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Dresdner Nachrichten : 06.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189305061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18930506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18930506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-06
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 06.05.1893
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l SA 38. Jahrgang. Aufl. 56,000 Stück. Julias »«aller, »inilei, VaUstr. IS, omz>üekit in z-rässtar rr«»«n»« ««k»o uni Ila»«.-, „nä 1^,011- I,aNN-<Sor«tI»v. Dresden, I8!»3 Z ssdei,, i ksdeiX: s!rck^I,tL v.. M4»«««R« .« N jt-ckun 0nnra8 nnck »«1«I. » Süuilt p. 8«a»n>io1« u»ck ^l«l«u-1aav. 8 Vumvusctlusiäervl- uuä LutrartiXel. L LLorkr llLktunZ, älllimlit 13. Ilrmpktl'. * ÜSKerlwilimntsIt..II,eik!ii«iiI>mI" I in KI«rI»va>»l i>. Dei>Iit/-L<>I»myn. ' Seliünslo, z-v8iimi«>8to I^rzz«, valiulliniii^ ueuedüt/t, inlnitton clor » korriiebslön ^V»I>i»nz-oil. d'Ür >'nrec-„j>e:inXo nnfl iiir Xm>>- i H Xur dvstonu enizckalilon. ^nuXnntt ortlioilt. bori-ltccilljiwt ciar ß « -VnMiIW-lhrc-etar I>e. 1 » 1^. HH < SßliK, 34 Vsisealisasstr-lssv 34. - Ueassos I^i^r in V»-oIi«-t>«» No« I«, l, »raut jk DM" I» «,» o »l, >» t o. ^Wtz K Iteceolmlm^jzra zu>r8ynlialiv Liiii>.'i»to un«I >la<i->8tmiic>n jt A in lisriin, kunu. Unittiai». « koKvllsvdiri in iWrL««tvr K«8HG»KI. ^Iiiiliitrikl'ili V. Li. kvtsedko, Mkiliiill'mti'. 1?. Rr.1L« Wahischeinlichkeit der ReichstagSaiiftöfling. Hosnachrichte». Stadiverordnetensitziing, Künstleifest in Goppel». Drc-Sdner flienne». GerichlSverhandinnge». KreiSansschiißsibnna „Gigerln i» Wien". hören diese Steine doch zu den Ecksteinen Huene und seine freunde sind konservative Elemente, die schon längst mit stillem Ingrimm zngeieheii haben mögen, wie ladikaie Temokrate» voni Schlage des Herrn Lieber das Heft in die Hand nahmen und sie in den Winkel drängelten. Die hohngetränkle Sprache, die man Limnabeno. 6. Mai. Politische». Lange Debatten füllen wieder die Verhandlungen im Reichs- tag. Aber es will icheinen, als betreten die Führer der Parteien die Tribüne nicht mehr, um sachlich zu dirkutiren, um zu klären, sondern ausschließlich. um von bevorzugter Stelle aus für die kommenden Kämpfe ihre Wahlreden in das Volk zu werfen Eine Wahlrede war cs schon, die der Kanzler am eisten Tage hielt, denn sie stellte sich nur als eine Zusammensassung aller der Momente dar, dl« bei der ersten Lesung von ihm geankert worden waren, sie war überdies verbrämt mit ivohlberechneter Anerkennung, gerich tet an die Konservativen und an die Nationalliberaien. denen er jetzt frommere Gefühle einzuimpsen luchte durch die lobende Erwähnung seines einst geächteten Vorgängers. Als er am Donners tag wiederum daS Wort ergriff, da geschah eS nur, »m eine bc deutsame Erklärung abzngeben, die allerdings in direktem Wider spruch stand zu dem. was er am Tage zuvor geankert. Diese Erklärung sagt, dab die Wahlparole der Negierung im kommenden Feldzüge der Antrag Huene sein werde! Diese Parole ist unzweifel haft geschickt gewählt. Allerdings muk man lernen, die ewigen Widersprüche des Kanzlers mit einem srenndtichen Schleier zu bedecken, man muk vergessen, dab der Kanzler durch lange Monate unbeweglich am letzten Mann und am letzten Groschen festlllelt, um dann doch nachzugeden: aber wenn man dies vergibt, dann wird man daS Verhalten des Kanzlers nicht nur sachlich, sondern auch taktisch für das geeignetste halten, um ans den kommenden Kämpfen mit Ehren heroorzugehen. Denn