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Dresdner Nachrichten : 30.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188706308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18870630
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18870630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-30
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.06.1887
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schüft« »«traut habe. Letzterer ergriff nun da- Wort»» seinem anderthalbstündigen Berichte über den Stand der Schulderes wegung in Oesterreich und zugleich über die Wieurr Ha kauunluna (28. bi- Ä>. Mai d. I.). zu welche, der Berichterstatter für den Landesverband Sachsen entsendet worden war. Dir Redner gab ein lebendiges Bild von de» festlichen Veranstaltungen, von der durch einmüthigeS Streben getragenen Hauptversammlung, welchr vom 2. Bürgermeister Wien», Dr. Prix, begrübt wurde. Dann folgte eine Schilderung de- schönen Einpsanacs im Ratbbause zu Wien, dessen derrlichrr Pruuksaal zu einem Nachmittaasseste zur Versüaung gestellt war. Die redenrcnhe Feslkneipe desselben TaacS, der nebelig-regnerische AuSslua auf den Semmering, Alles fügte sich zu einer lebcnösrischen Darstellung, der rS nicht an zahl, achtenSwerthen Mitlheiliinaen über Personen und Perm Kaiserstadt an der Donau fehlte. Hierauf ging Redner zu cmrr eingehenden Schildernng der.Tbätigkeit des deutsch - österreichischen Cchulvercins über. Das beträchtliche Einkommen: 291.000 fl., der hohe Vennögensbestand: von 482,750 st., die erfolgreiche Mitarbeit der hochverdienten Kranen und Jungfrauen aller Gauen Oester reichs. dann aber auch die lauge Zeit hoher Gefahr drohender poli tischer Streitigkeiten der deutichcn Fraktion des Wiener ReichsratdeS, vor Allem aber der Feind aller begeisterter und gemeinnütziger Be strebungen, die bekannte Lässigkeit und Gleichgiltigkeit so vieler Deutscher, endlich die achtunggebietenden thatiächlichen Leistlingen des Vereines auf seinem eigentlichen ArbeitSselde, dem Schulwesen jeaer Richtung, fanden gebührende Beachtung und Beleuchtung. Die Kennzeichnung der von den Ezechcn, namentlich dem AuSlaiide gegenüber gcheuchellen Friedfertigkeit und Duldsamkeit rief wieder holte Knndgedilngeil der Zuhörer hervor. Redner beleuchtet sodann, ankilüpsrnd an die .Sokvllsleil"-Feier (czechisaze Turner) i» Prag, die Unparteilichkeit" der Taasse'fchcn Regierung, welche den Teutichen die Feier de-s Wiährigcn TuriivereiilSjublläiniis unmög lich gemacht hat. den Ezechen aber Eclaubniß gegeben hat zu de» woct enlnngen lärmcudeii Uni- inid Atiizügen der Sololisten. Die deulich gcichriebclie, aber deutschieiudliche Zeitung „Politik" wurde gekennzeichnet, ebenso das unglaubliche Phraienhetdenthnm dcS BnigeuiikiilerS Prag, der vre Svkolislcn persönlich in der un- sinnigsten Weise lobhudelnd begrünte. Ter Redner schilderte nun ini Bcilame iciner 3,'eäc eingehend die sonsiigen Gegner dcSDentsch- thnms in Oesterreich, die Slave» (NusseiO, sli'nthenen. Slvvene». Magoaren ?c.. wies aber mit besonderer Betonung auf die bedauer liche Erschc-nnng hi», dag der dentiche Elenis m Oesterreich fast a»snal!