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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.02.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050215026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905021502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905021502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-15
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
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ke-enbrü zu bereiten- Glicht sie neue Zerstreuungen und An hang >n der Gesellschaft? Wenn «ine würdig«, sittenstrenge Tante die Wahrung der angezweiselten Hausehre auf sich nimmt, wird sie sie hinausdrängeln? Wirb sie nicht ängstlich jede Au merksamkeil oder Huldigung junger Kavaliere ablehnen? T-aunt -alte man zulammeo, vaS über die Gräfin Montignoso in diesen Tagen bekannt geworden ist. und frage sich, ob sie die geistig Mutter werden durfte des KönigskindeS. den: sie das physisch« Leben gegeben." Im Anschluffe hieran wiederholen wir die bereit- in einem Teile der Auslage des MoraenblatteS mitgeteilte. von demselben Gewährsmann herrührende Depesche vom Montag abend: «lieber die Vorgänge in der Billa Papiniano wurden heute Frl. Much und die Kammersrau der Gräfin Montignoso durch den Advokat Cao. Mattaroli und de» Notar Bandini Henk eidlich verhört Die Aussagen sollen belastend sein. Herr Justizrat Dr. Körner ist empört über lügenhatf« Berichte und wird, sobald er Zeit findet, gegen die Zeitungen austreten. Soeben kvnseriert er wieder nit den Advokaten der Gräfin " —* In der verflossenen Nacht ist in Meißen Herr Brand direklor Franz Oe sei, eine um daS sächsische Feucrwehrwesen sehr verdiente Persönlichkeit, plötzlich einem Geyirnschlage er legen. Leier hat früher lange Jahre den Berus eines Zauber künstlers ausgeübt. Der Verstorbene war Inspekteur sämtlicher Feuerwehren im Kreisverem Dresden und Milglied des Landes ausschusses sächsischer Feuerwehren in Chemnitz. Neben den Feuerwehren haben noch viele Wvhltätigke»sa»sialten durch sein opferwilliges Wirken Förderung erfahren. Er stand im 66. Lebensjahre. —* Sonntag nachmittag fand in Oschatz eine Vertrauens- aiänner-Versainmlung der konservative,, Partei wegen Ausstellung eines Kandidaten für die nächste Landtags wähl im 8. städlißhen Wahlkreis Wnrzeu-O>chatz-Ricsa statt. Mil großer Stlmiiienmehrheir wurde als Kandidat Bürgermeister Dr. "eegen in Wurzen ausgestellt. —* Für die Erbauung eines Geschäftshauses kür die städtische Sparkasse und die Grundrenten- und Hypo theken-Anstalt der Stadt Dresden auf dem Banblocke -wischen Scluiistrake und Piarrgasse geiiehmigte der Rar von den vor- liegenden zwei Planungen des städtischen Hochbauamtes die zeit lich vorangehende Planung I und bewilligte die Anschlagskosten iii Höhe von 359100 Mk. aus Sparkaffeniniltekn. —* Der Rat beschloß, den Stadtverordneten auf ihr Er suchen vom 16. Dezember 190t um Erlaß eines Rauchver botes in Warenhäusern und Regelung des Verkehrs daselbst zur Verhülung von Uebersüllungen mitzuteilen, daß das Rauchverbot mit Bekaniililiachung vom 22. Dezember 190t er lassen worden ist und iür die Tage starken Andranges den In habern noch auszugeben: im Warenhause, vor allem an den Jnnenlreooen und an den besondere» Ausgängen Angestellte z» verteilen, die die Besucher zum Rechtsgehen und zur Benutzung dieser Ausgänge zu veranlassen haben; alle