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Dresdner Nachrichten : 11.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187505110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-05
- Tag 1875-05-11
-
Monat
1875-05
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.05.1875
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«rlchklnt t»,U« fr»» 7 Uhr tn dcr Srpcdilton »«»rienjiroße I». Äb«i>. >»me»i»»reit viertrljiUir- lich e Marl 25 Psge, durch die Poll L Mail 50 Pige. Siutei. Nuulmern iOPjue. Nuflagc: 27000 Nlir die Nliagade «I»>«> laudier Manuscridte «achl «ich die «edacU» »lchl vcrdiiidlich. Anseraien-rlunadvie aul- iv-.ris- k«»»i>a»i»i» u»Z V«,!«» in Hau,bürg, vrr- liu, Wien, Leiptig. Basel, vretlau, Nrauksur« a. M. — Ila< di u,»» ,u T. rllu, Leipjia, Wien. Han,bürg, grankfurt a. M.. MO», «den. — Vaud« ch o». in tzrarlfuri a. M. — de. Voigt in a>,emni». — II»- B»«.l«»tt». Uuiii«, » 0«. t» Pari«. Tageblatt für Politik, Unterhaltung «.Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: ILiepsch Ät N 5 lchÜrdt in Dresden. ^Nieral« werden Bi»» iade >0 ougenom«»« di» Ab 5 Mir, Sonntag d,» Mittag« >L Ulir. 2« dieuiiabl, grade »»sie» »asse 5v,d Auch,», «i Udr. Der Naum einer eilt- waingcn Pelitjetl« loUet >, Pia i:>„gcsa»dt dl» «Zeile LO »>»k Oiaranttk fllr da» »achii tägige «krschet» nru der Inserat« wir» nicht gegeden- »!> ' -ärtige »Innonre«, '. .„läge non und »»de» iunnien 2>rn,en und Per sonen »ijerire» wir nur >iuei,Prä»u,»erando» ,ZaU>., ng durch Brtij- marlen oder Potteinj,,«,- tun . Ae»n Tilden loste» lü P,.,e. 'ittseiale iur d,e Äiontog» » 7ju,nmer «der „och einem yjll««"L- d,c PciiijcUe Ä Psgt. Nr. 181. Zwanzigster Jahrgang. Mltrcdacteur Für das Feuilleton: Or. Liul» Tressen, Dienstag, 11. Mai 187S. Wiederholt haben wir eS betont, daß wir die friedliche Gestal tung un -»rer Beziehungen zu dem Allslande besonders deshalb freu big begrüben, weil dadurch Raum und Muse wird, die Wunden zu untersuchen und zu heilen, welche der französische Krieg und die gleich darauf emporgewucherte Gründer-Periode dem volks- wirlhschaftlichen Leben Deutschlands geschlagen haben. Die augenblickliche Windstille im politischen Leben veranlaßt unS, unser,» Lesern eine kleine Erzählung vorzusühren, iveil sie diese Wunden scharf beleuchtet und — weil wir leider in nächster Nähe Aehnliches täglich selbst erleben. Wir geben die Erzählung nach dem Vorgang der „Volkszeitung" mit der bezeichnenden Ucberschrist: Lumpen. ES war am Mittwoch Morgen, alS in der „VolkS-Ztg." die vorläufige Notiz zu lesen stand, daß dem Aogeordneteiwanse ein Geictzentwuri. bctteffenv den Ankaui und die Vollendung der „Pominerichen Eenlralclsenbcihn" und der „Verliner Norcbahn" zugcgangcn sei. Eben wollte» wir und die Grundzüge des Ent- wuris etwas näher ansehe», als eine lunge Schauspielerin dem Theaterreierente» jenen übliche» Antrittsbesuch machte, der dem ersten Debüt voranzugchen pflegt. Ein so nutzloses Ueberledsel dieser Gebrauch in. so muss ihn der Neccnscnr deck) schweigend über sich ergehe» lassen, denn wer könnte so ungalant sein und echicr Dame die Thürc weisen, zumal wenn sie jung und hübsch ist. Und unsere^Debutantin besah die