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71. Jahrgang, 488 Sonnkag, 28. August 1VL7 Drablanschrlft- Nachrttdte« Dresden Fernivrecker-Sammelmimmer: 2S 241 Nur Mr Nacktaeioräcke: 20011 16. bis 31. August E bei täglich zweimaliger Zustellung irrt äaaus I.SVMK. L)bM95*L!1tzl1Ul)r Postberugsvrets für Monat August 1 Mark oline Postruftellunasgebülir. Llnrelnummer IS Pfennig Die Anzeigen werden nach «Soldmark berechne!: die einivaltige N mm breite Anzeigen-Preise: oukerbalb lsvPlg. Offertenaebün Schrtftletiung und LauptgeschSstsstelle- Maelenttrast« 38 42 Druck u. Verlag von Liepfii» Sr Skeichardt in Dresden Poftlcheck-Konio 1068 Dresden Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe Dresdner Nachr.'' zuläistg. Unverlangte Schriftstücke werden nicht auibewabrt. t...It..Itt..:77 Vom 1. bis 7. September: ^skresseksu-^eslvroeke mit Vsusrwsrksci, Iliumlristiori, 5?SV8S, Si8msri-l<or80, Soriclsi'-j^on^si-tsri, Volksfsst, XIr>cisi'ks8t uricl vislsri sriclsusri tscg!! c: ii s ri Vsrsitistslturigsfi. K«>n« «rk,tt»,I«r, LIe,IeIII»k»e«I»«. gsl««», ok»,« L«Z»«r»,Isx,. ^«okieriles^Iestr, III? «II«»« Vlkooki« S kr«V>. Jas englisch - französische Kompromiß. 8«»v« oder 36 WO Bajonette im Rheinland? — Spannungen im englischen Kabinett. Die sechs Punkte -er englischen Anlworlnole. iT u r ch F u ii k s p r u ch.j Paris. 27. Aug. I'Natin" will in dcr Lage sein, Annaben iiber den wahren Inhalt der 2kvte zu machen, die das Foreign Office Nestern lwrmittan im Ouai d'Orsay überreichen lies« nnd iiber deren Julia It dcr Mintsterrat Nestern beriet. Dieses Schriftstück enthalte sechs Punkte: 1. Die Lage erlaube dem bedinnten Versprechen einer Herabsetzung dcr Stärke der Besatznngstrnppen nachzu- kommen. 2. Diese Herabsetzung werfe in keiner Weise den Grund satz der vorzeitinen Räumung auf und könne nicht als Etappe zum vollkommenen Verzicht ans die territorialen Pfänder angesehen werden. 3. Der Zweck der Besetzung sei, die Zahlungen nach dem Daweö-Plan zu yerbürgen. 4. ES sei nicht Lache Deutschlands, die Zahl der Effektiv- bcstände festznsetzcn, nnd die Gesamtheit dcr Zahl der deutschen Garnisonen vor dem Kriege von 60 099 Mann könne nicht als Grundlage sir die Beurteilung der gegenwärtigen Notwendigkeiten dienen. 6. Man könne insgesamt 00 000 Mann englischer, französischer und belgischer Truppen als berechtigt, notwendig nnd genügend erachten. 6. Die Zurücknahme von etwa VOM Mann würde sich proportional verteilen, damit Großbritannien im Nhein- lande einen Stamm von Truppen erhalte, der es genügend vertrete. „Echo de Paris" glaubt übrigens milteilen zu können, das, cs in dem gestrigen Miuisterrat bei Besprechung der eng lischen "Note nicht ohne E r r c g u n g zugegaugen sei. (WTB.i Auch Lord Roder! Cecil verzichtet. Paris, 27. Ang. Der Berichterstatter des „Echo de Paris" ln London berichtet über de» Inhalt der englischen "Note in der Frage der Herabsetzung dcr Stärke der BesatznngS- trnppen, das, die britische Negierung von der ziffern mäßigen Regelung, von dcr man in Paris gesprochen habe, nichts missen wolle, im Gegenteil seien die englische nnd die französische Auslegung dcr Artikel 423 bis 430 des Friedens- Vertrages widerspruchsvoller denn je. Man glaube, das, der Verlauf der Tagung des "Völkerbundes in Genf bewegter sein werde als je zuvor. Lord Robert Eecil werde der englischen Delegation für den Bölkerbnnd nicht mehr angehörcn. Er habe seine Demission ans ähnlichen Gründen gegeben, wie sie de Jonvenel für seinen Rücktritt anführtc. Der politische Sonderberichterstatter dcö „Daily Expreß" schreibt: Der Grund für das RücktrittSgesnch Lord Cecils sei eine K a b i n e t t s s p a l t n n g, die seit mehreren Tagen in politischen Kreisen ein offenes Geheimnis sei