>nslos und ebenso die dcnlschcn Großgrundbesitzer (Landadel und Magnaten) zu den Feinden der Tenlschen hielten. Dem mir anbaüendcm Beifall ausgenommenen Belicht folgten geschäftliche Mittheilniigen verschiedener Art, ans denen nur hclvorgchvben sei, das', die Anineldiingeil zur Frauenortsgruppe Dresden im besten Gange sind. — Der Vorstand deS deutschen R ea ls ck n l m ä n ner - Ver- cins hat sich nach den vom Telrgirtentage in Berlin vollzogenen Wahlen, wie folgt, konstitnirt: Direktor Tr. Schanendurg-Ereseld, Vorsitzender: Prof. Dr. Schmeding-Duisbura, Echristsührer: Ober lehrer Tr. Bildde-Tinsbnra, Kasscnsüdrer: Direktor De. Eramer- Miilhci»!, Direktor Tr^ Börner-Elberfeld, Direktor Dr. Mever- Doitiiin»d,TirektorDr.Ske>nbact-Tuisblirg und Pros. Dr.Brenneckc- Elbersetd. Ter Verein zählt in 58 Zwcigvereincn 2939 Mitglieder. Zu dicien Zioeigv» reinen gehört auch der sächsische Rkalschulmanncr- Vereiii inil 2l6 Mitgliedern, welche sich ans die sächsischen Neal- aviiniasieu und Realschule», mit Ausnahme der istealichulen zn Tresden-Friediichstadt und Reichendach i. B., verthcilen. Der Aus schuß des sachsinien Realschnlmänner-Vercins besieht auf Gcund der auf der Hanptveriamniliing in Zwickau slaltgesundenen Wahlen ans Rektor Prof. Dr. Lippold-Zwickau, Vorsitzender: Direktor Dr. Miith-Pirno, Sck>rffftiil»er: Oberlehrer Prix-Annaberg, Ka'nrcr; Konrektor Prof. Haas-Drcsden und Direktor Tr. Prietzel-Löban. Die Sekiiou für die sächsifchen Rcalichnlen wird von Direktor Dr. Mulh-Pima, Direktor Tr. Vvllhering-Bautzen, Direktor Atbrecht- Crinimilschan. Oberlehrer Giaß-Glanchau und Oberlehrer Bret- schneider-Siochlitz gebildet. Infolge des Wahlergebnisses der in Zwickau abgchaltenen Geiicralverianilillniig der Wittwen- und Waisenkasfe von Lehrern an sächsischen Realgymnasien und Real schulen Hai sich der Vorstand dieser Kasse dergestalt toilslitiiirt, daß Oberlehrer Dr. Welte den Vorsitz führt, Oberlehrer H. Unbescheid das Amt des Schriftführers und Oberlehrer Dr. Kell daS Amt vcs Kalsirers verwaltet, während die Oberlehrer Dr. Helm und Tr. Henke, sämintiich in Dresden, als Beisitzer sungiren. . — A:n Dienstag wurde in der Aula des AugusteumS in Leip zig die Feier des Gedächtnisses an Dr. Job. Ernst Otto Stodbe rn ernst solenner Weife begangen. An dem großen Katheder hatten sich die Fahnendeputationen der studentischen Vereinigungen in Tranerparade gnwvirt: ii» Saale waren die Profrsioreii, Docenten, Studenten und UniversikätSbeamteii, die Ehrengäste der Faknttäl ans chcn Kreisen der Reichs- und Lnudesbehorde», des Magistrats und der Bürgerschaft versammelt. Unter den Ehrengästen bcianden sich Präsident Geh.-Rath Dr. Siimon, Ober-Reichsanwalt Teisen dorfs, Senalspräsident Tr. Fleischnuer. Landgerichts- nnd Discipli- narhvss-Präsident Schurig. Gencratleuinanl von Tickirschly und Bögcndorsf, Oberbürgermeister Tr. Georgi, k. und k. Generalkonsul Direktor Dr. Wachsinnth. Tie Pansiner langen unter Leitung des Pro'. Tr. Langer, als der Rektor Maginstkus Pros. Dr. Woltn mar Schmidt, begleitet vom Kreishanvtmann Grasen zu Münster und den Dekanen der juristischen und philosophischen Fakultät, den Professoren und Geh. Honälhcn Tr. Fricdbe.a und Tr. Overbeck erschienen waren, einen Paisionsgriang von Jakob Gallus, das „Pecs guomvilo morstnr znstus" und hieraus hielt Geh. Holrath Prost Tr. Fricdbcrg die Gedächlnißrede, die außcroidentlichcn Ein druck machte. Tiefe stiebe erscheint demnächst in Berlin »n Druck. Rach der Rede schlossen die Pauliner die erhebende Feier n»t Franz Ltto's „Twsllied". — stluch in den Lüften bewegt sich die Sozialdemokratie. Ein Beweis dafür ist, daß am 26. in den Mcußlitzer Fluren ein ziemlich großer Luftballon siel, an dem ein Zettel befestigt war, auf welchem das Bild August Bcbrl's Prangte. Darunter stand ge schrieben : Hoch lebe die Arbeiterpartei! Hoch Bebel! Der Ballon kani aus Westen. — Am Montag ist ein Collischreiber aus dem Schlesischen Bahn Hofe beim Rücken eines Lastwagens zwischen diesen und einen Prellstein gekommen, wobei ihm die Wade zerquetscht wurde. — Einen