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(Herrn Adv. Schröder' im Saale und nimmt, nachdem der Gerichtshof erschienen, auf der Anklagebank Platz. Von den »orgeladenen vier Zeugen sind drei erschienen, dre vierte, ein Fräulein Dübel, ist bei der Polizei in Hast und wird von dort durch einen Gerichtidiener abgehvlt Dem Auklagefall lügen folgende tatsächliche Momente zu Grunde. Frau Ritter befand sich zu Anfänge des vorigen Jahres in Gelrmrlegen den, sie suchte 200 Thlr. uno wende: e sich mit dem Ersuchen, iär dies Capital zu beschrffen. an den Agenten Dübel. Dü'er setzte sich mit einer Frau Krüger in Verbindung und diese >igts sich auch bereit, 200 Thlr. auf drei Monate zu leih-n. Da zu größerer Sicherheit Frau Witter in den Verkauf ihrer Möbeln willigre, so hatte Frau K uger auch persönlich davon 0 nsicht genommen und von der Ritler erfahren, daß sie Eigen- r mmerin der Möbeln sei und frci darüber verfügen könne! Frru Ritter hatte sich nach Angabe der Frau Zeugin als Wittwe gerirt und namentlich auch die Frage, ob sie Kinder habe mir Lächeln beantwortet. Das Geschäft kam zu Stande, Die Ritter acceptirle einen Wechsel über 200 Thlr. und unter schrieb eine Verkaufsurkunde über die Möbeln mit Frau Viag' dalrne Ritter, ohne wie sie sagt, die Urkunde gelesen zu haben, obgleich Zeugin Krüger aussagt, daß die Ritler mit Dübel d-n Contract durchgegangen habe. In diesem Conlracte wird als Verkäuferin Frau vecwittw. Privatus Ritter genannt und für Ueberlasien der Möbel ein monatlicher Zinsenberrag von 20 Thlr. festgesetzt. Frau Ritter erhielt zwei sächsische Staats schuldenscheine s 100 Thlr. und löste dafür 1d-t Thlr., von welcher Summe sofort 20 Thlr. als erste wonattiche Zinsen rate abgezogen wurden. Als am nächsten Monat der Ehemann Krüger wieder die Zinsen haben wollte, war Frau Ritter allerdings darüber erstaunt und glaubte, daß die öO Thlr. »ehr als Abschlagszahlung oder vierteljährliche Zinsen gedient hätten. Man einigte sich schließlich auf 10 Thlr. monatliche Zinsen. Am 15. April wurde der Wechsel auf den 15. 'Mai proiongirt. Bis dahin hatte die Ritter auch 40 Thlr. baar gezahlt. Da nun zu dieser Zeit eine Zahlung nicht erfolgte, wurde die Ritter verklagt. Dieselbe trat im VerhörStermme am 18. Mai mit d-r Behauptung ausi sie set eine Ehefrau, producirre auch den Trauschein und ließ merken, laß der Con« ttatt ungiltig sei, weil ohne Genehmigung des Ehemannes ab geschlossen Sie bot übrigens 2 Thlr. monatliche Abzahlung, welche Offerte jedoch nichi angenommen, hingegen Strafantrag wegen Betrugs gestellt wurde, weil anzunehmen war, daß die Verschweigung ihrer Eigenschaft als Ehefrau absichtlich von der Ritter geschehen sei. Das Verweisungserkenntniß nahm nur Grrditietruz an. Dis Angeklagte behauptet, sich nicht als Wittwe ausgegeben zu haben, die Stelle im Contract, wo sie als Wittwe genannt sei, habe sie nicht gelesen, sonst würde sie denselben nicht unterschrieben haben. Der Agent Dübel habe überdem auch gewußt, daß sie verheilalhet und nicht Wittwe sei, was dieser aber nicht bestätigt. Als Staatsanwalt fungirre heute Herr 1)r. Krause; der Gerichtshof bestand aus Richtern