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r»m>«1,c»r, 1. F«Sr»ar 1S13, S7. ^-»1. «« I««« pt. »epettien «dend->us. MNGerhPt«ii>>I«»u». »Srttgrn «e,«,«er mit »»« Li»r^n.«u»»«b, DtMNN»«. — »Kch- »ruck ,ur «tt d«m. Lelegrainm-Adresse: Nachrichten Lre-tze». Fcnisvncher: 11 » SVV6 « 3SV1. Hsg^rrrrSsL 18SV Druck und Verlag von Ltepsch L Reichardt in Dresden. Sfuno ImMch !«»«,», !tmu r? :: :: mu,»,. «nzeizen-rartf. Annahme »an Anklin- dlaitngen dt» na<im. :i Uhr, Lanntag» nur Martenftrah« tt« »o>« II di»Uhr. Die einlpotlig» Ibrundzett« «ca. 8 Tilden» !IV PI.. gamtU«, «Liiirtchxn au» Dresden Äi PI.: dl« jweiipa»!»« Zeile auIDei,lIeile7<«PI.,di- zweiipn»ige iireilain». zeile 1,5.« M. — Zn Nummer» nach Ton »- und Aeiedtagen die einspaltig« «5nmd>eil« :>» Ps., Jamilien. Nachrichten au» Dred. den di« «brundzette S» Pf. — AuswSrtig« Sluftrilge nur gegen voraundezahlung. — Jede» Belegdlnu lu siech Hauptgeschäftsstelle:. Martenstraße S8/4V. 0«Is»»elKt»»i»S»küP««v in «^g»cl>»e voerrakmar /UmNNtnen, L. k. kjekler a m. d tt !>»«»«»«» Zd.. HÜ1« jeävr Vrt ^VL»i^rr»iU»»11sL kür llinäer unk. 6 sskre» 30 Lkx., kür Kincker üb. 6 jakre 35 Pix., kür llrcvscksene 50 pkx. Oexen däsäencvürmer vut'iiiLÜpI«!»«»", äcbitcktel 50 pkx. m. xenauer Oebrsuc-Irz- »nweisunx. Lebt m. Xukscbr. „bsuvicart". Versanct n. suscv. Vrvaüvn, ^UltiNlttrltt. Lvlsv Artikel «ns IivävrvLrvll n—l ----- xrösste Auswahl in allen Preislagen. Stets bleukeiten. Lodort Lunrv, «L»«> i?r»K«r 30 Mutmahliche Bitterung: Starke bis stürmische Südwestwinde, wärmer, zeitweise Niederschlag. Die Marrikularbeiträge für das Rechnungs jahr 1013 betrage» SSL 41V 818 Mark, wovon ans Sachsen 11M Millionen entfallen. Der Reichstag nahm den Gesetzentwurf über das Nleischetnfuyr-Provtfortum in zweiter Lesung vnverändert an. Die Nachricht, daß zum Regierungsjubiläum des Kaiser- Jubtläumsbriefmarken herau-gegeben werben solle», wird amtlich dementiert. Die Lage auf dem Balkan ist vorläufig unver ändert. treibt aber anscheinend dem Kriege entgegen. Ber- liner diplomatische «Bise dagegen sind nach wir vor zu versichtlich gestimmt. In ber Nähe von Saloniki wurde die Leiche des deutschen Ingenieurs Baumann beraubt auf gefunden. Der französische Ministerrat sprach sich dahin au», bah das Wtedereinstellungsdekret Du Patv de Slam» nicht zurückgezogen werden dürfe. Das englische Kriegsamt verfügte die Ein- führung gleichförmiger Khakiuniformierung für die gesamte Infanterie. Polmart und der Vatikan. Es sind bestimmte Anzeichen dafür vorhanden, daß der neue Präsident der dritten französischen Republik Herr Raymond Poincars seinen Frieden mit dem Vatikan machen und die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan, die unter dem radikalen kulturkämpse- rischen Kabinett Combes abgebrochen wurden, wieder» Herstellen will. Eine französisch-vatikanische Annähe rung und Aussöhnung mühte auch auf das deutsche Verhältnis zur Kurie einwirken, und zwar aller Voraussicht nach nicht tn einem »ns günstigen Sinne: denn eS ist zu erwarten, dah die herrschende vatikanische Partei nach der Wiedergewinnung des Rückhaltes in Frankreich ihrer Neigung zu Herausforderungen des deutschen pro testantischen Empfindens noch weniger Zügel anlegen würde als bisher. Auherdem fallen gewisse weltpolitische Beweggründe, die für Herrn Poincars bei seiner Haltung bestimmend sind, ins Gewicht, um uns sorgfältige Aufmerk samkeit gegenüber dem sich augenblicklich zwischen Elysec und Vatikan abspielenden Vorgängen zur Pslicht zu machen. Als im Jahre 100-1 die diplomatischen Fäden zwischen Paris und dem Vatikan durchschnitten wurden, konnte nie mand vorauSschen, daß schon nach der kurzen Frist von