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Dresdner Nachrichten : 03.05.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187705030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18770503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18770503
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-05
- Tag 1877-05-03
-
Monat
1877-05
-
Jahr
1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.05.1877
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Mr ISS KM« »«»UWel» vterteliltt,»- «h I vr«rt«0PI,e.. durch 8»,«ft » M»r< .r «I,e. Stummer« tOOIi». «usl.» S2000 »r»r. >», die «Ick,,», et«,«» I-»dI,r Manuscrldl« Wicht Nch die Redactto» nicht verbindlich. j>«Ie rate«. Annahme,ul» Hirt» »«alenttet« un» »«glerinLamburg. ver. U«. wie«, Letpti,. «aiel. «redlau,tzraaksurt a. M, —«»».ftftofte in veritn. «eivtia, Wien, HamdurL Frantsurt a. M., Mün chen — Daube ch «». tn grankiurt ». M. — «r.vola« in Shemnid — M»ra», lmtitle, Ualiier ch Po. in Pari». Donnerstag, 3. Mai Tagevkatt fürUokitik,Nnkerhaktung, Geschäftsverkehr. ZLörsenöericht und Kremdenlilte. Druck und Eigenthum der Herausgeber: itiepsch ^ ReichlNdt in Dresden. Derantw. Nedacteur: Fr. G-edsche in Dresden. XXII. Jahrgang. Snieral« »erden Marten» «irahe ,S »i»«d.» »de «n»en«mmc». Sonntag» »i« M»«a,» »S Uhr, In Neuftidti «rohe Nlillkr» ß«ii« » di»«achni,L Uhr. — Der Maum einer ein- lhalligin Petiltcil, tdiiel >S Pjgr, Eiiiheiandt dt» Zeile «. PIS-. Sine Garantie liir da» »ächiita,,,, !lr>che'«e« her Inserat» wird «ich» gegeben. tiurwäeilge Nnnoneea- Luitrage «an UN» und«» lannlen Firmen und Per. Ionen »Fersren wir nur gegen Pränumerando» Zahlung durch Brui» Marien oder PasiciNjah. lung. Acht Ltibe» tonen lü Psge. Inserate lur die Montags. Nummer »der nach esnem Fks»ag« die P-liljeiik 2il P,gc. Politisches. In der vollen Breite eines Meeresarmes fluthet jetzt der mäch tige Donaustrom, genährt vom geschmolzenen Schnee und tagelangen Regengüssen. Sein hoher Wogengang erschwert, richtiger verwehrt Russen wie Türken den Brückenschlag; doch ist dieser in den nächsten Tagen an sich nicht wahrscheinlich, da die Türken zu träge sind, die Russen aber noch nicht hinreichende Streitkräfte an das Donauufer vorgeschoben haben. Einstweilen nöthigt jedoch ihre starke Truppen- zusammcnziehung bei Brayla den türkischen Generalissimus, alle verfügbaren Truppen diesem scheinbar zunächst bedrohten Punkte gegenüber aufzustellen. Da auch die türkische Flotille wie angcnagclt zu sein scheint, kehren die rumänischen Milizen wieder in die von ihnen aufgcgcbenen Donaustädte zurück. Man erwartet, daß sich Rumänien als vollständig freier, unabhängiger Staat proclamiren werde. Der Sultan würde diese Unbotmäßigkeit seines Vasallen mit der Kriegserklärung an Rumänien beantworten. Doch traut Fürst Earol der Sache selbst noch nicht recht, denn er läßt sein gan zes bewegliches Privateigenthum, in etlichen dreißig Kisten wohl verpackt, nach dem Stammsitze seiner deutschen Hcimath, nach Sigmaringen schaffen. Alan ersieht daraus nicht, ob er sein Eigen thum vor den Russen, Türken oder den eigenen Unterthanen sichern will. Erfolgreich war bisher der Vormarsch der Russen aus dem asiatischen Kriegsschauplätze. Sie haben die Grenze überschritten und sind über 9 Meilen auf türkischem Gebiete vorgerückt; ihre Absicht ist die Eroberung der Stadt Kars. Dort commandirt tür- kischerseits Mukthar Pascha, ein energischer Mann; zu ihm stößt der Bruder des Sultans, Neschad Pascha, während der Sultan selbst sich zur Donauarmee begicbt. Im