Volltext Seite (XML)
Lre-deir, dm 24. M-n. — I. Maj. die Königin Elisabeth von Preußen ist vor gestern Nachmittag halb 2 Uhr von Sanssouci in Schloß Weesenstein eingetroffen — Von heute ab ist (Gelegenheit geboten, gleich den Eng ländern, den König Theodor von Abessinien zu sehen, wenn auch nicht in nsluro, so doch naturgetreu in Wachsfigura und zwar in Präiischers Museum im Gemandhause, das uns künf tigen Donnerstag verläßt, um nach Chemnitz zu gehen. Herr Präuscher hat. da die Damenwelt sich so sehr für seine Ana tomie interessirte, diesen kommenden Donnerstag als letzten Ausstellungstermin ausschließlich für den Damenbesuch bestimmt. Bon Seiten der Vorgesetzten ist auch dem Militär der Bestich des Museums empfohlen worden, und ist es interessant zu sehen, wie manchmal der Vorsaal vollständig mit norddeutschen blanken Helmen garnirt ist. — Der Biersnhrmann Ponitz verunglückte am Donners tag Abend beim Waldschlößchen, indem ihm die Näder seines eigenen zwar leeren Bierwagens über Arme und Beine gingen. Der Aermste liegt nun schwer verletzt in seiner Wohnung auf der Louisenstraße 35 im Souterrain, wo sein Schmerzenslager die des Ernährers beraubte zahlreiche Familie und Frau umstehen. — Die Dresdner Singakademie (Chorgesangvcnin) machte am Himmelfahrtstage einen gemeinsamen Ausflug nach Weesen stein und Umgegend und ließ dort ihre klangrcichen Melodiken m der freien, in üppiger Fülle prangenden Natur ertönen. Herr Kaufmann Barteldes, als Vorstand des Vereins, als er erfuhr, daß Se. Majestät der König und Se. K. H. der Prinz Georg mit Familie bei einer Familientafel sich befanden, fragte an, ob die hohen Herrschaften einige GesangSvorträge des Ver eins genehmigen würden. Diese Erlaubniß wurde ertheilt und trug die Gesellschaft einige Piecen mit solcher Präcision vor, daß sie sich der huldvollsten Anerkennung erfreute. — Da in Klein-Naundorf wiederum ein der Tollwuth dringend verdächtiger Hund getödtet worden, so macht das k. Gerichtsantt zu Rndcburg bekannt, daß die bis zum 16. Juni angcordnete Hundcsperre im ganzen Gerichtsbczirk bis zum 6. August d. I. ausgedehnt wird. — Künftigen Dienstag, den 26. Mai, feiert in Dresden Herr Hofkorbmachermeistcr H. Schurig sein fünfzigjähriges Bürger und Meister Jubiläum, was insofern eine große Teil nahme Hervorrufen wird, als Herr Schurig abseitiger Liebe und Achtung sich erfreut. Der Jubilar feiert in diesem Jahre überdies auch noch sein fünfzigjähriges Schützen- und sein goldenes Ehe-Jubil nun. — Bei Zitzschemig hat der Weinbcrgsgrundbesitzer Große beim Anlegen von Gruben für Weinstöcke das Glück gehabt, eine Partie polnische Achtgroschenstücke zu finden, welche die Jahreszahl 1755 tragen und etwa den Werth von beiläufig 12 Thaler repräsentiren. Somit hat diese Stelle seines Weinbergs schon jetzt eine ganz hübsche Weinlese im Mai) ergeben — Die alte Elbbrücke (Augustnsbrücke) feiert heute, Sonntag, ein stilles, aber theures Jubiläum; denn an diesein Tage, den 24. Mai 1703 begann die Erhebung des Brücken zolles. Es wäre nicht uninteressant, zu erfahren, welche enorme Summe bisher eingegav.gen sei. Findet sich dazu kein Adam Niese? — Künftigen Sonnabend wird dem Vernehmen nach in der Nähe von Oschatz ein Nennen statlfinten, das von den dortigen Garnisonsosfizieren und mehreren Rittergutsbesitzern der Umgegend veranstaltet werden soll. Der Festtag wird in Oschatz mit einem Balle beschlossen werden. — — Wie wir hören, feiert der Rittergutsbesitzer v. Schön berg auf NiederrcinSberg, früher Mitglied der sächsischen Ständcversammlung, am 7. Juni d. I. seine goldene Hochzeit. Fra« von Schönberg ist eine geborene von Hammer. — — Selbst der wirklich Arme ist vor