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>«r. 108 eFrschmtt: «glich frikh 7 Uhr- Inserate «erben angenommen; httLdendsS.Eo»«. tag« bi, Mittag» 1» «br: Marteustraße 1». Unzeig. t» dies- Blatt« finden ein« erfolgreich« Verbreitung loslag«: 13,000 »r«mp««« Mer Jahrg. Donnerstag. 18 April 18»7. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. dar H«rau»grb«r: Etepslh stk Netchilrdt. — verantwortücher Redactenr: IlttiUO Aetlhgrdl« Abonnement: Btrr1«ljLhrlich»0«Dl b«i uurntgeldltcher Sie» fernng in'« Ha»,. Durch di« fiöntgl Paß vierteljährlich «Rgr Lturrlue Nummern 1 Ngr Inseratenpreise: stür den Raum «in«, gespaltenen Zell«: 1 Rgr. Unter „Sing«- sankt" di« Zell, r i»gr Dresden, den 18. April. — Dem Oberaufseher an der Landesanstalt zu Waldheim, Johann Gottfried Kalipäus, ist die zum Verdienstorden gehörige goldene Medaille verliehen, der bisherige Wirthschaftschef des t. Reiter-Regiments, Oberstleutnant Klette, zum Direktor der Mi- litär-Vorrathsanstalt, der Oberleutnant von Bülow vom Feld- Artillerieregiment zum Hauptmann und der Adjutant des Pio nierbataillons, Leutnant von Schlicken, zum Oberleutnant er nannt worden. — Dem Vernehmen nach wird I. K. H. die Kronprin zessin die König!. Majestäten nach Schloß Jahnishausen, wo bis zur Entbindung I. K. H. der Prinzessin Georg Aufenthalt genommen werden soll, begleiten. — — Der Generalmajor Senfst v. Pilsach hat sich zur Jn- spicirung der neu errichteten Ulanen-Regimenter in die betreffen den Garnisonen begeben. — — Am 16. d. wurde Herr Polizei-Referendar Schubert aus Dresden mit großer Majorität zum Bürgermeister in Dah len erwählt, welches Resultat dort allgemeine Befriedigung her vorrief. — Seit Jahren war es Sitte der Militärvereine des Landes, die Erinnerung an die Erstürmung der Düppeler Schanzen durch die sächsischen Truppen am 13. April 1849 festlich zu begehen; auf hohen Wunsch ist diese Feier letzthin zum ersten Male im ganzen Lande unterblieben. — Wieder ist die Osterwoche herangekommen und mit ihr der Charfteitag, welcher der Stadt Meißen seit langer Zeit schon alljährlich Hunderte von Fremden und zumal Dresdnern zuführt, welche gekommen waren, um den Klängen des Ora toriums in dem herrlichen Dome zu lauschen und sich gleichzeitig an dem Anblicke der freundlichen Stadt im ersten Schmucke des Frühlings zu erfreuen. So hat denn auch in diese,n Jahre Herr Musikdirektor Hartmann Fleiß und Mühe aufgewendet, um die geistliche Musikaufführung, und zwar den „Elias" zur Aufführung zu bringen, auch das Wetter scheint gute Miene dazu machen zu wollen, — aber gar manchem von den treuen jährlichen Besuchern wird es Sorge machen, daß er dieses Jahr nicht über die alte Elbbrücke gehen kann, welche der Krieg der Stadt genommen hat. Deswegen fühlen wir uns verpflichtet, diejenigen, welche darüber falsch unterrichtet sein sollten, darauf aufmerksam zu machen, daß sie keineswegs von Meißen abge- fchnittcn sind, sondern daß die Verbindung nur um so bequemer und kürzer durch eine, für zwei Frachtwagen breite schöne Schiff brücke hergestcllt ist, die durch sächsische Pontoniere gebaut und bewacht wird. Es ist ein schöner Anblick, so dicht über dem Wasserspiegel dahin zu gehen, zur Rechten die Ruinen der alten gesprengten Brücke, zur Linken die ersten Bogen und Pfeiler der neuen großen Eisenbahnbrücke. Deswegen hofft die gastliche Stadt, auch dieses Jahr den Besuchern den gewohnten Genuß in geistlicher und gcmüthlicher Beziehung zu gewähren. — Wir haben neulich einige unverschämte Aeußerungen und Handlungen gewisser Bettler erzählt, die sie dann ausge stoßen oder verübt, wenn sie an einem Orte abgewiesen wurden, oder ihrer Meinung nach nicht genug geschenkt erhalten hatten. Gestern wurde uns ein Scitenstück von einer jungen, unbekann ten Hausirerin erzählt, die, als sic in einer Wohnung in der Pillnitzer Vorstadt ihre in Streichhölzchen bestehende Waare in der aufdringlichsten Weise angeboten, aber abgewiesen worden war, aus Aerger hierüber den am Vorhaus ansteckenden Schlüssel gestohlen hat.