Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030402022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903040202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903040202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-02
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese» Blatt wird dm Leiem von Dresden 1041L ^ ^ und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Vu»' zugestkllt. während e» die Post. Abonnenten am Morgen ,n einer Gesamtausgabe erhalte«. Nnrelgen-calll. iliinabme von «irkündliunaen viL naLmitlaos 3 Ul>r Sonn und NkikNasr nur Manenllrabe 3» von n bis '/»NIKr Die livaliiaeBrund ikile ica s Silixm 2v Ps«, An klinbiaunam aus derVrivaNewZr-iie 2S Pia: die ripaitia« Zeile als .üi» »eiandl" oder uui LertieNe so Pio Ä» Nummern nach Tonn und ^rirr lasen I de, Lirallioe <Nrund«e,ien 3v, <x> bez so und so Pia nach de ionderem Tarn, AuSwärlioe Änl »äse nur ocaen Porausdkjadinna, Bcleoblälter werden mit lvP>„. berechnet, Scrnivrechanichlub: «Mt 1 Str. 11 und Nr. 200». SrLuvrvi Lvlsvvilr m a v. d« »M" von kvioer Looknrronr üdor- troklenon, ksivorraßen» dobömmlivben Livre! «r.SS. Ssieitl Neueste Drahtberichte. Mirtbewohner-Bercin, GeiichtSverbandlmigcii. .Tioubadour", „Maria von Magdala". „Das Lebensproblem in Mann und Weib". Donnerstag, 2. April LW3. Neueste Drahtmeldungen vom 1. April Berlin. Die Feier des 50jährigen Dicnstiubiläums des Lhess des Generalstabes der Armee Grafen Schlieffen fand heute unter der Teilnahme des Kaisers statt. Der Kaiser hielt in Geaeiilvart sämtlicher GeneralstabSossiziere und Abordnungen des sächsischen und des bayerischen Generalstabes, sowie des Grasen Waldersee eine Ansprache an Schliesten, in der er dessen Verdienste um die Armee hervorhob und die Verleihung einer hohen Ordens- auszeichnung ankündigte. Berlin. sPriv.-Tel.) Das Herrenhaus begann heute die Beratung des Staatshaushaltsetats. Eine Generaldebatte fand nicht statt. Die einzelnen Etats tourden, soweit sie heute überhaupt zur Erledigung kamen, unverändert genehmigt, Kopenhagen, Das Kopenhagener Blatt „Sozialdemo kraten" schreibt: Ais Haupt unseres südlichen Nachbarstaates be sucht der Kaiser Kopenhagen, und als dänische Staatsbürger müssen wir chm einen würdigen und nachbarschaftlich freund lichen Empfang wünschen. Alle vernünftigen Dänen wünschen nur das beste nachbarschaftliche Verhältnis zwischen Dänemark und Deutschland, Wir sehen nur eine Gefahr in der auswärtigen Politik siir unser Land, nämlich in den Verdacht zu geraten, das, wir Deutschland feindliche Gefühle und Pläne hegen, Kaiser Wilhelm repräsentiert die deutsche Nation, vor deren Tüchtigkeit, Kleis, und Wissenschaftlichkeit wir den größten Respekt haben, und wie wir gern in guter Nachbarschaft zu leben wünschen als kluge friedliebende Dänen, wünschen >vir, das, das Staatshaupt des Deutschen Reiches eine schöne und freundliche Aufnahme in den Tagen, wo er der Gast unseres Landes und unserer Hauptstadt ist, finden möge, Stockholm, „Astonbladet" sagt i» seinem heutigen Leit artikel „Hur Wismarfrage" zum Schluß: Unsere Leitung der auswärtigen Angelegenheiten bat die Ausgabe, da die Ab- lretung Wismars von allen Seiten als selbstverständlich ange sehen wird, diese Abtretung auf die Weise und unter den Bedin gungen geschehen zu lasten, die unserem Lande den grösstmög- licheii Vorteil gewahren können. Wir haben Grund, von jeder Art von großvolitischcn Kombinationen abznsehen, wir müssen uns mit dem alten Sprichwort trösten: Eine Taube in der Hand ist besser, als zöhn auf dem Dache, Es ist klar, das; es