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Dresdner Nachrichten : 20.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188710200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-20
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.10.1887
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NN Militär- und möglich, nicht zu Angelegenheiten rlai _„pte schuldet. Im verarm,ie»e» Winter. alS ier Schnrbelc-Fall Europa in KrirgSangst versetzte, lieh er sich zu aewaltiae» Bvrsenlpeku- latiouen S l» buisso verleiten, die gegen ihn auöschtugen und bei denen er Hunderttausende verior. Der „Syndikus der Pariser BörsenmaNer". Hr. Hart, mutzte zwar damals öffentlich erklären, an den umlausenden Gerüchten sei kein wahre- Wort, Hr. Wrlson habe nicht gespielt und nicht verloren: aber auf der Börse nannte man einander die Bermittlrr. welche für Herrn Wilson gearbeitet hatten, mit Vor- und Zunamen und gab genau au, in welchen Papieren er gespielt und wieviel er verloren habe. Dutzende von Personen in allen Stellungen konnten gedruckte Briese de- Herrn Wilson zeigen, in denen er, a»s irgend ein Gesuch oder eine Anträge antwortend, versprach, „in ihrer Angelegenheit daS Gewünschte zu thuii". und ihnen gleichzeitig empfahl, sich auf sein Blatt »La oetite France", daS in Tour- erscheint und in zahlreichen anderen Proviuzstädten Ableger hat. zu abonniren. Man wriu, datz er, ohne dazu rin ge setzliches Recht zu habe», seine siinnntliche» Privatbricse mit dem Namenszuge des Präsidenten der Republik ktemvelt und ihnen da durch Pvsttreihcit verschafft. Man erzählt sich schon lange, datz er anderen Lieferungen Antheil hat, und eö ist un- > bemerken, datz er in allen Ministerien zahllose betreibt. Personen emp' verlangt, die ihm natürlich »nr als den, . „ . Giern, gewährt werden. Man nimmt nun an, datz Wilson diele Tliätigkeit für alle möglichen Bittsteller nicht blos wegen eines ein fachen Abvnneittenls ans seine billige „Petite France" entsalte, sondern dazu durch gewichtigere Beweggründe bestimmt werde. Alles das ist schon bekannt und bereitete eine Stimmung gegen ihn vor, die sich jetzt in den erbittertste» Zeituiigsangnffeil Lust macht Heute wird ihm vorgeworfe». er habe ungesahr alle Unternehmer, welche un seinem prächtigen Mohnbause mitgearbeitrt haben, „nt der Ehrenlegion auSzcichneu lasse», statt ihre Rechnung zu bezahlen In diese», Falle sollen sich befinden: der Bau-Unternehmer Bache- lery: der Kunstschlosser Bcrnard, der für ein Treppengeländer aus geschmiedetem Eisen im Werthc von "0.000 FrcS. kein Geld, sondern das rothe Bändchen bekommen habe: der Aiernärtner Dentis, der mit dem mdnta uuiiealo, genannt .Grünkram-Orden", abgesunden worden sei; der Elektriker Boivin und der Steinmetz P. I. Enntini aus Marseille, der kür alle Kamine und sonstige» Mamorarbeitcn blos 14,000 Frcs. verlangt habe, während seine Mitbewerber 46,000 und 52.000 Frcs. iordcrtcn. Herr Wilson leunnet natürlich die Wahrheit dieser Beschuldigungen, aber eure ausfallende Thatiache bleibt cs immerhin, daß die genannten Gewerbetreibenden krirz nach LoUendung des Wllson'jchcn Baues Orden erhielten. Es ist schade um Herrn Wilson, der zu höheren volitischen Geschicken bcruseu schien. Er ist der Sohn eines Engländers, der in Frankreich die ersten Gashclenchlungsanstnltcii einrichtete und daniit Millionen er warb. Jung selbstständig geworden, führte er in den letzten Jahren des Kaiserreichs das flotte Leben eines ..z>oiito craeü", wie man da mals sagte, und hatte die Ehre, in Gcsellrchast eines Grcnuont-Eade- ronssc icinc Gesundheit zu Grunde zu richten. Er