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Dresdner Nachrichten : 01.10.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-10
- Tag 1922-10-01
-
Monat
1922-10
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.10.1922
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n«, wreeoner »aa»na»,e» «, Nr. 440 s.nn.a«. 1. OK,ober ,«2 Sette 2 slliloßc.i i» Aussicht gestellt. Von den Beamtcngehältern bG zur .Htticleisinng an Kleinrentner und Arveitsschwache ist mehr geolant nitt> auch t» Angriss genvinmen worden, als es. so notwendig nnd so begrüßenswert diese Mob nalmien auch sind, die bndgrtäre Lage des Siaatssäckel» er laittüe. Geicvliche Schritte zur "Bekämpfung de» Wuchers. Orwetteniiig der Besiigniiie der Prei.'prllsungssteilen. erhcb Ullie Slraseu für »»angemessene Preisfordernngen und auf de, andere» Leite stärkste Ein'chränkung des Lurnsve*- braiiclis und der Lnxnseiiisnhr durch Steuern uud Verbot« rnnden den Kriegsplan gegen die Nöte deS Winters ab "eide, „ne diele Behrlfsmittel, die sict,erlich t»i einzelnen in.il'de guniuge Wtrlung auslvse» mögen, werden nicht ,'u reichen, die Gesamtheit über die Gefabren der kalten Jahreszeit binivegzuretien. Man kann das Volk nicht auS eine, einzigen Knche, die ovm Staate Unterbalten wird, speueii, so wohltätig eine solche Einrichtung für bestimmte Voli.krene in grohen Städten auch sein mag: man kann es auch nicht in einen einzigen Raum pferche», der mit Liaaistohle erwärmt wird. Wo Tausenden ,zehvifen wird, werden eie»»lausende hilflos drauften bleiben iniissen. DaS ist eine dnausnniieit, die in der Natur der Tinge liegt und gegen die der Staat nicht ankann. Ter Staat, d. b. rn diesein , volle der iin Tiensie der ttzesamtlieit ne »ende Organismus non Behörden »»d lliegierungszentren Liber die Gesamtheit selber mnb iind kann diese Grauiamkett ilbeiivinden »eisen. m»s, und kan» auch die Zehn- oder ."'iiiiderttansende. für die der Winter den Tvdedkeim rntt sich bringe» wird, erretten oder zn»i mindesten einem nicht nuer»ebiich>ii Teile davon die Rettung ermögliche». Das »lag siiro erste eine melir gefühlsinähiae Forderung sein, deren Möglichkeit sich zahlenmäßig nicht belegen labt. SS ist aber eine Forderung, deren Erfüllung auf keinen Fall unversucht bleiben darf. Ter einzige Weg, sie zu verwirklichen, liegt in dem Worte, das Slresemann vor wenigen Tagen in der Sitzung de.> Zeittraloorilandes der Deutschen Bvlksparte! besonders niuersirichen »at: Gemeitisinn! Plan tut nicht gut, dieses Wort als Schall »nd Ranch" beiseitezuschieben. Es liegt in ilnn nielu als in einem dicken Bande von ivirtschast- lichen Verordnungen und Gesetzesbestimmungen beschlossen. Es enibalt ein Programm, das Programm, nach dem daS denlsche "Volk ln de» kommenden Wintermvnaten sich richten liiiib. Tie r'liislegnng und die Paraphierung des Pro- gramiiis in dem einzelnen überlassen. Ob er dem bedräng ten Nachbar mit Brot oder Noble, mit Geld oder .Zlleidung liilsi, das ist gleichgültig. Aber bclscn mnb er. wo er Not nein. soweit seine Kräsie und die eigene Eristenz es über- lianvt zulassen. Das ist der Sinn, in dem der vvlkSpartet- liche Führer das Wort ausgesprochen »at, und in dem es von einet» dentschnationalen Llbgeordneten in der letzten Sitzung des prenbischen Landtages wieder ansgegrisseit irnirde. Plan