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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.11.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271101015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927110101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927110101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-11
- Tag 1927-11-01
-
Monat
1927-11
-
Jahr
1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.11.1927
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Ar. »12 Sette 1 — «Dresdner Nachrichten* — Dienstag. 1. November 1-27 Parlaments muß der in der Regierungserklärung vom 18. Januar 1927 aufgenommene Artikel 164 der Rrtchsverfas- sung dienen, der dem mtttelständischen Gewerbe und der Land- Wirtschaft Schutz und Förderung verspricht. In erster Linie wird von der Landtagosraktion erwartet, daß sie sich mit allen Kräften im Landtag dafür «insetzt, daß di« sächsischen Finanzen wieder aus eine geordnete Grundlage gestellt werden und ein planmäßiger Abbau nicht zwangs- läufiger Ausgaben durchgefllhrt wird. Der Parteitag fordert entschieden die Durchführung einer gründlichen Verwal tung S r e f o r m, in der vor allen Dingen die Ueberspannung der öffentlichen Ausgaben auf daS für die Wirtschaft erträg- liche Mast zurückgeführt wird. Insbesondere ist nachzuprüfen, ob sächsische Svndergesetze in der Zukunft durchführbar sind. Die steuerliche B e l a st u n g der mittelständischen Kreise, die durch Reichs» und Landcssteuergesetze gegenüber der Grob» Wirtschaft ungünstig getroffen werden, hat die Grenze des Tragbaren erreicht. Eine weitere steuerliche Belastung wird dal,er abgelehnt. Die Partei verkennt in keiner Weise die Notwendigkeit der Neuregelung der B e a m t e n b e s o l - düng und erkennt auch den vorgelegten Entwurf als eine brauchbare Grundlage an. betont aber, dab sich das Ausmaß der Erhöbung nach der Dcckungsfrage richten muh. Vom Reich wird erwartet, daß es bei der groben Schädigung Sach sens durch den Finanzausgleich Sachsen und seine Ge- ineinden in ihren Bestrebungen wirksam unterstützt, in der Be- soldungsregelung dem Reiche zu folgen. Bo» der Beamten schaft wird aber erwartet, das, sie im Interesse einer fried lichen Zusammenarbeit von der eigenen wirtschaftlichen Be- tätigung absieht und dieses unüberbrückbare Hemmnis für die gemeinsame Verständigung beseitigt. Das vom Reich geplante Steuervereinheitli ch n n g s g c s e tz ist abzulehnen, so lange cs eine Erhöhung der Realsteueru gerade für die mittelstäudischen Kreise bringt und in der Steuerhoheit Lander und Gemeinden einengt. Eine gerechte steuerliche Belastung ist nur dann zu erreichen, wenn den Ländern und Gemeinde» wieder bas Zuschlagsrecht zur Einkommensteuer gegeben wird. Das Endziel der gegenwärtigen Reichsregiernng, eine überspannte Zentralisierung durchzusührc». wird von der Partei abgelehnt. Dagegen ist aber die Vereinigung aller grenzdeutschen Gebiete mit dem alten Vaterland im Interesse der nationalen Einheit zu fördern." II. „Die Neichsvartct des deutschen Mittelstandes erkennt den vorliegenden R e t ch S s ch n I g c s e tz e n t w u r s in seinen Grundtendenzen an. Insbesondere begrübt sie, dab das in der Verfassung den Eltern gegebene Bestimmungsrecht an erkannt ist und damit in Sachsen der bekenntnis- mähigen Schule die Enlwicklungsmöglichkeit geboten wird. Das Verhältnis der finanziellen Tragbarkeit wird schlieblich Anfang und Tempo der Durchführung eines ReichS- schulgesctzcs bedingen." « Iwei Souderkagungen fanden bereits