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Dresdner Nachrichten : 17.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187504177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750417
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-04
- Tag 1875-04-17
-
Monat
1875-04
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.04.1875
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«rIHkln» iigsiq kr»» c Uhr In brr SixcdiUon Marxniirnkk I!>. Adon- «rmrni»V>c!i nxlikijiiin lxtz LMa>k -',Piok..dNlÄ »ik Po» 2 Mnrl HS Pigr. »Nj«i.NunxnclN »iPsgr. '^sl°«.- 27000 (Ppi. ffiir die Niicknabc eing«» landter Manulcrip!« ««<-> jich die Rkixxtioa »>qu verbindlich. Inseraten-Snnadme »»I- »iirlt: 8»n»««»>»j» unck V»»I»» in Hamburg, ver. >in, Wien, Äei»»!g, «a>e>, v,-«I-iu, Nranifnrt a. M. — lius. tkü«„ tl> Berlin, Letpjia, Wien. Hamburg, ilranlfurt a. M.. Miln- che». — Vaud« t No. in Urarkfurt o. M. — 0». Voigt in illxmni». — II». N—.l^Stt,. vuliiar » c». in Part«. Tageblatt für Politik, Unterhaltung u. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch ör Netchardtin Dresden. Jnieraie werden MarUN» --liaiic IN angenommen vis rl!-..'» »»r, Lonmag» dis Wiiiag« IS Udr. L» Vieuiiadi: grade üioiler> «alle ü d>« riachm. 4 Uhr. Der Naim, einer «IN- ivailtqe» Peiitjcile lostet io Pii. iliuzciondt di> jjeiir ur P,gc. tlnie tda,anlie lur da> nach logtae r,kichet» «ru der Lnierat, Wirt nicht gcarten. «Inrwarlige Nlnnoneea» Auillage von un» unbe» kaunicn gtrnicn »nd Per« ,onc» lnstriren wir nur gegen Prä » nmkrando st n !> l u n-i durch Brtel- mirle» oder Pauein,ah» i l.ae. Neun Silben kosten IL Piae. Inierale lok die MonlagI - Nuenmer »der »ach cnxin Jestlag» die Pclüjllie Si) Ptge, Nr. 107. Zwanzigster Jahrgang. Mitredacteur: Für das Feuilleton: 0r. LinII N»rtiu»on. Dresden, Sonnabend, 17. April L87L. Politische». Aon Werken des Friedens sprechen zu hören, ist zwiefach an genehm in einer Zeit des KriegSgeschreicS. Ein, Keime fruchtbarster Entwickelung in sich schließendes Friedenswerk ist soeben in Paris zum Abschluß gediehen. Wir meinen die internationale Metercom misston. Der französische Meter ist zum endgiltigen Weltmaßstabe erwählt, ein „internationales Bureau für Maße und Gewichte" in Paris eingesetzt worden, dessen Kosten von allen Staaten gemeinsam getragen werden. Welch schönes, bleibendes, alle wechselnden TageS- fragen der Politik und des Kirchenconflictes überdauerndes Ergebniß menschlicher Thatigkcit innerhalb zive er Jihre: Bern — dieHeimath des Weltpostportos, Paris — die Heimat!) des Weltmaßstabes! Zucke man nicht die Achseln über den Enthusiasmus für solche Eultursiege: ein Beispiel, das d e „N. Ztg" mit glücklichem Heraus- greifen anführt, zeigt die enorm praktische Seite der Frage. Vor Kurzem bestellte man aus Rußland eine eiserne Brücke in Frankreich. Obwohl genau nach den angegebenen Maßen gearbeitet, war sie doch ein bedeutendes Stück zu kurz, blos weil die Differenz zwischen dein französischen und dem russischen Urmeter in vielfältiger Wieder holung einen bedeutenden Abstand ergeben hatte. Die neueingesetzte internationale Metercommisfion hat zunächst ine mindestens fünf Jahre beanspruchende Arbeit vor sich. Sie hat an vierzig Metermaße zu construiren für die bethciligten Staaten, und die