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Dresdner Nachrichten : 14.11.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192611147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19261114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19261114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-11
- Tag 1926-11-14
-
Monat
1926-11
-
Jahr
1926
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.11.1926
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Nr. SZ5 SeNe 8 Wo noch -as Bergglöckleln klingt... Der letzle AeN Atl-Freiberaer LerqheerttchNell. 24 Sonntag nach rnattatls. E« ist weder Weisheit. noch Wahrheit, wen» sich viel« ihr Leben dadurch verderben. daß 8« immer nach andere» schaue» und sich mit ihnen vergleichen. um Han« zu grollen und in hie Verbitterung Htnetn»ugera1en: sene halten e» beffer al» sie, hi« in allem zu den Enterbten und UebrrvorteUten zählten. Am Sterbebett de» alten Kaiser» kam «» zum Ausdruck: »Auch Kronen schütze» nicht vor Träne«: aber sie verbergen dies«.' Und Jesu» bat keinen ausgenommen, wenn er e» al» Losung der Seine» prägte: „Will mir temand Nachfolgen, der verleugn« sich selbst und nehme sein Kreuz aus sich und solge mir!* — sein kreuz, da» so nur ihm aus die Schultern ge legte: denn „rin Christ kann ohne kreuz nicht sein. Gott will » nicht ander» haben*. Der Schein trügt oft auch hier, und man könnte eine Erleicht«runa unserer wie nur selten zuvor ausgedehnten und harten Not drin finden, bah alle unter ihr seufzen und selbst solche teil daran haben, die anscheinend einst niemals damit zu rechnen brauchten Warum beim Ber- gleichen nicht auch der verschwiegenen Sorgen, der in der Stille geweinten Tränen, der die einsamen Seelen zerreiben- den Aengste gedenken? Sö ist ia doch nicht jedermann» Sach«, all da» auf die Straße zu tragen! Ausdrücklich verlangt die Heilige Schrift einen dem Neide und aller Verbitterung entgegengesetzten Sinn, und noch mehr: .EtnertragedeöandernLast.sowerdetthrda» Gesetz ShriIti rrsUll« nI* iGalater 6.2> Da» Gesetz Christi ist kein barte» Joch. Sr selbst hat eS uns ohne allen Makel und Tadel vorgelebt. Es war die Liebe, die er in ihrer unerschöpflichen Fülle offenbarte, die hinauSreichte in die wette Welt und hinaus bi» in den Simmel und hinab bi» in da» vtelbrwegt« menschliche Herz. Wo sie die Herrschaft erlangte, dort war da» irdisch« Dasein auch immer erträglich, uird mehr als das — dort wandelten sich selbst Heimsuchungen zum Frieden und halfen und förderten die Menschen einander, statt sich zu entfremden und zu »er- flcisch-n. und bezwangen Ne. was wider Ne stand. „Einer trage de» andern Last.* Geteilte Freud ist doppelte Freud, geteiltes Veld ist halbe» Leid, und di« Liebe, sie wüchset im Tragen.* Um unseres eigenen Ich» willen bleibt e» fretlich schwer, sich immer in die Vage, in daö Denken und Fühlen des anderen zu verletzen. Wir haben eS ja viel zu sehr mit un» selber zu tun. Wir gehen lieber von uns aus, als auch einmal zu- erst der anderen Seite Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Und dabei wird — mag «S sich um einzeln« oder um klaffen und Stände handeln — nie wirklich Ersprießliche» herau»- kommen. Zwar ist e» nicht richtig: „Alles verstehen, heißt alles verzeihen", weil bei dieser Moral nur zu leicht der Schuld nicht genügend