trieb es so gründ lich, datz man ihn entmüirdiaen nintzte. nachdem er in vcrhültniß mäßig kurzer Zeit in den 6,-rvinot prrrtiouliors der Liaison äoro< fast eine runde Million gelassen hatte. Ter Bormund. der ihm ge richtlich bestellt wurde, hielt ihn i»it eiserner Hand und ermöglichte ihm die Wiederherstellung seiner Gesundheit und seines Bermögens. Ec warf sich dann ans die Politik, erwarb bald Ansehen und brachte es bis zum Unlcrstaats-Tckretär und Vorsitzenden des Staatshaus- Halt-Alieichnsscs. Als die Krönung seiner Laufbahn ist seine Heirath anzniehen, die ihn zum Schwiegersohn des Herrn Grevh machte. An Fähigkeiten aller Alt, auch rednerischen, fehlt cs ihm ebenso wenig wie an gründlichen Kenntnissen (er spricht unter Andrrem vortrefflich deutsch), an Fleiß und Arbeitslust. Es ist bedauerlich, datz icin Charakter nicht auf der Höhe seiner Begabung zu stehrn scheint. Als der Kricgsministcr General Ferron im offenen Wagen durch Rane» fuhr, »angle sich ein Gassenjunge an denselben und schrie fortwährend: „Hoch Bonlanger!" Feiion wandte sich um und sagte laut: „Mein Junge, D» wirst Dir eine Lungenentzün dung holen und keinen Soldaten ahgcbea können." Die umstehende Menge hörte dies und brach in Händeklatschen aus. — Minister Spnller rrössnete in Niines ein neurS Ghinnasium, die Anwesen den börlcn nicht ans »Hoch Bonlanger I" zu rufe». Der Gras von Paris beruft eine Reihe orleaii ist sicher Depw tirtcr und Senatoren ffir Sonnabend nach Dvrtrecht. Der Prä tendent wird daiclbsl seine» Getreuen neue VerbaltuiigSinntzregelll gegenüber dem Ministerium Nonvier ertheilen. Der Präsident der Republik ist nach Paris zurückgekehrt. An> dein Lyoner Bahnhof Hallen sich der Generalsekretär der Prä sidentschaft, General Brrnzere, Oberst Lichtenstein, der Polizeipräsekt Graqiinn, der Ehes der städtische» Polizei u A., im Ganzen etwa 15 Personen, zum Empfange des Präsidenten der Republik eingc- stinöcii. Herr Wilson war ebenialls anwesend. Seine besorgte Miene siel Jedermann ans und die Intimen der Präsidciilschait scheinen ihn zu meiden. Als Herr und Frau Grevh. Frau Wiliou und ihre Kinder aiiSstiegen, herrschte eine eisige Stille längs des Perrons und gegen alle Gewohnheit duingten sich die Mitreisenden nicht hei bei. um den Präsidenten der Republik zu begrübe» Dieser stieg mit Buigcle, seiner Galti», seiner Tochlcr und den Enke linnen in die bcreitslehendc Eguipagc. Herr Wilson in sein Convce, welches mich davonsuhr, indes, der Wagen langsam und ans Um wege» folgte. — Wilion wird in aller stürze den Elyseepalast Ver lagen und das für ihn erbanlc prachtvolle Palais in der Avenue Jena beziehen, um dadurch die Behauptung der feindlichen Jour nale zu entllättigen. datz er daS Znsainincnwohntn mit dem Prä sidenten der Republik iür seine Privatnitcresse» ansbente. — Bis letzt ist cs der Pvlirci noch nicht gelungen, einen gewissen Joubcrt niffzutrcibe», der aus Cannes rin Schreiben an Nochcioct gerichtet, in welchem Wilson beschuldigt wird, ihm gemeinschaftlich mit Frau Ratazzi durch das Versprechen der Ehrenlegion lOsttOO Francs ab- geichwiiidclt zu habe». Sinn behauptet eine gewisse Presse sofort, Wilion selbst habe dielen Brief an Nochesort senden lassen, um dadurch die Fertigkeit darzulhn», mit welcher seine Feinde die ab surdeste» Anklagen ohne jede Eontrvlc cnffnehmen. Frau Limousin ist überführt, bo» Nüchel und Tcruel 2000 Francs für die Vermittlung der Ciiiiüheung eines neuen Suppen- topfcS für die Armee angenommen zu haben. Ein ühcecaichendce Szenenwechsel vollzieht sich. Der Unter- suchnngsrichlcr hat die Durchsicht der Briefschaften