— — Laut heutigem Inserat wird der Fahrplan der Dampf schifffahrts-Gesellschaft dahin erweitert, daß vom Charfteitag an täglich ein Dampfboot früh 6 s Uhr nach Meißen und Riesa und zurück fährt. Ebenso finden Fahrten Nachmittags 5 Uhr von Meißen nach Dresden statt. — Am 12. April, Nachmittags 3 Uhr, fand vor einem großen und gewählten Zuhörerkreise die öffentliche Entlassungs feier der nach bestandener Maturitätsprüfung von der Kreuz schule abgehenden Schüler statt, und zwar zum ersten Male in der edel gebauten und aufs Prächtigste geschmückten Aula der neuen Kreuzschulc, während bis zum vorigen Jahre die Ent lassungsfeier im Saale des Stadtverordnctencollegiums stattgc- funden hatte. Dieselbe wurde durch einen Gesang des Singe chors eröffnet, worauf die Vorträge von sieben der abgchenden Schüler: Oswald Ranft aus Blankenstein, Moritz Müller aus Euba, Sigismund Wcinhold aus Lautcrbach, Richard Albert, Paul Baumgarten, Clemens Nollau und Mar Mittasch aus Dresden gehalten wurden. Im Namen der zurückbleibendcn Schüler wurde von Richard Meister aus Dresden ein Abschieds gedicht vorgetragen. Mit herzlichen Ermahnungen und trefflichen Nathschlägen entließ darauf der Rector Professor !>r. Klee die abgehenden Schüler. Ein Gesang des Singechors beschloß die schöne urd erhebende Feier. — Ueberhaupt ist das Resultat der diesjährigen Maturitätsprüfungen an der Kreuzschulc ein günstiges zu nennen: Von 22 Abiturienten, welche das Zeugniß der Reife für die akademischen Studien erhielten, erwarben sich 5 die erste, 15 die zweite und 2 die dritte Censur. — In den letztvergangenen Abenden ist in mehreren der renommirtesten Restaurationen hiesiger Stadt ein Mann aufge taucht, der unter dem Vorgeben, daß er im letzten Kriege als Soldat um sein Augenlicht gekommen, von allen Seiten bemit leidet und reichlich beschenkt wurde. Als er vorgestern Abend abermals in einem frequenten Local erschien und dort für sich einsammelte, erlaubte sich ein dort anwesender Arzt, einige Zweifel an seiner Blindheit auszusprechen. Darüber zeigte sich der Bettler zwar sehr entrüstet, als aber von einigen Gästen der Wunsch angeregt wurde, daß nach der Polizei geschickt werden möchte, zog er es vor, sich schleunigst zu entfernen. Auf der Straße wollen Leute, die ihm nachgesehen, bemerkt haben, daß er in einer, einem Blinden keineswegs eigenen Eile sich aus dem Staube gemacht hat. — — Man theilt uns mit, daß der Literat und ehemalige Schauspieldirector Friedrich v. Frieden« aus Dresden von der Redaction des „Dresdner Journals" als Feuilleton-Bericht erstatter über die Pariser Ausstellung engagirt worden ist und demnächst nach Paris abreisen wird. — — Am Dienstag verursachte auf dem Markte zu Neustadt eine lustige, für den Betheiligten allerdings augenblicklich Um stände veranlassende Episode viel Spaß für die große Menge des Publikums. Eine Heerde Schöpse, denen ihres Fettes we gen das „Hinwandeln auf dem letzten Wege, begleitet durch Trauerschläge" anfangs etwas schwer zu fallen schien, bewies praktisch, daß das Epitheton „schöpscdrehend" in der Volkssprache kein leerer Wahn sei; denn als gegen Mittag in ihrer Nähe plötzlich militärische Marschmusik ertönte, sprengten alle ausein ander, als wäre der Wolf unter sie gerathen, und zwar ver- theiltcn sie sich mit Riesensprüngen in alle in den Markt mün denden Straßen. Nicht leicht war es, die Durchgänger wieder zu erlangen. Lß — Gegenwärtig befindet sich in hiesiger Thierarzneischule ein vor wenig Tagen dahin abgegebener Hund im vollen Sta dium der Wuthkrankheit. Wer sich von dem Vorhandensein und den äußeren Erscheinungen der schrecklichen Krankheit überzeugen will, der nehme sich die Mühe das kranke Thier zu besichtigen. Der stiere Blick, das Markdurchdringcp.de, heisere