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Dresdner Nachrichten : 20.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188710200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18871020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18871020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-20
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 20.10.1887
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O LL r» 7 »4» « d. r» O 5» P kd 8 Selbstmord entzogen habe». Dr. Jerusalem besonders gehörte zu den geachtetstcn Persönlichkeiten der Stobt und war seit Jahren einer der schneidigsten Mitglieder dcS StadtverordnctcnkollegS. (kr ist der Schwiegersohn eines Leipziger angesehene» Gelehrten. Uebri« genö sollen dtr Depositen der DiSkontogetellselrast unversehrt bekunden worden sei». Die ersten Leipziger Banken sind bemitht, durch die Katastropbe vonibergeheiid genirte gute Firmen zu stützen und weitere schädliche Felgen silr den Platz aozilwenden. Da» die Nach richt von der Zahlungseinstellung der Leipziger Diökvntogelcllschast m Leipzig nngehenreS 'Aussehen macht n»d große Aufregung in den Kreisen der Betheiligten hervoraerusen hat, braucht kaum Ver sichert zu werden. Nähere Angaben leie man un „Börientheile" nach. — Die Leipziger DiSkoiitvgrjellschast gehörte zu den grötzercn deut schen Bankinstituten, und b>S in die jüngste -Zeit hinein wurde der Bank »ach »i weitere» Kreisen mit vollem Bertrauen begegnet. TaS Alles stempelt den eingelrelenen Zttsaiilinenbluch zu eurem so ant- lehenerregenden Ereigniß. Au -er Katastrophe trögt sicherlich der Leichtsinn der Direktoren große Schuld. In ihrer vorjährigen Bi lanz hat die Leipziger DlStoniogescUschast noch einen größeren Ge winn anSgrwieie». Heute werde» aber bereits Stimmen laut, daß die Direktoren die Bilanz der Bank gefälscht hatten. Wo sind denn »nn — diese Frage drängt sich soiort ans — die Mitglieder deS BenoalinngSraiheS gewesen, denen die Kontrvle über die Thätigkeit der Direktion abgelegen hat? Und wie konnte dem VerwaltnngS- >ath die verderbliche Thätigkeit entgehe», welche die Direktion ossen- bar im Lante dieses Jahres betriebe» hat? Sind doch die Mit glieder drS Berwaltnngorathes nicht btoS dazu da. Tantiaiucu zu beziehen, iondecn die GeichästSiilhnmg der Bank periodisch einer Prüinng zu unterwerfen. 'Andererseiw. so wird berichtet, war es bekannt gewest», da» die Direktoren der Leipziger Diskontogescll- icbast sich in nngemessenen Spekulationen ergingen. ES werden be reit-- sitzt grladezn kolossale Engagements m Kredrtaktien, tu den Antbeilcn der Berliner Diskantogriellschait und einer ganzen Reihe anderer Papiere anactuhrt, und auch bei den sonstige» Verbindlich keiten, welche die Bank in Berlin eingegangen war. handelt es sich um aujzerordenklich hohe Betröge. Mutz es nun Nicht peinlich berühren, daß den Direktoren der Bank ei» so ungemessener Kredit gewahrt worden ist, das; sie damit rn ihren waghalsigen Spekulationen unterstützt worden sind? — Aber man würde sieb an einer ober flächlichen Erklär»»« der Thalsache genügen lassen, ivoilte man anbei in dein leichtsinnige» Treiben der beide» Direktoren nicht auch ui sonstigen Verhältnissen den Grund der Erirbeinnng suchen. Eine Kategorie von Banken flicht sich dadurch über Wasserzu halten, dag sie die Reduktion des regulären, soliden Bankgeschäftes durch die Knltwirrmg uisiolidrc Geschäftszweige, durch gewagte Spekula tionen zu ersitzen sucht. Tcc Leipziger TrskoiitoaeieüschaK gehört zu diesir Kategorie: das Leipziger Institut steht aber eben ossendar nicht vereinzelt da, und das, was ihr begegnet ist, sollte überall ein warnendes Zeichen sein. — An