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trst spät von dort au< Hilft komm««; doch wurde da- nähr litgend« Hau- dr« Handarbriter- Petzoldt noch glücklich geret- 1«t. Der gegen halb 2 Uhr an d«r Brandstätte anwesende GenSd'arm Franke hat nun wohl da- Meiste gethan, um dem Brandstifter auf die Spur zu kommen. Wenn ihn schon gleich anfangs die bedeutend differirenden Au-sagen Götze'S und seiner Ehefrau etwa« stutzig machten, so gelang «S ihm durch spätere Erörterungen sehr bald, hinter die Wahrheit zu kom men. Denn bei einer Untersuchung des Kellerraume« fiel ihm sofort eine Stelle auf, die mit frischem Sand übe'streut war. Er holte sich bei der Nachbarin Petzoldt Licht und stieg wie der in den Keller hinab; dort entdeckte er nun ein ziemliches Loch, in welchem Götze verschiedene, obschon ziemlich werthlose Gegenstände vergraben hotte. Man weiß aber, welchen Assec- lionswerth für dergleichen Leute zuweilen Dinge haben, auf welche ein Anderer gar keinen besonderen Werth legt. Diese Thalsacht konnte den schon entstandenen Verdacht nur vermeh ren. Der Gensd'arm holte sofort den Ortsrichter Herrn Nieße herzu und in dessen und Götze'S Begleitung stieg er nochmal« in den Keller hinab. Als nun dort der GenSd'aun Götzen sein« gemachte Entdeckung zeigte, erschrak derselbe heftig, fing gewal tig an zu zittern und brach in die Worte aus: „Ich bin verloren, aber machen Sie mich nicht unglücklich!' Er gestand nun im Beisein des OrtSrichterS dem GenSd'armen Alles, wie derholte auch sein Geständniß in derselben Weise in der Vor untersuchung, wie in der vorgestrigen Hauptverhandlung. Das selbe lautete dahin: er hätte eingesehen, daß er neu bauen muffe; nachdem aber alle Versuche, Geld zu diesem Zwecke zu erlangen, fehlgeschlagen wären, sei es ihm als da« Beste er schienen, wenn er seine Gebäude selber in Brand stecke und dann aus der Brandkaffe die versicherte Summe von SüO Thlrn auSgezahlt erhalte. Er habe daher ein Stück Schwamm m Größe eines kleinen Handtellers genommen, diesen an seiner brennenden Cigarre angezündet und wäre damit in die Scheune gegangen. Dort angekommen, hätte er aber Reue gefühlt und wäre von der Ausführung des gefaßten Beschlusses abgestan- den; deshalb hätte er das Stück Schwamm »zusammengewür- gelt" auf die Mauer der Scheune gelegt und wäre rann wcg- gegangen. Er giebt zu, daß jedenfalls der Schwamm fortge- glimmt habe und so da- Feuer entstanden sei, da der Schwamm lelcht da- in der Scheune befindliche Stroh hätte in Brand setzen können. Offenbar hatte dir Aussage des Angeklagten, daß somit das Feuer eigentlich ohne seinen Willen herauSge- kommen sei, wenig Glaubhafter. Das war eS denn auch, worüber sich Herr Staatsanwalt Heinze des Weiteren verbrei tete, indem er besonders hcrvorhob, daß, wenn Götze wirklich von seinem Borsatze hätte abstihen wolle», er ganz bestimmt den Schwamm, der bekanntermaßen fortglimmt, nicht an einen Ort gelegt haben würde, wo sich leicht 8eu«r fangende Gegen- siändc, wie Heu und Ströh, befanden. Er hielt daher seine Anklage auf absichtlich« Jnbrandsteckung aufrecht. Wenn auch die Vertheidigung, Herr I). Schaffrath, zugcben mußte, daß die das Geständniß beschränkenden Angaben Götze'S an sich wenig glaubhaft wären, so bat sie doch darum, daß der Gerichtshof das Geständniß als ein Ganzes nehme und nach dem Ganzen dcS Geständnisses urtheilc. Dann könne Götze aber nur wegen Brandstiftung aus Unbedachtsamkeit bestraft werden. Der Gerichtshof schloß sich aber der Ansicht der k. Staatsanwaltschaft au und verurtheilte Götzen zu 6 Monaten Arbeitshaus. — Wolssohn, der Verfasser des bekannten Drama'S: .Nur eine Srele', b,findet sich seit einiger Zeit in Petersburg, wo er öffentliche Vorträge über Schiller hält, und damit großen Beifall erwirbt. — Eine prächtige Ausstellung der so beliebt gewordenen photographischen Visitenkarten zeigt jetzt das Schaufenster der Ar nold'scheu Buchhandlung (Ecke der Webergaffe). Die Notabili- täten aller Herren Länder, dir sämmtlichen Mitglieder aller euro päischen und außereuropäischen Fürstenhäuser, berühmte und her vorstechende Männer der Jetztzeit, Gelehrte, Generäl«, Schauspieler, überhaupt alle Diejenigen, deren Namen in der Politik und in den Zeitungen sine Nolle