Bosporus und in den Darda nellen werden die Seeleuchten ausgelöscht, die gastlichen Flammen, welche in Sturm und Wetter den Seefahrer warnen und instruiren. Die Mündungen der Donau sind abgesperrt für allen Verkehr, auf dem Schwarzen Meere wiro es in kurzer Zeit öde werden, denn vor den russischen Häfen lauem in der Tiefe die Torpedos, und die Pforte proclamirt das Kriegsrecht, welches ihr gestattet, neutrale Schiffe visitiren zu lassen. Aber auch in den Gewässern des Mittel- > viceres wird es unheimlich. Aus dem Stillen Weltmeere wird ein russisches Kriegsgeschwadcr signalisirt, das angeblich die Ausgabe haben soll, die Meerenge von Gibraltar zu passiren und dann Alexandria, Port Sgid und die syrischen Häfen zu blokiren, um den Verkehr der ottomanischcn Negierung mit Klcinasien so viel als möglich zu unterbinden und spcciell den Khedive zu verhindern, Hilfsmannschaften nach Konstantinopel zu senden. Die türkische Flotte unter Hobart Pascha dürfte in diesem Falle Auftrag bekom men, sich mit den Russen zu messen. Auf offener See und in allen Winkeln des Mittclmeeres dampfen daneben die Schornsteine der englischen Kriegsschiffe, und letztere halten scharfen Auslug nack- allen Seiten. Es kommen da viele und wichtige englische Interessen ins Spiel, und man begreift, daß die Räthe der Königin Victoria derzeit vor eine heikle Aufgabe gestellt sind. Die wieder zusammentretenden französischen Kammern beschäf tigen sich in hervorragender Weise mit ver Kriegs- und Friedcns- frage. Regierung wie Landesvertretung beeilten sich, in möglichst unzweideutigen Wendungen die Versicherung vor Europa zu wieder holen, daß die Politik Frankreichs auf strenge Jnnehaltung der friedlichsten Haltung gerichtet sei. Haben die Moltke'schen Worte derartige Erklärungen gezeitigt, so ist alle Welt, einschließlich der Franzosen, dem Chef des deutschen Generalstabcs zu Danke ver pflichtet. Da Deutschland billiger Weise von Frankreich nicht mehr verlangen kann, als daß es Frieden und sich selbst von Jntriguen fern halte, Deutschland aber ausgesprochenermaßen nicht'auf Kriegs abenteuer ausgeht, darf man wohl hoffen, daß der türkisch-russische Krieg ein solcher bleiben werde — eine Hoffnung, welche durch die Neutralitätserklärung Englands eine Verstärkung erhält. Größere Befriedigung als die Eisen-Beschlüsse des Reichs tags wird beim deutschen Volke seine Zustimmung zu dem Patent- Gesetze finden. Das Beste, was im Allgemeinen über die Noth- wendigkeit des Schutzes des deutschen Erfindungsgeistes durch ein Patent-Gesetz zu sagen war, enthielt die Rede des Abg. v. Klcist- Retzow. Derselbe äußerte sich dahin: „DaS ist Niemandem zweiiklbakt. das, der bisher gewährte Schutz der Erfindungen unzureichend ist. Die hauptsächlich entgegcntrctendc Schwierigkeit liegt tn der Frage, wie soll daö öffentliche Interesse mit dem der Patent-Inhaber in Einklang gebracht werden? Hüte man sich, die Sache einseitig anzuiassen, vergesse man namentlich nicht, daß der Schutz der körperlichen Arbeit zugleich auch der geistige» zu Guie kommt. Ich warne auch davor, ausschliesslich die betreffenden Gesetzgebungen dcö Auslandes alo Muster anzusebcn. Weil bei uns der deutsche Techniker kür seine Erfindungen nicht de» gehörigen Schutz fand, wandte er sich vielfach nach dem Auölanke, daS ibn mit offenen Armen empfing und die Biütbe der eigenen Industrie durch deutsche Intelligenz förderte. Ich erinnere an die ge drückte Lage unserer Industrie, welche den Wettkampf mit dem Weltmärkte antnebinen soll und bis heute weder