Stelle des verstorbenen Oberronsistorialrath Dr. Anacker ist O b e r k i r chc n r o th Dr. kheol. Schmidt zum Oberkonsisto- rsiflralh im Landertsnsislorium zu Dresden ernannt worden. — Rach la narren Leide» verschied vorgestern Abend der ver eidete Börsenmakler und gerichtliche Sachverständige in kanstliän- niichen Angelegenheiten, Heu Taggelell. Der noch im rüstigen Mannesalter Verstorbene war wegen seiner persönlichen Liebens würdigkeit sowohl, als auch bezüglich seiner reichen krusinännischen Kenntnisse an hiesiger Börse und in allen Handclskreisen hochge achtet und beliebt. — Die Beerdigung des als Schriftsteller bekannten Hauvt- mann a. D. von Dedenrotb fand gestern Mittag von dessen Villa rn Kötzlchenbroda aus statt. Eine aniehntiche Drauergeielr- schakt hatte sich daselbst eingeinnden, um dem thencre» Verflorvenen die letzte Ehre eiweisin. 'Nachdem Herr Pastor Grosse dem Todteu den Segen der Kirche gewendet, legte Herr Ehesiedaktenr v. Witzlcben 'Namens des Vereins Dresdner Presse, dessen Mit glied von Dedonroth von der Gründung an gewesen, nur w-rrm entwundenen Worten einen Lorbeerkcan.z zu den Füssen des Tvdlen nieder. — Auf Gnmd einer Vereinbarung der Kgl. sächs. Regierung mir der Kg! Prcuß. Regierung wegen oegenseitnzer Anerkennung de-S Studiums auf den v o I v t e ch n i s ch e n H o cb s ch ulen für die Zulassung zu den Staatsprüfungen wird durch ministerielle Be- kanniinachrmg von setzt ab »n Maschinenbau-, Baningensinr- nnd Hockdaufach daS Studinnr ans den lechinsihen Hochschnten beider Staaten als einander gleichstcheno anerlanni. — Das von seine» nationalliberaleii Parteigenossen Herrn Prot. Dr. Biedermann anläßlich siines süngsleir GebnrtSlagcS dargebrachte GAdbeiclienk beträgt 15.0iD '.'Nack. Auch Fürst Bis marck soll flisio Mark dazu beigefleuerl habcn, wird von gewisser Seite beliauvtet I Für diese Botschaft wird Manchem zunächs: der Glaube sibieu. — Am dem Pcppitzvlatz entivickelte sich geilem Abend um 6 Uhr reges Leven. Gegen 150 ehemalige nnd fetzige Schüler der König!. B a n gewe r k c n sch ule vericimmellen sich daselbst, um ans Anlatz der öOmbrigen Feier der Anstalt ihren verdienten Lehrern, den Herren Professoren Erler und Kmchcl, eine» solennen Fackctzng daruiblinaen. Als die vollzählige Pioniechavelle unter Musstdmttor Schuberts Leitung den „Sachsiirbaire-Marich" inlonirte, sirönnen von allen Seitenstratzcit dichte Volksmengen herbei, deren Treiben bei dein Scheine weiihinlcnchtendcr Fackeln cur Bild woben Lebens und Theiluahmc bol. Der Zug. in dessen Mitte sich Zwei Eaasimgen mit den Depuiirten, Herrn Baumclstcr Born iFr-siah Architekt Spitzbnrih (Dresdner Bauhütte) und Tech niker Schino'r Pignola. beivrglen, nahm NncnWeg, von mehreren Ei>aeg;rien m oolteni Wichs und mit Falmcn begleitet, durch die Gnterbahnhofftratze, Ammonittatzc, Rosi-nslratze nach der Papier- mnlilengasse, nach der Wohnung deö sicrru Professor Erler. Auf die Begrützunasanfprache der Deputation dankte der Gefeierte m herzlichen Worten, sich später dem Festznge zeigend, in dem daS Musi'corps das tlanovolle „Vom hohen Ottmw" anstinimie. 'Nach drei siche»! leb Kasten Hoch aus Herrn Pros. Erler setzte sich der Zug wieder m Bewegung nach der 'Ammonstratzeöt, wviclbst HerrProi. .Kiuchrl Hin Heim hat. In gleich herzlicher Wcisi wiederholten sich hier Beguchung seitens der Schüler und Tankcswortc seitens des verel.