Türen, auch die in der Regel nur als Nolausgang dienenden, unverschlossen zu Hallen und als „Ausgang" zu bezeichnen; den Zugang zu dem Waren- hause nur durch die Haupttür, den Abgang durch alle anderen Türen zu gestalten. —* Vor einigen Tagen wurde eine Abordnung der Säch sischen Rentenversicherungs-Anstalt zu Dresden, beliebend aus dem Vorsitzenden des Vorstands. Herrn Justiz- ral Dr. Pilling, aus dein Vorsitzenden des Ausschußes, Herrn Hosral Luther und aus dem Direktor der Anstalt. Herrn Tr. Aniou. von dem seitherigen Königlichen Regierungsvertreler der Annaa. Herrn Minisierialsirckior Geheimen Rat Dr. Roscher empfangen und überreichte eine künstlerisch ausgestattete Wid- miingsiase!. Es war den Mitgliedern des Vorstands und Aus schusses der Anstalt ein Herzensbedürfnis. Herrn Geheimen Rat Dr Rv'cher. nachdem ihn das Königliche Ministerium des Inner» linier den durch Erlös: des Reichsgeictzes über die privaten Versicheriingsunleriicbmuligen vom 12. Mai 1901 eingelretenen veränderten UmitäuSeii von der Vertretung der Königlichen Regierung bei der Anstalt, abberuien hatte, für seine rege un ermüdlich« Beieiliguur an den Beratungen während einer langen Reihe von Jahren, für sein hingehendes Wirken, für seine auf opfernde. den gemeinnützigen und segensreichen Zwecken der An stalt in hervorragender Weise förderlich gewesene Mitarbeit den wärmste» und herzlichste» Dank zu bekunden. —* Die gestrige Versammlung des Gewerbevereins, in der Herr Zioillngenieur R. Hartwig den Vorsitz sühne, gewährke Ser wohl mehr als tausendköpsigen Hörerschaft in be sonderem Maße Belehrung und Unterhaltung, indem Herr Dozent Fe ns Lützen einen hochinteressanten Vortrag über „T «erleben in T e u t s ch ° L st a s r i k a " unter Vorführung vrächlig gelungener farbiger Lichtbilder nach Originalauf- nalmien des Foriäningsreisenden Earl Schillings bot. form gewandt und inhalircich auch die erläuternden Ausführungen des Vortragenden nwren. — in »och höherem Grade gekörte das Jntereüe der Versammelten den illustrierenden Bildern, die un streitig das Vollkommenste darstellten, was bisher aus dem Gebiete der Momentphotographie geleistet worden ist. Carl Schillings, einer der kühnsten und ausdauerndsten Asrikasorscher und wohl der erfahrenste Beobachter des Tierlebens in der Wild nis. Hut mit Hüse eigens konstruierter Goertzscher Moment- upvarale in Ser Massameppe >am Fuße des Kilimandscharos Auf nahmen von lebenden, sich frei beioegeirden Tieren sertiggestellt. deren Schärfe und Naturtrcue uneingeschränkte Beivunveruna Hervorrufen muh. Zu riesigen Lichtbilder-Vergrößerungen sah mau gestern u. a. ^chlllingssche Originalausnabmen von liest- baiiendcn Webervögeln, fliegenden Ibissen, Nimmersatt- Störchen, Flamingos usiv. Von den ostafrikanischen Raubvögeln wurden teils im Zustande der Ruhe, teils im Fluge, teils im Augenblicke des gierigen Fressens namentlich verschiedene Geier arten. von den großen Vogelarien insonderheit der Strauß in allen möglichen Phasen seines Daieins vorgeführt. Wie eS möglich ist. derartig lebensvolle Photographien auch von den flüchtigsten und menschenscheuesten Tieren herzustellen, erklärt sich einigermaßen daraus, daß sich Schillings Momentapparate bat bauen lassen, mit denen nach Art eines Schießgewehres «ach dem aufzuaehmenden Objekte gezielt wird, um in dem für di« Photographie günstige« Augenblicke