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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.08.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060824011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-24
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 24.08.1906
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»n der lat die Arbeit nieder. La sie in det Mehrheit waren, sab sich der Polier veranlaßt, die Christlich-Organisierten zu entlassen, worauf die anderen die Arbeit wieder aufnahmrn. Di« entlassenen Arbeiter brachten den Fall zur Anzeige. Der AmtSanwalt beantragte gegen sie de» Vergebend gegen z 153 der . L rr - ^ § ^ « « L ^ a o « i» «p 5» Z sei ihr gutes Recht, dafür konnten sie nicht zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen werden: Drohungen gegen dt» .Christ lichen" seien den Angeklagten nicht nachgewiesen: die Bedingungen für dir Wiederaufnahme der Arbeit könnten sie nach ihrem freien Ermessen ansstellen. Nach 3 153 der Gewerbeordnung macht sich ,eder strasbar, der durch körperlichen Zwang. Drohungen. Ehrver letzung oder VerrufSerklürung andere zu bestimmen versucht, an Verabredungen oder Vereinigungen zur Erlangung besserer Lobn- dedingungen teilzunehnien. In dem vorliegenden Falle haben die sozialdemokratischen Maurer die Christlich-Organisierten zu zwingen versucht, dem sozialdemokratischen Verbände beuutreten. Daß daS keine Drohung sein soll, wenn sic aus die Arbeitsniederlegung Hinweisen, um eine Pression aus die .Christlichen" zu üben, ver mögen wir nicht einzusehen. Aber selbst wenn das Gericht, weil es sich nicht genügend klar machte, daß solche Arbeitsniederlegung die BroiloSmachung der „christlichen" Maurer zum Zwecke hatte, keine Drohung erkennen konnte, so lag doch in der Weigerung der Sozialdemokraten, noch mit den christlich organisierten Maurern zusammen zu arbeiten, eine Verrusserklärung und eine Ehrver letzung. deren Anwendung K 153 der Gewerbeordnung gleichfalls ausschiießl. DieieS Urteil liefert alle nichtjozialdemokratisch Orga nisierten schonungslos in die Hände der übermächtigen sozialdemokratischen Organisationen. deren Uebermut keine Grenzen mehr kennen wird, wenn eS dabei bleibt." Tie „Deutsche Dagesztg." erklärt, das zu gcwärtigende Urteil der höheren Instanz müsse zunächst abgewarlet werden. Sollte es den Freispruch bestätigen, so müßten unbedingt neue gesetz geberische Vorschriften zum Schutze der Arbeitswilligen erlassen werden. Deutsches Reich. In Kassel tagt der 17. G e n o s se n s ch aftS- taa des Allgemeinen Verbandes d e r a u s Selbst hilfe beruhenden deutschen Erwerbs-undWirt- s ch a s ts g e n o s s e n s ch a f l e u. Die erste Hauptversammlung eröffnete König!. Rat Pröbst-München mit einem begeistert auf- genommenen Kaiserhvch: auch wurde ei» Huldigunastelegramm nach Schloß Wilhelmshöhe abgesandt. Nach den Begrühuugs- onsprachen erstattete Dr. Erüger-Eharlottenburg den Jahresbericht. In den letzte» zehn Jahren wurden Ui 126 Geuvssenschasten gegründet, aufgelöst 31Itt --- li) Prozent. Im letzten Jahre da gegen stehen 862 Gründlingen 266 Auslösungen -- 26 Prozent gegenüber. Rohstoff-, Werk- und Magazingenossenschaften sind o80 neu gegründet, aber 165 aufgelöst worden. So doch erfreu lich die Gründungen