Cassarel's vollen det »nd erllä't, nichts gesunden zu haben, was eine Anklage be gründen könnte. Greb» zögert unter solchen Umständen mit der Unterzeichnung der Verordnung, wrlche Eaffarel ans dem Heere stützt, und wird sie vielleicht überhaupt nicht vollziehen. d'Andlau ist »och nicht gefunden. Man beginnt zu sage», datz auch gegen ihn nichts Eu'.slercS als leichtfertiges Schnldrnmaclicn Vvrlicge. Paris. Der „Figaro" bringt unter der Epltzmarke .Ei» Abend bei Herrn Accvh" eine vhantastische Erzählung, welche den oit gcgciiclten Geiz des Präsidenten und die Moralität seines Schwiegersohnes, M. Wilson, charaktcrisirt, daneben aber auch zeigt, wie unverfroren die frmnösische Tagcsprcsse mit dem Haupte des Staates umgeht. Die Szene spielt ün Elhlee, nach dem Tiner. Die ganze Familie Grevh verdaut eben am Kamiiiieuer. Wilion tritt ein. Wilion: »Gute» Tag!" Niemand antwortet. Wilion stärker: „Guten Tag. Papa!" Frau Grevh, trocken und kurz: „G'Ta^I" Wiffon zu seiner Frau: »Guten Tag, Alice.... guten Tag, Schwiegermutter I Ihr HM Beide ein vortreffliches Aussehen!" Frau Grevv: »Es ist heute der Tag, an welchem ich „eimiehme" und an solchen Tagen ist mein Aussehen immer..." Herr Grevh, streng: „Hum I" Frau Grevh, beschwichtigend: ,,S' ist schon gut, Julius!" Wilson nirsich: „Ich genire die Leutchen..." staut): „Darf ich um eine Tasse Thee bitten?" Frau Wilion: „Gern!" Herr Grevh, ansbrechcnd: „Nein! Er bekommt keine mehr I" Wiffon: „AVer lieber Schwiegerpgpa..Herr Grevv: „Ich habe cs nun satt — das kann nicht mehr so sortgchen!" Wilion: „Was ist denn eigentlich loS?" Herr Grevh: »Ich werde durch Sie noch meine Stellung verlieren!" Wilion: »Durch mich?" Herr Grevh: „Man spricht nur von Ihnen, von Ihren Skandalen, von Ihren Manipulationen..." In diesem Moment tritt das Dienstmädchen mit einem Teller voll Buttcrbrode ein. Frau Grevv, leise flüsternd: „Mätzigen Sie sich vor den Dienst boten" (laut): »Die Butter ist beute wieder vorzüglich — aber sie ist auch thencr. DaS Pfund kostet 1 FrcS. 50 Cent." Herr Grevh, streng: »Ist mir zu theucr, die Butter wird von morgen ab bei einem billigeren Händler gekauft". Wiffon: „Ich kenne eine» solchen, sehr gut, sehr billig, ich werde Ihnen diesen Mann zu schicken." Herr Grevh: »Behalten Sic Ihren Buttcrhändler für sich — ich mützte ihn doch mindestens mit dem EhrenlegionSkrenz entschädigen." Frau Grevh: „Mein lieber Schwiegersohn, Du be- rrilcst Julius schon seit einiger Zeit schlaflose Nächte. Ich fühle das am beiten, denn er sahrt mitten im -schlafe auf. rcgalirt in mit Fußtritten und schneit: „v, dieses Schwiegersohn — wenn ich da- früher gewußt hlitte l" Wukon: »Sollen das Vorwürfe sein ?" Herr Grevv: »Ihr Betragen ist skoudolöS l" Wilson: »Alle- schiebt Ihr aus mich und an Allem soll ich schuld sein! Gut, ich will auch schließlich Alles aus mich nehmen und mich bessern. AvropoS, Schwiegervater, ich habe heute den Besuch Ihre- Schlosser- er halten, welcher die Arbeiten zu Ihrem neuen PalaiS auf dem Trocavero besorgt... er verlangt 162,000FrcS. für seine Arbeiten." Herr Grevh: „IW.000 FrcS. I Ab, der Gauner. Ich habe keinen Sou. Eie wissen da» sehr gut, Wiffon." Wiffo»: »Da» habe ich ihm auch gesagt und da meinte er, datz sein Sohn gern Staat»- rath sein möchte..." Herr Grevh: „Er soll es werden — aber der Alte soll dafür etwa- von der Rechnung Nachlassen." Wilson: »Ferner besuchte mich der Mietlier Ihres Hauses aut dem Boule vard MalesherbeS, er Will auf Ihre neue Steigerung des Haus zinses nicht eingehen." Herr Grevh: »Wiffon, Ihr seid ein so stndiger Mensch und habt diesem Mann nicht begreiflich