nnd besonders Chambcrlain und Cecil betreffe. Die Krisis sei ent standen wegen dcr Frage der Verminderung der Nheinlands- truppen. Cecil habe den Standpunkt vertreten, die Weige rung der französischen Regierung, ihre Truppen um mehr als 5600 Mann zu verringern, sei ein Verbrechen gegen de «Geist von Locarno. Cecil gehe so weit, zu erklären, daß überhaupt keine Be satzung mehr bestehen dürfe, da die französische Sicherheit durch Locarno nnd das gesamte britische Heer gewährleistet sei. — Chamberlain ergreife, wie gewöhnlich, die Partei Frankreichs. Es werde daher das außerordentliche Schau spiel geboten, daß Cecil zurücktrete oder mit seinem Rücktritt drohe als Protest gegen Chamberlain und um den Locarno- Vertrag zu retten, für den Chamberlain die Hauptanerken- nung erhalten habe. Man glaube nicht, daß die aus Paris gemeldete Vereinbarung, das Besatzungsheer auf 60 000 Mann herabzusetzen, Lord Rotrrt Cecil zusriedenstellen werde. Frankreich -ars im Rheinland nicht allein herrschen. Der „Spcktator" zur Besatznngsfragc. London, 26. Aug. Der konservative „Spektator" befaßt sich wiederum in einem Leitartikel mit der Rheinlandfragc. Er stellt fest, daß die Schwierigkeiten des ganzen Problems bei Poincarö lägen. Poincarö sei der Auffassung, daß die Sicherheit Frankreichs nur mit materiellen Mitteln er langt werden könnte. Ein französischer Ministerpräsident dürfe daher das in ihn gesetzte Vertrauen nicht mißbrauchen, wenn die Gefahr bestehe, daß er sein Land auch nur dem lleinstmöglichen Risiko auSsetzen würde. Dies sei das harte, akkurate Argument Frankreichs gegen die Räumung. Einem englischen Minister hingegen fiele es leichter, das Vor handensein eines Risikos ans dem Papier znzugeben, wenn die Besatznngsarmee sofort aus dem Rheinland«: zurück gezogen werden sollte,' denn dieses Risiko würde ihm nicht im geringsten Sorge bereiten, solange er glaube, daß cs durch gegenteilige psychologische Momente in den Hintergrund ge drängt würde. Ein englischer Minister würde erklären, daß die wertvollste Garantie für die Sicherheit Frankreichs ein befriedetes Deutschland sei. Diese Ansicht würde bei den Ver handlungen zwischen Frankreich und England natürlich nicht erwähnt, aber um diese Frage handle es sich in Wirklichkeit. Weiter vertritt das Blatt die Ansicht, daß es nicht angängig sei, daß die britische Armee vollständig zurückgezogen würde, obwohl dies an und für sich richtig wäre. Es wäre unverant wortlich und auch nicht im Interesse Deutschlands gelegen, wenn mau die Franzosen als die alleinigen Herrscher im Nheinlandc ließe. Das Denkmal der Lüge und Bölkerverhetzung. Die 5Xeliefs am Steln von Dinant. Tintsr Etn deutscher Krieger mit der Recht», Eine Reih» deutscher Soldaten, Brandfackel iiber L^inderlrichrn fliehend, ein« Gruppe belgischer 8rau«n und Binder vertrieben von der Göttin der erschteLend. Gerechtigkeit. Talen, keine Worle mehr! Die Vertreter der Sicgermächte im Völkerbuudsrat haben ein böses Gewissen. Sie würden sonst nicht abermals in Genf mit dcr abgeschmackten Methode fvrtfahrcn, auf die öffentliche Tagesordnung Dinge von untergeordnetem Range zu setzen und die brennend wichtigen Angelegenheiten, die sich augenblicklich um die Achse der internationalen Politik drehen, in den Genfer Hotelzimmern hinter verschlossenen Türen zu verhandeln. Die deutsche öffentliche Meinung ohne Unterschied der Partei hat es nun gründlich satt, immer nur lauter Kleinigkeiten in Genf mit großer Aufmachung erledigt zu sehen, um in alledem, was Deutschland in seinem Lebens nerv berührt, hinterher mit ein paar nichtssagenden offiziösen Redensarten und leeren Vertröstungen auf demnächstige Er füllung der deutschen Rechtsansprüche abgespeist zu werden. Die Genfer Gchcimdiplomatic