ganze Arische und Anmuth oer Jugend. Sie gehörte zu den glücklichen ahnungslosen Gc- schöplen, welche den ^lmmel voller Geigen sehen. Sie plauderte von ihrer „rasenden Liebe zur Kunst", vom „Nausch des ersten EriolgS", vom „Neid der lieben hi »liegen", und ihren ..brillanten Aussichten iür die Zukunst", dabei leuchteten ihre hübschen'Augen, dte weihen Zahne blitzte» und wir vergällen ganz, bah der Han- delSminister sürbieruniirtc „Berliner Nvrtbahii" höchstens6 Mil lionen r'Nark anzulegen gesonnen sei. — — Plötzlich wirb die Thüre ausgcrissen. Erschöpst und athemlod tritt eine alte Arbeiterfrau herein. Sie ist init einem braunen Ltrohhut, einem ausgeiärbteu Tuch und verschlissenen Kleid an. gethan, aber alles ist reinlich, wenn auch mit Flicken bedeckt, welche die Nisse verbergen sollen. - DaS braune Gesicht hat auch Nisse, aber diese vermag keine sorgsame Hand zu verdecken: oaö sind die Furchen der Sorge, der Notv in bösen Lagen. Sv viele Jahre, so viele Narben und mehr noch! Die Frau ringt nach Atheni, Iaht sich taS Zimmer eines Kollegen zeigen und stürzt an dcr seidenen Schleppe der Schau spielerin vorüber. Das seltsam aufgeregte Wesen der alten Frau batte die junge Künstlerin befremdet: neugierig wie alle Evastöchter blickte sic derselben nach und lauschte aus das nun iolgcnde Zwiegespräch. ,.Jn Ihrer Zeitung," so begann die Alte mit fliegender Hast, „siebt eine Nachricht, das! dcr Staat die B.rllncr Nortbahn lauten will. Wenn daS nun geschieht, nicht wahr, dann werden die Aktien dieser Bahn doch wieder gut?" Mit allen Zeichen dcr Spannung und Ausregung blickt die Frau In baö Gesicht des Nebacteurs. Dieser legt die Feder aus bcr vand, betrachtet die Frau von oben bis unten und flöht dann einen tiefen Seufzer aus. Um ries Benehmen unseres Kollegen zu rechtfertigen, müssen wir hier erwähnen, tah dcr Aermstc seit dem grossen Krach zu einer endlosen Brette bon Scharirichtereieusten verdammt ist. Fass kein Tag vergeht, wo nicht eine dringende Anträge schrtitlich oder mündlich an Ihn gelangt, ob die Papiere dieser oder jener banke rotten oder dicht vor dem Nichts stehenden Gcselischait jemals wieder Werth erlangten. Der arine Gefragte sieht sich dann ge zwungen, dcr letzten Hoffnung eines verzweifelten Aktionärs den Gnadenstoß zu geben. Wer mag eö ibin verdenken, daß dies traurige Amt seinen Unmuth wach rust, und er sich manchmal beim Anblick dcr Opfer denkt: Warum warict ihr auch in jener trüben Zeit, eie unter der Signatur des Schwindels stand, die Angel aus?! Hier aber stand ein abgehärmtes Weib vor ihm, dem die bittere Arinukh, die finsterste Sorge aus lcdcr Pore schien und cs kam ihm undenkbar vor, daß diese so leichtfertig ihre Spar- pknnige hätte wagen können. „Ja, haben Sie denn auch Aktien?" «ragte er zuletzt. „Zwanzig Stück", entgcgnete die Frau. „Zwanzig Stück", schrie unser Kollege und starrte die Frau sprachlos an. „Ja, zwanzig Stück", fuhr die Frau fort, „und nicht wahr, ivbaid dcr Staat die Bahn übernimmt, steigen die Acticn wieder und wir bekommen die versprochenen Zinsen?" „Nichts bekommen Sie; die Acticn. die Sie da tn der Hand satten, sind werthioö; baö Papier bleibt das, waS cö zu Anfang war, ein Häuschen