der Antrag Huene be deutet doch wenigstens ein Entgegenkommen, er gleicht einer Brücke, aus der eS möglich ist, sich die Hand zu reichen, er bedeu tet vor Allem eine Eoncession an Diejenigen, welche zwar nicht mit vollem Herzen für die Vorlage stimmen können, die aber doch der ewigen Unruhe und dem ewigen Kreisen ei» Ende mache» wollen. Gras Caprivi gewinnt damit zahlreiche Wähler, welche »die ganze Geschichte satt haben" und darum mit Vergnügen einen, halbwegs anständigen Kompromiß zustimmen. Wie steht eS nun mit der Auflösung? Wer kann eS wissen? Bvir Btimtze H, Stunde kSnnen sich, die Dinge ändern, können unvorhergesehene Ereignisse der ganzen Physiognomie unserer politischen Lage einen neuen Stempel ansdrückcn. Eben hvfsi man noch auf eine Verständigung: .Ach vielleicht indem wir hoffen Hat uns Unheil schon getroffen " — eben rechnet man noch mit dem Konflikt, da kommen ernste Gerüchte über eine Lösung der Krisis. Am Mittwoch gianble alle Welt, der Antrag Huene sei das Schidolet des Jephta. das die Minorität in eine Mehrheit verwandeln solle, am Donnerstag schon war es vorbei mit der Freude. Im Reichstage irrt Herr von Huene vereinsamt unter seinen Fraktionsgenosse» umher, nicht einmal ein Dutzend Knappen folgen ihrem Führer. Und Rickrrt, Alex. Meyer, Häncl? Nun. die haben sich wieder einmal als rechte und echte ManncSieelen. als Helden von gnlem Schrot und Korn erwiesen, die Alles ertragen, nur nicht einen ZorneSbiick aus den Augenwinkeln des groben Eugen Nichicr. Die um Rickeit, die »Diplomaten" des Freisinns, wollten für den Antrag Huene stimmen, um den Grasen Caprivi zu stützen und sich in geneigte Erinnerung bei anderen Fällen zu bringen. Jetzt, wo sie sehen, dab eine Schwenkung ibreiscits doch nicht die An nahme der Vorlage sichern winde, werden sic gegen den Antrag — also wohl gegen ihre eigene Uebcrzrngnng — stimmen! DeS Räthsels Lösung? Der Berliner hat dafür eine Redensart, die Alles sagt: »Man so dhnn." Nun sind auch nocd die Eliässer. bei denen man Stimmenthaltung erhoffte, vollzählig erschienen, um ihr Votum gegen den Antrag Huene abzngeben — damit sind alle Chancen verloren, die Auflösung des Reichstages ist gesichert! Oder doch noch nicht? Noch Ein Moment hätte einen Um schwung in der Stimmung Derjenigen bringen können, die gern möchten, aber sich nicht getrauen. Dieses Moment ist rein per sönlicher Art. Der Kaiser ist schneller, als er beabsichtigte, nach Berlin zurückgekehrt, er hat sofort in später Nachtstunde mit dem Kanzler konferirt. Und ohne daß vvrher das Geringste davon bekannt gewoidcn war. ist plötzlich ans Donnerstag Abend ein Abendessen beim Reichskanzler veranstaltet worden, an dem zahl reiche Abgeordnete theilnehmen sollten, bei dem auch der Monarch sein Erscheinen zugesagt hatte. Man glaubte, dak der Kaiser hier persönlich die Gelegenheit ergreifen wollte, um Schwankende von der Nothwendlgkeit der Militärvorlage zu überzeugen. Kaiser Wilhelm selbst ist mit ganzem Heizen bei der Sache, die Verfass ung verbietet cs ihm, in die parlamentarische Arena hiiiabzusteigcn: es wäre nicht gerade verwunderlich gewesen, wenn er so die einzige Gelegenheit sich nutzbar gemacht hätte. daS Projekt auch seinerseits zn fördern. Nun kommt jedoch die Nachricht, daß der Kaiser, ob wohl er bereits sein Erscheinen bei den, Essen angemcldet hatte, wieder abgesagt habe. Es ist an,„nehmen, daß dies geschah, weil der Monarch alle weiteren Versuche als aussichtslos ansah. dab er selbst an eine neue Häntiing der Rickert und Genossen nicht glaubte