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Ar. 40Z Seite 2 — «Dresdner Aochrtchten" — Sonnt«»g. 2t. Avgufi 1S27 schlichten. 2Lenn alle Böller diesem Ziele mil ebensolcher ehr» licken Leidenschaft zustrebien. wie mir. könnte Eu>c>»>a ruhig sein. W^ ,iher Vertrauen zu dem guten Wille» der Gegenseite Herkommen angesichts der haßerfüllten Töne, die aus Orcüies und Dinanl zu uns herlibergeklunnen sind, und angesichis der »ichl minder beredten Vorgänge auf der Pariser Konferenz? Wo vor allem soll es Herkommen, wenn man bei den Liegermächien noch immer nicht reinen Tisch mit der abgedroschenen Lüge von der Alleinschuld Deutschlands am Kriege machen will? BelayliiigSoerinindernng und vorzeitige Rheinland- räumung stehen mil der Abrüstung in organischem Zu- sanimenhang. Frankreich sagt: Wir können »nd wollen nicht abrüsten und eben deshalb könne» und wollen wir auch weder das Rheinland raumen, noch die BzsatziingSi'>n>nen um einen Bestand vermindern, der ihre Lchlagfertigkeli gefährden wurde. Das ist des Pudels Kern, und dieser Kern würde auch dann bleiben, wenn das Ost-Locarno, zu dem inan uns als Gegenleistung für die Räumung verlocken möchte, zur Tatsache würde, woran natürlich nicht zu denken ist. Die frei willige vertragliche Anerkennung der jetzige» Ostgrenze ist für unö eine absolute nationale Unmöglichkeit. Ueberdies wäre ja auch nach allen bie-herigen Ersabrnngen keinerlei Gewähr dafür gegeben, daß Frankreich, sobald es den Ost- Locarno-Vei nag iu der Ntappe halte, wirklich räumte und nicht neue Macheuschaste» ins Werk setzte. Neuerdings soll in der Frage der Besatzuugsverininderung eine englisch-fran zösische Einigung über die Zurückziehung von 9000 lvlann erfolgt iein. Da wir eine Verringerung von mindestens 20 000 Pc'aiin kordern. um einigermaßen die Reduzierung ans die Norrnalzlsser der deutsche» Besatzung vor dem Kriege zu erreichen, so liegt das Ungenügende einer solchen Regelung aus der Hand. Außerdem bleibt abzuwarteu, was in der Praxis aus diesem angeblichen Kompromiß wird, ob man es von sranzösischer Gelte nicht dadurch illusorisch zu machen sucht, das, nur VermaltungStruppen zurückgezogen werden, der Be stand der Kampftruppen dagegen unverändert bleibt. Und schließlich werden wir bei allen Maßnahmen solcher Art mit dem grundsätzlichen französischen Standpunkte zu rechnen haben, de» Herr Jouvenel aus der Pariser Jnterparlamen» tarischen Konferenz ln die zweifelafreien Worte gefaßt hat: .Solange die Ostgrenzen von Deutschland nicht anerkannt sind, muß Frankreich im Rheinlande bleiben.* Bei der weiteren Entwicklung der Dinge muß di« Hal tung Englands als UnsicherhettSfaktor eingestellt werden. In London scheint man der weiteren Besetzung des Rheinland«» müde zu sein, und man übt auch offenbar einen gewissen Druck in Paris aus, um die dortige Politik aus ihrer zu geknöpften und ablehnenden Haltung herau-zudrängrn. Ueber- wersen wird sich aber Ehamberlaln mit seinen Pariser Freunden.um der schönen deutschen Augen willen ganz sicher nicht. Wie wenig entgegenkommend gegen Deutschland die englische Stimmung im Grunde ist. beweisen zwei bezeichnende Borkoinmnisse: die rücksichtslose Ansetzung englischer Manöver lm besetzten Gebiete während der Ernte und der Einspruch gegen die Entsendung des ehemaligen Gouverneurs von Ost afrika. Erzellenz Schnee, in die Mandatskommission des Bölkerbundcs. Wir dürfen also nicht etwa denken, daß uns Herr Ehamberlain ln Genf aus reiner Deutschfreundlichkeit kräftig die Stange halten werde. Da»» ist ihm die fran» zösische Freundschaft viel zu wichtig Was wir erreichen, wer» den wir lediglich der Energie und