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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.07.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020725012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-25
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.07.1902
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neba disvontrten ««Ionen dm Blüthrndust einathmeu. werde» sie von da Krankhrit brsallm. Da« Heusteber besteht tm Wesent lichen ans einer hell inen Entzündung der Na'knschletiiibaut, da Auaendtiwehaut, an die sich Rachen- und Bronchialkatarrb an- Ichließen kann. Ftrbererlchelnungrn begleiten den Verlaus da Kraurbrtt. Die Ansülle der Heufieberkrankeu treten mit drin Blühen da Vegetation auf und vestchwinden wieder nach der Blütdrzett Alle an demselben Orte lebende», zu Heusieb« dt«- ponirten «erione» erkranken an deniielden Tage und man kann ür «che Stadt fast aus den Tag den Beginn de« Heusteber« iest- icllrn. Für den enge» Zusammenhang mit der Vmetatio» spricht der Umstand, das, aus den tm Meer gelegenen Inseln mit geringer Vegetation das Heusirb« nicht austrltt. Zumeist wird, wir er wähnt. da« Heusteber durch die Äräierblütven hrrvvraelusen. ES aiebt aber tzeustebeivatienten. die ihre KrankheitSansülle auch in Holge anderer Gerüche bekommen. So kann auch .Heuge»uch, Wieseiidutt, der Geruch von Blumen und Blütbcn lÄose», Lilien. Nelken. Roßkaitanten, Gerste u. AI. der Geruch von Büschen und Bäumen Heufieder Hervorrufen. Ja es girbt Patienten, die ihre An fülle durch den Geruch von — Insektenpulver, oder durch 5abakgeruch. Geruch von kochendem Essig und Mchlstaubarruch bekommen können. ES baden sich wichtige Anhaltspunkte dafür ergeben, dag da« Austreten de« Heusiebers mit den massenhaften ckstuenza Epidemien der lebten zwölf Jahre in einem gewissen Zusammenhänge stehe. Zahlreiche Patienten geben an. dos; sich ihr Heufieber an Influenza anaeschlossen habe. ES wurde» Unter suchungen anaestellt, ob bei Erlegung de« Heusiebers Bakterien eine Rolle spielen. ES ist zwar gelunaen. rinm Mikroorganismus ließen, die Versuche ergaben jedoch, das^ der Mikroorganismus nicht im Stande ist, Heiifieberansälle hervvrzurusen. Tie.Münch Med. Wochenschrift" veröffentlicht ei» interessantcs BeobachiungS- Material, da« sich auf vierhundert Hensieberpatientcn erstreckt und einen lehrreichen Einblick in da- Wesen dieser allermvdcrnsten Krankheit gestattet. ES zeigt sich, dos; unter den Hensiederpatienten auffallend viele dem Äelehrtenstande angehörige Leute sind, Per sonen, die geistig sehr regsam sind, >o das; man das Heusieber in gewissem Sinne als eine Geiehrtenkrankheit bezeichnen kann. — Auf unserem hiesigen Hauptbahnhose und drin Neustadt« Bahnhöfe sind von jetzt ab Rückfahrkarten t. bis llt. Klasse von hier nach Bad Salzbrunn. Harzbura, Ilmenau, Kölen, Wernigerode. Rohia, Bad Kilsingen (über Leipzig—Suhl», Bad Nauheim, Gießen und Schrriberbau zu haben, ferner gelangen auf dem Bahnhof Fretberg einfache und Rückfahrkarten nach JriedrlchShasen über Hof zur Ausgabe. — An der hiesigen Technische» Hochschule bestanden im vergangenen Studienjahre titOl 02 folgende Verbindungen und Vereine: die CorpS: Teutonia, Thuringia.Markoniannia. die Burschenschaften: Eheruscia. Eimbria: die freien Verbindungen: Polvdvmnia. Jranconia; der Akademische Gesangverein: Erato: dir einem besonderen Verbände