acht Jahren eine Entwicklung nach entgegengesetzter Richtung einsctzen würde. Tatsächlich hat sich aber Herr Poincars bereits während seiner Mintstcrpräsidentschast als sehr lau tn der Ausführung der antiklerikalen Gesetze erwiesen und insbesondere auch in der Schulfrage sich der Rechten da durch willfährig gezeigt, dah er einen radikalen Antrag, wonach dis Errichtung von klerikalen Schulen in Gemein den von weniger alö 8000 Einwohnern verboten werden soll, nicht zur Erledigung kommen lieh. Zum Danke dafür haben sich in Versailles die konservativen katholischen Elemente aus leine Seite geschlagen und seine Wahl zum Präsidenten im Verein mit den gcmähtgten Republikanern, die gleichfalls zu einem radikalen Kulturkämpfe keine Lust mehr verspüren, durchgesctzt. Neuerdings gewinnt es so gar den Anschein, dah bet der Unterstützung der Präsident- schaftSkandtdatur PotncarLS auch für die Rechte nicht bloh freiwillige innerpolitische Erwägungen maßgebend gewesen sind, sondern dah ber neue Herr in Frankreich vertrau liche Verhandlungen mit dem Vatikan geführt hat. auf Grund deren bann entsprechende Weisungen von Rom aus an die katholischen Abgeordneten der Nationalversamm lung ergangen sind. Alles das hat sich unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit vollzogen. Wie streng das Geheimnis bisher gewahrt worden ist. geht daraus hervor, dah bis vor kurzem nicht bloh die nltramvntane franzö sische Presse, sondern sogar die vatikanischen Organe in der heftigsten Weise gegen Poincars zu Felde zogen. Da. mit einem Male, als die Polemik gegen PotncarS sich in ber bedenklichsten persönlichen Weise »»gespitzt hatte, erschien in dem hochoffiztösen Blatte de- Vatikan», dem »Öfter- vatore Romano", ein sehr ausfälliger Artikel, worin Herr Poincars über den grünen Klee gelobt und mit autzer- gewühnlicher Wärme zu seiner Wahl beglückwünscht wurde. Das Wichtigste an -er beachtenswerten Kundgebung war aber ber unverhüllte Ausdruck der Hoffnung, dah die Zeit bedingungsloser Kirchensetndschait. die in Frankreich durch die Namen Combeö mrü Clsmenccau verkörpert wurde, nunmehr vorüber sei. und dah es unter dem neuen Prä sidenten gelingen werde, den diplomatischen Verkehr zwi- scheu Paris und dem Vatikan wiedereinzuführen. Wenn man hieraus die Schlußfolgerung zieht, dah hinter den Kulissen ettvas Besonderes vorgcgangcn ist. so wird damit wohl das Richtige getroffen werden. Es Han- delt sich augenscheinlich um Leistung und Gegenleistung oder, wie man bei »ns mit einem nicht gerade sehr ästhetischen Worte zu sagen pflegt, um einen „Kuhhandel", ganz nach -er bekannten vatikanischen Methode. Herr Poin- carö hat sich verpflichtet, alles, was ihm möglich ist. zu tun, um bas Verhältnis der „ältesten Tochter der Kirche" zum Hl. Stuhl wieder auf eine normale Grundlage zu stellen, und der Vatikan hat sich dafür zu der im voraus ge leistete« Wahlbeihilse für die Präsidentschaft verstanden. Dann könnte man allerdings fragen, wie denn die sicher und zielbervuht rechnende vatikanische Diplomatie dazu käme, ihrerseits mit der Leistung voranzugehcn, wäh rend es doch noch gar nicht sicher ist, dah Herr Poincars selbst beim besten Willen die Erfüllung seiner Verpflich tung zu gewährleisten okinnag. Wenn auch augenblicklich der Einsluh des Radikalismus in Frankreich stark im Schwinden begriffen ist, so läßt es sich heKte doch noch keineswegs übersehen, welche Wirkungen ein veränderter kirchcnpolitischer Kurs äußern würde. Es muh vielmehr mit der Möglichkeit gerechnet werden, dah dadurch der radikalen Agitation neues Wasser ans. die Mühlen ge schüttet würde, und dah am Ende die Bewegung Herrn Poincars über den Kopf wüchse und