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Dresdner Nachrichten : 07.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-07
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.10.1896
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fSbldet v«de. dem Richter da» Recht und die Pflicht zur Nach prüfung übertragen wollte. ES komme hinzu, dag in dieser wie Ähnlichen Bestimmungen der Gewerbeordnung, die eine näher« Regulirung der AroeitSverhältntsse behördlichen Anordnungen überlassen, doch offenbar vom Gesetzgeber der Erlaß dieser Anord nungen dem eigenen besten Ermessen der betreffenden Behörde anheimgestellt sei. AuS diesen Gründen halte vaS Gericht die BundeSrathSverordnung für rechtSailtig. Wegen Uebertrrtuna der selben sei der Angeklagte zu bestrafen. Mit Rücksicht darauf daß der Angeklagte als Vertreter seiner Beruiögenossen dastehe, sei aus eine Geldstrafe von nur 10 M. erkannt worden. Gegen dieses Urthell ist iowrt Berufung eing legt worden. In München hat eine iozialdemkoratiiche Versammlung be schlossen. dm Antrag einzureichen, der Parteitag »löge beschließ-», in Zu kunst nur alle zwei Jahre z» tagen, da seine Leistungen in keinem VerhSltniß zu den überaus großen niaterielle» Opfern ständen, welche er verschlinge. Mit Rücksicht aus den Kostenpunkt wurde auch vereinbart, die Stadt München nur durch einen Deleairten vertreten zu lassen. Herr Tr. Schroedel-Poggelow. der Bruder des verurtheilte» Friedrich Schrvrder. hat, wie die „Post" hört, an den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe ein Schreiben gerichtet, in dem er ihn bittet, seinen „Au-tritt aus dem Kolonialraty zu genehmigen, da es ihm nicht niehr möglich sei, sich an Berainungen des Kolonialrathes unter Vorsitz des Ministerialdirektors Kavier zu betheiligen." Bel den hessischen LandtagSwahlen in Mainz und Offenbart, haben die Sozialdemokraten nach einer Meldung des „Vorwärts" ^er OberlandeSgerichtsrath und ordentliche Professor der Rechte. Franke in Jena, der in letzterer Zeit nervenkrank war. gab sich selbst den Tod. Franke stand im 4». Lebensjahre. Regierungsaffessor v. Vollmann in Königsberg wurde von der Straskammcr des Landgerichts wegen U> Verbringung einer Pistolensordernna im Aufträge dcS Regierungsassessvls Umptenbach an den Amrsgerichlsrath Alexander in Sachen der Börsengarten- Affaire zu einer Festungshaft von 3 Tagen verurlheilt. Eine neue Palastrrvolurion in einem Berliner sozialdemo kratischen Blatt macht in den bctheiligte» Kreisen viel von sich reden. Es handelt sich um — den „Sozialistischen Akademiker". Man macht dem Chefredakteur Snssenbach den Vorwurf, daß er das Blatt ganz in seine Hand zu bekommen trachte. Ei» ein gesetztes Schiedsgericht erkannte gegen ihn, daß es darin die Hcrvor- kehrung des kapitalistischen Eigenrhumsslandspunktes und eine» Verstoß gegen Treu und Glauben, sowie gegen sozialistische Grund sätze erblicke. Sassenbnch ist als Chefredakteur und Milverleger ausgetreten und hat ein Kvirknrrcnzblatt „Neuland" gegründet. Wie aus Warschau gemeldet wird, haben die beiden Brüder Grasen Wittgenstein den deutschen Reichskanzler Fürsten Hohen lohe wegen Rückgabe eines TbeilcS der im Wilaner Gouvernement gelegenen Güter aus der fürstlich Wiltgcnslcin'lchcn Nachlasse» schaff gerichtlich belangt. Ter Kaiser hat in HnbertnSstock auf einer Porsche zwei Zwölf ender. einen Vicrzehnendcr und einen Ziveiundzwanzigeiider zur Strecke gebracht. Trei Pistolenduelle sollen nach Mittheilung eines Bericht erstatters in der velgangeiren Woche in der