Lumpen." „Lumpen?" Höhnte die Frau und die Actien glitten Stück iür Stück auS ihren braunen Händen, wie Herbslblättcr nach einer frostigen Nacht. „Lumpen!" wiederholte sie tonlos, „dann ist ja unser gan es Geld rettungslos dahin." Die Frau sank wie gebrochen in sich zusammen, ihre Knie zitterte» und langsam glitt sie am einen bock lehnigen Stuhl. „Aber in deö Henkers 'Namen, Frau, wie konnten Sie denn Ihr Geld daS Sie gewiss sauer erworben hatten — einer so unsoliden Geiellschait anvertrauen?" Die Frau lachte am. Es war ein Lachen, daö unS Allen mS Herz schnitt: „Wie konnte ich, ja wie konnte ick'." riet sie „Meinen Sie, tah ich mir mit dem „Wie konnte ich" nicht seit Jahr und Tag taSHir» zermartere? Wie konnte ich! Wir hatte» unser sauer erspartes Geld in die Bundcsanleihe gesteckt, da war cs sicher, aber wir bekamen nur 4>/ü Proccnt Zinsen. Nun müssen Sie wissen, dah ich einen kranken Mann habe, de» ich ganz allein ernäbren muh. Mein Mann war Schmied, ein steiniger und geschickter Schmied ... aber dann fuhr lbm der schwere Hammer feines ZuschlägcrS aus den Fuß und ze schmetterte ihm die Kno chen. Seitdem liegt er im Stuhl. Der Magen ist gesund, aber das Bein heilt nicht; er kann nicht auistchen und sich nicht be wegen. Nun bab' ich den kranken Mann und meinen Jungen mit harter Arbeit alö Wäscherin durchgeschleppt, ich sparte und knauserte und dachte immer, wenn dein Sohn groh wird, tan» nimmt der dir die schwerste Last von den Schultern, lind mein Junge wurde groh, arbeitete wie ein Pferd und sparte io gut wie ich. aber eines Tages kam er heim und klagte über Brutt- und Kopfschmerzen, er hatte sich überarbeitet und aeschwitzt wie er war, in den Zug gestellt. Seit jener Zeit kränkelt er und der Arzt erklärt mir, cS sei auö mit ihm, er habe die Schwinb- 'ucht. — -" Die Frau hielt sich eine Weile die Hand vor'S Gesicht, kann suhr sie fort. „In der Zeit nahmen meine Kräfte av. Alan wird alt und wer immer schwer im Geschirr liegt, erlahmt zuletzt. Dazu kam der Kummer ... die Sorge: was wirb aus deinem Mann, deinem Sovn, wenn du nicht mehr kannst? Da kam elu . . _ . . rs, - - ständig. Weilf dcrj cs so gut mit uns meinte und auch etwas Unscrnchniungcii von einer sollte» Basis ansgcl en. Und waS von Handel und Wandel verstand, so iahten wir Vcrirauen zn - tbm. Dcr sagte nnö: „Was iaht Ihr Euer erspartes Geld in Papiere» liege», die nur magere Zinsen tragen! Kauitkuch doch Nordbai',i, da könnt Ihr die Actie für 5»ll Tbalcr erwerben und bekommt zum Mindeste» " Procent." „Ja, ist daö Uniernebmen denn sicher," fragte mein Man». „Ob s sicher ist?" mgre uincr Bekannter, „wenn ein Fürst PutbuS an dcr Spitze stctst, der viele Millionen besitzt und ein Prinz Biron, der mit König und Kaiser verwandt ist, da wird cö doch sicher sein!" Da cö sin unö arme Leute eine arge Verlockung war. stakt tüntzig Thaicr jährlich hundert von unserm Eapital zn bekomme» und wir uns einrcdcn liehen, dah Fürst PutbuS und Prinz Biron iür das Geld gut seien, >o kauitcn wir zwanzig Actien. Da liegen sie." fuhr daö arme Weib io« unk saiictc die sillcrndcn Hände im Schooh, „da steckt nun unser sauer, sauer erworbenes Geld drinn und nichts ist meist herauSzubckoinmen