ihn an der Einlösung seiner Zusage hinderte. Es hieße die diplomatische Geschicklichkeit der Draht zieher des Vatikans unterschätzen, wenn man glauben wollte, dah sie sich zu einem so ungewisscn Geschäft ver stehen würden. Sic haben vielmehr noch einen weiteren sehr starken Trumpf in der Hand belmlten, den sie sofort gegen Herrn Poincars ausspieleu würden, wenn die kirchenpolitischc Gegenleistung von seiner Seite ausblicbe. Dieser Trumps besteht in der groben Heeres macht der katholischen Missionen, die Herr Poincars not wendig braucht, um seine Französierungspläne für Marokko und neuerdings ganz besonders für Syrien und den Libanon durchzuführen. Die Mithilfe, die bei Ser Ausbreitung des französischen Einflusses unter den katholisch-orientalischen Völkerschaften von seiten der disziplinierten geistlichen Kerntruppen der Orden geleistet wirb, ist schon bei nur lauer Ausübung, ohne besonderen Ansporn von Rom aus, so umfassend und tiesgreifcnd, datz sogar die kirchenfcindlichsten republikanischen Kultur kämpfe! der dritten Republik hier mit ihrer Anerkennung nicht zurückhalten und cs ist denn auch bezeichnend, dah selbst Herr Eombes und seine intimsten Anhänger niemals daran gedacht haben, den traditionellen Anspruch Frank reichs aus das Protektorat gegenüber den Katholiken des Orients zum alten Eisen zu werfen. Hier verfügt also die Kurie über ein Druckmittel, das von erheblicher politischer Bedeutung ist, und dessen Wert für die Hebung des inter nationalen Ansehens und der Ausbreitung der Macht Frankreichs um so mehr steigen muh. je weiter sich die Dinge ans dem Balkan »»spitze». Im Vergleich hiermit stellt sich die bereits gewährte Wahliintcrstüyuiig für Herrn Poincars lediglich als eine Abschlagszahlung dar, mit welcher der Vatikan nichts' Wesentliches aus der Hand gegeben hat; denn auf jeden Fall ist dadurch verhindert worden, dah ein ausgesprochen kirchensetndlicher radikaler Präsident in Frankreich ans Ruder kam. Ob sich die Kurie dazu entschlichen wird, auch den zweiten Schritt zu tun und die förmliche Mobil machung der katholischen Missionen im französischen natio nalen Interesse zn verfügen, hängt davon ab. vb Herr PoincarS imstande ist. die Neuordnung der diplvmatiichen Beziehungen zum Vatikan gegen den Widerstand dcö Radi kalismus durchzujchcn. Die Diplomatie der Kurie wird natürlich auch nicht verfehlen, durch verständnisvolle Hin weise auf die Stärkung der französischen Stellung gegen über Deutschland, die mit einer Aussöhnung der Republik mit Rom verknüpft wäre, die Stimmung ber leitenden französischen Kreise zugunsten der vatikanischen Wünsche zn verbessern. Und Las alles geschieht zu einer Zeit, wo bei uns das Zentrum im Bunde mit den Polen den Jesu iten zuliebe dem nationalen Empfinden einen schweren Schlag versetzt! Gewih Grund genug für uns, gegenüber der weiteren Entwicklung der sranzösisch-vatitanischen Frage die Augen offen zu halte«. Lem Kriege entgegen? Die Lage auf dem Balkan ist unverändert. Die Bul garen lehnen nach wie vor den türkischen Vermittlungs- Vorschlag ab, so dah der Wiedevausbruch der Feindseligkeiten unvermeidlich erscheint. Indessen hofft man, wie z. B. aus einer weiter nuten wicdergegebenen Berliner Auffassung hervorgcht, nach wie vor, größeres Blutvergießen doch noch zu verhindern. Ans der Antwortnote der Pforte seien in Ergänzung der bisherigen Mitteilungen nvch fol gende Angaben nach dem nun vorliegenden Wortlaute gegeben: „Die kaiserliche Regierung ist. um den äußersten Be weis ihrer friedfertigen Gesinnung zu geben, geneigt, sich dem Wunsche der Mächte hinsichtlich jenes Teiles Adria nopels zn fügen, der am rechten User der Ma- ritza gelegen