-en Lclirers. In das Hoch ans die Comilitonen stimmte Alles I-egcsiitz.rr ein. Nunmehc strebte der Festzug, die beiden Herren Professoren mit sich führend, die Ammonstrage entlang, über den Plaueisichen Platz, dein Feld'chlößchen zu, woselbst, nachdem die Fackeln au-sgeiwcht wcrru, nach 8 Uhr eine Festkneipe anhob. Trotz de? gewalugen Mrisichenziiflasscs erreichte der Festzng unbe helligt, ohne jede Storung sein Endziel, da »ch das Publikum be reitwilligst den Anordnungen unserer loyalen Polizei fugte. — Die cuilgeu L a n ü iv r c t h i ch a i l s i ch n l c n, z. B. Dö beln. Bautzen bisher nur vorläufig ertdeilte Berechtigung zur Aus stellung von Lchulzeugnissin über die wissenschaftliche Beiähigung zum cunahrig-ireiwilllgrm Mil!lari»cust ist jetzt in eine dauernde und cndgiltigr verwandelt worden. — De P o st a n st a l tc n sind angewiesen, am 51. Oktober nach Schattersilsius; seitznstcllcn, welche Beträge an ReichSgold- nuinzen. an Einihalerflncken, an Reichesilbermnnzcn nnd Reichs- kasiciisiheinen unter den Gcldbessiinde» der Kassen vorhanden sind. Roten der Reichsbank nnd dec Privatbanken, bekanntlich nur auf wcmasieus IM Mb lautend, gehöien nicht hierzu, sondern nur die wirklichen Rcichskassiisichcme zu 5 Mk.. 20 '.'Nk. nnd 50 Mk. — Das so überaus gelungene Fest des Allgemeinen deutschen S v ra cb v e r c i ns in Dresden, über welches alle großem» Zcilnngcn TcutichlandS und Leslerreicsis anerkennende Beuchte geb'iicht haben, hat für den hiesigen Zweigvercin die an genehm- Folge gehabt, datz zahlreiche Nenmeldungeii z»m Eintritt in densilben erfolgt sind. In Folge dessen ist die Zakt der Mit glieder bereits ans mehr als 500 gestiegen. Auch eine Anzahl von Damen, nainenilich Lehrerinnen, sind m den Verein eingetrcten. Bereits licnle 'Abend haben die neuen Mitglieder Gelegenheit, an einer Brrcinsveriannnlnna theilzunchmen. Iceben veiichiedenen Keinen Mittheilungen flehen zwei Vorträge des Herrn Pro». Dr. Snell um) LandgerichlSdireklor Bootz auf der Tagesordnung. An meldungen zur Mitgliedsihast werden auch während der Sitzung ciitgegengeuomincn. — 'Ans mehrfach bei unserer Expedition von Abonnenten in Eh cm nitz Angegangene Reklamationen, nach welchen dieselben mit dem 1. Oktober nnier Blakt später erhalten >US bisher, diene denselben hierdurch zur Kenntnis!, daß in Folge de» um 15 Minuten lpäteren Eintreffens »es Zuges Nr. 4t in Ehcmnitz !eit dem 1. Oktober biS auf Weitere? die Austragung der „Dresdner Nackr". seitens der dortigen Ortsbricsträgcr erst mit der 2. Bestellung er folgen kann. — Leipzig, 10. Oktober. Wie wir bereits telcgraphilch ge meldet, ist in Leipzig-Stadt der Sozialdemokrat Liebknecht dem Candidate» der verriiiigteii Ordnungsoarteicn, Dr. jur. .Heine, erlegen, während in Leipzig-Land Hcir Bebel dem Eandidatcn der Ordnungsparteicn, dem Fabrikhesitzer Müller obsiegte. Wenn bei vielem Ausfall der Wahlen eins gewundert hat, so ist eS die Thal- sache, daß nicht auch Liebknecht schließlich »och von Leipzig aus seinen siegreichen Einzug in den Landtag gehalten hat. Tie Sozialdemokraten hatte» mich in Leipzig-Stadt aethan, waS in ihren Kräfte» stand, der anhaltende Regen, der bekanntlich keinen Sozialdemokraten, wohl aber so manchen verzärtelten Vertreter der Ordilungsvarteien von der Ausübung ihrer Wahlpflicht abschreckt, tvat das Uebrige, uni den Vertreter» des Umsturzes sowohl in der Stadt Leipzig wie „och mehr im Landkreis kräftig m die Hände zu arbeite». Den schlimmste» 'Mler aber begingen in Stadt und Land die betr. Behörden, die »> wirklich unbegreiflicher Verkennung der lnstehenden Verhältnisse geradezu unzureichend »ür Wahllokale gesorgt hatten. Man glaubt es nicht, wenn nian eS nicht leider verbürgt schwarz auf weiß erhält, datz z. B.. um mit den, Landkreis den Anfang zu machen, Reudnitz, em Ort von über 20,000 Ein wohnern trotz aller Einwendungen der acsinnungstüchtigen Be- wohiierichalt sich mit einem, schreibe einem einzigen Wahllokal be gnügen mutzte, und man begreift ed leicht, wenn von de» Tausen den von Wählern Hunderte vvn reichst«»»,, Wählern anacsichtü de? ZndrangS der eingedrillten Sozialdemokraten thatsächlich beim bestell Willen nicht daran kamen, ihrer Wahlpflicht zu genüge». 