gleichsam losdrücken zu können. Im ziveiten Telle seines Vortrages iührte Herr Lützen in Wort und Bild Szene« aus dem Leben der osiasrikanischen Säugetiere vor. wobei eine neue inventiöse Art der Erzeugung lebensvoller Tierbllder Erwähnung fand: die Selbstoboiogravhie der Tiere zur 'liackizeit mittel» Blitzlichts. Aeynlich dein Jäger, der wohl zuweilen scheue und gesährlich« Jagdticre durch Eetbsttchüffe erlegt, hat Carl Schilling- mit ocsteiy Erfolg« an den nächtlichen Trankslälten der wilden Tiere gäben ausge- spannt, bei deren Berührung durch da» Tier niittels eines sicher funktionierenden Mechanismus selbsttätig Blitzlicht -um Aufflammen gelangt und gleichzeitig der Momentverschluß einer Camera geöffnet und wieder geschlossen wird. Besondere Her vorhebung verdient, baß all« die voraesührten Bilder keinerlei Retouche elffahren haben. Man darf behaupten, daß mit diesen SchillingSschen Tieraufnahmen in der Wildnis eine neue Aera der bildliche» Darstellung von Tieren begonnen hat. Ter Vor tragende durfte am Ende seines beinahe zweistündigen Lickt bilder-BortragS rauschenden Beifall «nlgegennehmen, — Am nächsten Montag wird Herr Ingenieur E, Pirsche! über: „Streifziige durch die Vereinigten Ltaaten Nordamerikas" vor- iragen. Der Vortragsabend am -7. Februar fällt au» wegen de» am gleichen Abend im GewerbeyauSsaale statliinbenden FlotlcnverciiiS-FesteS. für welches auch König Friedrich August tral- sein Erscheinen zugelagt hat. —* Den Schluß der gestrigen Vorstellung im Cen Theater bildete die Erlösung des „Hungerpros Papuß aus seinem freiwilligen Gefängnis nach Ablü-, . achttägigen Hungerperiode. Herr Papuß zeigte ein weniger al>gezeIirleS Aussehen, als um» hätte erwarten sollen, besonders wenn man erwägt, daß ein achttägiger Verzicht auf die Ber- schöiicrungskiiiist des Barbiers allein schon zu einem elenden Aussehen de« Gesicht» wesentlich beitragt. Im übrigen war diese Schlußvorsührung eine harte Prüfung jedes ästhetischen Emp findens, die »och verstärkt wurde durch die scheinbare Gier, mit der Papuß die Glasscheiben zertrümmerte, nur um sich aus ein bereit- tehendcs Glas Milch zu stürzen und — es auf einen Zug zu eeren? Weit gefehlt — er trank es gemächlich in drei Av- ätzen aus, dazwischen einen Kognak genehmigend, woraus her- vorgeben dürste, dag es mit dem Nahrungsbedürsinsse nicht allzu chlimiii ioar, icdensalls nicht so schlimm, daß die Glasscheibe nicht hätte unzerbrochen bleiben können. Mit welcher Berech tigung Papuß sich selbst als „lebendes Geheimnis" und seine Produktion als „wissenschaftliches Experiment" bezeichnet, ist unerfindlich: daß ein Mensch 7 Tage und länger ohne Nahrung zu sich zu nehmen am Leben bleiben kann, ist bekannt genug und durchaus kein Geheimnis, am allerwenigsten ein solches, welche» nur durch lansjährigen Aufenthalt unter indischen Fakiren erworben werden kann. Bei lenen Fakiren handelt cs sich um kataleptische Zustände, deren Hervorrufen durch den eigene» Willen ein allerdings noch unerklärte- wissenschaft liches Rätsel ist. Die kolalepttjchen Zustände ähneln vollkommen dem Scheiniode; die Respiration ist. ebenso wie die Herztätig keit, fast völlig aufgehoben, die Körpertemperatur sinkt außer ordentlich, und die betreffenden Individuen liegen regungslos mit verstopften Körperössnungen tage- und wochenlang, vis die Wiedererweckung durch Frottieren und