Geschicklichkeit zu ver danken haben, womit wir aus eigener Kraft unsere Rechte zu verteidigen verstehen. In diesem Sinne ruft das deutsche Volk den in nächster Woche in Genf sich versammelnden Ber- iretern der im BölkerbnndSrat vereinigten Mächte ernst und eindringlich zu: Der Worte sind genug gewechselt, laßt »ns nun endlich Taten sehn! Danziger Fragen vor der Entscheidung. Aus -em Programm -es Völkerbundes. sTrahI Meldung unsrer Berliner Schriftleitung.! Berlin, 27. August. Bon besonderem Interesse auf der Sepremberlagnng des BölkerbuudeS wird auch die Danziger Frage sei», die zur Behandlung gelangt. Die Hauptrolle unter ihnen nimmt die Benutzung der Westerplatte als Munitionslagerplatz kür Polen ein. Der Konflikt ist be kanntlich dadurch entstanden, daß Polen der Stadt Danzig das Kontrollrecht über die noch unzweifelhaft zum Danziger Hoheitsgebiet gehörende Westerplatte verweigerte. Im Jahre t92l wurde ohne Danzig durchgesetzt, daß Polen einen Munitionsplay erhalten sollte. Mau konnte jedoch, als die>e Bereinbarung zur politischen Durchführung gelangen sollte, sich nicht darüber einig werden, w o dieser Munitionslagerplay sich befinden sollte. Schließlich erging eine die örtlichen Verhältnisse Danzigs bank Frankreich außer acht lassende Entscheidung des Böl kerb undeS dahin, daß die W e st e r p I a t t e diesen M„„itivnS!agerplatz abzngeben habe. Das löste naturgemäß in der Danziger Bürgerschaft den schärfsten Widerspruch auS. In den Streit griff dann der BölkerbundSkommissar van Hamel ein. der bestimmte, daß die Westerplatte nicht als exterritoriales Gebiet zu betrachten sei. Der Senat der Stadt Danzig weist darauf hin. daß. nachdem Polen sich in Gdingen einen Kriegshafen errichtet hat. es auch dort seine Munition lagern könne. Eine weitere Danziger Frage, die den Völkerbund be schäftigen wird, betrifft B e a m t c n a n g e l e g e n h e i t e n. Die polnische Eisenbahnvcrwaltnng Hai die Verwaltung »nd technische Unterhaltung des Eisenbahnnetzes in Danzig, lieber die Regelung der Boamlensragen hatte man im Jahre 192l ein Abkommen geschlossen, das de» Danziger Beamten ihre Rechte sichern sollte. Auf Grund dieses Abkommens klagten nun Danziger Beamte vor Danziger Gerichten gegen die polnische Eisenbahnverwallung. Bon Polen wurde jedoch erklärt, daß die Danziger Beamten sich an polnische Gerichte wenden müßten. Die Bölkerbundsvrgane haben das pol nische Vorgehen für gerechtfertigt erklärt. Danzig wendet sich nun an die Völkerbundsvollvcrsammlnng als die letzte maß gebendste Instanz und verlangt, daß die Danziger Eisen bahner gegen die polnische Eisenbahnverwaltung vor Danziger Gerichten klagen können. Eine weitere Danziger Frage, die den Völkerbund beschäf tigen wird, betrisst die Herstellung von Lnftschissmaterial. Danzig unterlag denselben Baubestimmungen wie Deutsch land. Als für Deutschland diese Bestimmungen sielen, ver langte Danzig auch für sich den Fortfall dieser Einschränkun gen. Ein Unterausschuß dcö BölkerbuudeS erklärte zu der Angelegenheit, da es fraglich sei, ob eine genügende Sub vention von seiten der Freien Stadt Danzig gegeben wer den könne, brauchte auch in Danzig kein Lustfahrtmatcrial her gestellt werden. Demgegenüber verlangt Danzig, daß die reine Rechtsfrage, ob für Danzig die aus Deutschland gesallcncn Einschränkungen weiter gelten sollen oder nicht, ent schieden werden solle. Schließlich wird sich der Völkerbund noch mit der Frage zu befassen haben, ob polnische Kriegsschiffe Danzig als An- l legehafen benutzen können oder nicht. SS war entschieden ! worden, daß Danzig alS Anlegchasen dienen solle, so lange, bis der von Polen