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TR. Sahrgang. ZK ISS Dienslag- S. AprU 1SSS Gegründer 18SS DradlmNchrMl »«chrtchlr» Dr»,»«. F»rn>pr»ch»r - S<unm«lnumm»r > 2 V 241. Bur für Nachlg»lprach«i S0 011. B-zug-. Gebühr MLL« ^ "»> Dt« «ln»!««« w«rb«r> nach «vldmar» b«r»chn«i . dt» etnIvaMa» 30 min dr»t>» AMlgea^retk: «rriS ÄL« auderdald 2002»«. Offrrtena-bUhr 10 PIg. Ausw. ÜluNrLg, qeyrn Dorau«be,al>l. SchrtMettun» und NaupIg«>chSN»n»U>: M«rt«nltr»ü» 38 42. , Druck u. vrrta, oon Ulrplch » Il«Ich«rdI m Dr«»d»n. Posttchrck-NviUo 1008 Dr««»«». Osksn unc> Hercls Nnukt mon proiovort iw KSAMV lnk.- W. ecünrck, gs. iWINgSkStk. 13 Vl»I » nlltl III2 ^«rn-prvrt,«-! UV0Z dIIU>. bonplstz. H»»I»»«I»»»« »a* a *«,»», »«.i»«»» — n»»,i»«» o»»- w»*«« - o»»»*>»*»««»-o»««« - 1^0- Julius ^euriek! NUsel p,sn«>, prsgvr Slrsvs S (kingsng ^ulliklisu» voek) Wahlsieg des griechischen Jittators. 9ü">o -er Stimmen für Pangalos. — Die Oppositionsparteien fordern Annullierug -er Wahl. August Thyssen 1-. — Forlgesehle Derhan-lungen Drian-s über-en Frie-ensschluß in Marokko. - so Opser-er Unruhen ln Kalkutta. Die griechischen Präsi-enischaslswahlen. Paris, 5. April. General Pangalos erklärte dem Ber« treter der „Chicago Tribüne" in Athen, daß er bei de« bi-her in 12 Departements vorgenommenen PrLsidentschastswahlen M Prozent der Stimmen erhalten habe. Er werde, wenn auch die Wahlen am 11. April in den übrigen LS Departements zu seine» Gunsten anSfielcn, anher dem Ministerpräsidinm auch noch das Kriegsministerium behalten. sW. T. B.) Athen, 5. April. Obwohl die Leiter ber Oppositions parteien ihren Anhängern Wahlenthaltung anempfohlen hatten, hat die Wahlbeteiligung die der letzten Gemeinde- wählen um vieles übertrosfen. Die Wahlen haben sich überall in vollkommener Ruhe und Ordnung abgespielt. Minister- Präsident Pangalos hatte, um den Beweis zu liefern, daß keineAbstchtder künstlichen Wahlbeetnflussung bestehe, den Leitern der Oppositionsparteien das Angebot ge wacht, ihnen eine Kontrolle über die gestrigen Wahlen und über die am kommenden Sonntag etnzuräumen, die durch einen Minister auSgellbt werden sollte, der ihr Vertrauen be sitzt. Als solchen schlug Ministerpräsident PangaloS den General Metaxas vor. Die von dem Kartell der Ovpo« sitionsparteien erteilte Antwort «urde vom Ministerpräsiden ten als Ablehnung anfgesaßt, da die Parteiführer ans der Nichtigerklärung der gestrigen Wahlen bestandcu und andere unannehmbare Bedingungen stellte«. Ministerpräsident Pangalos erklärte den Vertretern der Zeitungen gegenüber: Die Ergebnisse der gestrigen Abstim mung übertressen meine Erwartungen. Sie bedeuten eine sürulliche Erklärung deS Mißtrauens für die so genannten politischen Parteien, die nur die Inter essen und persönlichen Bestrebungen genMer Persönlichkeiten vertreten. Parteien existieren tatsächlich nicht mehr. Es gibt nur noch daS Volk, das sich der Partciscssel« entledigt hat und das die ihm von den Parteien vorcnthaltene Mahl fordert. Die Opposition glaubte, die Regierung sei geneigt, sich auf eine Wiederholung der Abstimmung einzulassen. Eine solche Wieder- holung wäre eine Beleidigung des Volkes gewesen. Die Ab stimmung zugunsten der Regierung ist eine Vollmacht für die sW. T. B. Zukunst. sS ) Wachsen-e Unruhen in Kalkutta. so Todesopfer, 600 Verletzte. London, 4. April. Die Unruhen in Kalkutta scheinen doch ernster zu sein, als sich nach den ersten Nachrichten schließen ließ. Gestern früh ist es zu weiteren Gewalttätigkeiten ge kommen. Der Mob plünderte die Lüden in Kalkutta,- Truppen mit Maschinengewehren patrouillieren