Rechnung getragen wird. Aber wir sollen Geduld mit anderer Fehlern haben, um nicht zurück- zustoßcn. sondern zu gewinnen und aufzuhelfen. Dann wächst da» Vertrauen, kühlt sich sedex seinem Nächsten verpfUchtet und vermindert sich die Last nach außen wie innen. Im Leben unseres Volke» erfährt der apostolische Spruch: ..Einer trage des anderen Last!" heute seine besondere Aus legung, nur freilich au» dem Gegensätze heraus. Wir er schrecken beim Blick auf daS Ganz«. Last möchte am liebsten überhaupt niemand mehr tragen, und erst recht nicht fremd« Last. Und der Erfolg ist. daß dt« sich zur Last leben, die in hartem Widerspruche das Gesetz Christi ablehnen. cd. — Beschäftigung auswärts wohnender «rdettnehmer t« Dresdner Gewerbebetriebe». Der Rat zu Dresden Steuer- amt schreibt unS: Die Gewerbebetriebe, die am l». Oktober dieses Jahre» Arbeitnehmer beschäftigten und die die nach der Bekanntmachung ln den „Dresdner Nachr* vom 6. Oktober 1026 über Zahl, Namen und Wohnort der Arbeitnehmer auszu stellenden Verzeichnisse noch nicht eingerctcht haben, wollen die» zur Vermeidung von Strafandrohung alSbald nachholen. — Deutsche kolonialgclcllschaft, Abt. Dresden. Am Mon tag. dem 22. d. M.. läßt die Abteilung Hauptmann a. D. Naumann Uber seine KriegSerlebnissc während de» Feldzuges in Oftasrita sprechen. lNähereS im Anzeigenteil.! — Sine Hnnde-AuSstellnng Im Lichtbild betitelt sich ein Lichtblldcrvortrag des Knnologischen Vereins, e. B.. der am nächsten Mittwoch tBnßtags, abends 8 Uhr, in den Blumen- säten. Blumenstraße. stattsindet. Nur wenige Hundebesitzer kennen alle in Deutschland anerkannten Hunderaffen, deshalb wird dieser Lichtbilderabend, da die besten Vertreter jeder Raffe gezeigt und die Eigenarten erklärt werden, sicher sehr viel Beifall in den Kreisen der Hunbefreunde finden. Die Aus nahmen stammen von dem bekannten Tierphotographen Dauer «München!, der an dem Tage tn Dresden weilt. Anfang nächsten Fahre» ist eine große Hunde-AuSstellung tn Dresden geplant. Wer nun diese oder eine andere Ausstellung beschicken oder besuchen will, dem wird der Bortrag sicher viel bteten, denn er wird bann für das Urteil der Richter Verständnis haben und anderseits auch mit den weniger bekannten Rasten vertrant sein. — Pfarrer v Atenslag hält vier Vorträge über „Partei- Politik und Weltanschauung'. Die slnden Dienstag» statt, und zwar am 18. Nov., 28. Nov., 80. Non. un» 7. Dez. 8 Uhr im Saale der Höheren Mädchenblll>ung«-Anstalt, Marschnerstrahe >0. garten tn Sarl Tlttmann« vuchhanblung, Praaer Straße IS. und Han» Hackarath» Buchhandlung Aachs.. Ptllnttzer Straß« 48. vehmut greift dem Wanderer an» Herz, der dir Um- gcbuilg Freiberg», der „allzeit getreuen Vergstadt" durch- streift. Einsam, verödet liegen Halben unb Schachlgebäude. die ehrwürdigen Zeugen de» einst so blühenden Silbcrberg- baue»: verstummt ist der trauliche Klang der Zrchenglöckleln tn der Runde: verschwunden sind die charaktervollen Berg- mannSgeslaltrn die sonst Weg« und Gaffen belebten. Doch nicht überall tm Alt Frrlberger Revier ruhen Fahrgestell und Kunstgestänge. Eine Grube Ist noch Im Betrieb, wenn auch nur ln beschränktem Maße und al» Privaiuntcr. nehmen: die „Alt, Hofsnnng Gotte»" »« SlcinvoigtSberg. einem friedlichen Dörfchen Im Tale der Frrlberger Mulde. Matte Novemberlonne lächelt