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Produkt. die Kleie, für de» 10- bi» Uifachen Betrag de» Ge. treidepreiseS zurttckkanfen must. Da» sind Volkswirtschaft« Uche Widersinnigkeiteil, die notwendig dazu führen oiüssen, das, die Produktion zuicickgehl. Heute haben wir schon die bedauerliche Latiache zu verzeichnen. daß über die Hälfte des erierderiichen Dünger« für die Neubrstcüung de» L'odeiiö ans Mangel an Zahlungsmitteln abbesteilt werde» mußte. DaS mn» im nächsten Jahre unbedingt zu einem iUl^tgang der Produktiv» und damit zn einem viel höheren Bedarf des r>>ei teureren AuSlandSg« treidcü führen, was nicht ahne verhängnisvollsten Etuslub ans den nächstjährigen GetteldepreiS und unsere Valutaverhältntsse bleiben kann. Wenn sich daher die gewiß nicht in dem Geruch der Land- miriichaitv'reunSllchkett stehende Retchsregierung zu einer tLrholuiug des Umlagepreises von 7060 auf etwa 2" OVO Mark pro Tanne entschlossen hat, so ist das durchaus kein Ge schenk an die Landwirtschaft, zumal die'cr Preis noch immer um etwa MOOO Mark hinter dem Marktpreis zurück bleibt. sämtliche bürgerlichen ''arteien >>o» den Deutsch nationale» bis zi'm Zcnlt'.im und den äei.tolralen haben sich den wirtschaftlichen Rottoeiidigleilen nicht verschließe» können, Rur die vereinigte sozialistische Partei kann eS sich nicht versagen, an der unter den Städtern leider zu sehr vorhandene» Mimriminnng gegen die Landwirtschaft ihre Parieunvpe zu kochen und die Möglichkeit zu schassen, diese wli'lschaslilch nt,a heuer einschneidende Maßnahme politisch! anSzunnlzei!' obwohl selbst Hermann Miit'-i' und der sozial», gliche ReichSwirnchaitSrninister Olrbert Schmidt in der Techows Bemehmung im Rathenau-Prozeß. «Staner Drahtbertcht der .DriSd» Nachrtchten-.t Leipzig, 4. Okt. Der zweite Lag brtngt zunächst die Vernehmungen zur Lat selbst. Der Andrang de» Publi kum» hat auch heute noch nicht nachgelassen. Ernst Werner Lecho» wirb zuerst vernommen. Borsitzende«: Wie kamen Sie zum Eintritt in di« Organisation L? - Angeklagter: Darüber verweigere ich die AuSkunst. — Vorsitzender: Gie halten etwa 400 Mk. Taschengeld zur Verfügung. Bekamen Sie für Ihre Reisen für die Organisation O Entschädigung? — Angeklagter: Rur Aufwandsentschädigung. Ueber den Plan zur Tat sagte der Angeklagte au»: Durch meinen lungeren Bruder Hans Gert horte Ich, bah Günther mir Mitteilungen von einem Plane Stiib-.nrauchS machen wollte, Rathenau zu ermorden Ich sagte, dah ich »ns diese Mitteilung keinen Wert lege, zumal Günther sich gern groß tat. Ich hatte den Eindruck, dah Günther in gewisser Be- Liebling dem Plane geneigt gewisser Hinsicht aber! geklagte den Vorgang des Attentats. Vs war verabredet, auch nicht Er erzählt« davon, al» ob e» sich nm den Plan , das, Wage» Nathenans überholt werden sollte. Da» Auto eine« Drtltkn Hände c. ohne Interesse für ihn. - Bor- is,,.,, in der Nähe der Rathenauschen Billa. Kern ga» Be. sich taran» ausstthre» wollte, «nd datz. »««, Unrntze, «nttzetzeu sollten, die rechtsstehenden Pnrtete». ans di« «r rechnete. «Ich« hinter ihm stehen würde». — vertatdtger Dr. Eack bittet, den «uaekiaaien über dt« vrztehnnge« keiner giamllie zur Kamllie Rathena« »« vernehme«. — Angekl.: Mein Großvater Behren» faß mit Rathenau im AnssichtSrat