machen können, daß..." Wiffo»: «Ich HM Alles versucht und ihm schließ lich dnS Gioßkreuz vom Nicham-Jstikor-Ordrii versprochen." Herr Grevh: »Eine ausgezeichnete Idee — er soll es haben, ich schreibe schon imoraen an den Bey... O Wilson, Sie retten mir das Leben!" Wilson: „Indessen haben Sie vorhin bemerkt, daß ich sie blamire, daß ich Ihrer Stellung Äciahr bringe." Herr Grevh : »Wer hat dnS gesagt?" Wiffon: »Sie selbst!" Herr Grevh: „Un sinn I Ich bi» manchmal zeistrent, achten Sie nicht darauf. Sie sind immer mein Netter gewesen und ich kan» Cie keinen Moment entbehre». Uehrigens drücke ich ein Auge zu." Wilion :,,Darf ich nu» um eine Tasse Thee bitten?" Herr Grevh: „Allemal l Eoralie, liebes Weib, schenke unserem lieben Schwiegersohn ein, so viel er ver langt und gicb ihm zwei Stückchen Zucker zu jeder Tasse — er svll sehe», wie gern ich ihn habe!" Wilion: „Lieber Schwieger- papa!" Herr Grevh: „Umarmen wir unS, lieber Wilion! Italien. Vor deni En,Range der fraiizösischen Pilger hatte der Papst dieselben ersuchen lassen, sich jedes demonstrative» Beifalls bei seinem Eeicheiiien zu enthalten. Der Papst betonte, welche Auf merksamkeit er den verschiedenen, in Frankreich, Dcuffchland »nd Italien und zuletzt in Belgien und der Schweiz abgehatlencn Kon gressen geschenkt habe, welche die Verbesserung der sozialen Lage der Arbeiter beriechen. Ans dem Pcteiplatz und längs des Weges von der Engelsbrücke bis zum Vatikan stand eine verstärkte Sichcr- hellswnche, um gegen etwaige Demonstrationen und Unruhen einzn- schreiten. Vor dem Haupttbor des Vatikans standen königliche Karabinier! mit ausgepslaiiztem Gewehr, die mir den mit Billelen versehenen Pilgern den Eintritt in 1-en Vatikan gestatteten. Die Ne gierung zeigte einen eiiergilchen Willen, allen Temonstrationen für den sog. „Papst-König" einerseits und gegen den Papst andererseits strengstens zu begegnen. Ans Massamih wird telcgravhirt: „Die Eiienbahn Massauah- Sahati kann erst am 15. bis Moncullo gelegt sein. Vor die'em Termine ist somit ein Beginn der Action unmöglich. — Ras Allula ließ de» französischen MiisionärColbecm, welcher sich seiner zeit für die Freilassung Savoirvux verwendet hatte, als italienischer Spion gefangen nehmen und in Kelten legen. — Ter Keiegs- miiiister traf nlle »öthigen Dispositionen, um eine aus regulären Truppen bestehende Verstärkungs-Brigade zu bilden, die am 10. Nov. nach Massauah Mücken wird. Die meiste» römiiehen Blätter brachlcn am 18. Oktober äußerst sympathische Glückwunicharlikcl zu dem Geburtslage des densiehcn Kronprinzen. Die „Nttorma" sagt ». A.: „Tie Wünsche und Hoffnungen «ür den Kconpiinzen seien in Nom die nämffchen wie in Berlin: in dem entlegenste» Docke Siciliens, wie i» der niedrig sten Hülle Pomnierns würden dieselben Wünsche gehegt. Der Kronprinz könne, getragen von der Liebe zweier Völker und be gleitet von der Shmpalhie und Achtung der ganzen Welt, der Zukunft vertrauensvoll entgegensetzen. — Anläßlich des Geburts tages des deutschen Kronprinzen war der Ort Bavcno festlich ge schmückt: Abends fand eine Illumination und Feuerwerk statt. Engkaud. Nachdem die Tbeilnehmer an der Znsammen- rottinig auf Trafalgar Square in London am Dienstag von der Polizei vertrieben worden, begaben sich gegen 2000 beschäftigungs lose Arbeiter noch dem Hhde-Park. Dort wuiden höchst ankrühre- rffche Reden gehalten, i» denen es an Drohungen mit Gewalt- Ihate» nicht mangelte. So wurde gedroht, daß, da derLvrdmahor das Gesuch der ArbeilSloicn nm Abhilfe der Roth abschläglich be- schieden, die Arbeitslosen sich vor de KeyserS Hotel versammeln und den