uns Gerichtsschoffen und fällte taS Erkenntnis;, daß die An geklagte klag, und kostenfrei zu sprechen sei. — Sngekündigre Gerichts - Verhandlungen. Montag, 24 Januar, finden folgende Einspruchsverhandlungen -tatt: Vormittags 9 Uhr wider Carl Hermann Naumann und Genossen in Lungwitz wegen Fischdiebstahls; bj Uhr wrder Carl Friedrich August Kaiser hier rvezen Bedrohung, bez. Be leidigung; lOj Uhr wider Friedrich Gottlieb Oettrich in Rade burg wegen Forstdiebstahls; 10s Uhr wider Johann Gotthtlf Büttner in Deuben wegen Diebstahls; 11s Uhr wider Carl Friedrich Moritz von hier wegen Diebstahls; Vnsitz.nder Ge richtsrath Eberl. — Dienstag. 25. Januar, Vormitt 9 Uhr, Hauptoerhandlung wider den Rechtkcandtdaten Ernst Julius Karsch wegen Unterschlagung und Fälschung; Vorsitzender Ge- richlsrath Gross. r»ge«arschikytr. Wien, 20. Januar Hcute Nacht ist vas neue Musik oereinsgebäude abgebrannt, welches bei der „Donau" mit 300 000 Gulden versichert ist. Der Schaden, welcher die , Donau" für eigcne Rechnung trifft beläuft sich nur auf ca. 40o»0 Gulden. Paris, 19. Jan. Gesetzgebender Körper. Ja der gestri ;en Sitzung entspinnt sich vor Uebergang zur Tagesordnung rin aeißeS und sehr pikant'! s Gks'ch. zwischen Ollimer und Gambetta. Der Justizminister: Ich vertaner ras Wo« in eurer persönlichen Ang-legenheit. Ich bedauere, sem Anfang der Sitzung nicht betgewohnt zu haben, denn man berichtet mir, daß Herr Gambetta sich darüber beklazt hat, daß ich der Rede, die ich gestern gehalten, im . Offiziellen Journal' ein Wort zugefügt Habs. Herr Gambetta: Al« Sie den Wunsch auSsprachen, das Kabinet zu vcrlaffen, ohne anen Tropfen B!ul vergossen zu haben, habe ich Sie unterbrochen und Ihnen zugerusen, daß ein Funke gesunden Menschenverstandes hierzu hinrerchen würde. Sie antworteten mir ,Sie bedürften eines Funkens von Patriotismus uno von Gew.ssen." Das letztere Wort ist mir gestern entgangen, ich habe eS erst im , Ofsiciellcn Journal' gefunden. Gegen dieses letztere Wort nun habe ich vrotestirt und gesagt, daß ich in Ihrer Abwesenheit Ihre Ant wort nicht ener-isch qualificiren wollte; aber da Sie jetzt ge genwärtig sind, so sage ich, baß, obgleich ich -in Anhänger brr freiesten und selbst leidenschaftlichen Discussior en bin, ich doch Niemandem das Recht zuerkcnne, ein Urtheil über wein Ge- wiffcn auszusprechen und ich füge hinzu, daß ich Jhn-.n dü-S Recht noch weniger einräuwe als irgend emern Andern, da Ihr Gewissen zu beweglich und zu veränderlich ist, als daß Sie über das Gewissen Anderer urtheilen könnten. Stürmische Unterbrechung.) Der Justtzminister: Meine Herren, es giebt Verunglimpfungen, über denen mich erhaben zu achten ich das Recht habe (sehr gut, sehr gut! und von denen ich glaube nicht erreicht werden zu können. Ich mache Herrn Gambetta bemerklich, daß er heute einen Beweis mehr von den Wider sprüchen giebt, die sein Ben hmen und seine Worte aufweiscn. Er maßt sich das Recht an, die Anderen zu beunheilen und in jeder Sitzung spricht er sich in heftigen und verletzenden Ausdrücken aus. Wir werden indeß auf seirs beleidigenden Worte mit Mäßigung antworten. Ich habe Herrn Gawbetta schon gesagt, daß