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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.05.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260519018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926051901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926051901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-19
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.05.1926
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10. Mol 1S26 — »Dresdner Nachrichten" — Nr. 2Z »eile Z Putsch-ebalte im Reichslag. is eilt. ien, legt ;s- »bg. »alle > n n ti„ raus laut L : die Als »gen habe, ? alS den irt, ant- lang Dr. daß ; an- , z>» zial- k»rilt- Abg- :tzen- Vide os« seit An- Aus" , silr fiir Zm> e als und ! B-« aae» eilen nacbt i»- iopsl Annahme -er Aan-elsverlräge. Verls«, 18. Mat. Auf der Tagesordnung der heutigen ReichStaassitzung stand zunächst die »weite Lesung der H»»delsadko«»e« «it Spanien, Portugal und Honduras, sowie daS Ansatzabkommen »um deutsch-französischen Handels, oertrag. Der deutschnationale Abg. Dr. Lejeune-Jun« er- klärte, daß die schwersten grundsätzlichen Be- denken, die gegen den frühere» deutsch-spanischen Vertrag geltend gemacht werde» muhten, jetzt beseitigt seien. ES tabe sich gezeigt, das» auch aus hanoelSpolitischem Gebiet di« Periode der einseitigen Zugeständnisse Deutschlands nicht der geeiguet« Weg ist, um zur Anerkennung unserer Gleichbcrcch« »iguug i« der Welt »u gelangen, und dah die Wahrung deS deutschen Exportinteresscs nicht notwendigerweise durch eine Aufopferung der Interessen der deutschen Land. Wirtschaft erkauft werden muh. Jeder Exportfana- tiSmuS auf Kosten der deutschen Landwirtschaft müsse »um schwersten Schaden für die bculschc Expvrtsähtgkcit selbst aus. schlagen. Die Bedeutung der kleinen bäuerlichen Betriebe werde vielfach unterschätzt. Allein die tVtitcrcrzengnng deS deutsche« Wein«, Kartoffel-, Obst- nnd Gemüsebaues stelle «iue» Wert von über zwei Milliarden dar. ein Betrag, der de» BerkausSwert der inländischen Stcinkohlensiirdernng überschreitet. Der Redner forderte eine Handelsvertrags. Politik, die sowohl dem gemeinsamen AbwebrbcdürsniS Rechnung trägt, als auch in das übersteigerte Hoch schütz, »ollsystem der weltwirtschaftlichen Grohmächte eine Bresche schlägt. Der Abschluß von Zollkonven. ttonen würde zweifellos auch in anderen Ländern An hänger finden. . Zwischen Industrie und Landwirtschaft müsse eine handelspolitische Einheitsfront geschaffen werde». Die sozialdemokratische Abg. Iran Sender polemisierte gegen die Rechte. — Abg. Hamkens lD. Vp.s erkannte die Tätigkeit der deutschen Handelsdelegation in Madrid an. meinte aber, dah der deutsch-svanischc Vertrag nicht alle Forderungen der deutschen Wirtschaft ersiillc. Trotzdem werde die Deutsche BvlkSpartei für den Vertrag stimmen. Abg. Meyer-Berlin lDcm.s sprach die Meinung anS, das, der spanische Handelsvertrag von der Industrie und vom Exporthandel nicht bcgrüht werden könne. Scheinbare» Teilerfolgen ständen ausgesprochene Misserfolge gegenüber. Der sozialdemokratische Abgeordnete Wissell gab vor allem seiner Freude darüber Ausdruck, dah ohne die Sozialdemo kratie kein Handelsvertrag mehr abgeschlossen werden könne. Nach weiteren Ausführungen werben