dabei am nächsten liegt, an Vorteile ökonomischer Natur zu denken. Unsere Verbindung mit einem großen uns freundlich ge sinnten Nachbarstaate ist von bedenklicher Verschlechterung be droht durch den neuen deutschen Zolltarif, Hier ist nicht die rechte Stelle, sich aus Einzelheiten einzulasten, ober so viel mutz doch wohl die Erwerbung eines unbeschränkten und vollen Hohcitsrechtes über Wismar für das Deutsche Reich Wert haben, daß dieses deswegen bereit sein könnte, ans irgend welche traktat- mäßige Milderung irgend einiger Zollsätze emzugehen, die für das schwedische Geschäftsleben die drückendsten sind. In dem königlichen Entwürfe wird empfohlen das; der Reichstag ohne Bedingung oder Vorbehalt seine Zustimmung dazu gebe, dah Schweden von seinem traktatmätzigen Rechte abstehe. Wir denken, daß dies die einzig möglich« Form ist, unter der eine solche Prä position berücksichtigt werden kann; aber das bindert nicht, das Verschiedenes zwischen den Zeilen gelesen werden kann in der Zustimmung, die der Reichstag zweifellos der Regierung geben wird. Der Reichstag hat allen Grund, von der Regierung zu erwarten, daß Schwedens Wohl und Interessen nickst »»berück- sichligt gelassen werden, und wir haben reinen Grund, zu glauben, daß diese Voraussetzungen nicht in Erfüllung gehen werden, Wien, Der Verfassungsausschutz des Abgeordneten hauses nahm in namentlicher Abstimmung mit 13 gegen 12 Stimme» den Antrag des Subkomitces ans Aushebung des 8 14 des Staatsgrnndgesetzes an. Wien. Der „N. Fr, Pr." wird aus Belgrad gemeldet, der russische Konsul in Mitrowitza sei im Rücken verwundet worden, Marseille, Da die Unternehmer die Forderung der Hasen- und Dockarbeiter betr, die Einführung des Neun- skundentages abgelehnt haben, haben die Arbeiter beschlossen, von heute ab aus eigener Machtvollkommenheit nur 9 Stunden zu arbeiten und alle Ueberstundenarbeit zu verweigern. Rom. Nach einer Meldung der „Agenzia Stesani" hatte der italienische Botschafter dieser Tage eine eingehende Unter redung mit dem Grotzvezier, in der er sowohl die rasche Turcks- sührung der Reformen in Makedonien forderte, als auch die dringende Notwendigkeit von Mahnahmen zu dem Ende betonte, dah das Beruhigungstverk nicht durch die Agitation der mohame- dänischen Albanesen und die Ausschreitungen der Rediss vecin- trächtigt werde. Neapel. Reichskanzler Graf Bülow empfing heute den Schiffsieutnant Grasen Vattano, der ihm namens des Marine kommandanten ein Torpedoboot für die Dauer seines Aufenthalts zur Verfügung stellte. Udine. Gestern abend stürzte in Palmanova der von der Republik Venedig im Jahre 1750 erbaute Aquädukt ein, der »um Nationaldenkmol erklärt worden war. Es wurden gerade Ausbesserungen vorgenommen. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Athen. Delyanni 3 ist interimistisch mit der Leitung des Kriegsministeriums betraut worden. Konstantinopel. Nachdem die Albanesen zu offensiven Kundgebungen gegen die Reformen übergegangcn sind, das Dorf Vnciton bei Mitrowitza überfallen und die dortige» christ lichen Gendarmen fortgesührt, sowie am Montag den mit schweren 'Verlusten zurückgeschlagenen Angriff aus Mitrowitza gemacht haben, hat die Pforte alle verfügbaren Gendarmen und Truppen von Saloniki und anderen Städten an Ort und Stelle entsandt. Auch sollen 8 Bataillone aus dem Vilajct Ardin bereits unterwegs sein, denen weitere zwei folgen werden. Gegenüber etwaigen serbischen und bulgarischen Stimmen, welche diesen Truppensendungen aggressive Absichten unterschieben könnten, was unzutreffend ist, wird von türkischer