Umgebung von Berlin stattgesunden haben das letzte am vergangenen Sonnab nd. J:n Gruncwald standen sich zwei innge Leute gegenüber, in den beiden anderen Zweikämpfen, die in weiterer Entfernung von Berlin a»S- gesochten winden, verheirathete Männer. In den beiden letzten Fällen tollen Tame» eine Rolle spielen. Tie separirtc Frau des Bäckergesellen Gocsk! in Posen schnitt ihren drei Kindern im Alter von 4 bis 6 Jahren die Hälse durch, sodann öffnete sie sich die Pulsadern an beiden Händen, nachdem sic vorher ihren .Hausrath in Brand gesteckt hatte. Durch den Brandgeruch wurden die .Hausbewohner ausmerksain. brache» die Thür zur Wohnung ans und löschten das Feuer. Zwei Kinder waren bereits todt, das dritte sowie die Mutter wurden schwer verletzt in's Krankenhaus gebracht. Ter Beweggrund zu der schreckliche» That ist »och nicht sestgestellt. Tie Werihpapiere verschiedener Art im Werthe von 310.000 Mk.. von denen gemeldet wurde, daß sie einem Berliner Kaufmanne ab handen gekommen waren, haben sich in einem Lokale, wo derselbe sie liegen gelassen hatte, wicdergcfundcn. Oesterreich. Tr. Julius Gregr, der langjährige Führer des Czechenkhiims. Chefredakteur der Prager „Narndni List»" und Bruder von Eduard Grogr, ist im Alter von 65 Jahren gestorben. Sem politisches Ideal war die vollständige Niederwerfung des Teiit'chthums und die Verwirklichung des Grundsatzes: „Böhmen den Czechen!" Gragr (sein ursprünglich deutscher Name ist Gröger- gehörtc in den letzten Jahren dem Reichsrath nicht an. Er war teit Langim schwer krank und zuletzt geistig iimuachlct. Er hinler- läßt eine Wittwc und zwölf Kinder. Ter türkische Großhändler Majo in Wien wurde wegen Be trugs verhaftet. Drei mitschuldige Brüder des Verhafteten flüchteten. Ungarn. lieber einen interessanten Zwiichensall beim Pester Kunsthistoriker-Kongreß berichten nngarhche Blätter: Ans dem Dampfer „Elisabeth" wnrvcn die Gäste von der Stadtverlrernng bewirthet. Von außerordentlicher Wirkung war es. als der fran zösische Gelehrte Gaston Le Breton. Mitglied des Institut de France in einem Trinkspruch, die Macht der Wissenschaft preisend, den Wiener Professor v. Lützow veranlaßte, diesen Ge danken fortzuspinnen und hervorzuheben, daß die Macht der Wisscn- schait u. A. sich darin äußere, daß sie Franzosen und Teulsche einander nähergrführt, und er beglückwünschte Ungarn und die ungarische Nation, hierzu Anlaß gegeben zu haben. Es verursachte allgemeines Aussehen, rief aber auch die größte Befriedigung hervor, als Lützow seinen Toast ansbrachte. Ter leitende Gedanke desselben war, daß sich Deutschland und Frankreich die Hand reiche» sollen, und zwar in Ungarn, aus dem Boden der Freiheit. Nicht in der gegenseitigen Bekämpfung, sondern in der Vereinigung in Friedenswerke» liege ihr Beruf. Er begrüßte auch Ungarn, auf dessen Boden diele Vereinigung durchgeführt werden möge. — Tie init großer Beredtiamkeit und Wärme vorgetragene Rede wurde von allen Anwesenden, von Deutschen und Franzose», mit gleicher Begeisterung anfgeuommen. Le Breton hob dann seinerseits hervor, daß zwischen deutscher und französischer Wissenschaft der Zusammenhang niemals gänzlich ausgehört habe und, wenn wider wärtige Zeitläufte auch momentan die Beiden getrennt, so hätten sie doch einander stets wiederzusinden gewußt. Araiikreich. Dos Ezarcnpaar und der Präsident Faure sind Dienstag Vormittag um lO Uhr aus dem Bahnhofe Nanalagh in Paris angekommcn und von einer zahllosen MciUchenmeiige stur» nilsch begnißt worden. Tie Blätter heißen sämmtlich das