wenn sein Gewissen nicht durch die Leiden schaft getrübt wäre, er die traurigen Worte, die wir eben ge. hört haben, nicht gesprochen haben würde. (Lebhafte Zustim- mung auf einer großen Anzahl von Bänken.) Herr Gambetta: Ich werde antworten. (Zur Tagesordnung, zur Tagesordnung ) Der Präsident: Der Zwischenfall nimmt einen solchen Character von Persönlichkeit an, daß es nöthig ist, ihm ein Ende zu machen. (Ja, ja!) Herr Gambetta. ES scheint mir unmöglich, daß nachdem ich die Frage in so loyaler Weise gestellt habe Län» u. Unterbrechung!, Sie sich weig-rn mich anzuhören. Ich werde dem Herrn Minister eine entscheidende Antwort geben: 'Nein, ich habe ihm nichts V-rletzendes gesagt, ich habe Jchnen nur ins Gedächtnis; zurückzuruffn, daß es Ihnen nicht zu kommt, mein Gewissen anzugreifen cL^bhaster Widerspruch.) Ich habe gesagt und wiederhole cs daß ich einem so beweglichen Gewissen, wie dem Ihrigen, kein Uri heil über das meinige zu- gcsteh-n kann. Lärm » Ich spreche Ihnen nicht das Recht ab, Ihre M inungen zu ändern, allein es giebt eine Sache, die E-c nur erklären werden, die nämlich, daß Ihre Meinungü- ändening inil Ihrem Glück und Jh-cn Erfolgen Hand in Hand ging. (Ausrufungen.) Ollivier erklärt auf die ernst- lichste Weise, daß er niemals seine G-sinnungen geändert habe. Im Jahre !8 7 Gambetta: Beweis, daß Ci' Ihre Gesin nungen geändert, . . . Lärm) habe er dem Kaiser gesagi, daß, wenn er die Freiheit gebe, er mit ihm fern werde; er sei stolz über die glorreiche Gradhe t seines Auftretens. Gambetta: Es ist wegen des öffentlichen Bewußtseins zu b>dauern, daß Ihre Gesinnungs-Veränderungen zu gl-icher Zeit stattfand, als Sie sich eine St.llang erwarben. Furchlba:er Stettin. Ollroier erklärt, daß, wenn man die Regierung unte> Bedingungen an- nimmt, unter den-n er sie angenommen, inan seine Pst cht erficht. Gambetta: Es ist die Handlung eines Höflings . . . zunehmender Lärm . Nach einigen Worten OllivierS, die man kaum versteht, will Gambetta antworten, der Lärm verhindert ihn aber daran. Er ruft dann auS: Sie wollen nicht, daß ich antworte, weil sie wißen, daß ich der Lüge und dem Ler rach antworten würde. Gambetta wird zur Ordnung gerufen. Gambetta Und ich erthule Herrn Ollioier einen Nus an das Schamgefühl Toller Lärm. — Hiermit hatte der Zwi sch ntall ein Ende und man ging zur handelspolitischen Dis cussion über. Paris. Am 19. früh bei dem ersten Grauen des Mor gens wurde auf dem Platze !a Roquetle an Troppmann das TodeSurtheil vollzogen. Die ganze 'Recht über hatte e ne zahl l'se, aus den zweideutigsten Et-.menlen der Gesellschaft zusam- mengesctzte Men e auf dem unheimlichen, von zwei großen Gechngnlffen eingeschlossenen Platze bivouakirt und sich m ge wohnter Weise de« frivolsten Zeitvertreib icherlaffen: Gassen hauer wechselten mit der Marseillaise ab, die Braantwcinstasche ging von 'Mund zu Mund, cyn.sche Quodlibets ber ileten auf das blutige Schauspiel vor. Das Anzünden der rothen Larer- nm über dem Gefängniß, für Kenner ein untrügliches Z-ichen, daß dre Hinrichtung rn derselben Nacht stattsinvet, das Erschei nen der Zimmerlcute, welche daS Blutgerüst aufrichte'.cn, end lich