Anfertigung eines jeden einzelnen erfordert mehrere Monate. Von der Genauigkeit, mit welcher dabei gearbeitet werden muß. mag man sich eine Vorstellung machen, wenn man erfährt, daß der Boden von Paris durch die Bewegung der Bevölkerung viel zu sehr in per manenter Erschütterung ist, um die Grundlagen für die Operation abgebenzu können. Es muß daher irgendwo auf dem Lande eine Stelle für die Fabrikation angelegt werden. Man denkt an die Porzellansabrik von Sevrcs. Vielleicht fryat man, ob es denn über haupt möglich sei, ein solches Maß herzustellen, das bei jeder Tempc- raturveranderung sich gleich bleibe. Worauf mit einem entschiedenen 'Rein geantwortet werden muh. Jeder Stamm-Meter muß deshalb bei allen verschiedenen Temperaturen durchprobirt und ihn: ein Al- manach seiner verschiedenen Ausdehnungen bei den respeetiven Temperaturen als Führer durch's Leben mitgegeben werden. Wo e» auf Millionstel Meter ankommt, ist das keine geringe Aufgabe und die Bürgschaft für die peinlichste Sorgfalt keine leichte Last. Welche Wissenschaft wartete nicht auf den Beginn der Thätig keit dieser Commission! Die „R. Ztg." nennt die Optik und Ophthalmologie (Angenkunde) auf die endliche Festsetzung eines ein heitlichen Maßes, das ihnen gestatte, den Focus der Gläser in ge nauer Uebereinstimmung zu sixiren. Ehemie und Astronomie, Architektur und PhiM und alle anderen Fächer inenschlichen Wissens sollen endlich das übereinstimmende Urinaß erhalten! Leider scheint eS bei Schaffung dieses schönen FricdenswerkeS nicht ohne etliche nationale Eifersüchteleien abgcgangen zu sein. England ist, wie schon in Bern beim Weltpostcongrefi, schwerfällig und steif gewesen; Frankreich, dem der Ruh», um die Schaffung des Werkes nicht ge schmälert werden soll, hat den Ausschluß aller Richtfranzosen von dem Meterbureau angestrcbt. Es muhte aber alle seine Forde rungen fallen lassen, so daß jetzt für die Stelle eines Präsidenten oes BureauS ein Italiener, für jene eines Direktors ein Spanier, für die eines SccretairS ein Schweizer in Aussicht genommen sind. Roch nicht in das Stadium desVollbrachlseinS vorgerückt, son dern erst in der Geburt begriffen, aber, wie uns scheint, unter glück- lichenSternen in's Leben eingeführt ist ein anderer internationaler Eon- greß, der von Brüssel aus gemeldet wird. Es soll eine internationale Besprechung der auf Hygieins und Reltungsapparate bezüglichen Fragen ungebahnt werden. Die schrecklichen Feuersbrünste, welche ganze Städte zerstören, die sich häufenden Unglücksfälle auf den Eisenbahnen, die entsetzlichen Schiffbrüche, die Seuchen, welche Würgengeln gleich die Länder durchziehen, lenken gebieterisch den Menschengeist auf die Ergreifung gemeinsamer Abivchrmaßregeln Die verschiedenen Nationen dcü Erdballes haben, bei der wachsenden Dichtigkeit ihrer gegcnieitigen Beziehungen, vor Allem die Pflicht, sich gegenseitig aufzuklaren und einander die gemachten Entdeckungen zur Abwehr von Heimsuchungen mitzutheilen. Die sich immer ge waltiger entwickelnde Industrie bringt für Leben und Gesundheit der Arbeiter Gefahren, die frühere Geschlechter nicht kannten. Diese gemeinsam großgezogsnen Gebrechen müssen auch gemeinsam be seitigt werden. Die Wege dazu anzubahnen, hat sich in Brüssel eine Gesellschaft gebildet, an deren Spitze