Volltext Seite (XML)
Drradenö-Mav So»«aben-, 26. August 1622 Drahtanschrift! M»chrtchl«> Lr«M». 8»rnsprich»r-Sommelnmnmer SS Schl. Nur sür M-ch«,es,r»cke: 20 Oll. Gegründet ISS« Bezugs-Gebühr SLlüllLi!! iWL^.NWMrL'N-7- Dl» ispaM« 22mm breU« gelb» «. >2.-^auhrchald Sachs»»« M. tzamlUe». Kln,»i^^.cN^aila anjelaen, Aiu»>a»n unler LI»»«», und Wohnim.amarxt. lspaltig» «n- und Der- AllZtzlZell ^llölse. däuf» ^/^^liachia^^M>r»ua«pl»^ ^aut^Tarl^. S««warti,, tluftrS,« »»gen SchrftNeaun, und Laupigeschdstaft»»«- «»rir»f>r»ft» SS/chO. Drnck u. <v«1», von 01»»sch » «^chard» >n Dr«d«. P»ftsch«d.«onio 1OSS «»»»»»». Nachdruck nur mU deutUcher vuellenan-ad» (.Dresdner Nachr.*) ruläsft». — Anverlangi» Schriftstück» «»den nicht ausdewahrl. ännakm« vanetnvllvkar vnrainlagan. F^s- unck Varstnul von Vilvrtpaplaran. Alniailagungvvtv»« von Akartpnplvran rwavll» ElnISvung von TInv- unck Svwlnnant«»- «okolnon. chn- unck Vartcaut Irsmckar Svlckvortan. Ilisslllies sssndslsbsnli chlktlangavaltveknstt Vrtra-UIIv« s, im „Nsus 6ök UslifmslM8vlisft" 2«UI»eUMvki'Ing 7 D 1V«NIn»r»tr. S6, Lkovmssklkslls D LUarpIstr L * 11 D r^eignivrisrissgung: Uautrvn, Ikss1ergs88e S Sekvetcvvrtlakr. cinrlokung unck tlnßaut von Alaekvvln. Arvktltvvrkatzr gvgan Wartpnplvrs unck Wnran. Vsrmlotung von tvuvr- unck »Indi-uokaleksran StatilstNoksrn untar Varvvtzlukktv« lAIatvr» unck lAItvvrnekluö klar Lank. Das Ende -er Berliner Reparalionsverhan-lungen. Die Aussichivlofigkeil -er Zukunft. — DeUar amtlich 1SS0. — Besorgnis -er Welt um -eu Markstur-. Ergebnislos. Berlin, W. Ang. Bo« amtlicher Seite wird folgen- d«S Lomuumiqn« verbreitet: Die offiziöse« Besprechungen »wischen Sir John Brad- b«r< «nb Mauclere einerseits, dem Reichskanzler und dem ReichSfinanzmiulfter anderseits, die am letzten Montag be gonnen hatten, find heute »» Ende geführt worden und die Bertreter der Reparationskommisston sind nach Paris »«rückgekehrt. Obwohl man nicht sagen kann, daß die Verhandlungen bis jetzt eia positives Ergebnis gehabt haben, so find jedoch verschiedene Anregungen gegeben nnd geprüft worden. Die Vertreter der Neparatious- kowmissto» glauben jetzt in der Lage »« sei«, der Repara- tionskommissio« über die gegenwärtige Lage Deutschlands Auskunft »« geben, was der Hauptzweck ihrer Reise war und Ke über die eben erwähnte« Anregungen zu nntcrrichtcn. Ob -ie -eulfchen DorschlSge genügen? Berlin, SL. Ang. An Berliner politische« Kreisen hat «an. wie das auch in der amtlichen Mitteilung deutlich »»« Anödruck kommt» von den heute zu einem vorläufige« Abschluß gekommenen Verhandlungen mit Len Vertretern der Reparationskommisfion allgemein den Eindruck, baß diese Besprechungen keine Klärung der Sitnatiou geschaffen haben. Es wird jetzt also alles ans die Verhand lungen innerhalb der Reparatiouskommisstou selbst an- kommen» ob die deutschen Vorschläge genügen, wenn auch kein ausgesprochenes Moratorium, so doch eine gewisse Atempause für Deutschland zu erzielen. lT. U.) Ein Ausgleichsvorschlag? Paris, 25. August. Die Pariser Presse berichtet über einen neuen deutschen Vorschlag dahingehend, die als Pfän der geforderten staatlichen Minen und Forsten der Kon trolle eines amerikanischen Kommissars zu unterstellen. Ueber die Haltung Frankreichs dem neuen Angebote gegenüber finden sich in den Pariser Blättern keinerlei Andeutungen. Die Widerlegung -er Wirlschaslsiiigeu Poincarös. lDrahtmelbunounsrerBerlinerSchrtflleltung.s Bcrliu, LS. Ang. Der vorläufige ReichSwirtschaftSrat hat sür die beiden Delegierten der Reparatiouskommission ein Pronnnciamento ausgearbeitet,, in dem er die Argu mente widerlegt, die der französische Ministerpräsident