und vor Allem die Ankunft der Scharfrichters Heidenreich und seiner Gehülsen wurde mit tausendstimmigem Gejohle aus genommen. Drinnen in la Roguette war inzwischen die garze Nacht durch Alles auf den Beinen. Als um 6s Uhr der Director, der Chef der Sicherheitspolizei und der Älmo einer, Abb«' CrozeS, in die Zelle des Vermtheilten traten, war Tropp mann schon aufgestanden. Der Elftere sagte zu ihm: Tropp- mann, der Kaiser hat Ihr Gnadengesuch verworfen, die Stunde der Sühne hat geschlagen. Troppmann, welcher die Nacht über gut geschlafen hatte, antwortete: „Ich habe keine Furcht." „Haben Sie mir roch etwas zu sagen?' „Nein, nichts; ich beharre bei Allem, was ich gesagt; ich war an der Lhat be theiligt, aber ich habe nicht selbst getödtet." „Sie behaupten also noch immer, daß Sie Mitschuldige haben?' ,Ja", ant wortete Troppmann mit sicherer Stimme. Man ließ ihn eme Weile mit dem Geistlichen allein; er hotte denselben mrt Sammlung an, ohne indeß besond.re Furcht vor vem Jenseits zu vcrrathen, und gerü-th erst dann in tüfe Rührung, als der Abb>- Erozes ihm vsn seiner Familie und s-iner Mutter sprach. Zum Schlüsse fragte ihn der Geistliche, ob er zu seiner Stär kung em Glas W in wolle. „Ich vanke Ihnen", antwortete Troppmann, „ich verlange nichiü mehr; ich werde n-uth g zu slerben wissen". Man führte ihn dann in ein andere« Znn mer und vollzog an ihm die sogenannte „Toilette '. Aerme und Füße wurden ihm gebunden und für die letzteren nur der nothwmdigste Spülraum gelassen ; dann wurden ihm die Haare bis dicht an den Nacken und endlich der Hemdkragen adgeschnitten, während der Almosenier beständig Sterb.gebet« murmelte. Troppmann bewahrte auch während dieser ganzen Operation die vollkommenste Gelassenheit. Noch einmal fragt ihn der Chef der Sicherheitspolizei: Troppmann, bestehen Sie auf Ihren Erklärungen?" „Vollkommen, vollkommen", entgeg net- oer Verurteilte. Nun setzte sich der Zug in folgender Ordnung in Bewegung: D>.r Verurrheilte zwischen dem Abbe; und einem Scharftichte; gehülsen. der Director de« Gefängnisses und Herr Claude, dann der Scharfrichter selbst. Um 7 Uhr weniger 5 Minuten öffnet sich die große Thür des Gesang- rüiies und der Zug tritt ins Freie, um von der Menge mit den Rufen: Iroppmann! Iroppniimn! R matt! d wort! empfanden zu weroen Troppmann schreitet mit Festigkeit vor, doch fühlt er sich durch dre Fußschellen gehemmt und kann nur langsam das Schaffst erreichen. E st als er dasselbe erfliegen, scheint ihn der Muth einen Augenblick zu verlassen; der Abbe CrozeS tritt zu ihm und spricht ihm zu; er reicht ihm das Crucifix, welches Troppmann küß!, dann empfiehlt dieser ihm noch seine Familie und fügt unaufgefordert hrn,u: „Sagen Sie Herrn Claude, daß ich bei Allem, was ich ihm soeben ge« sagt habe, beharre!" Das waren seine letzten Worte: eine Minute später war der Gerechtigkeit Genüge gethan. New pork, 20. Januar. Das unterm 5. Januar von Hamburg abgegangene Postdampfschiff „Holsa'.ia" ist heute wohlbehalten Hierselbst angekommen Bericht von Adolph Hessel in Dresden. «könialiche« Hostheater. d.. II. Am Freitag gab man zum ersten Mal da« vier- actigs „Original - Lustspill' von