'Nicht viel besser aber war eS um die Wahlgelegcnheit in Leipzig- Stadt bestellt. Der betr. Wahlkreis war in tt Bezirke elngethciit »nt je einem Wahllokal. Der kleinste Wahlbezirk hatte 891 Stimm berechtigte, der 1. Bezirk dagegen 197t, der 2. gar 2758 Stimm berechtigte. Wenn trotzdem in dem Wahllokal de? letzterwähnten Bezirks noch 12ti5 Wähler Gelegenheit hatten, ihre Stimmen abzu- gebe», so ist daS in der kurzen Zeit der Wahldauer jedenfalls daS Menschenmögliche, wa- geleistet werden konnte. Trotzdem mutzten Hunderte vvn den Vertreter» der Ordnuiigspartcien unverrichteter Sache wieder uiiikchrc», nachdem viele dersetvc» Stunden lang vergeblich den Versuch gemacht, zur Wahlurne zu gelangen. D"S maa Ucberlreibnng scheine», dennoch ist eS aber leider buchstäblich wahr, und leider haben von dieser Thalsache in Leivzig'Stadt wie in Leipzig-Land einzig und allein die Sozialdemokraten 'Nutzen ge habt. Datz dieselben nicht auch in Leipzig-Stadt schließlich trium- phirtcn, das haben wir einzig dem gesunden Sinn der Leipziger Be völkerung zu verdanken, die sich nun einmal sein dafür bedankt, von einem Liebknecht sich vertreten zu lassen. Tenn trotz aller Liebes müh. die glücklicherweise umsonst war. brachte es Liebknecht, de» >a auch TreSden-Antoiistadt sich verbeten hat, in dem Leipziger Wahl kreis. obwohl hier grötztenthcils Arbeilerbevölkerung m Frage kam, nicht über 1192 Stimmen, während aus den verdienstvollen Dr. jur. Heine 5919 Summen fielen. Heine obsieczte daher fernen sozialdemokratischen Gegner glänzend mit einer Mehrheit van 2157 Etimuicn. Trösten über diese ihre Niederlage in Leipsig selbst werden sich die Sozialdemokraten allerdings mit ihrem Siege in Lcivzig-Land. Aber welch' ein Sieg! Von dem ganzen Leipziger Landkreis, der in der Reichsragswahl letzthin den Ordnuiigsranvi- datr» Götz ans den Schild erhoben, waren diesmal mit Ausnahme dcS auch zum guten Theil sozinkdemokratilchen Reudnitz und einiger weniger kleiner Vauemdörfer, die nicht sehr in Betracht kamen, nur fast ausschließlich sozialdemokratische Ortschaften in Frage, von denen allein Vvlkmarsdors die 1500 sozialdemokratische» Stimmen zählte. Wenn daher die Ortschaften des betr. Leipziger Landkreises mit Ausnahme Vvn drei kleinen Orten bis gestern Abend 2554 Stimmen iur den Candidaten der Ordnungsparteien. Fabrikanten Müller, und 5891 Stimmen für Bebel abgaben, so ist der Steg, den Herr Bebel unter den gekennzeichneten Verhältnissen errungen hat, eigentlich kein zu beneidenswerthcr und oieS umsoweniger, wenn man die Stimmen wägt nnd nicht zählt. Gewählt haben übrigens m Leipzig-Stadt von 10.120 Wahlberechtigten im Ganzen 5157, in Leipzig-Land von 11,154 Wahlberechtigten im Gunzen etwa 5500. Fortsetzung deS lokale» TlieileS Seite 0. TageSflkschtchtt. TciitscfleS Reich. Gras Herbert Bismarck istZiach Berlin von Fncdrichsmh zurückgckehrt. Ter Fürs!, der de» Sohn daselbst zur Bahn geleitete, sah sehr wobt und heiler gestimmt gnS und ermicdcrle die ans allen KvnpccS deS ZngeS ihm gebotenen Grütze sehr freundlich. Wenn cs sich nicht um eine so hochstehende Person handelte, wie die deS dentichen Kronvriiizen, möchte man es als eine Pflicht erklären, über dessen Gesundbeitszuskand gar nicht mehr zu berich ten, denn was heute unter Beminng ans die angesehcnsten 'Autori täre» behauptet wird, muß mauzen durch die 'Anerkennung ebenso gewichtiger Stimme» als falsch oder