Diebstakl nicht sicher, es giebt Menschen, welche sich nicht scheuen, der Armuth den kärglichsten Bissen Brod vom Munde hinweg zu stehlen, ivic nachstehender, uns mitgetheilter Fall beweist. Ein elfjähriges Mädchen, die Tochter eines Handarbeiters, war vor einigen Tagen beauftragt, ihrem Vater, welcher von seiner Wohnung -Ltfernt arbeitete, das in einem Topf Wassersuppe bestehende Mittagsefsen zu überbringen. Unterwegs gesellte sich eine Frauensperson zu dem Kinde, welche, nachdem sie dasselbe aus gefragt hatte, sagte: „Ach, Kleine, ich gebe Dir einen Dreier, gehe doch in jenes Haus und sage der Madame Schmidt, sie falle herunter kommen; Deinen Topf werde ich einstweilen hal ten." Das Kind übergab arglos der Unbekannten den Topf, ging in die ihr bezcichnetc Wohnung, fand daselbst jedoch keine Madame Schmidt und sah bei ihrer Rückkunft zu ihrem Schrecken, daß die Unbekannte sich entfernt und ihren Topf -sammt Supve mit sich genommen hatte. — — Am Himmelfahrtrtage Hai. zwischen Großenhain und Strehla in der sogenannten Pfeife, einem dem Herrn Kammer herrn von Globig gehörigen Forste, ein Waldbrand stattgefua- den, der fünf Acker Wald zerstört hat. — — Am böhmischen Bahnhof wurde gestern von mehreren Beamten der k. Polizeidirection und im Beisein des Polizei- directors eine Droschkenrevue abgehaltcn, die in Bezug auf Tüchtigkeit des hiesigen öffentlichen Fuhrwerks ganz befriedigende Resultate ergeben haben soll. — — Gestern Nachmittag fand die feierliche Grundstein legung zu dem Logenhause statt, welches die Freimaurerloge „zu den drei ehernen Säulen" in Neustadt in ihrem in der Bautzner Straße gelegenen Gartengrundstücke erbaut. Die in den Grundstein cingepaßte Kapsel nahm außer dem Grundplan des Gebäudes verschiedene maurerische Urkunden, die neuesten sächsischen Münzen, die gestrigen Dresdner Tagcsblätter >'c. auf, und geschahen die üblichen drei Hammerschläge von den Vor ständen der Neustädter und der zwei anderen hiesigen Logen, sowie von den zahlreich erschienenen Mitgliedern derselben unter entsprechenden Weihe- und Sinnsprüchcn. — Gestern Mittag fand die Beerdigung des Grafen Zaluski statt. Seine Leiche wurde unter zahlreicher Theilnahme ihm befreundeter Landsleute aus dem hiesigen katholischen Kirch Hose beigesctzt. — eW — Als Einsender dieses an vergangener Mittwoch Vor mittags vor dem Hause Ammonstraße Nr. 08 vorüber ging, hatte ein sieben Jahr alttS Mädchen ihre beiden jüngeren Schwestern mit ihren Armen fest umschlungen, so das die Kleinste davon zu weinen anfing. Ich blieb einige Schritte davon stehen. Plötzlich machte dieses Mädchen mit einem def tigen Schrei und hervorgetretenen stieren Augen eine Wendung nach seitwärts und streckte ihre Arme nach mir aus. Zugleich kam aber auch noch ein Mann dazu, den sie ersuchte, sie zu ihren in der 4. Etage wohnenden Eltern herauf zu führen, indem sie die Krämpfe bekommen. Nach von mir bei deren Acltern eingezogener Erkundigung ergab sich, daß dieses Mäd chen vor ungefähr ^ Jahr, als sie sich im Schullocal der Ve- zirksschulc am Scc allein befunden, durch das Eintreten eines Schornstcinfcgcr-LehrlingS in dasselbe, der ihr mit dem Besen gedroht hatte, so sehr erschrocken war, daß sie vor Schreck einige Zeit darauf die Krämpfe bekommen, die sich nun von Zeit zu Zeit plötzlich wiederholen, mit knebelndem Gefühl von den Füßen aus ihren Anfang nehmen und bis zur Brust herauf sich ziehen, wobei das Mädchen nichts wie Räuber rem sich sieht. Man macht hiermit Aeltcrn und Lehrer aufmerksam, wie gefahrbringend für die Gesundheit das Zufürchtenmachen ! unter Kindern werden kann, wie das namentlich zur Weih nachtszeit durch Darstellung des Kncchttupprccht so oft