Generallieutenant Renard steht. Eine internationale Ausstellung soll den Beginn machen; sie wird einen Wettbewerb der Völker erwecken, das Beste zu bieten in Ap paraten zur Rettung in Brandfällen, bei Unglücken auf Eisenbahnen, bei Schiffbrüchen, in Fabriken, in Einrichtungen der Medicin, Chirurgie, Pharinacie, zum Zwecke der Verbesserung der Verhält nisse der Arbeiterklasse u. s. w. Hier ist ein fruchtbares Feld für eine gesegnete Thütigkeit, besser als Kviegsrüstungen, Pferdeankäuse, Verbesserungen von Menschenschlächterei-Instrumenten, Drohnoten und allerhand diplomatisch-militärisches Handwerkszeug! Von der Kaiserreise in Dalmatien werden viele Züge berichtet, denen man es ansieht, daß jenes Kronland die Schwelle zum Orient bildet, wo der Constitutivnalismuü durch den Patriarchalisinus er setzt wird. An eine Truppenrevue schließt sich eine Schulprüfung, und aus der Schule geht der Kaiser in eine Liqueur-Fabrik, kostet dort den Rosoglio- und MaraSchino-Liqueur, findet die Proben vor trefflich und fordert den Fabrikanten auf, weiter so gute Dinge zu erzeugen. Aus der Fabrik begiebt sich der Kaiser in die Kirche, ivo er den Bischof mit der Geistlichkeit „bei der Verrichtung andächtiger Gebete" überrascht. Als die Gebete beendet, erhebt sich der Bischof, um die Anwesenden in slavischer und deutscher Sprache von der G ^Herzigkeit und Weisheit des Monarchen zu unterhalten und sie cu zufordern, den Kaiser mit Ziviorufen zu begrüßen. Die eben so gläubige wie loyale Gemeind« kommt dieser Aufforderung natürlich > > begeistert nach, und alsbald widerhallen die Wände der Kirche von den Huldigungszurusen der Serben. Neben einer anderen Kirche hatte die önologische Gesellschaft dalmatinische Weine ausgestellt; bei der Ortschaft Karin taucht ein Angestellter der Austern-, Schwamm- und Korallenfischern in die Tiefe, um dem Kaiser frische Austern zu holen. Bei einem Ausflugs in das Innere des Landes versammeln sich in ihren malerischen Kostümen die Morlaken und Albanesen, Tausende von Bewaffneten, den Kaiser mit Flintenschüssen zu be grüßen, während die Frauen den Nationaltanz Kolo aufführen, in dem sie sich gegenseitig bei den breiten, mit Metallknöpfen besäetcn Ledcrporteln anfassen. Die Einwohner etlicher Dorfschaften be folgen den schlauen Rath ihres Dorfpfäffleins und erscheinen in ihren schlechtesten Kleidern, »km dem Kaiser den Eindruck größter Hilssbe- dürftigkeit zu machen, während sie ihre Unterstützungswürdigkeit durch echoerweckende Zivioruse versichern. Nicht so recht erbaut sind die Nationalliberalen von den Reden BiSmarck's im Herrenhause gelegentlich des Brotkorbgesetzes. Bis marck zeigte zu viel Neigung, seinen Bruch mit der konservativen Partei wieder zu heilen. Schon an und für sich hat diese Partei wenig Freude daran, daß Bismarck seine Eigenschaft als „evangeli scher Christ" betonte, der sich „seine Seligkeit" nicht durch den Papst wegdecretiren lasse. Wenn aber gar das Evangelium die Brücke ab- gebcn sollte, die zu einem neuen Bündnisse zwischen Bismarck und den preußischen Conservativen führte, dann, ahnen die National liberalen, könnte ihre bisher so sehr gehätschelte Partei eines schönen Tages beiseite geschoben sein. Man rümpft daher in derselben ein Wenig die Nase, als habe Bismarck ini Herrenhause