Seite betont, datz die Truppen zur Wiederher stellung der Ordnung in dem betreffenden Gebiete unbedingt not wendig sind, Konstantinopcl. Die durch verbrecherische Hand ver ursachte Beschädigung der Eisenbahnbrücke zwischen Mustapha-Pascha und Kadikoei ist provisorisch repariert. Ter durckigehende Verkehr wird bereits heute wieder ausgenommen. Sofia. Die Verlängerung der Kammersession soll der Erledigung des Zolltarifs und vielleicht auch der des Kredits für militärische Zwecke dienen. Paprikow soll vorläufig in Disponibilität bleiben. Der jetzige Chef des Generalstabcs Jliew tritt zurück, der Posten soll jedoch vorläufig nicht besetzt werden. Washington. Der Gesandte Bowen erhielt ans Caracas die Bestätigung der Nachricht, der französische Gesandte habe mit dem Comptoir National d'Escompte andauernd Verhandlungen wegen der Konversion der venezolanischen Schuld und Begründung einer französischen Bank in Caracas, Kairo. Ter deutsche Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich sind nach Port Said abgereist, nachdem sie gestern einen Abschiedsbesuch beim Khedive gemacht und die Königin von Portugal im Hotel begrübt hatten. Caserta. Gestern abend wütete in der Gemeinde Grazanise ein schrecklicher Orkan. Der ans den Feldern und an den Wohn stätten angerichtetc Schaden ist sehr bedeutend. Drei Personen wurden getötet, mehrere verletzt. Tanger, lieber den durch eine Havasdcpesche gemeldeten Aufstand, der angeblich im ganzen nordöstlichen Teile Marokkos herrschen soll, ist keine Bestätigung hierher gelangt. Seit Monaten liegen die Kabylen des Nordostens unter einander in den landes üblichen Febden; einzelne zählen sich zu den Anhängern des Prä tendenten, für einen allgemeinen Aufstand aber fehlen alle Anzeichen. Oeitliches und Sächsisches. Dresden. 1. Avril. —* Fürst Victor und Prinzessin Sophie von Schönbura- Waldenburg besuchten das Atelier des Hofphotographen Hahn Nachf. behufs photographischer Aufnahmen. —* Herr Geh. Medizinolrat Dr. Erd mann, hier, feierte beute sein 50iährigcs Jubiläum als Doktor der medizinischen Fakultät der Universität Leipzig. —* Herr Landgerichtspräsident Dr. Hartmann in Planen i. V. feierte heute sein Wjähriaes Ortsiubilänm. Ter Jubilar wurde am 1. April 1878 aus Ännabera nach Planen als Nach folger des in den Ruhestand tretenden Staatsanwalts Schwäger versetzt. Präsident des Landgerichts wurde er am 1. Dezember 1804. —' Der Unicravotbkter der Res Dr Rudolph wurde zu», Ober- avothekcr des Beurlauölenslandes befördert unv der Hausverwalter FröhliL als Kanzleisekretär Heini Kadettenkorps anaeftcllt. —* Die amtliche Festsetzung des Wahltermins hat in recht licher Beziehung die Folge, datz nunmehr die Bestimmung im 2. und 3. Absatz des 8 43 der Gewerbeordnung in Kraft tritt, welche lautet: „Zur Verteilungvon Stimmzetteln und Druck schriften zu Wahlzweckeu bei der Wahl zu gesetzgebenden Körperschaften ist eine polizeiliche Erlaubnis in der Zeit von der amtliche» Bekanntmachung des Wahltages bis zur Beendigung des Wahlaktes nicht erforderlich. Dasselbe gilt auch bezüglich der nicht gewerbsmäßige» Verteilung von Stimmzetteln und Druck schriften zu Wahlzwecken." —* Der April scheint seine sprichwörtlich gewordene Launen- hastigkeit gleich belm Avtutt seiner Herrschaft betätigen zu wollen. Die Witterung des heutigen Tages ließ an Veränderlichkeit in der Tat nichts zu wünschen übrig. Ten frühlinaswäßig warmen Mürztagen ist eine erhebliche Abküblung gefolgt, Rege» und Wind haben die Oberherrschaft gewannen und die ab und zu durch bülleres Gewölk dringenden Sonnenstrahlen