leicht sinniger Weise statt findet, und ivie nothivcndig es daher ist, Erwachsene und Kinder darauf aufmerksam zu machen und ih nen solches aus das Strengste zu untersagen. — Sobald die warmen Lüfte zu wehen anfangen, giebt cs auch Leute, die den Rasen als ihre Bettstelle und das Him melszelt als ihre Decke anschen, mit anderen Worten die ihr Nachtquartier ine Freien aufschlagen und sich dabei ganz wohl befinden, so lange sie nicht, wie allerdings häufig geschieht, den Nachforschungen der patrouillirenden Gensdarmen und Nacht wächtern zum Opfer fallen, und durch sic aus ihrem Schlum mer geweckt werden, um die grünen Matten deü Waldes mit den öden Mauern des bekannten Hauses hinter der Frauen kirche zu vertauschen. Jede Aufsuchung solcher obdachlosen Leute, die in den jetzigen warmen Nächten veranlaßt wird, führt denn auch stets zur Jnhastirung von Personen des ver schiedensten Alters und der verschiedensten Stände. Mancher sitzt obdachlose Mmsch, der mit einem Nachtquartier in einer Schanze, iin Walde, in einer Bretterbude zufrieden ist, hat früher bessere Tage gesehen, Noth und Sorge ist an die Stelle des früheren Wohllebens, vielleicht auch der früheren Ver schwendungssucht getreten. Eine Gleichgültigkeit ist in sein Inneres eingewgen, die ihn gegen sein Schicksal, mag cs äußer lich auch uoch so widerlich ans ihn eiudrirgen, ganz unempfäng lich macht, und willenlos crgiebt er sich in seine Abführung und Verhaftung, um, wenigstens in vielen solchen Fällen, nach seiner Entlassung in das alte Leben wieder zurückzufallen. — — W etterprophezei hung. Die Wolken steigen ent weder aus den Nebeln der Ebenen und Thäler völlig geformt in die höheren Luftschichten der Atmosphäre aus, oder sie bil den sich an den Wänden und Spitzen der Gebirge, oder endlich sic entstehen ohne weiteres in den verschiedenen Regionen der Atmosphäre selbst. Auf letztgenannte Weise treten die Feder wolken (Lirru?) am Himmel hervor, die höchsten in der At mosphäre bemerkten Wasserdawps-Condensationcn. Die Meteo rologen, welche zu wissenschaftlichen Untersuchungen die höchllen Berge bestiegen und bisweilen längere Zeit sich dastlba a> s hielten, sahen nie die Federwolken unter der Höhe des B >g gipfcls, sondern ohne Ausnahme hoch über demselben, ivie Federwolken entstehen in der Regel, wenn die Lusislrömuug > aus Südostcn kommt. Es wird hierdurch feuchte warme Last die sehr kalten hohen Luftregionen gebracht und es bilden sich Eisnadeln, ungemein kleine Eiskrystalle. Man erblickt häufig solche Esnadeln nahe der Erdoberfläche an sehr lallen, sonnenhellen Wintertagen, sie flimmern und glinzern durch Reflexion der Sonnenstrahlen. In den Vestandtheilen der Federwolken, in den zerstreuten Eiskrystallen, bilden sich auch die größeren lheils weißen, theils farbigen Ringe um Sonne und Mond sowie die Nebensonnen und Nebenmonde. Die verschiedenen Flächen der kleinere Krystalle sind lauter kleine Spiegel und durch ihre große Entfernung von uns werden die selben optisch einander genähert. Wenn nun die Federwollen sich senken, so verwandeln sich durch das Eindringen in wär mere Luftschichten die Eisnadeln in Wasserbläschen und die Federwolke nimmt die Gestalt von fedriger Schichtwolke .vino-sliAltL!), oder von fedriger Hausenwolle, Schäfchen,ei w- eunwl»!!) an. Im crsteren Falle erfolgt der Uebergang rascher und energischer und es tritt gewöhnlich bald daraus Regen cin; im letzteren Falle geschieht die Verwarttelung langsamer mit allmäliger Ausgleichung zwischen Temperatur und Wasserdampf- gehalt, der Wass-rdunst verlheilt sich, es bilden sich nicht Tropfen aus den Wasserbläschen, es steh Neg-n nicht bevor. — In dieser Woche wird wiederholt ein Wechsel zwischen vorherr schend klarem und vorherrschend trübem Himmel statthaben. In den ersten Tagen haben wir Gewitter zu erwarten, welche vorübergehende Regenschauer verursachen werden. Gegen Mitte der Woche wird cintretendc starke Luftströmung unfreundliches Wetter bewirken, aber in den letzten Tagen wird der Himmel sich wieder klären und angenehme Witterung wird vorherrsche«. llsrnmetnas. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 23. Mai. Ein junges Mädchen von 17 Jahren steht, des Diebstahls angeklagt, vor Gericht Auguste Marie Döhnert aus Mrrtitz bei Lommatzsch, wegen Drcbstahls bereits zweimal bestraft, diente zu Anfang dieses Jahres bei einer ihrer Verwandten in Lauenstein. Sie enilief aus dem Dienste, weil sie, wie sic heute angab, schlecht behandelt worden sei; aus den Voracten geht aber hervor, daß dies wohl deshalb geschehen ist, weil die Döhnert sich der Ent wendung verschiedener Eßwaaren schuldig geinacht hatte. Die Angeklagte begab sich nach Dresden und erbettelte sich ihren nothdürftigcn Lebensunterhalt. Dabei benutzte sie die sich dm- bictcnden Gelegenheiten zu Vorübung von Diebstählen, sie ent wendete aus unverschlossenen Vorhäusern, Küchen, Stuben ver schiedene Kleinigkeiten. Die Angeklagie, ohne Obdach, über nachtete eines Abends auch in einem Möbelwagen; von der Polizei aufgegrisfen, gestand sie, außer den Gelegenheitsdieb-- stählen beim Betteln, noch einen Diebstahl auszu'ühreir versucht zu haben bei einer Frau Kramer in der Heinrichstraße, sie habe eine Fensterscheibe eingedrückt, sei in die Stube ciugestiegen und habe Sachen, welche in einem Schranke und in einer Kommode gelegen oder an der Wand gehangen hätten, zusammengepackt, um sie mit zu nehmen, da sei aber Jemand in die Stube ge kommen, und sie sei auf diese Weise verhindert ivorden, den Diebstahl auszuführen. Frau Kramer bestätigt heule den Vor fall. Es waren 34 Gegenstände zusammengelegt worven. welche auf zusammen 23 Thlr. 15 Ngr. g-mindert sins. Staats anwalt Held hielt die Anklage aufrecht und beantragt wegen Nückfälligkcit Anwendung des Art. 300 des Strafgesetzbuchs. Dem Bertheidiger, Advocat Kotte, blieb bei den offenen Ge ständnissen der Ängellrgren nur die Aufführung von Milverungs- gründen übrig, welche von demselben auch zur vollen Geltung gebracht wurden. Der Gerichtshof vcrurtheilte die Döhnert zu 8 Monate Arbeitshaus. — Nepertoir des König!. Hoftheaters. Sonntag: Ella. — Montag: Die Karlsschüler ln. e.). Schiller: H>.rr Ludwig, als Debüt. — Dienstag: Robert der Teufel. Bertram ^ Herr Köhler. Mittwoch: Unerträglich. Die Dienstboten. Die Verlobung bei der Laterne. — Dcnnerstag: Oper.) — Freitag: Die deutschen Comödianten — Sonnabend: Mar garethe. Mephistopheles: Herr Köhler. — Sonntag: geschloffen — Montag: Rienzi Nienzi: Herr Tichatschcck. — Dien.-.- ta: Ella. Lt»g--gescdk0)i«. Berlin, Sonnabend, 23. Mai, Nachmittags 4 Uhr. So eben ist im königl. Schlöffe das Zollparlamcnt von Sr. Maj. dem König mit folgender Thronrede geschloffen worden: „Ge ehrte Heeren vom deutschen Zollparlamente! Die ivenigen Wochen, welche verflossen sind, seit Ich Cie hier willkommen hieß, werden für die Freiheit des Verkehrs nach Außen, wie im Innern und für die Entwickelung der nationalen Wohlfahrt nicht ohne Segen bleiben. Durch den von Ihnen genehmigten Vertrag mit Oesterreich ist die Einfuhr von wichtigen Materia lien für die Fabrikation und von Gegenständen des Verbrauchs erleichtert, die Ausfuhr zahlreicher Erzeugnisse des Bodens und der Gewerbe gefördert und die sofortige Ausdehnung de- Zoll- v.reias aus Mecklenburg ermöglicht. Das im Zusammenhänge mit diesem Vertrage stehende Tarifgcsetz dehnt die an Oester-