seien, so geben die zahlreichen Auflösungen doch zu denken. Das Anwachsen der Genossenschaften wird zum Teil auf die Einführung der beschräukteu Haftpflicht -»rückgeführt und dabei betont, daß sich der Allgemeine Verband dreier Haftart gegenüber anfangs ablehnend verhalten habe. Dem ist nicht so. denn auf Veranlassung von Schulze-Delitzsch selbst ist scinerreit die beschränkte Haftpflicht in die Novelle zum Genossenjchafts- gesetz ausgenommen worden: wir wollen nur, daß die erforder lichen Voraussetzringen erfüllt werden, denn es ist gewiß beachtens wert, daß der Oesterrcichriche Verband vor der Annahme der drick>ränkterr Haftpflicht warnt, obgleich diese Haitivrm in Oesterreich viel länger besieht wie in Deutschland. Redner gibt sodann einen Ueberblick über die Entwicklung des Genoncn- ichnftsweiens i» de» letzten ;ek» Jahren. Darnach gab eS 1896: 872 berichtende Kreditgenosienichaflen gegen 921 im Jahre 1906, mit 191 iM 1510 Oslo) Mitglieder» : es betrug das eigene Ver möge» 153 «2!72> Millionen Mk,: die fremden Gelder 197 «859) Millionen Mk.: die gemährten Kredite IM (3) Milliarden Mk.: die Außenstände 560 <900- Millionen Mk, Tie Baugeuosseu- ichaften sind von 23 ans 103, ihre Mitgliederzahl von 80>0 auf 21 000 und der Wert der erbauten Häuser von 7> - Mill.Mk, auf 51 Mill. Mk, gestiegen. — Ter Vorsitzende sprach Dr. Erüger im Einverständnis mit der Verlannnlung den Tank für seine rührige Tätigkeit aus. Aus Einladung von Dr. H lm-Leipzig namenS der beiden Leipziger Genossenschaften und de, Kreditbank, Aktien gesellschaft, wurde als Ort für den nächstjährigen Allgenieine» Geiwssenichaftstaa Leipzig bestimmt. Vom Kaiser ist aus das Huldigungstelegraimu folgende Antwort cingegangeu : „Schloß Wilhelmshöhe, se. Majestät der Kaiser und König lassen dem Genossenschaftstage für den Treugruß bestens danken. Auf aller höchsten Befehl gez,: Der Geheime Kabinettsrat v. Lucanus," Die B o d e nr e s o rm e r wollen ihren nächsten Bundestag am 20. und 21. Oktober in Düsseldorf abhalten. Sie erwarten eine starke Beteiligung daran. Als Agitationsmittel und Werbc- heft soll in großen Partien eine Schrift von Professor Adolf Wagner verteilt werden, in der die Einwände gegen die Wert zuwachs st euer zurückgewieien werden. Diese Sieuer findet letzt gerade in den Vororten von Berlin immer neue Fr inde: in Wcißensee ist sie bereits eingesührt, und vor etlicbeir Tagen hat sich auch die Gemeindevertretung von Pankow inil allen Stimmen gegen eine^sür sie ausgesprochen, Professor Dr. Mendel mies in letzterem Orte in einer eindrucksvollen Rede darauf hin, welche großen Gewinne die Bodenspekulanten einheimsen: es sei nur recht und billig, bei der Besteuerung diese Gewinne mit heran- zuzlehen. ^ lieber ein peinliches Nachspiel zum deutschen u r n u l i st e nb e s u ch e in England schreibt man der „Teuttcheii Dagesztg."': Optimistischen Beurteilern der Cron- berger Zusammenkunft hält ..Figaro"" höhnend entgegen, wie kalt die Stimmung maßgebender englischer Kreise beim Iournalistsnbeinche gewest» sei. Das würde nach den Berichten der deutschen Be'ucher unglaublich erscheinen, wenn das Pariser Blatt nicht außerdem eine bitterböse Kunde schadenfroh aus- vlauderte. Die Veranstalter haben nämlich die Ooferifreudigkeit der briti'chen