doch übcclrieben bczeichncl werden. So wird jetzt wieder ans Baveno gemeldet: Der dcntiche Kronprinz, der sich seit beinahe 11 Tagen in Baveno am Lago Maggiore in der ihm von Mr. Charles Henfrev zur Verfügung gestellten schönen Villa Clara befindet, erfreut sich hier deS besten Wohlsi'inS. Hierzu wird aber bemerkt: Wer die klimatischen Ver hältnisse am Lago Maggiore kennt, mag sich darüber gewundert haben, daß man zu dieser Jahreszeit den hoben Herrn znm klima tischen Aufenthalt hat nach Baveno gehen lassen. ES ist bekannt, dak Babeno durch seine Lage an der Nvrdictte eines gewaltigen, beinahe 5000 Fuß hohen, langgestreckten und ziemlich steil abfallen den Gclsirgsstockes in der wärmeren Jahreszeit, »n Späsirnhjahr und Frnhherbst, cm herrlicher Aufenthalt und einer dec von den Engländern am meisten besuchten Orte an den obecilalienischeii Seen ist: ebenso aber auch, daß der Ort vor und nach den ange gebenen Zeiten selbst von den klimatisch nicht verwöhnten Englän dern nur ausnghnisweisc ausgesucht wird, weil dann Baveno bei seiner nördlichen Exposition zu wenig Sonne hat, nnd weil diele im Spathcrbsie und Winker durch die Richtung des Gebirges von Westen nach Osten nicht Kraft genug gewinnt, um eine der Lust dort nmewobnende gewisse feuchte Kühle zu beseitigen: eS eignet sich deshalb in dieser Zeit im Allgemeinen nicht zum Aufenthalte >ür Kranke, denen cs um Sonne, krästia reflcktirte Wärme und Trockenheit zu thun ist, wenn sie nicht oesondcrS schönen .Herbst finden. Ter AnSflihning der Erhebungen über die Sonntagsruhe, welche im 'Allgemeinen den einzelnen Negierungen gnheniigestcllt war, war durch Zugrundelegung eines Fragebogens eine gewisse Einheitlichkeit gesichert worden. Tie Verschiedenheit der zur Lei tung und AuSsührnng der Ermittelungen in den einzelnen Bundes staaten gewählten Behörden, die Tbatsachc, daß eure Sonderung nir Groß-und Fabrikindustlie. snr Handwerk und für Handel nur für die vrcnßHchen Regierungsbezirke vorgcnommen war, sowie die Verschiedenheit in der Art der Ermittelung der Betriebe, in denen überhaupt Sonnlagsarbeil üblich ist, in den für die einzelnen Er- hebungSgcbicle gegebenen Borfchriiten nnd schließlich in der Auf fassung einzelner Fragen — alle diese Umstände gestatteten jedoch eine statistische Verwerthung der Ergebnisse mir in beschränktem Platze. WaS die Bclhcitigung der befragten Arbeitgeber und Arbeiter bctrstst, so ist cm großer Theil der schriftlichen Äeiißernngen mit ersicht licher Sorgfalt auSgearbeitct, auch a»S vielen von Arbeitern abge gebenen Erklärungen traten die Ansichten klar zu Tage. Eure Bca in r gcscl .. . .. licbc Erläuterungen erwies sich daher als besonders zweckend sprechend. Aut d-e Erwirkung eines unbcfangeiien und unbeein flußten Urlheils seile»? der Arbeiter ist von den leitenden Behörden überall hingewirkk worden. Tie Zahl der »isgeiammt abgegebenen Akußerungen von Arbeitgebern und Arbeitern war aus dein Mate rial nicht vollständig ersichtlich, weil die Ausnahme der Unter suchung nicht in gleichmäßiger Weise geschehen ist. Die Ordnung des gelammten eingegongcncn Materials ließ unterscheiden: 59.2W Acutzenlngcn von Arbeitgebern, 30,051 von Arbeitnehmern, 298 von Handels- nnd Gewerbekanimern, 551 von Innungen, 424 von Gewerbcvercincu. 