neuen Lordmayor mit PercatS begrüßen sollte». Die Redner erklärten, sie würden später nach Trafalgar Square znrücktchren. Hieraus setzte sich die Menge unlcr Vorantraaung von schwarzen nnd rvthen Fahnen aner durch den Park gegen Weste» in Bewegung; als sie aber- in Viktoria Gate ankani fand sie das Thor von der Polizei geschlossen. Rach einiger Zeit wurde dasselbe geöffnet. Die Polizei ging vor, um die Menge zu zerstreuen. Die Menge ritz die eisernen Stäbe der Thvrgüter heraus, bewaffnete sich mit denselben und ging damit gegen die Polziet vor. Mehrere Polizisten wurden hierbei schwer vcrwundet. Ais die Polizei Verstärkung erhalten hatte, wurden mehrere Verhüllungen Vorgcnvnimen und die Menge aus dem Parke gedrängt. Auch am 10. Oktober früh begannen veeeinzelle Gruppe» sich wiederum in der Nähe des Trasalgaciquare zu sammeln. Die Polizei hatte große Mühe. daS Konzentrlleii der Gruppen zu verhindern und dieselben in Bewegung zu Hallen. Infolge der Haltung der Menge hat die Polizei große Vorsichtsmaßregeln er griffen, um jede Ruhestörung zu vermeiden. In der Versammlung der Mitglieder der liberalen Partei in Nottingham hielt Gladstvne eine Rede, in welcher ec sich gegen die irische Zwanaslnll ausiprnch, die nicht gegen Verbreche», fvn- Vereins- und Verfamnilunasrecht und gegen die ffse gerichtet sei, das Verhalten der Regierung als ein solches hinslcllte, das man nur mit dem Worte „Impertinenz" bezeichnen könne. DaS, was in der lehren Zeit in Irland ge schehen sei. würde man i» England auch nicht „einen" Augenblick ertragen haben. Wenn dlc Regierung bei ihrem wahnsinnige» Verhalten beharren sollte, würde die Schwierigleit, das Land zu regieren, «ine iast unübersteigliche werde». Ein radikaler üLechiel des Berwaltungsihslcms sei »lNhivcudig, und dieser könnte sich nur vollziehen durch eine befreite Station. Dänemark. Auch der Bruder deS Königs, Prinz Johann von Echleswill-Holstein-Sonderburg-Glücksbiirg ist cm den Masern erkrankt. Rach einer neuerdings kiiigegangeucn Erkundigung erweist sich neuliche Telegramm der Nitzansche» Agentur, welches die Reiseroute des Kauers von Rußland betraf, als »rnnolos. Skntzland. ES ist bezeichnend, datz die russische Presse um die Caraffcltchc Skandalaffaire möglichst geräuschlos und kurz herumzu- komnien trachtet. Die „pikanten" Thatsachen zwar werden deni snr solche Stoffe koch empfänglichen, von ihnen angchcimellen Publikum der betreffenden Blätter nicht vorenthaltcii, aber man vermißt die Betrachtungen und Schlußfolgerungen, mit welchen diese wortreiche Presse bei anderen Anlässen sonst nicht zu karge» pflegt, obgleich der vorliegende Fall doch ganz besonders zu ivlchen anfsordert. Die „Nvwosti" z. B. finden sich mit der Bemerkung nb, »»in werde von nni so arötzeicm Unwillen erfüllt, je mehr Frankreich Einem am Herzen liege, solch' traurige Erscheinungen seien eben dir Folge des hänfiae» Wechsels der Staatsmänner. Bulgarien. Nun endlich sind die iamnitlichen Wahlergebnisse bekannt. Von 202 ausgeschriebenen Wahlen hat in 252 die Regie rungspartei gesiegt, 27 Gewählte entfallen gemeinsam aus die Oppo sition, sind aber grötztenthcils Zankowiste», und sieben Nachwable» sind noch erforderlich. Für die Negierung ist dieses Resultat jeden falls erfreulich. Von de» Führer» der Opposition wurde imrh nicht ein Einziger in die Sobcanje gewählt, weder Zankow noch Nodos L nicht fehlen, baß der Fürst an diesem Tage, gleichzeitig durch daS Wahlrksnitat erfreut, trauernd dorthin blick»» »ruß, wo der Preis de» WM siege», 65 Leichen, gemordet durch ihre Brüder, auSgc- streckt liegen. War der Preis solcher Opfer