Gastgeber überschätzt, als sie für die Ver brüderungstage 21 800 Mark ausgäbcn! Von dieser — märchen haften Summe fechten immer »och ganze 7200 Mark: teil ,;wei Monaten rührt man vergebens die Lärmtrommel, 'chlietzlich werden die armen Lrganisawren noch in ihre eigene Tcssche greisen müssen! Die Leser der deutschen Presse sind der artig mit den Segnungen der Enaland'ahri gefüttert worden, daß ihnen persönlich dieses pikante Dessert gallenbitter schmecken wird. Wie müssen erst die beteiligten Herren emvsinden! Als vor dem Verbrüderungstage ein bekannter Publizist sHardeu Red.) die Teilnahme ablebiite mit dem Bemerken, er lasse sich nicht gern aus anderer Leute Tasche bewirten, schien solches Bedenken pedantische Ungerechtigkeit gegenüber dem großen Ziels ... Es ist wohl zu erwarten, daß die deutschen Zeitungs männer nun nachträglich dem Bei'picl der — veuttcken Land wirte im Rathaus folgen: daß sie den englischen Gastsreunden aus der Klemme "helfen. Tann hängt die Blamage nicht an ihnen." Ein Vorspiel zum sozialdemokratischen Partei tage in Mannheim boten am Dienstag abend eine Reihe sozialdemokratischer Versammlungen in Berti» und den Vororten, in denen dieAnträge fürMannheim beraten und die Delegiertenwahlen vollzogen wurden. Um das Massenstreikvrotvkoll und nm das Verhältnis der Gewerkschaften zur Partei gab es heftige Debatten. Auch die Frage der Maifeier und der Kampf der Literaten in der Partei wurden ausgiebig erörtert. Zahlreiche Redner griffen den Partcivoistand, besonders Bebel, lieftig an. weil sein Verhalten nicht zweifelsfrei fei und die Veröffentlichung des Massenstreikprotokolls einen Vertrauens bruch darstelle. Auf der anderen Seite entstanden dem Partei Vorstände Helfer, die die Generalkommission der Ueberbebimg und der Hinterlist beschuldigten. Man stellte eine Generalabrechnung mit der GeneraUommiiswn auf dein Mannheimer Parteitage in Aussicht. In Charlottenburg richtete Schriftsteller Bernhard, dem man in Dresden bekanntlich übel mitgespielt hatte, leidenschaft liche Angriffe gegen den Partcivoistand. Aus eine Bemerkung des Referenten Schütte, daß die „V 'rwärts"-Artikel zum Masse» strcikprolokvll Klarheit gebracht hätten, entgcgnete er, aus dem „Borwärts" könne man nur entnehmen, wie die Sache nicht ge legen habe. Vorläufig seien die Gewerkschaften viel stärker, als die Partei, und es wäre deshalb logisch, daß sich der Parteivor stand mit der Gcneralkommiision als einer selbständigen Orgnnisa tion in Verbindung setze und auf deren Beschlüsse Rücksicht nehme Daß der Einfluß der Partei auf die Gewerkschaften immer schwächer die der Partei erwünscht sei, und die deshalb darauf htndrSngten, dt« Gewerkschaftsführer vor kritische Situationen zu stellen. Da» Verhalten von Bebel sei vollständla unklar. Er müsse dazu g«. nötigt werden, vollständige Aufklärung zu geben. Im weiteren Verlaufe der Versammlung wurde verlangt, daß dir Partei die Masse nicht nur zur Maifeier verpflichte, sondrm auch sür Unter» stützuna der Mawpser Sorge trage und diese» nicht allein den Gewerkschaften überlasse. E» soll deshalb dem Parteitage ein Antrag vorgrlrgt werden, der dir Parteiorganisationen an allen Orten dazu verpflichtet, wegen der Unterstützung der wegen der Maifeier Ausgrsperrtrn sich mit den örtlichen