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Dresdner Nachrichten : 29.01.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188201299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18820129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18820129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 13-14 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-01
- Tag 1882-01-29
-
Monat
1882-01
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.01.1882
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Vrosäva 1882. ,»»>«« yd» 7 u»r » t«r »kvedMon: Moitknstnt« >». Vb»n»twtNt»»rei» vi-rtrililbrliA »M»rk LN VI«».. dur« dir Po« « «»rt 7» ,:s°e. »>ii«m lv VlM. »ufl°x«37Q00 Sk«m»l. ksttr dIeRlIlkAal'e eliiakloudier vkx «scrtric mach« sich dl« »iedacti«» nicht »crduldtich. »>«»ncen sür u>» nelnncn «nr LI» Aiuil>n»n-VurcLUr v. >? »«>»»- »,«« a «««>«»; — »»«11« I - »»n»« »»««».! — »»t>»>I»«n»«ur; - «. «au«, » «inlt»: - «,d. «i.» t» Piaudrlmrg! — 8. «arck a 8«. — »«laermHomdurK Tageblatt für Politik, i!l»rkrhaltung,GeschästsverkeI>r. Lör/enbtricht,Frem-enlistr. 27. Zadrxsvx. N>a,r»I« w«a»i> M»rt«»Kr»t« w n» «achm. » Ul,, »na«,»»»««, Gonnla.» dt« vt,t»Lt»1»Udi» An «leusiad! n«7 an Wachrni»»«»! «r. Olulirrgal« 7!r bbl««ach».»u»r. — D<« »inipallt-k Pk»lj«tlk last« Id Ltg«. Stniklandt jiö Psg«. Eine »arnnlle fiir da» «ichft- titgtg« Lrlchnnrn der Jnteral« wird »tcht ,«>«»«». Kutwtrligr Innoncen» UuItrLgr »an uubciamileil int« tien »Ir nur ,«ien Ptduumeraad«» Aadlu,>g durch Bnctinallen ad», tUusiclNtahlung. iichl Eltde» kofte» Pig Lnsrratc tUr dir piont»»«- Lttlinm/t 8öü§bk ^ 8ölui6 ü»Iinklin8Ht>r irrvbtviatr«»»«« IL, liQriutll» I»o Lttki»« unä ««Ut«««««. L»Iori»i»«ii. irvt»»uttlii,>8 «Il^r L»Ui>- u. (dodmorxlouo Opontttvllvll ckurch Lprovtistuncivn von 9 bis ü Ubr. ^ MLÄptnirr, N L»o«II»»»u»«tr«»«»d>« Zir. O ui»«I S, emnüvklt «oinv HVvin1»»ui11unK mit r»itilvut«,ei»vi, HVvinstubvi» Lngolvgontllobkt. I^rt«irl,«»^„8trr». tirvdEt» ^V«ii>I»»«rrr. l«!L-SrS>L-SWS--r -- S-rWS^-S-->SS7--Z LZ»8 ALtt«iLvujx»ri1«rr«i»«-Oe«vi»Ltt V0V krau SvrttlL 8trsiiL »rrola«»; ItrUtt»«»c»-a« Xr. it, HI. I k^^v, empfiehlt tiir keiuore OvWlIsek:,stkn koebvo koistiblsd^'ckräsno ^ I»«u« praviitvoilv Ovstiimv« kür hier uu«j uusvLrts. LMra I Mitten»,g vom 28. Januar: Barometer nach O«kar vösold, Walls,r. u.csied«. « u.) r W» L 2 »r 7?U Mill., Iril aciten, -'Milt. gesaUe». Tlikrmomeiwgr. n. Ncaum.l Tkwpkr. Lispimki, «a» V j niedr. Te>»». ll o K,, höchste Temv. S <> zz Stid-Oft-Wind. Heiler. t Aussichten für dcn 29. Januar: Meist bewölkt, Thauwctter, keine erheblichen Niederschläge. Sonntag, 29. Januar. Berantwortltcher Redacteur für Pgktlk^chkS vr. Emil viere, tn Dresden Unter absoluter Gleichgiltigkeit der Franzosen ist der Sturz Gambetta's erfolgt. Weder waren die Pariser Boulevards am Abende des Zusammenbruchs der Gambcttistischen Herrlichkeit be wegter als sonst, noch wirkte das Ereigniß im Geringsten aus die sonst so empfindliche Börse ein. Seit Wochen erwartete alle Welt das nunmehr Eingetrctene; einzig Ganibctta lebte in einer Welt von Selbsttäuschungen. Sein Sturz war rühmlos; seine letzte Krast- anstrengung, ihn auszuhalten, wurde von der Deputirtenkammcr mit Spott, .Hohn und Verachtung