angehörenden sachwissenschastlichen Vneine: Akademischer Architektenvcrein. Jngenienrverein. Aka demischer Maschineningenienrverein, Ebemikerverein: der Verein deutscher Studenten! der Akademische Turnverein Germania: der AuSländcr-Berein: der Russische liltcrarisch-wissenichaftliche Verein Russin. Diese Korporationen zzehöreu sämmtlich dem Geiammt- auSichusse de« Verbandes der istndentenichaft an. Ferner bestehen an der Hochschule der Akademische Sportverein, die Christliche Studenten - Bereinigung Dresden, die Deutichc freie Studenten- Vereinigung, dir Akademische Sektion Dresden dcö Orste,reichliche» Alpen-Bereins und dir Akademiiche Gesellschaft der schönen Künste. — Der Dresdner Renn verein verlegt sein Sekre tariat von Anfang September an nach Prager st raße v tCentraltheater-Passage). 1. Etage — Herr Stadtrath Dr. Lehmann, Vorstand des Steucramts schreibt uns: „Zu der in der gestrigen Abendausgabe unter der Ucberschrift: „Eine diplomatische Hundegeschichte" ent haltene», dem „Pester Lloyd" entnommenen Notiz bemerken wir, daß bei dem erzählten Vorfall die „Dresdner Stadtbehörde" bezw. die „städtische Steuerbehörde von Dresden" nicht bctheiligt ist and nickt betheiligt sein konnte, weil Frau Krummer während ihrer Beschäftigung am Königlichen Opernhause nicht in Dresden, son dern in Äötzlchenbroda gewohnt hat. Der Betrag von 18 Mk. würde in Dresden auch nur für zwei Zughunde ausreichend fein, welche Frau Krammer schwerlich gehalten hat." — Ein interessantes Kriegerdenkmal wird am 18. August d. I. in der sogenannten „Sachsen klemme" im Eissacktoal (Tirols enthüllt werden, das vom I. Tiroler Andreas Hofer-Verein in Wien an der Stätte der am 4. und 5. August 1809 dortselbst stattgefundencn blutigen Kämpfe errichtet worden ist. Der säst 8 Meter hohe Granitooelisk trägt am Sockel neben dem österreichischen und dem Tiroler Adler auch die Wappen Sachsens und Bayerns, sämmtlich in Erzguh und den betreffen- den Landesfarben. Aus den die Tapferkeit und den Heldenmuts) der damaligen Gegner voll würdigenden Inschriften geht deutlich die Absicht hervor, daß nicht ein prunkendes Sicgesdcnkmal, sondern lediglich ein ernstes Gcdächtnißzcichcn für >Kn historischen Ort, an dem Tiroler Kämpfer und pflichttreue deutsche K rieger ihr Leben lasten mußten, geschallen werden sollte. In diesem Sinne wurde von dem genannten Vereine aus dem „Sachsenacker" bei Oberau, wo an 200 Sachsen und Thüringer begraben liegen, ein Granitkreuz errichtet, ebenso dasGrab dcrgefallenen Ossiziers- Brüderpaare v. Hönning und v. Schicrbrand durch einen Denk stein kenntlich gemacht. Die Enthüllungsfcier wird sich sehr fest lich gestalten, da außer den zahlreiche» österreichischen Vetcrancn- Beremen mittelst zweier Eztrazügc auch über 1000 Bayern vom Verband des bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kampsgenossen- bundrS aus München eintressen und als licbwerthe Gäste in Sterzina und Innsbruck willkommen geheißen werden. Zur großen Freude würde eS den wackeren Tirolern gereichen, auch Gäste auS den anderen Gegenden Deutschlands, insbesondere auch aus den Thüringer und Sächsischen Landen, deren Regimenter damals, ihrem Soldateneid getreu, unter sranzösijchcr Führung nach Tirol ziehen mußten, begrüßen und dem ansrichligen Zusam mengehörigkeitsgefühl, das die Deutschen Oesterreichs mit den Stammesbrüdern im Deutschen Reiche verbindet, bei