als Lumpen." „Ihr Schicksal ist hurt, aber Tausende theiien eö ," be merkte unser Kollege, um nur etwas zu sagen. „Aber keiner »at so viel in diese Lumpen hineingcsteckt wie wir." schrie die Fra» mit bebenden Lippen und dicke Thräne» strömten über ihr iaitigcö Gesiebt. „Denken Sie doch nach! Ick' flank Tag und Nacht am Waschtrog und bei harter Arbeit ah ich schlcckstcr als ein Hund, kenn dem wirst man koch zuweilen einen Nest Fleisch zu, bei mir aber gab cö Monate, wo nicht ein Bissen Fleisch über meine Lippen kam. Ich drehte jeden Heller zehn Mal in der Hand um, che ich ihn auSgcbcn muhte, und «ragte mich, ob ich ihn nicht sparen könne. Unsere tausend Tbalcr waren auö zurückge'egtcn Groschen und Pscnnigen zusammen gesetzt und an jeder kleinen Münze klebte mein Schweiß. In rem Capital lag daö Leben meines KindeS begraben, in dem Capital lag unsere letzte Hoffnung iür ras Alter, und jetzt ist AUcö fort, fort, sott, wie eine Börse, die mir ein Gauner aus dcr Tasche stiehlt!" — Die Frau sank in den Stuhl zurück und brach in ein bitteres, verzweifeltes Schluchzen aus. Und in un serem Nedactionsiokal wurde cs still, still wie ans dem Fried hof .. . Die lunge Schauspielerin, deren Gesicht noch eben so fröhlich einer rosigen Zukunst entgegengeiacht hatte, war bläh geworden nnb in ihren Zügen, i» den weit aukgerinenen 'Augen, lag etwas wie bleicher Schrecken. Sie hatte cs wohl kaum geahnt, daß daö eherne Schicksal nur zu oit über die untere» Volksschichten mit zermalmender Gewalt dahinroilt. Sie hatte cö wohl nie geglaubt, weicher Heroismus dazu gehört, sich gegen die dunklen Gewalten anizulchnen und am allerwenigsten hatte sie gedacht, daß ein so unscheinbares Weib, dem Niemand im Leben eine hohe Begeiste rung für ein langes Martyrium elnslößre, solchen Widerstandes «ähig sei. Die arine Frau im Stuhl kam wieder zu fick'. Zitternd und beschämt beb sie die Actienschcine vom Boden aus und stammelte einige Worte dcr Enlschiildsgung. Langsam wandte sic tick? dcr rhürc zu. Scho» war sie an der Schwelle angclangt, da lehnte sie sick, gegen den Pfosten und halb nach rückwärts gewendet «ragte sic: „Aber wenn der Staat dock' sechs Millionen Mark für die Babn zablt, wer bekommt den» baö Geld ?" „Vor allem tte Hvvowckengläubiger—" meinte der Gefragte. „lind für unö. iür mich .... bleibt gar nichts?" — AlS dcr Redakteur verlegen mit den Schultern zuckte, scnsztc sie tici aus und schwankte zur Thüre hinaus Die junge Schauspielerin inhr mit allen Zeichen der Er regung von ihrem «sitze auf. „Wissen Cie, daß diese Szene mir die Brust zusainmeng/schnürt hat?" riet sie mit blitzenden Augen auö. „Ja, gicbt cS denn keine richterliche Gewalt, welche dieser armen Fra» ihr geraubtes Geld wiedcrschaffen kann ? Ich höre doch, dah der Fürst PuibuS enorme Ncichthümcr besitzt: dlcicr Fürst ist mit dein gewaltigen Einfluß seines NamenS iür das jaule Untcrnelimcn eiiigetrctcn: im Vertrauen aus seine Ehre und sein Nechtlichkcitogcsül'l legten diese armem Menschen ihre sauren Er- sparninc in Nerdbahnacticu an. Nun, wo in aller Weit ist denn dcr Fürst PutbuS?" „Sic «ragen ja wie der kleine Laster, mein liebes Fräulein, »nd diese Frage bat eine ganze