auf meinem Pfad. Durch den dunklen Zellwalb. dessen erhabene Ruhe nur dann unb wann das keuchen des Dampfrosses stört, bin ich zu der Landstraße emporgcstlegen. die von Nossen Uber Siebenlehn nach Freiberg führt. Sie bietet eine weite Nundstcht. lieber ein welliges Gelände und daS wlndungsrcich« Mutdenial schwelst der Blick btS zum Tharandtcr Forste in zartvcr- schlelerter Ferne. Was aber der Gegend ihr besonderes Ge präge verleiht, das sind die grauen, träumenden Halden und her Riesenschlot der Halsbrücker Hütten der tm Süd- osten da» Blickfeld beherrscht. St« kennzeichnen die Land- schaft al» ei» nrnlte» vergbangebiet, „an Silber »nb an Bleie« reich* Hinter Obergruna, da» die Mehrzahl seiner Gehöfte In einer Bodensalte verbirgt, zweigt eine Pslaumcnallee von der Hauvt- straße ab. Sie bringt unS zur „Alten Hoffnung GotteS*. dem letzten Reste Alt-Freiberger Bergherrlichkeit. Den ersten bergmännischen Gruß entbietet bas achteckige, gedrungene Pulver Haus, das mit seinem weißen Ge mäuer und der roten Ziegelhaub« weit ins Land hinaus- leuchtet. ES birgt hinter seiner eisernen, durch starke Bänder gesicherten Tür die Sprengmittel, deren der Bergmann be- darf: Dynamit und Nompertt. Ju respektvoller Ent- fernung davon steht oln Gebäude, das durch sein hohes, steiles Dach auffällt: die Nergschmiebe. Do fauchen bte Blasebälge und lodern dl« Flammen, da ent- ,steht in Feucrsglut unb unter klingendem Hammerschlag das Gezähe, das Arbeitsgerät des Bergmanns. Wie schlicht und j urwüchsig ist hier alles: die festen Türen und Läden, die Fenster mit dem breiten Nahmenwcrk. die bretterverschalten Giebel, bte Dachrinne mit der untergestellten Regentonne — und doch wie traulich und anhetmelndk Ein schönes Beispiel altgebirgtschcr Bauweise Ist auch daS benachbarte Hut Haus mit seinem kräftig getönten Gebälk, woran noch der rot- geflammte Wein emporrankt, und dem schlanken Dachreiter, der ein hellklingendes Glöckletn birgt. DaS GlScklci» ist die Seele beS Dorsev. Mit seknem klang« sind bte Bergleute von Jugend auf ver- wachsen, e» nimmt teil an ihrem Glück und Leib, und unter seinem Geläut wollen sie deretnft niederstetgen in den Erben- schoß zur letzten, ewigen Schicht. DaS Obergeschoß des Hut- hauseS enthält di« Wohnung des Obersteigers und ein Schank- stübchen, denn die braven Häuer sind einer kleinen Magen- stärkung nicht abgeneigt. Der stimmungsvollste Raum ist aber die Betstube tm Erdgeschosse. Hier versammeln sich nach frommer Sitte dt« Bergleute vor ber Einfahrt, »m den Beistand de» Höchsten zu erbitten zu ihrem gefahrvollen Tagewerke. Ein musikalischer Häuer nimmt vor der kleinen Orgel Platz, die andern sitzen auf grobgezlmmerten Bänken, ein Choral wird angestimmt, ein Bibelwort verlesen, und dann geht c8 mit fröhlichem „Glückauf!* hinunter In den dunklen Schacht. Pulverturm. Schmiede und Huthaus: sie geben dem Berg- manne daS Rüstzeug zum Kampfe mit den Mächten der Tiefe. Eine zweite Geüäudegruppe, die sich unterhalb des Pulver- Hauses ausbreitet, bezeichnet die Stätte, wo er emsig schasst „vor Ort*. Da thront aus hoher Geröllhalde das stattlich« Treibehans mit schieferbewehrtem Giebel und hohem, fensierreichem Dach. Tin Glöckletn. das oben am Firste unter einem Schutzbleche aufgehängt ist, zeigt durch regelmäßig« Schläge an. daß die Wasserführung, das „Kunstgezrug*. in Ordnung ist. Wir schauen hinein in einen geräumigen Hof. den die dem Trctbehause angegliedertcn Gebäude umschließen. Hier lagern mächtige Baumstämme aus dem nahen Zellwalde, di« im Sägewerk zerschnitten und tm Zimmerichuppen von den Bergztmmerlingen kunstgerecht zu Gestängetctlen und ge waltigen Wellen behauen werden. Hier steht baS Keitel- Haus mit ragendem Schlot, das die Kraft zum „Treiben*, d. t. zum Hcraufhebcn der Erze, liefert, und daneben das Maschinenbaus «it de» stampseuden Fördermaschine». Von diesen führen starke Drahtseil« nach dem hohen Dachstuhl de» Treibhauses irgcn sich dort um mächtige Scheiben und tragen an ihren treten Enden die Fahrgestelle, die tn den dunklen Schlund des Sämchte» eintauchen. Heute, am Sonn, tage rühr der Betrieb, aber ein gesprächiger Bergmann, der sich zu mir gesellt erklärt mir die Einrichinna des Schachte», die Hebung de» Grundwassers mit Hilst eines unterirdischen Grabens der ..Rösche" die ..Bewetterung* der ttesgclegenen Stollen mit zusammengevreßter Luft u. a. An der Talieite des TrelbehauieS bietet sich dem Auge ein überraschendes Bild: aui der dem Gebäude vorgelagerten Terrasse breitet eine alte Kastanie ihr knorrige» Astwerk au», unb eine rfcuumspvnnene Trevve lührt hinunter In ein gar zierliches Gärtchen. Welch wirkungsvoller Gegensatz: un mittelbar neben der öden Haide und der staubigen Hunte bahn über dle der Huntstößer die mit tanbem Gestein gefüllten Karren rollt, dieser pocsievolle verträumte Winkel: eine frted- ltche Insel, umbrandt von nüchterner, geräuschvoller Arbeit! Vom hohen Haldenwall schwelst der Blick über die Dächer des DörfleinS Kleinvotgtsbcrg und einen lauschigen Wiesen- arund. zum waldumraukchtcn Muldentale, meinem nächsten Wandcrzlele. Hier liegen die zur Grube gehörenden AusbereitungSanlage«, echte Gcbtrgshäuser mit schmuckem Fachwerk und weit herab- reichcndem Dach. Ta dröhnt die Scheidebank unter de» munteren Streichen der Schcidciungen die das gleißende Tr» — Bleiglanz. Silberglanz Nolgüldtgerz — auls gröbste von den Beimengungen sondern, da zermalmen die schweren, clstn- bcschla-genen Stempel des P o ch w e r k c s die Erzstücke zu miß- sarbigem Mehl, das dann, mit Muldcnwaffer aufgeschlämmt, alS „Pochtrllbe* der Wäsche zusticßt. wo auf den schütteln den. knarrenden Sloßhorden die letzte Trennung erfolgt. Die leichten Bestandteile nimmt das Wasser mit fort, bi« schweren Erzkörner aber bleiben zurück und werden zum Aus schmelzen den staatlichen Muldcnhiittcn zugeführt. Die Pulver» und Erzsuhrlente. . diese derben Gesellen, denen man einen unbändigen Durst nachsngt. wie lange werden sie noch ihres W-g«S ziehen mit den bretträdrigen Kastenwagen und den starken Gäulen da vor? Und wie lang« noch wird die Belegschaft der „Alten Hoffnung GotteS" den Fäustel schwingen mit schwieliger Hand? Schon nagt Geldknappheit am Marke deS Werke», schon müssen die wackeren Häuer zeitweise leiern, und wie wird sich erst ihre Zukunft gestalten, wenn der Betrieb völlig zum Erliegen kommt? Diese ernsten Gedanken beschäftigen mich, während ich wieder die Straße aufwärtswandere. Sonntagsstillc waltet über dem freundlichen Dörfchen. Friedlich ruhen die niedrigen Häuschen unter dem glänzenden Schieferdach. Ster und da macht sich ein Bergmann noch im Gärtchen zu schaffen. Ach, die