W. Baron von Marburg: „Wer zuletzt lacht, lacht am Besten". Wie aber, wenn zuletzt Niemand lacht ? Giebt es nicht auch für — nun, e« muß offen ausgesprochen w.rden — für den vollständigen Mißerfolg mehr als ein ^utes deutsches Sprüchwort? Da« Publikum war mit den gespanntesten Erwartungen gekommen, das Haus auSoer- kauft, die teuersten Plätze von der glänzendsten Gesellschaft besetzt, aber was unrettbar verloren zu der großen Tobten- schaar hinabeilt das hält selbst die günstigste Stimmung, die fesselndste Darstellun, nicht aut. W.r um die Gunst der Musen ivirbr den müssen sie selbst gnädig angeblickt haben; ertrotzen läßt sich die Neigung der Holden nicht, im Sturme wird sie Niemand nehmen und selbst treue, rechtschaff.ne Liebe dient umsonst, wenn in das Her, des Bewerbers nicht jene göttliche Strahl si l, der ihn sympathisch mit der Poesie oer- binset. Herr W. Baron von Marburg kann sich dieses Glücks nicht rühmen. In seinem „Originat-Lustspiel" sind weder Er findung, noch Phantasie, weder Humor noch charakteristische Gestalten; nichts als die schwächliche Nachbildung von hundert mal gesehenen Scenen, verbrauchten Motiven, abgenutzten Ver wickelungen. Verwechselte Personen und vertauschte Briefe wurden zwar allezeit vollgiltig legitimirte Lustspielmotive sein, wie sie eS unzählige Male schon waren, aber dann verlangt man eine neue, eine witzige Schürzung des Knotens. W. Ba ron von Marburg aber läßt eine Geschichte da abspielen, die der Leser zu erzählen nicht fordern mag, die sich aber so steif, witzlos und alltäglich cntwickllt, daß, auch den Mangel an tech nischer Routine be» einem Erstlingswerk m billige Rechnung gebracht, sich der Zuschauer nur das Gefühl der gründlich ge täuschten Erwartungen bemächtigt. Was aber bei dem Ver fasser am ineisten auffällt, das ist die Schilderung der Um- gangsformen in der höheren Gesellschaft. Die Töchter de« Obersten von Krafft Strahlen werfen sich den beiden jungen Leuten förmlich an den Hals und der alte Oberst redet eine» Pedanten von Professor „Rhinozeros" an, einer Frau von Traubenfels poliert er tnS Gesicht. „Reden Sie doch nicht solchen Unsinn!" rc. ES spricht sich auch sonst in dem ganzen Stück eine solche Gemüthlosigkttt auS, die sich mit Reminis- cenzen aus d.m Kasernenlcben und dort vielleicht vielbelachtcn Kroftausdrück n den Anschein des Derbgemürhlichen zu geben versucht, daß die sonstigen forcirten Wrtze nur um so frostiger wirken. Grne Aufnahme bilven einige glück iche Einfälle, die je oh in der sonstigen Umgebung um so fremdartiger sich ausnehmen. — Dw Darstellung führte die besten Kräfte ins Gefecht: die Da.?ei« Wolfs, Gunand und Allram, die Herren Winger, Fass,;, Deitmer, Jauner und Kramer. Aber weder ihre volle Hingebung, noch die glänzende Jvscenirung durch Herrn Meister vermochten das Stück zu halten. — Zum Schluß noch eine Bemerkung: Wenn Mitglieder des Adels sich auf dre schönen Künste legen, so kommt ihnen die volle Sym pathie des Publikums e tgegen. Sie sollten eS aber nicht thun, wenn nicht ein unwiderstehlicher Schaffensdrang eine an nähernde Bürgschaft des Erfolgs übernähme. Doch man kann die Freude an der