Ezaren- paar herzlich willkommen und heben die große Bedeutung des Be suches hervor, welcher den Bund zweier mächtiger Volker kröne und dm Frieden Europas verbürge. Einzelne Blätter betonen, man solle über dem Enthusiasmus und der berechtigten patriotischen Freude Ebaß-Lothringen nicht vergessen. Einen Mißton in die Pariser Feststinnnung bringen die zu nehmenden feindlichen Kundgebungen der sozialistischen Stadt vertretungen. Nach Lille protcstirten auch Marseille, Noiibair, Calais gegen den Czarenempsang. soivie gegen die großen Aus lagen. dle er veranlaßt. I» Paris selbst fand eine revolutionäre Protestvetsammlnna in der Vorstadt Grcnelle statt, woran 1000 Personen Thcil nahmen. Alle Redner svrachcn überaus heftig und beleidigten den Czarcn in der gemeinsten, nicht wicderzugcbcn- dcn Weise. Schließlich sang die Vcrsainmlnng die Carmagnolr und rief: Nieder mit Rußland, nieder mit dem Czarcn! Auch in dm Aenßerlichkeitm der festlichen Arrangements kommt in den sozinlistischm Stadtgegendcn die Antipathie gegen den Czarcn zum Ausdruck. Während die Hauptstraßmzüge ihre Festtoilette immer verschönern, bleiben die Arbeiterviertel in auffallender ttnthätigkeit. Hier scheint die sozialistische Agitation nicht wirkungslos geblieben zu sein, denn bei den Riissenfencn vom Jahre >803 waren diese Arbeiterviertel schon tagelang vor dem Feslbeginne prächtig be flaggt. Der „Figaro" protcstirt gegen die antirussischm Kund» gebungm der Sozialisten. Er sagt, es sei kein Zweifel mehr, daß ein revolutionäres Eentral-Comiice bestehe, welches die Spaliere zu durchbrechen und den kaiserlichen Gast zu insultirm beabsichtige. Tie Regierung möge energisch antworten und das Gesetz gegen Angriffe auf befreundete Souveräne unerbittlich gegen die Friedens störer anwmden. Der sozialistische „Petit Parisien" will wissen, daß der Czaren- toast in Cherbourg für Frankreich viel herzlicher geklungen habe, als ans dem offiziellen Wortlaut hervorgehe. (Eine derartige Meldung war mit ziemlicher Sicherheit voranszusehen). Das Diner im Speisesaale des Arsenals in Cherbourg fand bei geschlossenen Thürm statt. Ans der Tafel prangte ein Orchi- dem-Bo»a»et. welches Admiral Gervais aus Ersuche» der Stadt Paris der Czarin überreicht hatte. Präsident Faure brachte einen Toast auf das Czarmpaar aus. woraus der Ezar In französischer Sprach, antwortete: „Ich bin gerührt von dem shmpathischm und herzlichen Enrpsangc. der unS in Cherbourg bereitet worden ist. Ich habe, als ich dm Boden der befreundete» Station betrat, das Geschwader, welches uns geleitete, ebenso wie das Admiralsschiff „Hocke" sehr bewundert. Ich theile dir Gesinnungen, denen Sie. Herr Präsident, soeben Ausdruck gegeben haben. Ich erhebe mein Glos zu Ehre» der sranzösischm Nation, der Flotte und Ihrer wackeren Seeleute und danke demPräfldenten drrRepublik sürdleWillkommen- arüße, die er uns soeben ausgesprochen hat." Nach dem Diner wurde die kleine Grvßflirstin Olga durch die Halle gelingen. In diesem Augenblicke kvmmandirle der älteste Oberst „Rrdro »u elmr". Sänimlliche Offiziere leisteten die Ehrenbezeugung, die Fahne wurde gesenkt. AlS Kaiser Nikolaus den Speüekaal verließ, horte man eine» Rus: »Vivo I'omporaur!" Präsident Faure begleitete den Ezarrn bei seiner Weiterreise nach Paris bis zum Waggon, küßte der Czarin die Hand, woraus sich der Zug in Bewegung setzte. Bei der Abfahrt wurden lOl Schüsse abgegeben. Im PalaiS Bourbon herrscht eine sehr gereizte Stimmung. Was da über Felix Faure »nd seine Minister gesprochen wird, läßt sich nicht