der A. E. G. St« waren auberdem dreißig Jahre nebeneinander in der Berliner HandelZkammer zu- sammrn geivesen. Auch mein Onkel hatte Beziehungen zu Rathenau. — vors.: Ihr Großvater Behren» war jüdischer Abstammung? — Angekl.: Rein. Darauf wendet sich die Vernehmung den Ereignissen «». mittelbar vor und bei -er M»r-lat zu. Nu Hand eine» großen LageplaneS erläutert der An« sitzeudrr: Welche politischen Folgen wurden von der Tat erwartet? — Angeklagter: ?lußrupoiitische. Ich betrachtete ober de» Stubenraiichsche» Plan als dumme» Streich. — Verteidige'' Dr. Hahn: Weshalb hat sich Günther gerade an Sie durch Ihren Bruder gewandt? — Angeklagter: Ich war Fraktion.« ii.u.'aa den :>>egteruilgo>iativpvnkt verteidigte». Do,?" einzige, oer Ibn: in Berlin als Aiigeln>>Iger der Organt- bat Hermann Müller den Schritt n.it der Angst um den ^ l'elan.tt war. Er wollte me.ne» Rat eins,ölen, ob .;,!ü,»ime,:l'r„ch der Gcire.öcaarisihasl re.htsertigen !^'/^,v!rtiing der ^ rganisation t. moglnh se« IM Ribe >>ers»c!>t. wälnend der Wn'lschattsiiiinisier die ?'>lf:oa»ds-! kosten der Landwirtschaft statistisch belegte Ec- hals aber alles wicht«, die ,Traktion lehnte die Eraölniua des Umlage. > Pielubeis ab und die sozialistischen ver abgeschlagen. Darauf wendet sich die Vernehmung zur rigentl'-ben Tat. Preises mit großer Mel,lbeU 's''. ' Der Angeklagte berichtet, er sei eines Nachmittag» UN, 2 Minlne: ^,ill,:e.ui> ,-ch I ^ ^ c i e .i.a.wti .na d.. . l einem gewissen Knaucr oder Körner augerufe» und rat» der stimme. ,>n —aco,».!l Neben c..cl tvr der i , in Schee,- oebete» II Uhr um eine Zusammenkunft in der Pension Lcheer gebeten wvr- den. Dort lernte er Kern »nd Fischer kennen, die sich als Angehörige der Brigade Erhard! bezeichneten !lnd näheres Tür. Dabei kan» die WahlpanAe: .Me-cn den Breiwucher' unter llmstän-en recht einträglich werden, während ander seits bei der mit dem RctchS.'agszmammentritt am i7. Ok tober zu erwartenden Aenbildnug der Koalition und der Verteilung der Ministersessel sich gegen Ausgabe de-'- Wider»! üandeS vielleicht manche Vorteile einbandeln lassen Sollte! sich im übrigen bei der Umbildung d"r Regierung, die durch> die unabhängigen und volkSvarteilichen Ansprüche ans Teil-! »ahme an der Regierung nouvendig wird, die übliche Regte- - . .... . - - . - ........ rungSsrile entwickeln, so kann eS nie von Schaden sein, eine ! ^ Unternehmungen gewinnen. HS handclto sich -m- „-.tkräsriae Parole tm Hintergrund zu haben, zumal d'e i »-blich ».-» Ge,a.rg,ubcsrei>-t-qe» «m brseMc» Geltet. Er A,isrechke"haitnvg de. ErnährnilgSwirrschast mit der bürger- j dazn^ auSersehen. ein Auto zu besorgen. — Vor« ttäten Mehrheit gesichert erschein,. Es ist lief bedauerlich. ftti««der: Davon, da» e» sie» um einenAmchlag ausSkrthenau daß d e Lo-Li-aldemrkratie n chl einmal m dieser ernsten, arr 'laiidelte, war dlc g-nze Zctt über nicht die Rede? An- !unds:c -,en ,o reichen Zeit ihr AriiationSbedürfniS zurück-! g-.klaater: Ich hatte keine Ahnung, daß die Angrlrgemzeit gehen k n- nnd nicht darvr zurückichreckl. in einem Augen- ""t dem Ltubenrauchschen Plane zu mn hatte. - Bor. blick, in dom a,:> aus die Giltigkeit und Geschlossenheit de» ' f«ß««^-r: Betrachteten «»e «t.rn alö Ihren Vorgesetzten, t-'.nkowm-. ^ie ^erbra-lcher