begleitet. Vergebens lieh er seine Donnerstimme von der Tribüne erschallen, vergebens bearbeitete er deren Marmorplatte mit Jaustschlägen, vergebens wars er trutzig den Kops zurück: die Deputirten standen nicht mehr unter dem Zauberbanne seiner volksthümlichcn Bercdtsamkcit, sie hatten sür die Excesse seines Stimmorgans, die Wucht seiner Geberden, die Droh ung seiner ganzen Körperhaltung nur Lho'ü und höhnisches Ge lächter. Von der Klotzen Bercdtsamkeit kann eben kein Politiker leben; er muh, an die Spitze eines Reichs gestellt, auch staats- männisch-schöpserischc Kraft entwickeln und hier stieben die Franzosen bei Gambetta auf eine riesige Null. Um Das aller Welt klar zu macken, bedurfte „das grobe Ministerium" nur die kleine Frist einer zweimonatlichen Amtsdaucr. Trotzdem hätte sich der Sturz noch Monate hinausschicben lasten ohne die unglaubliche Verblendung des Exdictatvts. Herrischen Charakters übersah er alle warnenden Zeichen seiner schwindenden Popularität; wie ein tolldreister Spieler setzte er sein ganzes politisches Vermögen aus Eine Karte, er wollte die Diktatur oder Nichts, jetzt hat er das Lcvtcre. Auch bet ihm kam schließlich das Naturgesetz zur Geltung, das man sonst immer bei dem Falle eines Helden beobachtet: gerade seine Vorzüge ge reichen ihm hauptsächlich zum Verderben. Datz er, weniger engherzig oenkend als seine Parteigenossen, talentvolle Männer wie Canrobert, Miribel, Weib und Chaudordv aus den Lagern der Bonapartistcn, Orleanisten und Legitimisten in die Regierung zog, erbitterte das ganze Heer der republikanischen St-llcnjägcr aufs Acuberste — ritz er ihnen doch damit einen Tbcil der Beute, auf dcn sie sicher ge rechnet, aus den Zähnen. Nimmt man dazu die unverhülltcn Droh ungen dcS Verblendeten mit einem Staatsstreiche, so erklärt sich leicht die stattliche Mehrheit, die mit kräftiger Armbcwcgung am Donnerstag Nacht den intriguantcn Parvenü von seinem thöncrncn Piedcstal hcruuterwarf. Gambetta's Sturz ist ein Ereignitz, zu dem sich Franzosen wie Deutsche gleichmäßig beglückwünschen können. Für Frankreich lasten sich die Folgen dieses Ereignisses schwerer übersehen, als sür Deutsch land Man wird auf dcn Mann gespannt sein, der das Erbe deS gestürzten Ministerpräsidenten antritt. Das künftige Verhalten deS Davongejagten selbst muß aus das Schicksal aller Ministerien, die nach ihm kommen, dcn größten Einfluß nuSüben. Gambetta in der Lpposition, als Führer einer starken Kannncrfraktion, als Beherrscher einer zahlreichen und rührigen Presse, mit einem nicht geringen An hänge ini Lande kann jedem neuen Ministerium das Regieren furcht bar sauer machen. Denn, daß er sich in das Mauseloch des Privat lebens zurückziehen, seine politische Rolle sür auSgcspielt halten sollte, ist bei seinem Ehrgeiz schwer anzunchmen. Feder neue Minister wird dafür sorgen, datz der Senat die Dcrfastungsrcvision begräbt und die Kammern sich der Erledigung dringender Rcsormorbciten widmen. Doch, das sind die eigensten Sorgen der Franzosen. Wir Deutschen sehen bei dem Scheitern dcS Glücksschiffes Gambetta's mit Frohlocken jenen Mann in den Wellen verschwinden, der vor Allem den Revanchegrdanken in dcn Gcmüthern der Franzosen le bendig erhielt und der mit dcn Blutstromcn eines