sämtliche Handelsverträge dann in zweiter und dritter Lesung gegen Kommunisten und Völkische angenommen. Gegen das Zusatzabkommen »nm deutsch-französischen Han« helSabkommcn stimmten auch die Dcutschnationalen. DaS Ab kommen über Zollcrlcichtcrungc» für Dänemark wurde von derTagcSordnnng abgesetzt. Es folgte die Beratung eines völkischen Antrages zur Aushebung deS Gesetzes znm Schutze der Republik. Der Rcchtsausschns, schlägt Ablehnung vor. Abg. Sube (Lölk.s bekämpfte das Schutzgesctz, das eine unerhörte A u s n a h m e m a h » a h m e darstclle. Es sei ein Belagerung? »ustand in Permanenz. Ter Gewaltherrschaft SevcringS und seiner zionistischen Umgebung müsse endlich ein Ende gemacht werden. Der Redner wandte sich dann gegen die letzten Ber Hastungen prominenter Persönlichkeiten. Ein Minister, der sich so etwas herausnehmc. würde selbst in einem Balkanstaat nicht länger geduldet werden. — Abg. Nosenberg s.K.) stimmte dem völkischen Antrag aus Aufhebung des SchntzgcsetzcS zu. Abg. ». Frcytag-Loringhose« sD.-N.s teilt mit, dah die doutschnationale Fraktion für den völkischen Antrag stimmen werde. Die Erwägungen, aus denen sie bei Erlast des Gesetzes dagegen gestimmt hat, bestehen heute in stärkerem Maste als damals, weil heute nicht mehr jene fieberhafte Er regung herrscht, die damals bis zu einem gewissen Grade den Erlab eines solchen Gesetzes entschuldigte. Das Gesetz verftohc gegen das Rcchtsgcsühl, gegen jedes sittliche Empfinden und gegen die Rerfassnng: Die Bestimmungen deS SchutzgesehcS über die Vereine machen die Artikel 118 nnd 123 der Ver fassung völlig zunichte. Von Meinungsfreiheit, von Vcr- sammlungS- und Vereinssreiheit ist keine Rede mehr. Es handelt sich sogar nm daS Hineintragen von Denunziationen in den engsten Familienkreis. Kein Gesetzbuch der Welt belegt Eltern. Kinder und Geschwister mit Strafe, wenn sie strasbarc Absichten ihrer Verwandte« nicht ««zeigen. DaS ist dem Ncpnblikschntz- gesetz Vorbehalten geblieben. Es ist geradezu unerhört, dast die Demokratie nnd die Sozialdemokratie für dieses Gesetz etntrttt. trotzdem sie sonst immer eine Milderung des Strafgesetzbuches verlangen. Hier aber sollen für Sie Bedrohung der republikanischen Staatssorm drakonische Strafen verhängt werden, die un glaublich sind. Der Abg. Brcitschcid sagte neulich, dast in der schwarz-rot-goldenen Fahne das Schwarz Pulver und daS Not Blut bedeute. Wie aber kann sich ein geschworener Pazifist so für Pulver und Blut begeistern! Die neueste Putschmache zeige wieder einmal, welcher Mißbrauch mit diesem Gesetz getrieben werden könne. Tie Haussuchungen seien durchaus ungesetzlich gewesen. Ein Vcr- fass>'.!»gse»twnrf sei kein Hochverrat. Der einstige Neichs- ministcr Rathe » a » und der verstorbene Tr. Pre » st haben während des Krieges einen republikanischen Vcrsassungscnt- ivurf bereits im Jahre 1817 auSgearbeitet. Das Wort Re- publik kommt in diesem Entwurf auch nicht vor. aber ein Ber- safsungsentwnrf, der keinen Kaiser und keinen Fürsten kennt, ist eben republikanisch. Wenn Justizrat Elast seiner lieber- zeugung Ausdruck gegeben habe, so sei das sein gutes Recht. Wenn daS Hochverrat sei, dann solle man gegen die ganze bcntschnationale Fraktion ein Hochverratsversahren eröffnen. Instizrat Elast hat inzwischen