler. Nicht erschc Züchtungen: je 1000 Zentner Jubel, R. weiße Riesen, Fürstenkrone. Thielesche Züchtungen: 1000 Zent ner Th. weiße Niesen, 600 Zentner Wrddige», KVO Zentner Kuckuck. Böhmsche Züchtungen: 000 Zentner Heimat. Lembkescke Züchtungen: 200 Zciuner Industrie. In einer Wirtschaft sollen nach Möglichkeit 200 Zentner, jedoch nicht unter 100 Zentner Originalsaat vermehrt »er den, da nur ganz« Wagenladungen gesandt werden können. ES empfiehlt sich daher, daß einige benachbarte Wirtschaften zusammen beziehen. Industrie jedoch wird nur In Mengen von 20 Zentnern abgegeben. Die Bezahlung deS Original- Preises einschließlich der Fracht hat dnrch den Vermehrer sofort nach Empfang des Saatgutes an den Landeskultur- rat zu erfolgen. Herüstliefcrungen sind auzunehme» und einzumieten, auch muß sich ber LandeSkulturrat die Ber- teilung der Sorten auf die nach seinen Versuchen ge- eignetstcn Gegenden Vorbehalten. DaS gewonnene Ernte- gut soll, soweit eS anerkannt wird, alS erster Nachbail an sächsische Landwirte abgegeben werden. Der Verkauf kann durch den Vermehrer selbst bewirkt werden, doch ver- pflichtet sich auch der LandeSkulturrat, daS anerkannte Saat gut abzunehmen. Bi» zu 25 Prozent kann der Vermehrer für sich behalten. Das Nähere wird dnrch einen Ver- mehrungSvertrag geregelt. Meldungen zur Uebernahmc von Vermehrungsstellen sind btS spätesten» zum 5. Scp. tember an den LandeSkulturrat zu richten. — Landesverband ehemaliger sächsischer Schützen s108.). Zum Besten deS GedächtniSstättenfonbS und zur Unter, stützung tn Not geratener Hinterbliebener gefallener Kame raden findet am Sonnabend, den 2. September, von 5 Uhr ab im „Paradiesgarten" zu Zschertnitz ein Wohltätig- keitSkonzert, auSgeführt von der durch ehemalige Mitglieder der Schützenkapellc verstärkten Helblg-Kapelle unter Leitung deS Musikdirektor» Helbig, statt. Bei un- günstiger Witterung findet da» Konzert tm Saale statt. —* Wege» Diebstahls, Betrug» nnd Unterschlagung stand der IS Jahre alte, au» Ratibor t. Schics, gebürtige, jetzt beim Amtsgericht Ebcmnitz in Haft befindliche Laborant Alfred Skorka vor dem Dresdner Schöffengericht. Während seiner Tätigkeit bei einer Firma ber chemischen Branche tn DreSden-Joüannftabt entwendete er ein Mikroskop tm Wert« - Ed, von SO 000 Mark und bi« verschlrdenarttgste« «e, hnuug auSgesetzt etts»«« Ju»e«L«»er,»rei»u. Heute. tritze «. 1„ Versammlung de, tätigen einer Blbrlbesprechuua, dargeöoten von anderen Sachen von gleichfalls beträchtlichem Werte. Wetter prellte Skorka einen Kaufmann um 40» Mark Darlehn, auch untrrschlug er einen ihm geliehenen Ltchtbtldapparat. Da» Urteil lautete auf zwei Monate und bret Lage Gefängnis Gesamtstrafe. —* 1» VS» Mark Belohnung! Bon einem Fabrikgrnnd- stücke in Rabenau wurden von fünf Blitzableitern die au» Kupfer und Platin bestehenden Spitzen ab-esSgt und a«> Kohle». Bon den unbekannten, wagehalsige« Tpttzbuoe» fehlt jede Spur. Zur Aufklärung dieser Angelrgenhett find von der bestohlenen Firma lo ooo Mark Belohnung anSgesej worben. —* KreiSvertau» d«r evangelisch«» Freitag. ><« Ubr