soll nicht glauben, das; diese Pfänner ihren Appell nur an einzelne wirtschastsstarke Vertreter im öffentlichen Leben gerichtet batten. Gemeinsinn ist eine Lache, die des ganzen Volkes bedarf, der wirtschaftlich Schwächeren wie der Starken, lind wenn der Allgemeine Deutsche lsemerkschafisbnnd, der soeben in einer Ent- sailiesmng mit der Forderung nach „Aenderung der Wirt schaftspolitik in Nichrnng zur Gemeinschaft" hervvrtritt, diese Forderung im Sinne einer stärkeren Betätigung des Geineuisinnes anfgefabt wissen will, dann darf man sich darüber freuen, da» auch breite Schichten des handarbeiten den Volkes bereits vom ideellen und wirtschaftlichen Werte des gemeinsamen Handelns und Helsens erfüllt sind, und da» wir uns damit auf dem richtigen und einzigen Wege befinden, der uns zur Ueberwindung der WinterSnöte sühren kann. Dieneue ökonomische Politik der Sowjetregierung Da» Kund Bund zwischen Von Leoni- vortsowiisch Tie nachstehende« Ausstihrungeii des bekannten Lowietkominissar» entstamme» der Zeiochiisl sjjr Wett- wtrlichoft »Der Wiederaufbau«, die In der lebte» Veit »'tederhol, «it bemerken»,verte» Verösfe»il1ch»»ge» tiervvraetrete» «ft »nd deren Erktür« ieftevi ivtrtschesi» ootltisö tnterelftrrieii Tentlcheu «»empfohlen »erden dar«. In KeaMn» Schilderungen ist besonders kenn- zeichnend das starke Lntrnie» zur Enlipicklung der ge brochenen russischen Volklkralt. vd die Wirklichkeit dt« thiege gebe» «trd, die ilrasll» voraudsiedt, ist aller- dlngs eine Frage, «de« die nicht rutschtet«» r kan» «iidament der russischen WirtschafkspvltM ist der Autenhandrl. stet»«». M Krasstn, russischer Volkskommissar sür den ebenfalls unter Ltaatsausficht Wirtschgst-svrmr» haben die Wiedrreiusühruua des uvimenbig gemacht und somit die Ali! den Rubelkur» zu stabilisiere». Nach der Kviitmsssartat« Here diese yeueu her ficht de» den Bauern ssischen W irisch« Ulm den Ar« überwundene Lp ein tter». Be neue ommnniftisch« ab- Die dreijährige Tätigkeit -er Technischen Nothitfe. tDrahtmeldung unsrer Berliner Lchrisileitungi Berlin, Al. Lepi. Am llkl. September >922 blickt die Technische Nothilse aus das dritte Jahr ihres Be stehens zurück. In weitaus grünerem Umfange als in den vorhergehenden Jahren muhte sie in diesein Jahre in lebenSwichrigen Betrieben zum Wohle der Allgemeinheit eingreisen. Während im ersten Jahre 7,02. iin zweiten -!M Einsatzstellen mit 20Wl bzw. 072- Nvthclferii gezählt wur den, muhte iin nunmehr abgelaufencn dritten Jahre die Technische Nothilse an rund 80» Stellen mit zusammen Ltilllw Noihelsern eingreisen. Fiisgesamt »al sie demnach während der drei Jul,re ihres Bestehens an rund 2000 Stellen mit rund öOOOO Nothelfern tätig sein müssen und dabei die Iah! von rund ü070000 Arbeitsstunden geleistet. Während die Tätigkeit der Technischen Nothilse in erster Linie dein Schutze der Bevölkerung vor unmittel baren Folgen eines Streikes in lebenswichtigen Betrieven gilt und sic» nicht in Iisseni ansdrücken iaht, lassen sich die Werte der erhaltenen Lebensmittel zu einem Teile zalilen- mühig seststellen. Sie betragen innerhalb der drei Jahre des Bestehens folgende Mengen: An Fleisch wurden von der Technische» Nothilse 37 200 Beniner vor dem 'Verderben bewahrt, an -kartossekn 28i 000 Beniner und an Bucker rund 130 000 Beniner. Insgesamt hellte die