seinerzeit gerade in Angriff genommene Bau des KricgohasenS Gdingen beendet sein würde. Nach dem aber nun der polnische Kriegshafen Gdingen fertit gestellt ist, verlangt Danzig, daß für die Zukunft polnisch Kriegsschiffe nur noch Gdingen benutzen sollen. Billige Kohlen für Kenn van Kamel. Eine neue Affäre des Danziger völkerbundskommiffars. Berlin, 27. August. In welcher Weise der Oberkommissar des Völkerbundes für Danzig, Herr vanHamel. die Inter essen der ihm aiiverlraulen Danziger Bevölkerung wahrnimmt, gehl aus solgcnder, jetzt bekannt gewordenen Angelegenheit hervor, mit der sich wahrscheinlich auch die zuständigen diplomatischen Instanzen zu beschäftigen haben werden: Die Eisenbahnarbeiter im Bezirk des Gebietes der Freien Stadt Danzig haben von der polnischen Eisenbahnüirektion in Danzig Deputaiskohle zu erhalten, die eine» wesent- licheu Bestandteil ihres Lohnes auSmacht. Die polnische Eisenbahndirektio» Hai bisher trotz mehrfacher energischer BorfteUungen der Eisenbahnarbeiter diese Kohlen nicht ge- liefert, obwohl feststeht, daß ordnungsmäßig ausgestellte An Weisungen aus die Lieferung solcher Deputalkohle bereits aus gegeben worden sind, allerdings nicht an die allein empsangS berechtigten Danziger Eisenbahnarbetter. Um so eigenartiger muß berühren, daß zur selben Zeit die polnische Eiscnbahn- dirckiion Herrn van Hamel mit verbilligter Kohle ha< beliefern lassen, sür die Herr van Hamel nur zehn Prozent mehr zahlt, als die Eisenbahnarbeiter sonst sur ihre Deputalkohle zu ent richten haben. Damit hätte Herr van Hamel diese Kohlen u m eliva 50 Prozent billiger erhalten, als sie der nor male Danziger Bürger kaufen kann. Diese Tatsache hat in Danzig peinlichstes Aufsehen verursacht, da die von der An- gelegenheit unmittelbar betrofsenen Danziger Eisenbahn- arbciicr diese Zusammenhänge überall verbreiten und ihrer Entrüstung über diese eigenartige Kohlenbeschaffungsmethode Ausdruck geben. Der ganze Fall wird um so sonderbarer, als ja bekanntlich Herr van Hamel die Ausgabe hat. in Streit fragen zwischen der polnischen Eisenbahnverwaltung und den Danziger Eisenbahnarbcitern zu entscheiden. U. a. muß Herr van Hamel sich auch zu der Frage der Klagcrechte der Danziger Eisenbahnarbeiter gegen die polnische Negierung gerade t» allernächster Zeit äußern, da diese Angelegenheit aus der Tagesordnung der nächsten Ratssitzung in Gens steht und vom Präsidenten Sahm dort vertreten werden wird. Man kann das Verhalten der polnischen Eisenbahndirektion und des Herrn van Hamel um so weniger verstehen, als nach all gemeiner Ausfassung gerade ein so hoher Funktionär des Völkerbundes stets aufs peinlichste darauf bedach sein müsse, auch nicht den geringsten Zweifel an seiner Unparteilich- keit aufkommen zu lassen. Man wird erwarten müssen, baß von seiten der zuständigen diplomatischen Stellen schleunigst alles geschieht, um diesen Fall aufzuklären, die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen und dafür zu sorgen, baß die aufs ärgste benachteiligten Eisenbahnarbeiter schnellstens die ihnen wider rechtlich vorenthaltene Deputalkohle bekommen. General der Intonierte v. Salier. Zn feinem 7V. GebnrtStag. Der lm Weltkriege besonder» durch die Sroberutw Riga» bekannt gewordene General der Infanterie VSkar v Hutter feiert heute, wie wir bereits meldeten, feinen 7 0. Geburt», tag. v. Hutier wurde am 27. August 18Ü7 alS Sohn des Obersten v. Hutter ln Erfurt geboren. Nach dem Besuch« de» KaLettenkorp» trat er tS7v al» Offizier in di« preußilch« Armee ein. wo er in lchneller Laulbahn dir Rangstufen durchlle« und mehrere Verantwortung«»»!!