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Dresdner Nachrichten : 05.03.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192703058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270305
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-03
- Tag 1927-03-05
-
Monat
1927-03
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 05.03.1927
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Der deutsche Kabelwes nach Amerika. Feierliche Eröffnung -es deutschen Azoren-Kabels. vekll«. 4. Mär». Zur Feier der Eröffnung de» neuen deutschen Habels Emden—Azoren, da« den seil dem Weltkrieg unterbrochenen direkten deutsch-amerikanischen llabelvcrkehr wiederherstellt, hatten AufsichtSrat und Borstand -er Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschast zu heute abend Einladungen an eine große Anzahl hervorragen der Persönlichkeiten in den Marmorsaal des Hotels Esplanade ergehen lassen. Der Bvrsihende des AnssichlSratcS der Deutsch-Atlantischen Telegraphengesellschaft, Dr. Solmsscn, hielt die Eröffnungsrede, in der er u. a. auöfllhrte: Deutschland habe seinen gesamten rund MM» See meilen messenden «abelbcsitz cingeblltzt, zunächst durch die KriegShandlungen der Feinde und dann durch den Versailler Beitrag, durch den Deutschland das Eigen tum an allen seinen Kabeln im Werte von 79 Millionen Gold- «ark genommen wurde. Die folgende Zeit habe aber be wiesen. daß die den Dingen selbst inncivohiiende Logik aus die Dauer stärker ist als der Unverstand menschlicher Leidcnschast. Die Welt konnte den Berkehr mit Deutschland nicht entbehren, noch konnte Deutschland daraus verzichten, in unmittelbarer telegraphischer Verbindung mit denjenigen Nationen zu stehe», mit denen es Güteraustausch und Gedanke» wechselt. Die Bedingungen für den Wiederaufbau des deutschen Nachrichtennetzcs. so fuhr Dr. Svlmssen fort, seien jedoch denk bar ungünstig gewesen: Einerseits habe das Kapital gefehlt, aodcrseitS sei es schwer gewesen, Konzessionen zu er halte«, um ein Kabel außerhalb Dcutschlands landen zu können. Die Kraft Deutschlands habe lediglich i» der Defensive gelegen: Die in der Dentsch-Atlantisclten Telc- graphengesellschast vereinigte» privatwirtschastlichen Kabel- gescllschastc» hätten sich in harmonischer Zusammenarbeit mit dem Nsichspostministcrium gegenüber de» Forderungen der den Kabelverkehr monopolisierenden Machte auf Gewährung des DnrchgangSrechtS für de« Wcltnachrichtendienst über Deutschland ablehnend verhalte«. Es sei der Grundsatz festgehalten worden, daß in Deutschland nur ein deutsches Kabel landen dürste. Allmählich sei die KriegSphsychose einer ruhigeren gerechteren Beurteilung der Lage gewichen und die Boraussetzungen sür die notwendigen Verhandlungen über den Wiederaufbau des Nachrichten dienstes seien dadurch gegeben worden. Im Januar 1023 habe die Deutsch-Amerikanische Tele- graphengesellschast zunächst mit der Firma W. A. Harriman ». Co. Ine. einen Vertrag abgeschlossen, durch den diese ihre Bereitschaft erklärte, den deutschen, Emden mit den Azoren vcrdindenden Kabeltcil eines transatlantischen Kabels durch »ebernahme einer Anleihe im Höchstbctrage von fünf Mil lionen Dollar zu finanzieren. Darauf habe man sich mit Unterstützung der englischen Regierung mit Erfolg um die portugiesische Konzession zur Landung des Kabels ans den Azoren beworben, von wo ein neues alle bisher gelegten Kabel übertreffcndes High-Spced-Kabel der Western Union Telegraph Eo. nach Ncnuork gelegt wurde. Der Ersolg des Abkommens sei, daß die Deutsch-Atlantische Telegraphen- gesellschaft über das Kabel Emden—Azoren den gesamten Ber kehr gibt und empfängt, der sür die Cvmmercial Cable Co. »nd die Western Union Telegraph Co. bestimmt ist bzw. von ihnen gebracht wird, während früher die Deutsch-Atlantische Telegraphengesellschast nur den Berkehr gab und empfing, de» die Eommcrcial Cable Co. lieferte oder