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Dte»Gkas, 1. November 1V27 7L. S«hrM»r. Zb blb OvAküNbeI 1888 Vmdwnscknift- «aSeiS««« See«»«« E»r»svr«cker-Sa«mel»um«»r - »»»41 Sl« fitr Nachti«kvrL»,: »»»11 B-Wgs-S-bühr Lau« I^o Mt. «llunomebiUn. Anzelgen-Preise: ;«tl» « «abatt »uierbalb «o dmart der««I,net: dt» »tntvalttar und Stell« sür^au«wSrI» «"Ptä. ffaintlienanietaen und TteKenoeluche ohne bat« ,» PtL., -uderdald » Pt,., dt» « >nm br^t, Reklam»>»t>« roo P<-.. Offerten,«bübrroPt». Bu»w. AuttrL,e oe,en Borau»b»,a SLMlettun, und ÄauvtaeschSftiftelle: Mavlenßrag« 3S 42 Druck «. Berla, von Ltevich ck Sketchardt In Dresden Poftscheck-Konlo 10SS Dresden Nachdruck nur «t« »mMck« Quellen an v«d« «.Dresdner Nackr.'l »ulSsst,. Un»«rlan,Ie SckrtttKück, werden nickt ausbewabrt. Autorisierte keparaluriverkslstt tür Lkevrolet-Wagen ^utomobil-kepsralurwerkslstl unä -Vertrieb vr. Nsns üerksrät Marx über die Arbeit der Rechtskoalition. Kein Wechsel im außenpolitische« Kurs. — Bürgerliche Toleranz sür die neue Schule gesordert. Keine Vln-ung nach rechts im kommen den Wahlkampf. Eff««, 81. Okt. In einer Zentrumskundgebung in Esten hielt Reichskanzler Dr. Marx eine Rede, der wir folgendes entnehmen: So sehr man «» bedauern mdge, mit der Tatsache müsse gerechnet werden: was sich setzt auf der politischen Bühne ab- spiele, sei bereit» Borberettung auf die Wahl. Es gelte in de« nächsten Monate« für die Wählerschaft die Pflicht, ruhige Nerven zu behalte« und kühl die Entwicklung der Dinge zu überschauen. Echte GtaatSgestnnung, der feste Wille, das All- gemetnwohl zu fördern, habe das Zentrum auch bet Bildung der jetzt bestehenden Koalition geleitet, ein Borgehen, das anscheinend auch ln einigen ZentrumSkretsen immer noch nicht recht verstanden werde. »Insbesondere mir persönlich", fuhr der Reichskanzler fort, »deffen Treue zur Verfassung und zur Republik niemand anzuzweifeln wagt, verübelt man e», baß ich auf den Ruf de» Reichspräsidenten hin mich entschlossen be» ein Kabinett mit Einschluß der Deutschnatto- «len zu bilde«. E» muß immer wieder au die von nie- and bestreitbare Tatsache erinnert werben, daß da» erst ge- -ehe« ist, nachdem durch das unverständliche, inzwischen wohl a«ch von ihr selbst als falsch erkannt« Vorgehen der Sozial demokratie da» MtnderhettSkabtnett der Mitte im Dezember vorigen Jahres gestürzt worden war. Da blieb für das Zen» tr«« «»r «och die Wahl -wische». A«flös»«g deS Reichstage» »der ei«er Koalition «tt recht». Sonderbar mutet der Vorwurf an. al» hätte ich die Treue gebrochen, die ich in de« vergangenen Jahren de» republt- kanisch gesinnten BolkSkretsen versprochen habe. Wenn einer Veranlassung hat. sich zu beklagen, so bin ich e«, besten Kabi- nett man stürzte in einem Augenblick, in dem ich hinsichtlich der Reichswehr Zusagen machen konnte, die vollauf den Forderungen der sozialdemokratischen Fraktion entsprachen — Zusagen, die, da» möchte ich besonder» unterstreichen, auf meine Veranlassung auch in da» Programm des neuen Kabi- nett» mit ausgenommen und Inzwischen durchgeführt worden find. Für mich war der Gedanke bestimmend, baß eine ReichStagSauflüsung keine wesentliche Aenderung oe» be- stehenden Zustande» herbetführen, dafür aber auf Monat« hinaus jede positive Arbeit verhindern würde. W«»» wir »«sere« Wiederaufstieg »olle«, da«» gilt e» »or alle«, politische Krise« »« »ermeide« und r«hige, »olttisch »er«it«ftige «»d erfolgreich« Arbeit z« leiste«. U«d solche Arbeit ist »oa der jetzige« K»aliti»«Sregier»ag geleistet worbe». Ich behaupte, daß dt« Republik gerade im letzten Jahre gefestigt worden ist: denn ich ka«n e» nur al» einen großen Fortschritt werten, wenn «ine Partei, di« früher in schroffer Opposition gegen die Republik gestanden hat, sich bereit findet, auf dem Boden der Verfassung