und auch an einem weiteren genügenden Zuzug ans dem Eentrum ver zweifelte. Auch hierin liegt also nur wieder ein Symptom dafür, daß die Auflösung unumstößlich feststeht. Die Kämpfe, an deren Ausgang wir gelangt sind, sind wenig erguicklich. Rur an einem einzigen Punkte findet man Anlaß zur Geniigthuung. in der Spaltung des EentriimS. Hier im Centnim liegt, vom nationalen Standpunkt betrachtet, der einzige, positive Erfolg, den der letzte Kqznps gezeitigt hat. Wenn sich auch nur wenige Steine bisher an dem festen Tburme abbröckelten, io ge ständen höher als die materiellen. DaS Centrum vertrete den Föderalismus und widerstrebe allen niiinnistischei, und «äsaristischen Bestrebungen und Halle fest >un positiven Cbristenthu», und der daraus errichtete» Ordnung. Der Reichsknirzler habe gemeint die Aichassenbnrger Aeuberung in'S Dealiche „versetz, zu haben , , er habe sie Ihatsächlich in dos schlechteste BiSmarck'ichc übertragen jetzt den konservativen Mitgliedern des Centrums gegenüber führte.! Wen» man aiimiige, sich den Patriotismus abzusprechrn. dann " möge man doch wieder ganze Parteien als Reichsieinde bezeichnen: dann könne ja der Tan; wieder losgehen. der mit dem Amisanlriti wird nachwlrkcn, wie alle Giftlropfen, sie wird sich tief ciniresjen in die Erinnerung und wird dafür sorge», daß eine Versöhnung unmöglich wird. Und man daif l,osten, daß jetzt, wo das Mahn wort des Papstes „unitü uurtout supoM» — Einigkeit, vor Allen, Weisheit" völlig in den Wind geschlagen wurde, die Ungeheuer lichkeit, dir in der Vereinigung feudaler Aristokraten und radikaler Demokraten lag, endlich einmal verschwindet, daß hier eine rein liche Scheidung eintritt. Für unser politisches Leben wäre das ein ungeheurer Gewinn. Tenn unser poliiijcheS Leben krankt vor Allem am Centn»», das wie ei» langer Splitter in unserem Fleische fleckt, und Immer neue Entzündungen hcrvorrust. Scheint nun auch die Auflösung sicher, so bleibt doch eine Frage bestehen — wir wollen sie noch tn letzter Stunde stellen: M >l ß denn der Reichstag aufgelöst werden: M ü ssen all die schweren Kämpfe über unser Vaterland herauibeschworen werden. Kämpfe, deren Ausgang mehr als unsicher ist? Äiebt es keinen andewn Weg? Uns will es scheinen, daß ein solcher Weg sich finden läßt, wenn man den Konflikt nicht will: Eine Vertagung des Reichstages bis in den Herbst, die Ausarbeitung einer neuen Vorlage auf Grund einer mehr etappeiisörmigcn Durchsührung der Foidcrungen und vor Allem auf Grund eines sympalhstchen Deckungsplanes — so wäre das Ziel zu erreiche», das jedem Patrioten am Herzen liegt. Die Stärkung unserer Wehrkraft ohne furchtbare, verderbenbringende innere Kämpfe. Zeit gewonnen, ist oit viel gewonnen, namentlich wenn die Zeit dazu dienen kann, die schroffsten Gegensätze abzuschleifen. Kommt es dennoch zu Neuwahlen, dann wird cs für patriotische Mönnernicktschwersein, die rechte Stellungzu finden. Wirdürsen nicht Vergessen, daß auch jenseits der Militärvoiiage der neue Reichstag durch fünf Jahre maßgebend sein wird für nnscr Schicksal und wir müssen Männer wählen, bie auch dann ihre Schuldigkeit im patrio tischen Sinne erfüllen. Fünf Jahre sind eine lange Zeit, »»d es will scheinen, als ob noch manche Wirrniß dann zu iöien sein wird. Um so mehr wild es gelle», gesinnnngsslaike Männer zu wählen, die der Mahnung des greisen Bismarck zu folgen gewillt sind, der Mahnung, daß wir den nationalen Gedanken leuchten lassen vor Europa — im verfassungsmäßigen Kampfe vor Allem gegen die internationalen Mächte, gegen