erklärt, dast die beschlag nahmte Notverordnung, die die Linkspresse io grost aus- gezogen hat, aus dem Jahre 16SS stammt, also ans jener Zeit, da die schwerste wirtschaftliche Not ans Deutschland lastete und Unruhe nnd Ansruhr überall herrschte». Damals wurde über die Möglichkeit einer Rettung »achgesvnnen. Diese Rettung ist dann damals von Rechts gekommen: Durch Helsserich und seine Rentenmark hat sich jene Notverordnung erledigt. Gegen Elast werde jetzt in schamloser Weise gehetzt. Er habe aber seinerzeit die kommende Katastrophe voransgeiagt nnd rechtzeitig gewarnt. Er habe bereits an den, K-:scr Kritik geübt, als Männer wie Koch und Külz sich »och in bv-antischen Lobreden ergingen. (Hört. Hort! rechts.) Vor Männern wie Elast müsse man Achtung haben, mehr als rer dericitiaen Republikanern, die ie nach der Konjunktur von einem Lager ins andere wandern. lBcifall rechts.) Die Putschaktion habe bewiesen, dast das Repnblikschutzgesetz der Eckstein des Snstcmö Scvering sei. Darum müsse es fallen. Abg. Dr. Scholz lD. Vp.) crk' >rt. dast durch die bekannten Ereignisse in Preusten auch die Deutsche Volkopartei ans daS änst-rste erregt worden sei. Diese Vorgänge müstte» als ein grober Mistbrauch der gesetz lichen Bestimmungen bezeichnet werden. Es sei daher eine neue Situation geschaUen. die erneut geprüft werden müsse. Der Redner fordert Nückverwcisung der Angelegenheit an de "-'"'»st. Abg. Dr. Levy macht der Rechtspflege Vorwürfe, die Staatssekretär Joel vom Reichsjustizministerium erregt zn- rückweist. Staatssekretär Joel nimmt die Mitglieder des Reichsgerichts in Leipzig gegen sozialdemokratische und kom munistische Angriffe entschieden in Schutz. — Abg. B. Gu^rard sZentr.) erklärt im Namen der Zentrumssraktivn dem Abg. Dr. Scholz, das, er cs nicht für richtig halte, das, hier der vrcustischen Negierung wegen ihres Vorgehens gegen die Pntschmacherci Mistbranch des Schutzgesctzcs vvrgcmorscn werde. (Lebh. Hört! Hört! nnd Lärm. Zurufe: Sind das Regierungsparteien?) Der kommunistische Antrag wird in der Abstimmung an den RechtSansschutz zuruckverwiesen. Das HauS vertagt sich dann, und zwar, nm am Mittwoch zwei Sitzungen abzn- halten, eine, die um 12 Uhr beginnt und sich mit dem Nach tragsetat beschäftigt und eine zweite, »m 2 Uhr beginnend, in der die Regierungserklärung cntgegcngenommen werden soll. Der -euksche Kandelsverlrag mil Schweden. Berlin, 18. Mai. Der deutsch-schwedische Handelsvertrag ist am Freitag unterzeichnet worden und wird heute amilich veröffentlicht werden. Seit 1621. dem Ablauf des früheren deutsch-schwedischen Vertrages, bestand ei» vertragsloscr Zustand. Schwedens Bedeutung für die deutsche Ausfuhr erhellt daraus, dast Schwoden an neunter Stelle der für die deutsche Ausfuhr in Betracht kommenden Länder steht. Der deutsch-schwedischen Handel hat unter dem vertragslosen Zustand insofern gelitten, als er heute fast doppelt so grost ist, als wie in der Vorkriegszeit. Der Vertrag ist ein Meist- b e g lt n st i g n n g s v e r t r a g. Die Meistbegünstigung wird auch den in Schweden lebenden Deutschen zugestandcn, die so behandelt werden wie die Inländer. Vedcntsamc Konzessionen haben die Schweden in bezug auf die H a n d l u n g s r c i s c n- den gemacht. Was die Zollsätze anlangt, so