gar zu „fromm" gesprochen. LocaleS und Sächsisches. — Se. Maj. der König und Se. K. H. Prinz Georg kamen in der gestrigen Nacht um 2 Uhr in Krippen an und hielten in den nahen Forsten eine Auerhahnjagd ab, von welcher sic wieder früh zurückkehrten und 6 Hz Uhr nach Dresden fuhren. — Der Banqmer Rosencrantz jun. hier ist zum schwedischen Consul ernannt worden. — Dem Tischlermeister Udluft und dem BildhauerHartmann, Beide zu Dresden als Inhabern der Firma: „G. Udluft und Hartmann" wurde das Prädicat: „Hoftischler und Hofbildhauer", dem Viceschuldirector und ersten Mädchenlchrer an der Bürgerschule zu Oschatz, Loebner, das Ehrenkreuz vom Albrechtsorden verliehen. — Die Negierung verkündet eine allgemeine Amnestie. Für politische Verbrecher? O nein! Nur für Diejenigen, die sich bis her der Hinterziehung der Gewerbe- und Personalsleuer schuldig ge macht haben. Besonders trifft dieser Pardon die Hinterziehungen der Rentensteuer, die, wie man sich vom letzten Landtag her entsin nen wird, in einem wahrhaft grauenvollen Umfange eingenistet haben. Diese Niederschlagung tritt aus Anlaß und vom Tage der Einführung des neuen Einkommensteuergesetzes in Kraft. Wer nach dessen Einführung sich nicht fortgesetzt eine Steuerverkürzung zu Schulden kommen läßt, vielmehr innerhalb der geordneten Frist eine richtige Declaration seines Einkommens bewirkt, wird auch von der Nachsorderung früherverkürzterGewerbe-undPersonalsteuerbeiträge verschont, und zwar auch soweit, als deren Verkürzung nicht von den Beitragspslichtigenselbst.sondernvondenErblassernderselbenvcrschul- det worden ist. Auch Strafverfahren, die bereits eingeleitet sind, werden einschließlich der Untersuchungskosten und der erkannten, aber noch Nicht vollstreckten Strafen niedergeschlagen. Die zur Zeit im Gange befind lichen Erörterungen wegen der Nachzahlung verkürzter Gewerbc- und Personalsteuerbeiträge werden bis nach Ablauf der zur Abgabe der Declarationen für die bevorstehende Einkoulmensteuerschätzung geordneten Frist sistirt und nach diesem Zeitpunkte überhaupt nur dann fortgestellt, wenn die betreffenden Nachzahlungspflichtigen. eine richtige Declaration ihres Einkommens nicht bewirtt haben, j sj""' cingchcndkn Bcaiirwcwrung. Es entspricht strenggenommen keineswegs den Rechtsbcgriffen, solche Hintergehungen straflos bleiben, denn die anderen Steuer pflichtigen muhten die Beträge aufbringen, um welche jene meist wohlhabenden Rentenbesitzer die Staatskasse brachten. Nur der Zweckmäßigkeitsgrund, daß man mit der Generalanmestie eS zu erreichen hofft, daß die Steuerdefraudanten nicht ferner sündigen, ivenn ihnen ihre bisherigen Sünden vergeben werden, sondern daß sie ihr Einkommen genau und wahrheitsgemäß deklariren, macht eine solche eigenthümlichc und wohl noch nicht erlebte Amnestie erklärlich. — Das sächsische ArmeecorpS muß doch vor manchem anderen beliebt sein, wenigstens hat man auch dieses Jahr beobachtet, daß abermals ein bedeutender Zudrang zum Freiivilligendienstc in'dem selben von außersächsischcn Ländern stattfindet. Besonders sind cs Söhne reicher Hamburger Kausleute, von denen auch Heuer ein un- verhältnißmäßig großer Bruchtheil sich zum Freiwiüigendienst in Sachsen gemeldet hat. — Bei dem Bau der neuen protestantischen Kirche in der Pir naische» Vorstadt, Ende