plötzlichen Tod fand Herr Oberlehrer emer. Weber in Neu - Gruna. Herr Weber war in der Nacht zum Sonnabend wohlgcmuth nach Hanse gekommen und früh sah ihn die Aufwar tung in seinem Lehnstuhl sitzen, ohne dies auffällig zu finden. Zn Mittag saß er aber noch gerade so da — er war todt, ohne weitere Regung plötzlich verschieden. — Ter Direktor des Freiherr!, von Flctcher'schen Schnllehrer- SeminarS, Schnlrath Tr. Kühn, tritt in den Ruhestand. Als seinen wahrscheinlichen Nachfolger bezeichnet man den Rcliaions- lehrcr am v.Vltzihum'fchcn Gymnasium Dr. Bnddensiea.Lic. ideal.; die Kollotnr steht dem Euratonum des v. Fletcher'ichen Seminars zu. — Tem A n ir e nr e a l g r> m n a s i u m steht der Verlust einer sehr bewährten Lehrkraft bevor. Herr Oberlehrer Dr. Hencke, hat einen Ruf der Großherzogl. Sächsischen Regierung als Direktor der Realschule zu Encnach erhalten nnd angenommen. — Eine rechte Boshcit ist vorgestern Abend gegen einen Haus besitzer der P > l > >r i tze r sl r a ße ausgeübt worden, indem irgend Jemand den Gashahn und den Brenner, welcher in der Hausflur sich befindet, geöffnet hat, wodurch während der ganzen Nacht das Gas cwsgeströmt ist. Zum Glück führt ans der Hausflur eine Gatterthür in den Hos, sodaß sich das Gas nicht yat ansammeln können. — Bezüglich der Verlegung des Sitzes der Königl. Amts h aup tm a » n s ch a s l von F lohn nach Ehemnitz hak bcrests lebhafter Meiimngsauslansch stattgestindcn. Tür Gemeinde- Vertreter dcS Amtsbezirks Frankenbcrg erklären sich säst einhellig aus praktischen Gründen für Ehemnitz. Bezirk Angustuslmrg stimmt geschlossen, Zschopau vorwiegend für Flöha, während Oederan sich zu einer Ueberwcisung mich dem Flklberger Bezirk hinneigt. Im Falle vom Ministerium eine Verlegung des Sitzes beschlossen wird, dürste eine Theilnng verschiedener Bezirke zu erwarten sein. — Am 1. Juli d. I. soll mit dem Bau der neuen Schmal spurbahn Scho n selb-Geyer begonnen weiden. Schwurgericht. Des Meineides beschuldigt, erschien vor den Gcichworencn. Die Anklage war von Herrn Staatsan walt Schaarschmidt. die Vertheidigung von Herrn RechtSanwalt Friinzel verlrete». Am 1l. Januar d. I. wurde die Angeklagte als Zeugin in einem Ehescheidung-Prozeß vor dem Kgl. ObrrlandeS- acrirbt abgeklärt. Hierbei erstattete und beschwor sie eine Reihe von Angaben, wonach die Ehefrau des Klägers Kästner des Ehebruches für überführt zu erachten war und infolge besten anch die Ehe ge schieden wurde. Nach dem eigenen Gesländmß der Rößler waren diese Angaben in der Hauptsache völlig unwahr, bei- a»S der Luft d bei dzeser SaöUaga bejahten vSe Geschworenen nach iung d<e Schuldst»««, worauf die Angeklagte zu- Jahre» Zuchthaus und 5 Jahren Ehrtnrecht-veklust velurlhritt, auch dauernd Mr unfähig erklärt wurde, al» Zeuge eidlich vernommen zu weiden. — In der nSchstsolgendr» Hauvtverhandlung gegen den Kntlcher Heinrich Herurann Lorenz aus Mohmn wegen urkuu- denfäffchuna und Unterschlagung war di« Staatsanwaltschaft von Herrn Assessor Dr. Lange, die Bertdeidigung wieder von Herrn Rechtsanwalt Fränzel vertreten. Der schon vorbestrafte, 28 Jahre alte Angeklagte war zuletzt de« der» inznsiichr» verstorbenen Bier- Händler Feller beschäftigt und zahlte am 11. Januar d. I. rm Auf trag« F.'S bei der Kgl. Zollinspektion am Böhmischen Babnhol einen Steuerbetrag »vn 140Mk. 20Psg. ei». Die ihm übergebene Quittung lälschte Lorenz dadurch, daß er die Zahl ,140" in .143" nniwandelte, nachdem er vorher 3 Mt. von dem Gerde F.'s unter schlagen hatte. Außerdem behielt der Angeklagte einen Hundert markschein für sich, den er von einer Frau verw. Voigt