in seinen Reden dauernd gebraucht bat. Es wird die Meldung zurückgewicscn, Deutschland habe mit Absicht seine Währung in Verfall kommen lassen. Erzeugung, Handel nnd Verbrauch stände» unter dem Druck von Ver sailles, der verschärft werde durch die immer erneute Ver zögerung einer für Deutschland angepaßte« Regelung der Neparatiousfrage. Die Passivität der Zahlungsbilanz könne nicht aus eigener Wirtschaftskraft überwunden werden nnd daneben könnte« nicht noch neue hohe Zahlungen geleistet wcrdcu. Der Ausgleich in der Handels- und Zahlungsbilanz und der Ausgleich des Staatshaushaltes sei ohne die Hilse einer Ausländsanleihe nicht möglich. Die zur Herbeiführung des Gleichgewichts im Staats haushalt nötige Steuerbelaftnng müsie zu weiterer Inflation lühren. Der politische Druck, der insbesondere von Frankreich ausgeübt werde» müsse zwangsläufig zum Zusammenbruch der Währung und Wirtschaft führen. Die Festigung des Kurses der deutschen Währung seidringend notwendig, da sonst Arbeitslosigkeit, Rahrungsmittcl- mangel und Unruhen eine Hinausschiebung des europäischen Wiederaufbaues und eine Fortdauer der Weltkrise die nn- ausbleibliche« Folgen sind. Zum Schlnh wird die franzö sische Auffassung, datz maßgebende wirtschaftliche Kreise Deutschlands die gegenwärtige Entwicklung begünstige«, als völsig absurd bezeichnet. Die Freigabe der deutschen Bankguthaben im Elsaß. Paris, LS. August. Aus Straßburg wird mitgeteilt, dast die Nctorsiousmabnahmen gegen die Deutschen, soweit sie sich auf die Beschlagnahm« von Bankguthaben beziehen, heute,am LS. August,ans ge Hobe« werden. Die Einigung mit den Bergarbeitern. Wöchentlich zwei Aebersiunden. (Drahtmeldung unsrer Berliner Schristlcitung.) Berlin, LS. August. Bei den unter dem Vorsitz dcS ReichSarbeitsministers abgehaltene« Verhandlungen mit Le» Bergarbeiter» wurde gestern in später Abendstunde eine Einigung erzielt. Für das Nuhrgebict soll zum Ansgleich der im September zu erwartenden Teuerung eine Erhöhung der Schichtlühne nm durchschnitt lich 180 Mark erfolgen. Ein weiterer Betrag von 140 Mark soll als Ausgleich der «och nicht abgegoltene» Teuerung in der zweite» Hülste des Monats August sowie unter Berücksichtigung der Tatsache gewährt werden, daß die Bergarbeiterlöhne stets erst erheblich nach der Zeit a«S- gezahlt «erden» in der sie verdient worden sind Auster», dem soll LaS Hansstandsgeld vom 1. September nm 3 Mark, da» Kindergeld «m L Mark pro Schicht erhöht werde». I« Würdigung der austenpolitischeu Lage und der volkswirt schaftliche« Bedürfnisse Deutschlands vereinbarten die Par teien ferner, dast die Bergarbeiter des Nuhrgebietcs vom 1. September au bis ans weiteres den dritten Tag der Woche im Anschluß an die regelmäßige Schicht je zwei Ueoerstundeu versahren werden. Die Bergleute solle« für diese Ucberarbeit eine« Lahn» «schlag von övProzent erhalte«. Dieser Zuschlag wird nicht durch Erhöhung des Kohle unreifes gedeckt werde«. Im übrige« sollen die Organe der Kohlenwirt schaft am 80. Anguft über die Preiserhöhung beschließen, die durch die Lohnerhöhung notwendig wird. Für die übrige« Steiukohlcugebicte «st der Abschluß von Ucber- schichteuabkomme« gleichfalls zu erwarten. Die nvlwendige Steigerung -er Fiohienpretfe. tDrahtmrldungunsrerverltnerSchrtstletluna.» Berlin. 