hängt, um es deutlich und ohne Umschweife zu sagen, dem deutschen Volke zum Halse heraus. Es verlangt von dcr diesmaligen Genfer Ratstagung eine offene, klare und unzweideutige Antwort auf die Frage, ob wir durch die Verhandlungen der Verständigung mit Frank reich nähergebracht werden oder nicht, ob die Lvcarnvpolitik ohne weitere Hinterhältigkeiten und Winkelzüge fortgesetzt oder der Rückfall in die Nnhrpolitik zur vollendeten Tatsache gemacht werden soll. Poincarö hat in einer seiner wider spruchsvollen Kundgebungen, die Versöhnungsbetencrungcn mit Haßausbrüchcn vermischen, doch immer so, daß der un- sricdsertige Eindruck bedeutend übcrwiegt, die Forderung er hoben, daß wir loyale Gesinnung beweisen, allen Machen schaften und Ränken entsagen, allen Zweideutigkeiten abhold sein müßten, die nur neues Mißtrauen schüfen. Nun, unser Verhalten ist wirklich auf dcr ganzen Linie so, daß es allen diesen Bedingungen entspricht. Die französische Politik aber ist zweideutig bis über die Ohren, da sie nichts, aber auch gar nichts, wozu sic nach Locarno verpflichtet ist, glatt er füllt, sondern rastlos neue Vorwände erfindet, um uns hin zuhalten nnd uns zu „Kompensationen" für die drei haupt sächlichen Ansprüche, auf die wir einen klaren und unanfecht baren Rcchtstitel haben, zu drängen: Abrüstung, Besatzungs- Verminderung und vorzeitige Rheinlandränmung. Von dem Abrüstniigsschwindel lohnt es sich kaum noch zu reden. Dcr ewige Friede als Voraussetzung dcr Abrüstung ließe sich nach menschlichem Ermessen nur dann verwirklichen, wenn es einer bestimmten Rasse, seien es die Germanen, die Angel sachsen oder die Romanen, gelänge, das unbestrittene Zepter der Weltherrschaft zu ergreifen, wie scinerzcit die Römer nach völliger Unterwerfung aller Völker der alten Welt die Vax Uomana, den langdancrnden Weltfrieden, sicherten, der nur durch gelegentliche Grenzkämpfc untcrbrochcn wurde. Die Angelsachsen glauben ja tatsächlich, daß cs die „göttliche Mis sion" der Englisch redenden Nationen sei, sich in die Be herrschung dcr Welt zu teilen und so der Menschheit den ewigen Fricdenszustand zu bringen. Solange aber wie heute verschiedene große Militärmächte mit gefährlichen Reibungs- flächen sich bis an die Zähne bewaffnet gegcnüberstehcn, muß der Abrüstnngsgedanke notwendig Fiasko machen. Dann aber soll man das auch endlich offen eingcstchcn und eben falls dem deutschen Volke die Freiheit zurückgcwährcn, seine physische Kraft in einer neuen Wchrvcrfassung so aus- zugcstalten, daß Deutschland seine Neutralität gegen fremde BcrgewaltigungSabsichtcn wirksam verteidigen kann. ES ist ein Mangel, daß die Herren Löbe und Schücking in ihrem Rededuell mit Poincarö und' Jouvcncl auf dcr Pariser Inter parlamentarischen Konferenz diesen springenden Punkt nicht betont haben. Was wir aber auf jeden Fall weit von uns weisen müssen, ist die jeder tatsächlichen Unterlage entbehrende Be schuldigung, daß wir durch geheime Rüstungen den Revauche- kricg vorbereiteten. Diese angesichts unserer völligen Ent waffnung ebenso lächerliche wie perfide Unterstellung soll als Vorwand dienen, um das Rheinland besetzt zu halten und ein Ost-Locarno, eine Garantie dcr jetzigen Ostgrenze, von uns zu erpressen durch das Angebot, die endliche Räumung gegen einen östlichen Sicherhcitsvcrtrag cinzutauschcn. In Frank reich klammert man sich an den Ausspruch Mussolinis, daß 1936 der neue Weltkrieg zur Befreiung dcr durch den ersten nicdergeworfencn Völker beginnen werbe. Diese Furcht be ruht auf einer gänzlichen Verkennung der deutschen Geistes verfassung. Wir sind der Meinung, daß die Kulturwclt an dem einen großen Brande genug haben und sich allseitig ehr lich bemühen müßte, Streitigkeiten durch friedliche Mttt-«l M