abnahm. Ei» weiterer Ersatz gegenüber früher, wo die Deutsch-Atlantische Tele graphengesellschaft zwei Kabel Emden—Nenyork besaß, sei die weit stärkere Kapazität des neuen Kabels, das eine Zeichenzahl von IHN» in der Minute sBorkricgszcit 60» in der Minute! ausipcise. Die letzten Schwierigkeiten, die darin bestanden, ein Kabel gleich hochwertiger Kapazität in Deutschland herznstcllen, seien schließlich überwunden worden, und zwar in engster Zusammenarbeit mit dem ReichSpostministcrium und der Telegraphcntechnischcn Neichsanstalt. Das Kabel sei dann von den Norddeutschen Scckabclwcrkcn in Nordenham her- gestellt und durch ihren Kabeldampfcr „Neptun" gelegt worden. Reichspoflminlsler Dr. Schätze! erwiderte, daß die wichtige Wechselwirkung zwischen Weltwirt schaft und schnellem Nachrichtendienst die Deutsche Reichspvst von jeher veranlaßt hat, ihre ganze Kraft sür die Entwicklung eines umfangreichen Netzes unabhängiger Verbindungen über die ganze Welt einzusctzcn. Frei und gleichberechtigt mit allen Nachbarn will Deutschland sein Teil auch auf diesem Gebiete internationaler Arbeit beitragen. Funk und Kabel sollen beide gefordert werden, damit sic sich unterstützen und ergänzen. Nach einem Dank an alle, die an dem vollendeten Werk mit geholfen haben, verlas der NeichSpostminister die ersten Tele gramme, die auf dem neuen Kabel Emden—Horta—Neupork zwischen dem deutschen Reichspräsidenten und dem Präsidenten der Bereinigten Staaten ausgetauscht worden sind. Reichspräsident von Hindcnburg hat telegraphiert: Mit Genugtuung begrüße ich die Wiederherstellung der direkte» Kabelverbindung zwtscheui Deutschland und de» Ber einigten Staaten von Amerika, und es gereicht mir zur beson deren Freude, Ihnen, Herr Präsident, und dem amerikanische» Bolle anläßlich der Ervssnung des neuen Emden-Azoren— Neuyork - Kabels meine aufrichtigste» Glückwünsche zum Ausdruck zu bringen. Ich hoffe zuversichtlich, das, diese von amerikanischen und deutschen Gesellschaften gemeinschaftlich hergestellte neue telegraphische Verbindung immer dazu bei tragen wird, das gute Einvernehmen zwischen unsere» Ländern »nd ihre wirtschaftlichen Interesse» zu fördern und zu erhalten, gez. v. Ht » denbur g." Die gleichzeitig vom Präsidenten Eoolidge übersandte Botschaft hat folgenden Wortlaut in deutscher Uebersetzung: „Mit großer Freude benutze ich die Gelegenheit der Er öffnung der direkten Kabelverbindung zwischen den Ver einigte» Staaten und Deutschland, um Ew. Erz. meine herz lichen Grüße zu senden und der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß dieses neue Verkehrsmittel das gegenseitige Verständnis und das gute Einvernehmen zwischen de» beiden Länder» fördern wird. gez. Calvin Coolidge. Die warmen Worte, erklärte der Rcichspostminister, und die gute» Wünsche der beiden Staatsoberhäupter werden auf- richtigen Widerhall bei Ihren Völkern finden. Zum Schluß übergab Reichspostminister Schätze! das neue Kabel seiner Be stimmung. In einer weiteren Ansprache hob sodann -er amerikanische Boischafier in Berlin, Dr. Schnrman, de» Mut, den Scharfsinn und die große Ge schicklichkeit in schwierigen Verhandlungen sowie die un beugsame Beharrlichkeit des Reichspostministeriums und der Deutsch-Atlantische» Telegraphengesellschast hervor. Nie sei ein großes Unternehmen unter ungünstigeren Umständen durch- gcsührt worden. Er freue sich, feststellen z» können, daß auch Amerika einen Anteil a» dem Gelingen des großen deutschen Unternehmens gehabt habe. Ganz abgesehen von seiner wirt schaftlichen Bedcutnng werde das neue Kabel zur besseren Kenntnis und zum gegenseitigen Sichverstehen der beiden Völker beitrage». Er habe das Vertrauen, daß die Zeitungs- berichtcrstattcr beider Länder, die sich des »cncn Kabels be dienten, sich immer von einem tiefen Gefühl für ihre Verant wortlichkeit und von mitfühlendem Verständnis führen lassen, die sie befähige», den Standpunkt fremder Nationen zu ver stehe» und zu würdigen. So werde das Kabel ein Organ des gegenseitige» Verstehens, der gegcnseiten Hoch- schätznng, des Friedens und des guten Millens sein. Verkagung -es amerikanischen Senales. Siegreiche Obstruktion gegen die Freigabebill. Washington. 