Erwärmung erfolgt. Dir längste, von einwandfreien, wissenschaftlich geschulten Beob achtern überwachte Dauer eines solchen Experimentes umfaßte echs Woche», während welcher der freiwillig scheintote Fakir in einem Sarge ordnungsgemäß begraben lag und mit der Außenwelt, bezw. Lust, nur durch ein strohhalmstarkes Röhrchen in Verbindung stand. Also ein Experiment so verschieden als nur möglich von dem des Papuß. — In den peruanisch-chile nischen Coroilieren nehmen die den Lasttransport auf dem Rücken bewirkenden Indianer in gewissen Gegenden regelmäßig wäh rend der fünf bis sechs Tage, oft genug noch länger dauernden Gedirgsüberschreitung keinerlei Nahrung zu sich, nur daß sie in mehrstündigen Intervallen eine Portion Cocablätter auskauen — die ousgeiaugten, mit Aalkpuiver lum das in den Blättern enthaltene Cocain löslich zu machen) vermischten Blätter wer den nicht verschluckt, sondern ausgcipieen. Dabei leisten die Leute staunenswerte körperliche Arbeit, indem sie mit 1 ja 6 Arroben Last s» 15 Kilogramm) aus dem Rücken auf steilen, ungebahnten Pfaden die Anden in relativen Paßhöben von 3- vis 6000 Fuß überklettern. Der Genuß der Cocablätter ver leiht dem Körper — allerdings aus Kosten des Nervensystems — die völlige Spannkraft, um die ungeheuren Anstrengungen aus- zuhalten; einen Nährwert hat das Cocain abwlut nicht, wie sich am besten daraus entnehmen läßt, daß die Leut« in er- chreckendcr Weise abmagern, vor allem aber beieiligt es ledes Hungergefühl, erregt sogar einen intensiven Widerwillen gegen >ede Nahrungsaufnahme. — Papuß selbst ist ja Süd amerikaner: mit den narkotischen Wirkungen der Cocapräparate dürfte er also vertraut sein, und wenn er sich statt mit den voluminösen Coca-Blättern für die siebentägige Hungerzeit mit wenigen, nur den Raum einiger Zigaretten beanspruchenden Gramm Cocain versehen hat, so dürfte das Experiment für ihn kaum mit nennenswerten Beschwerden verknüpft gewesen sein. Die Kontrollmaßregcin waren jo ebenfalls be, weitem nicht aus reichend. »in ein Einschinucmeln solcher Medikamente zu verhüten, dos nicht einmal mit dem Programm in Widerspruch gestanden hätte, denn niemand könnte wohl das Verschlucken von einigen Grammen jenes Alkaloides als „Nahrungsaufnahme" bezeichnen wollen. — Wissenschaftlich hatte das Experiment des „tzuMcr- prosessors" absolut keinen Wert; über diesen Punkt ei» Wort zu verlieren, wäre unnütz Das ganze „Experiment" kann man getrost in das Gebier des Ulkes verwesten, der ja in der Zeit um Faiching gern hingenommen wird, namentlich wenn er von Anmut begleitet ist. Letzter« war allerdings in der Repräsentation des Herrn Papuß nirgends zu entdecken. Schon die Vorbereitungen beim Beginne des Experi- ments, das Auskleiden usw., wirkten im höchsten Grade un ästhetisch und abstoßend, nicht minder das Verlassen der Masche am gestrigen Abend. Und warum und wofür und von wem wohl kam das Wagenrad von Lorbeerkran» mit roter Seiden- chleise, der dem Herrn Professor beim Verlosten des Käfigs überreicht wurde? Und welcher JdeenkreiS mag die Bravorufe veranlaßt kvben. mit der der unrasierte Mann i» Nacht» gewandsbegrüßt wurde? - Am Freilag sprach wtttt rachem Beifall i» Pädagogischen Verein IDreSdner Lehrer« verein . - .. "ald! ei ziemlich langem Ausenlkalt der Krauten a« nnen. In den licht- und lufffeereiz Wohnungen, okstadikindex ihre Jugend »»bringe» müssen. Keim