braven Leutchen sind sa so bescheiden und anspruchslos. Sie haben nur den einen Wunsch, daß daS Schicksal sie nicht vertreibt von der heimlichen Scholle, an der sie mit allen Fasern ihres Herzens hängen, daß Ne bleiben, was ihre Väter gewesen: schlichte, zünftige Bergleute, die den schwarzen Kittel als ein Ehrenkleid tragen, bis ihnen das Bergglöckleln läutet zum letzten Gang: „Leb' wohl, leb' wvhl, du Bcrgm-ii'isklnd. Du hast vollbracht den Laul! Treu wärest du und brav gesinnt, Drum rufen wir Glückauf!* Den Rückweg nehme ich über GroßvoigtSberg, dessen Wirtschaften in schier endloser Zelle dt« Dorfstraße umsäumen. Fast sommerlich heiß brennt setzt die November sonne. der Rucksack drückt, und ich atme ans. al» mir ver heißungsvoll der „Schwarze Bär" entgegcnwlnkt. Der „Schwarze Bär!" Das ist ein Siraßenaasthaus von altem Schrot und Korn, an dem keine durstige Seele vorüber kan». Im Nu hat mich das hvchgewölbte Tor verschluckt, und ich sitz« unter Bauern und geputztem Siadtvolk und tu mir an Kaffe« und leckerem Kuchen gütlich, denn heute ist „Kennst". Auf dem Wege zum Bahnhofe halte ich nochmals General» schau über das durchwanderte Gebiet, dann entführt mich ber Zug der friedvollen Scholle, wo noch das Bergglöckleln klingt. „Glückauf! ihr wackeren Knappen! Glückauf! Alte Hoffnung Gottes!" Ich scheide von dir mit dem tröstlichen Spruch«, mit dem einst die Häuer ihre Barde zierten: „Gib ZubuS. arbeit', wart' dein Zelt, SS folgt AuSbeuth. bte dich erfreut!* Arno Köhler. Abendkurse in 8tenogr. u. vuättg. nactz i»a>. u. ameiill. bletd. ab nüctiste sVocche. bist». Prospekt. ksekows ^sncislssebule /Mm. 18 lnk MI«»,, ff*««»,»»» una o». I*w«,I,ow. wo es sich beispielsweise um lyrisch« oder auf elegische Nacht stimmnngen gestellte Chöre handelt. Werk« gemeinplätzllcher oder etnsettiq rührseliger Prägung zu vermeiden. Die Ber dichlung des Stimmungsgehaltes tn Sorrnets „In stiller Nacht" gelang den Sängern unter seiner Führung aus gezeichnet, nicht minder die Klarleguna des polyphonen Gc> wehes in den Chören von Linder. Reinthaler und Möhring, wo die Tenor- und Barltonsols von BeretttSmltgltedern sehr ansprechend gesungen. baS Sopransolo aber von Käthe Braun mit aroßem stimmlichen Können Interpretiert wurde. Käthe Braun bestritt außerdem mit bemerkenswertem lünsilcrtschcn Erfolg den solistlschen Teil des Konzerte» und lieh Liedern von Rust. Retchardt. Berger. BrahmS. Klein und Lassen die iewellS erforderliche Stilfärbung. W. Borr- mann begleitete die Künstlerin am Flügel. Der lebte Teil des Programm» brachte Chorwerke volkstümlicher Prägung. Bor allen mit „Innsbruck, ich muß dich lassen" erzielt« die Sängerschaft tiefe Wirkungen. p. v. I,. ß Leipziger Gewandhaus. Hermann Grabner, der seit zwei Jahren am Konservatorium zu Leipzig als Theorie» lehrer wirkt. Ist hier bisher als Tonseber noch nicht sehr hcr- vorgetrcten. Erst im ersten Chorkonzert des Gewand- Hauses hatte er Gelegenheit, ein großes Werk, das Weih- n a ch t S o r a t o r I it m, vorzulegen, bas damit zugleich zum erste» Male in Mitteldeutschland erklungen sein dürft«. Der Gcstmtelndruck war etwas zwiespältig. Margarete Wetn- handlS Dichtung, die sich In drei Bildern, von dem In froh- banger Erwartung wandernden Chrtstelternpaar, den ftern- suchcnden Hirten und dem Jubel über dte Geburt