dieser fest- lichen Gelegenheit Ausdruck geben zu können. Diesbezügliche An- Meldungen würden, und zwar baldigst, an Herrn Hans Angel,. Obmannstellvertrctcr des I. Tiroler Andreas Hofer-Vcreins, Wien I., Wipplingerstraße 25, zu richten sein. — Eine eigenartige Betrugsafsairc. dir ebensogut anderswo Vorkommen könnte, wird gegenwärtig im nordöstliche» Odenwald vielfach erörtert. DaS Erträglich der diesjährige» -Heidelbeerernte aus dem Mümlingtbale und den aiistoßen- den Seitenthälern wurde nämlich durch Vermittelung von Hauvt- und Unteragenten vo>z»oSweile nach London ezportirt. Die Beerenfruchl wurde in Körbchen von gleicher Größe und annähernd gleichem Gewicht verpackt, mittelst Bab» nach Hamburg und van» aus dem Wasserwege nach England verfrachtet. In London machte man nun die überraschende Entdeckung, daß sich in einer statt lichen Anzahl von Körbe» unter den Heidelbeeren auch viele Steine verschiedener Größe befanden, die ein raisinirtcr Gauner nach Festsetzung der Tara in betrügerischer Absicht in dir Körbe geschickt einzuschmugaeln. dadurch eine beträchtliche Gewichtszunahme zu bewirken und sich eine wesentliche Mehremnahme zu sichern wußte. Wegen der großen Anzahl der Heiotlbeersammler und der noch weit bedeutenderen Zahl der zinn Versandt gekommenen Körbchen stieß die Entlarvung des Be trüger« anfänglich auf begreifliche Schwierigkeiten. Erst gelegentlich einer spüteren Heidelbrerllcsrruiig, wobei nach gedachter Richtung genauere Kontrolc geübt und dasselbe plumpe Manöver konstatirt wurde, gelang die völlige Uebersühr»ng des ThäterS. Diele», ei» Baun au« einem Dörfchen bei Höchst i. O.. batte den Engländer» Odenwülder Granitstetne statt Heidelbeeren geliefert, sie sich »ach den, Gewicht tbeuer bezahlen lasten und sich durch diele verwerf liche Manipulation für den geringen Ertrag der heurigen Hetdelbeer- ernte reichlich entschädigt. -Da« Wort -Spezialist" stellt keinen aritähnllchen Titel dar, lo bat dieser Tage da« OberlandeSgerlcht Jena c»t- ichieden. Ein Spezialist sür Massage in Eisenach, Eduard Menzel, der diesen Titel cho» seit zwanzig Jahren führt, war auf Ver anlassung de« Eisenach« Aerztcvereln« mlt elnrm Strafmandat bedacht worden, weil nach Ansicht des Verein« da» Wort -Spezialist" derart aufgesaßt werden könne, als ob derjenige der diesen Titel führt, ärztlich apvroblrt wäre. Segen dm Straf befehl wuche Widerspruch erhoben, dem da- Eisenacher Schöffen gericht ab« nicht entsprach, sondern eS setzte eine Strafe von 5 Mark fest. Die Berufung beim Landgericht hatte den Erfolg, daß diese« auf kostenlose Freisprechung «kannte. Gegen dieses Urthell «hob dl« Staatsanwaltschaft da« Rechtsmittel der Revision tbüm« ihrer Organe verantwoitlich machen zu wollen Dagegen beim OberlaiideSgertcht ln Jena, da« aber dem Landgericht wird e» allerdings möglich sei,', andere Vorschriften darüb« sit gav und den Spezialisten kostenlos lreiiprach. ! zu «lassen, wie zu verfahren ist, wenn z. B. ein Jnhastirt« de Iha " ' -' ' ' ' - - - - - v de« ...... Mt 8Ätakave"mw und d.S 'Le1>rs°rste8^n,n7n' ^ l«ne7'Nack ». A di- 'oben anaesichilen Fälle beweise», auch zutressen und BesiWuna der Sam^ Bottesung de« »itst Möglichkeit sollte zu g.