zu getäbriichen Krankheiten gelegt. Hur aoglschkn Verein -«Dresdner Lehrer« n> Herr Professor Dr. Schloßmann über die schule. Der Gedankengang war ungefähr folgender: vin. guter Zug unserer Zeit ist. daß die GWmchmt »n We»e für die sorgt, du aus die Hilfe der Allaemelnheit ang, sind. Auch wenn die Armen- oder Staatskasse für bie B eintritt, ist eS doch im Grund« die Allgemeinheit, welch« ^ der Unterstützung trägt. Namentlich «st der Opfermut für Arm« und kranke Kinder erfreulich gestiegen. Hierfür sind Ferienkolonie» und Seehospize redende Zeugnisse. Entere sind freilich nur znr Erholung noch gesunder Kinder geeignet, während di« letzteren ihren Zweck, tuberkulösen und skropvulöien Kindern Genesung zu bringen, nur bei ziemlich langem Aufenthalt der Lrankrn a« der See erfüllen könne», in denen viele Groß wird gar leicht der K . a> t es. einer Erkrankung möglichst torzubeugen. Diesen verfolgt die von der Stadt Chalfotteirbura bearündet« Wald schule. In einem abgegrenzlen Stück Waid stehen eine Schul- und eine Wirtschaflsbaracke. Frühmorgens werden die gefährde ten Kinder hierher geführt, um den Tag bi» zum Abend zu ver bringen. Ohne Entgelj erhallen sie Frühstück, Mttagrffen, Vesper und Abendbrot. Unterricht und Ausenthalt im Freien wechseln «p. einander ab, der Unterricht wird niöglichst im Freien selbst erteill Bisher sind nur gute Erfahrungen mtt dieser Einrichtung ««nacht worden. Auch für unsere Stadt ist die Errichtung einer Wald- chule sehr wünschcns vert, und infvlae der günstigen Lage an der Heide sehr leicht zu ermüalichen. Da jedoch die Frage der Er richtung nicht ohne weitexcs in hie Organisation unserer Stadt verwaltung vaßt, ist eS eine Pflicht aller unserer Wohltätigkeit», vereine, in dieser Sache Schritte im Interesse unserer Kinder zu tun. — Der Vorstand des Pädagogischen Verein» wird selbst über das in dieser Sacke erforderliche Vorgehen beraten —* Anläßlich des Hausballes, ivelchen Herr Hossmeister einein gesamten Personal für treue Pslichterfülluna in den Räumlichkeiten der „Waldschlößchen-Terralle" ver- anstaltete. wurde an König Friedrich August von sämtlichen ifeslteilnebiiiern ein Ergebenheits-Telegramm abgesandl, woraus chon in früher Morgenstunde nachstehendes Antwort-Telegramm ffiitraf: „§e. Majestät der König lamn dem zum HauSball ve«> auimelt gewesenen Personal der Waldschlößchen-Terrosse für reundlichen Gruß besten« danken, v. Schönberg. Oberstleutnant und Flügelodiulant." —* Polizeibericht, 14. Februar. Gestern nachmittag erhängte sich wegen eines unl)eilbarcn inneren Leidens ein Arbeiter. — Auf der Elisenstraße wurde gestern früh eine 80 Jahre alter Arbeiterin in der Küche ihrer Wirtin entseelt vorgefun den. Nach dem Ergebnisse der Leichenschau ist der Tod infolge innerer Krankheit eingetreten. — Vorgestern, nachts gegen 3 Uhr, mußte in Löbtau ein Gendarm gegen einen an Zitier» irrsinn erkrankten und in Tobiucht verfallenen Baugewerken einschreiten. der. nur mit einem Hemd bekleidet, in einem Vor» ,arten und aus einem LiUerplatze schimpfend und schreiend um- »eriicf und mü einer Reckstange alles zu zerschlagen drohte. Mit Hilfe einiger Männer gelang es. den Tobenden in seine Wohnung zurückzubringen, von der aus er in das Irrenhaus gebracht wurde. — lstorgestern nachmittag landete der Fahrmeister an der Nebigauer Fähre die Leiche einer verheirateten. bl> Jahre alten