durch die Straßen. Die Mohammedaner haben einen Hindu-Tempel zerstört nnd geschändet. Die Hindus habe» ihrerseits eine groß« Moschee in Brand gesteckt. Nach einem Bericht aus Kalkutta wird die Lage als sehr ernst angesehen. Die Un- ruhen haben sich auf das Jndustrie-Viertel Kalkuttas aus- gedehnt. Die Opfer der Zusammenstöße am Freitag werden auf 20 Tote und 150 Verletzte geschätzt,- die von gestern sollen diese Zahl übersteigen. Die Polizei hat in der Nacht 20,Verhaftungen vorgenommen. Nach'einer weiteren Meldung haben die Hindus auf Mohammedaner von den Dächern der Häuser geschossen, MS die Mohammedaner ihrerseits durch Jnbrandsteckung der Gebäude beantworteten. Die meisten Geschäfte sind geschloffen. Nach einer Meldung des „Star" herrscht im Europer- Btertel Beunruhigung,- englische Truppen mit Panzerwagen bewachen das Unruhegebiet. lTU.) » London. 8. April. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" ans Kalkutta sind nach den letzten Nachrichten bei den Uurnhen öü Personen getötet und 800 verwundet worden. Gestern ereigneten sich weitere vereinzelte Unruhen. 22 Per sonen wurden inS Krankenhaus gebracht. Eine Anzahl mohammedanischer Geschäfte wurde geplündert. lW. T. B.) Gründung einer indischen Naiivnaipariei. Bombay, 4. April. Ein Versammlung von Vertretern aller Parteien Indiens mit Ausnahme der Extremisten be schloß die Gründung einer indischen Nattonalpartei, deren Ziel es ist, Indien innerhalb des britischen Reiches mit allen zur Verfügung stehenden friedlichen Mitteln eine den brtti- schen Dominions ähnliche Stellung zu verschaffen. Zer Kamps um das Das Freigabegeseh im Aepräsenkankenhaus. Nenyork, 5. April. Nach einer Meldung ber Associated Preß aus Washington wurde der Gesetzentwurf über die amerikanischen Ansprüche gegenüber Deutschland und die Rück gabe des während deS Krieges beschlagnahmten deutschen Eigentums von dem Ausschüsse des Repräsentantenhauses be raten. NntcrstaatSsekretär Winsto« vom Schatzamte erklärte, die Maßnahme habe die Billigung des Schah-, Staats, und Iuinzdepartemeitts. Er rechtfertigte die Gcsetzesvorla-ge als Mittel zur Heilung der Kriegswunden, ohne die Zahlung der Ansprüche auf 80 Jahre auszudehnen. <W. T. B.) Aesiiaer Wi-ersland -es Senalors Swanson. Washington, 4. Avril. Die Freigabe des deutschen Eigen tums in Amerika scheint nun doch durch den ameri kanischen Senat eine Gefährdung zu erfahren. Um die gesamte Rückgabeaktton durch sofortige Senatsberatung müg- lichst zu beschleunigen, hatte Senator Borah dem Senat einen Gesetzentwurf etngcreicht, der demjenigen gleichlautend ist, den Mills im Repräsentantenhaus eingcbracht hat. Da- bei zeigte cs sich, daß der ganzen Rückgabefrage im Senat er hebliche Schwierigkeiten erwachsen dürsten. Borah hatte näm lich kaum angekündigt, daß er den Mills'schen Gesetzentwurf aufznnchmcn wünsche, als auch schon Senator Swanson, der als schärfster Gegner der Riickgabcaktton bekannt ist, er klärte, daß die Einbringung eines derartigen Antrags im Senat vcrsassungswidrig sei, da alle Gesetze, die mit Budgct- bewilligungen vcrknüpst seien, zunächst das Repräsentanten haus passieren müßten, bevor der Senat die Beratung aus- vchmen könnte. Der Vorsitzende, Scnatspräsident Dawes, unterließ es daraus, den Gesetzentwurf »ach dem Antrag des Senators Aorah dem Finanzausschuß deS Senats zur Beratung zu liberivcise», gab aber keine Ausklürung über die Frage, ob die Einbringung gcschäftSwidrtg sei. Der Gesetzentwurf wurde lediglich protokolliert, Beschlüsse über sein Schicksal find solange unmöglich, bis Borah eine einfache SenatSmehr- beit ausbringt, um die Verweisung a» den Ausschuß doch noch durchznbringcti. Sollte ihm das gelingen, so würde das einen großen Erfolg und eine sichere Mehrheit auch für die Tchlnsiabstimnrnng bedeuten. Wahrscheinlicher ist cs allerdings, daß Swanson mit seinem W.ocrspruch gegen die Ausschuß- »erweisuua siegen wird. Das würde bedeuten, daß anch bei der Schlnßberatnng im Senat «och harte «nd langwierige Kämpfe z« erwarte« find. deutsche Eigentum. Das enoetterte Pariser Kan-elsprovisorium. Ein «eues Kontingent für Frühgemüse. Paris. 