durch Einsatz der Technische» NoibUse dem "Ver brauch erhaltenen und zngcsnhrten Nahrungs- nnd Futtermittel bei einem Tollarkursc von ItOO einen Gesamt wert von 1-1 Milliarden Mark dar. In dieser Summe sind die von der Tcchnisckun Nothilse im Eisenbaknerstreik ge retteten Werte noch nicht berücksichtigt. Tic Babl der Orts- und Lande-griivven ist von 11M im Jahre !021 ans l.ZOO in diesem Jahre gestiegen. Ter unpolitische Eharalter der Organisation kommt deutlich darin zum Ausdruck, dah die Angehörigen der arbeitenden Berufe, wie Arbeiter, Landwirte, Techniker, in steigendem Mähe der Technischen Nothilse bcitrctcn. Wirtschaftsform, die die löst, kennzeichnet sich als Slaalokapilallomu», der eine möglichst welt-«y«*be staatlich«! Ätegelnng aller wichtigen industriellen Bmekge und der Hanpttrtcbkrästc des volkswirtschaftlichen Lebens sowie der Prvduktiviis aueüen anstrebt. Ter Aufbau der Bvlkswtrtschast erfolgt deshalb nach einem bewnftt durchdachten Plan, Das Sin -inm der Grundlagen dieses Planes, die Erforschung der Produkttvnsmvglichkeiten sowie das Studium der besten Produkttvnswege, die Erforschung der vorhandenen Nvh flösse nnd ihrer Berwcrtung ist die -alwtausgabe der St aatsplan-üom misst«». Der Ausbau dieser Planwirtschaft erstreckt sich vor allem aus vier Gebiete, auf das der Landwirtschaft, der Industrie, des Transport wesens »nd des Auhcnliaudels. Aus laudwirtschastlichcm Gebiete macht die Lvwset Negierung alle Anstrengungen, nm den rnisische» Bauern bei der Hebung ihrer Prvdnkttvn zu bellen. Tie psnchvlogische Wandlung, die seit dem »kriege nnd der Revolution mit den russische» Bauern »vrgegangen ist, ermöglicht es der Svwiet-Regiernng. durch Tckrete nnd P ropagandamahnahmen aus vicleu Gebieten der Landwirtschaft Neuerungen und Neuorgani sationen dnrchzuführen. Tieser psnchvlogtschen Wand lung der russische» Bauernschaft trägt die Sowjet - Negie rung weitgehende Rechnung, tnbem sie ste für die Imr» sioierung der landwirtschaftlichcn Produktion nutzbar macht Auf industriellem Ekblete hütet sich die neue Wirtschaftspolitik der Sowjet-Negierung vor utopistischen Angaben und Zielen. Man beabsichtigt nicht, alle kleinen und nnbedcntenden Industriezweige durch direktes Eingreisen der Regierung zu entwickeln, sondern leg, den Hauptwert daraus, die grasten »nerlästiichen In dustriezweige, vor allem also die Rohstosfindnstrie. die Brennstossgewinnung, die Schwerindustrie nnd die Textilindustrie zu entwickeln. Die erste Sorge gilt dem E n e r g i e p r v b l e in, das leider von der srühereü zaristischen Regierung sträflich vernachlässigt worden ist. Auch hier werden keineswegs rein ntvpistische Pläne ver folgt Tas im Auslande viel belächelte Projekt der E 1 e k t r i s i z i e r u n g Rnhlandö ist im Grnnde eine energetische Notwendigkeit, die einzige Möglichkeit der Lösung des B r e n n st v s s p r v b l e »1 s nnd zum Teil auch der T r a n s p v r t s r a g c. Tas Brennstossproblem mnst sür die nächsten Jahre ans alle Falle gelost werden, da cs die Grundlage sür den Transport nnd den Ansban der In dustrie bildet. Im Transportwesen hütet man sich ebenfalls, allzu weit reichende Pläne aus- znstellen, bevor nicht die notwendigsten Projekte durch geführt sind. Nach den Konferenzen von Genua nnd dem Haag ist es der Sowjet-Negierung