neuen und glück licheren Krieges sich die Krone eines ncujüdisch-französischen Kaiser reichs zusammenzukitten gedachte. Der Revanchckrieg war doch der letzte Hintergedanke der Politik Gambetta's. Zu diesem Behufe wußte seine unruhige Natur überallhin Fäden zu spinnen. Nach Petersburg schickte er als Botschafter den glühenden Deutschenhasser Graf Chaudordy und um die russische Aristokratie zu gewinnen, seine intriguante Freundin Adam, frühere Lambert. Schon bürgerte diese bestrickende Nixe in der Petersburger Gesellschaft das drohende Schlagwort ein: „Der Schwerpunkt Rußlands liegt in Paris." Der dritte im Bunde gegen Deutschland sollte England sein, daS Gambetta durch Entschädigungen im Oriente zu gewinnen hoffte. Nirgendswo im AuSlande wird man daher so sehr wie in England den Sturz Gambetta's so schmerzlich verspüren ; mit ihm ging auch die englisch-französische Allianz klirrend in Scherben. Tic gemein same große Aktion der beiden Weltmächte in Egypten ist zu Ende. Da- ganze europäische Schackbrct zeigt neue Gruppirungcn; das neue französische Cabinct, heiße es wie immer, wird kaum Lust, noch Zeit, noch Möglichkeit finden, größere auswärtige Unternehmun gen zu arrangiren. Der Sturz dcS „Unruhestifters" kommt dem ganzen europäischen Frieden zu Gute. Gambetta war die Seele der europäischen Koalition gegen Deutschland, ihr Zahlmeister sollte Bontour sein, dem Rothschild den Rang ablaufen wollte. Bereits waren dazu die wichtigsten Eisenbahnen der Schweiz angekauft. ES waren Vorkehrungen ge schaffen» daß man binnen 36 Stunden alles fahrende Eisenbahn- material der Schweiz in die Ausfallspforten Frankreichs zusammen- »iehen konnte. Seiner strategischen Straßen beraubt, war die Schweiz willenlos der französischen Okkupation übergeben. Bontoux kaufte ferner die hauptsächlichsten und tonangebendsten Zeitungen Italiens an, um sie, die bisher größtcntheils deutschfreundlich ge wesen, in den Dienst einer antideutschen italienisch-französischen Allianz zu stellen. Auch Oesterreich suchte Gambetta mit Hilfe Konto»; in die Machtsphäre der deutschfeindlichen Koalition zu liehen. Oesterreichs Regierung und Volk sollte mit einem wahren Milliardensegen geblendet und abhängig gemacht werden; der Franzose Bontoux schüttete nicht ohne politische Hintergedanken die französischen Millionen über das kapitalarmc Donaurcich aus. Alle diese bald zarteren, bald kabclstarken Fäden hat der Sturz des Pariser Götzenbilds zerrissen. Eine frohere Zeitung als diese hat die Welt seit langem nicht erhalten. Alle übrigen Tagesereignisse treten vor dein festlichen Glanze dieser einen Tbatsachc in den Schatten. Der deutsche Reichstag ist nunmehr bald geschlossen. Seine letztcnStundcn ergeben die Ab lehnung der Militärbildungsanstalt im Elsaß, sie wurden außerdem durch lebhafte Beschwerden der Sozialdemokraten wegen ihrer Aus weitungen, wegen Verletzung des Briefgeheimnisses und wegen fort währender polizeilicher Ucberwacbung ausgcfüllt. Sehr lebhaft ging cs auch im ungarischen Reichstage her. Die Sicbenbürger Sachsen erhoben begründete Beschwerde über die nichtswürdigc Behandlung der deutschen Nationalität durch die Magyaren. Gull rief aus: „Wir Sachten sind als Gäste nach Ungarn beritten worden, sehen uns aber