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- 434 - ..Ich fand das Scheiben. das mich an da» Spital in Serajewo beruft, erst bei meiner Rückkehr nach Thalheim vor " — „Ach so!" ..Und war natürlich losort entschlossen, dem Rus« zu folgen," setzte er hinzu Da» entsprach allerdings nicht ganz der Wahrheit Wolil war Ludwig nach der Unter redung mit Baron Christian entschlossen gewesen. Lena bis aus weiteres aus dem Wege zu gehe», nicht aber dazu, sich nach Bosnien zu verbannen Er hätte, das sah er soeben setzt ganz deutlich. Lena nur von seiner Liede zu reden brauchen, und sie wäre trotz aller Hindernisse die Seinige geworden. Aber jetzt, da sic Aussicht aus eine Erbschaft hatte und er allein sie auf ihrer Reise begleitete — hätte er ihr da seine Liede gestehen dürfen'? Baron Christian hatte ganz recht gehabt: es hielt schweigen und abwarten. wenn Lena nicht in die peinlichste Situation kommen sollte. Das hakte Ludwig Bränner wohl eingesehen. und er wusste, was er als Ehrenmann zu tun haue. Er riskierte allerdings dabei sein Glück — aber das durste hier nicht den Aus schlag geben. Vergatz ihn Lena, dann war ihre Liebe nicht echt gewesen: andernfalls brauchte er, wen» sie nüindig geworden und er sich in sicherer Stellung befand, nur sie uni ihre Hand zu lütten und >ic rasch ihrem ungemütlichen Heim zu entführen. Das war Ludwig Bräuners Plan, nach dem er handelte. „freilich werde ich immer mit Sehnsucht nach »Hause denken Darf ich da auch Sie - Lena — in mein Denken einschlietzen?" „Sie werden mich da unten wohl bald vergessen." erwiderte sie leise. „Ich habe Ihnen vorhin ge,agt. datz mich diese Fahrt trotz allem glücklich macht." fuhr er herzlich fort, „denn ich bin bei Ihnen - Baronesse — Lena — und Sie ge hören mit zu dem Liebste», was mir die Heimat umschliesst. In einsamen Stunden werde ich noch oft dieser Fahrt gedenken und in diesen Stunden werbe ich daheim — und bei Ihnen sein." Er hatte zu viel gejagt das las er in ihren leuchtenden Augen und in ihrem lieben Gesicht. Es war Dr. Brauner sehr lieb, datz Sebald gerade jetzt mit einer Reisedecke erschien und die Baronesse sragle. ob sic diese noch haben wolle, da die Rächt sehr kalt geworden sei Lena sond es freilich durchaus nicht kalt, sie Uetz sich aber doch von dem besorgten Alten und Ludwig noch weiter einhüllen. Der Doktor setzte sich auch nicht wieder. Er sagte, er wolle mm auch ein tützchen schlafen und werde ;>> diesem Zweck mit Sebald in dessen Eoup> Hiniibergehen. Die beiden Männer gingen. Lena dlieb aber noch lange wach und dachte über all das nach, was sie in den letzten Wochen und gar in den letzten Tagen und Stunden erlebt batte. Endlich aber schlief sie doch ein Der Morgen sand die drei und ihren stillen Vierten in Genua, von wo sie nach laum halbstündigem Aufenthalt nach Mailand weitersuhren. Genau denselben Weg linkte Dr. Brauner und zwar zur selben Zeit vor wenige» Tagen zurückgelcgt, aber wie -.uders war heute die Landschaft, da wieder heiteres Wetter herrschte. während damals überall in dieser srülien Stunde Revelstreijen zogen und dichtes Gewölk den blauen -Himmel verhüllte, lind wie anders war auch heute seine Kemütsstimmung. da Lena, vor der er damals sozusagen geflohen war. ihm jetzt gegenübersatz und in ihrer lieben Weise mit ihm plauderte. Man war jetzt m der Bochelta, diesem enge», hochromanlischeil Felsentale, durch das die Bahn aus hohen Dämmen sich windet und bis zu dem hiigelüderragten Rom ieruudzmaiizigmal in Tunnels verschwindet. Soeben war inan durch einen dieser Tunnels gefahren »nd sah lies unten ein malerisches, kleines Dorf, zu welchem eine Brücke iührte. die