Geheul und vor Allem die bißige Wuth constatiren selbst für den Laien die Existenz und das Gefahrvolle dieser Krankheit. Herr I)r. Erler gestattet die Besichtigung und giebt bezügliche Erläuterungen rc. — Leider ist noch bei Gelegenheit der Abführung des Hundes in die Thierarzneischule von demselben ein dreijähriges Kind, wel ches sich gegenwärtig in Behandlung des Herrn Koerzinger be findet, gebissen worden. — Gestern Mittag brach der Sturm vor dein Dohnacr Schlage einen großen Ast von einer Pappel und traf euren von der Wach-Ablösung in Strehlen kommenden Soldaten dermaßen, daß derselbe bewußtlos niedcrstürztc und später im Hospital untergebracht wurde. — Ein heftiger Windstoß warf auch gestern Mittag eine Frau nahe der alten Elbbrücke auf der Schloßstraße unter einen dahcrfahrcnden Omnibus, wodurch dieselbe erheblich verletzt wurde. — Als gestern der rothe Dienstmann Nr. 159 über die alte Brücke mit einer Sprossenkarre fuhr, auf welcher 14 bis 15 Tafeln Zink geladen waren, hatte er das Unglück, daß der Sturm'll Tafeln Zink vom Wagen weghob und so fort in den Wellen der Elbe begrub. Dem armen Dienstmann erwächst dadurch ein Verlust von einigen zwanzig Thalern. — Gestern Vormittag hat sich ein Chausseegeldereinnchmer aus der Oschatzer Gegend auf der schlesischen Bahn, unweit des Bahnwärterhäuschens Nr. 4, von einer zurückkommcnden Loko motive überfahren lassen, die den um 10 Uhr auf der schlesischen Bahn von hier abgegangenen Personcnzug bis über die Steigung hinausgeschobcn hat. Die Lokomotive hat den Kopf genau vom Rumpfe getrennt. Der Entleibte hinterläßt eine Frau und fünf Kinder und war 50 Jahre alt. Das Motiv des Selbst mordes ist unbekannt. — — Oeffcntliche Gerichtssitzung am 17. April. Wegen versuchter Erpressung ist Georg Moritz Wollmar zur Hauptverhandlung verwiesen worden. Angeklagter, 37 Jahre alt, erlernte nach Vollendung der Schulzeit die Apothekerkunst und errichtete später selbstständig ein Droguengeschäft. Um dasselbe zu vergrößern, trat er in ein Compagnongcschüft mit Herrn Conrad Schmidt, dem Sohne des Geh. RegierungSrathes Schmidt. Am 1. April 1864 wurde der darauf bezügliche Ver trag abgeschlossen, ein Handverkauf in der Stadt eingerichtet und eine chemische Fabrik in Blasewitz gegründet. Angeklagter ver waltete die Fabrik, während Schmidt das Dresdner Geschäft be sorgte. Das Geschäft ging aber nicht so, wie gewünscht wurde, cs traten Verluste ein, welche Wollmar seinem Coinpagnon, als dessen Bruder, dem Advocat Franz Adolph Schmidt, Schuld giebt, durch dessen Vermittelung Fabrikate aus einer böhmischen Fabrik zur besseren Verwcrthung bezogen wurden. Beziffern könne er allerdings den Verlust nicht, da ihm die Einsicht in die Bücher nicht möglich gewesen sei. Conrad Schmidt meldete die Insolvenz der Handelsgesellschaft an, während Wollmar da gegen appellirte, weil er an eine Insolvenz des Geschäfts nicht glauben konnte. Schließlich wurde aber nach Verwerftmg der Appellation der Concurs öffentlich bekannt gemacht. In der Zwischenzeit nun, am 5. Juli 1866, vor der Begründung der Appellation, schrieb Wollmar an den Vater seines CompagnonS und des Advocat Schmidt einen Brief, worin er seine Forde rung ans Geschäft auf 8000 Thlr. bezifferte, um Deckung dieser Summe bat, im anderen Falle würde er Scandalia in die Oeffentlichkeit bringen, wodurch die Familie Schmidt blosgestellt werden würde. Herr Geh. Regierungsrath Schmidt übergab diesen Brief dem Gerichte und dieses leitete gegen Wollmar die Untersuchung wegen versuchter Erpressung ein. Angeschuldigter gab an, daß dieser Brief nur eine Folge von Verhandlungen sei, in welchen Personen ihm gegenüber die Geneigtheit des Geh. RegierungSrathes ausgedrückt hätten, einen Vergleich ab zuschließen. Letzterer bestätigt, daß er geneigt gewesen sei, wmn die Verluste nicht zu groß seien, die Hand zu bieten, aber be stimmte Offerten habe er