betrogen". Dieses schneidige Wort ist angesichts der haar sträubenden Verfolgungen, denen sic durch dcn magyarischen Fana tismus ausgesetzt sind, »och viel zu mild. Systematische Ausrottung eines höher gebildeten und patriotischen Volks ist das eingestandenc Ziel der Magyaren, alle heuchlerischen Phrasen Tiszas sind nicht im Stande, diesen Schandfleck von der Ehre Ungarns auszutilgen. Nicht einmal mehr klagen sollen die gehetzten Deutschen; wenn cm siebenbürgcr Sachte im Pester Rcichsrath das Wort ergreift, dann erschallt von allen Seiten der Rus: „Wir wollen ihn nicht hören! Genug! Schluß! Schluß!" Schämen sollten sich die aus lhrc Frei heit io stolzen Ungarn bis in die tiefste Seele hinein! Das freche Spiel, welches der Präsidentenmörder Guitcau ein volles Vierteljahr mit der Würde der Justiz getrieben, soll also in einem zweiten Prozeß seine Fortsetzung erhalten. Der zum Tode vcrurtheiltc Schuft legt Appellation ein. Wenn nickt die in diesem Falle völlig berechtigte Volksjustiz dem Lenker vorgreist, mutz sich Amerika aus die Wiederholung jener unglaublichen Verhöhnung der Rechtspflege gefaßt machen, die dcn so simplen Prozeß so lange hinauszog. Einen Licbtvunkt gewährt derselbe aber dock: der „rollende Dollar" hat Zeine Wucht auf die Geschworenen vrrlown, sie vcrwarscn nach kurzer Vcratbung v1k"Wahnsinnstheori'r: ZkM Hcuchelnvon Wahnsinn behufs Freisprechung oder dock, zurEntickmIol gung sür Verbrechen ist jedoch nicht blos eine amerikanische Eigen- thümlichkeit. Auch in Europa kommt es häufig vor, datz wenn ein adeliger Herr oder eine Edelsinn oder überhaupt eine Person aus höheren, den sag. „besseren" Ständen eine Betrügerei oder sonst ein gemeines Verbrechen begebt oder sich Rohheiten zu Schulden kommen läßt oder auch blos als Verschwender unsinnige Schulde» macht. dann sofort die gefällige Welt mit der Erklärung bei der Hand ist: Das kann Der oder Tie nur im Wahnsinn getban haben. Diese Wahnsinnstdcorie ist bei hochgestellten Verbrechern von vornherein höchst verdächtig. Ncucstr Telegramme der „Dresdner Nachr." von, 28. Januar Berlin. Reichstag. Die 3. Lesung des Etats wird fort gesetzt. Bamberacr antwortet auf die gestrigen Ausführungen Lau schers (Eislebcn) betreffs der Währungssrage. Diese werde zwar sehr lebhaft, aber doch nur in klernen Kreisen ver handelt. In der Publieistik werde die Doppelwährung vor- mlimlich von der „Berliner Börsen - Zeitung" vertreten, manche Bankleitungen befürworten sic auS alter Anhänglichkeit; namentlich trete Rothschild eifrig dafür ein. Von 89 Handels kammern haben sich 84 für Beibehaltung des gegenwärtige» Systems ausgesprochen; in der praktischen Geschäftswelt sei keine Mißstimmung dagegen vorhanden, ja die Handels- und Geschäfts welt würde cS lehr beklagen, wenn das jetzige System beseitigt würde. Die einheitliche Währung habe unberechenbare Vorthcüc mit sich gebracht; zur Goldwährung mutzte übergegangcn werden, weil uns sonst Frankreich zuvorgekommcn wäre. Soll beule ein Fehler sein, was damals unbedingte Nothwendigkeit war? Das Silber sei allerdings in viel höherem Maße entwertbet worden, als vornusge'chcn wurde; aber das spreche gerade für die Voraussicht der Goldwährungspartei, welche das Schwanken vornusiab. Das Ausland wünsche