vermochten sich nur kurze Zeit zu behauvlen. Vereinzelt wirbelten sogar Schneestocken durch die Lust hernieder, ahne jedoch eine bleibende Stätte zn finde». Der unsieuiidliche Charatter des Ostcrmonals kommt'aber dem Landmann sehr geleaen, denn, April warm — Daß Gott erbarm', so lautet eine Bauernregel. Benimmt sich der Avril all,» zahm, io soll der Mai desto wilder sein. Bläst er jedoch tüchtig in sein Horn, so steht es gut um Heu und Korn. Man sieht, welch' vcrlchicdener Beuiteilung der stürmische Bursche nnteiliegt. Dagegen pflegt eine allzu schnelle Entwickelung der Vegetation schon im Anfang des Mvnats kein gutes Zeichen zu sein. Zwar sollen der 9. bis 12. gein große Wärme bringen, aber der hinkende Bote kommt in Gestalt von Sturm und Kälte, sowie am 23 /24. gefährlichen Nachtfrösten. —* Die vom „Allgemeinen Mietbewohner- Verein" für gestern abend na h „Mcinholds Sälen" cinberusenc öffentliche Versammlung beschäftigte sich mit dem Thema: „Ge rechte Besteuerung des Grundbesitzes hehuss Abschas jung der städtischen indirekten Abgaben". Der Vor sitzende, Herr Rechtsanwalt Türk erössncte die gutbesuchte Vcr eichstagsocsck-lußs iin Jahre 1910 bevorstehenden Aufhebung dieser etwa 14f> Mi Ausfall zu decken, in Behinderung des Ertrag bringenden Abgaben den entstehenden ieraus nahm Herr D c. Engel A. D errn A. Damaschke erschienen war, das der ori ..... >y dringend notwendig, cs frage sich deshalb auch hier, ob die kommen- oder die Grundsteuer den Ausfall decken solle. Die erster« wäre ja das Fundament jeder Steuergesetzgebung, die Gerechtig keit verlange aber eine Abgrenzung beider Prinzipien. Durch die Tätigkeit der Gemeinden erwüchsen dem Grundbesitz mannigfache Vorteile durch Wertsstcigerungen, und in den Zeiten grober Krisen bticbcn die Budgets der Städte bei einer erhöhten Grundsteuer eher vor Schwankungen bewahrt als bei Besteuerung der freien Arbeitskraft. Was die Abwälzbarkeit der Grundsteuer anbctreffc, so könne man behaupten, das; im Durchschnitt der Grundbesitzer, nicht der Mieter sie trage. Die Umsatzsteuer wäre allerdings in Deutschland hoch, jedoch seien z. B. in Holland bei ihrer Herab setzung schlimme Erfahrungen gemacht worden. Der öftere Besitz- Wechsel, der in Berlin durchschnittlich aller neun Jahre erfolge solle eben vermieden werden, uni Mictssteigerungen zu beschränken. Die Notwendigkeit gebiete, die bestehende Form der Nutzungs- wcrtstcuer fallen zu lassen und eine Besteuerung nach dem gemeinen Werte einzuführcn. Infolge des größeren Risikos lMietausfälle, Abnützung, Wechsel der Parteien, Reparaturen usw.s sind die Arbeiterbänser-Besitzer beute gegenüber den Besitzern besserer Häuser iin Nachteil. Dadurch würde die Neigung zuin Baue kleiner Wohnungen immer geringer. Wie nötig diese jedoch seien, gehe daraus hervor, daß Deutschlands BevöHrung jährlich um 800 000 Köpfe zunehme. Eine Heranziehung der jetzt nur gering besteuerten Baustellen zu einer Steuer nach dem gemeinen Wert sei eine Forderung der Gerechtigkeit. Ties ergebe sich aus der durch die Entwicklung der Städte geförderten Werlssteigerung und die damit verbundene Bodenspekulation. In dieser Frage könnten Hausbesitzer und Mieter znsammenaehcn, wie Redner an ver schiedenen Beispielen bewies. Ein Spekulant habe u. a. in Spandau statt 32. Mk. fortan jährlich 14 000 Mk. zahlen müssen und die Finanzverhältnisse der Gemeinde wären günstiger geworden. Tie Kunst und Wissenschaft. f* Mitteilung aus dem Bureau der Königs. H 0 ftheater. In der Aufführung der Pantomime „Der verlorene Sohn" Freitag, den 3. April, im