von Weimar positive Arbeit zu leisten. Ich brauche nur htnzuwetse« auf die Verlängerung be» Republikschutzgesetze» und auf da» groß« soziale Werk der Arbeitslosenversicherung. «a» den Flaggeastreit ««belangt, fo bedauere ich, daß dieser Streit setzt mit einer Leidenschaft geführt wird, die da» deutsche Volk tu zwei Lager zu spalten droht, und ich würde e» noch mehr bedauern, wenn etwa der nächste Wahlkampf unter der Parole: hi« Schwarzwetßrot, hi« Schwarzrotgold geführt werden sollte — ein« Parole, die nichts besagt für die Lösung der schwierigen sozialen, wtrt- schaftltchen und politischen Aufgaben, vor wel^n die deutsche Politik in den nächsten Jahren stehen wird. Schwarzrotgold, da» beton« ich a«ch he«te wieder, ist kei«« Verletzer««» ««d verkett»««» »»« Schwarzweißrot, ««d »er Schwarzweißrot l« Ehre« hält, braucht deshalb Schwarzrotgold »icht ,« schmähe». Wer ernstlich den Klaggenfrtoden will, der sorge dafür, daß die Flaggen von einst und setzt nicht herabgesetzt und verketzert, sondern so geachtet und geehrt werden, wie e» den Flaggen einer Nation, die auf ihre Würde hält, gebührt. Wer aber in dem Flaggen streit mehr sieht al» einen Streit um ein Symbol, dem vermag ich nicht mehr zu folgen. Die StaatSforw ist »«d bleibt die Republik, und ich kann mir nicht vorstellen, daß ein seiner Verantwortung bewußter Politiker heut« allen Ernste» daran denkt, auch den Kampf um dt« StaatSsorm noch in di« politische Debatte zu werfen. SS ist gar nicht ,« bestreite«, daß i« der heutige« Koaliito» g«te politisch« Arbeit geleistet worbe« ist. Ist etwa die A ust e n p o l t t t k durch den Beitritt der Deutschnationalen zur Regierung eine andere geworden? Man hat sich auch im AuSlande davon überzeugt, baß in dem neuen Kabinett mit demselben Kanzler wie 1924 und 1926 derselbe Reichsaußenmintster in der gleichen Weise die Politik der Ver ständigung und des friedlichen Ausgleich» verfolgt, wie e» unter anders zusammengesetzten Regierungen geschehen ist. Unsere Außenpolitik weist seit einer Reihe von Jahren eine durchaus gerade Linie a»ls Für di« nächsten Wochen ist die Zurücknahme einer größeren Zahl fremder BesatzungStruppen au» dem besetzten Gebiet« zugesagt und auch schon eingelettet worden. Ich gebe der lieber,engun- «»sdrnck. daß die sran,»fische Regier««» ihr gegebe««» verspreche« loyal «nb im »olle« Umfange de» Zugesicherte« erfülle« wird. Dabet erneuern wir immer wieder den bringenden Hinweis auf unser Recht, di« völlige Räumung be» besetzten Gebietes zu verlangen, nachdem unsere Entwaffnung vollkommen durchgeführt ist und die Politik der letzten Jahr« den besten Beweis für die friedliche Einstellung de» deutschen Volkes in seiner weitaus grüßten Mehrheit geliefert hat. Auffallend war das Aufsehen, das die Rede de» Reichspräsidenten o. Hinde«b«rg bei der Enthüllung de» Tannenberg-Denkmals in manchen Kreisen de» Auslandes erregt hat, eine Rede, die sowohl von mir wie auch von dem Herrn Reichsaußenmintster gebilligt worden war,- auffallend, weil bezüglich der uns vorgewor» fenen Schuld am Kriege sowohl von mir al» auch von anderen verantwortlichen deutschen Staatsmännern bet früheren Ge legenheiten vielleicht noch schärfer« Worte gebraucht worben find, al» der Reichspräsident sie anwenbete. Wir «wrse, die Frage «ach der Kriegsschuld t« »er Ueberze»»««» auf. daß ei»e wahre Versöh««»» der Nation«« »»möglich ist, so, la»ge «i« Mitglied der große» VSlkerfamilie i» de« Auge« der andere« gebraudmarkt wird »nd bleibt. Wir empfinden dt« Behauptung, als habe Deutschland den europäischen Brand entfesselt, al» eine schwere und ttefverletzende Un gerechtigkeit. Lediglich um unserer Ehre willen, die jeder Nation als das höchste Gut gelten muß, haben wir an die Geschichte appelliert. Lediglich zu diesem Zwecke haben wir unsere