allerdings, daß wir zum Lilber curückkehren: cs habe soviel Silber angekaust, daß es nun auf dcn Augenblick lauere, in dem wir zum Bimetallisinus übergehen. Unser gan-er Weltverkehr be ruhe aus der Goldwährung; glaube man denn, wenn wir die Gold währung verlassen, werde man im Auslände auf einen deutschen Hundertmarkschein noch 123 Francs geben? An einer Münzkon vention habe Deutschland gewiß am allerwenigsten ein Fntcreffc, noch weniger wie England, und ohne England sei eine Convention überhaupt unmöglich, v. Reden: die zweistündige Rede Bambcr- gcrS habe leider keine Argumente gebracht, die ihn hätten überzeugen können. Die Währungssrage sei keine politische Parlcisrage, sondern eine technisch-wissenschaftliche von allerdings eminent praklitchcrBedcu- tung. Das Mancheslcrtlnnn dürfe noch nicht mit dem Liberalismus idcntificirt werden. Die Festsetzung eines Weril'verbältnisicü zwi schen Gold nnd Silber sei möglich; die Schwankungen des Silber- prciscü bei Doppelwährung seien mir scheinbare, durch Transportkosten rc. bedingte. Dem Fluge des Gedankens, daß Silber eine Neigung babc, im Preise zu sinken, könne er nicht folgen. Zur Vermeidung eines gefährlichen Kampfes zwischen Kapital und Produktion sei ans eine Hebung des Silberpreises und eine Rückkcbr zur Topvcl- wäbrung binzusireben. Die Debatte über dielen Gegenstand wird geschlossen. Löwe berichtet über den Antrag Richter aus Einstellung des zur Bilanzirung erforderlichen Betrages aus dcn Ueberichüssen des laufenden Etaijabres in den neuen Etat, um so die Erböbuna der Matrikular - Beiträge vermeidbar zu machen, v. Wedell-Malcnow spricht sür den Antrag, der keine Gejabr bringe. Staatssekretär Scholz erklärt sich gegen das Verfabre», solche Anträge, welche den ganzen Etat auf andere Grundlagen stellen, erst in 3. Lesund emzubringcn. Rickert: Der preußstchc Steuererlaß werde noch immer aus Grund von Anlciben gcmacbt, diesmal einer Anleihe dcS Reichs Durch Verwendung der in die Einnahme einzustellenden Summe aus dcn Ueber- schtiffen des laufenden Fahre- ließe sich die Anleihe sür Post- rc. Zwecke vermeiden. Richter - Hagen: Er habe nur bezweckt, die Uebersckfiiffc der gefäkrlichen Näbe der Militär verwaltung zu entrücken, v. Benda: Der gestrigen Erklärung des SchahfekretärS Scholz gegenüber hätten die Nationalliberal.cn ihren Widerstand ausaeben müssen, v. Minnjgerode: ES sei kühn, wenn Richter seinen Antrag eine positive Leistung nenne, denn die Fortschrittspartei habe keinen Theil an der eingeschlagenen Fi nanzpolitik. Hierauf wird der Antrag fast einstimmig angenommen und van» der Rest dcS Etat- erledigt, der nunmehr in Einnahme und Ausgabe mit 610,632,707 M. balancirt. Präsident «. Leoetzow setzt die nächste Sitzung aus Montag halb 11 Uhr fest. Tagesordnung: Petitionen, die zur Erörterung^ im Plenum nicht geeignet sind. (Große Heiterkeit.) Xli. Ter Lchluß kann heute noch nicht erfolgen, weil die meisten Bundcsbevollmächtigten noch obne Fnslrultion seitens ihrer Regierungen bezüglich des Antrags Richter sind. W i e n. Die Motive in dem Bericht zu der Kreditvorlage in den Delegationen beben hervor daß für die Durchführung der Wchrvslicht in Bosnien und der Herzegowina manche Hindernisse vorausgeiehen wurden, die sich