ös.e.e- Vo.s.cht nöthigen. als zuweilen «ri»» » u r . u —v iu u angewandt zu weiden scheint. Wenn es auch immer Vorkommen wird, daß die Polizei aus falschen Verdacht hin Jemanden der hastet - kvmincn doch selbst die Gerichte »ach eingehender Unter juchung und Verhandlungen eines Falles zur Verurtheiluiig Großenhainer Hlstaren-Regstnenls „König Alkers', welche ,„7Änge7cuden^rü"^ aük t^I>nyi77^nttirck- l!" ^ nichtsdestoweniger zu verlange», daß nicht ^ie'iinichnldigste» Ä-ite7en?.nd mit in di!- Lche °Lgm. zu W L« L !^'°"en aus den geringsten Verdacht hin.verhaj.et und in Ge ihnen erhielt al» bleibende Erinnerung a» diesen Tag «ine silberne Besichtigung der Sammlungen wohnten sie rin« Vorlesung de« Geyeimen ObersorstratbeS Dr. Ncumeister bei und besuchten so- dann unter Fahrung desselben und des ProsessorS Groß das Tharandt« Rem«. — Eine besondere Ehrung wurde drei Wachtmeistern des Taschenuhr mit Kette nebst Medaillon. — Der Gemeinderath Stetzsch beschloß mit den Gemein den Cossebaude. Gohli«, Mobschab, Kemnitz und Brießnitz wegen Schaffung eines gemeinschaftlichen Regulativs, die Aus- schliehung säumiger Abgabenpslichtiger betrz., in Unterhandlung zu treten. — Die kaum «st vor Jahresfrist erschlossene Alt - Oh! ische Klamm (Station Rabsteln, Böhmen! gewinnt immer mehr in der Gunst dn Touristrnwelt. Besonders «itrrestant ist die Kahn fahrt durch die Austria-Klamm, eine felsige Schlucht mit Sand- steindvhlen und prächtiger Aussicht aus den Trommelstei». Auch die .Marienruhe" ist ein lvbnender Aussichtspunkt. — Der 100000. Briucher aus Tageskarte, der demnächst die Zlttauer Ausstellung besuchen wird, erhält als Angebinde ein hervorragend schönes Besteck, das von der Firma Guido Reiche in Bautzen (Aussteller) angelaust worden ist — Die erneuerte Kirche zu Spreniberg soll mit einer An zahl von Wandgemälden ausgeschmückt werden, sür die eine engere Konkurrenz ausgeschrieben war. Die preisgekrönten Be- werbungS-Entwürfe sind auf kurze Zeit im „Sächsischen Kunstverein" öffentlich ausgestellt. Sie rühren von Albert Bothe und Oskar Popv, einem Gußmann- und einem Prell- ichüler, her, und haben jeder in seiner Weise künstlerische Vor züge. Wenn der Entwurf von Oskar Popp, der das Kennwort „Glaube" trägt, zur Ausführung bestimmt ist, so mag das seinen Grund darin haben, daß die Allegorie leicht verständlich und die Farben ungemein volltönig ausgefallen sind, während Albert Bothe seinen Vorwurf, das biblische „Liebet Euch untereinander" nach Auffassung und Ausführung mehr modern behandelt. Aus gezeichnet hat der )unge Künstler den ihm zur Verfügung stehen den Raum disponirt, und mit großem Geschick ist von chm das ornamentale Beiwerk behandelt worden. Interessant ist cs, daß bei beiden Entwürfen zu den gewünschten Wandgemälden, die in jedem Falle einen künstlerischen Schmuck von bleibendem Werthe für die renovirte Sprembergcr Kirche bedeuten werden, die Eigen art der Lehrer ihrer Urheber unverfälscht zum Ausdruck kommt, sodaß man auch die persönliche Handschrift dieser mit Leichtigkeit aus den Arbeiten erkennen kann. Lage-geschichte. Deutsches Reich. Zu dem Kaiserbesuch am Schweriner Hose sind folgende BZtimmungen getrosten: Ter Kaiser trifft mit größerem Gefolge am 1. August, Mittags 12 Uhr, mittelst Sonderzugcs aus dem Bahnhöfe in Schwerin ein und bcgiebt sich an der Seite des Großherzogs Friedrich Franz IV. zu Wagen, eskortirt von einer Schwadron Dragoner, nach dem groß- herzoglichen Schlosse, wo das Frühstück eingenommen wird. In den Straßen vom Bahnhof bis zum Alten Garten, wo auf An ordnung des