Archive geöffnet, damit die ehrlichen Erforscher der Vergangenheit in der Lage sind, die Ursachen der Katastrophe von 1914 klarzulegen. Nun noch einige Worte »« dem fast zu viel erörterten Schreibe« deS Reparati»«Sage«te» a» de« ReichSfinanz«i»ister. ES ist richtig, daß sich Parker Gilbert über Bedenken äußert, welche die Finanzgestaltung Deutschlands bet ihm hervorgerufen hat. Er tat das aber in durchaus vorsichtiger Weise und unter nachdrück, licher Verwahrung dagegen, daß er sich in die innerpolttischen Verhältnisse Deutschlands einzumischen beabsichtige. DaS Reichsvolksschulgesetz soll Arbeit an Deutschlands Wiederaufbau setm soll ein K«lt«r»erk werden, da» gleichzeitig ein Gradmesser ist sür die sittlich« ««d geistig« Reise «aserer Ratio«. Sn diese Arbeit sollte man nicht mit vorgefaßten Meinungen heran, gehen, mit doktrinären Einstellungen, die in der Praxi» doch nicht verwirklicht werden können. Die bürgerliche Toleranz muß da» leitende Prinzip bet der Schaffung des BolkSschul- gesetzt» sein. ES soll, dem Art. 14« Abs. 2 entsprechend, dem Elternwtllen überlasten bleiben, welche von den drei in der Verfassung vorgesehenen Schularten sewetl» zur Anwendung gebracht wirb. Man hat gerade in der letzten Zeit häufig den Elternwtllen als etwas Nebensächliche» htngestellt, als eine« Faktor, den man am liebsten ganz auöschalten möchte. Wo bleibt hier daS demokratische Prinzip? Wenn in dem jungen deutschen Volksstaate die Freiheit herrschen soll, dann darf sie bet dem Elternwillen nicht haltmachen. Ich bedaure. daß das Volköschulgesetz zu einem Kampfobjekt der Parteien ge worden ist. DaS Volksschulgesetz soll eine ruhige und stetige Ent wicklung unseres Schulwesens verbürgen. Wird es zum Kampfobjekt der Parteien, so ist das für die Schule selbst von größtem Nachteil. Wir wollen denen, die weltanschaulich auf anderem Boden stehen, ihre Schule nicht versagen. Wir verlangen aber auch für die christliche Eltern, schaft das Recht, ihre Kinder in Schulen erziehen zu lasten, die ihrem Ideal entsprechen. Sollte dem nächsten Reichstage die schwere Aufgabe überlasten bleiben, das Neichsvolksschul- gesetz, das nun einmal in der Verfassung vorgesehen ist und infolgedessen geschaffen werben muß, zu erledigen — »«», wir fürchten eiuen Wahlkampf, in dem eS «m die Schule geht, uicht. Wir lehnen aber die Verantwortung ab für die Folgen, die ein solcher Wahlkampf in unserem politischen Leben nach sich ziehen könnte. Der Artikel 174 der Verfassung will die deutschen Lande»- teile, in denen kraft älteren Rechtes eine uach Bekenntnisse« «icht getrennte Schule gesetzlich besteht, besonder» berücksich, tigen. Ich will die Frage, ob diese Bestimmung als eine bleibende, grundrechtltch-direktive aufzufasjcn ist, ober ob sie lediglich die Bedeutung einer UebergangSbestimmung hat» hier nicht erörtern. Keinesfalls aber ist sie so anfzufasse«, daß i« diese« LaudeSteile« die Errichtung vo« KonfesstouSschule« unmöglich gemacht werden soll. Wer den Willeu der Elter« als mttbestimmenden Faktor bei der Erziehung der Kinder anerkennt, darf an dem Willen der christlichen Eltern in den sogenannten GimultauschullLuder» nicht vorübergehen. Bor einigen Tage« laS ich eine« „Appell an das Bürger, t«m". Dieser Ausruf gipfelt i» der Aufforderung, die ge samte« bürgerlichen Parteien sollen sich zum gemein, f-me« Kampf gege« die den »lasseukampf predige«»« Linke zusamme«fi«de«. Ich bi« der lieber, ze»g«ng, daß dieser Aufruf im Zentrum keine« A«, klang finde» wird. SS ist seit je daS Bestrebe« deS Ze«, trumS gewese«. keine» BolkSteil, der gute« Willen» ist, »»« der Arbeit für de« Staat auSznschlicße«, i«Sbes»«dere aber nicht die zahlreiche« »«d wertvolle« Kreise der deutsche» Arbeiter. DaS Zentrum wird »ach den kommende« Wahle«, in die e» — waS ich mit