entgegenstellcn, doch war nach dem bisherigen Verhalten der Bevölkerung anzuncbmen, daß eine ausnahmsweifc Krastrntsaltung unnöthig >ci. Am 9. "November brachen zwar Räurerbandcn ans der Herzegowina in die CrivoScie ei», woraus weitere Raubanfälle folgten. Die Regierung verfügte militärische Maßnahmen, iah sich inoeß genötbigt, bereits im Januar Verstärkungen abzuscndcn, da Akte der Auflehnung sich meinten und bedarf cs nun einer größeren Krastentsaltung. Sämmtliche Fuß« truvpen der Herzegowina nnd Dalmatiens tollen aus einen ange messenen Stand gebracht werden, die Erhöhung ist aber nur auf kurze Dauer berechnet. Berliner Börse. Die Börse eröffncte mit lebhaftem Ge schäft und steigenden Coursen. Später wirkte die Meldung von der Zahlungseinstellung eines größeren Hauses in Köln ungünstig. Der Schluß war wieder fest und animirt. Ercditactien bliebe» 6, Franzosen 12, Lombarden 7 M. besser. Deutsche Babnen vielfach höher, ebenso österreichische. Oberschlcsiscbc gewannen 2'/-, Marien- buracr 2, Galizier 2'/s Proc. Banken hatten guten Verkehr. Dis konts zogen 4' e, Deutlchc Bank 2 Proc. an. Bergwerke nnd In dustrien gut gefragt. Laura und Dortmunder je 2 Proccnt höher. Fonds und Anleihen fest, vielfach höher. Lokales nnd Sächsisches. — Heute Abend 6 Uhr 10 Min. tritt Se. Maj. dcrKönig die schon erwähnte Reise nach Leipzig an, von der er erst am Donnerstag wieder zurückzukebren gedenkt. — Se. Di. König Albert bat der Stadt Frankfurt ein Exem plar der anläßlich »einer silbernen Hochzeit evirten Chronik von Dresden zum Geschenk gemacht, welche kürzlich daselbst cingetroffen und der Stadtbibliothck einverteibt worden ist. — Superintendent Elauß erhielt das Ritterkreuz 1. Klasse vom Verdienstorden, Pfarrer Ernst Dillner in Naußlitz das "Ritterkreuz I. Klasse des Albrechtsordens und der Ehauffecgeldcin- nehmer Aug. Planitz in Wollenstem das allgemeine Ehrenzeichen — Die Pctitionsdcputation der 2. Kammer veröffentlicht soeben das 4. Vcrzcicbnih der bei ibr eingegangcnen Petitionen. Die städtischen Kollegien in Schnccbcrg petiren um Errichtung eines GnmnasiumS, der Stadkratl, >u Annabcrg überreicht acht Anschluß« Erklärungen crzgebirgischcr Städte an drc Petition uni Errichtung eines Gymnasiums in Annabcrg, der Sladtrath zu Schöneck petirt »in Herstellung einer Verbiuduna der Eisenbahnen Cbcmnitz-Auc- Adorf nnd Zwickau-Lengcnfeld-Fallenstein, derHausbcfftzcrvcrein in Plaawitz bei Leipzig wünscht dsi Aufhebung bez. Ermäßigung der staatlichen Grundsteuer, der Stadtralh und Gewerbevcrcin zu Lausigk petiren uni Erbauung einer Eisenbahn von Gcitbain über Lansigk nach Leipzig u. s. w., bezüglich der Petitionen der städtischen Kollegien zu Annabcrg und Schneeberg bat bereits die Finanz- oeputalion beschlossen, dieselben der Regierung zur Kenntnißnahme zu empfehlen. — Bei der in der Sitzung des Reichstages am 21. Fan. stattgehabten namentlichen Abstimmung über die Vorlagen, den Zollanschluß Hamburgs und die Gewährung eines Beitrags in Höhe von 40 Millionen Mark aus Reichsmitleln betreffend, haben von den sächsischen Abgeordneten sür die Vorlage gestimmt die Hsrrcn Ackermann, Buddcberg, Dictzc, Fährmann. Itr. Frcge, I)r. Hart mann, Holtzmann, Niethammer, Reich, I>r. Stephani, lir. Stübel - da gegen