6. April. Havas verbreitet folgende Nachricht: Nachdem die in dem provisorischen deutsch-französischen Han delsabkommen vom 12. Februar vorgesehenen Kon tingente für die Einfuhr von Frühgemüse nach Deutschland verbraucht sind, soll nach den Bestimmungen des Zusatzabkommens, das beiden Negierungen zur Billigung vorliegt, Frtthgcmüsc, mit Ausnahme von Kohl und Blumen kohl, mit einem weiteren Kontingent bedacht werde«, das sich auf 27 000 Zentner beläuft. Als Kompensation dafür sei Deutschland die Ausfuhr gewisser chemischer Produkt« «nd Dynamos nach Frankreich zugestandeu worden. Die neuen Bestimmungen würden am 10. April in Kraft treten. sWTB.) Das deutsch - türkische Handelsabkommen ratifiziert. Berlin, 4. April. Wie die Morgenblätter melden, ist das im Dezember 1925 in Angora durch Notenwechsel vereinbarte vorläufige Handelsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und -er türkischen Republik ratifiziert worben. Der Abschluß -es Pariser Finanzwerkes. Paris, 4. April. Die parlamentarische Erledigung der französischen Finanzvorlage dehnte sich bis in die Morgen stunden des ersten Ostertages aus. Die Kammer begann am Sonnabend abends um 10 Uhr die Beratung der Vor lage. wie sie vom Senat zurückgekommcn war. In einer an Zwischenfällen reichen Sitzung wurden wenige Ncndcrungen an dem Text des Senats vorgenommen, das gesamte Projekt aber wurde schließlich nm ^1 Uhr nachts mit 280 gegen 144 Stimmen angenommen. Der Senat trat um 11 Uhr zusammen, um die Entscheidung der Kammer zu erwarten. Mit 198 gegen 88 Stimmen wurde der Stand- punkt der Kammer in der Frage des Petroleum monopols, d. h. die Regelung durch besonderes Gesetz, gebilligt. Darauf nahm der Senat mit 220 gegen 18 Stimmen die gesamte Vorlage mit Ausnahme der Erhöhung der Kasscnstcncr und einiger anderer kleiner Steuern an. Die Kammer, die in den Morgenstunden wieder zusammeii- getreten war. erklärte sich mit dem endgültigen Text des Senats einverstanden. Die Parlamente gingen dann zu den Osterferien auseinander. sTU.Z August Thyssen Mülheim a. d. Ruhr., 4. April. Der Großindustrielle Angu st Thyssen, Ehrenbürger der Stadt Mülheim a. d. R, ist hcute morgen «m S Uhr aus Schloß Landsberg i« 85. Lebensjahre sanft entschlafe«. sWTB.) Esten, 5. April. Anläßlich des TodeS August ThystenS haben die Thyssenschen Zechentürm« im Industriegebiet« halbstock geflaggt. Die Beisetzung findet Mittwoch nach mittag statt. (W.T.B.) Am 17. Mai 1842 als Sohn eine- Fabrik- und spätere« Bankdirektors geboren, zeigte August Thyssen schon früh eine starke Neigung zur Technik. Er besuchte die Technische Hoch» schule zu Karlsruhe, die Handelsschule zu Antwerpen, nahm am Feldzug von 180« teil und trat dann für kurze Zeit in das väterliche Geschäft ein. Mit 25 Jahren begründet« er zusammen mit einem Sozius daS Puddel- und Eisenwalzwert Thyssen, Tossoul L Co. in Duisburg, das nach erfolgreicher Liquidation in der nach dem Kriege von 1870/71 einsetzenbe« wirtschaftlichen Hochkonjunktur, der sogenannten Gründerzeit in die Mitlhetmer Kommanditgesellschaft Thyssen <K Co. um gewandelt wurde. Diese Gesellschaft mit einem Aktienkapital von 30 000 Mark war der Grundstein zu dem heutige» Niesen unternehmen. Wie alle wirklichen Industriellen, war August Thyffe» eine aufbauende Natur und darüber hinaus et« schöpferisches Genie. Um sein Werk von anderen Industrien unabhängig zu machen und den Produktions prozeß in der Richtung der Selbstgewinnung von Rohstoffe» und der Selbstsicherung des Absatzes zu erweitern, wurde Thyssen im Laufe der Jahre Hauptbeteiligter an der Rheinisch-Westfälischen Bergwerksgesellschaft, an der A-G. für Hüttenbetrieb in Meiderich, an dem Oberbilker Stahlwerk i« Düsseldorf, an -er Thyssenschen Eisenhandelsgesellschaft in Duisburg und an einer Reihe anderer Unternehmungen. So entstand der vertikal aufgebaute Thyssen-Konzern. ES ist bekannt, daß die Lebensweise August Thyssen« trotz des ungeheuren Vermögens, das im großen und ganzen zu erhalten er bei aller Ungunst der Zeitverhältnifle verstanden hatte, äußerst sparsam und schlicht war. Er lebte seit 1903 auf dem alten Schloß Landsberg bei Kettwig, das er stil gerecht neu aufbauen ließ. Parteipolitisch betätigte er sich im Zentrum. Er galt als letzte große Säule der kon servativen Richtung in dieser Partei, doch ließ sein Einfluß in den letzten Jahren merklich nach. Nicht zuletzt dadurch erhielten Erzberger. Wtrth und Marx in ihrem Streben, das Zentrum nach links zu orientieren, mehr und mehr freie Bahn. Frankreichs Saar-Dorherrschask bleibk. Die Neuregelung vom 1. April. Saarbrücken, 4. April. „Eine bittere Ironie auf eine verheißungsvolle Ostcrbotschaft von Locarno" nennt die „Saarbrücker Landeszettung" die sogenannte Locarnogeste der neuen Regierungskommission, die bei der am 1. April vor» genommenen Verteilung der Restarts wiederum einseitig französisch« Interessen berücksichtigt hat. Die zuversichtliche Hoffnulrg -er Bevölkerung — die sich sechs Jahre lang den dominierenden französischen Einfluß in der Verwaltung ihres rein deutschen Gebietes gefallen lassen mußte —, daß der neue kanadische Präsideüt Stepheus nunmehr endlich eine solche Verteilung der Ressorts vornehmen würde, daß nicht die wich tigsten Verwaltungen in der Hand der Franzosen und ihrer Freunde blieben, ist aufs schlimmste getäuscht wor den. Nicht nur wurden auf den einflußreichen Posten des Generalsekretärs, den bisher das jetzige französische Mitglied der Saarregierungskommission, Morize, innehatte, wiederum ein Franzvsd, der stellvertretende Generalsekretär Pier rötet, berufen — obwohl von sämtlichen politischen Parteien mit Nachdruck gefordert worden war, daß diese Stelle endlich einem Deutschen übertragen würde —, sondern das überaus wichtige F i n a n z r e s s o r t, das bisher der Kanadier Stephens verwaltete, wurde ebenfalls einem Fran zosen — Morize — übertragen. Oeffentltche Arbeiten, Eisenbahn, Post- und Telegraphcnwcken unter stehen dem Belgier Lambert. Der Tschecho-SIowake Veczenskn betreut weiter Justiz-, Kultus- und Schul- wesen im Saargcbict. Der Präsident der RegierungS- kommission, Stephens, übernimmt die Abteilung für innere und auswärtige Angelegenheiten. Das saarländische Mitglied der Regiernngskommission, K o ß m a n n, bleibt auf die unpolitische Abteilung, Landwirtschaft. Forsten, Volks- Wohlfahrt und Sozialversicherung beschränkt. Die Lage stellt sich nunmehr so dar, daß nach außen hin ein Neutraler an der Spitze der Regieruugskvmmlision steht, in Wirklichkeit aber ist in der gesamten Verwaltung des Saar» gebietS der sranzösische Einslnß verstärkt worden. DaS Ganze nennt sich Rückwirkung im Geiste von Locarno.