die nut- ! <Lie gehorchen Butten. dlttneklalUer: Ja -- Bor- j nneuder. War da- ein Verhältnis, das slch auS ihrer Zu- d.r e.n,n -"eite den Z^hörigketl zur Organisation O ergab? — Angeklagter: d.r einen -ertc ben, Oberleutnant ». L. und als solcher für fehl: «Tahren St»: nach dem vorgesehenen Manöver! Ich sab elwa »W Meter vor mir einen Wage» in die Königs» -liiee «inbiege». Kern rief mir zu: Schneller. Karl, sonst kriegen wir den Wagen nicht mehr! Ich behielt aber die gleiche Oieschwindigkett bei. da der Wagen vor «nN wegen eines ArdeitdwagenS sein Tempo vermindern mnßte. MS wir das Auto überholtet«, hörte ich Schüße lallen. — Varl.: Wie viel? - Anne kl.: Das kann ich nicht sagen. eS mögen o'.in oder sßnszehn gewesen sein. — Bors.: In welche» Ab ständen fielen die Schüsse? — Angekl.: Ganz schnell ans- .iuander. — Gegen T,12 Uhr trat eine Pause ein. Nach der Pause wird die Vernehmung Ernst Werner Techowü sortgesetzt. Der Angeklagte dark auf Antrag seine» Verteidigers seine weiteren Ausführungen sitzend mache». Er ist der Meinung, daß die Schüsse Rathenau von hinten getroffen haben, da «o G <>> -> L >- k-'L L - L O W.-nn nun die ReichSregisrnug m: der einen «nerläßUchen Lchrttt tur. den völligen Zusammenbruch der! ,. . R-ir.idewirrk ha-'k zu verhüten, so tnnß sie auf der anderen ^^ü 'eytrr. »,ic Seite endlich auch einen Weg betckreilen, der die Erhöhung schildert der Angeklagte em« ^-4>a,>lcrfahrt mit des Vrokprci'es '»r die Minderbemittelten erträglich macht:' schn.Aut'z. insbesondere eine yahrt denn de ' m Verbtnd'.ipz mit de»', neuerlichen Ansteigen deS Dollars, Ich leibst ieizte mich nßcht zu ihnen. — Vorsitzender: TaS ist am Mittwoch, den Weg. den die Regierung mit der Vorbereitung -- Juni, nach Wannsee und Nikola-Ssec. wo Kern, Fischer t -t o änngen zeigc. führt nickst zum Ziel. Das kann und Güil.hcr anLstiegen und, slch lnS Restaurant begaben. nnd der rir-naen Frachtvertenernno nur immer wieder dein doch ausfällig. — Angeklagter: Ich stand gewissermaßen in v-räinaniSvollen Kreislauf Lclme'-Höhmlg — PreiK^ einem T ie n sr v e r b 8 l t n i S z u K e r n. Die Weitcrsahrt i . tene . nnz - Lohnerhöhung noch stärkeren Antrieb geben, ging nach Zehlendorf, wo Kern. Fischer und Günther imeder md m wäre an.» nur diesen Maßnahmen denjenigen Volks-! ouSslieaen »nd sich abieikS begaben. — Vorstßcndcr: Hörten imcyi n denen eine Steigerung der dürftigen Einnahmen Sie nicht, daß Lchießübnugen oorgcuommcn wurden? — nc.hk möglich ist und die schon heute de» BrotpreiS kaum er»! Angeklagter: Davon erfuhr ich erst dnrch den Nnter- ün »gen können, nicht geholfen. ES kann gar kein Zweifel > iuchnngsrichter. Ich vernahm wohl Geräusche die. konnten darüber bestehen, daß kür die setzt bereits im Meer der aber auch vom Motor stammen. Teuerung versinkenden Kleinrentner Re Ausbringung deS Ter Angeklagte schilderte dann weiter die Fahrt nach - c,.,.» e. äoinen ^rotvrenes rollig nnukvglcch a i'-d Ihnen muß Schwein, und zurück, von deren Zweck er ebenso wie der v !! vor allen ^ ...... . - - - - - — und das ka r inaen Iliio zwar ausreichend geholfen werden.! damalige Führer des Autos Pohlmann nichts gewußt in» fürs erste mir durch ReichSziikchüsse geschehen ^ haben ' ,oill. — Vorstkender: Fiel Ihnen nicht auf. « «7t » V 6 