wtedergebe». Wenn nur der kleinere Theit der schöne» Vorsätze ausncsührt wird, ist Minislersittrz noch das geringere Ereigniß, welches in Aussicht steht. Dabei ist die Zahl der den Abgeordneten zuerlbeilten Karlen sur die Feslvorstelliingen im Opeciihnlise und im Thöüire sranxais von 200 ans 157 herab gesetzt worden. Die Damen sind von den anderen Festen ausge schlossen. wie verlautet, weil die Tochter des Präsidenten es vor- Zvg. fern zu bleiben, da man ihr keinen Platz in dem amtlichen Zug «»weisen konnte. Mit ihr bleibt auch Frau Faure fern, uebrigens wird die Czarin nicht bei dem Empfang im Elylee er scheinen. Ter Ezar wird bei seinem Beinch dofelbst verlangen, daß ihm Frau Faure vorgcstelll werde. Diese wird da»», während der Kaiser die Mitglieder beider Kammern empfängt, sich nach der russischen Botichast begeben, uni von de> Czarin empfangen zu werden, welche ihr daraus den Besuch im Elhscc erwiedert. Tie Abreise des Präsidenten Faure von Paris nach Cher bourg erfolgte mit »ngcivobntem Pomp. Er benutzte zum ersten Mal seinen neuen Effenbahnzng. der an Pracht mit dem des Eraren wetteifert: alle Zugbedienstelen trugen die neue Livree des Elysee: blauen Frack, weiße Weste, rothe Kniehosen, Scidcn- slrümpse, Schnallenschuhe. Es siel ans. daß der Obcrrcremonien- meister Crozier in vallendctem Hvsstil Faure meldete, der Zug sei zum Abgang bereit, und ihn unter Bücklingen mit wvhlgcrundelen Armbewegungcn einlud. einznsleigen. Das war bisher nie ge- icheycn. und vie Neuerung machte aus die Zeugen keinen besonders günstigen Eindruck. Mit Faure reisten der Botschafter v. Mohren- heim und die Herren vom russischen Gefolge, die vor dem Czarcn in Paris eintraie», alle in großer Uniform, welche die Begeisterung der Menge erregte. Tie Hochrufe aus Rußland waren betäubend. Faure hoch leben zu lassen, daran dachte» die wenigsten. In Cheibonrg selbst brachte der erste Tag der Festlichkeiten eine arge Cnttäuichnng nicht blos iiffolge des schlechten Wetters, welches die Illumination, sowie das Feaerwerk gründlich verdarb, sondern auch infolge der Thattache, daß der Ansenthall deS Czaren in Cherbourg sich ans das Arlenal beschränkte. Tie Stadt, die über keinen großen Reichthnm verfügt, verwandte 000.000 Francs für die Aus schmückung der Straßen. Alle diele Ausgaben erwiesen sich als »»nütz, da der Czar keine Ausfahrten machte. In der Bevölkerung Cherbourgs herrlrht deshalb große Unzusriedcnhett. Tie Senatoren und Abaemdneie» der Stadt tadelten den Präsidenten Faure wegen dicier Behandlung Faure crwicdertc, die russische Botschaft lei allein Gr die Anordnung verantwortlich Auch die ungewöhn lichen Sicherheits-Maßregeln beginne» Verstimmung hcrvor- ziirnsen. Bei der Ankunft Fanre's in Cherbourg wurde kein Mensch auf den Straßen geduldet, die der Wage» des Präsidenten durchfuhr: sogar zwei Zeichner für illnstrine Zeitschristen wurden aiigchalien, weil sie die Cinfahrk des Präsidenten in Cherbourg aninahmeil. Ter Czar wünscht absolut keine Ausnahme durch Zeichnungen oder Photographien. Die Absicht der Stadkvertretting von Cherbourg, der Kayerin durch eine Abordnung von jungen Mädchen einen Blnmenstranß überreichen zu lassen, ward gleich falls auf höheren Beseht vcreisilt. Die Ausschließung der Jour nalisten ist vollständig: der Eintritt in das Arsenal wurde ihnen strengstens verboten, sodaß sie weder der Ankunst des Czaren- paares, noch der Begrüßung der beiden Stontshänpier beiwohnen konnten. Tie Berichterstattung beschränkt sich daher daraus, daß die Regierung der „Havasaaentur" diejenigen Einzelheiten mittheilk. die sie eben mitlhciie» will. Allgemein l > rieht Entrüstung über diese ungewöhnliche Behandlung der Presse. Mehrere Zeitungen verlangen ironisch sür die Presse dieselbe Freiheit wie in Rußland. Uebec den Mcnschenzustuß nach Paris berichten die Blätter mit geradezu wahnsinnigen Uebectreibnngcn. Eine Million Fremder ist die mäßigste Schätzung. Viele Zeitungen sprechen von zwei Millionen. - „Figaro" nennt sogar die Ziffer drittehalb Millionen und meint, sie würde sich zn drei Millionen abrunden. Nach den amtlichen Ausweisen sind in allen Pariser Bahnhöfen seit Sonn abend und Sonntag 328.000 Personen angekommen: zu Fuße wer den wohl nicht viel Reffende cingetrofsen sein. Diese Zahl ist also als die der augenblicklich in Paris weilenden Fremden anzlifeheii wobei noch zu bemerken ist, daß in diele» Tagen auch sehr viele Pariser vom Landaiiscnlhalt beimgekehrt sind. Tie nach Cherbourg gesandten Korrespondenten der Pariser Blätter melden, daß im Augenblick, wo das ruisitche Geichwader sich näherte, die Wolken vom Himmel gewichen seien und ein großer Regenbogen am Himmel gestanden habe. Ein eigenthüm sicher Zufall ist es, daß. wie Berliner Blätter berichten, auch in Berlin genau um dieselbe Zeit »ach einem vorhergegangenen heftigen Gewitter ein farbenprächtiger Regenbogen allgemein ausgefallen ist. Möge dieses doppelte,,Zeichen des Friedens" von guter Vorbedeutung für die Zasiinst sein! Italien. In Undine sind anläßlich des Katholikcn-Kongresses Unruhen entstanden. Tie Liberalen dcmonstrirten durch Anbring ung von Kränze» am Denkmal Viktor Emanuel's »nd Garibaldis. Der Kongreß wurde ausgelöst, als Volkemasse» das Lokal stürmten. Spanien. Ter „New. Herald" berichtet, daß die Spanier eine schlimme Niederlage in der Provinz Ptnar del Rio auf Cuba erlitten. Tie Rebellen erbeuteten lechS Kanonen. Tausend Spanier wurden gelobtet. England. Sir William .Harconrt hielt in Ebbro Vale fMamouthihire« vor leinen Wählern eine Rede, in welcher er her vorhob, cs jci immer ein sehr beunruhigendes Anzeichen, wenn sich die öffentliche Meinung mit den auswärtigen Angelegenheiten beschäftige. Ma» müsse die Lage Englands gegenüber der Türkei im historischen Lichte betrachten. Tie gegenwärtige Agitation gegen die Türkei enopringe im höheren Maße der Uebrrzengung, baß die Türkei im Stande sei, Böses anzurichten. Es sei zum größten Theile das Werk Englands gewesen, unter den früheren politischen Verhältnissen die Türkei gegen den Einfluß Rußlands zu schützen, das übel bciathen gewesen lei. Harconrt sprach iodann lein Bedauern aus über das Mißtrauen gegen Rußland. Er hält es nicht für unmöglich, eine Uebercinstimmiing der Mächte zur Regelung der Angelegenheiten der Türkei herbeizuführen. Tie Regierung möge Aufklärungen über die wahre Lage geben, die man bisher nicht kenne, lieber ein Einvernehmen mit Rußland hinsichtlich der ganzen orientalischen Frage sprach sich Harcoutt znliimmend ans und erklärte, der erste Schritt zu einer sreund- ichaftlichen Aktion mit Rußland in Asien sei die Abschaffung der Konvention bezüglich Cpperns- Kurz vor dem Passire» des Czarenzuges wurde in der Nähe v»n Gnrstnng ein großer .Holzblock ans den Schienen gefunden. — Eine andere Meldung stellt das Vorkommnis; solgcndcrmaßen dar: In der Nähe von Garslang warf der Wind einen von den Pfosten um. die in regelmäßigen Abständen längs der Bahnlinie die Ent fernung anzeigcn. Der Pfosten fiel ans das Gleis, das dem von dem Zuge des Kaisers von Rußland benutzten