4. März. Der Senat hat sich vertagt, ohne die Vorlage über die Rückgabe des beschlagnahmten Eigen tums zu beraten. Vor der endgültigen Vertagung des 6». Kon gresses, die heute mittag ersolgte, war man im Senat bis zum letzten Augenblick bemüth, mit allen Mitteln die Obstruk tion zu überwinden, die sich gegen die Entschließung deS republikanischen Senators Reed iPennsnlvanicns über die Verabschiedung mehrerer wichtiger Gesetze, darunter der Vor lage über die sogenannten Notstandslredite und über die Freigabe des deutschen Eigentums richtete. Als alle Bemühungen sich als vergeblich erwiesen, bildeten sich im Parkett erregte Gruppen, und der Vorsitzende Dawes sah sich wiederholt genötigt, den Polizisten zur Wiederherstellung der Ordnung Anweisungen zu erteilen. Voraussichtlich wird der Kongreß nicht vor Dezember dieses Jahres zusammentreten. Es ist aber fraglich, ob dann die Bill wieder zur Beratung gestellt wird. Der amerikanische Korruplionsprozetz. Verurteilung des früheren Verwalters dcntschen Eigentums. Neunork, 4. März. Im Prozeß gegen Miller und Da » ghertn haben die Geschworenen Miller nach siebzig- stündiger Beratung der Verabredung zur Schädigung des Staates sür schuldig befunden. Im Falle Daughertn konnten sich die Geschworenen nicht einigen. Der Termin sür die Verkündung des Urteils gegen Mill- ncr wird später festgesetzt werden. Das Gesetz sicht eine Höchststrafe von zwei Jahre» Gefängnis und 10MN Dollar Geldstrafe vor. Der Anwalt MillnerS erklärte, er werde Be rufung cinlegen. Ans Antrag des Bundesanwalts hat das Gericht das Verfahren gegen Daughcrty eingestellt. Zum 50. Todestag -es Kreuzkanlors Julius Otto. 5. März 1877.) Bon Siegfried Störzner, Dresden. Wenn die Winterstürme den ersten Boten des Lenzes weichen, fährt sich zum M. Male der Todestag Julius Ottos, des Sänger« des „treuen, deutschen Herzens". Das schöne, im Herzen der Sächsischen Schweiz gelegene Elbstädtchen König» stein ist der Geburtsort des Meisters, der hier am 1. Sep tember 1804 das Licht der Welt erblickte. Der Herr Stadt apotheker war sein Vater, und so trägt heute das alte, male rische Gebäude der Königstciner Apotheke eine kleine Gedenk- tafel, die aus die Gcburtöstätte Julius Ottos aufmerksam macht. Wer aber dieses schlichte Erinnerungszeichen übersehen sollte, der wird gewiß nicht achtlos an dem stattlichen, schmucken Denk- Apotheke» Geburtshaus des L^ornpontsten Julius Gtto mit dessen Denkmal tu ^önigstelu a. Elbe. mal vorübcrgehen, baS vor dem kleinen Ziergarten der Apo- thcke a» der Straßcnteilung dem Dresdner Kreuzkirchcnlantvr zu Ehren errichtet wurde. Unter Julius Ottos Vorfahren, Geschwistern sOpernsänger und Komponist Franz Ottos und Nachkommen lPirnaer Stadt kantor JulinS Ottos ist manch ein trefflicher Musikus zu fin den, so der Schandauer Kantor Stephan Otto, der in so hohem Ansehen stand, daß der nachmals berühmte Andreas Hammcr- schmidt um 1630 „die Musica bei ihm erlerncte". DaS Ottosche Geschlecht war also schon seit Jahrhunderten in der Sächsischen Schweiz ansässig. I» Köntgstcin verlebte Julius Otto seine erste Kindheit. I» seine früheste Jugend fällt der furchtbare Stadtbrand vom 27. September 1810, der in wenigen Stunden iibcr fünfzig Häuser in Schutt und Asche legte. Sieben arme Menschen konnten bei dem mit rasender Geschwindigkeit um sich greifenden Feuer keinen Ausweg ans den engen Gassen finden und wurden so ein Opser der Flammen. Auch die schöne Stadtkirche, von George Vährs Meisterhand in Ge meinschaft mit seinem Freunde Fehrc erbaut, sank bei diesem Brande in Trümmer. Von Königstctn kam Julius