die Gediegen heit der Kng'ä»dcr »och die Eleganz der Franzosen kennt und überdies vielfach den Rui früher bewährter Solidität verloren hak. Umeenchmungslust und llntcrnehnnmgskrait haben viel fach nachgelassen; gerade die glücklichen Kriege waren cö, die u»S hier keinen Fortschritt, sondern eher eine» Nachkbcil brachten, indem sic unö mit Erfolgen aus anderen Gebieten berauschten. Dazu bat das groye Capital vicstach daö kleine unterjocht und dasselbe sein Vertraue» verlieren lasse». Zur Hebung aller dieser Schäden erachte ich daö Patcntgesetz für eine wesentliche .Eiste und ich meine, der unö vorliegende Ent wurf der Negierung ist so abgcsaßt. daß wir ihr Dank dafür wissen müsse». Mit dem Terrorisiren der Freihandels-Partei ist eS jedenfalls nicht abgcthan. Die Niederlage der Schuvzöllucr hat sie nicht ent muthigt, sondern wird eine Verbindung aller größeren, durch die Freihandels-Politik bedrol,teu deutschen Industriellen veranlassen. Die verheerenden Wirtungcn dieses Systems auf die Eisen-Industrie des Vaterlandes sind so greifbar, daß man sich vergebens an den Kopf greift, um zu fragen, wie solche Zustände ohne Abhilfe bleiben. Aus Elsaß-Lothringen übersicdeln deutsche Eisenwerke nach Frank reich, weil sie von dort aus ihre Eisen-Produkte in Frankreich natür lich zollfrei vertreiben und sic nach Deutschland ebenso zollfrei ein führen können. In Ober-Schlesien vermindert sich die Zahl der Eisenwerke ständig, von 5)4 stehen jetzt 30 vollständig leer. Andere warten blos auf Beendigung des Krieges, um nach Rußland über zusiedeln. Jetzt müssen sie dahin für Rvh-Eiscn IZ'/eProc. vom Werthe, für Blechcisen 4l, für Walzen 42Proc. zahlen. Das ersparen sie in Rußland, von wo sie uns dann ihr Eisen zollfrei einführen. Nach Oesterreich zahlt Roheisen 16, Walzeiscn 40, Blecheisen 41 Proc. des Werthes; österreichisches Eisen ist beider Einfuhr nach Deutschland zollfrei. Wie soll da die deutsche Industrie nur bestehen können? Keinen Absatzmarkt nach außen, nach innen aber die horrible Concurrenz des Auslandes. Ja, so wenig günstig ist kauf anderen Gebieten unser Zoll-Tarif, daß englische Kohlen, nach Rußland auf dem Seeweg eingeführt, frei eingchen; schlesische und sächsische Kohle aber, die nur den Landweg benutzen kann, zahlt in Rußland 5 Pf. pro Eentner beim Eintritt. Uns Deutschen würde geholfen, das führte v.Varnbüler,eine zollpolitische Autorität, treffend aus. wenn unsere Reichs-Regierung Einsicht und Kraft besäße, einen autonomen, auf unsere Verhältnisse passenden, gesund-egoistischen Zoll-Tarif aufzustcllen. Dieser ist viel heilsamer als alle geheimen Zoll-Verhandlungen in Wien und Paris. Mit Erhöhung des Ein- gangszollcS auf österreichische und französische Weine, auf Olivenöl, und etliche Pariser Artikel erzielen wir Concessionen des Auslandes, die unendlich fruchtbar sind, vor denen sich aber das Ausland förm lich bekreuzigt. Warum? Weil dann das Zoll-Pferd von uns einmal nicht von hinten gezäumt würde. Neiieste Telegramme der „Dresdner Nachrichten". Berlin, 2. Mai. Die„Provlnzialcorrespondmz",anknüpfcnd an die Rede Moltke's, konstatirt, daß in Frankreich die lebhafte Be unruhigung einer ruhigeren, richtigeren Beurthcilung gewichen sei; umso mehr aber sei zugleich die wirkliche hohe Bedeutung jener Aeußerungen als ernste Friedensmahnung zur Geltung gebracht. Nicht wegen einer augenblicklichen parlamentarischen Wirkung habe der sonst so zurückhaltende Feldherr seine Rede gehalten. Als er das Wort nahm, wußte bereits Jedermann, daß die betreffende