klar, dah Nuhland wenig Hofsv.nng aus ausländische Hilfe beim Ausbau seiner Trans portmittel hat. E s m n h i i ch also au ch hier selber Helsen. Um so mehr ist die Beschränkung ans die Be friedigung der wichtigsten Berkehrsbcdürsnisse notwendig. Diesen Grundlinien der Wirtschaftspolitik folgend, hat Sowjet-Regierung sich bemüht, auch durch Sie Gesetzgebung Entwicklung der Produktion und deS Handels soweit möglich Rechnung zu tragen. Ohne Bwcifcl ist diese Gesetzgebung noch unvollkommen. Die Sowjet- Negierung hofft aber, noch vor dem ersten Dezennium der russischen Republik die Gesetzgebung im wesentlichen abge schlossen zu haben. Auf den Bcrwaltungögcbieten waren erhebliche Umstellungen vom kommunistischen zum neuen Wirtslhastssmrem notwendig. An Stelle der kosten losen Belieferung mit Industrievrvdukten und Lebens mitteln muhte zum Ausbau der Staatswirtschast die Be zahlung aller Leistungen treten. Dadurch wurde der lieber gang zum 2 t e u e r s n st c in notwendig und gerade ans diesem Gebiete arbeitet heute vielleicht keine europäische Regierung strenger als die russische. — Die Umorganisation der Industrie, die infolge des neuen Wirtschaftsplanes notwendig wurde, hat zur Bildung von Trusts geführt. Diese Jn- dnhriclrnstc verfügen iibcr eine gcivisse wirtschaft liche Selbständigkeit in den ihnen zugestellten Ge buten, stehen aber unter Staatskontrolle und arbeiten nach einem festen von der Staatsplan-Kommissivir ausgestellten Baat.-.'-i'-tschastsplan. lim jede unnütze Zkonkurrenzerschei- lmng möglichst auSzuschaltcn. sind die gleichartigen Truste zn Industrie-Syndikaten zusammengefaht, die bei^tthrt. Kommissariat« ist et me gewisse Stabilisie'rueeg »«» Nubr?S streit- aklungen. und das Piund Sterling t« seit längerer jeit ket pngefäbr 2» Millionen Püpterrübel gleschgeistzt worden stsprvdnkn»« wieder s«5aftliche» «e- des die der als den» lkt». balta^ ... . der frühere» Rubel einem neuen Nutz«! Wenn e» gelingt, die russische MrtschaftSprvdN anszubaurn und vor allen Dingen den landwirt Bedarf Rnftlands zu decken sowie die Ernährung -er Völkern»« slcherz»,'teilen, so spielt die 1>nt«rrta»ta , Rubel« an und für sich keine wesentlich« vt»kle. Aus ciuer geknnft«» Produkti»« l«ht sich ftat« «dz« gesunde Finanzwirtschasi amfbsnen. Aus dem Gebiete bes Uutzenhaudel» muh die Sowjet-Regierung auch bei ihrer neuen Wirt- schnstspolitik n», L ta at» m v n op » l unbedingt sesthalrcn. Es ist völlig unmöglich, heute nach Nuhland, alle believtgen Waren hereinzulasscn, da sonst aller in Europa und Amerika v n v e r k >i nfIiche L chund in Nuhland abgcladen wlirbe, während alle wichtigen Nvhstvsfe, die zum Aufbau der Wirtschaft notwendig sind, anher Lande» geschleppt würden. Tas AnhcnhandelSmonopol soll kein starre» System sei». Die Sowjet Regierung ist tm Gegenteil hestrkbt, Rn Auhenhandel nicht allein durch den Apparat der Nnhen- lmndelestellen, sondern unter Hinzuztehnug «ller Organe der Regierung und der interessierten Isü dnstrien, dir mit dem AnSIande zn tun haben, zu organi sieren. Im Anslande ist immer wieder die erstaunte Be schwerde laut geworden, warum Rnhland keine fremden «ausleute hineinlüht und von ihnen Ware« dezietzt: die Antwort ist leicht. Nur wenige Vaufleute kommen heute nach "Moskau »nd Petersburg, »,» ihre Waren anzuhiaten, so das, beim