s: selbst ivil'.n sie uns von der Entente verbo.sn sind. Di Rot bricht Eisen: ne hac die. Verpflichtung zur Eindämmung i der In'Iativ:'. über den Hausen geworben, und ne erheischt > -'.ucli hier sofortiges Eingreifen. In; übrigen wird die i Reicheregierung euch nicht mehr umhin können, endlich den ' ven der Landm.rischz't seit langem vorgeschlacieucn Plänen ' -herzutrewn. d::r:n eine Brot'nsäiußstencr die Lasten für eine Verdtllig'.ino eee- BroipreckeS a.tk alle crogsähigen Lcineltern zu verkecken und Rlarkenbrot nur denjenigen zn- lonnuen zu laiien, die dessen wirklich bedürfen. TaS letztere 'che:".: -.n 'ingri''' ge>u: i'.nen zu seit:. An Lo.S andere Problem muß kicke.: mir allem Ernst ge-angcn werden, da sonst neue wiri-chckLiche und politische Zerrüttungen die Folge sei» müssen. Zuschüsse zum Brrlpreis. Berlin. 8. Okt. Wie uns von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, schweben engenblickkich Dcrhandlnngrn zwischen drr Neich-örrgiernug nnd der Entente, die den Zweck verfolgen, die Erlaubnis zn erwirke«, daß Deutsch land gestattet wird. daSBroigetreidc dnrch Reichs« zu schlisse zn verbilligen. Bekanntlich hat die Entente vor nicht langer Zeit derartige Zuschüsse verboten. Berlin, S. Okt. Wie wir erfahren, haben die Bvr- schlage Bayerns zur Verbilligung der Leben S- Haltung und gegen die Teuerung ultimativen Eharakter. d. h.. sie sind aus den »ordernden Ton gestimmt. Eine der Forderungen geht dahin, daß dem Reichstage ein Gesetz entwurf vorgclcgt werde, das Brot für die Mtnderbemittel ren zu verbilligen. Die Der-rischung dcs Preisunterschieds zwischen Auslands- und Jnlandszucker. Berlin, t. Okt. Wie das ..V. T." hört, find die Rübenfabrlkanton mit ihrer Forderung aus Hcranfseßnng des Niibenpreiscö aus rund 4A> Mk. je Zentner bei der Regierung d u r ch g c d r » u g e ». Demgemäß dürfte in allernächster Zeit der Znckcrpreis von Llivg auf 80 «0 Mark je Zentner steigen. Infolge der Erhöhung der Sackspesen, Frachtgebiihre» und Provistouösähc wird mau im Großvcrkehr mit einem Preise von rund 7lM Mk. je Aulner reätncu dürfe«. Da der Preis für Auslands,uckcr nur 7öl>ll Mk. beirägt. wird der Unterschied zwischen beiden Lorten bedeutend verringert werde». Wettere Erhöhung der Zellslosfpreise für ZsilunqsöluckpaPier. Berlin. 4. Okt. DaS Neichsivirtklmslsministeriuin setzt dticch eine in den nächsten Tagen u» ReichSgcietzblatt ver- össenllichte Verordnung die Höchstpreise für Holzstofs mit Wirkung vom I. d. M. neu fest. Der Höchstpreis wird für lüy Kilogramm Fichtcnholzschliff. lufttrocken, ab Bahn station des Erzeugers IlM» Mk betragen, für Feitckchlisf, Taanpjschliff unö gebleichten Holäschliss läßt die Verordnung einen Zuschlag bis ö Prozent z». Tie Veräußerungs verträge. die vom 1. bis lt. v. M. abgeschlossen wurden, unterliegen keinen Höchstpreisen, feiern die Lieferung bis zum 16. September erfolgt ist. Fm übrige» sind die Preise dcs für die Herstellung von Zeltnngsdrnckpapler benötigten Zellstoffs erhöht worden. Die Erhöhung der Preise ist gerechtsertigt durch die Steigerung der Frachten, die beim ZciiungSdruckpaoier allein eine Verteuerung vs« tl> Mk. für das Kilogramm verursachen, sowie durch Er höhung der übrige» Produktionskosten. <W. T. B.s Berlin. 