hat Schweden für deutsche Produkte teils Zollfreiheit. teils Ermästigiiugcn zu- gcstandcn, insbesondere auch aus landwirtschaftliche Erzeug nisse, aber auch für industrielle Artikel. Wesentlich für uns ist. dast Schweden zugestandcn hat, für die Dauer des Ver trags einen Ausfuhrzoll ans die Ernte zu legen. Natürlich haben auch wir Zugeständnisse machen müssen. Den meisten Widerspruch wird wohl finden, dast wir Zollfreiheit für Pflastersteine zugestandcn haben. Herabgesetzt sind S^'we^eu gegenüber auch verschiedene deutsche Zollsätze für landwirt schaftliche Produkte. Der Vertrag ist anf drei Jahre abge schlossen und kann nach Ablauf dieser Zeit halbjährlich gekün det werden.. ' Eine verschwommene Regierungserklärung. Berlin, 18. Mal. DaS NeichSkabinett hielt heute nach mittag eine Sitzung ab. in der eS die Regierungserklärung formulierte, die morgen im Reichstag der Reichskanzler ver lesen wird. Es handelt sich nur um eine ganz kurze Er- kläru » g. die vor allem zum Ausdruck bringt, dast daS Kabt- nett den bisherigen Kurs der A u h e n p o l i t i k aus jeden Fall sortseben wird. Der inneren Politik gegenüber wird die Er klärung ziemlich dehnbare Ausführungen bringen. Sie wird aber, was de» Flaggenkonslikt angeht, der das Kabi nett Luther stürzte, betonen, dast es das Kabinett für eine seiner Hauptaufgaben hält, die Schaffung der EtnhettS- slaggc, die der Reichspräsident in seinem bekannten Brief angeregt hat, sobald als möglich vorzunehmen. Nach der KabinettSsitzung setzte sich der Reichskanzler noch einmal mit der Sozialdemokratie in Verbindung, um von dieser zu hören, wie sic sich dem Kabinett gegenüber verhalten wird. Nach einem Beschlüsse des AeltcstenrateS des Reichstages wird morgen i» einer Sitzung nm 12 Uhr der Nachtragsetat für >625 erledigt werden. In einer zweiten Sitzung, die eine halbe Stunde nach Schlnst der ersten Sitzung beginnen soll, wird die Regierungserklärung entgegenqcnommen nnd gleich in die AnSsprache cinqetreten werden. Die Abstimmungen über etwa einzubrtngende l«>.-rtrauen»- vdcr Mistiranensanträ,,: sollen gleichfalls noch morgen norgcnommcn werde». Darauf sollen die Psingstfcrien be- ginnen, die bis einschließlich 6. Juni dauern sollen. Vom 17. bis 16. Juni wird voraussichtlich wegen des Volksentscheides eine Pause in den Plenarverhandlnnacn eintretcn. Ansterdem soll bestimmt daran sestgehaltcn werden, am 26. Juni ober spätestens 2. Juli die Svmmerferie» zu beginnen. Morgen dürste es vor allem daraus ankommen, dast die Tcntschnativnale» nnd die Sozialdemokraten sich der Stimme enthalten. Man hält es zwar sür möalich. dast die Sozial- dcmokratcn morgen der Billignngssormel zustimmcn, aber diese Möglichkeit ist überaus vaae. Wenn Dentschnationale nnd Sozialdemokraten sich der Stimme enthalten, so kann das Kabinett wenigstens die erste parlamentarische Klippe umschiffen. Viel solcher Klippen wird es ja dann ohnehin nicht mehr zu nmschissen aeben. Die demokratische Ncichstagsfraktion beschäftigte sich vor der heutigen Plenarsitzung des Reichstages mit der tn Aussicht stehenden Regierungserklärung, beschloß aber, deren endgültige Fassung abzuwartcn. Der Dannskahl gegen -ie Abklinnigen. Das sozialistische Organ Dresdens veröffentlicht einen Aufruf des Landesarbcitsausschusses