Meute ans seine Fäbrtc gelenkt, die er zwar moralisch zerfleischte, sich selber aber physisch dabei zn Grunde richtete." Wo ist der Fürst PutbuS? — Der Mann, welcher dcn Jtzen- plltz und «ein ganzes Ministerium iür die Conccssioiiöcrwcrbung dieser unseligen Bahn in Bewegung setzte, ist deute, da ccr Null« hcreingcbrochc», bon terBildstäche vcrichwuntcn, wie sein College Prinz Biron cs bei Zeiten Wat. Lebt in kerBrust dieser Männer nickst taSBewußkicin mora lischer Verantwortlichkeit? - Fast scheint eS, a>S sei ihnen jeder Schatten dabo» abhanden gekommen. Wer an die Spitze cincc Unternehmens tritt, welches-Tausende mit ihrem Eapilal unter stützen sollen, der muß sich klar darüber werden, dah er »nt diesem Unternehmen zu sieben oder zu fallen hat. DaS Vertraue», welches man der Ehre eines ManneS schenkt, muß vergotte» werden durch ehrenhaftes Hanteln. Ein charaktervoller Mcnick', welcher sick, im Lause mühevollen Ringens einen gute» Namen erworben hat. wird großes Bedenke» tragen, «ich am Unterneh- uliingen einzulasscn. «reiche denselben geiährden könnten. Bei dem Hobe» Adel unseres Landes scheinen über diesen Punkt nur un vollkommene Pegriiie zu berrschen. Fürsten, Hcrzöge, Prnizen n»b Graicn verkaustcn ihren Namen in den schwülen Tagen des Grünterthuinö notorisch alö Aushängeschild und die Standes- genossen sahen diesem Hantel kaltblütig zu. Die Herren Aristo kraten waren vielleicht bei de» Grundsätzen jener pariser Schau spielerin aiigelangt, welche meinte: „Ich habe nichts dagegen, daß sich die Scham'pielerinnen zurPhryne inack'cn, allein ick' «rill nickst, daß icke Phryne Schauspielerin werde." — Mochten die Prinzen und Herzöge Immerhin Gründer werten, so lange nur kein Gründer zum Prinzen wurde. Wir hegen die feste Ueberzeugung, daß ein Ltandesherr, welcher einem andern sein Wort brechen wollte, dcr Verachtung anbelmfallcn würde. WaS aber wild aus denen, «reiche Tauien-' deii ihr Wort brechen ? WaS wird auö denen, die ihr Wort bcr- psänden mit dem vollen Bewußtsein, daß cö iiicnialö eingciost wird ? Einein Kavalier, dcr seine Spielschulden nicht zahlt, stößt man auö dcr Gesellschaft alö ehrlos auö, allein man eö. daß ein Mann durch ist das Ente - Tausende von armen Burgen«, n nc! ? ihre mühsam erwoibnieiikriparistbe verttaucnsvoll bn Bei!>nc» Bant.zutrugc», haben »ul ts anderes tallir ciugehandctt als Lumpcn. Und diese arme» Betrogene» haben sich mit bange» zweifeln geauält, mit Hos«»»»gcn belogen, bis ihnen enbllcd klar wurde, daß ihr Vermöge» ganz zcnonncn «ci. Da gcb« nun solch eine arme Wäscherin hin mit kein inrckstbalniBcwilMwiu, ea«j all ihr Kampf, all ihr Ringen im Leben, um eine Stm e iür die alten Tage zu gewinne!,, vergebens war. Die häkle Vertrauen zu den Männern, welche sich Fürste» nannttn und glaubte, daß eist Fürst nur türstlich Handel» könne; sic hatte Wrlrauen zu den Männer», die ihr an Bildung scheinbar uderl gur waren und gianbtc, daß Bildung von Herz und (A re nnwrllennlich sei. lind taS Vertrauen zu ticicn Männern brach wie ein Rohr m dcr Hand und verwundete de», der sich daraus stillste. Wolltet Ihr die Aermsle nun schelle», wenn ne «ortan tcr'mcnschlichcn Geiellschait mißtraute. wenn sic Holnit