Gewerkschafttkartellen in Verbindung zu letzen. Die am 1. Mai Arbeitenden sollen die Gelder für die Unterstützung aufbrlngen. Der Parteivorstand soll aus diesem Anlässe Maimarteii herauSgeben. Die Sozialdemokraten haben au» Anlaß der katho lischen Generawersaminluna t» Essen eine Anzahl Proteilver» sammlungen anberaumt. Die erste findet heute. Fieitag. in Essen- West statt. E» werden sprechen Dr. Kramer-Magdeburg und NeichStagSabgeordneier Buchhändler Advls Hosiinunn-Berlili über „UltramontaittsmuS die größte Gefahr". Rußland. Eine Anzahl russischer sozialdemokratischer Marinesoldaten, die sich in den sinnländischen Gewässern befinden, haben, wie die Helsingforsrr Zeitung „Nya Pressen" berichtet, an die Finnländer folgendes Schreiben gerichtet: „Finnische Mitbürger! Mil Worten vermöge» rvir unsere S»m- pathie und unsere Teilnahme für die Finnländer, die als Freiheits- Helden gefallen oder ins Unglück geraten sind während des Auf ruhrs in Sveaborg, nicht auSzudrücken. Wir haben bemerkt, daß anläßlich des erwähnten Aufruhrs einige Finnen begonnen haben, uns mit Mißtrauen zu betrachten, da einige von uns die Sache des Volkes verraten und auf die sür die Freiheit kämpfende» Auf rührer in Sveaborg zu schießen begonnen hätten. DaS Geschehene können wir nicht ungeschehen mache», aber kein Schaden ist so groß, daß er nicht i» Zukunft wieder gntgemacht werden könnte. Diejenige» unserer Waffenbrüder, welche auf die Aufrührer schossen, waren nicht organisiert, daher gelang es der SchrcckenS- regierung mit Hilfe von Branntwein, sie ans ihre Seite zu bringen und sie zu bewegen, ihre eigene Sache und die Sache des Volkes zu verraten. Aber diese durch den Branntwein hervor- gebrachte Verwüstung der Gemüter war für die Zukunft eine heilsame Lehre für nüchtern denkende Soldaten. Sw war wirk samer als ein langjähriger Temperenzuntenicht. Kameraden! Zweifelt nicht an uns. achtet uns nicht gering! Wir haben und ihr habt einen gemeinsamen Feind, und wisset außerdem, daß wir Feinde auf allen Seite» haben, aber wenig Freunde. Laßt uns eurer Freundschaft teilhaftig werden. Sic ermutigt uns und stützt uns in unserem großen Kampfe, dem wir unser Leben geweiht haben. Seid versichert, daß unsere Niederlage eure Niederlage ist, unser Sieg euer Sieg. Das Schicksal hat uns und euch vereint. Auch wir wissen wohl, daß es ans dem Wege des Fortschritts und der Freiheit auch eines auderen bedarf, als des Kampfes mit den Waffen und des Blutvergießens. Aber wir wissen auch, daß die SchreckenSregierung Rußlands sich um Demonstrationen nicht kümmert, sie trotzt moralischen Zwangsmitteln und tritt sie mit Füßen wie auch die Meinung des Volkes, und im Kampf, auf den sie Wert legt, ist die unbewaffnete und des Gebrauchs von Warfen ungewohnte Zivilbevölkerung machtlos. Finnland, im August 1906. Eine Gruppe sozialdemokratischer Marinefoldaten Türkei. Eine Pariser Havcis-Tepesche meldete die bevor stehende Ernennung des griechischen Expremiers Alexander Zaimis zum Gouverneur von Kreta. Prinz Georg von Griechenland, welcher seine Demission als Ober kommissär aiifrechterhalteu hat. hatte am 2. Dezember 1898 die Regierung übernommen, lomit fast acht Jahre lang geführt. Nun wird das Oberkommissarial in eine Statthalter schaft verwandelt. Alexander