241 von Krankenkassen, 139 non sonstigen Ver eine» von Arbeitgebern, 172 von sonstigen Vereinen von Arbeit nehmer». Nickt ersichtlich war die Zahl der Befragten in 3520 Zusammenstellungen von Unterbehöcden und 2972 Gc- sanimtdarstcllimgcn tür Bundesstaaten bcz. preußische Regie rungsbezirke. In 30 preußischen Regierungsbezirken erstreckten sich die zabliingSniäßigen Ermittelungen msgcsammt aus 5M,156 Betriebe mit 1,582,591 Arbeitern. SonntagSarbeit kommt bei denselben vor für 288,959 Betriebe 57,75 Proz.) und 608,027 Arbeiter (--- 42,25 Proz,), nicht vor für 211,217 Betriebe (--- 42,25 Proz.) nnd 919,504 Arbeiter (--- 57,75 Proz.) Hie-nach steht die Zahl der Betriebe mit SonntagSarbeit im umgekehrten Verhältnis; zu der Zalfl der beschäftigten Arbeiter: eS ist die Mehrzahl der Betriebe, dagegen dir Minderzahl der in denselben beschäftigten 'Arbeiter an Sonntagen thätig. Es ist daraus zu schließen, daß im Handel und Verkehr d>e SonntagSarbeit in verhältnißinäßig größerem Umfange stattsindct. als in der Gioßindiistric und im Handwerk. Regelmäßige und dauernde SonntagSarbeit findet mr Allgemeinen in der Grvß- und Fabrikindustnc vorwiegend an kontinuirtichen BetriebSIHcilcn nnd für Nepamturarbciten, im Handwerk, wenn auch nicht überall, io doch vielfach in den kleineren, namentlich aber in den mit einem Ladengeschäft verbundenen und den auf die täglichen Bedürfnisse deS Publikums angewiesenen Betrieben statt, während sie vom Großhandel, zuin Theil auch von großen Ladengelchästen grösserer Städte, sowie vom VerkchrSgewerbe abgesehen, die größte Lu»« dchnung im Handel hat. Periodische SonntogSarbkli übecwiegt bei deiiienigen GewerbSzweiaen, welche entweder, wie die Cam« paaneinvustrie. nur einen Tveil deS Jahres beschäftigt sind, oder ln welchen sich >» aewissrn Zeiten desselben ein regelmäßig wieder» kehrender Geschäftsmann eiiiznstelleil pflegt. An Vieser Sonntags« arbeit ist sowohl die Großindustrie wie daS Handwerk und dir Hausindustrie, tbrilweiie auch der Handel betheiligt. Die ohne Negelmäbigkeit wiederkehrrnde SonntagSarbeit tritt in der Groß« indnstrie gegenüber der regelmässigen und dauernde», im Handel dagegen überhaupt zurück, bildet aber ini Handwerk einen erheb lichen Theil der vorkvminendcn Beschäftigung gewelblicher Arbeiter. Bel der regelmäßige» und dauernden iLo„,uagöarbeit ist i» der Großindustrie gewöhnlich nur ein Theil der Arbeiterschaft betheiligt. Hauptsächlich »> Arbeiten a» koiillniilrlichen BetriebStheile». m Reparaturen oder Wahl auch in vorbereitenden oder sertigstellenden Arbeiten bestehend, nimmt dieselbe in der 'Regel nur die für diese Verrichtung bestimmten Hilfskräfte in Anspruch. Gleiches gilt beim Handwerk für diejenigen Betriebe, j» welchen technische Gründe die SonntagSarbeit veranlassen, oder wo die letztere in Reparatnr- und RcinigunaSarbciten besteht. In beiden Fällen arbeitet meist nur ein Theil der Arbeiterschaft. Wo indessen, wie in kleineren Betrieben mancher Orte, die SonntagSarbeit nn Handwerk Brauch nnd Sitte geworden ist, oder in Gcwechszweigc», in denen der Sonntag, wie bei den Photographen, der beste Verdienstlaa ist, trifft die SonntagSarbeit rn der Regel alle Albeitnehiner, ui man chen Fällen einschließlich der Lehrlinge. Auch im Kleinhandel wird überwiegend die gcsammtc Arbeiterschaft chernngezogen. jedoch größere» Geschäften, namentlich der größeren Städte, meist nur ein Theil derselbe», aber auch hier alle, wenn daS Geschäft aut solche Kieise der Bevölkerung angewiesen ist, welche erfahrnngSgeinäß den Sonntag zu Einkäufen zu benutze» pflegen. Die periodisch wiedcr- kchrende SonntagSarbeit bcaniprncht dagegen nahezu überall vor wiegend die gesainmle Arbeiterschast. Hier gilt eö, in möglichsl kurzer Zeit möglichst viel zu liefern oder möglichst viel zu verlausen, plötzlicher Andrang der ost lange vorher sehnsüchtig erwarteten Be stellungen. kurz bemessene häufig unter Conveniionalstrasen eiiige- aangene Lieferiristcn, das Drängen der Besteller, die mit ilnen Aufträgen vielfach bis zum letzten Moment zurückzuhaltc» pflege», die