cntgeaengeietzt ist, und war lange vor dem Passicen des kaiserl. Zuges bei Seite geschafft. Türkei. Das Brüsseler Blatt „Soir" meldet aus ankorisirier Quelle daß vor einiger Zeit im Antwcrvener Hasen lOO.OoO öster- reickifche Wenzelgewehre nach dem Orient cxpedirt worden seien. Diese Waffen, sowie 80 Mitraillemen seien von einem englilch- russischen Ausschüsse in Oesterreich angekaust und den Armeniern zur Vertheidigung gegen die Türken zugesandt worden. Amerika. Ter Streik der Tclegraphenbeamtcn an der kana dischen Pacific-Eisenbahn ist beendet. Asien. Der Weiterbau der sibirischen Eilenbahn durch die Nord-Mandschurei ist von China mit der Bedingung des Vor kaufsrechts nach 30 Jahre» bewilligt worden. Die Erlaubniß zun, Ban einer Zweigbahn durch die Süd-Mandschurei ist verweigert worden. Km,st u»l> Wissenschaft. 4 Die Königs. .Hofoper aiebt heute Goldmark'S ^Heimchen amHerd". Im Königl. Schauipielhause gelangt „Das Glück im Winkel" zur Aufführung. Anfang der Vorstellungen halb 8 Uhr. i Herr Carlo« ist für mehrere Jahre für das Königl. Hos- theater verpflichtet worden. 4 Tie Wahl der Künstler, welche in dem Evncert zmr Besten der Pensionskasse des Vereins „Dresdne, Presse" Mitwirken, wodurch am 10. Oktober dsr große Saal des Ve re i n s h n nl e S aus der Zinzendorsstraße cingewciht werde» soll, steht nunmehr fest: Frl. Alice Pölitz, Königl. Hoischanspielerin Frl. Martha Gey iAltisti»), die .Herren v. Dulong-Berliii (Tenor, Kammervirtuos Heim. Scholl; (Klavier) und KammervlrsiwS Ferd Böckmann (Cello). Frl. Pölitz wird u. A- den von Wilh. WollerS gedichteten Prolog sprechen, Frl. Gen, eine Schülerin derMarianm Brandt in Wien, tritt zum erste» Male als Coneertsängeri» ans Herr v. Dulong zählt z» den begabtesten Liedeftänaer»: linier, ausgezeichneten heimische» Künstler Böckmann und Scholtz werden gemeinsam ein Conccristück und verschiedene Solostücke zum Vor trag bringen. Es liegen bereits letzt ungemein zahlreiche Anmeld ungen zu diesen, Eoncert vor. 4 Tos neugegründelc W t nd erst ei n - O r ch esi c r in Leipzig, als Konkurrenz gegen die Gewandhaus-Kapelle ge gründet. hat am Sonntag im Krvst llpalasie zum ersten Male öffentlich gestielt. Die Kapelle wurde im Allgemeinen ine gul und tüchtig befunden, sodaß man ihr mit der Zeit den Rang eine, besseren Civillapelle einräumen wird, voraiisgesetzt, daß sich das Eniemble fester und einheitlicher fügt. Von einer Konkurrenz gegen die Gewandhäusler wird aber selbst unter den günstigsten Verhältnissen keine Rede sein können. 4 Eine neue „Kunstwochenichrist großen Stils" erscheint seit 1. Oktober in Berlin: „Deutsche Kunst", Eentralorgan Deutscher Kunst und Künstlcrvereine" (Verlag. Berlin C'. 57. Sleinmetzstr. 26), die von Dr. Georg Malkowsky herausgegebcn wird und unter Anderem auch das Eentralorgan des Sachs. Kunstvereins sein soll. Die Zeitschrift will eine Centrale sür die Förderung des gelammten deutichcn Kunstschaffens sein und an ihrem Thcil in ihren allwöchentlich erscheinenden Nummern durch Artikel aus den Federn erster Mitarbeiter von dacchans nationalem Standpunkt ans für die Kunst wirken. Das erste Heit enthält zwei größere Artikel: „Nationale Kunst" von Georg Malkowsky und „Das Urheberrecht des Künstlers"; besonders der letztere bnngt in mancher Hinsicht beachtcnswenhe Auslührungen. s Tie bereits erwähnte M ü n ch n c r H o s k a p e l l m c ist cr - frage ist »in, offiziell gelost worden. Der Prinzregenl hat. wie schon gemeldet, den Generalmnsikb rektvr Herinan» Levi, seinem Ansuchen entsprechend, auf Grund ärztlicher Gutachten vom I. Oktober an in den bleibenden Ruhestand verletzt „ud ihn unter besonderer Anerkennung seiner an große» künsilenschen Erfolgen so reichen Dienstzeit und als ein beionderes Zeichen Allerhöchster Gnade znm Ehrenmitglied der Königl. Hoskapclle ernannt. Ferner wurde Richard Strauß der Titel eines Königs. Hvilnpellmeistels verliehe», desgleichen Herrn Prof. M. Crdmannsdörier. welcher am i. 