Nachdruck betone — ohne jede Bindung hineingehen wird, genau so wie früher seine Kraft dem Staat zur Verfügung stellen und mit densenige« Parteien Staatspolitik betreibe«, die geneigt sind, mit ihm zusammen die bisherige Politik im wesentlichen fortznsetzen und auf dem Boden der Verfassung das Staatswohl zu fördern. v. Keu-ell an -le Deutsche Stu-enlenschask. Bekenntnis zum grvb-eutfchen Föderalismus. Weimar, 81. Oktober. Im Deutsche« Natio«alth«ater zu Weimar begann am Sonnabend mit einem Festakt die Schulungstagung der Deutschen Studentenschaft unter dem Programmtitel »Der Staat. Ein Vorstandsmitglied der Deutschen Studentenschaft begrüßte die anwesende« 890 bi» 409 Vertreter der verschiedenen studentischen Korporationen und als Gäste ber Tagung de« RetchSmtntster de» Innern v. Keudell, den thüringischen EtaatSmtntster Dr. Leutheufser, die Bertreter der Lande», und Kommunalbehörden «nd be- tonte, die Studenten seien nach Weimar gekommen, um hier mit ihren Dozenten wetterzubauen an der Erziehung zur staatsbürgerlichen Gesinnung fern von jeder Politik. Reichminister de» J««er« ». Ke«dell, von lebhaftem Beifall begrüßt, erinnerte an den Würzburger Stndententag, ber die Aufgabe hatte» die Gefallene» zu ehren. Snknüpfend an die Gegenwartsfragen sagte der Minister: Dt« heut« eröffnet« Tagung bedeutet «in Vere««t»i» ,« dem gr»ßde«tsche» StaatSgedanke«. welcher erwachse« wird a«f »er ges»«de« Gr««»lage geschichtlich geworde««» Föderal!», ««». Wir hoffen und wünschen, daß vom gesamten Vater- lande unsere akademischen Kreise als Vorkämpfer und nicht nur al» Träger einer geschichtlich neuen Mission verstanden werden. Au» technischen Gründen konnte dt« ReichSregierung auf dem Gtudententag in Würzburg nicht vertreten sein. ES ist für mich heute eine um so größere Genugtuung, ausgehend von meinem Zusammengehörigkeitsgefühl mit ber Deutschen Studentenschaft, mich zu diesem Staat-ideal für ein« bessere Zukunft, für ein« wettere und größer« Ausgestaltung unseres Vaterland«» zu bekennen. , Staatsminister Dr. h. e. Le«ihe«ffer hieß die Studenten- schaft namen» der thüringischen Regierung in Weimar will. kommen und gab ber Ueberzeugung Ausdruck, baß die Deut, sche Studentenschaft die Erinnerung an die große Vergangen heit verbinden wird mit den Gegenwartsforderunge» und mit den Aufgaben einer neuen Zeit. Sn die Reben schloß sich die Festaufführung des Schiller» schen »Don LarloS". Der Sonntag brachte als Hauptthema ber Tagung zwei Borträge, in denen die Stellung ber Hoch- schule und der Studentenschaft -um Staat behandelt wurde, Aesormarlonsklln-gebung in Berlin. Am Sonntag fand im Anschluß an den DomgotteSdienst vor dem Alten Museum im Lustgarten, veranstaltet vom Ver band evangelischer Arbeiter- und BolkSvereine Groß-Berlin» in Gemeinschaft mft der Berliner Stadtmission, ber Positiv- Kirchlichen Vereinigung Berlin und dem Evangelischen Bund «tue große Ref»rmati»«Sk«»dgeb»«g statt, zu der sich zahl- reiche Bertreter kirchlicher Vereine mit ihren Fahnen und eine große Menschenmenge etngefunden hatten. ES sprachen Pfarrer Biolet und LandtagSabg. Rüffer, die auf die große Veße«t«ng der Reformatio« sür die Ehristenhett htnwtesen, dt« von einem inneren Zwang erlöst und freigemacht wurde. Bon hier au» begab sich der große Zug der Teilnehmer unter Borantritt der Musik und ber Fahnen nach dem Luther» denkmal, wo Pfarrer v. Philipps die Festrede hielt. Er mahnte da» deutsche Volk, das uneinig und seelisch zerrissen sei, sich wieder in einem starken Glauben zusammenzufinben — den groben Reformator Luther vor Augen —, bann werde e» in den Besitz ber inneren Freiheit gelangen, ber bann auch die äußere folgen müsse. Ehorvorträge «nb ber ge- meinsame Gesang einiger Strophen de» Ehoral» „Ein' feste Burg ist unser Gott" umrahmten die Feier.