Großherzogs die Kriegcrvercine des Landes Ausstell ung nehmen, bilden Truppen Spalier. Nack Aushebung der Tafel fahrt der Kaiser mit seinem engeren Gefolge zum Besuch des Herzogs Johann Albrecht nebst dessen Gemahlin nach Schloß Wiligrad, nimmt dort den Thee ein und kehrt zur Theilnahme an der Galatafel im aroßherzogiichen Schloß nach Schwerin zurück. Die Abreise des hohen Gastes wird noch am Abend des 1. August erfolgen. In der Zolltarif-Kommission sprach der Abgeordnete Dr. Arendt iReichsp.j von den „unwahren und sensationell ge färbten Berichten" über die Verhandlungen der Koinmission. Eine „Korrespondenz" habe falsche Nachrichten gebracht, an denen kein wahres Wort sei. Er teile fest, daß diese Nachrichten von keiner Seite aus der Kommii io» hcrovrgegangcn seien, sondern daß die „Korrespondenz" sic sich ans den Fingern gesogen habe. — Staats sekretär Gras Posadowsky ergriff nochmals das Wort, um zu erklären, Alles sei erstaunt gewesen über diese Mittheilungcn. Er habe sich so unparlaiiicntarischcr Ausdrücke, wie sie die „Korre spondenz" enthalte, nicht bedient. Er habe nur vor Zollerhöh- unacn gewarnt. Die Notiz der betreffenden „Korrespondenz" be- rubc auf Unwahrheit: solche Sensationsnachrichten förderten nichts: sie beruhten auf Erfindung. — Damit war die Besprech ung zur Geschäftsordnung erledigt. Immerhin befand sich Gras Posadowsky während feiner Rede am Dienstag in ziemlicher Er regung. Uebcr den Grund dieser Erregung hört die „Tägliche Riindlchau" Folgendes: „Die Andeutung eines Kommissions-Mit gliedes, daß Regierungsvertrcter sich einzelner Mitglieder in der Kommission bedienen, um durch Anträge gegen die Regierungs- Vorlage Wünsche dieses oder jenes Bundesstaates zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen, mußte den verantwortlichen Staats- mann in leicht begreifliche Erregung versetze», da jene gewisser maßen unter einer Tarnkappe gegen die Regierungsvorlage fechtenden ungenannten und unverantwortliche» Negierungs-Ver treter das mühsam zu Stande gebrachte Kompromiß der Bundes regierungen durchlöchern und ihm seine» inneren Halt rauben." Der Stand der Verhandlungen läßt also Vieles zu wünschen übrig. Das in letzter Zeit durch recht zablrciche uiilicbkaine Fälle ver mehrte Kapitel der polizeilichen Mißgriffe behandeln die „Hamb. Rachr." in längeren Anssührniigen. in denen cs u. A. heißt: „In de» letzten beide» Monaten baben sich Fälle gehäuft, in denen unschuldige Personen wegen irgendwelchen Verdachts irtthümlich von den Pvlizciorganen feslgenommen worden sind, ohne daß man den Angaben oer Erstcrcn. welche den Jntkum ansgeklärt hätte», die nöthige Beachtung geschenkt hätte. So sind in Kiel und Hannover unbescholtene iniige Mädchen wegen eines gänzlich ungerechtfertigten Verdachtes in polizeilichen Gewahrsam genommen und dort i» übler Gesellschaft über Nacht lestgehalle» worden, ohne daß zur Rechtfertigung des Vorgehens irgendwelches Verschulden der betreffenden Persönlichkeiten hätte scstgestellt werden können: in beide» Fällen aber wäre es eine Kleinigkeit gewesen, die Sache sofort ouszuklären. Auch wer die Nothwendigkeit der jenigen polizeilichen Ueberwachinig des Straßenverkehrs, die hier in Betracht kommt, als nothweiidig betrachtet, wird zugeben mnssen, daß wadriam behalte» werden, ohne daß die betr. Beamten es sür nothweiidig halte», von den Jnhastirte» angebotene Beweise