am Sonntag statt. In der Tagung der Land wirte sprach der Landbnndvvrsitzende Gutsbesitzer Zimmer mann (Wolkan), in der Tagung der G e in e i n d e v e r o r d. neten Oberinspektor Hunger lEhemnitzl. In der Entschließung, die die Landwirte faßten, heißt es: „Die aus alle» Mauen Sachsens zur landwirtschaftlichen Tondcr- tagnng der NeichSpartci deS deuischen Mittelstandes iWirtschasts- parteii zusainmengekllmmencn Landivirte sind der Ueberzcugung, bah der ihnen durch die Entwicklung der außen- und innenpolitischen Ber- bältnige aufgedrängtc Existenzkampf am besten durch Zusammenschluß aller schaffenden Bürger und Bauern in einer mäch tigen StandeSbewegung der Mitte zu bestehen ist." Die Entschließung, die in der Tagung der Ge mein de- verord neten angenommen wurde, bringt u. a. folgendes zum Ausdruck: „Die Mcmcindeverordncten, die sich politisch zur Reichspartet des deutschen Mittelstandes bekennen, halten es für eine Notwendigkeit, daß die Reichspartei des deutschen Mittelstandes bei künftigen Ge meindewahlen durch Schaffung s c l b st ä n d i g e r Krakttoncn die Wahrung der mittclständischcn Schichten in den Gemeinden über nimmt. Der Kamps der mittelständilchcn Bertreter in den Gemein den mutz sich gegen alle Maßnahmen richten, die geeignet sind, die Existenz der mittclständischcn Wirtschaft zu untergraben, ins besondere ist das Verbot des WarcnhandelS und jeder handwerks mäßigen Betätigung sowie die Beteiligung an Konsumgenossen schaften von seiten der Gemeinden aus das entschiedenste zu be kämpfen." Dr. Stresemann in Dresden. Das 46. Stislungssesl -er Ressource -er Dresdner Aausmannschast. Am gestrigen Reformationsfeste vereinigte» sich, alte«, Herkommen gemäß, di« Mitglieder der Ressource der DreSd- »er Kaufmannschaft »um 46jährigen Stiftungsfeste im Kauf. mannfchaftSsaale Der schön« Herbsttag hatte den Kret» der Festteilnehmer nicht verkleinert, er war größer al» f«. An langen Tafeln, die von der Blumenballe Gegner mit Rosen t» allen Farben geschmückt waren, hatten die Teilnehmer am Herrenessen Platz genommen. In der Mitte der Ehrentafel saß zwischen den beiden Vorsitzenden. Kommerzienrat Dreßler und Hofra» Holst. R e i ch S a u b e n m t n i st e r Dr. Stresemann, das Ehrenmitglied der Ressource. Wetter hatten an der Tafel Platz genommen: StaatSmintfter a. D. Dr. Heinze. die Ministerialdirektoren Geh.RatDr.H e dri ch und Lorey, Präsident Geh. Rat Dr. Vogel, Finanz- piästdent Geh. Rat Dr. Böhme. Kreishauptmann Buck. Oberpostpräsidcul Weigel. Polizeipräsident Kühn, Kom- »lerztenrat Mittasch, ReichSbankdtrektor Richter, sowie die Ehrenmitglieder Geh. Kommerzienrat Flößner und Direktor Job. M euer. Koinmerzienrat Dreßler eröffnete die Tafel mit einem Trtnkspruch, in dem er zunächst dem Reichsaußenmintster Dr. Stresemann ein herzliches Willkommen widmete. ES sei ihm hoch anzurechnen, daß er trotz aller ArbettSsorgen nach Dresden zum Fest der Ressource gekommen sei. deren Mitglied er lange Jahre nmr. Seine Teilnahme beweise die Treue und Anhänglichkeit, die ihn beseele. LLeiter begrüßte der Redner die übrigen Ehrengäste und die Mitglieder, worauf er an die Stimmungen und die Gedanken erinnerte, die bet den letzten Stiftungsfesten die Gesellschat beherrscht haben. Die Feier, die stets am Reformationsfeste stattfindet, führte den Vor sitzenden zu dem Glaubenshelden Luther, den Mann der Be harrlichkeit, der Treue, ArbcitSfreudigkcit. der Ehrlichkeit und des festen Zielbewusstseins. Wir sollten ihm nachetfern, um unser Ziel: Freiheit und Wiederaufstieg