ist, während sie den am linken User des Flusses gelegenen Stadtteil mit seinen Moscheen, Mauso leen »nd anderen historischen und religiösen Denkmälern behielte. Was die Aegäischen Inseln betrifft, io ge stattet sich die Regierung, mitzutcilcn, daß. während ein Teil davon wegen der unmittelbaren Nachbarschaft der Dardanellen für die Verteidigung der Hauptstadt unerläß lich ist, der Besitz der übrigen, einen integrierenden Be standteil der asiatischen Besitzungen des Kaiserreiches bildenden Inseln nicht minder unerläßlich ist für die Sicherheit Kleinasiens. Jede Lösung, die dabin ziele» würde, die Autorität der Regierung aus diesen In seln zu verringern, würde das Ergebnis baben. sie in ebcnsoviele Agitatjonsberde zu verwandeln, deren Wirkung aus das benachbarte Festland übergreisen würde. Die Folge wäre die Schaffung eines Zustandes der Zerrüttung, gleich demjenigen in Mazedonien, derdieRuhe E u r o - vas bedrohte und noch immer bedroht. Abgesehen von den bedauerlichen Wirkungen, die eine derartige Lösung ans die öffentliche Meinung in der Türkei ausüben müßte, würde sie den Ansichten der Großmächte zuwidcrlause». denen die dauernde Herbeiführung der Konsolidierung und des Gedeihens des Kaiserreiches, gm Herzen liegt. Tie Pforte könnte znitimmen, dah die Mächte das Schicksal der von den verbündeten Balkanstaatcn besetzten Inseln sestz»- stcllen belieben, indem sic den vorstehenden Erwägungen Rechnung und dafür Sorge tragen, datz die Position der Dardanellen unberührt bleibt." Die Pforte erwähnt dann die in Aussicht gestellte finan zielle Hilfe, hält es aber für unerläßlich, „daß die Mächte schou jetzt der Türkei das Recht zuqcstchcn, in voller Frei heit einen autonomen Zolltarif einzusübrcn. ferner auf den Prinzivien des modernen Rechtes beruhende Handelsverträge abzuschlicßcn, endlich die fremden Staatsangehörigen den vttomanjschen Sie ucrgc setzen zu unterstellen, denen die türkischen Untertanen unter worfen sind und sein werden, und daß die Mächte in zwischen einer -1-prozcntigen Erhöhung der Zölle zn- stimmen". Die Berliner diplomatischen Kreise sind nach wie vor zuversichtlich gestimmt und hoffen noch auf eine Verständigung vor Beginn der Fcinsclig- teiten oder doch wenigstens bald nach deren Beginn. Tie. Antwortnote beweise, so sagt man in Berlin, daß Mahmud SÄcfket überaus vorsichtig »nd klua vvrgche. so daß mau bedauern würde, wenn trotz des unzweifelhaften Entgegen kommens des türkischen Kabinetts die Balkanstaaten sich auf kein Kompromiß cinlassen würden. Dann bestände die Gefahr, daß dss' radikalere Richtung des Iuiigtnrkä iHnnis. wie sic insbesondere in Envcr Bei repräscnticci ist. zur Hcrrichait kommt, die sich weniger veriobulich zeigen wurde. Tie Mächte setzen nachörucksvoll ihre Bemühungen, eine Vereinbarung zwischen der Türkei und den Aaltanstaaieie herbeiznfübrc», fort und zwar nicht nur in Koiistanliiiopel. sondern auch bei den Balkanstaatcn. Denn rS sei sicher, das, auch die Balkanstaatcn sich durchaus nicht iw einer Situation befänden, die ihnen den Sieg unter allen Umständen verbürge. Die Haltung der Verbündeten ist von Tr. Da new nochmals dargelcgt worden. Es sei eine Unmöglichkeit. Aürianopel in zwei Hälften zu teilen. Montag begännen die Feindseligkeiten anfs neue. Wir greifen die Stadt sofort an und ihre Einnahme wird eine leichte sein. Auf Grund der türkischen Note sind neue Ver handlungen nicht möglich. Diese wären nur denkbar, wenn die Türken einfach auf unsere Forderungen cingingen, d. b. Adrianopel und die Aegüischcn Inseln abtrcten. Wir iinser- seits haben eine Grenzlinie festgesetzt, die von Rodvsto nach dem Vorgebirge Ralata geht. Wir wären vielleicht^bctzetts