deS GotteS- sohncS. aufbailt Ist höchst glücklich »n Anlage. Sprachkunst und Stimmung. GrabnerS Musik IBerlag von C. F. kahnt. Leipzigs hat besonder» in den lyrischen Stellen manche schöne Momente, bekundet auch tn den Chorpartten ansehnliche Kiinncrschgst. doch schillert sie in alle» möglichen Stilsarben: schlichte srüßromantische und nendeutsche wechseln mit stark modusgtortschen Folgen lin Nachfolge Regelst oder modischer Oucrständigkelt und Froschlalchakkordlk — welchen Ausdruck einer mal nicht unzutrefsend über akkordtsch gehäufte Sekun den und dergleichen gebrauchte. Grabner leitete dte Aus. siilirung selbst: an ihrem Gelingen waren GewandhauSchor nnd -orchcster. die Kuabenstimmrn des Thomanerchores, Frau Ilse Helling und dte Herren Rosenthal. Libman» und Hanns irlcischcr als GelanqSsolisten beteiligt. dl. kl. ck Sächsischer »«uftverel» „ Dresden. Brühls»« Terrasse. Heute tevter Tag. Durch dte Ausstellung „Neue amertkantsch« Baukunst" siilirt »m IS Uhr Herr Dr.^ln« Frtedrtch Bergmann. Um U Uhr kMrung durch Herrn Maker Rudolf Braun, Wien, durch seine Aus- brlllina „Dte Maltechnik der akten Meister", Ermäßigter Eintritt». ^1, von S0 Vs. Geöffnet von filU »t« X» Uhr. ck Galerie Ernst Arnald. SonderauSstellung Paul Klee: etwa IM Gemälde und Aquarelle au« den Fahren 1018 bt« 10SS. Im Grapbllchen Kabinett: Handzetchinnigen von Kaet« WilezynskI Berlin. ck A«»e K»«ft Fide» lGtrnvestraße 8): Ae» erSfsnet Sonder- a-uSstelluna Juuus Abbo Plastiken und Handzeichnungen. gleichzcltla AuSstelluna photoaravhlscher Blldnth« von Genia JonaS. Sonntag« N bl« I Uhr aebssnet. Im Kabinett am Ferdinandplay: Webereien de« vauhaiiseS Dcijau. ck KnnftauSstellnng Maz Sinz: SanderauSstellirngen Rudolf Poeschmann, Dresden: Aquarelle au« Dresden. Thüringen, Kärnten Fritz Scherer, München—Italien: Franz Frankl, München: Pastell- Gemälde Hann» Herzing, Dresden: E-Moll-Meil« zum LMtährtgen Jubiläum der Frauenkirche. Mars-Vuslkelluna. F« der Treptow-Sternwarte. Eine Weltausstellung bringt Gaben Irdischer Länder. Eine MarSauöstellung strebt ins Weltall Dr F S. A r ch e n h o l d. der die kuppellose Sternwarte ersann und tatkräftig genug war. ln Treptow ein« solche au» Prtvatmstteln zu errichten, brachte hier eine MarSschau zusammen Von anderen Aus- stellungen weicht sie darin ab. daß sie nichts von dem tn ihrem Namen bezetchneten Gegenstand enthält, sondern nur Do kumente über ihn. Besonderer Anlaß ist der Stand des kriegerisch hezeichneten Planeten. Seine Bahn läuft letzt tn größter Nähe der Erde: lü28 wird er un» wieder nahe, aber dann von geringerer scheinbarer Größe sein. Erst elf Jahre später wird er sich der Beobachtung wieder so günstig darstellen wie setzt. Seit der Mensch sein Auge mit dem Fernrohr bewehrt, reizt besonders der MarS seinen Blick und seine Phantasie. Der MarS hat -war nur ein Drittel der Erdoberfläche und bietet unserer Forschung, etwa mit dem uns löstmal näheren Mond verglichen, ein ziemlich ungünstiges Bild. Doch schon im ersten Drittel des siebzehnten Jahrhunderts erkannte man auf seiner Oberfläche sene hellere» und dunkleren Flecke, deren dentltchc Bewegung die Gesetze der Planetenbahnen finden ließ und Vermutungen mancher Art anregte. Dice Aus- stellung enthält unter anderem die Wiedergabe der MarS- fleckenbilder. die Fontana 1636 