werch? Wird das Rcchtsaesnhl im Volke durch die Hunderte von Verhaftungen gehoben ? Und Hort Staindulow nicht die Stinunen. ivslche seit einer Woche sortwäbrend in den Straße» rufen, felbst unter Skvdelew und Eruroly war die Freiheit größer alS heute ? Man Hot vor den Wahlen die Führer der loholen Opposition in dem Momente ver haltet, als sie beabsichtiuten. in das Land zu reisen oder Agenten dahin zu schicken. In Sofia belief sich die Zahl der Verhafteten am Tage vor der Wahl auf mindestens 400 Personen. Der Kriegs minister ertheilte schon eine Woche vorher Auftrag, das Militär so zu verthrile», daß selbst in daS sriedllebendste Dorf eine oder zwei Sektionen Soldaten gelegt wurden. Die Banernschast im Lande betheiligte sich infolgedessen zu zwei Drittthcilen gar nicht au der Wahl. In Sofia »nm Beispiel, mit 10,OM Wählern, darunter 5800 Lanbbaueni, belheiligten sich nur 2560 Städter an der Wahl, in Philippopel mit 8000 Wählenr und 5000 Bauern dabei, nicht ein mal 2000 Städter. Die Negierung hat, daS steht fest, am Wahl tage AllcS aufgeboten, um die ungeheure Mehrheit zu erlangen. Dem KriegSnuiiister. welcher den ganzen Wahltag unermüdlich am Trlegravhcndrabt beschäftigt war. um die Truppen wie ans dem Schachbret zu dirigiren, wird trotz drr Meuichcnvcrlilsle von hoher Seite die Anerkennung nicht ansbleiben. Der Apparat hat mit einem Wolle vorzüglich gearbeitet, die Sobraiije Melirheit ist czrötztentheils sein Werk, der wahrhaste Ausdruck des Volkswillens ist sie aber nicht. Feuilleton. . Ein Maccella Sembrich-Concert war bisher für Dresden, trotz der Fülle der vielen vornehmen Knnstprvdukffoiieii, die unsere Residenz bietet, immer ein musikalisches Ereigniß und der vorgestrige Cvnccrtabend der gefeierten Künstlerin machte von dieser gewohnten Eciährung keine Ausnahme, im Gcgcnlheil schien eö, als ob Frau Scmbrich eine derartige sensationelle Zngkrait wie vorgestern, wo Hunderte von Billelbcgchrcndcn vergeblich Einlaß in de» zuin Erdrücken gcinllten Gewcrbehanssaal verlangten, noch nicht geübt hätte. Daß Alle gekommen waren, lediglich um Frau Sembrich zu hören, unterlag keinem Zweifel und erivics sich am unverkennbarsten durch die srcnelischen Kundgebungen, deren Gegen stand die Concertgcbcrin war. Frau Sembrich sang eine große Kollektion von Arie», Divertissements und Licr>erii, in welche sich ein Viertel Dutzend gewöhnliche Coneelliängcrinnen immer noch mit Erfolg hätten theilcn können. JchrProgrcnnm bestand ansMvzart's ewig schöner groben Scene der Donna Anna: Reell., Rondo und Allegretlo „Ich grausam, meiu Gcliebler "I (in italienischer Sprache), Llnrür von Gounod, Llinnson ü'-ruwur v. Holtmann, der Wahn- si'niSscene der Ophelia aus „Hamlet" von A. Thomas — eine Komposition, deren Veranlagung und Ausführung mit uniccem denffchen Empfinden insofern stark kollidirt, als dieser liebenswürdige, höfliche, in ausichlletzlich graziösen Wellen gefaßte Wahnsinn, wie ihn Thomas zeichnet, eher an stillen Blödsinn eines Mairas, als an den durch ein erschütterndes Ereigniß gebrochenen Scelenzniland eines Lcr erhabensten, poetischen und du'ffgslen Figuren Shake speares erinnert —. ferner einer Tarantella von Peravigni, einer Ehopin'ichen Mazurka »nd endlich zur besonderen Gcnugthnung des ansichlictzlich denffchen Publikums ans drei Liedern von Moiriuszko, Bank und Förster in den sicher Sprache. Datz Frau Scmbrich die deutsche Sprache mit diesen drei Liedern überhaupt berücksichtigte, fiel immerhin vorlheilhcfft nur. Die Art und Weise, mll welcher die seltene Künstlerin diese zahlreichen und im Charakter io verschiedenartigen Kompositionen