znr Abliefe rung an Fever erbalte». Ten Schein fand man bei ver Durch suchung L L an Polizeistelle in den Kleidern versteckt vor. Lorenz wurde miter Wegiallstellluig einer ihm am 2l Januar d. I. wegen Unzucht ruerkannten 6monatlichen Grsänanißstrase zu l Jahr 1 Monat Gefängnis; und S Jahren Ebrenrecht-verlust verurtbeilt. — Sodann betrat der 1865 zu Ehenmrtz geborene und ebenfalls vor- beftrnsteMechanikcrGustav Vogel wegen schwerer Urkundenfälschung dir Anklagebank. Staatsanwaltschaft und Vertheidinung vertralen die Herren Staatsanwalt v. Beichwitz und Referendar Schmort. Der Angeklagte räumte ein, in ein seit 1883 »ngiltiges Quittung-- buch der Sparkasse z» Dresden mehrere Einträge gemacht zu bube», sodaß eS de» Anschein gewann, als sei noch eine Einlage von 16 Mk. 62 Psg. vorhanden. Unter Benutzung deS grsälschtrn Buches versuchte sich Vogel Darlehen von 3 Mk. 50 Psg. bez. 10 Mk. zn verschaffe», batte aber damit kern Gft'ck. Dem Walnwruch der Ge schworenen nemüß verwirkte V.»»' irden Umständen 1 Jahr Monate Gcsängniß und 3 Jahr .'chtSverlust. Forlfetznna deb Iok«le c. ^ ile» Seite »4 . - - / .k -> TageSgeschi^k. DentsekieS Neich. Tie Neuwahl der bayrischen Abge- ordnctenkammer ergab nach znverlässiastcr Zn!ain»iknstcllu»g 73 Liberale. 5 katholische, 4 protestantische Konservative, 77 CeiitruinS- parte', eine Wahl fehlt noch. TaS Ccnlruui verlor 8 an die Libe ralen. 8 an die Kmholiicb - Konservativen und gewann 1 von den Liberalen. Gewählt wurden von der Mittelpartei (Prinz-Regenten Partei) die Führer Zeitungsverleger Bricher und Dr. Rittler: voi. bekannten Liberalen die Adgg. Craenier. Frankenburger. Buhl, Ma'guardseii, Fischer, v. Stanffenberg, von bekannten Patrioten Nuopert, Biehl. Dr. Ortcrer, v. Sode». Weder ein Sozialdemokrat noch rin Bolksparteiler ist gewählt worden. Nach Berechnung der .Voss. Ztg." ist daS Ergcbiuß der bayrischen Landtagswahlen sol- aendcS: Die Fremimigen grwailiien an Mandaten in München 2, Bayreuth l. Wunsicdel I, sic verloren in Kaiserslautern 1, Kitzingen 1. Weißcnvurg 8. Kulmbach 2, Nürnberg l. Die Freisinnigen zählen jetzt 17 Abgeordnete gegen 22 im vorigen Landtag, die Nationalliberaleu 55 gegen 47, die Ultramontancii 78 gegen 82, die Konservativen 4 gegen 5, die Bucherianerg gegen 8. DaS Eciitriim hat allv zilsglnmen mit den Bucheriaircrn nnler 159 Abgeordneten die Majorität mit 8l Stimmen, dabei ist Wiirzbnrg noch liberal gerechnet. In Würzburg-Stadt sandcn bereits 4 Mahlgänge statt, welche jedcSnial Stiininciigleichhelt ergaben. Die Fortsetzung der Wahl fmäet am Doniierslaa statt. Ter Bilndesrath hat beschlösse» : dem JnnungSverbande .Bund deutscher Barbier-, Friseur- und Perrückenmacher - Innungen" in Berlin, sowie dem JnnungSverbande „Bund deutscher Schlniede- Jnnnngen" in Berlin aui Grund des 8 104b der ReichSgcwerbc- ordnling die Fähigkeit beizutcae», unter eigenem Naincii Rechte, insbejonderc Eigenihm» und «nderc dingliche Rechte an Grund stücken zu erwerben, Verbindlichkeiten einzugehcn, vor Gericht zu klagen nnd verklagt zu werden. Nach der .Post a. d. Riese»geb." wird die persönliche Theil- nahine dcS Kronprinzen an der bevorstehenden 50jährigen Erinne- riingsseicr der Niederlassung der Zillcrthalcr Tiroler zu ErdniannS- dorf bei Schmicdebcrg erwartet. Ter Bürgermeister und ReichstagSabgrordnetc Iaunez ans Saargemünd ist aus dem Amte als Mitglied des ctjciß-lothringffchen Staatsratlrs entlassen. Ueber een Eisenbahiipnfall bei Mnllieim a. Rh. berichtet die .Köln. Zeitung" r»,ter dem 27. Juni: Heute früh gegen 7"/< Uhr entgleiste der Berlin-Kölner Evnrierzug zwischen dem Uebergangc an der