der S. P. D. Sachsen, der dem Zorn der Porteileiter zunächst in einer rieten Schimpfkanonade der Abtrünnige» Lust macht. Dabei hcistt cs u. a. gegen die 23 Ncchtssozialisten: „Aus der Bahn des Verrats sind sie konseguent fortgefahren und sie krönen nun ihr verbrecherisches, nur egoistischen Motiven ent springendes Treiben mit dem Versuch, die Sozialdemokra tische Partei nicht allein in Sachsen, sonder« i« ganz Deutfch- land »u spalten." Nach der sehr anfechtbaren Behauptung, daß „die Empö rung über das schändliche Treiben der 23 allgemein sei" — der starke Zulauf in den Versammlungen der Rechtssozia listen bekundet das Ekgenteil — ruft der LandesarbeitsauS- schust, der offenbar von dem energischen Vorgehen der 28 stark betroffen ist, dazu aus. „alle parteizerstörcnden Bestrebungen im Keime zu ersticken" und schleudert folgenden Bannstrahl gegen alle diejenigen, die sich nicht in blindem Gehorsam der Führung der Arzt und Edel anvertrauen wollen: . Nachdem nun die 28 den Strich zwischen der Partei und sich gezogen haben, setzt sich jeder Parteigenosse, der sich durch Einberufung von Sonderkonserenzcn. Zustimmung z« ihre« W.schlüsscn, Werbetätigkeit in der Partei für ihre Bcstre, bangen in den Dienst der Parteispalter stellt, de» Folge« des Organisationsstatnts a«s, nach dem bei solchem Verhalte« fo» sortier Ausschluß ans der Partei verfügt «erde« kan». Mit einem Appell zum Kampfe gegen die Reaktion, In >-ie die 23 angeblich cingeschwenkt sind, schliesti der von merkwürdiger Nervosität zeugende Aufruf, der wohl schwerlich die Anhänger der 23 in die Mausefalle jagen wird. ^ Die „Kamburg" in Kalifornien. San Pedro, 18. Mai. lKalifornien.) Der Kreuzer „H a in bur g" tauschte mit den Forts und ber Pacific-Flotte Begrüstungssalutc ans. Vertreter der Flotte und der Regie rung Süd-Kaliforniens gingen an Bord zur Bearüstung deS Kreuzers, der zwei Wochen hier bleiben wird. IW. T. B.) »p-r<° SIussn »na Xlsiclef von 9.79 18.90 VN H Akaliateaks 6 l.sic>snt>aus Goethes blinder Passagier. Ruch ein Stück Gocthc-Forschnng. DaS Bild, dast ein blinder Passagier hinten anf dem Wagen mitsuhr, war früher ein alltägliches, als noch nicht die Kraft wagen über die Chausseen rasten und sie in Staubwolken hüll tcn. Diese freie Fahrt wandernder Handwerksbiirschen nnd ««derer wcgmüdcr Geselle» war freilich nicht ganz ungefähr lich, denn die am Straßenrand spielenden Kinder gönnten dem „Nassauer" nicht sein Glück nnd riefen laut: „ES hockt ein Männlein hinten anf, haut doch mit der Peitsche drauf!", eine Aussorderung, die sich der Kutscher gewöhnlich nicht zweimal sage» liest. Auch Goethe hat, wenn er in seinem stattlichen Rciscwagcn durch die Lande fuhr, solche Erlebnisse mit blinden Passagieren gehabt, und er lud in seiner menschenfreundlichen Art sie wohl sogar hie und da in den Wagen. Vvn einem be sonderen derartigen Vorfall erzählt er ausführlich in den 1821 geschriebenen „Allgemeinen frommen Betrachtungen", in denen er sich überhaupt über seine Gepflogenheiten beim Wohltun äußert. „Wie aber sogar durch MistwoNcn der Dürftige ge fördert werden kann, davon stabe ich auch zu erzählen," schreibt er. „Mein Fuhrwerk-erreichte einmal einen rüstigen Knaben van zehn bis zwölf Jahren, dem ich als einem HandwcrkS- burschen sogleich