Otto »ach Dresden aus die Krcuzschule s18l4/22s. wo er als so genannter NatSdiskantist sSopransvlosänger) mit seiner schönen Stimme die ersten Erfolge hatte. Von den Kreuzkantoren Theodor Wcinlig und Hermann Uber trefflich in der Musik vorgebildct, aber auch mit dem besten wissenschaftlichen Zeugnis in der Tasche, bezog er die Universität Leipzig, um hier drei Jahre Philosophie und unter Schicht und Wcinlig Musik zu studieren, nachdem er lange geschwankt hatte, ob er sich nicht lieber der Theologie zuwendcn solle. Bereits 1825, kehrte Julius Otto nach Dresden zurück und fand hier in dem berühmten B l o ch mannschcn Instttut als Musiklehrcr die erste Anstellung. Seine Kirchenkomposttto- ncn, Lieder, Messen und Motetten machten seinen Namen bald so bekannt, daß er schon nach kurzer Zeit die angesehene Stelle des KrcnzkirchcnkantorS erhielt, zunächst vertretungsweise, dann 1880 definitiv. Julius Otto hat dieses Amt von 1828 bis 1875 verwaltet. Daneben war er »och an de» beiden anderen evangelischen Haupilirchc» der Residenz, an der Frauenkirche und an der Sophtcnkirchc, als Musikdirektor tätig. Nach einem ganz kurzen Ruhestände schloß er am 5. März 1877 die Augen sür immer. Draußen auf dem Trinitatiskirchhvfc trugen ihn seine Freunde zur letzten Rnhc. Die Dresdner Sängerschaft, deren Führer und Liebling er die langen Jahrzehnte gewesen war, sang an seinem Grabe Julius Ottos schönsten Sang, daS unsterbliche Lied vom heilen Edelstein: „Das treue deutsche Herz", und ans des Hcinlgcgangcneu Wunch die Komposition „Des Sängers Testament". Was Julius Otto, „die Seele deS ersten Deutschen Sänger- bundfestcs" tI8gös sür den Männcrchor wie sür die Kirchen musik geschossen, gehört z» dem Bleibenden »nd Besten des Meisters. Diese Wc»k>., ,„ic scsi, vorbildliches, schlichtes Wir ken sür den deutschen Sang machten den Krcuzkirchcnkantvr wett über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Zahlreiche Son-erzlnsbehan-lung -er Slaatsbank skr -en Patrioten Darmal. tLigner Drah'bertchi der „Dresdner Nachricht« n" > Berlin. 4. März. Die heuttge Berl>andl»ng tin Barmat- Prvzeß beginnt mit der Erstattung von Gutachten der beiden Sachverständige». Professor Leitner und Kvmmerzlen- rat Ztelenziger über die Höhe der Zinöfätze der Staatsbank im Bergleich z» denjenigen anderer Banken. Professor Lettner stellt in seinem Gniachtcn fest, daß die Zinssätze der übrigen ßstros,bauten durchschnittlich um das Doppelte höher ivaren als die der Staatsbank. Der Oberstaatsanwalt wirft die Frage auf. wie es möglich gewesen sei, daß durch die Staats bank ein Kredit über vier Millionen Mark, der am 15. Ja nuar 1024 für 18 Prozent gegeben worden sei und aus einen Monat lief, am 0. Februar mit Rückwirkung vom 15. Januar auf 14 Prozent ermäßigt worden sei. Diese rückwirkende Herabsetzung eines Zinösnßes während der Laufzeit eines Kredites, die von den beiden Sachverständigen alö unverständ lich und nicht üblich bezeichnet wird, wurde Älarmat aus Grund eines Brieses von Dr. Rühe und Dr. Hellwig zugesagt. Dr. Rühe erklärt, er habe sich mit der Herabsetzung ein verstanden erklärt, weil Henry Barmat ihn darauf htngewiesen habe, daß die Kredite aus lange Sicht gedacht seien. Der Sachverständige Leitner gibt auf Befragen an, daß der allgemeinen Lage des Geldmarktes nicht die Behauptung Dr. Hcllwigs entsprach, die Staatsbank habe zu gewissen Zeiten sv viel Geld gehabt, daß sie sich um Kunden hätte bemühen müssen. — Kommerzienrat Zielenziger bekundet als Sach verständiger, der Geldmarkt sei bis Milte Februar 1024 flüssig gewesen, habe sich dann aber anßervrdenttich versteift. Dr. Hellwig beivnt dagegen, daß zu jener Zeit große Beträge vom Retchssinanzministernm, von der Reichsbahn und von anderen Instituten hereingenommen worden seien, so daß die Staats bank tatsächlich fahr flüssig war. Von irgendeiner Beeinflussung durch Aufmerksamkeiten von