zu erreichen. Sodann erinnerte er an den 80. Geburtstag des Reichspräsidenten, der ein Herzog der Deutschen im besten Sinne deS Wortes sei. In die Hochrufe auf Hindenburg wurde jubelnd eingestimmt und anschließend das Deutschlandliod gesungen. Darauf ergriff der Reichsaubenminisler Dr. Slresemar»« das Wort zu einer Ansprache, in der er zunächst daS alt« vor nehme kulturelle Dresden mit dem neuen verglich, das in Lichtreklamen und ähnlichen nicht gerade schön wirkenden Effekten ersticke. Er führte dann weiter aus: i« A«Sl««h« »eneigt «et. «ehr «ach de« Schet» «« «rteilru. namentlich t» den »reifen de« Auslände», dt« mit de, ve. hauptung gegen Deutfchland arbeiten, daß da» denk" der feine erhältntfse lebe, nm die Unm^lichkeit seiner Lar- chsreatermeg Bott kdnne iillung seiner Verpflichtungen darzutun. Stresemann mied tm wem rfüllur Dr. Stresemann wie» tm wetteren Äerlauf seiner Dar legungen auf bte Natwendiäkett der von der Retö erstrebten verwaltungSrrform htn. Etn nicht de» grüßten Krieg der Weltgeschichte verlieren «nd dann ein Durcheinander und Stebeneinander von vehd» leisten wie e» in Deutschland der Fall sei. Der fchrvfse Gegenfaß zwischen Rationalisierung »er Wirtschaft »«d der ver«altn«g set ein Schulbeispiel dafür, daß die von der Retch»rogi««ma begonnene Reform der Verwaltung berechtigt sei. Dr. Stres«. mann zitierte dl« Mahnung eine« Lokomotivführer» am Lisi. Denkmal in Leipzig, tu welcher der Wunsch ««»gesprochen set. daß der Deutschen Reichsbahn bald auch dir Vereinheitlich«»« d«S Reiches folgen müsse. Wir können und wir wollen k«t« Sand zwingen, seine Selbständigkeit auszugeben, ober «er den Weg zum Reiche finden will dem bars er nicht verwehri werden. Wir drauche« die Vereinheitlichung der vermalt«»«, a«s de» verschiedenste« Gründen, «ich« znleßt «« »»sere wirtschaftlichen Aufstiegsmöglichkeiten z« erhalte». Wir können nicht der optimistischen Auffassung leben, daß wir als Volk auf die Dauer in den Verhältnissen leben wie setzt, wen« wir nicht den Mut aufbrtngen, entscheidende Schritte in dieser Beziehung zu tun. R«r we»» wir «n» de« Ernstes der Lage, in »er «kr tm» befinde«, bewußt werbe», wen» wir die Gefahre«, die »«serer wirtschaftliche« Znk«nstsentwicklun« drohe«, erkenne«. »««» wir die Zeichen, di« im Neberwiegen deS Import« g«ge«Lber dem Export liegen verstehe», und für Abänderung der de» stehenden Verhältnisse sorge«, wird unsere jetzige relati» g»te Lage sich ansrechterhalte« laste«. Die Rede wurde mit stürmischem Beifall aarfgenomo»««. Für die liebenswürdigen Wort« dankte Staatdmiuiuister a. D. Dr. Heia»«. Er verbreitete sich darauf Uber dteientgen Teile der Rebe Dr. StrcsemannS, die sich mit der Vereinfachung unserer deutsche« Wenn auch die Wirtschastsenlwicklung in den letzten Jahren eine günstigere geworden sei. und wenn wir heute auf einen Tiefstand der Ermerbolv-'enzissern zurückblicken können, wie er in Vorkricgszeilen nicht erreicht worden sei. so dürfe doch kein Zweifel darüber bestehen, daß diese Entwicklung erhebliche Gefahren in sich berge, weniger Gefahren für die Gegenwart, als Gefahren für die Zukunft. Wir brauche» die Milliarden, die in Gestalt von Auölandskrediten in unsere Wirtschaft geflossen sind, und die Tatsache, daß durch diese Kredite das Schicksal anderer Nationen mit der wirt schaftlichen Entwicklung Deutschlands verbunden rnird, sei zu begrüßen. Aber nur die Milliarden, die hundertprozentig für prodnkiipe Zwecke Verwendung finden, seien eine gerecht fertigte Kapitalaufnahme. während nichiproduktive