An der Kreuzttriye 8. «ltiglted-k: Muster Pfarrer Tvranger. —* Slndrvch. Au» einem Kletdergeschäst t» de« Neuen Vasse wurden tn der Nacht zum 31. August zeh» »en« hell, und dunkelgrau» Hrrrenanzönc und »wel Damenstrickiack««. grangrün «,!l> grandlau gekreist, mittel» Einbrüche» gestohlen. War Ne stor,lene bat für Wiedererlangung der Sache« «ine Belohnung dl» zu 5(>nv Mk. zugesichert. Mitteilung«« nimmt die Kriminal, pollzcl entgegen. -» DI« Feuerwehr wurde gestern, Donnerstag, nach X1> Uhr l'ormittgg» nach de», Gllterbahntzos Reick gerufen, »» «ine Lori Briketts infolge Selbstentzündung in Brand geraten war.— Gestern nachmittag »ege« >64 Uhr erfolgte ein Alarm nach dem Werkstätte »baynhof am Wetheritzufer. Hier war Rohkohle infolge Selbstentzündung angebrannt. —* Kötzscheubroda. Die Graphische Kunst, an st alt Globus und Kartographisches Institut Mittelbach. Kötzschenbroba, feiert« am 28. August das 2 5sährige Bestehen gleich»eit1g mit dar Einweihung des Erweiterungsbaues an der Kürnerftraß« In Kötzschcnbroüa. Die Hauptcrzeugniss« ber Firma find Karten für Autosport und Radfahrer im Maßstab 1 zu 100 000 und 1 zu 200 000 von Deutschland und den an grenzenden Ländern, Touristenkarten von fast allen Mittel gebirgen nnd von den bayrischen Alpe«. AIS neue« FabrtkativnSzweig wurde die Herstellung von Aufplätt mustern ausgenommen. Anläßlich ber Feier erhielt -er älteste Angestellte der Firma, der 38 Jahre in der Sarto- graphischen Anstalt tätige Herr Paul Schellhorn, die verdiente Auszeichnung. —* LSba«. Heute, Freitag, morgen entgleiste vor der Station Obercunemalde der ^6 Uhr morgen» von rm»e- walde nach Obercunewalde verkehrende Perfonenzng. Die Maschine sprang an» dem Gleise und zog den ersten Wagen mit, der nmgeworfen wurde. Verletzt wurde nie mand: die Strecke ist gesperrt. Ein von Bautzen hinzn- gcrufener Hilfszng ist mit AufräumungSarbeiten beschäftigt. Wetterlage tn Europa am 25. August 1922» 7 Uhr Wind Station»- nam» W,nd'"> W.,,„ -stärk» I W 4d,d«ck» 8 Zdedecll» vvszvz dalnd-d. 8W 4!woikig 4 R,a«» e d»d»«ki SSW .880 Borkum. . Swinemünd Danzig . . Aach»» . . Namdurg . Berlin . . Breslau. . Franich a.M SW München Brvctwn. Iuglpitz, .. Di« Depression, welche päischen . !SW . !85W W z dede»! >!d«d-ch> s Regen Kwolnig 4>r 4» Station«» nam» rtchtung und ^tstrk. Millingen . Salldotilüd- w«Itl.L«nd.) tarra . . ür>ch . . dien . . . Marlchau . kiooenhagen öiachhvlm. Aelftngior» Sübskandinavte» »ud de« euro- wrrws w r 8W 2 deiie Still Duni NW g 8W Z 8W S Wattn bedeckil dedsckü etter ist wsidenl Regen dedechl Nordmeer Zentren aufwetst, hat ihre Lage nur «euig verändert. Das Hochdruckgebiet, das gestern von Südweste» her näher rückte, ist von einem Ausläufer der Depression wieder zurück- gedrängt worden, und dieser wird über unser Gebiet hinweg- strcichcn unk wettere Niederschläge verursachen. Für «in« rasche und durchgretsenbe Besserung de» Setter» sind zunächst keine Anzeichen vorhanden. Wettermeidungen ans Sachsen vom 25. «ngnft, 7 Ahr früh. Pvrlao Sialion K»d« Barvm. leinp. Wind W.Ner Wed Dresden na 748,a ^,r.7 80 2 wolkig 0.2 WecherNirl» 2ZV -l-n.» 88W 2 halddedeäU» Wadnodon 74«,S z-n.» 880 i wolkig 0.