anfertigle. BIS aus 161» zurttckrcichcnde Bücher, Zeichnungen. Karten und Globen zeigen, wie mit de» optischen Hilfsmitteln die Beobachtungen immer schärfer werden, bis 1877 S ch i a v a r e l l I bei günstiger MarSstellnng tn den Teich der MarSsorichnng den Hecht setzte Er behauptete, eine Verdoppelung der sogenannten MarS- kanäle mahrzunehmen. DaS sind durch ihre Tönung ge- kennzeichnet«, gradlinig verlaufende Bänder. Sie sind bis 8ü Kilometer breit und bi» SM Kilometer lang. Bald nachdem R« »n Zette« sichtbaren weiße« Pollappen verschwinde«. werden die .Kanäle deutlicher un- zahlreicher. Es lag nahe, die weißen Polkappen alö EiSbckleldung ihr Schwinden als Schmelzen daS Hervortreten der Kanäle durch ihre Füllung mit Schmclzwasier zu deuten Man sicht die Einzelheiten nur unter besonders günstiaen Umständen Ia ihre Beobachtung wurde mit gewichtigen Gründen angczweUelt. ES hat deshalb guten Sinn, daß die Ausstellung viel neuere Zeichnungen Photographien unb Beschreibungen bietet, die eben lene umstrittenen Gebilde bekunden. Daß viele dasselbe sehen, beweist zwar nicht aanz untrüglich, daß eS vor handen Ist ES wird aber um ?o glaubhafter te mehr eS be zeugen. Besondere Beachtung finden ^ie Marsgloben. unter ihnen einer von Galle, dem ersten Menschen, der 1846 an einer errechneten Stelle den kleinen Neptun sah. Auf ver schiedene Wels« suchen bildliche Darstellungen von Anblick »nd Umlauf der beiden Marsmonde PhoboS und DeimoS eine Vorstellung zu geben. Sie befremdet uns an die Einzahl de» Mondes Gewöhnte. Die Treptow-Sternwarte will dte HimmrlSkunbe volkstümitch machen. Hierin stimmt, daß unter den Gegenständen Romane und phantastische Abbildungen über den Mars und seine Bewohnbarkeit viel Platz einnehmen. Da sehen wir in der Höhe de» schrecklichen Kriegsstern, als Gott gerüstet, und auf ber Erde die Menschen, verstrickt tn blutige Gemetzel und alle mit ihnen einhergchenden Greuel. Damit dte besuchenden Laien davor bewahrt werden in dieser Ab teilung falsche Vorstellungen zu gewinnen, wird sie nur unter gelehrter Führung gezeigt Hier findet man auch Bilder von Marsbewohnern. Erzeugnisse einer ausschweifenden Vor stellungskraft. Eine le gesehene WirkllchkeitSunterlage können sic schon deshalb nicht haben, weil der kleinste mit unseren Hilfsmitteln sichtbare Elegenstand ber MarSoberkläche über drei Kilometer groß ist. Wer will, versucht am großen Fern rohr der Sternwarte etwas von den MarSwnndern mit eigenen Augen zu erspähen. Gerade tn dicker Woche hat man tn Treptow beobachtet, wie dte bereisten Polkavvcn wuchsen. Ihren größten Umsang erreichten und schwanden. Vor einigen Nächten will Archenhold sogar ein großes Gebiet am Nordpol erst weiß nn) nach wenigen Stunden in gewöhnlicher Färbung gesehen haben Da a»l dem Mars setzt Winter ist. denkt man leicht an Reisbildung. Das Klima des Nachbar planeten hat sa große Aehnlichkeit mit dem der Erde. Fein heiten dieser Ar» bleiben dem verborgen der in einer Menschenkette ans Fernrohr tritt und ihm einige Augenblicke widmet. Man muß sich schon daraus verlassen, daß der geschulte und geduldige Astronom stunden, und tagelang aus dem Posten, um einen kurzen, der Beobachtung aünstiaen atmos phärischen Zustand wahrzunehmen, gut sieht und muß ihn, Klauben. 8. /
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