sich über den reihenden Polrevere spannte. Da erhob der Doktor sich sich uiid starrte hinunter und dnbei wurde er blatz und rot und sah aus irüc einer, der weben eine ungeheuie lleberraichung erlebt hak. Die Baronesse schaute erschrocken zu ihm aus und fragte ganz verwirrt: „Was sit denn geschehenWas sehen Sie da nnien?" Und auch sie beugte sich zu dem Fenster, uni zu sehen, was ihn so sehr erregte. Aber ibre scharfen Augen konnten nichts Be sonderes gewahreii Merkwürdigerweise dauerte es ziemlich lange, ehe Ludwig Brauner sich von dieser sichüich grossen Ueberraschung, die ihn da'überfallen hatte, erholt-'. Er antwortete auch nicht sogleich, sondern griff nach dein Kursbuch, das neben -bin lag und suchte hastig darin nach etwas. Gleich daraus kündeten einige lang- gezogene Burse der Lokomotive, datz man bei einer Station sei. Da warf Brauner das Buch wieder aus den Sitz und starrte, noch immer von seinen Gedarrten ausschlietzltch in Ansvruch genommen, wieder zum Fenster hinaus — dann kam das kleine Bahnhofsgebäude zum Vorschein und Bräuners Augen suchten ungeduldig den Ramen der Station, „s. Ouirico ist es!" sagte die Baronesse, die von ihrem Sitz aus de» Ramen eher sah als Brauner. „S. Ouirico! S. Ouirico!" wiederholte dieser und las dann mit größter Auf merksamkeit den Rainen dieser recht unbedeutenden Station, an welcher der Schnell,zug rasch vorüberjnhr. Als sie nicht mehr zu sehen war. sank der junge Mann wie nach einer groszen Anstrengung auf seinen Sitz nieder — und erst nach einer Weile notierte er den Ramen dieser Station in sein Taschenbuch. Roch immer war er ganz und gar von einem Gedanken gefangen genommen, datz er Lenas Gegenwart sichtlich darüber - 435 - vergessen hatte. Endlich jedoch erhob er den Kopf und schaute sie an „Tie werden mir ja jetzt sage» können, was Sie in S. Quirica so Aunergewöhnliches gesehen haben." sagte Lena — „feilte habe ich bei der Ausjahrt aus lenem Tunnel nichts Besonderes gejehen." „Also sahen Sic da ein anderes Mal etwas Besonderes ?" — „So ist es." .Wann'? Doch nicht, als Sic mit uns noch Genua fuhren'?" — „Rein, gm 13. April." „Am - >3. - April ?" — „Ja — und zwar zu derselbe» Zeit, a» der wir heute jene S'elle passierten." „Am >3. April" — wiederholte die Baronesse »och einmal gedankenvoll. „Einige Stunden nach Fasseras — Selbstmord! " setzte Bräuner hinzu, eine ausfallende Klause zwischen den zwei letzten Worten machend. Lena schaute befremdet aus. „Selbstmord — ja." sagte sie, „die Zeitung schrieb, datz es ein Selbstmord sei. Das Stubenmädchen übersetzte mir zweimal die Rotiz - und Sie selber lasen sie >a auch." -- „Ja -die Zeitung erzählte von einem Selbstmord und ich kann ihr nicht widersprechen — wenigstens solange nicht, wie sich in meinem Kops noch alles so dreht, wie jetzt - aber bei S Quirico ist am 18. April etwas ge schehcn. was mich aus die Idee brachte —" Er stockte. „Aus welche Idee ?" wnrj Lena ein. Der Doktor tonnte ihr nicht antworten. Ein Kontrollbenmter war ln das Abteil gekommen und mit ihm fand eine längere Aus einandersetzung statt, bei welcher Lenas gutes Französisch seine Dienste tat. Als der 'Mann gegangen war. erzählte Bräuner der Baronesse, was an jenem l3. April bei S. Quirieo vorgegauge» war. Er entfaltete dabei auch jene italienische Zeitung, deren Lektüre dem annen Baron Christian den Tod gebracht und die er in Nizza an sich genommen hatte. Wieder übersetzte er fast Wort für Wort die Rotiz. und er und L-na waren überzeugt, datz ihm nichts darin entgangen sei und datz er nichts mitzverstanden habe. Als er das Blatt wieder zusammenjaltete und i» die Tasche steckte, war Lena