Sozialdemokratie, Jcsui- iisnius und Indenlhum. Ui—, Ferttichreili- >uiv Ftrttsjilcch-LIcrichte vom 5 Mai. Berlin. Reichstag. Die 2. Berathnng der Militärvor- lage wird sortgkwtzt. Abg. Frhr. v. Mnnleusfei (koni.) hält eS nicht nir angezcigt, im jetzigen Stadium die Lebensdauer des Reichstags durch lange Reden zu verlängern. Richter hat mit seiner Rede seiner Partei im Lande das Conerpt für ihre Wahl aufrufe geliefert. Richter sagte, die Konservativen wollten dem Volke nur neue Lasten anfeUegen: er bat dann wieder das alte Nos; de» 40 Milllonengeschenks an die Brenner vorgcführt. Tic Behanotimg eines solchen GeichenkS ist schon so häufig i„,d gründ lich widerlegt worden, daß man sich das jetzt waren kann. Beseitigt man die den Brennern gewährte Eileichtening, dann rliinirt man die Landwirkhschafl und mnchl den armen Boden im Osten wcrth. loS. Richter gab als sein Piogramm an: Keine neuen Stenern, keine neuen Soldaten, keine neuen Gesetze. Mit dem letzteren Punkte meint er offenbar das Wuchcrgkietz. (Sehr gut!f Rene Gesetze siud nöthig. wenn alte Gesetze nicht mein ans die Verhält nisse vasten. Ei» ganz besonderes Relief gicbt der Sache das Faktum, das; die Gegner der Vorlage Zuzug durch die Elsaß Ll tbringcr bekommen haben. Das Gesetz will gerade Ellaß-Lalb- ringen schlitzen; nun kommen die Elsab Lotlinnper, die wahrlich seit.» geling erscheinen, um gegen das Gesetz zu stimme». Viele der Gegner der Vorlage sehen die Auslösung, sie stimmen aber doch leichten Herzens gegen die Vorlage. Ich inrchtc. der Katzen jammer wird folgen. Wir fürchte» die Neuwahlen nicht, stimmen aber dennoch für den Antrag Huene, um die Vorlage womöglich zu Stande zn bringen. Wir halten vriuzipiell »»seren frühere» Standvunkt ausrecht, müsse» aber jagen, daß die vorgeschiagene Verstärkung unter Arislechterhailiing der dreijährigen Dien"zeit nicht durchfülnbar ist. Der Antrag Huene bringt eine Ver schlechterung der Regierungsvorlage. Wen» wir heute für den Antrag Huene stimmen, so halten wir uns im Falle des Nichlzu- standekommenS des Gesetzes nicht für gebunden an die Ziffern desselben Keincni von uns, daS hat nun auch der Reichskanzler erkannt, sieben andere Jntcresfe» höher, als die der Elirc und Sicherheit des Vaterlandes. (Beifall rechts.) Abg. Richter nannte den Bund der Landwirthe einen Bund der Bretvertheuerer, nein, nur die 'chwere Noth der Landwirthschast hat die Landwirthe in diesem Bunde zusammengefuhrt ES genügt nicht, du wir einig vor dem Feinde sind, sondern wir müssen recbtzriiig Maß nahmen treffen, um den Sieg an unsere Fahnen zu fesseln tBel- sall rrckts) — Abg Tr. Lieber -Centr.) bestreitet, daß er »nd seine Freunde leichten Herzens die Varlaar ablrhnien und beariindei dann den Antrag seiner Freunde, den Antrag Gras Prevsing n. Gen. Dieser Antrag trage den Namen des Grasen Preysi g an der Spitze, weil Gras Prcysing in der betreffenden Sitzung des Centriims den Vorsitz führte. Ter Reichskanzlei habe unter Be zugnahme auf eine Arußerung, die er lRrdnrr) in Aschnssrnbiirg gell,an habe, an seinem Palriollsmus grzwriirlt. An der Be kundung seiner niifrlchtiar» Vaterlandsliebe habe er es in oer Kommiinon nicht fehle» »issen, seine Acnßrrnng in Aschassenburg sei. wenn er sich recht erinnere, dabin. gegangen: «Leibst wen» sie Vorlage besser und voller begründet wäre, als sie eS ist. so wnkdc doch der Bestand der CeiilriimSpaltej für das Deutsche Reich wichtiger sein, als das Zustandekommen dieser Vorlage lBowegnug) »nd dirien Standpunkt halte er noch heute ausr,ch> Eine