« General, stabstellungen einnahm. IMS wurde rr Generalleutuanl und Kam- inandeur der l. Gardedivision, mit der er >SI4 in» Feld zog und in den Schlachten in der Lambr« dei St. Vuenttn und Area» locht. Ke nahm ISIS an den Kämpfen in der Sbainvagn« teil wurde zum Korpskommandeue ernannt und kam ISIS an di« Ostfront. Die von General ». Hutier befehligten Truppen nahmen lSl? Riga ein, «robrrten die baltilche Insel und drangen bi» an dir V « l p u i» - lini« vor. >918 wurde v. Hüller mit dem Oberbefehl der lm Westen neu ausgestellten lg. Arme« betrau«, dl« lm März 1l>>8 siegreich die feindliche tzront um Lj. Quentin bi» Montdidier—Novon durchstich und sich auch in den späteren Abwehr- und RUckzug-kämpsen aus- zeichnete. Nach dem Kriege nahm General v. Hutier seinen Abschied »nd trat an die Spitze des beute über IMN»N Mitglieder zählenden Deutschen Ossizter-Bunde«. General v. Hutier ist durch Beewandtlchast von mütterlicher Seile rin Onkel de» General» vudenborsf. Die Deutschen in Spanien zur Sindenburg- Spende. Berlln, 27. Aug. Die sämtlichen deutschen Körperschaften und Vereine Spaniens veröffentlichen einen Ausruf zur Hindenburg. Spende. in dem eS heißt: Unverblendci von innerem Zwist, haben wir Ausländsdeutschen Htnden- burgs Tat vielleicht tiefer empfunden als die Heimat selbst. Und dieses leuchtende Beispiel HtndcnburgS läßt uns aus. ländische Deutsche die S ch I ck s a l s g e m e i n s ch a s t mit un- serem Vaterlands mit dem uns das Unglück noch tiefer ver- blinden hat. als die Zeiten des Glückes es vermochten, alles Hohe und ZukunitSgroße erleben. Die Stunde ist da. in der bas wechselseitige Berbundenlein aller Deutschen babetm und In der Fremde Ereignis und Erlebnis werden muß. Laßt uns unserem Hindenburg ans dem Wege, den er selbst gewiesen, die Liebe beweisen, die wir sür ihn und unser Volk hegen. Ve- kennen wir uns treu zur Heimat in dem Mitempfinden für jene, deren Not zu steuern des greisen Hindenburg größter Wunsch und fester Wille ist. Trage jeder, ob reich oder arm, nach seinen Kräften dazu bei. daß die Hindenburg-Spende ein« einmütige Kundgebung unseres deutschen Wesens und un seres deutschen Willens sei. Are Friesen wollen keine „Minderheit" sein. Nur 70«0 Friesen in Deutschland. Auf dein Minderhciienkongreß in Gens haben die Herren Kaczmarek und Christiansen als Vertreter der polnischen und dänischen Sprachgruppcn Deutschlands die Aufnahme der Friese» als »Minderheit" erzwingen wollen, wohlverstanden nur der deutschen Friesen, obwohl von den 220 000 Angehörigen der friesischen Sprache sich nur rund 7000 in Deutschland befinde i Davon wohnen nach der Zählung von 1025 genau 6546 in NordfrieSland lschleswigsche Kreise Südtvndern, Husum, Schleswig, Flens burgs. In OstsrieSland loldenburgisches Saterland und einige Jnsclns wurden nur noch wenige Hunderte Friesisch- sprechende gezählt. Tie Masse der Angehörigen friesischen Stammes wohnt in Holländisch- Fricsland iüber 200000s. Zur Vorgeschichte des von den Polen und Dä icn in szenierten Minoritätenmauövers muß bemerkt werden, daß es den Dänen in der Zeit der Abstimmuiigskümpfe gelungen war, eine Handvoll dänisch gesinnter Friesen mit Geld und Sveckpaketen für eine „friesische Bewegung" zu gewinnen. Die einmalige Herausgabe eines mit dänischen Kronen gedruckten FrtesenkalenderS war die ei izige Leistung dieser „Bewegung", die nach Festigung der WährungSverhältnisse ebenso schnell in sich zusammensank, wie sie vordem aufgezogen war. Die überwältigende Masse der Friesen bekundete ihre denische Gesinnung nicht nur durch die Abstimmung, sondern auch durch zahlreiche Kundgebungen der Folgezeit. Im Vorjahre hat der Nord- friesische