Kunst mit der Begabung für die Kunst verwechseln. Dann aber, wenn man seiner Sache nicht ganz sicher ist. mag man nicht seinen Stammbaum vor ein zweifel haftes Product setzen Die großen österreichischen Dichter Lenau, Anastasius Grün, Halm nannten sich auch auf ihren Werken nicht Niemksch von Strehlenau, Graf Auersperg. Ba- ron Münch von Bellmghausen Herr von Kotzebue nennt sich Augustsohn; eine Prinzessin von Sachsen schreibt bescheiden als „Verfasser von Lüge und Wahrheit", Prinz Georq von Preu ßen tritt anonym aus und der Herzog von Coburg et'quetlirtr seine Santa Chiara höchstens mit seinen Anfangsbuchstaben. Die Beispiele ließen sich häufen und wenn Baron W. von Warburg wieder einmal zur Feder greift, so lasse er sein» Namen erst nach der gcwonn-nen ersten Schlacht erfragen, dann deckt die Flagge die Waare. * Eijne Pariser Straßenscene. Ein aus dem Theater heimkehrender Herr wird an einer Straßenecke von einem andern Herrn angeredet, der zu stark soupirt zu haben scheint und in der schüfen Haltung seines Körpers den Thurm von Pisa be schämen könnte „Was wollen Sie von mir?" fragt der erste Herr. — „Ich will Ihnen nur sagen, mein Herr. ... ich möchte g-rn nach Hauke— ,Wo wohnen Sie ittnn?" — ,Dort drüben." — „Nun. so gehen Sie doch hinein." — „Ich kann nicht, mein Herr. Sie müss-n wissen, ... ich habe keinen Portier ... und um hinein zu gelangen, muß ich nach Victorinen pfeifen ... und Victorine wirft mir den Schlüssel herunter " — „Nun, so pfeifen Sie!" — „Ich kann nur nicht!" — „Sehen Sie doch!" Und der Trunkene versucht vergebens, au« seinen aufgeblasenen Backen einen Ton herauSzulocken. — ,Gut," sagt der andere Herr, den die Sache zu belustigen anfängt, ,in welcher Art muß man pfeifen"" — „Na, so einen Jagdpfiff!" — Und der gutmüthlge Herr begiebt sich an s Pfeifen, bis endlich die besagte Victorine erscheint und dm Hausschlüssel herabwirft. D r Trunkene tritt in s Haus und wendet sich mit strenger Miene zu seinem Helfer: ,Für das nächste Mal muß ich aber sehr bitten, daß Sie etwa« besser preisen." * Der berühmte Porträt- und Gmremaler Knut« besuchte vor einiger Zeit das Palais eines bekannten Berliner In dustriellen uns nahm dessen vielgerühmte Bildergalerie in Augenschein. Der Hausherr, von dem Besuche benachrichtigt, eilte nun schnell zu dem Künstler und ersuchte ihn, ob er e« nicht übernehmm wolle, ein großes Bild der Familie de« Na- bobS ihn selbst in der Mitte, anzuferligen. Der Künstler, der gerade keine leidenschaftliche Neigung habm mochte, den Auf trag aus zuführen, meinte durch den Preis seiner Arbeit von dem Aufträge verschont bleiben zu können. „Was wird der Spaß kosten?" fragte der Industrielle. ,Er kann sich auf 18,000 Thaler belaufen", antwortete der Künstler. „Ich gebe Ihnen 20,000 Thaler'" rief der Industrielle. „Dann sind wir einig", entgegn-te der Künstler — und nun malt er die glückliche Familie. * In Laibach predigte der Dompfarrer Joseph Suppan Folgendes: „Liebe in Christo! Glücklich seid ihr, die ihr nicht lesen könnt, damit ihr nicht in die Lage kommt, die schlechte« Bücher und Schriften, welche unseren Glauben und die Geist lichen verhöhnen, zu lesen.'