4. Oktober. Zur Milderung der Notlage der württembergisHen Prelle ist. wie von der Regierung dem württrrnbersischen Landtage miigeteilt worden ist. br» absichttat. dem Verein württembergischir Zeitungsoerleaer etnen StaatSkreüit zur Verfügung zu stellen. daß eine Maschinenpistole aufgeladcn wurde? — Au- getlagtcr: tReiir. Ich batte mit dem Aufspannen d^S Ber° Hecks zu tun. — Borslßenücr: Haben Sie sich nicht am Ge- >präch in> W'gcn beteiligt? — Angeklagter: Nein, ich saß im Führersitz In Berlin suhrcn wir zur neuen Wohnung KernS bei Schütt Ich erhielt Befehl, die Mäntel nsw. hivanszuschanen. Dabei siel mir die M a s ch i » e n p i st o l e aus. die verhüllt war. Ich fragte, was ist denn das? Kern machte eine Bewegung, sic unter daS Bett zu schieben. Wenn die Ausivärterin auS dein Zimmer wäre, wurde er cs mir sagen. Nachher machte Kern Aeußernugen, daß die Lage Deutschlands nur gebessert werden könne durch Errichtung einer ucnioualcu Regierung, was dnrch Hervorrufnng innerer Unruhen erreicht werden könne AuS seinen An» dcntnngen vud aus früheren Rcmerknugeu. die er bei einem Gespräch in der Technischen Hochschule beim Mittag» essen gemacht hatte, entnahm ich, daß er einen republika nischen Führer beseitigen wollte. Unter allgemein-r Spannung des Hauses wird die Maschinenpistole auf den Tisch des Gerichts gelegt. Vors.: Sie nahmen also nicht mehr an, daß die Maschinen pistole zur Gefangenenbesreinng benutzt werden sollte? — Angekl.: Zunächst batte ich das angenommen, aus den Aeußernugen KernS kombinierte ich aber, daß eine füh rende Persönlichkeit beseitigt werden sollte. — Bors.: Dazu war Minister Rathenau auSersehen, zudem wegen seiner jüdischen Religion und Nasse. — Angekl.: Ich batte ans eine mehr linksstehende Persönlichkeit geschlossen. In: Lause deS Abends trat Kern an mich heran unö ließ sich von mir darüber Auskunft geben, wie ein Auto ein anderes überholen könne. Ans meine Frage, um was ek- sich eigentlich handele, erwiderte Kern, es handle sich darum, eine Prrlönlichkcit, die sich cincS schweren Verbrechen» schniöig gemacht habe, zu jagen und nötigenfalls „ieder- zuschicßeu. Schließlich sagte Kern, er sei nun so weit ein« geweiht, daß er mitmachen müsse, gleichviel ob er wolle oder nicht Von Rathena» war dabei nicht die Rede. — Ober« rcich'.-anwalt: Ter Angeklagte stellt es so dar, als ob eS sich um eine rein theoretische Unterhaltung handle. Früher hat er zugegeben, baß es sich nm Rathenau handelte. Daraus gibt der Angeklagte zu, daß über Rathenau ge sprochen worden sei. Kern batte Rathena» als schwere« Schädling bezeichnet. Seine Schwester lei mit Radeck verheiratet. Er beabsichtige, die gesamte Produktion nnd Industrie in die Hände der Juden zu bringen. Sein Abkommen sei zu gunsten der Entente und zum Schaden Deutschland» ge troffen und müsse den Zusammenbruch Deutschlands her- beisühren. Ich war zwar nicht von allen Ausführungen Kerns überzeugt, doch teilte ich seine Ansicht über daS Rathenau-Abkommen. Schließlich sagt« ich meine Mitwirkung zu, als Kern sagte, ich müsse ihm Helsen, ob ich wollte oder nicht. — Vors.: Sic kvnitte» aber doch ein,ach Stein sagen. - Angekl.: Ter Gedanke kam mir nicht. Ich stand unter dem Eindruck, ich müßte ihm behilflich sein. — Vors.: DaS haben Sie ihm durch Handschlag