Verein, die Organisation der deutschgesinnten Friesisch sprechenden Schleswiger, die bekannten Bohnstebter Richtlinie, angenommen, die einen scharfen Trennungsstrich ziehen zwischen den Heimattreuen Bestrebungen des Vereins und dem, was man Geltendmachung von Minderheitsrechten nennt. Die Friesen haben eS danach ausdrücklich abgelehnt, als »nationale Minderheit* angesprochen nnd zur dentschen Gesamtnation in Gegensatz gebracht zu werden. In diesem Sinne wurde im Frühjahr l027 eine Kommission des Natto- nalttätenkongresses in Genf belehrt, dt« NorbfrteSland b«. reiste, um mit den Friesen unmittelbar Fühlung zu nehmen und die wahre Volksmeinung über eine schon im Vorfahre von den Dänen vorgeschlagenc Aufnahme einiger unversöhn- licher Ouerköpse aus Nordfriesland zu erkennen. Darauf hin hat dann der Kongreß in der diesjährigen Tagung die Aufnahmeanträge der Polen und Dänen als an gemaßt zurückgewtesen. In der Sprachen frage hat der Nordfriesische Verein ein eigenes Programm aufgestellt, das auch die Billigung der Regierungsstellen gefunden hat. Es sieht die ausreichende Berücksichtigung des Friesischen im Schulunterricht vor, um dem weiteren Rückgang der alten Volkssprache ent gegenzutreten, die sowohl ln Nord» wie in Ostfriesland durch die plattdeutsche Mundart der Umgebung mehr und mehr verdrängt worden ist. DaS Friesische ist nicht, wie vielfach angenommen wirb, eine niederdeutsche Mundart, sondern eine selbständigeGprache der westgermanischen Sprach, gruppe. Es hat sich tm Laufe der Jahrhunderte nur wenig verändert und steht in seiner heutigen Form dem alten Angelsächsischen des Beowulf noch sehr nahe. Für die ger- manische Sprachforschung und die Anglistik bilden da» Friesische bzw. die verschiedenen friesischen Dialekte eine un. schätzbare Fundgrube. Die Erhaltung der stammverwandten Sprache ist daher auch von den Vertretern der germanistischen Sprachwissenschaften gesordert worben. Der Durchführung des Unterricht» standen anfangs er hebliche Schwierigkeiten entgegen. ES fehlt« an Lehr- kräfte », die des Friesischen genügend kundig waren. Auch weichen die Dialekte in den einzelnen Bezirken stark von- einander ab, so baß «ine einheitliche Schreibung erst künstlich geschaffen werben mußte. Doch find btese Schwierigkeiten jetzt behoben, so baß in Anlehnung an da» Deutsche die schul» mäßige Pflege der altehrwürdtgen Muttersprache bet den Kindern der Küsten- und Jnselfrtesen jetzt stchergestellt ist. Ob freilich das Friesische, da» keine eigentliche Literatur be- sitzt, in der Lage sein wirb, sich «ine solche zu schaffen und damit zur Höhe einer wirklichen Schriftsprache aufzusteigen, muß man erst abwarten. tt. v. Ein gefährlicher Spion abgeurkeilk. Der frühere RetchSwehrsoldat Peter Dannhäuser aus Nieder-Jngelheim wurde vom Ferienstrafsenat des Reichsgerichts in nichtöffentlicher Verhandlung wegen militärischen Landesverrats, Verbrechen gegen das Sptvnagegcsetz in Tateinheit mit Landesverrat zu vier zehn Jahren drei Monate» Zuchthaus, zehn Jahren Verlust der bürgerliche» Ehrenrechte und Stellung unter Polizeiauf sicht verurteilt. Der Angeklagte ist tm Juli 1028 iu Gries heim in de« sranzösischeu Spionagedienst eingetreten gegen ein Monatsgehalt von 1000 Franken. Im Oktober 1928 veranlaßten ihn seine sranzösischeu Auftraggeber, in die deutsche Reichswehr einzutreten. Im 13. Infanterieregiment in Stuttgart entfaltete nun der Angeklagte eine intensive Tätigkeit, indem er zahlreiche Kameraden dazu verführte, ihm gcheimzuhaltendeS Material zu verschaffen, das er den Kran- zosen auSlieserte. Als im Jahre 1925 ihm der Boden zu heiß wurde, flüchtete der Angeklagte