WermetSkirchener Straße und der Wvlssstraßc. Der Zug führte vier Personen- und einen Schlafwagen, einen Post- und zwei Gepäckwagen. Ec mußte ans dem rechten Geleise cinlausen: infolge falscher Wricheiislellung fuhr die Lokomotive in daS Geleise dcr Bccgisch-Märkiichen Bahn hinein, einen Gepäck- und einen Personenwagen mit sich führend: gleich hinter dcr Weiche riß die Verkoppelung des driften Wagens los und die übrige» sechs Wagen entgleisten. Ter erste derselben siel gut die rechte Seite um und der zweite kam aus dein Geleise, dcr dritte war ans die linke Seite gefallen, der Schlafwagen stand eben außerhalb des GeleiseS aber noch aufrecht, der Postwagen stand neben dem Geleise, ebenso ein Gepäckwagen. Die Passagiere des Zuges kletterte», soweit es mög lich war, moem Arbeiter aus einer Stcmhaucrei ihnen Hilie leisteten, nus dem Wagen. Viele derselben hatten geringe Beschädigungen erlitten. Einc ältere Dame erlitt erhebliche Verletzii'igeii am Kopse: Quetschungen und Beulen am Kops haben wobt die meisten dcr Reifenden vavongctrageii: mehrere hatten Armverletzuiigeir; cm Herr halte beide Beine beschädigt. Alsbald war aus den benachbarten Häusern und der Station Hilie zur Stelle. Ter Baknarzt Dr. Peltzer und KrciSniiindarzt Dr. MocrS waren sofort an dcr Un glücksstätte uno brachten den Verletzten die erste Hilfe. Die Ver letzten wurden, soweit dies nöthig war, von de» Aerztcn und den Schwestern aus dem Drrckönigen-Hospital in dieses und inS städ tische Krankenhaus geschafft. Augenzeugen erzählen, es sei ein ganz schrecklicher Anblick gewesen, wie die entsetzten Passagiere, mit todten- bleicben, von Staub geschwärzten Gesichtern auS den Wagenthüren und Fenstern heiallsgeNetlert seien. Der Staub, der sich in Folge der Entgleisung erhob, war so stark, daß Leute, die an den Fenstern der benachbarten Häuser gestanden, nur eine dicke Staubwolke, ober nichts von den entgleiste» Wagen im ersten Augenblick gesehen haben. Viele Passagiere, die mit unerheblichen Verletzungen vavon- zckommcn sind, reisten mit eine», ioiort an dcr Station bereit ge teilten Zuge weiter. Die Unglücksstätte macht einen wüsten E»>- rnck. Das ganze Geleise (drei Schicne»sftä»ge) ist aufgewühlt und an einzelnen Stellen gebrochen. Die Pnfser einzelner Wagen haben sich eingedrückt in andere Woge». Fensterscheiben, einzelne Wagcnciblheilc. Trittbretter und Verbindungen der Wagen sind gänzlich zertrümmert. Ter Verkehr ist gelpcrrt. Sofort waren Ar beiter zur Stelle, welche das eine am wenigsten beschädigte Geleis sreiniachtcii. um den Verkehr wieder zu ermöglichen. Zahlreiche Neugierige umstehen die Unglücksstelle, welche durch Militär und die Mülheimer Polizei ahgcipcrrt ist. Von den Verletzten sind zwei Tame», Mutter und Tochter, NamenS Heiniann anS Berlin, im Hospital cimgenvmmen worden. Nach den Erkimdigunaen bei dem Bcirievkiiiipektor auS Düsseldorf ist feit >4 Tagen eine Ccnlral- wcichcnsirllung an dcr UnglückSstelle augcbracht und in Betrieb. Kurz vor dcr Entgleisung war eine Maschine über die betreffende Weiche gefahren und hal dieselbe wahrscheinlich beschädigt, io daß die Entgleisung dcS nachfolgenden Zuges staftfand. An der Stelle, wo die Entgleisung staltacfunden, ist ein Nebcngelcrse angelegt. Io daß die Verbindung wieder hcrgrstcllt ist. Nach genauen Erkundi- gmiaen bei Augenzeuge» bez. bei Leuten, welche zuerst den Vernn- o>»taten bkigrstniiden haben, haben tm Garnen etwa 15 b>S 20 Personen, meist Tomen, minder erhebliche Verletzungen, Schnitt wunden und dergl. davongelragen. Die Nationalllberole» auS Frankfurt a. M., Mainz nnd Um gegend feierten am Sonntag