Zaimis steht im 55. Lebensjahre. Er ist der Sohn des ehemaligen griechischen Ministerpräsidenten Trasybulos Zaimis und ein Neste des un vergeßlichen Telyaiinis. der bekanntlich durch Mörderhand fiel. Im l890er Kabinett Delyannis war Zaimis Justizminister. Im Jahre 1893 wurde er zum Kammerpräsidenten gewählt. Nach der Niederlage Griechenlands gegen die Türkei übernahm er am 1. Oktober 1897 die Bildung eines Kabinetts, dem die Aufgabe des definitiven Friedensschlusses zufiel. Da er bei den Neuwahlen keine Majorität erhielt, trat er im April 1899 zurück, wurde jedoch bereits Ende November 1901 wieder cm die spitze der Regierung berufen und übernahm außer dem Zräftdium auch das Portefeuille des Auswärtigen. Ein Jahr zäter mutzte er einem Ministerium Delyannis den Platz räumen. Was Len Standpunkt der vier Schutzinächte an belangt, so sollen diese jetzt, wie aus Athen gemeldet wird, der Ansicht sein, daß im Hinblicke auf die oberherrlichen Rechte des Sultans eine Vermittlung der griechischen Regierung in der kretischen Angelegenheit nicht mehr opportun lei und direkte Verhandlungen der Generalkonsuln der Schutzmächte mit der konstituierenden Nationalversammlung, bezw den Führern der kretischen Parteien porzuzie'hen feien. Bezeichnend für die in Athen bezüglich Kretas allmählich durchdringende Auffassung ist ührigens eine Aeußerung des „Neon Asty. welches betont es sei bedauerlich, daß die Mächte einen unzertrennlichen Zu sammenhang zwischen der kretischen und der makedonischen Frage hergestellt haben: dies lasse sich aber nicht ändern. An gesichts dessen bleibe Griechenland nichts übrig, als seinerseits die kretische Angelegenheit zu ianorieren und es ausschließlich den Kretern zu überlassen, ihre Angelegenheiten mit den Schntz- mächlen ins reine zu bringen. Ans Kreta sei schließlich sein nationales Interesse gesichert, da Kreta griechisch sei und von niemandem hinsichtlich der Nationalität bedroht werde. Leute Kunst und Wissenschaft. s In der König!. Hofoper gelangt heute obend Richard Wagners „R > enz i" zur Aufführung. Die Titel partie singt Herr Ejnar Forch Hammer vom Stadttheater zu Frankfurt a. M. als G a st für den unpäßlichen Herrn von Vary. Beginn der Vorstellung 7 Uhr. s- Das Residenztheater eröffnet seine diesjährige Wiutersvielzeit am 8. September mit der Aufführung des neuesten Wiener Operettenschlagers „Tausend und eine Nacht" von Johann Strauß, imisikaliiche Bearbeitung von Ernst Netterer. Die Operette wird in glänzend neuer Ausstattung in Szene gehen, für die bereits seit Monaten in den Werkstätten des Theaters gearbeitet wird, soweit sie nicht die bekannte Berliner Theatcrausstatttiiigs-Firma Hugo Daruch liefert. Im Central-Theater bleibt bis aus weiteres das dreiaktige Lustspiel „Der Ebekäfig" von Bruno Köhler au dem Spielplan. Beginn der Vorstellungen 8 Uhr s- Posaune nkonzert. Am Sonntag mittag findet von 12 bis 1 Uhr im evangelischen Kirchenraum der Ausstellung wieder ein Posannenkonzcrt statt. Zum New trag gelangt eine Auswahl von Stücken aus dem reichen Schatze unserer herrlichen Motetten, Choräle, sowie geistlichen und weltlichen Volksliedern. Die Pflege der religiösen Musik ist das eigentliche Gebiet der „Posaunenchöre"', deren Namen — Wirklichkeit bestehen die Instrumente derselben nicht