'März 1807 sein Amt nntrelen wird. Zn diesen Verfügungen bemerkt die „Allg. Ztg.": „Mil dieser Mittheilung ist cs nun ent schieben, baß Levi den Tiligeiitenstab sür immer niederlegt, den ^c ieit 1872 an der Münchner Hosbühne geführt hat Sein Einfluß ans Leitung und Richtung unserer Oper war nicht immer nach unserm Sinw und wir haben dem wiederhol! an dieser Stelle Ausdruck gegeben: stets aber haben wir in Levi ein Tirigenten- acnie ersten Ranges verehrt und seine langen Beurlaubungen und später seine TispontionSstellung aus diesem Grunde lebhaft be dauert und auch um deswillen, weil keine Aussicht war. daß ihm ein ebenbüttiger Kollege Nachfolgen werde. Felir Weingartner mußten wir aufgeben, der andere, Felix Mottl, ist zur Zeit, ebenw wie Hermann Zumpc. nicht zu erreichen. Mit einem von diesen wäre uns eine erste Tirigenienkraft sicher gewclen. Die heutige Lösung kann uns leider keine verschaffen. Richard Strauß ist ein Musiker und Dirigent voller Talent und von lener Schneidigkeit, die unseren übrigen Kapellmeistern — wir werden fortan deren vier haben — sämmtlich abgcht, aber er ist ebenso einseitig als Diri gent, wie als Komponist und noch so jnng, daß es ihm natur gemäß sür rin so ehrwürdiges Institut, wie es unsere Hofkapelle ist, an Autorität gebrechen muß. Außerdem ist sein Einfluß auf die Musikalische Akademie bis letzt nur von offenkundigem Unheil be gleitet gewesen. Da unser geborener zweiter Kapellmeister Franz Fischer zwar tüchtig und ausdauernd wie kein anderer, aber von schwacher künstlerischer Initiative ist, fällt die Führerrolle von selbst unser». Jüngsten, eben Herrn Strauß, zu. Der kürzlich „ge-, wonnene" Herr Röhr steht i» jeder Beziehung an dritter Stelle. Max Erdmannsdörser ist als Theaterkapellmeister für uns ein un-, beschriebenes Blatt." Mehr Ablehnungen auf einmal kann man kaum verlangen. 4 Ter bekannte Komiker Girardi, der seit Jahrenden Spielplan des Theaters an der Wien auf das Ungünstigste be einflußt hat und leine Vorherrschafts- sowie Gehalisaiffprüche in's Ungcmcsscne steigerte, erfuhr endlich auch die Nichtigkeit des Sprichwortes vom allzu straff gespannten Bvgc». Sein Vertrag wurde nicht mehr emcuert. Herr Guardi ist nun i» das feindliche Lager, zu Direktor Jauner in's Carliheater übccgegangcn. Ter Nestor der Wiener Komiker Earl Blaset hat dem Direktor Jauner gekündigt und tritt nur »och vier Abende auf. Büffel erachtet sich durch den Eintritt Girardi's in das Ensemble des Carltheaters für überflüssig an dieser Bühne. 7 Der Erfolg der drei Einakter Sudermann' s. die ihre Erstaufführung in W cn an dem gleichen Abend - 3. Oktober — wie in Berlin erlebt haben, ist in der Kaisecitadt an der Donau allem Anschein nach nicht ganz unbestritten geblieben trotz der glänzenden äußelen Ausnahme, die die meisten Telegramme zu kcnstat ren wissen. „Fritzchen" mit seiner Duell- und Ehrenfrage soll am meiste» durchgeschlagen haben, wählend „Teja" trotz seiner poetischen Feinheiten und der künstlerisch sensibel durchgesührten Bckehinngs- und Liebcslrenc ziemlich kühl ließ, und das „Spiel": voni „Ewig-Männlichen" in seiner kraulen Phantasie ziemlich unklar, wenn nicht langweilig anmiitheic. Jedenfalls wird „Mori- luri" mit Ebermann's „Atheneru," die Kosten des vorweihnacht lichen Spielplans des Äurgiheaters bestreiken müssen, da sich auch im Bereich der schwarz-gelben Grcnzpsähle der Mangel an gnicn Novitäten empfindlich gellend macht. 