« ichleldera I2IZ SS4.7 4- 4.' 8W S Regen r.; «nag» titln. ->-i07 4- ».0 », Vdhnitzderg« d»> Dresden. Wetter-Ausslcht für Sonnabend, den 2». Angnfl- Sühlc». trübe« Wetter mit zeitwcisen Niederschläge». Wasserst«»» der Md« und tt »rer IuslRsse. Dud- weis Mo- dran Jung« dun-lau vaun L Mk'^m.OkAu^Dnodeu 24. llluguft 25. August - 26 - 24 - 42 - R rL - 76 - 7V 4-«! -(- 70 ^-21 - >Z6 1-»I »4 > -I4l - »40 „Tristan" unter Dusch. Dresdner Opernhaus, am kt. August. WaS krittelnde Kurzsichtigkeit dem ganzen Wagnerstil an dichtete, daS ist der „Tristan" In Wahrheit und Wirklichkeit: Rauschkunst, Kunst der Ekstase, deren Norm das lieber- normale ist. Das ergab sich so aus dem dichterischen Stoff. Ekstatisch und aus übervollem, ungcbündigtem Herzen mutz darum auch der Tristandirigent nachschaffen. Kann daS Fritz Busch? Sr kann's, obschons nicht seine eigentliche Natur ist. Obschon er die Ekstase erst als Steigerung von einer ge wissen mittleren Linie finden muß. Aus solche vorerst mitt lere Linie gestimmt mutete uns sein erster Akt an. Ver haltene Glut, Anläufe und Ausbrüche, die noch nicht da» höchste geben. Recht breite Tempi wieder, die sich sogar auf die fröhlichen Rufe der Schiffsmannschaft und auf KurwcnalS Lied legen. Die Ekstase wird aber doch auch hier schon gegen Schluß Ereignis: mit atemraubendem, un vergleichlichem Pianissimo, wenn die Liebenden den Trank getrunken haben. (Ekstase braucht nämlich nicht etwa immer zu dröhnen: tm Gegenteil!) Eine bezwingende StimmungS- kraft entströmte dieser Stelle. Nur schabe, daß Busch vor dem Eintritt deS LiebesmotivS keinen Halt macht. Zwischen dem verklingenden Pauken-« und dem beginnenden Eello-b fehlt ein Takt Generalvause. Ob dem Meister daS Noten- mrpier knapp wurde oder ob er sich beim Linieren verzählt hat, er hat den Takt jedenfalls nicht geschrieben und sich ge tröstet, daß der Dirigent die Pause wohl von sich au» er gänzen würde. Schade, daß eS diesmal nicht geschah. Bon hier an ging dann eine Linie mächtiger Steigerung bis zum Aktschluß. Und damit war der Ton für das weitere ge wonnen. In der Liebesnacht gleich zu Anfang ein wunder barer Höhepunkt beim Verlöschen der Fackel, dann daS „Sink hernieder" wieder von einem unerhörtem Pianissimo eingeleitet l— dos Publikum muß zu diesen Buschschen Pianissimi erst erzogen werden; diesmal wurde hinein- gehustet, -geraichelt, -gesprochen —)r ein ungemein schmieg same» Auf und Ab in der Dynamik und der Bewegung, dadurch reichste Abtönung, lebendigste Plastik de» Ausdruck». Im dritten Akt aus der trüben Schwere der „traurigen Weise" die Fieberphantasien mit elementaren Entladungen emporwachsend: urwüchsig bann der Jubel bei Ankunft deS Schiffes, die „fröhliche Weise" zuerst wieder etwas breit, die gefährliche ssc, — '/.