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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^ 151 Dienstag den 31. Mai 185S. Ersch. tägl. ivlorg- 7 U — Inserate die Spaltzcile 5 Pf werden bis Ab. 7 «.Sonnt, v. lt—2 U) angenommen. — Abonn. Biertcljahr 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in'» Hau». Durch die Post- Mertel) 20 Ngr. Elnz. Nummern t Ngr. Expedition: Johanne»-Mee K u. WaifeiihauSstr. S pt. Dresden, den 31. Mai. — II. MM. der König und die Königin, so wie II. KK. HH. die Prinzessinnen Sidonie und Sophie haben sich vorgestern Abend, II. KK. HH. die Prinzes sinnen Amalie und August« gestern wieder nach Pillnitz begeben. — Dsr Durchmarsch der Oesterreicher ist noch nicht beendet, und bereits ist ein andcrweitcr Transport von ca. 6000 Mann leichte und schwere Cavalcrie angemeldet, welcher am ersten Juni beginnen soll. Auch vom Durch marsch eines preußischen Corps spricht man, doch ist das selbe noch nicht definitiv angemeldct. - Einen überraschenden Eindruck machte am Abende des verflossenen Fest-Emzugtags das vom Neustädter Kirch- thurme aus nach dem königl. Schlosse gerichtete elcctrische Licht, welches durch die Veranstaltung des Hrn. Mache- malicuö Seidemacher bald zwei Stunden lang d^ Brücke und Hauptallec in tageoheUer Beleuchtung erscheinen ließ. — DaS kunstvolle Glaser-Emblem, dessen wir beim K.stzuge der Innungen erwähnten, ist von dem Glaser- gescllen Alfred Bahr gefertigt und wird dem hohen Paar als Festgabe übereignet werden. — Der wvhldcfannte hiesige Photograph Hr. Her mann Krone hat am vorigen Sonnabend die Ehrenpforie ,m Augenblicke des Einzuges der Neuvermählten als Se- cundcnbild (im Bruchtheil einer Sekunde) mit allen um stehenden Personen photographirt, und zwar in großem Maßsiabe Wer die Schwierigkeiten einer solchen Auf nahme nur einigermaßen kennt, wird das gelungene Kunst stück nicht ohne die größte Anerkennung betrachten. Ja dasselbe wäre vielleicht gar nicht ausführbar gewesen, ohne -Pas unveränderliche schnell wirkende Collodion, das des Künstlers eigene Verbesserung ist, und, unter dessen Na men versandt, in der Photographenwrlt weit bekannt ist, wie denn auch selbst die namhaftesten hiesigen Photogra phen es vorziehen, mit dessen Collodion zu arbeiten, als sich selbst weniger Zuverlässiges zu präpariren. — Der „C. Z.' schreibt man aus Waldheim, 28. Mai: So eben ward dem früheren Kreisamtmann Otto Hcubner aus Freibrrg die Gnade Sr. Majestät unsers allverehrten Herrn und Königs bekannt gemacht, daß er seiner Hast und Strafe entlassen. Auf der kurzen Weg strecke vom Schlosse bis zum Gasthose des sächsischen Ho fes, in welchem sich H. bis zu seiner Abreise aufhält, hatte sich Jung und Alt aus allen Ständen versammelt, um diesen vom Schicksal so hart geprüften Mann noch ein mal zu sehen, und Einsender dieses, dem selbst ob dieses freudigen Ereignisses die Augen übergingen, war Zeuge, mit welcher allgemeinen Rührung der Augenblick der wie- dererbaltenen Freiheit dieses Mannes sämmtliche Anwesende ergriffen hatte. — vti— Gestern in der Mittagsstunde kam die Schloßstraße heraus ein mit 4 Pferden bespannter Hof wagen, in dem ein Adjutant und eine Hofdame faßen. An der Festhalle vor dem Rathhause angekommrn, wurde das vorder« Handpftrd scheu, drehte sich um und ging aufrecht gegen die Stangenpferde los, mit denen «S in bedauerlichen Conflict gekommen wäre, hätte nicht ein vor übergehender courageusec Mann schnelle Hilfe geleistet. Derselbe griff dem scheugewordcnen Thiere in die Zügel und brachte mit dem Herrn Adjutanten, der sofort aus dem Wagen sprang und die Stangenpferde hielt, das Ge spann wieder in Ordnung, das in Kürze keinen ungestör ten Fortgang hatte. Der uns unbekannte H>lfeb»inger hat sich Dank der Bethciligtcn verdient, dir mit dem kurzen Schreck davon kamen und vor weiterem Unglück bewahrt blieben. — An einem Abend der vergangenen Woche kehrten mehrere junge Leute von einem Ausfluge nach Kötzschen- brvda in einem Wagen dritter Classe nach Dresden zu rück. Eine in der Ecke desselben Coupees sitzende Dame nahm an der lebhaft geführten Unterhaltung durchaus kei nen Theil, sondern schenkte ihre Aufmerksamkeit einem auf ihnm Schoße ruhenden kleinen Hunde, den sie durch Ueberdecken ihres Um'chlagctucheS den Augen der Passa giere so viel wie möglich zu entziehen suchte. Der Grund sollte den jungen Leuten bald klar werden, denn beim Aussteigrn auf dem Bahnhöfe bemerkten sie mit Erstau nen, daß sich ihre Gesellschaft während der Fahrt um 4 kleine Hunde vermehrt hatte, di« auf dem Schoße der Dame ruhten. — Während des Einzugs II. KK. HH. hatten sich auf der Epiegelfabrik (im Hintergebäude derselben, nach der Ostraallee zu gelegen) drei Personen in höchster Stel lung eingefunden; eS hatten sich nämlich zwei Schornstein- fegerlehrlinge im Verein mit einem Schusterjungen in der Dachrinne aufgestellt, um in dieser imponirenden Erschei nung den Festzug an sich vorbeipaffiren lassen. Allgemein war die Verwunderung über diese schwarze Trias. DaS feinere Auge unterschied aber, daß an den Rücken der LriaS ein Hanfprodukt sich vorftmd, das für alle Vor kommnisse in der schwindelnden Höhe Sicherheit bieten