eine festliche Zusammenkunft am Niederwald-Denkmal. Die Festrede uns den Fürsten BiSmarck hielt Oberbürgermeister Miguel. Aus das an den Kanzler abgesandle Hlildigungslelegrainm antwortete derselbe: „Sehr erfreut durch freundliche Begrüßung, danken ich herzlich für dieselbe und kann schon jetzt erkennbare Besserung meiner Geiundhcit mittheilen". In Berlin ist die Lohiikommission der Zimmerer aus Grund deS SorialistengeseheS verboten worden. Vorher fanden bei sdnimt- lichen Mitgliedern der Lobnkaninl'ssion der Berliner Zimmerleute Haussuchungen statt. Bei dem Kassirer beschlagnahmte man kämmt- liche Kassenbücher, sowie 49 Mk. baareS Geld. Zugleich ging dem Vorsitzenden »gemäß deS 8 8 des ReichsgesetzeS gegen die acmein- gesährlichcn Bestrebungen der Sozialdemokratie" folgende landeS- volizeitiche Verfügung zu: „Benin, den 22. Inn, 1887. Eure Wohlgeboren wird hie'mit eröffnet, daß dir Lohnkommission der Berliner Zimmerer ans Grund de» 8 1 de- Rc'chSgcleheS gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 2l. Okt. 1878 verboten ist. weil dieselbe durch die Art und Weise ihrer that- sächlichen Wirksamkeit i« den Jahre« 1888 «uh 1887, insbesondere tzvrch die verbind»« tatoren, sowie durch 1. Jum 1887 vorlau. "chnrer Berlin- und chlossenrn ff .... . i die geheini deS Gesetze- vom 21. Oktober !878vr Agstationsthätiakelt dargrthan Regelung der Lohnfrage ledig! bezeichneten Bestrebungen sich lizripräsideut v. Richtdofeu . Die türkische Negieruw „Germania" ln Gaarden b ad Loh Löhnkommili Hut, daß sich bie und^. Fortsetzung der auf Grund zten Versammlung-., bczw. ,e unter dem Vorwand d rderung der in t 1 a.«j " " ' Derl^ zur Aufgabe gemacht hat. irrung bat bei der SchifsSbaugeselllchaft Gaarden bei Kiel 12 Fahrzeuge in Bestellung gegeben, nämlich ein Aviso, ei» größere- und em kleinere» Torpedo« Jagdboot und S Torpedoboote. Der Aviso wird nur ein Deplacement von SO« LonS erhalten, die Maschinen aber sollen Uber die kolossal« Kraft von 4509 i. o. verfügen. DaS Schnellschlff soll 19 Knoten machen. Die Hochsee-Torpedoboot« sind aus eine noch erheblich größere Geschwindigkeit berechnet: ihre tznuptdimensionen sind: Länge 89 Mtr., Brette 4.8 Mir., Tiefe 2,«Mtr. DaS Deplacement wird 85 Tons brtage», die Plerockräste '200; die vertragsmäßige Geschwindigkeit ist aus 2lch Knoten itipulirt. Die beiden Torpedo jäger erhalten ein Deplacement von 120 relp 230 Ton»: da- kleiner« Boot erhält Maschinen von 1800 Pferdekräften und soll eine Ge schwindigkeit von 23 bi- 21 Knoten erhalten. Da- größere Boot erhält verhältnißmäßig schwächere Maschinen (2000 i. «.), «S ist auk 20 Knoten Fahrt berrcbnet. Die Maschinen werde» in der Tegeler Fabrik gebaut. Die „Germcmia"-Werit bat sich mit grobem Eifer an die Ausstlbrung dcS Auftrages gemacht: 5 Hoch>ee-Tvivedo- bovte sind in Ban, >ür die Torpedojager und den Aviso wird der Kiel un nächsten Monat gestreckt werden. Die türkiichen Schiffs« bauten werden durch Korvettenkapitän Halit Bcy und Schiffsbau- Ingenieur Hakki Effendi überwacht. Aus der „Gennania"-Werft ist auch sür die deutsche Marine ein gepanzerter Kreuzer von 4500 To»S im Bau. der im September vom Stiwel gelassen und im Mai nächsten JahrcS «('geliefert werden soll. Die „Germania"« Liierst beschäftigt zur Zeit ca. 900 Arbeiter, die in nächster Zeit auf lOOO erhöht werden dürften. Mit dcm englischen Dampfer „Falcon" kamen am Sonnabend 28 mittellose jüdische Rückwanderer, denen die Landung in Newyork versagt woide» war. in Hamburg an. TicsctScn wurden von dem iSlcinitischcu HilsS-Emnuee in Empfang genommen und weiter nach ihrer Heimall), Rußland und