Budget- fordcrung von 105 neuen Hauptleutcn ohne Anstrengung bewilligt würde. Wenn er trotzdem an diese Mehrforderung anknüpftc, un, einen Blick auf die militärische Lage zu werfen, so geschah es offen bar, um Deutschland und Europa bestimmt und klar auf die That- sache hinzuweisen, welche uns ungeachtet unzweifelhafter Friedcns- tendenzen unserer Politik doch fortwährend zur größten militärischen Wachsamkeit und Vorsicht auffordern. Die Thatsachen, welche er anführte, sind keinerseits bestritten, vielmehr durch mannichfache zu verlässige Angaben bestätigt. Die Bedeutung derselben zutreffend zu würdigen, ist unbestritten Niemand berufener als Moltte. Wenn er vor Europa der Ueberzeugung Ausdruck giebt, daß Ausgleichs maßregeln unsererseits früher oder später geboten seien, so kann es nicht fehlen, daß diese Ankündigung gerade in ihrer Bedeutung für die europäische Friedenspolitik eine der richtigen Beurthcilung ge bührende Beachtung findet. Berlin, 2.Mai. Der Reichstag genehmigte in 1. und 2. Lesung den Gesetzentwurf über den Ankauf des Decker'schcn Grund stücks mit der Deckerschen Buchdruckerei, sowie eines zweiten Ber liner Grundstücks für Reichszwecke, unter Annahme eines Zusatz- Antrags des Abg. Reichcnsperger, wonach die cndgiltige Bestim mung über den Verwendungszweck beider Grundstücke bis dahin Vorbehalten wird, wo über den Platz für das Reichstags-Gebäude entschieden ist, sowie unter Annahme eines Zusatz-Antrags des Abg. Wchrenpfennig, wonach die cndgiltige Verwendung der Grund stücke der Zustimmung des Reichstags bedarf. Der Umfang des Buchdruckereibetriebes ist im nächsten Etat gesetzlich festzustellcn. Der Neichskanzleramtsprästdent Hofmann hatte sich gegen beide An träge erklärt. — Die Interpellation des Abg. Mosle über die Cor- rektur der Unterweser beantwortet Präs. Hofmann dahin: die Vor arbeiten würden erst im Oktober beendet. Erst dann werde sich ein CorrektionSplan feststcllen lassen. Bezüglich der Correktur der Obcr- weser wolle die Regierung abwarten, ob bezügliche Anträge im BundcSrathe gestellt würden. Zu dem Anträge Nittinghauscn'S auf Ueberlassung der Kölner Stadtwälle an die dortige Eommune wurde nach längerer Debatte der Commissionsantrag angenommen und somit der Antrag Nittinghausen's abgelehnt, wonach die Petition dem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen wird. Hierauf folgten Wahlprüfungen. Die Wahl Spangenbergs wurde für ungiltig erklärt, in gleicher Weise die Wahlen Besders, Bergers, Gleims, Pfeiffers, Bürklins und Nathusius beanstandet. ^ .--7-- Straßburg, 2. Mai. Die Truppenparade vor dem Kaiser fand bei glänzend schönem Wetter statt. Die Kopf an Kopf ge drängte Menge empfing den Kaiser, der nach der Parade das Mün ster und die Universität besuchte, überall mit gesteigerten, ununter brochenen Jubelrusen. .Karlsruhe, 2. Mai. Bei der Feier des Regienmaöliibl- lämiio Sr. K. Hoheit deö Großberzogd richtete Se. Majestät per Kaiser folgende Ansprache an den Großbcrzvg: ..Ew. K. Hoheit blicken vente »üt großer Genugthuung aut ei» Viertestabrbimdcrt Ihrer Regierung zurück. Die Wege dcö Monarchen sind nicht immer geebnete. Ew. K. Hoheit ist es aber vergönnt gewesen, in diesem Zeitraum Ihr schönes Land und dessen Volk iortschrcitcnd zu beben und aus die großen Ereignisse h-nznwciscn. die sich nun vouendek haben. Ew. König!. Hobest baden selbst stets ein Vorgefühl von dem gehabt, was sick, einst vollbringe» mniitc, haben Ihre Handlungen darauf geiibtet »nd sind somit ein mächtiger Hebel zu dem Staadpunkic geworden, der