Schauspielhausc, die unter Mitwirkung der König!. Kavelle und des Herrn Percy Sherwood statlfindct, werden die Hauptrollen wie in der Erstausführung von den Damen: Serda, Rast, Firle und den Herren: Scheidcmantel und Berger dargestellt. f* Im König!. Hofopcrnhausc gastierte gestern aushilss- weise Irl. Jenny Korb vom Leipziger Stadttheater als Leonore im „Troubadour". Irl. Korb stt zweifellos eine noch in der künst lerischen Entwicklung sichende Sängerin, deren Technik der weite ren Vervollkommnung bedarf, um so mchr, als auch die stimmliche Begabung nicht sonderlich bervorraqrnd scheint. Das Organ klingt im tiefen Register schwach, im Medium flach, und einige wirk lich gute und tragsähige Töne der hohen Lage sind, namentlich im Fortcsingen, zu starr vom Vibrato beeinflußt, um als tadellos reiz voll gelten zu können. Ernste, unter intelligenter Anleitung ge pflegte Studien dürften hier wesentlich Wandel schaffen, vorläufig mangelt es noch an manchem, das aus der Sängerin erst die Künstlerin bildet. Die übrigen Partien wurden von dm Herren Scheidemantel, Gießen und Frl. Schäfer gesungen. — Merkwürdig, um nickt zu sagm, komisch berührt immer wieder die Art, wie hier und anderwärts das Troubadour-Ständchen im zweiten Bilde vor sich geht. Manrico singt unverkennbar mit Harfenbealeitung. Wer aber spielt diese Harfe? Daß er sich einen Harfenisten mitbringt, ist im Hinblick auf den Zweck und das Milieu der Vorgänge nicht annehmbar. Er begleitet sich also — und wozu wäre er denn Tro»badour — höchst eigenhändig Wo aber bleibt das Instrument? Wirst er es, ähnlich wie man leichtsinniger Weise sehr oft mit den Trinkgefäßen in der „Oper" umgeht, auf die Leite, in daS erste, beste Gebüsch, oder bat er es einem „alten, treuen Diener" zur einstweiligen Aufbewahrung übergeben? Hierüber AuMärung zu erhalten, wäre gewiß manchem Freunde des braven „Troubadour" recht wünschenswert. Ü. 8t. f* „Mart» »»« Magdala". Paul Heyses in letzter Zelt fast gar zu viel genanntes Drama, wurde gestern abend in der „Akade mischen Geseiljchaftder SchünenKünste" von einem gingen Künstler. Herrn Fritz Haentzschel, einem Schüler unseres trefflichen Porth. unter lebhafter Anteilnahme eines ge ladenen Publikums Nörgeleien. Da das Werk — dank der künst lerischen Haudhäbung unserer Thealerzensur — demnächst im Nesidenzlhertter imgeschent zur össenilichen Darstellung kommen wird, kann eine Kritik seiner Vorzüge wie seiner Schwächen füglich vis dahin uiitervleide» zumal der Dichter beanspruchen dail, daß lein Bühnemvcrk nach einer Aufführung. unv nicht nach einer Vorlesung beurteilt wird: gibt doch die szenische Darstellung eines Dramas, in den meinen Fällen wenigstens, ein tolai anderes Bild, als die bloße Reiitatio» ohne leden Bühnenapparat. mag sie sich nnch noch so sehr bemühen, den Intentionen des Autors gerecht zu werden. Was Herr Haentzschel gestern abend bot. war recht Anilehmharcs. >a sogar mehr als das. wenn man die Schwierigkeit der ihm ge stellten Ausgabe billigrttv ise in Rechnung zieht. Namentlich zu Anfang erfreute er durch klare Durcharbeitung und geschmackvollen Vortrag, während er im Verlause des Abends davon mehr und mehr abging. bisweilen sick auch überhastete und »ndentlich wurde Seine in jedem Falle beifallsweilen Bemühungen, dem Werke einen vollen Erfolg vor de» Hörer» zu rilpreche», wurden am Ende jedes Aktes mit reichem Beifall, am Schlnste sogar mit eincni Lorbeerkranz dankbarst von der „Akademuchen Gesellschaft" an erkannt. — Das äußere Arrangement des Abends war. was nicht verschwiegen werden darf, nicht