Polen, befördert. In Töli, dem bekannten bayrischen Bade, bat am vergangenen Sonntag dir Enthüllung des Kriegerdenkmals eine mindcstkitS nach Zchntau'rnd zählende Menschenmenge zusamiiiengesührt; es waren bei 150 Veteranen- und Krieaervereine mit >h>m Fahnen, darunter mehrere Kmiwagnien Gedirgrichützen in ihrer properen Tracht mit Schwraelpfeiscn und Trommler», kerbeigekomincii. Endloser Jubel mit Böllcrsalven und Glockenklaug hallte von den Bergen, als der Prinrrcgciit im vierspännigen Galawagc» anstlhr. Er wohnte der von Pfarrer Rausch gelesenen Feldniestc in tiefster Andacht knieend bei. Pier Soldaten vom 1. Jilsaiitcric-Negn»c»t hielten über den blumenreichen Altar einen Traghimmel. ES war ein lies crgreiten- der Moment, als bei der heilige» Wandlung sich alle anwesenden Fahnen neigten und der Trommelwirbel zum sonntäglich verklärten Himmel cmporsticg. Bayerns Bergvolk betete mit seinem Fürsten. DaS Kricgermvilnment steht vor bei» Anwesen des Bürgerknäu. Ein Mädchen dellamirte. Hvsralh Tr. Edelmann als Coniitee-Vor- ftand dankte (mit einigen unsreiwilligen Unterbrechungen) allen Jenen, welche das Denkmal fördeite», und Dr. Sepp hielt ein« lange, delltichthünielnde Festrede, worauf die weiße Hülle fiel. Da von Herrn v. Miller gegossene Monument stellt den bekannten in Tölz begrabenen „goldenen" Ritter Caspar Winzer gelungen dar und nennt am Sockel die 1870—71 gefallene» Sohne des Marktes Tölz. Dem Prinzregciftcn wurde am das Herzlichste gehuldigt. Er nahm noch Vorstellung der Beamte», Psarrycircn und Bürgermeister den Vorbeimarsch aller Vereine und des malerischen Kostüm,ugeS entgegen, welcher Caspar Winzer'S Einzug in Tölz nach der Schlacht bei Pavia darstcllte. ES war, schreibt das „Vaterland", ein echt bayrisch-nationales Fest, das in rührend schöner Weise bewies, welch' ein iiuerichöpslichcc Fond von Liebe, Hingebung und treuer Anhänglichkeit zum Königshaus in unser», braven Volke lebt. Oesterreich. Die Reffe deS tronprinzlichen Paares nach Ga- lizien hal weder einen provokatorischen noch demonstrative» Zweck. General Gurko, dcr russische Statthalter von Warschau, hätte also nicht nach Pelec»h»rg zn verschwinden gebraucht, um der üblichen Begrüßung des Kronprinzen nns dem Wege zu gehe». Die per sönlichen Gefühle, welche de» Kionprinzcn beim Betreten des Landes und bei dcm Jubel der Polen und Rnthcnen erfüllten,' sind von seinem Munde nach dcm Empfang in Krakau treffend »um Ausdrucke gebracht worden. Tein kronprinzlichcii Ausflüge folgen auch alle Blicke dcr österreichisch-ungarische» Bevölkerung ohne zed- wede politische Nebenabsicht mit den loyalsten und wärmsten Ein bindungen. Wer noch nicht die hinreißende Liebenswürdigkelt und ie Süßigkeit >m Benehmen der Polen und den wahren Enthilsiasmus der Polinnen kennt, kann sich davon kaum eine Idee machen. König Milan hat die Hofburg in Wien verlasse», um einen zweitägigen Aiffeiithaft i» Baden bei Wien zu zrehmen. Er empfing vorher den Abschiedsbesuch des Kaisers Franz Joseph, der Wien verläßt, um nach Ischl zu seinem gewohnten Sommerailfenthaft zu gehe». Wenn König Milan nach Wien zilrückcommt, nimmt er als Privatmann im Holet Imperial Wohnung. Milan wünscht Zu sicherungen zu cmpsaiigcn, daß er aus die Unterstützung der öster reichischen Monarchie zu rechnen habe. Aus alledem geht hervor, daß es sich um Abschluß eines sörmlichcn Paktes zwnchen Milan und Oesterreich handelt, derart, daß letzteres die Beseiftauna des Königs nicht zulassen soll, Milan dagegen unbedingter Anhänger Oesterreichs bleibe» würde trotz seines Ministers Nistic und der Königin, deren Wühlereien gegen die Person