Einkauf von Waren die «onlurrenz Un Angebot gering ist. Man hätte nur zwischen zwei oder drei Ver tretern einer Branche zu wählen, «Ährend durch dt«M». handclbstellen des AuhcnhanoelSkpmmissarlats die Mdg keit gegeben ist, bei den Produzenten selber »n kaufe» und aus einer Fülle von Angebote« das <SS«ftiHfte her aus-»suchen. > Das Auhenhandelskommissariat behindert die einzelne» russischen Indnstrietrnste nicht, selb ständig Bertreter zum Einkanf i» das Ausland zu senden: es berät und koniroliiert nur diese Bertreter bei ihren Etv- känsen, um sie vor schlechtem Einlauf oder Schaden zn be wahren. Aber auch die Exportmöglichkeiten find natM gemäh günstiger, wenn die Sowjetregierung die anzubieteü- den Ware» ins Ausland schasst. Wollte man beispielsweise eine» Posten Rauchwaren in Moskau verkaufe«, so würde«, sich nur vier oder fünf liäuser einfinden, nnd auch diese würde» höchstwahrscheinlich schon vorher sich über ein An gebot verständigen, so das, die Waren zu einem für Ruß land ungünstigen Preise verknust werden mühte«. Düe erste Anktivn in Leipzig dagegen hat 800 Käufer aller Länder gesehen und sehr günstige finanzielle Ergebnisse für 0! u h l ci n d gebracht. Diese Erwäguu- gen zeige», wie einfache wirtschaftliche .stlughett der Sowjet- regicrung gebietet, uns diesem Wege weiter fvrtzuschreite«. Ter wirtschaftliche Berkehr mit dem Auslände wird aber keineswegs nur durch das AnhenhcuidelSkommtssariat und die AnhenhandeiSstellen gepflegt, sondern in verschiedenen Fällen wird anher "Vermittlern nnd Kommissio nären auch die Form der gemischten Gesellschaften vor gesehen. Für ganz bestimmte Zwecke, die durch eine Mit arbeit ausländischer Fachleute ivic auch russischer Genösseu- scbaftcn oder Indnstrietrnste besser erreicht werden, dient iin Wirtschastsprogramm der Sowjetregierung die Form beri gemischten Gesellschaften, in denen Ausländer zusammen mit russischen Wirtschafts organen arbeiten. Wenn diese gemischten Gesellschaften bis her nicht zu einer intensiven Mitarbeit der ausländischen Produzenten und Kausleute geführt haben» so ist da« noch keineswegs ein vernichtendes Urteil für sie. Die Svwjvt- regicrung ist zunächst mit allen ihre« wirtschaftlichen Plänen ans einen an einen Bovkotk grenzenden Widerstand gestoßen. Man hat alle wirtschaftlichen Mahnahmen der Sowjetregie- rnng im Auslande bekämpft, und so bekämpft man heut« die gemischten Gescllscbasten »nd das Außenhandelsmonopol als Ganzes. Nach Ueberwindung des Widerstandes «erde« ffch aber auch diese durchsetzen. Um dem anSlänbifcheti Kapital die Arbeit In Rnhland zn erleichtern, hat die Somictregieriing sich zur K 0 nz e s s i 0 n s p 0 li ti k für dieses Gebiet entschlossen. Vor zwei Jahren durste män darüber in Rnhland noch nicht reden: kstute ist dieses all gemeine Prinzip überall dnrchgesetzt nnd dem fremden Kapi tal die Möglichkeit gegeben, sich an der russischen Produktion nnd an ihrem Ausbau z» beteiligen. Dieses Wirtschastsprogramm wird ohne Zweifel »»ch viele Schmierigkeiten zn überwinden habe«: wen« aber erst eine wirklich gesunde Wirtschaftspolitik im übrige» Europa sich Bahn gebrochen Imben wird, so wird auch «it Hilfe dieses Wirt'ckiastsprogrammS der Ausbau der Wirtschafts beziehungen zwischen Nuhland nnd dem Übrigen Europa zum Besten der gesamten europäischen Wirtschaft erreicht werden. - - u Aktive deutsche Handelsbilanz im August. Berlin, 00. Sept. 