blatz und nachdenklich, dann fröstelte es sie und sie schauderte und rückte jäh vom Fenster weg. „Was sür eine Vorstellung halte» Sie jetzt?" jorjchte Bräuner. „Ach, ich bin doch wohl recht nervös." entgegnete sie. „Ich stellte mir soeben vor, datz der Betreffende vielleicht aus diesem Sitz da neben mir gesehen bat - und da lies es mir eiskalt über den Rücke» " Von da an sprachen die Zwei lange Zeit überhaupt nicht Smaragdgrüne Wiesen und Felder slogrn an ihnen vorüber, Ortschaft um Ortschajt mit ihren nüchiernen Mausern und ihren freistehende» Glockentürine»: über Brücke» donnerte der Zug und wand sich uni Berge und Hügel, bis die freie, weile Ebene vor ihnen lag sie hatten nichts von alledem gesehen, so ganz waren sie in die Ideen versunken, die Bräuners Mlttcilnni in ihnen' wachgerusen. Als der Zug bei Voghera hielt, erhob Lena den Kops und sagte: „Er war ein Spieler Der Onkel hat es mir gesagt." — Brauner schaute interessiert aus. „Ein Spieler?" wiederholte er. und nach einer Weile. „Das macht den Fall noch verwickelter" lind wieder versanken sie in Schweigen und Grübeln. Als sie Pavia hinter sich patten, sagte der Doktor plötzlich: „Ich bin cs dem Toten schuldig, mich in Venedig aufzuhalten." Und als Mailand vor ihnen austauchte, reichte Lena ihrem Jugendfreund die <3and und sagte ans tiefem Nachsinnen heraus: „Ja — Ludwig. Sie werden uns in Venedig verbissen - und ich danke Ihnen dafür in meines Onkels 'Ramen und in dem jenigen seines Freundes —" lind oon Venedig aus fuhren nur drei dem freundlichen steirischen Dorfe zu — zwei Lebende und ein Toter. — 7. Kapitel. Doktor Ludwig Bräuner keqab sich, nachdem er den Zug verlassen hatte, sofort in ein Hotel, um ein wenig Toilette zu machen Er mutzte nämlich durch Lena, datz er eine Dame besuchen müsse: Doktor Fasseras Schwester, Frau Sarto. Es war schon gegen abend, ols Biäuner die marmorne Treppe des ehemaligen Palazzo in der Calle Mcnsi- Hinausstieg. Das blaiic Dienstmädchen, mit dem nach ncnetianijcher Art sehr nachlässig ausge stellten Haar, nahm seine Karte entgegen, sagte ihm aber zugleich, datz ibre Herrin nicht zn Hause sei. Das verstand der Doktor recht gut, nicht aber auch den Wortschwall, der dieses Eitlärnng solgte. Sein dltzchen Italienisch zusainmennehmeiid. erkundigte er sich, wann er c-m »ochsten Tage Frau Sarto sprechen könne — „in einer wichtigen An gelegenyeil". suchte er dem Mädchen begreiflich zu machen Allein Angola, so hietz das junge Ding, verstand ihn nicht. Sic zeigte aber endlich auf eine der Türen, di« in de» jetzt schon recht dunklen Flur mündete. (Fortsetzung folgt.) 2o0 cm brcit. Lester k6lä§ kür Ammer, Xorriüore, Liieden, Ireppeii etc. Vslmevdorsiter kabrikale LinlÄrdiT iu 6 HuMlltöu, Kot, LDÜH, LliftNi, dlilU in 3 Vörsetucsism-ll Llsil'kc», koitrliclit. I'ilrlectt- imä lejil.icti-HIlli-tsi', t-iruiiil iu 3 ^imIiirUeri, lnliNll ü 5, 6. 7^/„, 8, 9, 10—12 Ilarlv. iLäslIvLöL kiN0lsUD » unter?rsi§ L.iosleum-I.sukei' in ö öreiten. L.iaoleum-7eppicde in 5 krönen, l—4 Mr.. bi8 untvr t LLliruckf 3,20 t'iir 2.70 l I 4,50 „ 3,00 ^ lulniä 7) 0.30 „ 5,l>0 ,, 75 8,'"0 „ 6 u. 7) 9—12 ,. 8 u. *4 unsrd Ledornadine cke» I.e-zon» «lared 4 t, X>I3<Iliil/ ki LS. Wafselbrnch, darunter seiner Wiener Teegebäck-Bruch, in Tüten zu 50 Pf., ist wieder zu haben seckoa 4 r«lt»e "MG im Kontor der Wiener Wasselfabrik 44. Ilromackda «L IL«er Tresden-vlauen, Holmühlenstratze 14 16. Lddruod. Türen. Fenster, eis. Fenster, eis. Gartenaeländer, Tore. Ocsen. eis. Wendcltrevven. Schau fenster u v. a. mehr billigst zu Verl Kl.Planenschc«lasse»» bei 44 NLnel. 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