deS Königs notorisch sind. Milan verharrt auf der Scheidung, indessen ist «ine Milde rung in der Form insofern einaetrcten, als die Königin Mitte Juli zurilckkehrt und ein serbisches Bad auffucht. Inzwischen betreibt Ristic seine russophile Politik und hat dcm Exmctropoliten Michael die Erlanbniß zur Rückkehr nach Serbien gegeben. In dem kroatischen Orte Selista nächst Kvstajuica fand ein blutiger Zusciminenstvß zwilchen Bauern und Gendarmen statt, wo bei ein Gendarm schwer verwundet uud drei Bauern von Gendar men erschossen wurden. Anlaß hierzu gab ein Bauer, welcher seinen Na chbnr erschlug und sodann mit fünf Genossen den ihn verfolgen den Gendarmen im Walde auflaucrte und diese überfiel. — In Agram selbst veranstalteten einige junge Leute dem ungarisch ge sinnten NilivcrsitälS-Professor Abgeordnete» Egersdorf eine Katzen musik und zertrümmerten dem Abgeordnefcn Cernkovic die Fenster scheiben. Frankreich. Vor einigen Tagen brachte dcr „Jntransigeant* Rochewrt's eine wunderliche Erzählung unter dem Titel: „DemaS- quirter Verrath", welche im Wesentlichen dnranf hinauSlief. daß die Berliner Diplomatie (Gras Herbert Bismarck wurde ausdrücklich genannt) durch Briese, in welchem General Boulanger bezichtigt wurde, einen Staatsstreich vorzubereitcn. dessen Sturz verschuldet habe. Jetzt geht einem „zuverlässigen GcwäbrSmaim" der „K. Z." folgende merkwürdige Mittbeiluiig zu: „Ein mit Persönlichkeiten c»iS der Petersburger Getellichast in nahen Beziehungen stehender höherer französischer Offizier hat sich zu diesem über General Bon» langer geäußert. Demnach stände cS außer Zweifel, daß der ehe malige KriegSininister einen Staatsstreich beabsichtigte. Er habe kurze Zeit vor seinem Sturze nächtliche Truppenübiingen angeord» net, worüber damals auch die Zeitungen belichteten. Bei einer solchen nächtlichen Trupvcnltbuiig, an der fast die ganze Pariser Besatzung tdeilzunchmen bestimmt war, sollte der Staatsstreich er folg«!. Alle Rollen waren bereits vertheilt. Aber General Saussier, der Gouverneur von Pnris, kam hinter den Plan und verbot noch in letzter Stunde das AnSrücken der Truppen, so daß auch wirklich nur ein Ämäillon ailSrückte. Alle Beweisstücke sür jenen geplanten Staatsstreich befinden sich in den Händen der fran zösischen Regierung, und dies ist auch der Grund, warum Bontan« ger sich so ruhig verhält und so saug- und klanglos vvn der Bühne abtrut." Seltsamerweise veröffentlichen srcuizösffche Journale fast gleichzeitig ganz ähnlich klingende Enthüllungen, die dahin gehen: „Zwei politische Persönlichkeiten sollen im Emversliindniß mit dem die „Zwei po . letzten KliegSmimslrr den heimlichen Anschlag gemacht habew Kammem auszulösm und Herrn Grevy abzusetzen, die Beklaffung auszuhebcn und eine kvnstituirende Versammlung zusammen,»be rufen. Dcm Allem sollte eme Kriegserklärung an Deutlchiaud vorausgehen oder folgen, sodaß eS möglich qcwordcu wäre, Frank reich in Kriegszustand zu versetzen und die Diktatur a»<Uu>ufen. Da die Rechte Kenntnis! von dieser Veischwörimg erhalten, Imbe sie ihren Vorsitzenden, Denn v. Mackau. rum Präsidenten dcr Republik gesandt, um ihn zn bcichwören, die Bildung eines MinisteriumS zu beschleunigen, indem sie ihm ihr« Unterstützung versprach. Grevt» >ei hieraus m Rouvier gedrungen, sein Kubmet, es koste, wa» eS wolle, zu bilden. WaS den General Saulfier anbelangr, der daS Krieg-ministerium bereit- angenommen b»tle, so sei deiielbe im letzten Augenblick znrückactrcten, um Gouverneur von Part- zu bletden. damit er die Paktier Armer direkt in der Land bade.
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