Mich berechtigt, so z» Ihnen spreche» zu linnen. Ais ei» unerwarteter Krieg hcrcinbrach, Sie in Mitten Ihrer braven Truppe» sich den Gefahren desselben ausgesctzt und ihnen daS schönste Beispiel gegeben, ja ei» Prinz Jbrcs HauicL bat ruhm reich sein Blut in diesem Kample vergossen. Wir alle sind heute Zeugen, wie ein treues Volk Ew. K. Hoheit seine tiefgefühlte Dankbarkeit darbringt, aber nicht nur im engeren und weiteren Vaterland spricht sich dieses Gciübl der Thcilnabme aus. sondern auch weit über dessen Grenzen hinans zeigt sich Anerkennung iür Ew. K. Hoheit glückliche Regierung. Wir Eitern dürfen hoffen, daß es der Großherzogin gelingen werde, wie bisher in edier Gesinnung Ew. K. Hoheit zur Seite zu stehen. So er heben Wir Unser Glaö, um ans das fernere Wohl und eine noch lange gesegnete Negierung Ew. K. Hoheit, sowie aus daö Wohl dcö ganzen Großbcrzoglici c» Hanseö zu trinken." Nom, I.Mai, Abends. Nach einer Mittheilung der kleri kalen Blätter hat der Papst bei dem gestrigen Empfange von Pil gern aus Savoyen eine Ansprache gehalten und darin u. A. gesagt, eiitv irrgläubige Macht (Rußland) habe in diesem Augenblicke zahl reiche Armeen in Bewegung gesetzt, um eine ungläubige Macht (Türkei) zu züchtigen. Jene irrgläubige Macht beschuldige die letz tere, ungerecht regiert und viele ihrer, derselben hcterodoxcn Reli gion ungehörigen Unterthanen unterdrückt zu haben. Der Kampf habe bereits begonnen. Er wisse nicht, welche von beiden Mächten siegreich sein werde, allein das wisse er wohl, daß auf einer dieser Mächte, die sich orthodox nenne, aber schismatisch sei. die Hand der Gerechtigkeit Gottes schwer laste wegen der unmenschlichen Verfol gungen, die sie seit so vielen Jahren gegen die Katholiken unter nommen und auch heute noch nicht eingestellt habe. Locale- ai»d Sächsisches. — In Folge des Todes des Geheimen NathcS vr. Feiler und der Pensionirung des Geheimen Rathes Freie sieben sind in den Ministerien des Cultus und de» Finanzen diese wichtigen Posten anderweit besetzt worden. Zum stellvertretenden Director des Ciiltusministers wurde mit dem Titel Geheimer Rath der bisherige Geheime Ncgierungsrath Pctzoldt ernannt, der seitherige Hilfs arbeiter v. Seydewitz rückte zum Vortragenden Nathe auf, dessen Stelle erhielt der Ministerialsecretair Hosrath Hausm a nn. Im Finanzministerium wieder wurde der Geheime Finanzrath G ö tz zum Geheimen Nathe und Director der 2. Abtheilung ernannt, der Hilfsarbeiter Barchcwih rückte zum Geheimen Unanzrath vor. — Der BczirkSgerichtsdirector Stöckel in Freiberg und die Gerichtsräthe E i n e r t in Dresden und Knappe von Knapp st« dt haben das Ritterkreuz 1. Elaste vom Verdienstorden erhalten. — Attmälig lichtet sich daS Dunkel, welches über der künftigen O rgan I, a ti o n v c r I u st izbe hö rdcu Sachsens schwebt. Jetzt bestellen in Sachsen daö Oberappcstalionsgcrichi, 1 AppellatlonSgcrlck'te. 15 Bezirksgerichte tinciusive des Schön- burglschcn zu Glauchau) und 100 Gerichtsämter. Nach Inkraft treten der neuen Relchsiustlzgcsctzc dürste sich die Justizpflege nach folgendem Plane aufbauen: Oberste Instanz bildet daö allge meine Reichsgericht, daö seinen Sitz tn Leipzig hat. ES tritt an Stelle dcö Obcrappcllationögcrlchts. Die 4 Appellationsgecichtc werden eingczogen und talür In Dresden ein Oberiandeögcricht gebildet, aul welches die dem Oberappellationögericht nach der sächsischen Vcrlassungömtundc und sonst zuttcbcndcnEompetenzc» libeogcbc». Die lüBczirkogcriebte werden dlirchlLanbgerichteerietzt, die in iolgcnden