Frau, die sich e r t r ä n k t hatte. — In einer Sckionk- wirtschast in der inneren Altstadt verstarb vorgestern nacht aeae» 12 Uhr ein 62 Jahre alter Gewerbetreibender von hier infolge eines Herzschlages. — Einen bedeiilenden Verlust erlitt eine hiesige Kiitschersamilic, die Anfang dieses Monats ein angebliches Ehepaar zur Untermiete ausnahm. Die Leute de- zahlten zwar zunächst das Logisgeld, waren aber nach 8 Tagen pcr'chwundcn, nachdem sie die Wohnung geplündert hatten. Dabei sind ihnen u. a. 1 golden« Damenuhr und 8 gol dene rlsinge in die Hände gesotten. Ter Mann nannte sich Reisender Karl Neumeyer; die Frau erhielt Briefe aus den Namen Elisabeth Berger. Beide sind etwa 25 Jahre alt und von gleicher Größe, ettr>a 1,70 Meter. — Am Sonnabend wupden in Löbtau nn Erdgeschoß eines Neubaues ein Schloffergeknlfc imd ein ihm beigegebener Lehrling betäubt aufgesunden. Man lößte ihnen zunächst Milch ein und brachte sie wieder zur Be- iniiung, worauf ein herbeigerufener Arzt, der eine Gasver giftung feststelite, die Ueberfführung der beiden in ihre Wob- niing verfügte. — Am 12. d. M. wurde im Kabinett 21 her König!. Gemäldegalerie im Zwinger dos Fehlen eines kleinen aus Kursier gemalten Bildes „Wachtturm" von Breughel der Äelrere entdeckt. Das Bild. 8sX: Zentimeter hock und l2 Zentimeter breit, in holzgcschnitziem. vergoldetem. 4 Zentimeter breitem Bnrockrahmen, stellt eine Landfchaft am Meere dar. Rechts im Bilde dehnt sich eine Meeresbucht aus Auf dem links von der Bückt auffsteiaenden User erhebt sich aus Ruinen ein mit spitzem Dach gekrönter Rundturm. Links vom Turm bilden Bäume, darunter ein sich schwach abhebendes Ge bäude, den Hintergrund Rechts vorn Turme erblickt man über der Buckt einen Höbenzug, an deni sich eine Ortschaft hinziebl. Einige Boot« am Ufer acr Meeresbucht, Personen und Hunde aus dem Usergclände beloben das Bild im Vordergrund«. Allein Anscheine nack isi das Bild erst kürzlich, wahrscheinlich am 12. ds.. aus der Galerie entwende! worden. Sachdienliche Angaben über den Verbleib des Bildes, von dem eine Wiedergabe sich im Schau kasten des PoUzeiaebändes, Schießgaffe 7, befindet, werden an die Kriminaiabteil»»v der Könial. Palneidirektton erbeten. —* Heule vormittag -"^9 Uhr kollidierte in der Dettiner- straße ein Wagen der roten Straßenbahn mit einem solchen der gelben. Der Zusammen st oß war «in lo heftiger, daß der Perron des roten Wagens vollständig zertrümmert und der Wagen selbst weit aus die Straße hinauSgejchleudert wurde. — Landgericht. Der 188» aeb Baunibei»k> Einst Engen Meißner anS Dresden bezog teilweise den Lebensunterhalt van einer Konttallieiten und wird nach geheimer Beweisausiiakme wegen Zu hälteret zu 6 Wachen Gesänanis ve,ur»e lt: 4 Wacken bleiben »ach zu oelbüßen. — Der 29 mal vorbestrafte Dachdecker Karl. Friedrich Pabst aus B'iesnitz stabl am 29. November in einer iaelche letzteren sich an allen Säulen Ser Halle wiederholte». Von denen der vier des Hintergrundes wallten lange Trauer- siore herab. Je drei junge Studierende der Hochschule der bildenden Künste, in ihrem malerischen Wichs, die Köpfe mit breit- trämpigem Federhut bedeckt, in schwarzes, mit breiter, gelber Tchärpe umqürteieS Samlwamms und lichtbraunc, lwhe, ioeich- laliige Reiterstiesel gekleidet, den gezogenen Degen in der in braunem Stulphandichuh steckenden Rechten umstanden, je drei au' jeder