bloß aus Zug- oder Ventil-Posaunen — auf bibilische Beziehungen hin- deuret. T«s Eintrittsgeld von 30 Pfg. dient zur Deckung der mancherlei Unkosten. h Bruno Heydrich, der auch in Dresden bekannte Heldentenor, jetzt Direktor eines Konservatoriums in Halle a. S., hat eine abendfüllende phantastische Oper, „Frieden", in 4 Akten sText von Max Behrendj, vollendet, oie vom Mainzer Stadtthcatcr zur Ausführung angenommen worden ist. ,,b'u r » r 6 r a m a 1 i a u s", über das teile Hoftheatcr-Regisseur Karl Grube geplaudert hat, wird dem ,,B. L.-Ä." von fachmännischer Seite geschrieben' „276 „Dramen" in sieben Monaten — das klingt freilich un geheuerlich. Aber der Kundige weiß, daß von dieser Mordszahl reichlich 200 „Stück" Stücke sofort aus>chcidcn, weil man schon auf der fünften Seite des Manuskripts, wenn nicht früher, erkennt, daß da ein Bühnensremdling vom Ouror ckramativu» ersaßt wurde. Der Rest, auf volle sieben Monate verteilt, ist um so eher zu bewältigen, als auch in ihm noch zahlreiche Arbeiten sich finden, bei denen unschwer zu erkennen ist. daß sie für die einzelne Bühne nicht in Petracht kommen. Schließ lich verbleiben sür ein Theater, das jährlich etwa fünfzehn oder zwanzig Novitäten aufzuführen vermag, deren dreißig oder vierzig zur Auswahl. Freilich, der amtierende, mit Arbeit nur diele Anzahl von Stücken heraulzusinden. .G«t«, Gti«»e »llte. als ein« überau» wertvoll« und gewichtig, immer «in >ann gehört ivrrden, wenn nach gründlich«,, sachkundi^r Siebung eine vorenftcheiduna stattgefunden dal. D«r Nrgmeur teht meist — Ausnahmen vestStiaen di« Regel — außerhalb »er literarischen Bewegung der Zeit. Er mag oft «inwaik- rei darüber urteilen können, ob eine dramatisch« Arbeit bühneu- rrtia, bühnengerecht, bübnenwirksam erscheint, und vor allem darüber, ob man sie mit den vorhandenen Mitteln und Sräst«» aufführen darf. Ihm aber die erst« Lesung oller einlaufenden Stücke zuzumuten, ist ein Mißbrauch. Er hat seine Wurzel in der grundfalschen, bedeutungslosen Stellung ver Drama- turgen an unseren Theatern — an den Theatern der Groß- tckdt hat er überhaupt nicht mitzureden. Hier legt mak> Wert auf Autoren, die schon Erfolg hatten. Dies« laßt man wohl auch dann zu Worte kommen, wenn man nicht unbe dingt an ihre neueste Schöpfung glaubt. Der ^Dramaturg* hat mit ihnen nichts zu tun. Er sitzt auf seinem Platze, um Ablehnungsbriese zu schreiben, zudringliche Autoren abzu- wimmeln. Bcan bedarf seiner auch nicht — in der Großstadt Denn den geringen freien Platz nn Spielplan besetzt — der Zufall. An unseren ersten Bühnen wird man eS in diesem Jahre mit einigen Dichtungen versuchen, die schon vor Jahr und Taa in Buchform erschienen, schon allüberall vergeblich eingereicht waren. Ein Zufall hat auf die irgendwo in stiller Berborgenheit lebenden Autoren aufmerksam gemacht. Auch damit hatte der Dramaturg nichts zu schaffen, er lernt solche Stücke oft erst — auf den Proben kennen. Ander-, aber nicht besser, steht es an den vielen Hoftheatern, an den „besseren" Stadttheatern. Entweder fehlt der „Dramaturg" überhaupt, oder er sitzt in einem entlegenen Stübchen des Hauses und laut Philologen- und Primaner-Komödien, indes man unten im Dlrektioiisbureau grundsätzlich nur Stücke annimmt, mit deren Ausführung die leitenden