dafür, daß sie nicht die Gesnchten seien oder die betr. Kontra- ventivn gegen die bestehenden polizeilichen Vorschriile» nicht bc gangen hätten, sofort zu prüfen, obwohl sie dazu i» der Lage sind Wir müsse» darin der „Frankfurter Zeitung" znstininie». daß es die einfache Pflicht und Schuldigkeit der Polizei ist. i» iolchcn Fällen mit der größtmöglichen Rücksichtnahme ans die i» Verdacht gerathenen Jnhastirte» zu verfahren. Denn ein Verdächtiger ist allerdings noch lange kein Schuldiger »nd darf also auch nicht als solcher behandelt werde». Aus die Beauen,lichtest der Pvlizeibeanstcn darf dabei nicht im Mindesten Rücksicht ge nomine» werden: es ist die Pflicht der Polizei, nach Möglichkeit io fort AlleS »achzuprnsen, was der Sistirte für das Vorliegcn einer Verwechslung oder dergleichen geltend macht Namentlich muß sie jede angebotene Möglichkeit einer sofortigen Legitimirung unverzüglich wahrnehmen. einerlei, ob die Festnahme bei Tag oder bei Nacht erfolgt ist. Diese Pflicht dars unter keinen Umständen aus Gründen bnreaukratischer Schwerfälligkeit auch nur eine Stunde lang verabsäumt werde», denn das Publikum ist nicht der Polizei wegen da. tondern umgekehrt." Unter Oberaufsicht des Reiches ist in Berlin eine Central Auskunslsstrllc sür Auswanderer errichtet und z» deren Leiter der Katlcrl. Generalkonsul a. D Kvier ernannt worden. Diele Ccntral-Aiiskunstsstcllc Hai ihre Thäligkeit bereits eröffnet und crlheilt ans mündliche oder schriftliche Auslagen ans waiiderungdlustigen Personen unentgeltlich Auskunst über die in Aussicht nenvnitnkiicn AuswanderungSziclc. Die Geschäftsräume befinden sich in Berlin VV.. Schcllingstraße Nr. 4. Im allen Drcibnndvertraac fand sich neben der Ver pflichtung Italiens, ein Armeekorps durch Tirol an den Rhein zu entsenden, noch die Bestimmung, daß Italien im Falle eines Krieges Oesterreichs mit Rußland ein Armeekorps durch Ungarn an die rumänische Grenze zu entsenden habe. Dieses halte die Aufgabe, sich mit den dort stehenden österreichisch-ungarischen und den rumänischen Truppen zu vereinigen und unter dem Ober befehl des Königs Carol von Rumänien in Bessarabien ein- zudringcn und so den rechten Flügel der von Oesterreich-Ungarn gegen Rußland auigeboteneii Armee zu bilden. Diese Be stimmung wurde, gleich wie die früher erwähnte, aus Wunsch Italiens ans dem jetzigen Vertrage gestrichen. Als „Monarchismus aus Kündigung" geißelt der sozialdemokratische Abg. v. Vollmar zutreffend das Verhalten der U l t ra m o n ta n en im bayerische» Landtag. Herr v. Voll- mar sprach in einer von etwa 4000 Personen besuchten Volks- veisammluiig im neuen .Hackerkeller z» München über das Tbema .Das bildniigssciiidliche Centrum". Cr führte nach einer reichlich billige» Charakterisiriing des .beurlaubten" Kultusministers ans: -Nun stehe das Centruin da mit seinen Hoffnungen, die es an diesen Minister geknüpft hatte, der ein Handlanger sür Centniins- zweck,- war. wie man ihn sich nicht prächtiger denke» könne Ter Fall „Landmaiiir" habe das Centrum in der ganzen Gloriole seiner Schwachheit und Unsähigleit gezeigt, denn es habe sich gescheut, die Konseaiiciizen zu ziehen Statt dessen kei es setzt von blinder Wiith briallen worden, die es nur r» neuen Dummheiten verleitete. Sogar der Krone habe man die Liebe gekündigt. Das sei von der Partei, die sich stets als Gencralpäckterin von Monar chismus und