Langseite zunächst dem Katafalk. Die gesamten Wand flächen der Halle hinter den Säulen und antiken Statuen waren schwarz verhüllt. An der Ossieilc des Podiums wie dessen Fuß saßen und standen die nächsten Fomilienmitalieder, Damen und zwei kleine, süße, galdhaarige Mädchen in Trauertracht, deren Eltern, des Meisters Neffe Professor Dr. Kriyar-Menzel, und seine junge norweaffcke Gemahlin; der „treue Kriegskamerad" des Verewigten im Lebenskämpfe seiner früheren Jahre: seine Schwester verwitwete Musikdirektor Krigor und ihre Tochter. Vorn am Fuße des Podiums war bereits eine Fülle prächtiger kolossaler Lorbeer- und Blumenkränze niederaelegt, a»s deren breiten, schwarzen, weißen, farbigen Schleisenvändern die Wid mungen zu lesen waren: Ihrem Ehrenbürger die Stadt Berlin. Dem unsterblichen Meister die Akademie der Künste, das Kultus- Ministerium, die miisikali'che Hpch'chule, jener erwähnte und noch «in zweiter persönlich gesliitewr Kranz des Kaisers. Tie Orden Menzels, auf gelben Stoff gelegt, aus zwei violetten Kissen be- festigt. n>are» gegen den Fuß der Kandelaber gelehnt. Die so ernst und prächtig dekorierte Halle füllte sich mit einer glänzen den Versammlung. Da 'amen die Minister Schönstedt. Möller, v. Boetticher, der Reichskanzler in Hularenunisorm mit dem Band des Schwarzen Adlerordens, die Gesandten der deutschen und fremden Mächte, der BuiDesrat. das Rcichstaasorästdium, der Hausminister v. Wedel, der Vize-Oberzeremonienmcister von dem Knesebeck, die Gcnerakadsulanteu des Kaisers, Generalintendant o. Hülsen, Oberbürgermeister Kirschner und viele Stadtverord nete. der Senat der Akademie der dliinste, Rektor nnd Dekan der Universität in ihren Prunkgewändern. Von Künstlern bemerkten wir Reinhold Begas, Ludwig Knaus, Paul Meyerbeim, Tuaillon, Anton v. Werner. Professor Manzel; auch die Schriftsteller- und Mujikwelt ist vertreten Lautlose Stille tritt ei», die beiden Schloßgardisten präsentieren, die Studenten senken die Schläger Unter dem Bortritt zweier Senatoren der Akademie schreitet das Kaiierpaar herein, gefolgt vom Prinzen August Wilhelm, dem Erbprinzen von Hohenzollern. den übrigen, zu^eit in Berlin an- weienden Prinzen und der Generalität. Der Kaiser erscheint im Hobenzollernmontel. den Generalshelm in der Hand, die Kaisen» im schwarzen Sanilmantel mit grauem Pelzkragen und schwarzem Hut. Der Kaiser sieht lehr ernst ouS er verrichte« am Sarge mit der Kniielin ein stilles Gebet. AIS Beethovens -Eleasicher Gesang" ertönt, vorgetrngen von dem Cbor der König! Hochschule für Musik unter Leitung von Pios. Joachim, nimmt da» Kaiierpaar Platz, hinter ldm neben die Prinzen und Gene rale. Oberdlsipiediger Tttiandrr zu Hänpten des Sarges Der Gelang löst die Wucht dr« Scdmerz-s in weihevolle Trauer aus und stimmt die Herzen böller Ter Geistliche beginnt seine Trauerrede: „Ein Meisich ist in seinem Leben wie GraS. er blühet wir die Blume des Felde«. Wenn der Wind darüber gebt. Nt er nicht mehr" In die lichie Halle der griechischen Götter hier ist der Einst des Todes eingezogen, ein Hoherpriester brr Kunst ist abgeruien woiden Das Kaiserhaus, da- in ihm einen seiner Treuen siebt Männer des Staates. Jünger der Kunst, die Stadt und da- Vaterland trauern »in den Totrn. An thi» da» sich die Verheißung erilillt: Du jollst im Alter zu Grab« kommen: lein vollendetes Leben gleicht einer ausgereistrn Gaibe