Partei, die. wie das Cenlr»»>, große Jdealiiiteresst» verfolgt, zei s»r das Reich rin LebciiSlnterrsse Wer nicht diese Meinung theilr, Z.stlie ans dem Reichstage ansichelden. Die Jdealinteressen des Reiche» des Gcniei, Caprivi beende! schien. Die Vorlage ici nicht mii zwingende» Momente» begründet, es habe keine Gewähr dafür übernommen werden können, daß mit der Vorlage das an- gestretste Ziel erreicht werde, es habe Nt mand die Garantie daiür übernehmen können, daß nach Annahme der Vorlage die Russen niemals nach Berlin kommen werde». Der Reichskanzler habe den Antrag Huene als Wahlparole ausgegeben, dem Antrag eines ParteimanilS. der sich mit demselben in Widerspruch mit seiner Partei gesetzt habe: das erleichtere die Wahibewegung. Eine solche Vorlage wie diese, sei unpolitisch und unerträglich für die Beoöikernng. (Ziistinimung links.) Indem der Reichskanzler die Uebcrtreibnng gebrauchte, es handele sich hier um Ehre. Dasein und Zukunft des Deiilschen Reiches, habe er »ur die Gegner in Versuchung gcbrachl. Für die Deckung der Kosten hätte vor Ein bringung der Verlage gesargt werden müsse». Das Centn»» halte an der Windtlwtst's.1>cn Rcjvlulion fest. Seine Freunde hielten es für unmüktlich. daß von Versassungsbruch in diesem Hause die Rede sein kömie. Wer Recht have in dem Streite, möge das Volk, möge Gott entscheiden. ^Beifall im Centn»».) — Reichs kanzler Gras v. Caprivi: Abg. Dr. Lieber ist weder die katholische Bevölkerung, mit welcher die Regierung in gutem Einvernehmen zu leben wünscht, noch auch das Ccntruni. lediglich mit ihm habe ich mich ailSeiennderziiietzen. Dr. Lieber hat heute in seiner Aschaffeiiburgcr Rede den Positiv durch den Comvcrativ ersetzt: aber auch so wird das FrakklonSlnteresie über daS ReicbSinteresse gesetzt, das ist nicht patriotiich, Eine Partei kann sehr tüchtig für das Ne«ch sei», es kommt aber aut die Motive ihrer Bestrebiiiigen an; beim Centnim scheint jetzt daS demokratische Motiv zu nber- wiegc» und daS setzt seinen Werth i» den Augen der Regierung etwas herab. Dr. Lieber sagt es könne keine Gaiantie über nommen werden, daß nach Annahme der Vorlage die Russen nicht nach Berlin kommen. Kein Soldat, der in den Kamps geht und wenn er auch der stärkere ist, kann eine Garantie dafür geben, das; er siegen werde. Die Regierung hat diese Vorlage nicht gern eingebracht, aber sie war nothwendig: bei ihrer Ausstellung wurde Mit größter Sparsamkeit vorgegaiige», nur das Notbivendtgstc wurde ausgenommen. Der Antrag Preysing ist unannehmbar, er würde unsere Position nach leder Richtung hin verschlechtern. Dem Tadel werde ich mich nie anssetzen, einem Anträge das Wort geredet zn haben, den ich für schädlich halte, dem Anträge Preyäng. fBenalk reclits.f — Ak>g. v. Bennigsen (nat.-lib.) stimmt mit seinen Freunde» ausnahmslos für den Antrag Hnene. Tie iZ'rÜärang des Reich» tänllcrs zn Gmiste,, PeS Antrags Hnene war »ottzwcndig. denn ohne dieselbe wurde die Position der Regierung »nd ihrer Freunde um sehr viel schwieriger gewesen sein; der An trag Hnene hringt wesentliche Erleichterungen gegenüher der Vor lage. Ich habe in der Kommission vcuncht, eine Vermittelung a»;nbal>nen und dedanre, daß mm, dnraus nicht eingeggngen ist; daS Schauspiel, welches wir jetzt der Weit geben, wäre da nicht nvthia aewcsen. Tie Vorlage hatte von vornherein unter der LH und Weise ihrer Vorbereitung und Einbringung zu leiden, sowie unter der Form, unter welcher die Deckung der Mittel gesucht wurde. An und für sich verdiente sic. abgesehen von den großen Ziffern, die