auSffihrte, verdient die rückhaltsloseste Bewunderung. Der iütze. bestechliche Zauber der glockenreinen Minime, der außer ordentliche umfang derselben — daS hohe 0 ist Frau Scmbrich Spielerei, sie singt cs mit fabelhafter Leichtigkeit und steigt mit einer eben solchen noch eine halbe Oktave darüber hinaus —, die staunens- wcrthe virtuose Schule, ihre meisterhafte Kunst der musikalischen Phrasirung, die Eigenart ihrer musikalischen Bildung überhaupt, die weit über das Vokale hinaus direkt in das instrumentale Gebiet hinübergreist, das Alles rniammengeiakt erzeugt euren Eindruck, der das Auditorium zu begeisterten BcisallSbezeugungen Hinreitzen mutz. Dagegen ist allerdings nicht zu verkennen, daß der große Affekt, der tieie, die Seele bewegende und ausrültclnde dramatische Ausdruck und die einfache innige Empfindung der bewunderten Künstlerin bis zu einem gewissen Grade versagt sind — die große Geiangsvir- tnvsm läßt die dramatische Künstlerin nicht anfkommcn. Deß un geachtet ist und bleibt Frau Marcclla Sembrich eine Künstlerer- schcinnng.wic sie nur höchst selten anftauchen und die zu den blendendsten und hervorragendsten ihres Genres zu zählen ist. — Um der Con- cerigeberin Athen, ichövieir zu lassen, war Herr Heinrich Grünseld mit zalilreicheu Violoncello-Vorträgen in das Programm emgetreten. Er spielte de» zweite» Satz aus dem Evnccrt von Molique und ver schiedene Stücke von Schumann, Boccherlni, Liszt, Gluck und Povper. Ter Vorzug seiner Kunst liegt in einer sauberen, in allen Einzelheiten abgcglättete» Technik und in emein duftigen, feiucharaktcitsirtcn Vortrag. Sein Daiiinenailssatz ist tadellos, ivie er namentlich im Vortrag des svanffchen Tanzes „Bllo" bewies, wo er am Schluffe auch cmcn selten schönen und virlnosen Doppeltriller hören ließ. Die ergreifende, hinreißende Kantilene, welche die besondere Eigen art seines Instrumentes, die Seele desselben aiiSmaeht, kam indrß nicht zur seffelndcn Geltung, und hierin unterscheidet sich Herr Hein rich Grüiffcld von Knien hervoeeaaenden Fachgcnossen. Daß Herr Grünseld von 17 Nummern des Programms neun aus sich allem nahm, bewies gewiß eine seltene Ausdauer und Zähigkeit seinerseits, für den Zuhörer war diese erdrückende Fülle von Ecrlo-Soli aber jedenfalls — Cop lla perüiir L la tciio > Das Gewcrbehansorche- ster bclheiligte sich am Programm durch eine cjAlcitendc Ouvertüre. „Uso ^donäeorri-zcs" v. Eheiubini, einem Largosatz von Händel und der Begleitniiq verschiedener Soli. Die Orchejtcrsätzc wurden ziemlich lobenswcrih ausgeiübrt, in der Begleitung der Gesangs stücke fehlte es indeß, abgesehen von einigen salichen Lnffätzen, öfter auch an Prücision und Schärfe der rhhchmrscheu Betonung. Die Begleitung der Lieder und Violoncello-Soli am Klavier war durch Herrn Pros. Eugen Krantz vertreten. Herrn, ann Stare! e. -s- Der Novität „Brigitta", Trauerspiel in vier Akten von Richard Achß. welche morgen im König!. Hofthcater lAllstadt) zum lawviv öder Karawelow. In Lowea hatte man Nadoölaivow fast einstimmig gewählt, indeß sollen sich bei Konssitnirnng des Bureaus Unregelmäßigkeiten ergeben haben, m Folge dessen die ganze Wahl ausgehoben wurde. Bei einer etwa eriolgendkn Nachwahl aber düritk Radoslawow wieder alle Stimmen auf sich vereinigen und der Sobranje erhalten bleiben. Wie erfreulich nun aber auch das Resultat siir die Regierung erscheinen mag, so wird sie doch darüber, wenn daS Konlo über Verlust an Menschenleben, Unterdrückung an Freiheit und Opfer an Geld abgelchlossen ist, wenig Zufrieden heit empfinden können, denn aus die erste Probe, welche der neue sürst und seine