Bayernlhum auffpiele, der „Monarchismus aus Kinidigung". Das Auftreten des Centrums in der letzten Diens tags-Sitzung der Abqcoidiietciikamincr sei nichts als eine ab geschmackte Poffe. Die thörichtste Konseanenz, die das Centrum zog »nd mit der cs sich vor dem ganzen Lande lächerlich machte, uni diesem und der Regierung seine Macht zu zeigen, seien die nicht mit sachlicher Begründung, sondern wegen der „veränderten Situativ»" dethätiaten Abstriche beim Kapitel „Kunst". Nur blinde Wnth über das verlorene Feld habe diese Abstriche diktirt Die Abstriche der 1000» Mark seien lediglich ans blinder Wnth »nd — wie im Parlament gesagt wird — um den Regenten zu treffe», gemacht worden: das Centrum springe jedesmal in die Höbe, wenn man sage, cs sei bilduiigSleindlich. Allein die Haltung dc-S Centrums beim Rest des KultuSctats und noch incbr beim Schnlbedarfsgesetz, wie überhaupt zur Schule, zeige deutlich, wie sehr cs gegen icde Bildung sei, noch mehr bestätige dies seine Haltung gegenüber den Universitäten und der Wissenschaft über haupt : mit der Kvnsessionsslatistik über die UiiiversitätSproscsjoren habe es Bayern vor der ganze» Welt lächerlich gemacht." Von einem Mißtrauensvotum in der Bayerischen Reichs rathskammer gegen die Regierung läßt sich die „Germania" berichten: Danach bezeichnete der Ausschuß der Kammer des Rcichsraths in seiner Sitzung das Verhalten der Regierung >m Würzburger Univcrsitätsstreit als eine schwere Schädigung der Staatsautorilät. Die „Germania" bemerkt hierzu: „Schließt sich die Kammer des Reichsraths diesem Votum des Ausschusses an, dann bedeutet dieser Beschluß eine schwere Niederlage des Mini steriums Crailsheim, das dann wohl oder übel die Konsequenzen daraus zu ziehen gezwungen ist." sDen Gefallen, von der Bild- flache zu verschwinden, wird das bayerische Ministerium den Ultramontanen sicher nicht thun. Das hieße Alles a»s den Kopf stellen. Dagegen dürste das Mittel der Auflösung des Landtags nunmehr wobl ernstlich in Betracht kommen. Die Red.j Mit der sozialdemokratischen Gefahr im Kriegs fälle beschäftigt sich die „Äreuz-Ztg." aus Anlaß einer von dem „Genossen" Karl Kautsky hcrausgegebenen Broschüre, in der die letzten revolutionären Ziele der Partei mit rücksichtsloser Offenheit enthüllt werde». Auf Seite 51 des Heftchens schreibt Herr Kautsky: ,Kin Mittel, die politische Entwickelung zu beichlcunigcn und dem Proletariat den Besitz der politstchen Macht in die Hände zu spielen, kann auch ein Krieg werden." Wie dos verstanden wervcn soll, darüber äußert sich Kautsky aus Seite 52 i» folgender Weise: „Ein Krieg kann nicht geführt werden ohne die Anspannung oller Äolkskräste, Besteht cm tiefer Zwicipalt i» der Nation, dann zwingt der Krieg die herrschende Klasse, der aufstrebenden Kon zessionen zu machen, sie an dem Gemcinweien zu intercssircn und ihr so eine Macht zu verleihen, die sic ohne den Krieg nicht erlangt hätte." Herr Kautsky setzt also voraus »nd wünscht cs. daß die zwei oder drei Millionen sozialdemokratisch« Anhänger solche polizeiliche Mißgriffe nicht damit zu eiitichuldigcn sind, day '»„«brück, eines Krieges lick siinäckii a,-aen die eiaene Re Abesser sei. ein,na! eine unichuldige Persi», in irrttn..»lsihen, ^ Diensteifer aufzugreise». als eine ichiildiac laufe» zu lasten. Diele Anschauung mag bei schwere» Delikte» Platz greise», auf Polizei Kontraventionen angewandt, entbehrt