Ausländs anleihen eine schwere Belastung für uns bedeuten. Dr. Stresemann wandte sich unter lebhaftem Beifall gegen die Art und Weise, in der sich deutsche Lebens, Vitalität gegenwärtig Ausdruck verschasst. Daö Ucbermaß an Feste«, an Rauten «sw. entspreche «lcht unserer tatsächlichen Lage und erwecke im AnSlanbc de« fat schen Eindruck, als wenn das dentsche Volk, das den Krieg verloren habe, sich Dinge leisten könne, die den „Sicgerstaaten" verwehrt sind. Dies sei eine große wirtschaftliche und politt- sche Gefahr für uns, der mit allen Mitteln entgegengetrcten werden mit sie. Dr. Stresemann« wies darauf htn, wie groß der Unter- schied zwischen dem Sein des dentschen Volkes, das durch an gestrengte Arbeit gekennzeichnet sei, und dem Schein der Sorglosigkeit und des Lebensgenusses sei. der sich leider in Deutschland mehr und mehr zeige. Es sei bedauerlich, daß man ... - .Ke Behandlung entzieht. Daher dieser sür den Zuschauer kaum erträgliche Widerspruch zwischen den satirischen Freiheiten der hemmnngslvsen Uebertreibnng und der erschütternden Wahrheit der Verzweiflung eines unschuldig zum Tode Ver urteilten. Das Problem deS Justizmordes und seiner Ver hütung ist nicht zu lösen durch satirische und groteske Ver- sratzung der Idee des Staatsanwalts und seiner Stellung als Vertreter der im Staat organisierten Volksgemeinschaft als Gesetzgeber. Mag es dem Dichter frcistchen, schärfste Kritik an Zuständen zu üben: aber er muß den Schlag ins richtige Ziel tnn und den seiner Meinung nach morsche» Baum an der Wurzel füllen. Erscheint das Werk als „groteske Tragödie" verfehlt, so kann es doch als witziges Theaterstück Anspruch auf Be achtung machen. Denn im einzelnen ist allerlei Scharfe der Charakteristik und Geist des Spottes anschaulich zur Er scheinung gekommen. Tic Gestalten sind als Typen, nicht als Individuen gedacht und haben deshalb eine gewisse schematischei Gültigkeit. Der Staatsanwalt, der Minister, der Hauswirt, der Justizrat, der Künstler usw., sie stehen alle in einer grelle» und schroffen Theatcrivirklichkcit da. Sie sind deshalb auch nicht zu verfehlen in der Darstellung, weil Typisierung leichter ist als Individualisierung, Wie Pani Becker den Staatsanwalt als kalten Intellekt mit allein seligmachenden Theorie anfs äußerste znspttzte, wie Albert Willi den Hauswirt zum Inbegriff allen Schiebertnms machte, wie Paul Rainer den Minister zur Farce aller Vvlksbeglückungsrcdcrci werden ließ, wie Max Jähnig den Justizrat zum starren Paragrapkenmenschen stempelte, wie Richard F e i st den Henker zum Blutmenschcn im Frack steigerte, das war rein figürlich einprägsam und wirksam. Er freulicherweise ging Heinz Leo Fischer als Maler über den Typus des Boh<?mieii hinaus und traf mit ergreifendem Aus druck der Todeöverzweislnng in tiefere Gebiete des Herzens, In der einzigen Francnrolle gab Doris Kiesow als Modell eine runde, kluge Darstellung. Für den grotesken Charakter des ganzen Spiels hatte Philipp als Regisseur mit mancherlei amüsanten und witzigen Einfällen gesorgt und in Mttschke-Collande einen Helfer im stilisiert Bildhaften gefunden. So bot die Aufführung vieles, was über die in Stoff und Form liegenden Hemmungen einer tieferen Wir kung hinwcghals. Am Schluß konnte der Dichter, Regisseur und Direktor zwischen seinen Künstlern erscheinen. D r. Felix Zimmermann. Kunst und Wissenschaft. Maximilian Karden -j- Maximilian Harden ist Sonntag abend in Montana lGchweizi gestorben. Seine sterbliche Hülle wird nach Berlin übergeführt. Harden, der mit seinem