Nothwendigkeit, bei übersecnchen Aufträgen bestimmte Schiffe zu benutze», diese und andere Umstände geben dem Saiioiigeichäit ein rhamtteristisches Gepräge des DräirgenS und HostenS, welches seinen Ausdruck in einer weitgehenden Jnaiiivruchnahme nicht nur der Ueberstunden nnd Nachtzeit, sondern auch der Sonntagsarbcit findet. WaS die Ansichten der Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Durchsühcbarkeit eures Verbotes „»laiigk, so haben sich die selben für einen erheblichen Tttz'it der Befragten zahlenmäßig er mitteln lassen. In Vechältnißzahlen anSgedrückt ist das Gesainint- ergebniß folgendes: von je 100 Befragten halten ein Verdat für durchführbar ohne Einschränkung 25 Arbeitgeber und 32 Arbeit nehmer. sür durchführbar mit Einichcänkiing 59 Arbeitgeber »nd 11 Arbeitnehmer, sür undurchführbar 58 Arbeitgeber unv 27 Arbeit nehmer. In den einzelnen Gewerbegrnppen stellt sich das Pcr- bältiiitz folgendermaßen: 1) I» der Groß- u»d Fablikindustrie Hallen von 100 betraglcn Arbeitgebern bez. Arbeitnehmern ein Verbot für durchführbar ohne Einschränkungen 15 Arbeitgeber und 18 Arbeitnehmer, sür durchsiihrbar mit Eiiüchmnknngcn 54 Acbctt- r, 57 Arbeitnehmer, für undurchiuhrhal 55 Arbeitgeber und gebe. Arbeitnehmer. 2) Arbeitgebern bez. Ei Im Kleingewerbe Hallen vvn je 100 benagten Arbeitnehmern ein Verbot sür durchführbar ohne Einschränkungen 18 Arbeitgeber und 21 Arbeitnehmer, für dnrchsilhrbar mit Einschränkungen 41 Arbeitgeber und 2 Arbeit nehmer. sür nndurchsührbar 41 Arbeitgeber und 27 Arbeitnehmer. 5) Im Handctsgewerbe halten von je U>0 befragten Arbeitgebern bez. Arbeitnehmern ein Verbot für durchstlhebar ohne Einschrän kungen 41 Arbeitgeber nnd 59,5 Arbeitnehmer, für durchführbar mit Eiiflchrä»kungen 27 Arbeitgeber und 18,5 Arbeitnehmer, sür undurchführbar 52 Arbeitgeber und 22 'Arbeitnehmer. 4) Im Ver- kehiSgewcrbc balle» von >e IM befragte» 'Arbeitgebern bez. Arbcit- iichmecn ein Verbot für durchführbar ohne Einschränkniigen 12 Arbeitgeber und 10 'Arbeitnehmer, für dnichsithrhar »nt Ein- ichsisiikiingeil 1l,5 Arbeitgeber und 11 'Arbeitnehmer und sür un- dnrchsilhrhar 70/, Aideitgedcr und 70 Arbeitnehmer. Die Königsschivsjer Ludwigs H. werden mit 15. d. für dieses Jahr dem allgemeinen Besuche geschlossen. Wie die finanzielle Ansnütznmi dieses TheileS des Nachlasses Ludwigs II. betrieben wird, beweisen die Verkaufe nack Beclni, Leipzig, Stuttgart, Straß- bnrg ic. Eviinnerzie'uralh Ebui in Stuttgart hat so viel an chinc- siiehen und japanesiickcn Base» und Castellen, an Figuren im Sthlc Ludwigs XIV., an Schwan-Attegveien nnd anoercn tnnstgewerbticheir Prack,Mücken, die im Ali st ca ge des Königs angeiertigl wurden, er worben, daß hiervon ein Museum in -- Stuttgart errichtet werden könnte. Zeigt sich freilich an 'Allem, waS nur Ludwig 1k. in Ver bindung stand, cin phantastischer Zug. jo wäre» doch diese Arbciien werlh gewesen, gesammelt »n Heiuialhlande zu verbleiben. Allein eS wurden selbst vom Könige geiragenc Eostnmc verkauft und NgNliren letzt ans den Brettern, „welche die Welt bedeuten". Der Kiosk in Berg wurde an das Gewerbemusenm in Slraßburg veräußert, und ein LieblingSthier des Königs, dcr Zwölfcnder-Hiisch in Voideiriß, entging der wiederholt tm 'Annoncentheile der Mün-. chenei Blätter angekiindigtcn Veräußerung nur dadurch, daß er — aushrach »nd aus SichechcitSnickiichten erschossen werde» mußte. In einem Berliner Hotel in der 'Nähe des Stetliner Bahnhofs war vor einigen Tagen ein Herr und eine Dame, von Stettin kommend, cingezogen. AIS Vormittag bis II Uhr m dem Znnmcr Todtenstillc herrschte nnd aus wicdcrnolres Klopsen nicht geöffnet wurde, sprengte man, ein Unglück befürchlend, die Thür. Den Em- tretciidcn bot sich ein ichrecklichcr Anblick dar. In der rechte» Ecke des S ophas sitzend und hinten übergclehnt lag der Herr, ein Kauf mann B.. mit durchschossenem Kopf. Tie Rechte des Unglücklichen umklammerte noch den verhängnißvollen Revolver. In seinem lmke» Arme, nn seinem Herze», lag die unverehelichte L., nur mit einem Hemde nnd Untenock bekleidet. Das Blut sickerte noch aus dem Obr. in daS B. die Kugel hineingciciicrt: beide nmgab eine Blutlache. 