Theater des Landes voran- ingen. Herr Grube hat den übermäßigen Mißwachs treffend jarakterisiert. Aber tragisch ist das nicht zu nehmen. Man sollte vielmehr den Blick Hinübergleiten lassen auf ochdere Gebiete des öffentlichen Lebens. Jeder größere Betrieb wird mit mehr oder minder unmöglichen Angeboten bombardiert. Aber überall da gehört das Sichten und Suchen, das Prüfen und Erwägen zu den allerwichtigsten, allernotwendigsten Ge- chäften. Wirkliche Männer vom Fach werden damit ietraut. Aus den Theatern aber ertönt immer wieder die lächerliche Klage über das allzu große, gar nicht zu bewältigende Angebot, über die unsagbar schwierige Auswahl und die kaum ohnende Ausbeute. Liegt das nicht daran, daß die Prüfungs- teile schlecht funktioniert? Daß man, wie vor hundert Jahren, entweder dem Erfolge nachtanzt oder den lieben Zckfall walten läßt? Nur beim Tbeater „prüft" jemand im Nebenamte, oder es prüft ein Unzulänglicher, dessen einzige Aissaabe eS ist, dramatisch produktivere Fliegen abzuwehren Warnt immer- hin alle Well davor, stücke zu schreiben — tut dies so oft und so laut wie möglich! Vorher aber stellt in Eure Riesen etats eine oder zwei anständige Gagen ein sür Leute, die nicht einseitig sind wie der Regisseur und nicht ohnmächtig und theatervliiid wie der Dramaturg, Leute, die ein Stück Tbeater- ebcii, Theaterpraxis hinter sich haben, die Wissen uno Ge- chmack mit Erfahrung vereinigen, und die ihren Lohn wert 'ind, weil fi,c sich Geltung zu schassen wissen." s Aus Banreuth schreibt man der Berl. „B.-Ztg.": Die Klänge des Festspieles sind verhallt, die Besucher sind ab- gereist, die Schar der Künstler ist in alle Winde zerstoben, öayreuth, die eben noch so lauten Treibens volle Feststadt, liegt till und leer da, wie andere Landstädtchen auch. Dos künstleri- che Ergebnis der diesjährigen Festspiele wird allgemein als ein sehr gutes bezeichnet, das Publikum war wie immer be geistert, und die Künstlerschar hat durch Frau Cosima Wagner manche wertvolle Anregung erhalten. Nicht alle von ihnen sind freilich nur „des Gottes voll" aus Bayreuth geschieden. So wird von einem auch in Berlin schr bekannten Kammer sänger B. berichtet, von dessen finanziellen Nöten allerdings schon hin und wieder in der Oestentlichkeit die Rede war, daß er am letzten Tage noch, als er eben seine reichliche „Auf- enthallsentschädigung" eingestrichen hatte — in dieser Form werden in Bayreuth den Künstlern die Gagen bezahlt — den Besuch des Gerichtsvollziehers empfing, der ihn ganz gründlich auspsändcte. Alles wurde ihm genommen, sogar der Spazier stock, ein wertvolles Geschenk der Frau Cosima an den «Sänger. Den Stock hat in der Auktion bereits ein biederer Bayreucher Handwerksmeister erstanden . . . Tragischer als diese Episode berührt ein Abschluß eines reichen Künstlerlebens, "der an einem vorletzten Bayreuther Tage erfolgte. Es ist schon in den Zeitungen gemeldet worden, daß der bekannte Opernsänger Elmblad in eine Irrenanstalt zu Stockholm gebracht worden ist. Das ist der Abschluß einer Karriere, an deren Zerstörung leider wieoer der Alkohol schwere Schuld trägt. Wie wir erfahren, ließ sich der Künstler diesmal in Bayreuth unter der Einwirkung des Alkohols z» einer Handlung Hinreißen, die man beschöni gend einen „kleptomanischen