seilen Barmats, erklärte der Zeuge, kan» nicht die geringste Rede sein. Ich setzte den Zinsfuß deswegen herab, weil ich nach einer Besprechung im Retchsivtrischasts- ministcrium den Eindruck hatte, daß die Staatsbank vielleicht etwas zu teuer war und weil es überhaupt mein Bestreben war, die Differenzen zwischen Debet- und Kreditzins,» mög lichst zu verkleinern. Von Einfluß war auch die Angabe Henry Barmats, der Kredit sei sür die Beschaffung von Lebensmitteln bestimmt. Kulisker geisteskrank? Berlin, 4. März. Der wechsclreiche Fall Kutiskcr ist nun mehr in ein letztes und anscheinend abschließendes Stadium gekommen. Da sich bei Kutiskcr Anzeigen fortschreitender Geisteskrankheit gezeigt haben, ist die Einstellung des Ver fahrens, das den Untersuchungsrichter und das Gericht fast zwei Jahre beschäftigt hat. in de» Bereich der Möglichkeit ge rückt. Schon während der Hast in der Charite traten bei Kutiskcr damals allerdings noch kürzere Anfälle geistiger Verwirrtheit ans. Nach der Ucberführung in seine Privat- wvhnung hat sich sein Zustand verschlimmert, und es sind zeit weise Tvbsnchisansällc ausgctrcien. Ei» Spczialarzt hat scst- gestellt, daß Kutiskcrs Geisteszustand sich in völliger Des orientiertheit befinde, d. h. er verkenne die Verhältnisse seiner Existenz und seiner Umgebung. Ter Verteidiger hat nun den Antrag gestellt, eine gerichtsärztlichc Untersuchung Kntiskers nach dieser Richtung hin vvrzunehmen. Wenn diese das Urteil des erste» Arztes bestätigt, soll der Antrag auf Ein stellung des Verfahrens gegen Kulisler gestellt werden. Die Zeugen zum Einbruch bei Jürgens. Berlin, 4. März. Im weiteren Verlaufe der heutigen Sitzung des Jürgens-Prozesses erfolgte die Vernehmung der Zcngcn zum Stargarder Einbruchsdiebstahl. Ter Gutsbesitzer Kämpfe, ein Freund des Angeklagten, der am Abend des Einbruchsdicbstahls bei Jürgens zu Besuch war, erklärt, er habe die Familie um ^10 Uhr verlassen, obwohl die beiden Ehegatten ihn dringend gebeten hätten, zu bleiben. Das Dienstmädchen der Frau Jürgens in Slargard bekundet unter anderem: Vor dem Einbruchsdiebstahl habe ein Mann ln Arbcitcrklcidung zu ihr gesagt, sic brauche keine Angst zn haben, daß sic verbrenne, wenn es einmal brennen sollte. Einige Zeit daraus habe tatsächlich das Stallgebäude in Stargard gebrannt. Von den weiter über den Einbruch vernommene» Zeugen bekundet ein Fräul. Lehmann, die unter der Jürgensschcn Wohnung wohnte, daß sie vvr der Entdeckung des Einbruches nichts gehört habe. Auf den Vor halt des Vorsitzenden, sie habe bei der Polizei einmal gesagt, daß ihrer Meinung nach ein Einbruch nicht stattgefunden habe, erwiderte die Zeugin, daß sic das nicht sagen könne. Sie habe das auch vvr dem Untersuchungsrichter gleich wider rufen. Die Auslage bei der Polizei habe Kriminalkommissar Blum entgcgengenommeii. Der Angeklagte Jürgens be- merkt, das, sich mit diesen Protokollen des Kommissars Vlum der Minister des Innern noch zu beschäftigen haben werde. Ehrungen und Preise wurde» dem Meister besonders für seine Männerchöre zuteil. Um mir ein Beispiel zu nennen: Mit dem Liede „Des deutschen Ruhmes Braut" erhielt er unter fast 200 Bewerbern von der Trarbachcr Harmonie den Ehren preis — ein Fuder gleich 14 Eimer besten Moselweins. — Wenn wir heute JulinS Ottos in Treue gedenken, dürfen wir auch seines Sohnes nicht vergessen, der gleichfalls Julius Otto hieß und als Stadtkantor t» Pirna wirkte. Was der Sohn dichtete, komponierte der Vater. So ist das schon gc- E. Julius Gtto, geb. 1. 9. 1804 ln ^2önlgsteln, gest. A. 5. 1877 in Dresden. nannte Lied vom treuen deutschen Herzen von Julius Otto dem Jüngeren just vor achtzig Jahre.» gedichtet »nd zwei Jahre später vom Vater vertont worden. Der Sang erscholl bald i» alle» zivilisierte» Länder» und machte die beide» Männer überall bekannt. Die Komposition,
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