7 Die Münchner „Allg. Ztg." schreibt: August b. Platen, Bayerns größter Dichter, den die dcutiche Litteratnr den bedeu tendsten Sprachkünstlcr nennt, erblickte bekanntlich am 2t. Oktober 1706 zu Ansbach das Licht der Welt, und somit feiern wir in diesem Monat die hundertjährige Wiederkehr seines Geburtstages. Die (Münchner) Hoslheaker-Jnrendanz gesenkt am 24. Oktober zu Ehren des Dichters im Rcsidenzlheater eine Gedachliiißfcier zu veranstalten, die bei Platen's Eigenart und der Schwierigkeit der Auswahl natürlicherweise kein Theaterabend im üblichen Sinne sein kann. Es dürste jedoch unter allen Umständen das Unter nehmen von höherem künstlerischen Interesse sein und zwar schon inioferii. als seither Platen'sche Dichtungen überhaupt noch aus keiner Bühne zur Darstellung gelangten. Der erste Theil des Abends soll dem Vortrag einer Reihe von Balladen aenffdmet sein : hieran recht sich dann die Ausführung der beiden Komödien „Der Thurm mit sieben Psoiten" und „Berengar". 4 Die „Weltgeschichte" von Leopold v. Ranke, deren vollständige Textansgabe eben in zweiter, lliivcräiidcrtcr Auflage im Berlage von Tnncker u. Hnmblok in Leipzig erscheint, ist ein Nationaldenkmal. (Preis 4 Bände 40 M.) Ranke leitet uns darin auf eine ideale Höhe der Aiffchallmig, von welcher wir die Geschichte des EntwickelungsgangS der Menschheit überblicken. Rankc's „Weltgeschichte" ist ein Kunstwerk. Als der Meister dasselbe in Angriff »ahm, war das Ganze i» feinem universalen Geiste fertig vorgebildet: er brauchte es gleichsam nur ans sich heraus zu stellen. Leider überraschte ilm bei dieser Thntigkei! der Tod. Daß nun das Kunstwerk kein Torso geblieben ist, verdanken wir Ranke s hervorragendsten Schüler»: diese haben ans seinen Kollegheften und sonstigen Auszeichnungen die Foriicluingen zu- sammengesiellt. Die fortlaufende Darstellung reicht bis znm Aus gange dcS Mittelalters. Reit der neueren Geschichte beschäftigen sich andere .Hauptwcrke Rankc's, deren Inhalt er wollt nichl zu wiederholen gedachte. Doch ist auch die „Weltgeschichte" nicht ohne einen Abschluß geblieben: eine Reihe von Vorträgen Ranke s, hauptsächlich die Epochen der neuere» Geschichte behandelnd, sind von Alfred Dove als Schlnßband herausaegeben worden. — Dies ist die Gestalt und Eigenart der großen Ausgabe der Ranke ichen Weltgeschichte" in neun Theile». Die Verlagsbuchhandlung hat nun die hundertste Wiederkehr des Gebnrislags Rankes <2l. Dezember 1895) dadurch am würdigsten z» feiern geglaubt, daß sie dieses größte und populärste Weck von ibm in einer neuen. Ür das gestimmte gebildete Volk berechneten Ausgabe rrichcinen ieß. Die vierbändige Ausgabe bietet den Ranlc'ichen Text voll- ländig und ohne jede Verkürzung nebst einem aiissühllichen Sach register. Weggelnssen sind die Anmerkungen, sowie die Analekten und Monographien der großen Ausgabe, die nur für den For'chcr Interesse haben. Wir haben in der neuen, vcrhältnißmäßig sehr billigen Ausgabe Ranke s vollständige Weltgeschichte vor n»s, an welcher das ganze Volk gerade dies oejonders schätzt, daß es eben Rankc's Weltgeschichte" ist. Dresdner Nachrichten. Nr. 272. Seite S. »M Mittwoch, 7. Oktbr. 18»0
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