sic der Berechtigung. Es ist sicher das kleinere Uebcl, wenn zehn Kontlavenirnten ihrem pvli- zestichen Schicksal entgehen, als wen» eine einzige unbeicholtenc Persönlichkeit der Pein einer derartigen Sistirimg aus Jrrthui» gierung erheben und ihr Konzessionen abzwingcn, wodurch dem Proletariat ein zum mindesten erheblicher Thcil der Staatsgewalt in die Hände gespielt wird. Es kommt aber noch „besser". Un mittelbar im Anschluß an die citirte Stelle fährt der sozialdemo kratische Führer fort: „Ist die herrschende Klasse zu einen, solchen Opfer nicht fähig, oder ist cs dazu schon zu spät, dann führt der an-geletz7wird."^ die R sind »icht'die Sm^ck L! V/n .mck7sick "ie,7^7L schlimmsten. So ist kürzlich i» Darnsttadt ei» Kaulmann uistchul- Kniammenbruck »» _,nnern nack sick riebt. I r stnr-t ein dia verhaftet worden, weil er n>it einem steckbrieflich vcrfolaten Bccinn gleichen Namens verwechselt worden war. obwohl dir Ver gleichung mit dem Steckbrief ohne Weiteres ergab, daß der Ver haftete nicht der Gesuchte sei» konnte und obwohl der ungerecht Zusammenbruch im Innern nach sich zieht. Er stürzt ein Regime, das in der Armee seine vornehmste Stütze sieht, indem er diese zerbricht." Herr Kautsky rechnet also damit, daß die Armee zu nächst vom Feinde vcrnichict wird und daß dann der Monarch und seine Regierung dem revolutionären Vorstoße der Sozial- s7rUg7er'Meis?FUgenoninwuc' sich"n>is>ciche,ch hätte' legstiinirrn d-mokratic schutzlos prcisgegebcn sind „So hat sich der Krieg könne», wenn der betreffende Pvlizcibramte die angebotene > n>M I-lten als e,n zivar briitales und verheerendes, abei doch Erkundigung eingezogen hätte. Allerdings ist in diesem' wirksames Mittel des Forstchrstles unter Umstanden erwiesen, wo Falle von der Vorgesetzten Behörde sofort gegen den die andcrcn Mistel versagten - Das ist die Oii,nIcsscnz li„Y doü betr. Beamten dienstlich eingeschritten worden. Derselbe Fall ist Resümee der Kautskyschen Anssuhrungen. Die „Kreuz-Ztg." de in München vorgekomme». wo ebenfalls keine Rücksicht daraus j merkt dazu: „Diese Aussiihrunacn sind das Ungchc-ncrlichsw. was genommen wurde, daß die Angaben des Steckbriefes auf den In- remalS seitens der ^ozwldcniokratie der bestehenden cstaats- baftirten nicht zutrase»: Letzterer mußte, bisher nicht dementtnen gewalt geboten und angedroht worden ist. Wir schrecken davor Zeitungsberichte» zufolge, sich einem lange» Transport unter- zurück, diese AuSsührnngcn inst einem einzige» Worte als das zu werfen, eine grobe Behandlung von Beamten gefallen lassen, und bezeichnen, was sic in Wahrheit sind. Die kleine Broschüre des als eS sich dann herauSstellte. daß er nicht der Gesuchte sei, hat Herrn KautSkn ist zur Massenverbreitung bestimmt Sic soll die man nicht einmal in genügender Weise sür seine Rückreise »ach Hunderttausend!- mit der Gesinnung erfüllen, der der sozial- München gesorgt? — Ganz zu ««meiden werden polizeiliche Miß- demokratische Tbcorctiker in der von »ns cstirtcn Weise Ausdruck griffe viel« Art niemals sein und es ist unverständig, die Polizei, giebt. Grundfalsch wäre eS, in der Kantsky'schcn Darstellung nur deren Aufgabe ohnehin sehr schwierig ist. für etwaige Irr- die vereinzelte Ausführung, daS Hirngespinnst eines einzelneu, nur Drer-nev Nachrichten. L«»S. Seite 3. Freitag. 25. Juli »vv«
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