und Grill e verlachte, wenn sic den Staat nicht mehr lieble, der ihr leinen Schutz gewährt? Das Leben dieser Fra» war ein ewig antanerndcr Kamps, harte'Arbeit ihre einzige Waffe, Sparsamkeit iure Stärke. Pflicht treue ihre Losung, das Jcillcllö ihre letzte Hoffnung. Das arme Weid hat sich kein Vergnügen gegknist, denn sie Inuh'e sparen iür die Tage deö 'Alters, sic tum «c keinen andern Stolz alö den, einen gelähmten Mann und kranken Sohn zu ernähren und jetzt da >»a» ihr die letzte ^chutzwchr iür die Zc,r der Schwäche ent reißt, nimmt sie sich nickst leige taS Leben, wie das so mancher Gründer that, dem Weib und T iud als gleich gltige Dinge er schiene». 'Nun, Ihr Herren, durch deren Schuld daö kleine Kapital der Frau vello-cn ging, «cid ja nicht mciw stolz am Eure Ahnen, Kure Wappen, kure Schlösier, Eure Drdcn und Eine sürsüiche Verwandtschait, denn cs könnte der Tag kommen, da ihr der armen zerlumpte» Arbcitcttra'.l begegnet, und dann mühtet Ihr vor dieser die 'Augen nlctcrichlagcn und tief erretten, denn ver glichen mit ihrer Gröllze sicht Ihr crbärmiich da! Sic lat dem Unglück getrotzt, wie ein echter Mann und Ihr habt die Tausende schmählich iin stich gelassen, deren Vertrauen Ihr auieieit. Fürst Plllbuo meinte cinsi, cö sei ein schweres Verbrechen. Nutzen auö dem Unglück lcö Volkes zu sieben, last will es unS bedanken, alö sei cs auch ci» schweres Verschulden, das Unglück des Volkes hcrbeigesührt zu haben und sich dann aus seine Geid- säcke zurückzuzichen.*) Fürst Putbus mag cS mit seinem Gewissen ausmachen, wie weit die schwere Schuld aus «eine'Achseln fällt, wie aber in aller Welt kaini ein Ni an» ruhig schlaffen, bei dem Gctanlen, dah eine arme, verlassene und vom schwersten Unglück heimgesuckste Frau um die Früchte ihrer Arbeit betrogen wurde, weit sie in «einem Namen eine Bürgschaft für die Solidität jenes Uiuernehmen- erbiickte?! Wir sind gern bereit, jenem Fürsten den Name:! der grau anzugebcn, sowie die Adressen vertrauenswürdiger Scrwncn, welck'e derselben das beste Zeugn««; anostelle». Denkt dcr Fürst, wie ein Mann bon khre, so beweist er vielleicht eicicr Unglück lichen, daß die Papiere, an« denen sein stolzer 'Name prangte- clwao mehr waren als -Lu in p e u. N. E. '« T. EickM-tU ddollgani, Mil,«kl», üockwitztr P.ipiclladlll :c. ü. Locales lind Sächsisches. — Der emeriürte Kirchner und erste Maochenlehrer Johann Göttlich Obenaus zn Wilsdruff hat die goldene Medaille vom Al- brcchtsorden, der Neligionslehrer am 6. Gymnasium zu Warschau, I-ie. tlwvl. und Iffr. pliil. Karl Heinrich Kilo MeLiug aus Noß- wein, die Erlaubnis; zur Annahme und zum Tragen des demselben vom Kaiser von Rußland verliehenen St. Anneuordens und der Dircctor dcr Strafanstalt Zwickau, Negicrungsraih d'Alinge dev Eharactcr als geheimer Regierungsrath erhalten. — Die zu Mitgliedern und Stellvertretern b.i den DistriliS- Eominmissionen zu Einschätzung des eintommcnsteuerpslichtigeu Ein kommens erwählten Herren werden vom hiesigen Nach um schleunige Erklärung über die Annahme der auf sic gefallenen Wahl ersucht, — Zu dcr heute in Leipzig slatismdeuden Neichstagswahl hat die eonservalive Partei den in allen Kreisen ;ehr beliebten E