'Nach den vorläufigen Feststellungen des Statistischen Reichsamtö über die Ergebnisse deS denk s ch e n A u st en han d c l s wurden im A u g n st ein- genihrt 40,8 Millionen Topvelzenlncr im Werte von no.o Milliarden Mark, aus Deutschland ansgesührt ki.k Millionen Doppelzentner im Werte von 00,0 Milliarden Mark. Gegenüber dein Vormonat ist mengcnmühig die Einfuhr um 1.2 Millionen Doppelzentner gesunken, wertinästig nm 10,7 Milliarden Mark gestiegen. Die Aus fuhr ist mengenmähig nm 2,0 Millionen Tvppelzentncr znrückgegcmgcn. wertmähig hat sie um 21,0 Milliarden Mark z » gen 0 m in c n. Tie Verschiebung im Verhältnis der Mengen nüd Werte zueinander und die zahlenmähigc Wcriznncihinc, die besvnders auf der Ansfnhrscite in Erscheinung tritt, beruht in erster Linie ans den Folgen der starken Mark en twer tun g im August. In der Einfuhr weisen die verhältniSmästia hochwertigen Waren, besonders ver schiedene Nahrungsmittel und Rohstoffe, einen erheblichen mengenmöhigen Rückgang ans. Bugenommen hat dagegen vesvnders die Einfuhr geringwertiger Waren, wie Bau- und Nutzholz, Steinkohle, Koks nsw. Bei der Ausfuhr betrifft der Mengenrüctgang banvtsächlich geringwertige Aaren, wie Steinkohle, Koks, ttaliinlze, Eisemvare», wäh rend höherwertige Waren, von denen Automobile, Maschinen, Papierwaren und Niehl «dieses für das Saar gebiet und Polnisch-Oberschlesieni genannt seien, in ver mehrtem Maste ansgesührt worden sind, Ter wertmästlge AnSfnhrnbcrilhust ist ansterdem noch besvnders dadurch her- vvrgcrufen. dah die Entwertung der inländischen 'Valuta auf der Anssuhrseite stärker und schneller zum Ausdruck kommt, als aus der Einfuhrseite. Infolgedessen erscheinen in eiimr Zeit rasch gesunkener InlandSwährung ivic im Berichtsmonat die Einfuhr wertmäßig kleiner und die HandelSbilckßz aktiver als sie tatsächlich waren. Diese Tatsache, die besonders für die August-Ergebnisse infolge des starken Marksturzcs von erheblicher Wirkung gewesen ist, darf bei Beurteilung dieser Ergebnisse mit ihrem zahlen mäßigen Ausfuhrüberschuß von 0,7 Milliarden Mark nicht außer Betracht gelassen werden. kW. T. B.j Der Kaushalt -es Völkerbundes. Gens, 29. Sept. Die BölkerbuudSversammlung ge nehmigte heute nachmittag den Haushalt des BvikerbundeS, der die Summe von 24 900 308 Goldsrankcn ausmacht. Nach den Angaben des Berichterstatters Hayshi (Japans ent fallen ». a. ans England 2 043 000, auf Frankreich 2172 0IIO, Japan 2 000 000, Ehina bzw. Indien 1 81.0000, Italien 1098 000, Spanien I I14000 Golsranken. Im Berlause der sehr langen Aussprache wies Sir James Allan auf die Notwendigkeit schneller Zahlung der rückständigen Beiträge hin, die bis Ende >921 noch 7,3 Millionen Goldfranken be tragen. In der Abstimmung über den französischen Antrag, den sür die internationale Kommission sür geistige Zn- iammcnarbeit vorgesehenen Betrag von !