neue Regierung mit den allgemeinen Wahlen machten, dürfen sie wahrlich nicht stolz sein. Wenn sich Herr Stambulow alles vergegenwärtigt, was er am Wahltage und kurz vor demselben zur größtmöglichen Einschränkung der freien Wahl gcthan hat, so wird auch er die Hälfte der ans der Wahlurne He» vorgegmigcnen alS durch den VolkSwiÜen gewählt, nicht bezeichnen können. Und wie viel mußte dem Ministerpräsidenten und dem Fürsten daran liegen, zu ermitteln, wie die Stimmung deS Volkes ü Wahrheit ist und wie sie in Zukunft damit zu rechnen haben? Wir zweitel» nicht, daß Stambulow auch bei freien Wahlen die Majorität erlangt hätte; die Mehrheit wäre nicht so groß, aber desto zuverlässiger gewesen. T och Stambulow wollte das nicht. Er batte beabsichtigt, sein erstes GcvurtSlogSgcschciik dem neuen Fürsten in recht großartiger Form zu überreiche», und so konnte cs ersten Male zur Aufführung gelangt, geht ein vcdeutender Nur voran, und es ist mit Gewißheit aiizunehmen, daß das Drama auch lnsi uns de» Erfolg finden wird, von dem es an anderen großen Bühne», speziell in München, begleitet war. Die Titelrolle spielt Frl. Ulrich, die aiideren hervorragenden Partien sind mit Frl. Vreyer und den Herren Porth, Jaffö, Grunert und Dcttnier besetzt. vorznbeugen, sei hiermit besonders darauf hingewiesen, daß daS El i tc - C o n ce r t zum Besten dcS Pcn- sionsfoiids der „Dresdner Presse", welches morgen im Rc- sidenzthc-atcr staltfindct, präc>S7Uhr beginnt. Das vollstän dige Programm des genannten Coneretes stellt sich wie folgt zu sammen : I. Thei!: 1) Drei Clavicrsoli: Große Fuge in /V-moll von I. S. Bach, Etüde de Eonccrt von Cbvvni-Voch, Serenade von MoczkowSki, vorgetragen von Panline Ellice. 2) „Das erste Lied" von 8t. Becker, gesungen von Frl. v. Chavannc. 3) „Ge trennte Liebe", Liedcrcyklus für Mezzosopran und Bariton von Lassen, gesungen von Frl. M-fften und Herrn Schcidcmuntcl. 4) Drei Stücke sür Violoncello. a. Nocturne von Piatli, b. Air von Gabriel Marie, o. Stimmungsbild von G. Meckel, vorgctragen von Herrn Böckniann. 5) Drei Lieder: „Tn schaust ui:ch an" von Lassen, „Dein Lächelt»" von Maher-Helunind, „Svnimcrabcnd" von Lasten, gesungen von Herrn Gndchns. 6) Solvszenc von Herrn Felix Scbweighoscr. 2. Theil. 7) Zwei Duelle: „Schön Blünic- lein von Schumann. „Wanderers Rachllied" von Rnbinstein, ge sungen von Frau Schuch und Frl. v. Chavannc. 8) Drei Lieder: „Der Mond kommt still gezogen", „Leis rudere hier, mein Gvndo- licr" von Schumann, „Sei nur gegrüßt" von Schubert, geinngen von Herrn Scheidcinantel. 0) Zwei Lieder: „Rur wer die Sehn sucht kennt" von Tichaikowskh, „Widmung" von Schumann, ge sungen von Frl. Malten. IN) Zwei Clavicrsoli a. Rlgolctto-Fcm- tasie von Liszt, b. Campanclla von Liszt, vorgctragen von Pantine Ellice. 11) Zwei Lieder: „Märznachl von W. Lanbert, „Zwischen unS ist nichts geschehen" von Znrzickh, gesungen von Frau Schuch. 12) Solvjzene von Herrn Felix Schweiqhoicr. j- Fürstin »n Hohenlohe, die Tochter der Fürstin Wittgenstein, der Freundin Liszls, hat der Liszt-Stiftung 70,000 Mk. zur Unterstütz»»« verdienter Musiker überwiesen. h Herr Dr. M a x Nord au zeiht in einer öffentlichen Er klärung den Leipziger Verleger Balthasar Elischer der Vergewalti gung. weiche dieser mit einem ihm zur Ansicht cinvertrautcn Manuskript beging. Ohne antorisirt zu sein und ohne die Honorar srage erledigt zu haben, druckte diefer in 4000 Exemplaren das Manuskript, das noch keineswegs druckreif und in der gegebenen Form zur Veröffentlichung hcslmunt war. «s ^ § 2 - n I KL- 8 v »> ^
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