ber- appellalieusrath von Erlegern ausgestellt. Die Nauvualliberalen haben den Ist. Golchchmllsth die Socialdciuolrate!: Drechslerii-cifter. Bebel als Eaudisalen ausgestellt. Geiler» 'Nachmittag gegen 4 Uhr umstanden Hunderte von «Menschen den Bahnkörper der neuen Berlin-Dresdner Eisenbahn, nächst oer Tharandterstraße. TieLocomotive eines langsam von'Ncu- stc.dt herübersahrcnden Zuges war auf einer sehr gefährlich.» Stelle mitten auf der Strecke entgleist und drohte, da sic nach vorn überhing, und ganz dicht an, Rande des Bahnkörpers erst stehen geblieben ivar, mit deinHerabsturz. Durch diesen Unfall ist vorläufig der ganze Ber kehr an dortiger Stelle gehemmt, mdem bi--> jetzt nur ei n Jnleeims- gleis die Uebersahrl dorlj vermittelt, wahrend inan an Herstellung des andern Gleises noch eifrig baut. Die Entgleisung harte zur Folge, daß eine Anzahl Schwellen zertrümmert uns riesige eiserne Bolzen vollständig unbrauchbar geworden sind. Hoffentlich gelingt cs recht bald, im Interesse des starken'Verkehres es sollen täglich dort gegen 40 Züge passircn durch Winden rc. die Lokomotive zu beseitigen und das Gleis wieder fahrbar zu machen. — In den vorgestrigen späten Nachmitlagsstunden hatten mehrere Knaben einen Ausflug nach dem Plauenschcn Grund ge macht und dabei mehrere Felsen bestiegen. Einer dieser Knaben, der bultct! Sohn eines Sicherheit beamten von hier, war in der Nähe des Hohen das Vertrauen, welches inan seinem Steins auf einer ziemlich bedeutenden Anhöhe vom Schwindel erfaßt Namen sck'enkte, Tausende ruinirt, ob»e baß er sick, auck« nur de» Ebancen deö Spiels auösetzte, zu dem er die armen Gimpel an- gelcckt bat. Wo sind da die Begriffe bon Neckit und Ehre geblieben? Ein kleiner Krämer, welcber sei» mühsam gesteuertes Unter nehmen in Trümmer gehen sieht, gicbr sein Letztes hin. um de» Verlust der Gläubiger in etwas zu milder»: »vaö thun die Fürsten PutbuS und Biron für ihr banaucrotteö Unternehmen ? Der eine worden, so daß er in die Tiefe herabgefallcn und mehrere Brüche des rechten Armes und erhebliche Kopfwunden erlitten har und besin nungslos ausgcsunden worden ist. Mehrere Herren haben sich in höchst anerkennender Weise dieses Knaben sofort angenommen, ihn in ein nahegelegcncs Bahnwärterhäuschen getragen und die nöthige Pflege verschafft, auch war alsbald ein Arzt hiiizugelommen, welcher wäscb» seine Hände In Unschuld, dcr ankere appellitt an die ihm sofort bereitwilligst die nothdürftigen Verbände angelegt und , StaatSvilse zur Vollendung der Babn - an die armen ruinitten sonstige Hilfe geleistet hat. 'Nachdem dies Alles geschehen, ist dcr ! Aktionäre denkt keiner. Die Aktionäre batten aui den Prinzen - . -^ « s - Birv» gebaut, der eine» erlauchten Name» trägt, aus den Fürsten PutbuS. welcher Millionen des Frennd meine« Manne« »n im«, eine ehrliche Kant aber nnver- mir solchen Gesellschaften die j Knabe dann mittelst eines durch die erwähnten Herren herbeigc- 'besitzt u'nd^älsi den Staat," welcher «schafften Siechlorbcs, wozu dieselben, auch unter den vielen ange sie koneessson verleiben bars, deren sammelten Neuaieriaen. nur mit Milbe die Träacr erhalten sannkv
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