'Aus dem Tische lagen Briefe und 45 Pfennige Klcin- czcld, der Rest ihrer Baarschafi. Ans de» Briefen ging hervor, daß B. in Stettin ein flottgehendcS Eigaiiengeschäst etablirt hatte, aber bald in Konkurs gcrathcn war. 'Nachdem er noch Unter schlagungen begangen, begab er sich mit seiner Braut, die sich in gesegneten Umständen betäub, nach Beilin zu der hier lebenden Schwester seiner Braut, hier einen Anöweg sucheno. AlS alle leine Bemühungen fruchtlos waren, beschloß er, sich das Leben zu nehmen. Da icine Braut fest darauf bestand, »ut ihm zu sterben, jagte er zunächst ihr, dann sich eine Kugel in den Kopf. Der Tod muß gleich daraus eingelrelen scm. Oesterreich. Die Stellung des Ministers v. Gautsch ist un« erschüttert, v. Gautsch wurde soeben vom Kaiser empfangen und erhielt Beweise höchster Gunst. Gras Taaffc erklärte sich mit Gnutich solidarisch. Tie Czcchen werden bezüglich der Mittelschulen keine Conccssivnen erlangen, sondern nur bezüglich der Gewerbe schulen. — Abg. Knotz trat ans dem denlschea Klub ans. Frankreich. Eine Cassarel-Angelcgcnhcit, schreibt man der „Voß Ztg ", giebt eS nicht mehr. Der General ist aus dem Heere gestoßen, eine eigentliche Schuld wurde ihm bisher nicht nachae- wicsen nnd sein 'Name wird seit zwei Tagen in der Oessentlichkelt kaum erwähnt. Der einzige Eigenname, der gegenwärtig im Zu sammenhangs mit dem Acrgeniip, genannt wird, ist der des Herrn Daniel Wilwn, deS „Herrn Schwiegersohnes", „Monsieur Gendre", wie man ihn mit spöttischer Verlranlichkeit bezeichnet. Es ist un glaublich, welche Fülle dcS Hasses er im Laute der Zeit gegen sich erregt hat. Von allen Seiten erheben sich Schlangenhäuvtcr der Verleumdung und zischen, züngeln nnd geifern gegen ihn. Er selbst erklärt diese Heftigkeit und Allyemeiicheir der Feinkscliakcit aus po- lilijchen Gründen. Die gemäßigte Linke, deren Mund das „Journ. des Dcb." ist. verzeiht ihm nicht, daß er 1869 nn Departement Jndre et Loire als Kandidat sür den gesetzgebenden Körper gegen Leon Sah ansgetreten ist und datz er vor zivci Jahren die Eisen bahn-Verträge bekämpft hat, welche von den betheiligten Geldmäch- te». den Rothschild'S und ihrem parlamentarischen Vertreter Leo» Sah mit großem Krastausgebol durchgedrückt wurde». Die Gam- bettistcn verfolgen ihn, weil er ein unversöhnlicher Gegner Gam« betta's war und an dem Sturze des „Groben Ministeriums" aus schlaggebend mitgearbeitet hat. Die äußerste Link, ist ihm feind lich. weil er eö mar. der die Uebernahmc Bvnlangrr'S in daS Kabi« net Rouvier verhinderte. So, wie gesagt, erklärt Herr Wilson selbst die auffallende Erscheinung, daß ihn nngesäbr die ganze Presse wie eine aufgeregte, blutgierige Mente hetzt. Sehr vieles Wahre ist ohne Zweisel an dicler Begründung, aber erschöpfend ist sie nicht. Herr Wiston ist keine gleichgiitige Natur, an der man vvrübcrgehen kann, ohne sie zu bemerken. Es ist nnniöglich, mit ihm zn verkeh ren, ohne ihm ei» ausgesprochener Freund oder Feind zu werden. ES ist also begreiflich, daß er erbitterte Gegner hat, aber unver ständlich, datz sich nicht auch Freunde um ihn schaaren. Daß er alle-
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