Ein Jahrhundert dcS giößte» Umschwunges aus allen Gebieten häl er duichlebt. Alle Milstrebeiiden hat er mstqrslaltet. mitgr- vrägt, sie deberrlcht. Er war niemals Schüler, immer Original, von beispiellosem Jle>k. Seinen AnSiprnch: „Der Künstler muß In ein Vrihälini« zu seiner Zeit nnd seinem Volke kommenbat er an sich selbst erlüllt, die Bilder a»S der Zelt des Königs Friedrich ll »»d d«s Kaileis Wilhelm sind Zeugen dafür. Da- Aiige, In dem eine ganze Welt sich daneinv wiegest«, ist für immer gebioche». Eine harte Jagend gab ihm eine rauhe Auge»« leite, aber sein reiche» Innenleben, fekn weiche« Herz «schlaft er Veiwanbte» und Jcrnnden Mit stillen Wohltaten hat e» viele beglückt, er war ei» Cba,akter. der sich vor Mentchen nicht beugte. Nu» wiid die «eile Garbe heimgekührt : welches ist die Scheuer? Dir Weit der Giieche» hat die« Rätsel nicht gelöst, nur mit ihrer Kunst Mil» veibüUt. Wir haben die LSiuna. möge sein licht- empfängliche» Auge, da» iekt erstarrt ist. km ew gen Licht sich spiegeln. An d«» Trauerrede lchloß sich ein Gebet an. bei dem sich bas Kai'erpoar erhob. Daun ipiklte Meister Joachim, der seinen Prunlinaniel abgelegt batte, ieinem Wien Freunde mit seinem Quartett da» Adagio von Haydn. Au- dem Schluchzen der Musik erhob stillere Trauer da- Haupt zu lickten Höven aus- blickend. In die Musik rauschten die Blätter der Lord«»,kränze, bie während des Svirl» von Abgeordnete« am Sarge nirvelgeiegi wurden. Der Kailrr war tiei ergriffen und blickte bald vor sich hin. bald auf den Sarg Man iad es ihm an. daß rin Stück seines Gemülslebens von idm gerissen werden iollte. dem er in tiefer Trauer nachlab. Stehend hörte da- Kaise>paar auch den Bactncden Ckoral an: „Wenn ich einmal >oll scheiden'. Tie Schweiterkunst mußte Nagen nnd stauern. da die Kunst des toien Meister» stumm ist. Der Segen de- Geistlichen beichloß die Feier. DaS Kosiervaar verließ mit dem Gefolge die Halle. Bald winde der Eichen org mit dem Kailerknniz von der Freitrevv« dtnadgrtragen, gefolgt von der Familie des toten Meisters. Der Zug setzte sich in Bewegung. Bora» die Kompagnie mit der Musik, dann die Standarte der Hoch'chuie mit den Chargierten, zur Seite de- Wagens Ichritien acht Gardisten, dahinter zwei königliche Diener. Der Kaiser ichilit allein dabei, ernsten Blicke-, Im Winde webten die Hrlmtrdern. Es folgten die Prinzen, tn ihrer Mitte der Neffe MenzrlS. dann bie Abgeordneten der Akademie und das übrige Tranergrfolae. De» Schluß bilveten zwei Wagen mit Kränzen und kranziche Galawagr». denen sich die Adgeoidneten der Hochschulen mit den Bannern in vielen Wagen anschlosse» Gegenüber dem ScRoß marschierte die Kommgnie aus und und dem Palais des asten Kaisers Wilhelm hin, die Meister Menzel so im Tode noch grüßte! Ringsum brauste der M- tagStrubel der Millionenstadt, durch den der lleine Riese mit den sinnenden und doch so scharf beobachtenden Augen so gern dahins«schritten. — Gegen halb 3 Uhr kam der Zug aus dem Kirchhof an. Der Verein Berliner Künstler hatte sich die Ehr« erbeten, seinem Groß- und Altmeister den Weg zum Grabe künstlerisch zu schmücken. Menzel hat seine letzte Rtche- stätte aus dem Alten Dreisoltigkeits-Kirchhos« in der Bergmann- Straße gefunden, auf dem seine Eltern ruhen. Er bat daS sAbst so bestimmt. Die Grabstätte liegt im Wiche» Telle de» Fried-
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