Städten ihren Sitz baden: Bautzen t 315,000Seclen ,. Dresden <530,000 Seele»), Frciberg (200,000 Seelen), Chemnitz (480.000 Seelen,, Leipzig (410.000 Seelen,. Zwickau (380.000 Seelen) und Plauen (220.000 Seelen). Detachirte Strafkam mer», deren Bildung die Rcichsgcsetzgebung zuläßt, kommen nach Zittau. Meißen, OschatzundAnnaberg, höchstwahrscheinlich auch nach Pirna. Für die Dahinverlegung macht sich in Pirna und Umgegend eine äußerst lebhafte Bewegung fühlbar. DaS bis herige Bezirksgericht Pirna zählt nicht weniger a!s 18 Städte und 152 Dörier; der Gerichtssprengcl wird durch eine iang- getehnte-Grenzc nachSüden gebildet; dicGcrichtSbefohleuenPirncko wohnen in einem der industriellsten Thcllc deö Landes, das dasige Bezirksgericht gestört zu den stärkst beschäftigten deS Landes. Daß daS Landgericht für die Lausitz nicht nach Zittau, sondern nach Bautzen kommt, wird man in Zittau gewiß schmerzlich empfinden; dock- spricht die centrale Lage Bautzenö so zu seinem Gunsten, wie die erccnirische Lage Zittaus zu seinem Ungunsten, daß dem Vor haben dcö Herrn Iustiziiiinlstcr Abeken wohl kaum etwas Stich haltiges cingcwcndct werden kan». Auch Döbeln sieht seine Hoffnungen schwinden. Sitz wenigstens einer detachirte» Straf kammer zu werden. Doch bat sich die 2. Kammer deö Landtags wiederholt so entschieden gegen Döbeln ausgesprochen, daß der Justizministcr an diese Voten gebunden war. In Döbeln mußte der Staat erst den Raum sür Erbauung der »öthlgen Gebäude erwerben. I» allen übrigen Städten sinken die künftigen Land gertehte Raum sofort in den bisherige» Bezirksgerichten. Wie viel und welche Gerichtsämter bestehen bleiben ober eingezogc» werden. darüber dürsten die Erwägungen tm Justizministerium noch nicht abgeschlossen sein. Jedenfalls Nebt aber ein Petittons- sturm der Städte bevor. welche ihr Gerlchtsamt und damit eine Oiiclle des Wohlstandes, höherer Bildung und der leichteren Ge- rcchtigkeilSpflcgc zu verlieren fürchten. — Auch In der deutschen KrlcgSlchnle aul Schloß Engerü bei Eoblcnz beging man den Geburtstag unserö Königs festlich. Dort erhalten r2 sächsische OlsizlerSaspirantcn ihre militärische Ausbildung. Der KrlcgSschul - Director batte de» sächsischen Fähnriche» Erlaubniß zu einem Souper ertbeilt, wozu nicht nur iämintltchc Offiziere der Anstalt, sonder» auch eine so große An zahl preußischer Kameraden clngeladc» war, daß die Zahl der Gäste sich ans nahezu 60 Personen bestes. Abcndö 8 iihr setzte man sich fröhlich an die rcichbcsetzte und mit patriotischen Jiisignim verzierte Taiel. Vom Orchester wehten zwei riesige grün-weiße Fahnen »nd zwischen daö Geklirr von Gläsern schallten die lustigen Weisen sächsischer Lieder. Die doppelt, lcbenogrvße Büste «r. Mai. dcö Königs Albert war zwischen grüne» Tannenzwcigen vorkheilhast ausgestellt. Nach einem wohlgclungcncn Trinkspruch des Direktors aus Sc. Mas. den König wurde die Tatet autac- boöc» und in be.'rlichcr Mondschcinnacht kehrte die fröhliche Ge. scllschast Heini. Es war ei» hübsches Fest und gab so recht Zcug- niß von dein frischen Geist unserer Jugend. — Die Vorarbeiten iür die „ S a ei' tische A nöstlu » g von für die Jugend b c st i »> in tcn E rzc u g »i M n der Kunst, Wissen schalt »nd Industrie aus dein K öuigrcich Sachsen " sind mmmedr v cntiat die Aus stellung selbst durch zahlreiche Anmeldungen vollständig gesichert. Aut den verschiedenen Gebieten der Lein- und Lernnnttel. Lkbr- bücher. Iugcndschriflen, Tnrnapparate, Spiclwaaren. Bet,r ö-
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