sehr glücklich. Die wenig geschickte Wahl des Lokales — der hinter de» NestanrationSräume» liegende Weiße Saal der „Drei Raben", in de» unausgesetzt der Lärm zechender Gäste hinein klang —. die miserablen Garderobcvcrhält- »isse, — man konnte »ur tn dem Saale selbst oblegen —, das Aufftellen von Bieitischen links und rechts von den Stuhireihen, das ewige Hin- und Heraelause der zn spät Kommenden. — das alles war ganz gewiß nicht stimmungsfördernd und berührte um io peinlicher, als sich dieie Mängel bet einigem Geschick mit Leichtigkeit vorher hätten abstelle» lasten, was hoffentlich bei den weiteren Vortragsabenden der „Akademische» Gesellschaft" ge schieht, wenn sie darauf rechnet, ferner künstlerisch ernst genommen zn werden. V. -f* „Da» Lebensproblem iu Mann und Weib" — so lautete das Thema deS zweiten der zhklischen Vorträge, die Herr Dr. Franz Bachmann über moderne Zeit- und Streitfragen zu halten gedenkt. Von vornherein wirkt wohltuend an dem gestrigen Vortrage Dr. BachmannS. datz er sich nicht — wie e» leider zur Mode ge worden — auf den Standpunkt des zweifelsüchtigen und alles negierenden Philosophen, sondern vielmehr aus den des ehrfurchts voll und gläubig zu seinem Gott aufschcruendcn, wenn auch etwas freireligiös angehauchten Wahrhcitssuchers stellt. Ein Leben ohne Gott ist dem Vortragenden überhaupt tein Leben, sondern zweck- und zielloses Vegetieren: daher fragt er auch, um das Lebcns- vrobicm in Mann und Weib zu ergründen, in erster Linie danach, welche Ausgaben Mann und Weib zn lösen haben »ach dem Willen des Schöpfers, welches gegenseitige Verhältnis und welche Stellung Gott und die Natur beiden zuwcisen. Von solchem Gesichtspunkte aus betrachtet, kann lein Zweifel darüber herrschen, daß Mann und Weib für einander geschaffen worden sind, zum Leben mit- einander in ehelicher Gemeinschaft. Leider hat aber das moderne Kulturleben und die soziale Not aus der gottgewollten Ehe ein Zerrbild entstehen lassen. Die Ehenot ist vielleicht die schlimmste Not unserer Tage: denn die moderne Ehe ist in den meisten Fällen nichts anderes als eine einzige große Lüge. An wem liegt die Schuld? Offenbar an beiden Teilen, am Mann wie am Weibe: aber nicht bloß am Einzelwesen im gegebenen einzelne» Falle, sondern erst recht an den allgemein herrschenden oberflächlichen und verkehrten Anschauungen über Ehe und Liebe, an der Vcr- kennung der Ehe als einer heiligen, läuternden, fördernden, er- zieherischen, vom Egoismus besteienden Institution, die zur Voll- endung des Menschen, zur Veredelung des Lebens, zur Sittlichkeit und zu Gott führt. Daß eine solche ideale Ehe heutezutage fast nir gends mehr zu finden ist, liegt an der verkehrten Auffassung des Lebcnsproblems in Mann und Weib. Sehen wir doch heute Mann und Weib, die zum Leben mit einander und für einander Ge schaffenen, in heißem Ringen gegen einander kämpfen: wo uneigen nützige und hingebende Liebe.herrschen sollte, da herrscht der kalte Egoismus, der Wille zur Macht und zum Herrschen. Das Weib der Neuzeit hat diese üblen Eigenschaften vom Manne, der im harten Kampfe »ms Dasein selbst hart geworden ist, gelernt: mochte vielmehr umgekehrt der Mann von des Weibes edelstem und ureigenstem Grnndziig lernen: von des Weibes reichem Gefühls leben. Dann werde zn aller Heile das Dichterwort zur Wahrheit werden: „Das ewig Weibliche zieht uns hinan!" — Diese nur flüch tig angedeuteten Grundgedanken wurden in klarer, ideenreicher und warm begeisterter Rede im einzelnen durchgeführt und vielseiti»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite