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Dresdner Nachrichten : 12.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188602129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18860212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18860212
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-12
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.02.1886
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Mrntrn nach der »«A nNäri, . Tongki»! sich u»l Rrpubl Ibgrvrdnet« organ. Amntttie vÄvrAhen ^b^und dem Alter drfiad«. v«rJahr«> <K«» ßeeDeputtrttnkamm« rrtrumandat nieder»»». Neue de» „Jnttänftaeant" ««a.d« .Spekulanten, «elchedi« . «ehvfft bade. dwAmnestre würde welch« M den Gesänanrssrn dsr «zu. daß er seinen Wählern di« HNglückltcherweis, nicht mehr » ^ . ^ Lebend in Säumten »uzubriugen. de, denen «r beständig unterliegen müßte. Hiernach ist die Sieges zuversicht der Uitraravikalen rrniaeruiaßen geschwunden, und die» kan» i« gewissem Sinne old ein veruhmeude« (oyniptom betrachtet werden, grrilich bleibt di« vuudesgeuossenlchast der äußersten Linken mit d« vart«igrupp«u der Siechten auch in Zukunft keineswegs „National" und „Liberte" behaupten, dab die Stegienmg ln der «ngeleaenheit, betreffend die Ausweifimg der Prinzen. wenn. ,« nöthtg werde» sollte, die Lkablnetssrage stellen werde. — Der Ma- rinenimtster dotden Bau vou 21 Torpedoboote» 1. Klcttse angeordnet. — In St. OunUm haben sämmiiiche Arbeiter die Arbeit wieder ausgenommen. Der „Agrnce HavaS" zufolge stimnrt die sranzäsische Negierung der Herstellung einer Personalunion zwischen Numelien und Bulgarien zu unter der Voraussetzung, dab alle anderen Mächte cbcusalw »ustiimnen. Anderenfalls wurde sich Frankreich seine Aktionsfreiveit wieder vorbrbaltcn. — Da« „Journal Offiziell" der» öffentlicht di« Herabsetzung der Zinsen der SchatzsondS um '/»Pro,. — Da« Kriegsgericht, »velches über das Verhallen des Obersten Verdinger urlhellte. toll eine diesem günstige Entscheidung aefilllt baden. — DieZeituiigsnnchricbt, dab die Regierung die Waffen- sabrik iu St. Etienne angewiesen habe, sich zur Umwandelung der GraSgewebre in Repetirgewrhre vorzubereiten» wird sürvollkommen unbegründet erklärt. Jtalte». In der Nacht zum vorigen Sonnabend stob ein starker Lavastrvm aus dem oberen mit Schnee bedeckten Krater de« Vesuvs iu nördlicher Richtung dem AtriS di Eavallo zu, dessen Fuß er bald erreicht haben wird. Ter feurige Stroni bildet im Gegrn- satz z» den ihn umgebenden Schneefeldern ein herrliches Schauspiel. Aus Anfragen bemerkte m Betreff der griechischen Frage der Minister des Aerißeren Graf Robilant: Griechenland fehlten die Lbinpathicn JtalieirS und der übrigen Mächte nicht: Griechenland werde nicht vergesse» könne», dab eS diesen seine Verfassung und seine Vergrößerung verdanke und daß es kein Interesse daran habe, sich durch unüberlegtesHaiideln die Mäche zu entfremden. England. Der Minister des Aeuberen Lord Noseberry er klärte beim Empfange des diplomatischen Korps, die Negierung sei entschlossen, an der auswärtigen Politik deS Marquis von Salis bury fest,»halten. Gladstone geht bei der weittreu Kompletirung seines Negie- rluigsapparats streng radikal vor, zum Vergnügen der Einen, zum Mi Netzen der Anderen. Der neue UntettlaatSiekretär im Minrste- inim deS Innern, Herr Henry Broadburst, war noch vor wenigen Jahren ein arbeitender Maureraelclle. An der Bildung der Är- beilcwereiniaunqen nahm derselbe den regsten Antheil: er wurde Sekretär und »die Seele" der Maurergenosseuschast und setzte slir feine Kollegen bedeutende Lohnerhöhunnrn und andere Rechte durch. Broadhurst ist auch Mitglied der Kommission für die Unlerinchung der Behausungen der Annen, und seine Bill zur Verbesserung der Pachtverhältnisse hatte die beste Aussicht im Parlamente. Die Ausichreitungen des Londoner Pöbels, wird auS London geschrieben, wären in keinem anderen Land« der Welt möglich ge wesen, ivenn nicht die Polizei mit dem Pöbel eine Verabredung ge« troffen hätte, denn die Polizei glänzte durch vollständige Abweten- beit, so dab daS Westend stundenlang in der Gewalt des Pöbel» dlieb. Wenn die Polizei ihre Pflicht thut, wären solche Ausschrei tungen kaum möglich. Die Kundgebung der Stellenlosen verlies ordentlich; dagegen lagerten gegenüber vor der Nationalgalerre lausen von Sozialdemokraten unter Anführung von Hyndoian und Vurns. Hyndman ist da» Haupt des SozialistenvundeS. ein Wander prediger und Verfasser sozialistischer Schritten. Im vorigen Jahre wurde er. nachdem er ain Tbemiestaden die Stellenlosen zum Kampfe um Leben gegen Leben ausgefordert, aus dem Universily Club auS- acichlösten; daher seine Privatrache. Burns, rin bei den letzten Wahlen in Nolingham unterlegener Kandidat, sprach ähnlich auf reizend. Hyndman bleibt moralisch für die Gräuel verant wortlich. Die Stellenlosen sind unschuldig. Der Haupttadel trifft die Polizei und den neuen Minister deS Innern, LhilderS, dem d»e Polizei untersteht. Ewer im englischen Parlament eingebrachten Bill zufolge sollen m Zukiiilst die Wirtbshäuser an Sonntagen in London um 1V (patt N). in grüneren Städten auberhatb Londons um 9 (statt 10) Uhr Abends getchlvssen werden, aus dem Lande aber nur für boua üäo Nciieude offen sein. London. In CarliSle wurden die drei Skabcnräuber Rudge. Marlin und Baker, welche Monate lang die Umgegend von Nelherbv und Plunslo» unsicher machten, gehängt. Dre Exerution dcr Trei fand zu gleicher Zeit statt, vorher gestand der Mubcr- hauptmann Rudge den Mord mehrerer Personen, darunter den deS Polizeiinspektvrs ByrueL ein und verlangte, daß nach der Hin richtung srin Kops ärztlich untersucht werden sollte. Wegen der vor- geriicklcn Stunde war dcr Gesängnißhv» fast leer. Man hatte ab- lichtlicb de» Jnstirakt verschoben, weil schon am Abend vorher suchte Menschen,»a,'icn den Platz bedeckten und man fürchten konnte, daß die drei Uebclthäter gelyncht würden. — Wie aus Brighton gemeldet wird, hat die Familie des BischokS Haimigton die traurige Bestätigung erhalten, daß der würdige Gotlesniaini von den Ein geborenen von Zanzibar ermordet und seine Leiche in Stücken ge hauen und verbrannt worden ist. Dcr Fall erregt allgemeines Be dauern. — Ter Schrecken in London dauert noch ununterbrochen fiat. so vcrbarrikndirl man sich in Piccadillv und in Bicrlelii, 3 Kilometer bon dem Orte der Knildgebung, wo keiner der Mani festanten sich zeigte. Alle Läden sind geichlossen, dabei rührt sich die Polizei, wie gewöhnlich, nicht. Z» brinerkru ist dabei, daß die Veranstalter derselben den gebildete» Kreisen angehiiren und die Heilungen ohne Unterlchied der Parteischattinnig keinen ernste» ^adel tür die Temonstcante» bis jetzt auszusprechcn wage», aber »Ue dcr Beiürchiuna Rar»» geben, daß sich die Vorgänge wieder holen we>de». 135 Lüde» sind geplündert und in niedreren hundert Häusern die Fenster ciiigeschlagen. London hat seine erste Emeute gesehen — ein Zeichen der Zeit! London zählt gegenwärtig 100.000 Arme, darunter sind 40,000 nicht in Armenhäuierii untergebracht. Ter Minister Chanibcrlain ordnete an, daß die Armenvenvaltung bei Beriheilung der Untev- stiitzniig an die außerhalb der Arnienhänser Befindlichen von den strengen gesetzlichen Bestimmungen thcilweise abseben duckte. Die Journale fordern einstimmig Bestrafung der Urheber der Tumulte, weitere Beschränkung der englischen Freiheiten für unstatthaft er klärend. — I» London ist am Mittwoch ein au» 4000 Personen bestehender Pöbelhauic von Depttord (bei London an der Eisenbahn »ach Brigthon) gegen die City aufgebrochen: Fenster wurden ein- gcwvrsen und sonstiges Eiaenthuni zerstört. Tie Läden wurden ge- ichlvsse» und eS herrschte Panik. Polizei und Truppen waren in Bereitschaft. Tie Polizei hielt die Zugänge zu allen Brücken über die Themse besetzt und halte Beseht, da» Urberschreiten derselben durch den Mob zu verhindern. ES wurde für alle Fälle auch Kavaterie bereit gehalten. Der Umstand, daß de» ganzen Tag über in allen 2heilen Londons dichter Nebel herrschte, ließ die Situation beun ruhigender erscheine», als dieselbe unter anderen Umständen wohl ausgcsaßi werden würde. Bi« Abends 10 Uhr 30 Min. rvar «S in keinem Theile Londons zu einer nenueuswerthe» Ruhestörung ge- konmirn. Tie VolkSaiisaninilringen in Deptwrd und anderen Orten sind von der Polizei ohne Lchwierigkrit anseinandrrgetttkben worden. Die Nacht verlier ohne die mmdeste Ruhestörung. Ob wohl die Regierung rndgiltig beschlossen bat, mehrere Sozialisten- sührer »vear» der Aufwiegelung zur Plünderung anzuklagen, ist deren Verhaftung „och nicht erfolgt. Rvßland Der Moskauer Schriftsteller und Journalist Jwa» Alezewitich Aksakvw ist. wie bereits mitgrtheilt, gestorben. Der Name Akiakow ist iin ge'aniinte» Westen typisch geworden für die Tendenz der Sammlung aller Slavenstäinme »nter russischem Pro tektorat und der Rnffifizirung aller »tchlrulsiichkii Ltäimne im Zarenreich. Aklnkow war >m Jahre 1893 auf eine». Gute de» Gou vernements Orrnblirg geboren: eS ip sehr bezrichneiid. daß dcr heiß blütigste Vertreter der russische» Nativiffenparlei lartarischer Ab- si imnrnig war. deren Typus seine körperliche Erscheinung auch un verkennbar zur Schau trug. Nachdem Akiakow eine Zeit lang n» Staatsdienst zngebracht hatte, wandte er sich der Journalistik und zwar zunächst der volkSwirthjchattlichcn zu;. er bekleidete bis zu Icinrin Lode die Stellung ruieS Direktor rmrr Moskauer Bank. Seine Haupt lbäliakrit entfaltete Aksakvw indessen als politilcher Lchrislsteürr; ichlreßlich redigrrte er den .Ruß". Seinen unklaren »- isch-venpprrrn« Gedanke« wußte «r durch ein rachtaleut und «in lvrisches Pathos «in» , n« entschieden dem Westen abgeneigt» Lei »u einer spezifischen Stütz» d«r Moskauer durch nn« Bnnndung d«« deutschen Elen snz !arU gewöhn- » !lki? . _ , . . , Element« !o große« hat ausliften Helsen, war persönlich uugenrein harmlos und , »oll. E» trägt «tue Hauptschuld an der eben in Rußland ..bende» antideutsch«; Timdenz. die ausiösend und zersetzend urch die für di« miMcke.Venvaltung verhängaißvoll zu werden ht. Persönlich rrsrcutr sich Aksakvw einer ganz u„ge>vöh»licde» elrebtdnt. Di« Pansiqwrstcii rüsten sich, ihrem großen Tobten di« irtzten Eh«» zu «r»«itv» Die Vertreter vrr geiammteu Peters- burafr Blätter haben der Sittwe Akiakow'« «ne Beleidsdeprsche anchrckt: dre Residenzvresse entsendet außerdem gemeinsam zu der Beerdigung Delegirl« «ach Moskau; diefelben werde» am Grabe rin Trauerbanner niedertieaeu: in der kasanschen Kathedrale zu Petersburg wird am Freitag ein« Todtemnesse rrlebrrrt. vom Kaiser ndrclt di« Wittwe Mako«'» nachstehendes Telegramm: Kaiser ennelt d« Wittwe Adalow s nachstehendes Telegramm: .Mit Herzeleid «fuhren di« Kaiserin und Ich den plötzlichen Tod Ihres Mannes welche« wir als ehrlichen und den Interessen Ruß land« ergebenen Manu achteten. Gott verleihe Ihnen Kraft, diesen schweren Herzensverlust zu ertragen". Wri»«t,»ula«d. Ein Wimer Blatt brachte die Meldung, daß Griechenland von der Pforte Genugthuuna sür die Beleidigung der griechischen Flotte verlang«. Bisher ist nichts bekannt, woraus sich diele Meldung beziehen könnte. Sie würde, wenn sie sich bewahr heiten sollte, nur die Absicht Griechenlands kennzeichnen, einen Vor- »vand, um mit dcr Pforte anzubinden, zu gewinnen. Sollte diese Absicht ab« bestehen, dann wäre es in der That fast gleichgiltig. welcher Anlaß hierzu genommen würde, da man es immer nur mit einem Vorwand« zu thun haben würde. Gerbt««. Aus Belgrad wird gemeldet, daß die Dcmobili, sirung der serbischen Anne« onaeordnet worden sei. Die -N. Fr. Pr." bemerkt dazu, daß diese Nachricht b,S jetzt offiziell noch nicht bestätigt sei. Aktttllet««. -f Im Altstädter Hoftbeater wird beute statt des erst angekündigten Dramas »DaS Fräulein von Bclle-JSle" das »niner junge „Das bemooste Haupt" von R. BcuediL aufgesührt, m welchen, Herr v. d. Osten bekanntlich die Titelrolle zu seinen besten Partien zählt. Das Reperloir der nächsten Woche bietet: Sonn tag, den 14. d.. „Der Trompeter von Säkkingen"; Montag ^Othello"; Dienstag „Hemnch der Löwe"; Mittwoch „Zampa' Donnerstag „Ter Barbier von Sevilla" und „Wiener Walzer' Freitag (Schauspiel) - Sonnabend, den 20. d., erste Ausführung der neuen Oper „Urvasi" von Kienzl. — Leider ist dcr Schiller sche „DeinetriuS" (in der Bearbeitung von Gustav Kühne) wieder vom Reperloir abgesetzl worden. Die Ursache der abermaligen Verichic- bmraist nicht genau bekannt: man vermuthet, daß Herr MalkowSky den Aufschub veranlaßte. -s NeuslädterHostheater. Ter Brachvogel'sche „Nar> ziß" hatte von jeher das Glück, von virtuosen Bübuenlümilcru als Bravourrolle bevorzugt, zu Gastspielen gewählt und mit allem Aus wand schauspielerischer Finessen auSgestattet zu werden. Seit jener Zeit, wo kein Geringerer als Ludwig Dessoir den „Narciß" zuerst »rustcrgiltig spielte, hat daS effektvolle, aber reckt kraukhatte Stück unzählige Aufführungen out allen Bühnen Deutschlands erlebt, mehr als die Meistenverke unserer größten Dichter. Noch heute ist dcr narkotische Reiz desselben von unwiderstehlicher Einwirkung, wenn eben ein hervorragendes Talent den unglückseligen Ranieau, sein PbosphoreSjiren des Geistes, den Jammer iin Geiuülhe. dre Selbp- ironie und Selbstzerstörung rc. eindringlich macht. Herr Adolf Klein ist rnehr alS ein nur interrssauler Narciß: er spielt die Rolle er greifend und überzeugend, fast in allen Momenten mrt großer Wahrhaftigkeit und Kraft de» Ausdrucks. Recht wohlthuend be rührt es, daß er sich einerseits von der Birtuosen-Mamer, von den Mätzchen und Verkünstelungen. andrerseits im Äeußeren von un schöner Zerlumpthert und cvnischer Drastik frei hält. Die an ein verkommene» Dichtergenie, eine Art Rousseau deS Boulevards er innernde MaSke, die einfache, noch ziemlich auständrge Kleidung und c eigenartige Ehic des Auftretens unterstützten wesentlich die irkung der Durchgeistigt»««. Man erlebte mit dem Künstler alle dre Stimmungen und Auswalluiigen, man fühlte sich mit Stare,ß erniedrigt, gequält und leidenschaltlich erregt. Nirgends wurde die Empfindsamkeit larmoyant, das Mienenspiel zur Grimasse, der Hohn bnrtal; immer dlieb man rnr Banue des Mitleids mit dem Unseligen, dem Pessimisten durch Lebenserfahrungen, und im regen Interesse sür de» gebildeten Geist, dessen Krankhaftigkeit noch iniiiier^zu^reizen und zu packen vermag, wenn auch die Wurdclosig darzuleaen, . „ . . auigesaßt nnd durchgekuhrt hat. Fast . . digkcit in der Berkörperuna. in Spiel und Diktion, deren Pointen ohne Uebertreibuna treffend hervorgehoben wurden, bei einem Narciß des letzten Jahrzehntes uns begegnet. Ganz errellent spielte dcr Gast die Szene mit dem nickenden Pagoden und die folgende mit Ehoiseul und Doris Gumault, wo sich die Vertiefung in die Rolle des rächenden Samuel zur griinmigen Exaltation steigerte. Leider siel die Manifestation des wildesten PatbvS in der Schluß szene zum Thcil nicht so glücklich auS. ES kehlte an stimmlicker Wucht und Sammlung des Atbems. Auch die Gesten waren etwas zu gewaltsam. Wenigstens sollten das allzubestige Zurückschleudern der Poinpadour aus den Divan und das Stoße» an den Kops der selben unterbleiben. Desto glaubwürdiger und erschütternder wirkte dann der Ausbruch des Wahnwitzes. Das Publikum verfolgte des Gastes Darstellung mit strtS gesteigerter Wanne des Beifalls. Mehrmals wurde bei offener Szene krättig avvlaudirt; nach den Aktschlüssen solgten viele Hervorrufe und es ertönte» laute Bravos. Sv halte denn die brillanteste Darbietung des Gastspieles auch den durchschlagendsten Erfolg vor fast ausverkaliitem Hause. Selbilver- ständlich ging auch Frl. Ulrich, die unübcrtresstiche Poinpadour, nicht leer aus und fand wiederum vollen Applaus. Wäre es nicht paradox, so könnte mau ihrer Pompadour nachsage», daß siezu aut, zu vollkommen gespielt wird. Das ewige Hinsterben und Wieder- ausflacker» dcr «öiiigs-Maitresse ist um so quälender, je natunvahrer es dargestellt wird. Bo» allen übrigen Mitwirkenden sei nur »och Herr Leichcrt als Kapitän Saint-Lambcrt, weil er im Ensembel neu war. erwähnt. Er begnügte sich doch zu bescheiden mit wohlan ständiger, gemessener Ausführung dcr Partie, welche größere Wärme des ToneS und de» Ausdrucks verlangt. B. Seuberlich. s Im Altstädter Hoithealcr ist vorgestern noch svät eine Rcprrtolr-Acndening eingetrrten: statt Mozart'- „Hochzeit des Figaro" wurde „Fra Diavolo" aufgesührt. s Im Residenz thcater werden heute Abend zum letzten Male die Einakter: „Sck»cuerfest", „Nicht fluchen!". „Em delikater Auftrag" und „Ein moderner Barbar" aufgesührt. Morgen (Sonn abend) geht eine Novitäh das ttinsakttge Lustspiel „Alte Jung gesellen" mit Herrn Mittell in der Hauptrolle in Szene. -s Die heutige RecitationS-Soiröe der Frau Dr. Schramm- Macdonald bringt Gedichte von zahlreichen Dresdner Poeten (oder in Dresden geborenen) znm Vortrag: „Nachtgesaiig" von Günther Walling. „Tbermode's Still nach Tbalhemi" auS den« von Äaue» Kähskr-Langerliannb. „Das Märchen vom G ist Eckstein, „Aul dem Anitsbausdach" von Th. Ganrpc, Glück" .In .Odin" von Emst Eckstein. „Aü< dem Anitshaiisdach" von Th. der alt alten Weide" von Stöbert Wnldmüller (Duboc). „Denkers Tod" von Hieronvmus Lorm, „Ihre Schönheit" von A. Wvermairn. „Der Fuchs als Finanzmmister" von Gustav Kühne, „Mutter und Kind" von Job. Prölß u. A. -s Der Billrwerkaus für das heutige Konzert de» Kgl. Kon servatoriums im Börsensaale hat die Eilvartuimen «bertroffc» und vcrlpricht einen aulrn Ertrag für die edle» Zwecke dcr Ver anstalter. Auch Ihre Majestäten der König und d,e Königin sowie Se. Kgl. Hoheit der Prinz Georg nebst leiner hohe» Familie werde» das Kvnzelt n»t ihrem Besuch beehren. f DaS vorgestrige 2. große Konzert der Stesiource dcr Dresdner Kausmaniischast batte sich einrS ungewölmlich starke» Besuch- zu erfreuen, obwohl es de« Reizmittel» anSwärtiger Künstler rulbehrte. Vielniehr wurde ausschließlich durch heimliche Krä'te ei» Kochst acinikreicheS Konzert geboten, da» alllcitige Betriedianug hinterließ Wenn ein Progranim Künstlernanien wie Mary Krebs und Kiinnnermnsislls Bauer ausweist, io ist sein Erfolg vv» vorn herein gesichert. Herr Bauer hat es in der Beherrsch»»,, seines v»t viißaüustme» Bemerkniiae» ausgcsetztrn Instruments nachgerade jetzt zur Meislcrscdirtt gebracht, so daß rme Steigerung seiner Vir tuosität ausaeschlt'ssr» erscheint. Er tnig aus der Flöte eine von Fürstenau bearbeitete Phautasie über rin Motiv ans der Nvnna n entzückender Weise vor. Frl Marv Krebs spielte die von Liszt nstniuientrrte Wrber'iche L-ctur-Polvnaise. unterstützt von dcr j»i»»rn»a»»'sche» Kapelle, mit einem ffeuer, daß sie laute Bei- ^üsstürme entfesieUr. Ueoee dte vollendete Technik der LihrsUerin rreitax ä«, >». t'ebrmr, 1M> etwas zu sagen, wäre überstüssig: hier sei nur die Kraft und die Verve rvorgebobe». in welchen sie exccllitte. .Der Blüthiier'lchr Konzert- ügel erwies sich dabei als den höchste» Ausgaben gewachsen, später ließ sie einem Ehovin'schen Nocturne nock daS von Liszt arrangirie Spinnerlied aus dcni „Holländer" folgen. So ost es die Kuiistlerin schon gespielt, es reißt durch die feine, durchgeistigte Ausarbeitung immer aus'« Neue zur Bewunderung bin. Frl. v. Ebavanne truadir große Arie auS „Orpheus", die sie am Abende zuvor aut der Bühne gesungen, jetzt >m Kvnzertsaate vor. Sie be wies. daß sie iu Rosa Papier ein Vorbild eifrig studirl hat, dem sie. »iahe gekommen. Ihr klangreicher, ivlirpathischer Alt entfaltete »ch zu voller Schönheit: in dramatischem Ausdruck ist die Sängerin gleichfalls erhcdlrch fortgeschritten Sre ließ dann noch u. V( ein recht aumulhiges Lied von Wilhelm Seijhardt „Ich liebte Dich" folgen. Mit vieler Spannung sah man dein Aultrele» des neuen Tenors Herrn Gießen als Konzertsänger entgegen. Lat Herr Pros. Schatte euren -werte» Emil Götze ausgebildet k Nun, das kann nur die Zukunft lehren. Einstweilen erfreute derKunstjunger durch ei» Stinmimaterial. das zu den schönsten Hoffnungen berechtigt, «ein Organ ist blühend srilch, der Tonaniatz ist in der Mrttel- eine Arie auS Lucia, und mit weniger Erfolg Lieder von Jeiffen und Röbr; zuletzt gab er. von seinem Lehrer begleitet, ein Lied italie nischen Charakters von Bruch zu. Herr Gießen hatte noch sehr viel mit der Schüchternheit zu kämpfen — indessen, ältere Terroristen beweisen daS ja, Schüchternheit legt sich mit der Zeit. Noch lei der trefflichen Mitwirkung der Ziinniermann'schen Kapelle gedacht. s Das vierte Nicobö-Konzert am Freitag, den 19. o . bietet em Programm, das trotz der Nichtmitwirkung des Herrn Sainr- Sniins aus Paris die kluistsriurigcu Hörer in hohem Grade interei- siren wird. Eine neue Sinfonie des so schnell berühmt gcwordeiicir jugendlichen Hoskapellmeisters Richard Strauß in Meiningen und ein originelles, im Stile Liszt's gehauenes Klavierkonzert des ita lienische» Komponisten Sgambatr sind hesouders hervorzuheheii. -s- Kunst verein. Boa dem Verband für historische Kunst gingen der Ausstellung zwei Geiuälde zu. die sicherlich uu Lau,'« dieser Woche dem K»iiltverein viele Besucher zusiihrcu werden. DaS erstere: „Eme Episode aus dem deuticheu Beireiuiigskriege" von Karl Mnrr (München) ist eine Szene vor den Mauern Bunzlmrs. wo sranzösiichen Olesniigeiren, von Kosaken cskorlrrt, von den Be wohnern der Stadt Lebensmittel verabreicht werden. Das Brld ist geistreich kviuponirt. die vielen handelnde» Personen gut gruppirr und die Ausführung von tadelloser Technik: die Kostüme sind treu- zeitgemäß und die Lcbrudigkeit des Vorganges in glaubwürdigster Werse geschildert. In hervorragender Werse ist eS dem KiinMr geluuge», jede der dargestelltc» Pe»vul>chke>teu zu iudrvrdualistren und hiermit eincir dramatischen Effekt zu erzielen, der von packender Wirkung ist. Zu bedauern bleibt, daß das Laudschastliche durch eine» kreidigen Ton dem sonst so bedeutenden Bilde schadet. Das andere Gemälde „Luther's Verlobung" von I. Scheureirberg (Berlin) behandelt den bekannten und schon vielfach geschilderten Vorgang ui dem Stadtschrciber Reicheubach lchen Hause zu Witten berg. Luther erscheint mit seinem Freunde Krcrnach, nach dcr Kvn- ception Scheurenherg'S. m der Familie Rcichenbach ganz unerwartek. und erstaunt blickt dieselbe aus Luther, welcher inmitten der Szcu» Katharrna von Bora, deren Hände er mit den seinen verbunden wie zum Gebete hält — das Gelöliiuß ablegt. Auch dieses Bild ist koloristisch wie zeichnerisch von großer Volleiidung: die Gesichter sänrnitlichcr Anwesende» sind gut charakterisirt und tragen zur Klärung des Moments bei, allerdings hätte man wohl gewünscht, daß die Hauptfigur. Luther, vn täoo zu sehen wäre, da das Prvfij nicht ganz genügt, dre Grö^e des Augenblicks anicharrlich zu machen. Immerhin sei bei der Dürre, die jetzt auf dein Felde der Historienmalerei herrscht, dieses tüchtige Werk willkommen. Diesen Bildern schließt sich würdig Paul Thumaun's „Dre Sage vom Thränenkrug" an. Dies Gemälde, kleinen Umfangs cm xrisnrilg, ist mit dem ncinreii Zauber, der Thumaun's Kompositionen eigen, ohne koloristische Hilfe, hochpoetisch erdacht und ebenso geschaffen; die Figuren von vollendeter Zeichnung sind von antiker Schönheit. Weniger poetisch, doch eure recht ansprechende Komposition rst Karl Wohnlich S Genrebildchc»: „Schmollen" : launig, von guter Technik unterstützt, zeigt der Künstler nicht des Meeres — doch der Liebe Wellen. Nicht so anziehend ist des sonst durch seinen Humor er freuenden Erich Hammrr'S (Weimar) „Ist dre Farbe echt k". dagegen erfreut Rich. Günther'S „Küche »n Tirol", ein gut beleuchtetes Jiiterieur von gefälliger Art. Gute Architekturbildcr sind neu aus gestellt von T. Eboulant: „Das Forum Romanum", ein Oel- geniälde, und in Aquarell von demselben „Der Hot im Schlosse rn Heidelberg" und „Verona", sowie von R. v. Hagen (Venedig): „Die Sacristei der Murkuskirche". Von Landschaiten gingen »irr einige ei»: von denselben seien lobend genannt:FräuleinPreußers -Ruinen des Herodiastempels", A. Georgius (Leipzig) „Schloß Schwarzenberg" und I. Kruchcn's (Düsseldorf) prächtige GebirgS- landichall „Tcrleiten".— Nachträglich wurde noch ausgestellt von Profi Karl Schlösser (London) „Beethoven", ein Bild, welches dcr Kunswerein als Porträt ausführt, doch seiner ganzen Konzeption nach als Genrebild zu bezeichnen sein dürste. Beethoven sitzt »i einem vou Note» und Büchern überfüllten Gemache vor de», Klavier: seine Rechte ruht auf den Tasten, er ist in tiefem Nachdenken ver sunken. Die Ausführung ist, obwohl das Eolorit wenig klar, doch sonst eine gute zu nennen, da die Zeichnung allenthalben korrekt ist, dagegen ist das Geistige des Bildes, gerade weil es aenn:- hast behandelt ward, nicht zu loben. Den großen Meister, i» der Stunde dcr Begeisterung seine hniuulischen Melodien schaffend,' will man anders lehcii, alS ihn Schlösser zeigt. Und wenn Beethoven wirklich vorträtähnlich dargestellt ist, so durste ihn der Künstler nicht so vottühren. Ein Heros wie Beethoven soll ün Porträt dem Ori ginal gleichen, wenn ihn aber ei» Künstler inspirirt und schaffend zeigen will, so muß er auf die Wiedergabe des geistigen Ausdrucks und des Charakters de» größte» Werth legen, mit eiuem Worte, sein Werk iiioinlinciltal behandeln. Dies hat Schlösser nicht gcthan, demzusolge ist sein Bild niit der kleinen, äußerst unsympachischen Figur durchaus verfehlt. -s Ank v u R ubinstein veranstaltet in der zweiten Hälfte des März einen Cvklris von 7 historischen Klavierkonzerten ün neuen Gcwandhmise zu Leipzig. -s Herr Kapellmeister Zimincr »iann gicbt im Gewerbehause morgen (Sonnabend) zum Todestage Richard Wagner'S ein großes Wagner-Konzert mit verstärktem Orchester. -s Das große Oelbild des vielgenannte» Prof. Graes „Fclicie", welches jetzt in Leipzig im Hotel de Pruste ausgestellt war und viel Interesse erregte, wird in den nächsten Tagen auch hier zur Aus stellung gelangen und zwar ist der günstig gelegene Saal in der ersten Etage vom Viktoria-Salon dazu in Aussicht genommen. 's Das Streiken von Musikern gehört schon zu den Seltenheiten. Kürzlich habe» die Orchcstermitglieder des Hamburger und Altonaer StadtthratcrS niit einem Streik gedroht, weil Herr Direktor Pvllinr de» bisherigen Kontrakt aui Jahresfrist annultiren und dattir ein Engagement auf nur 9 Monate abschließeu will. Natürlich paßt das den ohnehin nicht glänzend gestellten Musikern gar nicht. Tie Hambirrg-Altonner Bühne» bleiben vom Juni bis August geschlossen und während dieser Zeit verdienten sich die Thraterinusiker bisher in Kvnzcrtlokalcn Extra Honorare, die nun durch Eingang eines großen Lokals vermindert wurden. Direktor Pr'llnn bot alS Schadenersatz fiir den Ausfall der dreimonatlichen Gage 2000 Mk. für 74 Mnsiker. aber diele Summe erschien den Geschädigte» zu wenig. Sic veröffentlichten ei» Eirknlar „An die Musiker Deutschlands'', worin die Kvlleaen gewarnt werden, ein Engagement ttir die Hambrirg-Alloiiaer Bühnen anzuiiehinen. 's Für den seit längerer Zeit krank darniederlicgendeii hiesigen Tonküiilllcr Herrn Eule wird nächsten Montag, den 15. d., ein Wohllhcitigkeitskoiizert unter gütiger Mitwirkung namhafter Kunst- kräitc in Meinhold'S Sälen veranstalten. , Wir einpiehlen den Musikfreunden und edlen Wvhllhätern, dieses Unternehmen durch ihre Tlicilnahiiie zu unterstütze». -s Da- lctzle Werk Turgenjew 's, die Novelle „Talagajcw". wird in dcr nächsten Nuinmcr dcr „Gegenwart" erscheinen. Dcr ichmererkrankte Dichter hatte seinerzeit diese Novelle seiner Freundin Frau Vmrdvt-Garcia ür die Feder diktirt. 's Die Zeit dcr tcnoristischen Droschkenkutscher scheint jetzt vorüber zu sein, nn» komme» die Briefträger an die Reihe. Ein solcher hat sich kürzlich in Lueca alS ein ganz phänomenaler Tenorist entpuppt, beißt Aliredo Castelli und soll aus Kosten einiger Mai länder Mäcrne sür die Bühne ausgebildet werden. tt s N >4 k? tv 7* rr» s-" kl k» r/r Ll> I v» xr- <D O rr* o II * Wie zahlreich in den Wäldern des Hanes ei» im übrigen Dculschlaud fast auSgestorbciieö Naubthier, die Wildkatze, noch vorkomiut, geht auch daraus hervor, daß in de» ganz i» der Nähe von Wernigerode gelegenen Reviere» innerhalb acht Tage» von gräflichen Üorstbramten drei solche Thiere geschossen worden sind.
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