26. Nug. Die gestern zustandcgckommencn Ver einbarungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern tm Kohlenbergbau, die auch zur Annahme des Ueberschichten- Abkommens führten, werden anf der anderen Seite eine sehr wesentliche Steigerung der Kohlenpreise im Gefolge haben. Wie aus industriellen Kreisen mttgetetlt wird, ist damit zu rechnen, dast tm kommenden Monat der Zentner Kohlen ab Grube tm Durchschnitt anf S00 Mk. zu stehen ko,n men. dazu treten die Trans portkosten. die jetzt ebenfalls erhöht werden, nnd die Ber- dienstspanne für Klein- nnd Großhändler, so daß sich die Kohle durchschnittlich ans INI Mk. für 50 Kilo stelle« wird. In Verbindung mit der Erhöhung der Kohlenpretse steht auch eine Preisheraufsetzung der Nebenprodukte, wie Teer. skeeröl. Benzol ufw. Durch da» Ueberschtchten-Abkomme« hofft man jedoch dieEinfuhrvonenglischer Kohle erheblich herabmindern zu können. Im Januar dieses Jahres hat Deutschland für 148 Millionen Mark Kohlen aus England bezogen und im Juli war die Ein fuhr auf 1108 Millionen Mark gestiegen. Im ersten Halb jahre sind für rund LN Milliarde« Mark englische Kohlen importiert worden. Durch die Mehrsördernng hosft man, die negative Seite der dentschen Handelsbilanz zum Teil beseitigen zu können. Auch das Markenbrot wird teurer. Durch die Ungunst des Wetters ist die Getreideernte in Deutschland nur als Mittelernte zu bezeichnen, in vielen Teilen ist sie sogar eine Mißernte geworden. Die Landwirte sind nicht in der Lage, die ihnen aufgelegten Um- lagemengen aufzubrtngen und eS wird nötig werden, ent weder das Umlagesoll herabzusetzen oder Mehl aus dem freien Verkehr zur Herstellung d«S Markenbrotes zu ver wenden. ES muß damit gerechnet werden, daß vom 4. Sep- tember ab das Markenbrot mindestens 8 6 Mark kosten wird. Markenfreies Brot wird bereits von der kom menden Woche ab 60 Mark kosten und mit weiteren Erhöhungen von Woche zu Woche wird zu rechnen sein. Die Zeichnungen auf -te Zwangsanlethe. Berlin, 26. Aug. Vom Reichsfinanzministersium wird darauf hingewtesen, baß berZetchnungSkurS von 06 Prozent für die BorauSzetchnuna auf die Zwangsanleihe nur noch bis zum 81. August gilt. Der ZetchnungSkurS steigt in den folgenden Monaten bis zu einem Kurse von 104 Prozent für Zeichnungen im Februar 1628. Die Zeichnung kann bei den bereits eingerichteten Annahmestellen vorgenommen werden- Etwa zu viel be zahlte Beträge werden mit 6 Prozent Zinsen zurückerstattet. Gerverkschaflsbnnv und Markenlweriung. Berli«» 26. August. Der AllgemetneDeutsche Gewerkschaftsbund hat am Donnerstag an den TradcS-Nnton-Kongreß in London ein Telegramm gerichtet, in dem er unter Hinweis auf den ungeheuren Dollarstand, der den wirtschaftlichen Zusammenbruch Deutschlands bedeute, auf die Folgen? ür alleJndustrteländer aufmerksam macht. Noch sei eine Rettung möglich. Sie hänge hauptsächlich von den Maßnahmen der TradeS- Union ab. I Dollar (Hmlliek): 18SV I Frankreich nach Deutschlands Zusammenbruch. London, 26. August. Der Arbeiterführer Thomas erklärte gestern in einer Rede, wenn Oesterreich zusammen- bräche und Deutschland ihm auf diesem Wege folge, werde Frankreich zehnmal schlimmer daran sein, als jetzt. Er hossc immer noch, Frankreich werde vernünftig werden. Das einzige Mittel, um eine allgemeine Zusammenarbeit der Nationen wieder herbeizusühren, sei seiner Meinung nach, einen Strich durch die Jahre 1Sl4 bis 1818 zu ziehen und alle Bemühungen lediglich ans die Sache des Weltfriedens zn richten. Die Folgen der Brandrede PoincarSs für Frankreich. London, 24. August. Der neue gewaltige Sturz der Mark erregt größtes Aufsehen. „Manchester Guardian" schreibt zu dem seit der letzten Rede Poincar-^s eingesetzten neuen Marksturz: Es scheine kaum glaublich, daß die Fran zosen in einer Politik beharrten, die mit dem Zusammen bruch des deutschen Handels enden müsie und mit der cnd gültigen Enttäuschung der Franzosen, irgend welches deutsches Geld zur Balancierung des französischen Budgets zu