-Taktstelle wird heruntergcschlagen. als sei sie die Einfachheit und Selbstverständlichkeit selbst und zwar zur Abwechslung im feurigsten Tempo, lebendig auch da» Kampfgetümmel. reinste, verklärte Erhabenheit der Schluß. Eine Pracht für sich hier und überall wieder daS Orchester, fllle» Kleinste da: „Vom Mast der Freude Flagge" weht lustig in den trillernden Holzbläsern, der Todestrank guillt drohend in Posaunen und Tuba aus, die Geister heiliger Liebesnacht weben im elffach geteilten Streicherchor. Pianissimo flüstert. Fortissimo wuchtet. Und bei alledem: das Wort herrscht. Ja, wollte man aus all' den reichen Eindrücken von BuschS „Tristan" einen als ganz besonders „persönlich" hervorhcbcn, so müßte eS eben gerade diese Wortplastik sein. Sie ist im „Tristan" mit seiner dunkel verschlungenen Sprache und seinem ktangschwelgerischen Orchester besonder» schwer zu erzielen. Aber Busch weiß dank seiner eminenten dynamischen Be herrschung de» Klangs die „Begleitung" fast immer so abzu dämpfen, daß der Gesang trägt. Im Tag- und Nacht, gespräch, da» s e l b st v e r st S n b l t ch ungcstrichen gegeben ward, war füglich alles zu verstehen. Und das ist ja doch schließlich von grundlegender Bedeutung für Las Drama. Musik im Dienst und al» Stütze deS DramaS: daS wird durch Busch trotz trtebkrLftigsteu Eigenleben» die Partitur des „Tristan". Auch auf der Bühne war wieder herzliche Kstnstler- begetsterung mit am Werke. Tauchers Tristan erschien abermal» mit gewaltigem LreScenbo nach dem dritten Alt hin angelegt. Hier, tn den wilden Zuckungen de» Tod wunde» erzielte die stimmliche Intensität und musikalische Energie de» Sänger» erneut Wirkungen von ungewöhnlich bezwingender Kraft. Burg» Kurwenal, eine liebenswert kernige Prachtgestalt, war mit schlichter Wärm« und ur wüchsig strahlenden Tönen hierzu ber denkbar beste Gegen spieler. Plaschke sang einen wundervollen Marke, durch zittert von innerlichstem Empfinden und mit idealen tief- dunklen HerzenStönen, Irma Tervani hüllte den Warn ruf ber Brangäue tn den üppigen Wohllaut ihre» glocken- klareo Alt». Unter de» kleinen Charakterfiguren ragte stark eindrucksvoll GchmalnauerS Melot hervor, der nur endlich eine höfisch zivilisiertere MaSke annehmen müßte. Isolde war Johanna Hesse, die als neue „Hoch- dramatische" damit tn den Verband der Dresdner Etaats- theater trat. AlS sie vor nun wohl schon zwei Jahren tn der gleichen Partie auf Anstellung gastierte, gewannen wir einen ausgezeichneten Eindruck von ihr. Er hat sich gestern be stätigt und gesteigert. Gesteigert insbesondere insofern, als nun auch die Darstellung freier von theatralischen Manieren erscheint, mehr gestaltetes Erlebnis gibt. Eine hohe, schlanke, schöne Erscheinung läßt auf den ersten Blick das Bild der irischen KönigSmatd lebendig werden. Die Partie wird musikalisch btS tnS kleinste bei völliger Unabhängigkeit vom Pult beherrscht, die Sttmme, ein echter großer dramatischer Sopran, strahlt mühelos über» Orchester hin, hat ein leuch tendes Forte tn ber Höhe, ist aber auch zartester Abtönung fähig. Im Gefühlsausdruck ist wie die ganze Aufführung so auch diese Isolde im ersten Akt oft etwa» verhalten, mehr gekränkte Frau al» wildempvrteS KünigSwetb. Aber die Ekstase kommt auch für sie: „Frau Minne will, eS werbe Nacht, baß hell st« dorten leuchte — damit ist die große Linie gewonnen, die nun nicht mehr verloren geht. Der Be- geisterungSbelfall de» NoendS, ber Busch und die Künstler- schaft feierte, tönte auch in lauten Rufen nach Johanna Hesse aus. Mit Recht. Diese Sängerin kann uns woM noch viel werden. EugenSchmitz. Kunst un- Wissenschaft. Wochenspielplan der StaatStheater. Opernhaus: Sonntag l27.j: „Die Zauberflüte" l7 bis 10): Montag: „Der Evangelimann" C-L8 bis nach )411): DienStag: „Lohengrin" (0 bis '/4II): Mittwoch: .^Orpheus und Eurydike" (!48 bis '410); Donnerstag: „Carmen" (7 btS H11): Freitag: „Fidclio" l^8 bis 10): Sonnabend: „Der Mann tm Mond" (^8 bis 10): Sonntag (3.): „Carmen" (7 bis >111): Mon tag (4.): „Der Mann im Mond" (AS bis 10). — Schau spielhaus: Sonntag (27.): Zur Vorfeier von Goethes Geburtstag >28. August): „Faust" (!46 bi» 10): Montag: Außer Abonnement: „Schluck und Jan" (>48 bi» H11): Dienstag: Außer Abonnement: „Die Journalisten" (418 bis >411): Mittwoch: Außer Abonnement: „Kater Lampe" (!48 btS nach 10)' Donnerstag: Neu einstubtert: „Michael Kramer" (>48): Freitag: Außer Abonnement: „Hasemann« Töchter" (>46 bis >411): Sonnabend: Außer Abonnement: „Zwei mal zwei ist fünf" (>48 bis XIM^ Sonntag (8.): „Basantasena" (>48 dt« 10): Montag (4.): „Michael Kramer" (>48 Nhr). f* Mitteilung ber StaatStheater. Opernhaus: Sonntag, den 27. August (7), „Die Zauderfl 6 te" mit Zottmayr, Hirzcl, Burg, Ltesel von Schuch, " ltsa Stünzuer, Srmolb, Lange, Mtlly Stephan. Musikalische Leitung: Busch, Spielleitung: Hartmann. Während deS Vorspiels bleiben die Türen zum Zuschauerraum geschlossen. „ Lpielpla« des Refideuz-ThratrrS vom 27. August vis 4. Sep tember. Sonntag >27.j nachm, und abend: „Reigen. Montag bis Donnerstag: „Reigen". Freitag und Sonnabend: „Die Mädel» von DavoS". Sonntag <S.( nachm.: „Alt^>eidelberg", abends: „Dir Mädels von DavoS". Montag: „Die Mädels von DavoS". -s* Bon der Dresdner Oper lesen wir tn den „Münchner Neuesten Nachrichten": Der Graphiker Erich Thum ist von der Dresdner StaatSoper beauftragt worden, die Bühnenbilder für Verb iS „Othello" zu schaffen, der unter Fritz BuschS Leitung Mitte September neu etn- studiert tn Szene geht. s* Tagung des Euckeubundes. Der Euckenbund hält seine diesjährige Hauptversammlung vom 5. btS 7. Oktober in Jena ab. Die Tagung wird mit einem Vorträge »on Prof. Dr. Rudolf Eucken über „Die Aufgaben -eS Eucken- bundes für eine Befestigung der bedrohten ethischen Werte in der Menschheit eröffnet werden. j* Znm Leiter der Bibliothek d«S Deutsche» Instituts für Geschichte und Kunst in Florenz, das jetzt dem Deutschen Reiche zurückerstattet worden ist, wurde der Archäologe Pro fessor Christian Hülsen, zurzeit Honorarprofessor tn Heidelberg, ernannt. Die Berufung des berühmten Archäologen, früher Leiter des Deutschen archäologischen Instituts tn Rom, erfolgte auf besonderen Wunsch des Unterrichtsministerium» und mit Zustimmung ber Mehrheit der italienischen Archäologen.
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