Anfall" nennen mag. Nur durch eine Zahlung in die Armenkasse konnte er sich vor ernsteren Folgen der Tat bewahren. Sodann kam es zwischen dem Künstler und einem Bayreuther Kommerzienrat, der in engsten finanziellen Beziehungen zu Villa Wichwfried /teht, zu einem ernsten Zusammenstoß, der sogar in Tätlichkeiten von seiten des Sängers ausgeartet sein soll. Auch wenn sonst nichts anderes hinzugckommen wäre, würde dieser Vorfall dem Opern- länger E. die Pforten von Bayreuth für immer verschlossen haben. Nun sitzt der Unglückliche in der Zelle des Irrenhauses. h In Rosenberg bei Gadebusch Mecklenburg), wo am 26. August 1813 Theodor Körner im Gefecht fiel, wie auch in Wöbbcliu bei Ludwigslust, wo ihn Tag» daraus seine Wassengesährten unter einer Eiche begruben, finden auch in diesem Jahre Gedenkfeiern statt, die aus An sprachen. Gesanqsvorträgcn, Niederlegnng von Kränzen,, auch durch von außerhalb erscheinende Deputationen bestehen und kommenden Sonntag, am 93. Todestage, abgehalten werden. Zu der Wöbbelinen-Gedächtnisfeier, die von dem dortigen, seit 10 Jahren bestehenden Körnergesanaverein geleitet wird, reist auch dieses Jahr der Begründer und Direktor unseres Körner museums. Herr Hofrat Dr. Peschel. -s Dr. Leyds, der frühere Staatssekretär von Transvaal, ist der Verfasser eines großen historischen Werkes, in dem er die englische Einverleibung der Republik behandelt. Der erste Band wird am 1. Sevtember erscheinen. Der zweite, später erscheinende Band wird die Geschichte der zweiten Ein verleibung und somit die Geschichte des letzten südafrikanischen Krieges bringen. h Zu dem Thema an dieser St " Während des Druckes eingegangen« Neueste Drahtmel-nngen. Petersburg. Die Petersburger Telegravhen-Agentur ist ermächtigt, kategorisch die Pariser „Temps"-Meldung von der Umgestaltung derRussischen Staatsbank in «ine Aktiengesellschaft zu dementieren. in der Partei gebe, denen die Trennung der Gewerkschaften von! überladene Regisseur hat nirgendwo freie Zeit genug, um auch Vermischtes. ** 126 Sorten neue Wertzeichen. Infolge der Steuer- Rsform hat auch die Reichsdruckerei mit Hochdruck arbeiten müssen: In. kürzester Frist waren 126 Sorten von Wertzeichen für die Zigarcttensteucr, Frachtstempelsteuer und Personen- Fahrkartensteuer, sowie drei Sorten von Steuerkarten für Kraftfahrzeuge hcrzuftellen. Nun fehlten bei fast allen Sorten sichere Bcdarssaiigaven, die Einrichtungen mutzten daher so getroffen werden, daß allen wechselnden und unvorhergesehenen Anforderungen in kurzer Frist entsprochen werden konnte. Erst Ende Mai o. I. erhielt die Reichsdruckcrei die Genehmigung zum Drucke der ersten Stenerzcichen-Sorten, und schon Mitte Juli begann die Versendung der Stcuerkarten und Steuer- Zeichen an die Amtsstellen. Um die rechtzeitige Versorgung der Bedavssstellen nicht zu gefährden, übernahm die Reichs» druckerci im letzten Augenblicke auch noch die Versendung an säst alle Haupt-Steuerämter. Bis Mitte Juli sind ungefähr 119 Millionen Zigaretten-Sicuerzeichen, 29 Millionen Fracht- stcmpclmarken und 120 000 Stcuerkarten, zusammen 148120000 Stück, versandt worden. Allein die Zigaretten- und Fracht- stempcl^eichen stellen einen Nennwert von ungefähr 42 Millionen
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