die sozialistischen Abgeordneten Käufer, Stolle, v. Vollinar. Die übrigen sächsischen Abgeordneten waren bei der Abstimmung im Hause nicht anwesend. — Rechtsanwalt I)r. koch in Ehe m n i tz mit vielen dortigen Bürgern bat an Se. Maj. Kbnig Albert ein Gesuch gerichtet. Vas »oin Reichsgericht bereits bestätigte Todesurtbeil gegen dcn Mörder Türpe, Angesichts der Scheußlichkeit des vorliegenden Verbrechens, „o h ne Gnad e" vollziehen zu lasten. — Herr Johann Diener, welcher in hochherzigster Weise alle Bestrebungen zur Linderung der Noth unterstützt und durch seine zahlreichen Stiftungen und Schenkungen zu mildthätigen Zwecken ein Wohlthäter unserer Stadt geworden ist, hat an seinem 82 Geburtstag der Anstalt „D i en st b o t c n h c i m" das reiche Ge schenk von üOMM. übergeben. (Siehe Inserat.) In der gestrigen Kreisausscbußsitzung, welcher Hr. Kreishauptmann von Einsiedel prcisidirtc, bei welcher aber vier Mitglieder entschuldigt fehlten, io daß die Beschlußsähigung nur knavv erreicht ward, wurde beifällige Entschließung zu einer kleinen Gottesackerparzcllen-Einbezirkung in Königstcin gefaßt, dagegen ein Rekurs der Viehhändler Gcbr. Händel in Großenhain wegen zu hoher Einschätzung ihres Gewerbceinkoimnens abgcwiescn. Tie Differenz war nickst unbedeutend: die Einschätzung lautete ans 2800 Mk. Einnahme, die von den Rekurrenten angegebene aus nur 900 Mk. Schließlich war aus behördlichem Wege und nach Ver nehmung verschiedener Sachverständiger, u. A. vom hiesigen Eentral- Schiachtviebbos, aus welchem die Gebr. Händel ibr Vieh stets zu Markte bringen, die jährliche Einnahme aus 1900 Mk. abgeschätzt worden. Aber auch dagegen protestirteu sie. Da das Resultat der angcstcllten vielfachen Erörterungen dock, sehr gegen die Großrn- bainer Gebrüder spricht, so bleibt cs bei 190) Mk. Einkommen. Ein Rekurs zweier Beamten der Bier-Branerci Reisewitz in Planen Buchhalter Lindncr nnd Eomptouist Heinwald, die auch bezüglich ihres Diensteinkoinmens sich als zu back eingeschätzt finde», wird anerkannt und a»s anderwcitc Entschließung der 2. Inst, ver wiesen. Das Konzessionögesiich einer Hebamme Mücke, hier, für eine Entbindungsanstalt mit einem Bade wird gcncmnigt, daS andere dergleichen aber einer Frau Zocher in Naundorf wird, ob- schon gegen die Petcntin nichts vorliegt, aus Vcrwaltungsgründen abgelehnt. Naundorf und Zitschewig bilden zusammen einen Hcb- ammcnbezirk und haben bereits ibre Hebamme. Frau Zocher bat sich schon mehrfach darum beworben als Hebamme sür Naun dorf allein angestcllt z» werden, doch hat die Gemeindever tretung davon abgcratben. weil zwei Hebammen in dem Bezirk nicht genug Verdienst haben würden. Frau Zocher glaubte nun einen Ausweg auS dieser ibr ganz binderlichcn Sachlage dadurch zu finden, daß fie um Genehmigung zur Eröffnung einer Privatentbindungsanstalt bat. Der Krcisauüschuß erblickt darin indessen nur eine Umgehung der unerläßlichen Bedingung, daß die Zocher überhaupt erst anerkannte Hebamme in einem Bezirke sein mich und glaubt, daß eine Genebmiaöng in diesem Falle ander« solche Fälle »ach sich ziehen würde, weSbalb die Ablehnung erfolgt. ES wird darnach über außcrreaulativmäßige TanzconcesstonSgesuche U. Ü?!
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