>i1i>»1) Franken ans das Doppelte zn erhöhen, stimmten England und, »nt Ausnahme von Indien, auch sämtliche Dominions dagegen. Ter Antrag wurde mit 25 gegen 12 Stimmen angenommen. Aus schwedischen Antrag aber soll die endgültige Entschei dung hierüber dem Rat Vorbehalten werden. Morgen wird dann mit der österreichischen Frage die dritte Tagung der Bölkerbundsversammlung ihren Abschluß finden. Französische Grohloge nnd Völkerbund. Paris, 80. Sept. sHavas.s Die Grohloge der Freimaurer sprach sich im "Verlaufe ihres Konvents für das Prinzip des Völkerbundes aus, der eine Internationale der Völker darstell«. Um zu einer endgültigen Verwerfung des Krieges zn kommen, mühten alle Völker im "Völker bünde durch Gewählte des Volkes oder zum mindesten ihrer Parlamente vertreten sein. Sache des Völkerbundes werde cs sein, die Bildung der Bereinigten Staaten von Europa oder vielmehr eines Weltbundes vorzn- bcreiten. sW. T. B.j Dr. Efcherlch gegen die ErfittlungspolMK. «Von unserem Sonderberichterstatter.) München, 29. Sept. Dr. Esch er ich, als Leiter und Gründer der aufgelösten Einwohnerwehr In ganz Tcnksch- lnnd bekannt, Ist gestern abend in einer beängstigend tivrr- fiillten Massenversammlung nach zweijährigem Schweigen zum ersten Male wieder in die politische Arena getreten. Tic Bcrsammlung gestaltete sich außerordentlich stürmisch und aufgeregt, denn das Thema lautete: »Die Tragödie.des Mittelstandes". Escherich ging davon aus, baß daS Ge spenst des Bolschewismus sich in Deutschland wieder erhebe und schob alle Schuld an der Verelendung auf die E r f ü l l n n g s p o l i t t k der Rcichsrcgierung. Auch das Sterben der deutschen Presse behandelte Dr. Escherich eingehend und wies nach, dah die Ltaatsrcgicruna mit an diesem Sterben der deutschen Presse schuld sei. Dr, Eschc- richs Rede steigerte sich zn einer furchtbare« Anklage -egen den schematischen Achtstundentag, gegen die sozialistischen Führer, die sich selbst und die Arbeiterschaft belügen und gegen die Ersüllungspolitik der RcichSrcgterung. Dr. Esche rich forderte unter dem minntenlangen Beifall »nd Hände klatschen der Abertausende, dah endlich das deutsche Volk sich einig nm eine starke Regierung scharen möge mit der Parole: „Schluß der Erfüllnngspolitik und Beseitigung der "Versailler Schmach". Eine bayrische Sttmme gegen die Ueberzenlralisternng. München, SN. Sept. Ter Syndikus deS bayrische» K 0 h l c n g r 0 h h a n d c l ü richtet einen offenen Brief an den ReichsverkehrSminister. in dem folgende Gedanken zum Ausdruck gebracht sind: Die völlige Einheitlichkeit in allen Ta r t sm a h 1, a l, m c n führt zur Lahmlegung un günstig gelegener Teile der deutschen Wirtschaft. Man. hört in diesem offenen Brief, daß das NeichSverkehrSministertnm beabsichtigt hatte, die Staffeltarife abzubanen, bah aber dieses Vorgehen vereitelt wurde. Wörtlich heißt es dann: Die krankhafte tleberzentralisterung im ReichS- verkehrsnttnistcrtum ist eine der Grundursachen der inne ren Unwirtschaftlichkett der Neichseisenbahnen. Der -Herr RcichSverkehrsmtnister hat rntaegen den feierlichen Berein- barungen den formellen Teil des Tarifwesens für daS ganze ReichSaebiet in Berlin zentialisiert. Es wird Sache der bäurischen Staatsreaierung sein, sich mit der Retchsreale- rung anscinanderzuscven. Der offene Brief schlicht: Der unbändige Hunger nach Macht, ans den letzten EndeS alle Bcntralisiei-nngsversuchc zinückzuführcn sind, und der alle Berliner Regierungsstellen beseelt, macht blind grgey ote einfachsten wtitschastlichen ErsahrnngSsätzc. Dieser Berlister Machthunger regiert d<is deutsche "Volt noch zu Tv-e, -
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