versprochen? — Angekl.: Rein. — Bors.: DaS haben Sie doch früher ausgesagt? — Angekl.: Ich war in solcher Verwirrung, daß eS vielleicht möglich ist. Der Angeklagte führt weiter aus, im Lause des Abends habe Kern seine Ansicht über die Schädlichkeit Nathenaus ausführlich dargelcgt. Dabei sei viel getrunken worden. Schließlich habe er dem »er« sein Ehrenwort gegeben, am Attentat mitznwirken. — Bors.: Wie konnten Sie denn ein unter der Einwirkung von Spirituosen gegebene» Ehrenwort höherstellen, als einen Mord? — Der Angeklagte schwelgt. — Verteidiger Bloch: Hatten Sie den Eindruck, baß es sich um die ureigenste Absicht KernS handelte oder baß hiicker Kern Männer ober Organisa tionen standen, deren auSsührendeS Organ er war? — «ugell.: Ach hatte den Etndrnck. »atz Kern »l« Lat a,. über den Ltubenrauchschen Plan, von dem sie gehört hatten,! ^" />1>.ai^"au-Wagcu schräg stand. Beim Borbeisahren sah erfahren wollten. De- Angeklagte batte den Eindruck, alö Personen tm Wagen faßen. Da bekannt war. baß ob sic den Pl a n verhindern wollten, um die Brigade i Minister Rathenau zwischen 10 bis )^ll Uhr spätesten- weg- Erhardt, der die Tot sicher ti- die Schuhe geschoben werden! »mähren wiegle und da ich »m diese Zeit erst di« Garage würde, nicht bloß zu stellen. In drr ferneren llntcrredung, ^ Autonummer nicht vertauscht war und wollte Kern den Angeklagte'.', wie er weiter auSsagt, für! E wahrscheinlich zu spät, mrhm . - ' ich au, baß es jetzt »ichr Rathenau gelte. Zudem habe ich die Maschinenpistole nicht zusammengesetzt gefunden. Ich habe sie selbst auSelnandergenvmmen und in fünf Teilen von Günther ln den Wagen bringen lassen, weil ein anderes Quartier genommen werden sollte. — Vorsitzender: Sie waren also überzeugt, dah die Tat noch nicht auSgeftthrt werden sollte. — Augeklagtrr: Jawohl. Techow gibt weiter eine Darstellung der Ereignifle »ach der Tat und des Herganges der Flucht. Es kommt ein Brief des Angeklagten an seine Mutter zur Verlesung, in dem die Wendung verkommt: Mein Opfer ist dadurch illusorisch geworden. Weiter ist darin von einem Eid au die Organisation E zu unbedingtem Gehorsam die Rede. — Verteidiger Dr. Alsberg: -Hat der Angeklagte Schütt Ihnen nicht schwere Vorwürfe wegen deS Attentats gemacht? — i Tcchow: Schütt ivie.S auf die politischen Folgen de» Atten tats hin. worauf ich ibm in allen Punkten znstimmte. — ObcrrcichSanwalt Dr. Ebermaler: Haben Sie Schütt nicht gesagt: eS müßte etwas geschehen, das Geld ist anögegangrn? - Angeklagter: Kern hat dies al» Grund angegeben und ich habe die Acllßcruug an Schütt wcltergcgcben. — Ober» reichsauwalt: Was heißt das. uns ist das Geld a»S- gegangen? — Angeklagter: Allgemein Leu rochtSstehenden Kreisen. Sachverständiger Geheimer Medizinalrat Proseffor Dr. Straßmann, Berlin, äußert sich über de» Leichen befund. Der Getötete hat fünf Schüsse erhalten, und ^ H Die Schüsse sind nach dem Befund anscheinend gefallen, während das Auto an dem Tater vvrbeifuhr, »nd zwar der erste, als da» Auto noch hinter dem Rathenauschen Auto war. ES folgt die Vernehmung von Sans Gerl Techew. Er äußert sich zum PlaneStubenrauchS. von dem er durch Günther erfuhr. Stubenranch wollte den Minister Rathenan in der Wohuung des Kommerzienrats Mamroth erschießen, oder wenn dies nicht ginge, im