eine Gabe zndachtc: der Kutscher überhörte mein Rufen, der Knabe blieb hinter n»S. Nach zweistündiger Fahrt anf der Höhe vor der Stadt statte ick befohlen, still- zuhaltcn. DicS geschah im Angenbilck, als Knaben, an der Straße sviclcnd, hämisch saut ansriefcn nnd schrien: „Es sitze jemand hinten anf". Auch hier störte ein Pcitschenschlag deS Kutscher- den blinden Passagier ans. „Mit mir zugleich," er zählt Goethe weiter, „sprang ein Knabe anf den Boden, höchst verschüchtert, weil er befürchten mußte, man habe »m seinet willen stillgchalten und eine üble Behandlung stehe ihm be vor. ES war aber derselbe Bäckerknabe, der sich kläalicst, einen beschädigten Fuß zu schonen, hinten aufgesetzt statte, nnd sich ohne daS Anhalten des Wagens, ohne das neidische Geschrei der Kinder ganz sachte hernntcrgclassen und weggcschlichrn hätte: nun aber konnte er sich der ciimcholten, ihm bestimmten Gabe doppelt erfreuen." Diesen kleinen Vorfall, der Goethe zu sittlichen Betrach tungen veranlastte, zn lokalisieren, ist rinn Gchcimrat Adalbert Hosimann aclnnacn, dem wir ein ansschlnßrclches Biicß über Goethes Ansentlialt in Schlesien verdanken. In den „Schlesi schen Monatsheften" stellt er als Oertlichkcit des Begebnisses den Weg vom LandShntcr Kamm »ach Schmicdebcra seit, nnd »war stützt er sich dabei aus das Notizbuch von GociheS treuem Diener Götze, der aus der Fahrt von LandSstnt nach Scknnledc- berg am 21. September 1760 unter den Ausgaben notierte: „Einem armen Jungen 10 Pfennig." Goethe wollte bei seiner Heimkehr von dem Breslauer Aufenthalt der Schneekoppe einen nächtlichen Besuch abstatten, nm den Sonnenaufgang anf die «cm höchsten Gipfel NorddentschlandS zu ehesten. Anf ber Höhe vor Schmicdcbcrg, an der sogenannten Buche, pflegten alle Reisenden anznhalten, nm den einziaartiaen Blick ans die Schneekoppe nnd den machtvoll über das Tal sich ausbanenden RicsengebirgSkamin zn geniesten. Das tat auch Friedrich der Große regelmäßig bei seinen Reisen. An diesem AnSsschtSpnnkl hatte Goethe zu halten befohlen, nnd hier war cs, wo die hernmspielenden Kinder dem kleinen Bäckerknabcn zn seiner Gabe verhallen. Hoffmann glaubt sogar in diesem Bäcker knaben einen der drei Gebissen Nachweisen zn können, die Ende Mai von Hirschbera zur Fcldbäckerei nach Schweidnitz geschickt worden waren und sich am 21. September 1760 anf dem Rück marsch befanden. Kunst un- Wissenschaft. f Dresdner Thcatcrspielvla« für heute. Opernhaus „Die -Hochzeit des MönchS" <7). Schauspielhaus: „Der Geizige." „Der eingebildete Kranke" s^8). Albcrtthcater: „Die fremde Frau" (^8). Residenztheater: „Paga nini" s>48). Neues Theater: Geschlossene Vorstellung. Zentraltheater: Haller-Revne <^8). Lehrgang sür Bolkshochschullchrer. Die Landesstclle sür freies VolkSbildungswcsen im sächsischen Ministerinin fiir Volksbildung veranstaltet vom 31. Mai bis 2. Juni bS. Is. in Planen i. B. den 12. staatlichen Lehrgang für Volks- Hochschullehrer und hieran anschließend am 3. und nach Be finden auch am 1. Juni ds. I. ebenfalls in Plauen die zweite Zusammenkunft sächsischer Volkshochschullciter. s Srvssnnng der Pädagogischen Akademie in Bonn. In Anwesenheit des prenstischen Ministers für Wissenschaft. Kunst nnd Volksbildung. Dr. Becker, des Kardtnalerzbischoss