bürgerlichen Namen Witkowski hieß, wurde am 20. Oktober 1861 zu Berlin aeboren. Zuerst Schauspieler, widmete er sich bald der politischen und Feuilleton- schriftstellcrei Sein Organ war die „Zukunft", die er herauS- gab und 80 Jahre lang leitete. In seinen Artikeln polemt. flerte er vor allem gegen den Kaiser und daS damalige Regime. In Erinnerung dürfte noch sein Wirken in den Moltke- und Eulenburg-Prozessen sein. Während des Krieges hat Harden verschiedene Wandlungen durchgemacht. Zuerst ein starker Verfechter der Annexionspolttik, schwenkte er später in das linksradikale Fahrwasser ein und äußerte sich in ausländischen Blättern wiederholt abfällig über Deutschland. Von seinen Werken seien erwähnt Apostata, Theater und Literatur, Kampfgenosse Sudermann, Köpfe, Prozesse, Krieg und Friede. Deutschland. Frankreich, England. In den letzten Jahren hörte man verhältnismäßig wenig von ihm. Seit dem Spätsommer weilte Harden in Montana-Vermala in der Schweiz, wo er eine Bronchitis ansheilen wollte. Mit einem Zwischenaufenthalt im Süden wollte er bald nach Berlin zurückkehren, um die „Zukunft" wieder herauszugeben. Eine stürmische Lungenentzündung setzte jetzt dem Leben des Sechsundsechzigjährigen ein Ziel. i Dresdner Theatcrlpiclplau sür heute. Opernhaus: „Joseph in Aegypten" s^8). Schauspielhaus: „Minna v. Barnhelm" <^8>. Albert-Theater: „Jahrmarkt in Pulsnitz" (>48>, Residenz-Theater: „Die offizielle Frau" 1)48). Die Komödie: „Spiel tm Schloß" (!48). C e » t r a l - T h e a t c r: „Der Zarewitsch" s8). -j- I» der Komödie gelangt MvlußrS „Spiel im Schloß" nur noch diese Woche zur Ausführung. — Die nächste» „Faust"-Aufsüh- rungen si»d Sonnabend den 5. und Sonntag Len S. November, )44 tthr nachmittags. ch Beranstaltniigen. Heute um ^8 Uhr lm GewerbehauS: Kon zert des Stnsviiiechorcs: tm Kiinsilcrhaus: Liederabend Wüllner: in der Harmonie: Liederabend Ztmmermann: in der „FideS" Beitrag Täubler, Um ->/,8 Uhr Konzert im Frauenklub. ch Jubiläum bei den Staatstheatcrn. Bürodirektor Her mann Rau begeht am 1. November sein 28jähriges Dienstjubiläum. f Komödie. In den Vor- und Nachmittagsvorstellungen von Goethes „Nr sau st" spielt jetzt Theodor Rocholl den Faust. Daß dies ei» Wagnis bedeutet, ist jedem klar, der da weiß, daß dieses tüchtigen Schauspielers Können sich bis her aus ganz andersgearteten Gebieten bewährt hat. Er be stand jedoch tn allen Ehren auch diese ihm auferlegte Probe, indem er in allen Acnßerlichkcilen das unlängst von Theodor Loos gezeichnete Vorbild kopierte und auch innerlich die rechte sucher fand. Nicht zu übersehen mar, baß er als alter Faust ab und zu ins Deklamieren verfiel und als verjüngter Liebhaber zu ins Deklamieren verfiel und als verjüngter Liebhaber nicht gerade allzuviel Liebenswürdigkeit und heiße Leidenschaft ansbrachte. Im allgemeinen hielt er aber die beiden Alters, stadien FaustS schärfer auseinander als sein Vorgänger in der Nolle. Jedenfalls war Rochvlls Faust ein neuer Beweis für die vielseitige Verwendbarkeit dieses trefflichen Künstler». Die Vorstellung des „Urfaust" als Ganzes weckt Achtung und ver dient Beachtung. —Jt. f Fünftes Linbner-Konzert im Zoo. AIS Hauptwerk stand Haydns Es-Dur-Sinfonie im Programm, die zwar landläufig als Nr. 1 bezeichnet wird, aber durchaus kein Jugendwerk ist. sondern den liebenswürdigen Tonmeister auf der vollen Höhe seines Schaffens zeigt. Daß Lindner mit Erfolg bemüht war. alle Schönheiten des vlersätzigen Werkes heranSzuholen, ver steht sich von selbst. Vielleicht waren ihm aber weniger Proben