spielen, findet man dort im buntesten Ge» misch. E< wird immer mehr Gebrauch, sich dieser hübschen Bild chen als Visitenkarten zu bedienen, wozu sie sich auch vermöge ihr« billigen Preise« eignen. Die in demselben Geschäft vorräthigen geschmackvollen Kästchen und Envrloppen, welch« man zu diesem Zwecke im Empfangzimmer aufstellt, find Hann eine interessante Portraitsammlung Derjenigen, welche man bisher bloS auf den glacirten Karten durch den Ramenszug vergegenwärtigt fand. — Der zeither .Judengasse" benannten Straße in hiesi ger Antonstadt ist der Name .PulSnitzer Straße" beigelegt worden. — Die Wegreißung der Bäume in der Leipziger Straße erregt« für den ersten Augenblick vielfache« Befremden und Viele bedauerten mit uns da- Verschwinden diese« herrlichen Natur- schmuckes. Die Veranlassung dazu ist der große Verkehr von Wagen und Fußgängern auf dieser Straße, der durch den weiteren Anbau in der Nähe der Bahnhöfe und hauptsächlich durch den Berühr nach letzteren von Jahr zu Jahr sich stei gert. Die Straße wird daher nunmehr in ihrer ganzen Breite ungefähr 5 Ellen breiter wie bisher gepflastert werden, auch find die Hausbesitzer daselbst, wie wir hören, angewiesen worden, an ihren Gärten entlang Trottoirs legen zu lassen. — Der Arbeit reg« Kräfte haben auf der Brühl'schen Terrasse im Sinne der Verschönerung und Ausbreitung de- TerrainS wacker geschaffen und da, wo bisher da- Rietschel'sch« Atelier stand, bietet sich jetzt den Spaziergängern ein herrlrcher freier Raum dar, der, von einem eisernen Geländer begrenzt, die herrlich« Aussicht noch mehr begünstigt. So ist auch Herr Helbjg, unfern der alten Brücke, nicht müsfig gewesen. Nicht genügend de< Etablissement«, da« wohl von allen Fremden be sucht wird und sich trotz der seltenen Ausdehnung zu Zeiten oft noch »iel zu beschränkt erweist, hat Herr Helbig bekannt lich noch da- Vogelstem'sche Hauö angekauft und solche« nach geschmackvoller Einrichtung mit seinem Etablissement in Verbin dung gesetzt. Welche Aussicht da oben aus dem kleinen Saal! Da- ist in der That ein« Stätte, wie man sie wohl selten in einer deutschen Stadt wiederfindet, und Fremde, welche ganz Europa bereist, schwelgen dort in dem Entzücken der Fernsicht, wie sie solche, ihrem Geständniß nach, selten angetroffen haben, wenigstens nicht von E.nem Punkte au«, der wie hier einem Jeden zugänglich ist. — Ein Euriosum ist e« gewiß, daß wir innerhalb de« Weichbildes unserer Residenz noch «in ChausseehauS besitzen, dem jeder per Roß oder Wagen passirende Dresdner seinen Zoll entrichten muß, und dürste wohl eine gänzliche Verlegung desselben ganz zeitgemäß erscheinen. Die Königsbrücker Straße nämlich geht der Reihenfolge der Hausnummern nach vom Bautzner Platze bis hinauf zur ThrniuS'schen Fabrik am Walde; die Bewohner eine« DritlheilS dieser Straße und de« ganzen neuen Anbaues jenseits de« Eisenbahndammes weiden aber durch den Schlagbaum de- Chauffee-Linnehmers daselbst strengstens von ihren Mitbürgern geschieden, mit denen sie doch gemeinsam alle Lasten der Stadt zu tragen baden, und wenn den Einwohnern von Pieschen und Ncudorf gestattet ist, frei mit ihren Fuhrwerken zur Stadt zu kommen, so ist es Liesen Dresdner Einwohnern jensntS des ChauffeehaustS wodl er- laabt, nach Klotzsche rc., aber nicht einmal bi- zum B.schoss- wege zu fahren, ohne ihre Abgabe am Chausseehausc entrichtet zu haben. Wie wir hören, haben die Fuhrwerksdesttzer dieses StadttheilS schon mehrfach, aber vergeblich wegen Befreiung vom Chauffecgelde nachgesucht, was gewiß denselben schon des halb zu gönnen gewesen wäre, weil sie bei ihren Fuhren nach und von der Altstadt ohnehin schon dem Brückenzoll an- heimfollen. — Eine hiesig« Dame, Blondine v. Briesemann-Reltig, ver öffentlicht vor ihrem Abschiede au- dem Leben Folgende«: ,>Da es eine so paffende Sitte der Sachsen ist. öffentlich für die Liebe und Theilnahme zu danken, die man ihren Dahingeschiedenen er wiesen, und ich gerne dieser auch folgen möchte, aber nach meinem Lode Niemandem für mich zu danken habe, so will ich e« per sönlich thun, sö lang« der Allmächtig« mir noch die Kraft dazu giebt. — Empfangen Sie also sämmtlich — die Sie durch Wort und That, durch Gesinnung und Urtheil so wie so, mein Leben