erhalten. Jedes Wort der Brandrede Poin- carös koste dem französischen Steuerzahler so und soviel Franken. lW. T. B.s Einstellung französischer Zahlungen an deutsche Firmen. Paris, 24. August. Ter „Eclair" teilt mit, daß alle französischen Firmen, die mit Deutschland in Handelsbeziehungen stehen, benachrichtigt worben sind, die gegenwärtig fälligen Beträge nicht nach Deutschland zu be zahlen. sondern sie in Banken als Guthaben der be treffenden deutschen Firmen zu deponieren. England nnd das Ruhrgebiet. London, 25. Aug. Nach einer Mitteilung des „Manchester Guardian"-.Korresponden in Berlin, hat Vradburi, während der Verhandlungen zwar Zweifel an der Möglichkeit einer Ruhrbesetzung zum Ausdruck gebracht, aber zualeich mit- getetlt, daß England keine Maßnahmen treffen würde, nm die Besetzung des Ruhrgebictcs z« verhindern- Auch die übrigen englischen Zeitungen bringen zu den Revaraiions- schwierigkeiten zahlreiche ungünstiae Nachrichten Die cng- lischcn Prcsicstimmcn aus Paris sind wenig hoffnungsvoll. Im „Manchester Guardian" wirb mitgetcilt, daß nur geringe Aussicht vorhanden sei, daß die Situation durch die gegen wärtigen Besprechungen in Berlin entspannt werden könne. Eine englische Ansicht über die deutsche Wirtschaftslage. London, 25. August. Sir L. Franclin von der Firma Samuel Montagun L Eo. äußerte sich in einer Unterredung über die Wirtschaftslage Deutschlands. Er er klärte, daß ein sehr großer Teil des flüssigen Kapitals bereits im Ausland untergebracht sei. Die Baisse der Mark erhöhe nur den Wert dieses Kapitals. Deutschland befinde sich in einer bevorzugten Situation hinsichtlich der aus ländischen Konkurrenz, es sei in der Lage, die Rohstoffe, die es nötig hat, für dieselben Bedingungen wie jedes andere Land zu kaufen. Es würde auch in fremden Devisen für die in Deutschland hcrgestcllten Waren, die es ansführe, bezahlt. In beiden Fällen würden die deutschen Fabrikanten unwider legbare Vorteile davontragcn. Außerdem bezahle Deutsch land seine Arbeiter in Papiermark. Die Löhne betrügen in Sterling ausgedrückt wöchentlich weniger als 10 Schilling. Diese Auslassung ist viel z» optimistisch, weil sie Papier- geldvermehrimg mit Werterhöhung gleichstellt. Aufklärungen -es amerikanischen Schah- sekrelürs über -ie britischen Schulden. Washington, 26. Aug. Der Schatzamtssekretär Mellon gab infolge zahlreicher Anfragen über die Natur der Ver pflichtungen der verschiedenen europäischen Regierungen gegen Amerika eine Erklärung an die Presse ab, in der es heißt: Großbritannien habe Verpflichtungen gegenüber den Vereinigten Staaten übernommen, nicht für sich selbst, son dern für andere Alliierte, nachdem Amerika vorher erklärt habe, das Großbritannien geliehene Geld sei zwar für die anderen Alliierten bestimmt, die Bereinigten Staaten seien aber nur bereit, das Geld herzugeben, wenn England eine Garantie übernehme. Diese Darstellung be ruhe offenbar anf einem Mißverständnis. Die Ber einigte« Staate« gewährte« jedem Alliierte« Borschüsse zu dem Zwecke, die von ihm in Amerika gemachte« Ankänfc zn decke«, ohne dabei die Forderung ansznfteve«, daß eine ander« Regierung die Garantie übernehme. Die von den Bereinigte« Staate« der britischen Regierung gewährten Vorschüsse hätte« lediglich znr Deckung britischer Ankäufe gebient. In dem im Jnli 19L6 de« britische« Botschafter -«gestellten Memorandum bat daS amerikanische Schatzamt erklärt, daß die Sonsplibierung der britischen Schulde« in keinerlei Zusammenhang mit be« von Amerika, Großbritannien und andere« Regierungen gemährte« «rie-»v»rschüffen und ebensowenig mit de» Reparativ«». »ahl»n««n »er Mittelmächte »ehe. (S.T.M1