und betätigte sich bis zum Januar 1926 als französischer Spion in der Schweiz und in Italien. Ende 1926 erwarb er in Frankreich die französische Staatsangehörigkeit und war dann vom Elsaß aus blS zu seiner Verhaftung wieder in Deutschland als Spion tätig. Sin Abgeordneter verschwunden. Schwert«, 27. Aug. Der frühere kommunistische Landtags- abgcvrdnete Wenzel, der im vorigen Mecklenburgischen Landtag die kommunistische Fraktion leitete und in der kom- munistischen Partei eine grobe Rolle spielte, ist spurlo- oerschwunden. Der Oberstaatsanwalt ln Berlin Hat hinter ihm einen Steckbrief ertasten, da er wegen Be leidigung sich vor Gericht zu verantworten hat. Die Derkehrskonferenz in Genf. Debatte über de« internationalen Luftverkehr. Gens, 27. Aug. In der internationalen Transit- und Ver» kehrskonferenz wurde gestern ein Antrag der lett ländi schen Delegation behandelt, der eingehende Aenbcrung der gegenwärtig noch bestehenden Hemmnisse dcS internationalen Handels und Verkehrs forderte. Ferner wies der Vertreter der Schweiz, Dr. Herold, darauf hin, daß die Entwicklung des internationalen Luftverkehrs gegenwärtig noch auf große Schwierigkeiten stoße. Der Luftverkehr werde gegenwärtig vo« einer großen Anzahl verschiedenartiger Organisationen be trieben. die praktisch zu einer völlig unzweckmäßigen Zer splitterung des Luftverkehrs führten. Die internationale Lustpolizei «nd das internationale Lustrecht müßten Gegen- staud einer internationalen Regelung sein, die bisher «och vbllig fehle. Der Vertreter der Schweiz wies ferner daraus hin, daß in der internationale» Luftfahrtkommission bisher die groben Staaten nicht vertreten seien. Dem Luftfahrt- konvent von 1919 wären bisher nur 24 Staaten beigetreten. Der Generalsekretär der internationalen Luftfahrtkommissto» betonte seinerseits in der Debatte, daß die Konferenz Vor schläge ausarbetten müsse, die einen Beitritt weiterer Staate» zu der Luftfahrtkonvention ermöglichten. « Genf, 27. August. Zu Ehren der Internationalen Presse konferenz veranstaltete die Informationsabteilung des Völker bundes gestern abend ein Bankett tm Hotel Bergues unter dem Vorsitz des Generalsekretärs des Völkerbundes, Gtr Erle Drummond. Es wurden bet dieser Gelegenheit eine Reihe bemerkenswerter Reben gehalten, die eine in den Berhand. lungen selbst erwachsene Solidarität der internationalen Presse und ihrer verschiedenen Zweige untereinander zum Ausdruck brachten. Mafsenslucht aus -er Prager Faschisten- parlei. Prag, 27. Aug. Die Prager Polizeibtrektion hat gestern die Untersuchung wegen des Faschistenüberfalls auf den Mtntsterrat tm tschecho-slowaktschen Kriegsministerium ab- leschlossen. Fünf der verhafteten Faschisten wurden dem Strafgericht überwiesen, weil ihre Teilnahme an dem Ueberfall erwiesen scheint. General Gasda, der gestern den ganzen Lag über aus der Polizeibtrektion festgehalten wurde» ist am Abend wieder freigelassen worden. Die Maß- nahmen gegen die faschistische Organisation haben zu einer Maffenslncht a«S der Partei geführt. Bor allem sind e» Staats- und öffentliche Angestellte, die den Faschisten die Ge folgschaft verweigern. Unter dem von der Polizei tm saschtstt scheu Hauvtquartier beschlagnahmten Material findet sich u.a. auch eine Liste aller verläßlichen saschistischen Anhänger in den einzelnen Staatsbehörden, die überraschend um- fangreich ist. So sind allein 40 Angehörige der Staatspolizei in Prag alS ergeben« Anhänger der Faschisten angeführt. Ein htestgeS Blatt will von gut informierter Seite erfahren haben, baß bte Auflösung brr faschistischen Organisation tm Laufe der nächsten vierzehn Lage erfolge« soll. 1LUI