Dr. Schulte, Köln, und anderer hervorragender Persönlichkeiten wurde die staatliche Katholische Akademie in Bonn eingewetbt- Der Eröffnungsfeier sn der Aula der Universität atna ein Pontifikalamt voran?, bas Kardinal Dr. Schulte im Bonner Münster zelebrierte. Die weltliche ErössnnngSfeier in der Universlät wurde durch einen Fcstchor cinaelcitct. woraus Staaisminister Dr. Becker die Eröffnungsrede hielt. Es folgten Glückwnnschgnsprachen der Ehrengäste. U. a. über- brachtc Kard)nalcrzbischvf Dr. Schulte die Wünsche der Kirche und der Bischöfe. Der neue Direktor der pädagogischen Akademie. Raedernteich. dankte und betonte nochmals die be sonderen Aufgaben der neuen Akademie. Mit dem aemetn- samen Gesang des Deutschlandliedes endete Sie dreistündige Feier. s* Ein neues Schauspiel von Stefan Zweig. Stefan Zweig hat eine drciaktlgc Komödie „Bolpone" vollendet, die eine Art modernisierte Eomme-Ii» clell'srtc barstellt und in Venedig des 17. Jahrhunderts spielt. Das Werk wird tm kommenden Herbst am Wiener Burgiheater zur Uraufführung kommen. -f* Gustav Pault von Slevogt gemalt. Max Slevogt hat tm Aufträge der Vereinigung der Freunde der Hamburger Kunsthallc ein Bildnis von deren Direktor Gustav Pault gemalt, der kürzlich sein 60. Lebensjahr vollendete. Aus Wunsch Paulis wird aber das Bildnis während der Dauer seiner Amtszeit nicht in der Kunsthalle ausgestellt. f* Nuss Auszeichnung eines deutschen Paläontologe«. Der frühere .Hauptkonservator der bayrischen paläontolo- gischen Stnatssammlung Prof. Dr. Max Schlosser wurde von der russischen Akademie der Wissenschaften tn Leningrad zum Mitglied gewählt. i * Das Thcatermnseum der Scala. Mailands berühmte Oper, die Scala, besitzt unter anderen Sehenswürdigkeiten auch ein Theatcrmuscnm, das wenig bekannt ist, aber wichtige Schätze birgt. ES wurde erst 1613 eröffnet, hat dann viele Jahre seine Pforten geschlossen gehabt und ist jetzt wieder dem allgemeinen Besuch zugänglich. Den Grundstock der ammlungcn bildet die theatergcschichtliche Kollektion deS Mailänders Mnlio Sambon, ber sie der Stadt stiftete. Der erste Saal des Museums enthält Bildnisse von Komponisten und berühmten Dirigenten, die in der Geschichte der Scala eine Rolle gespielt haben: auch historische Musikinstrumente sind hier ausgestellt. In dem zweiten Saal findet man eine ammlung von Bildnissen bedeutender Dramatiker und Schauspieler. In der Mitte stehen in GlaSschränkcn ent zückende Porzcllanstatncttcn, die die verschiedenen MaSken und Figuren der italienischen Stcgreiskomödie veranschau lichen. Den Sängern nnd Sängerinnen ist ber dritte Saal gewidmet. An dem Ehrenplatz erhebt sich, von einer eleganten Empircdckvration umgeben, die Statue der berühmten Sängerin Malibran in ber Rolle der DcSdemona, ein Werk, daö 1831 von Luigi Pedrazzt in Mailand geschaffen wurde. Der vierte Saal ist dem antiken Theater gewidmet. Hier sind Vasen mit Darstellungen von Theaterszencn, sowie Flgürchen vvn Schauspielern, Musikern, Tänzerinnen, Akrobaten, Gladiatoren nsw. ausgestellt. Sehr wichtig sür die Theater geschichte sind sodann die Sainnilnngcn von Btthnenkostümett nnd Theateidekoraisonen, sowie die zahlreichen Dokumente, die sich anf die Geschichte der Scala beziehen.
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