vollste Zustimmung der Rakion, sie brachte die zwci- lährige Dienstzeit, die schon so lange cislrebt wurde. Sehr bald wurde aber die Stimmung der Vorlage gegenüber kühl. Es findet sich das sehr häufig. ES werden ldeorciiichc Ziele gusgestellk und jahrelang vmvlgt, wen» cs astcr zur Ausführung kommt, zeigt sich plötzlich Widerstand. Cs wns; darauf hingcstrcbt werden, das; die Doktrin de» wein» Blick nicht überwuchere, daß an Stelle einer einseitigen FraklionSpvlitik der Ziisammenfluß mehrerer Parteien zur Erreichung großer Ziele trete Die zwciiälnige Dienstzeit hringt für jeden Einzelnen eine Erleichterung, um deren Willen sic erstecht wurde. Jetzt wird dic'crStcindpnnit verschollen, indem man sagt, die Geiammibelaslung werde oder durch die Vorlage eine höhere. Welche Präsenz die richtige ist, lässt sich gar nicht be stimmen, aber wen» wir erreichen, das; wir gegebenen Falls den Krieg nicht in, Lande haben, nicht in Elsaß-Lothringen oder am linken Rheinnscr, so ist das doch ein ungehcnrer Vorthcil. I» Frankreich ist jetzt zum ersten Mal ein Defizit konslalirl, während die Steuern dort kaum noch erhöht werben iönnken. In Deutsch land decken die Slaaisbahnen, die Bergwerke, Domänen. Waldungen und dergleichen SlnatSbcsikc der Einzclstantcn die Schulden des Reichs und der Einzelstgaten zusammen Deulschland hat außer dem das UebergewicLt an Bevölkerung. Wenn wir nicht enl- schlossen sind, alle unsere Hilfskräfte bereit zu stellen, weiden die Franzosen den Eisbänken der Revanche nicht ansgcben. Sie werden sich nicht an den Gedanken gewöhne», das; Dculichland ernstlich entschlösse» ist, das Errnngenc mit alle» Misteln sestzn- bolten. Bedanerlich ist der Mange! einer festen Mehrheit im Reichstage, die mit entschlossenem Willen handeln kann. es giebl eine Mehrheit von heute zu morgen ohne inneren Zusammenhang. Wo müssen uns zu der Auffassung ansraffen : Erst das Vaterland, dann erst die Partei und zuletzt sich sclvsi. Wir könnsn die Vrr aniwortunZ für die Ablehnung der Vorlage nichl übernehmen. Kämpfen «Lie mit der Regierung ans welchem Gebiete Sie wollen, aber nicht ans dicicm, ein dauernder Kamps aus diesem winde zu nnbcrechenbarcm Schaden führen. (Bestall bei den Nalionai- stbcraleit und rechte) — Abg. Payer VolkSp.R Alle die Be fürchtungen, weiche der Reichskanzler an die Ablehnung der Vor lage knüpft, werden sich nicht erfüllen, dagegen wird sich im Fall der Annahme der Vorlage ein wahnsinniger Wetllanf zwischen den Nationen' hinsichllich der Rüstungen entwickeln. Es werden immer wcftcre Vorlagen folgen. Die Sicherheit deS Landes ist nicht bedroht. Dir süddruliche Wählerschaft hebt den ihr Innge- wonenen Fehdehandschuh im Bewußtsein ihrer vollen Verantwort lichkeit auf. (Bestall links.) — Abg. v. Komierowski (Pole) stimmt mit seinen Freunden für den Antrag Hnene, weil er die LandeS- grenze schütze, die sozialpolitische Entlastung, weiche die Vorlage bringe, der Bevölkerung z» Iheii werden lasse, und einen Konflikt mit der preußischen Regierung vermeiden wolle. (Blst'gll rechts.) — Abg. v. d Decken > Welse) verkennt nicht den Ernst dc> Situativ»: mit dieser Vorlage werde aber nicht eneicht, was man dunul bezwecke, -weshalb e, derselbe» nicht zustimme. — Abg. Wustcrer (Eisst erklärt Namens der ElsasuLvIhriiigcr. daß dieselben ihrer lieber,eugung t lgend, mit der Mchiheit zHeiterkeft Unruhe) geizen die Vorlage stimme». — Hieraus wird die Wefterberathung veitagt - Morg--,, Beschluß über die Giftigkeit der Wahl des
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