nicht gemacht. Angeschuldigter giebt zu, an Herrn Geh. Regierungsrath Schmidt keine Forderung zn haben, auch habe er unter dem Ausdruck Veröffentlichung nur Schriften an die betreffenden Behörden gemeint. Der Verlauf der heutigen Hauptverhandlung war für den Angeklagten günstig, indem Herr Assessor Lufft die Anklage wegen versuchter Erpressung in Berücksichtigung des Umstandes, daß doch vor Schreibung des Brieses Vergleichsverhandlungen stattgefunden haben, fallen läßt und auf vollständige Freisprechung anträgt, da auch Geh. Re gierungsrath Schmidt einen Antrag auf Bestrafung wegen Nöthigung, welches Vergehen unzweifelhaft im Gebühren des Angeklagten liege, nicht stellen zu wollen erklärt habe. Advocat j Nr. Bähr schließt sich den Ausführungen der Staatsanwaltschaft j in Bezug auf die Schlußanträge an, wie denn auch der Ge richtshof den Angeschuldigten freisprach. Tagesgeschichte. Berlin, 16. April. Die „B. B.-Ztg." will wissen, daß, wenn der Reichstag am Montag auf seinem früheren Beschlüsse in der Diätenangelegenheit bestanden hätte, derselbe sofort auf gelöst worden wäre, und daß alsdann die Aufrechterhaltung des norddeutschen Bundes, vorläufig ohne Volksvertretung, unter Vorbehalt der Einberufung eines deutschen Parlamentes, nach näherer Vereinigung mit den süddeutschen Staaten beabsichtigt war. — Wie es heißt, wird der Kriegsminister v. Noon aus Gesundheitsrücksichten sein Portefeuille niederlegen. Als seinen Nachfolger bezeichnet das Gerücht den General Vogel v. Falcken- stein, zur Zeit csmmandirender General in Königsberg und Vertreter dieser Stadt auf dem Reichstage. — Uebcr die Bünd nisse, welche Preußen im vorigen Sommer mit Bayern, Würt temberg und Baden abgeschlossen hat, gehen der „Köln. Ztg." merkwürdige Enthüllungen zu, die sie als zuverlässig ansieht. Es geht daraus hervor, daß jene Bündnisse nicht von Preußen gefordert und mit Drohungen durchgesetzt, sondern im Gegen- theil von den süddeutschen Staaten angeboten worden sind, die auf diese Weise beträchtlichen Gebietsabtretungen entgingen. — Der „Hannöverschc Cour." theilt den hannöverschen Damen, um sie mit der neuen Militärverfassung auszusöhnen, mit, daß in der preußischen Armee nicht nur schon die SecondeleutnantS heirathen dürfen, sondern daß auch die Rittmeister und Haupt leute von der Nachweisung eines Privateinkommens entbunden sind. — Zwei Reservisten aus Wcstendorf (Hannover), welche bei der Controleversammlung hinter dem Rücken des OfficierS „Kuckuk" riefen, sind nach Minden abgeführt worden. — Aus Dona-Francisco (Südamerika) berichtet die dortige „Colonie- Ztg." vom 26. Januar: An das frühere hannoversche Consulat hiesiger Colonie, welches bereits im vorigen Monat außer Wirk samkeit gesetzt wurde, gelangte dieser Tage ei» von Wien aus erlassenes, mit der Uebcrschrift „Georg Rer" versehenes Schrei ben nebst einer Zuschrift von Graf Platcn, welche Briefschaften die Anzeige von der Fortdauer der königlichen Macht und die Aufforderung zur beharrlichen Festhaltung der amtlichen Pflich ten enthielten. Das Schreiben war nicht ftanlirt und verur sachte 4 Milreis 800 Reis Kosten. Berlin, Miftwoch, 17. April, Vormittags 11 Uhr. (Di rekte Meldung des „Dr. I." In der heutigen Reichstagssitzung erklärte Graf v. Bismarck, die Bevollmächtigten der verbündeten Regierungen hätten gestern Sitzung gehalten, und liest das Pro tokoll über dieselbe vor, wonach die Commissare darin einig waren, den Verfassungsentwurf, wie er aus der Schlußberath- ung hervorgegangcn, anzunehmcn. (Bram. Sodann sagt Graf v. Bismarck als Vorsitzender der Bundescommissare: „Auf Grund der Machtvollkommenheit, welche die verbündeten Regie rungen auf Preußens König übertragen haben, und auf Grund der Vollmacht, welche Sc. Maj. der König mir dazu crtheilt, erkläre ich die Verfassung des norddeutschen Bundes, wie sie aus den Berathungen des Reichstags hervorgegangcn, für an--.