Reichstag. Günther fragte, ob ich nicht für Stubenranch Geld ober Pässe besorgen könnte. Das lehnte ich ab, da ich kein« Be ziehungen hätte und im übrigen auch de« politischen Mord verabscheue. Der Angeklagte läßt sich daraus Uber die wetteren Ereignisse aus. soweit er davon Kenntnis hatte, besonders über die Fahrt nach Schwerin. Bon Günther berichtet er die Aeußerung: Wir haben ein« dicke Sache vor. — Bors.: Tann müssen Sie doch davon gewußt haben, daß ein Attentat auf Rathenau stattfinden sollte. — Angeklagter: Eigentlich nein. — Bors.: Im Protokoll steht aber, daß Sie dies zugegeben haben. Am Montag oder Dienstag nach dem Mord ist der Angeklagte aus eigener Initiative an Schütt mit der Bitte herangetrcten. ihm 6 000 Mk. für seinen Bruder zur Verfügung zu stellen, damit er im Falle der Flucht nicht ohne Geldmittel sei. Schütt habe dies abgclehnt. ES folgen Sie Gutachten deS Sachverständigen und Zeugen Dr. Großer, deS Hausarztes der Familie Techow: Die Familie Techow ist hochgebildet, der Vater Jurist, war Altertumsforscher. Die Mutter ist hochgradig nervös. Die Großmutter Hans Gerts ist an Gehirugeschwulst gestorben. Tie Geburt von HanS Gert verlief nicht normal. Die Unke Kvrperseitc blieb durch Abschnürnng in der Entwicklung zurück. In den ersten Jahren machte sich da» nicht sehr bemerkbar, im Gegenteil entwickelte er sich geistig und körperlich sehr gut. DaS ändert« sich aber in den Entwicklungsjahren. Da blieb die linke Körperscite auf- fallend zurück. Er lebte hauptsächlich von der rechten Körpersette. Durch seine Kränklichkeit veranlaßt, sing er an, sich mit Politik zu beschäftigen, ohne rechtes Verständnis dafür zu haben. Andcrseit» wieder zeigte er sich w i e c t n K t n d. In körperlicher Be ziehung nahm er oft tagelang keine Nahrung zu sich. Er bat seine Handlungen nie wie ein normaler Mensch betrachtet und überlegt. SS fehlte ihm in medizinischer Hinsicht das Gleichgewicht, eS fehlen ihm die Hemmungen. Zu viel auSgebildet ist dagegen der scharfe Trieb, Aufsehen zu machen. — Verteidiger Dr. Sack: ES fehlte ihm also dar moralische Unterscheidung-Vermögen. — Sachver ständiger: Jawohl, obwohl ich ihn nicht als geistig minder wertig bezeichnen möchte. — Oberreichsanwalt Dr. Sbcrmaier: Halten Sie den Angeklagten also für gemin dert zurechnungssähig? — Sachverständiger: Gewiß. — Verteidiger Dr. Hahn: Hat sich bet Ernst Werner Techow auch irgend eine Anormalität gezeigt? — Sachverständiger: Er reagierte bereit» auf da» geringste Quantum Alkohol, so daß der Vater verbot, ihm Alkohol zu geben. Hiermit ist die Vernehmung des Sachverständigen be endet. Ans die Vernehmung deS Zeuge» Giimnasial- direktor Dr. Kremmer, Berlin-Dahlem, wird verzichtet, ebenso ans die Vernehmung von Iran Oberstleutnant Pohlmann und einigen anderen Zeugen. Gegen 0 Uhr wird die Verhandlung aus Donnerstag vormittags 0 Uhr vertagt. Abtrennung de« Verfahren» gegen Dietrich und Stein. Berlin. 8. Oktober. Da» Verfahren gegen den Kapttän- leutnant Wolsgang Dietrich au» Erfurt und den Schrift steller Dr. Stein auf Burg Saaleck ist von dem Prozeß gegen dt« übrigen Angeklagten in der Morüsache Rathenau adgetrennt worden. Termin »nr Verhandlung vor dem GtataSgertchtshof gegen Dietrich «nd Stein ist ans den »L Oktober anberanmt.