als sonst ermöglicht worben, da Einzelheiten nicht ganz mit der überlegenen Sicherheit glückten, mit der er sonst stets seine Hörer verwöhnt hat. Zwei Solisten bereicherten die Bortragsfolge. Der Berliner Tenor Karl Jörn sang, vom Orchester begleitet. SiegmundS Liebeslied „Wtnterstürme wichen dem Wonnemond" a»S der „Walküre" und soban« Lieder am Klavier sEdmtn Lindner) von Richard Strauß und Hugo Wolf, mit den letzteren noch mehr als bet Wagner die Schönheit seiner Mittel und eine vertiefte Vortragskultu« offenbarend. Als zweiter Solist gab der heimische Pianist EmtlKlinger neue Beweise seines ansehnlichen technischen Könnens und seiner gereisten Anslegekunst. Auch er bot dt« vollkommeneren Leistungen mit den weniger umfänglichen Gaben (Stücke von Chopin, Liszt, und als Zugabe Schubert), während die Wiedergabe des blühend schönen A-Moll-Kon- zertS von Grieg (mit Orchester) einigermaßen an Trockenheit litt. An lauter Anerkennung fehlte es ihm und dem Sänger nicht: auch Lindner wurde durch Beifall, Blumen »nd Hervor rufe herzlich gefeiert. Die „Ta»nhäuscr"-Ouvertttre beschloß den gutbesuchten Konzertabend. —ckt. s GesaugSkonzert der Mährischen Lehrerinnen. Wen« man den Don-Kosaken-Chor ins Weibliche übersetzt, so hat man die Sängervereinigung Mährischer Lehre rinnen. Dieselbe national bedingte Hingabe an die slawisch« Musik der Heimat, dasselbe restlose Aufgehen tn den Texte« und Weisen bodenständiger Volks, und Kunstlieder, dieselbe musterhafte Chordtsziplin, derselbe weiche, eindringliche Klang der Stimmen, derselbe oft jähe Wechsel zwischen Schwermut »nd Fröhlichkeit, dieselbe Unabhängigkeit von Notenblatt und Textaufzeichnung, dieselbe selbstvergessende Unterordnung unter die leise andeutenben, aber suggestiven Hand- und Ftn- gerbewegungen eines grunbmusikaltschen Führers hier wie dort. Als Vorzug der mährischen Sängerinnen ist aber noch zu buchen, daß sie nicht bloß in der tschechischen Muttersprache, sondern gelegentlich auch einmal — wie bei den BrahmS- Liedern „Wege der Liebe" — mit guter Textbehandlung deutsch singen und daß sie auch Gesänge in der stammverwandten wendischen Sprache (Volksliederbearbeitungen von Bernhard Schneider) und in slowakischer Mundart ivon M. Kresci) er klingen lasten. Im übrigen aber sangen sie auf tschechisch «tn« lange Reihe teils »„begleiteter, teils am Flügel (von Fra« Prof. L. TuckovL) gestützter Chöre von böhmisch-mährischen Komponisten wie Smetana, DvorSk, Josef Suk, I. B. Foerstrr usw., darunter ganz entzückende Sachen wie etwa das „Wiegen- lieb" von W. Kapräl, „Sommernacht" und „Die traute Uhr* von Womacka und die prächtigen Frauenchöre von Dvortlk und Suk. Bon der hervorragenden Mnstkalität der Gänge- rinnen, die auch vor den tollsten harmonischen und rhytb- mischen Schwierigkeiten nicht zurückichreckt,,engte die tadellose Ausführung etner interestanten Chorballade von Janileek: „Kaspar Rutzky." Hierbei (und bet anderer Geleaenhett) konnte sich auch als sttmmbegabte und kehlgewanbte Solistin Eleonore JaneckovL hervortun. DaS .Hauptverdienst an den außerordentlich präzisen und etndruckStiefen Leistungen der etwa 8V Stimmen zählenden mährischen Gängerinnenschar. bte sich setzt auf einer Konzertreise durch Sachsen und Schle- sie« beftndet, gebührt offenbar dem Leiter de» Chore«. Prof. Ferdinand Vach, der denn auch nach Gebühr gefeiert wurde. Der Erfolg war groß: mit Zugaben bankten dt« Sängerinnen au» dem Nachbarland« für bte warmherzige Aufnahme tn Dresden. —
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