der Pillnitzerstraße, lasten sich die Umrisse des im gothischen Style zu errichtenden Gebäudes bereits deutlich erkennen. Mindestens einen Meter über das Terrain ragt das Mauerwerk der Fronten empor, sowie auch die Gründung der Gewölbepfeiler bereits vollendet ist. — Gestern Vormittag zeigte sich in der Zcughausstraße vor dem Moritzmonument an einem Hauptrohr der neuen Wasserleitung ein Defect. An dieser Stelle sind die Röhren der alten Wasserlei tung vor der Legung des neuen Rohres beseitigt worden und hat man das Lager durch Kiesschüttung Herstellen müssen. Der Bruch dieses Rohres ist durch das Setzen des weicheren Bodens entstanden. Die Auswechselung des beschädigten Rohres und die Inbetrieb setzung dieser Hauptleitung wird bis heute früh wieder ausge führt sein. — Die von uns vorgestern erwähnte Wasserleitung für die Nachbar-Gemeinde Plauen baut, gleich der Gasanstalt, Herr T. LtiLLLLöM MLümL Bienert für seine Rechnung, sowie denn auch das Hochrejervcir aus dessen unterhalb des „hohen Stein" gelegenes Fetostück kommt Es ist dies ein Niveau, welches dem Zifferblatt der Euzthurmuhr gleichkommt, von ivo aus alle dortigen Ziegeleien und jetzt bebauten Grundstücke mit Wasser versorgt werden können. Es hat sich Herr Bienert der Gemeinde gegenüber auch verpflichtet, in entsprechenden Zwischenräumen, Hydranten zur Benützung bei FcucrSgeiahr anzu- bringcn und das hierzu etwa nöthige Wasser unentgeidlich zu liefern. — Die sächsisch-schlesische Eisenbahn wird, wie verlautet, noch in diesem Sommer eine Haltestelle in der 'Nähe des Schcnlhübels eröffnen, was für die Besucher des Prießnihwaldes, sowie für die in der Richtung nach Konigsbrück liegenden Ortschaften sicherlich einen wesentlichen Werth hat. — Gestern früh in der i>. Stunde wurde ein geistig gestört« Mann, welcher sich in verdächtiger Weise aus dem Leipziger Bahn hofe uinhergetrieben hatte, von der Polizei aufgegrisfen und in Ge wahrsam genommen. Derselbe war bereits vorgestern in l. Elass« von Leipzig nach Dresden gefahren und soll sich gerühmt haben, im Besitz einer geheimen Erfindung zu sein, welche er für mehrere Mil lionen an die Staatsregierung verlausen wolle, lieber seine Person gab er an, daß er Kramer heiße und als 'Rentier in Chemnitz wohn haft sei. — Ganz eigenthümlichc Mitttl werden oft von Dienstboten angewendet, um ihr Verhältnis; zu ihren Herrschaften zu lösen. So hat ein hiesiges Dienstmädchen, welches vor Kurzem erst bei einer auf der Badergasse wohnhaften Familie angezogen war, sich hinter die Oesse ans dem Obeiboden verkrochen, und ist erst nach langem Suchen am andern Tage dort entdeckt worden. Der zu einem voll ständigen Fcucrrüpel und einer geräucherten Wurst metamorphosirte kleine Eaff'erolburschc konnte nur durch ein tüchtiges Warmbad mit obligaten Seifenabrcibungen seinem ursprünglichen Benne wieder- gegeben werden. — Aus den: Güterbahnhofe ist vorgestern Mittag ein mit Ab laden von Bretern beschäftigter Dicnsünecht aus Neudorf dadurch verunglückt, daß er von einer Lowry, auf der er bei seiner Beschäf tigung stand, durch den Stoß zweier anderer Eisenbahnwagen an dieselbe herabgeschleudert wurde und eine höchst gefährliche Kopfver letzung erlitt. — Vorgestern in einer späteren Abendstunde gebehrdete sich auf der Auaustusbrücke, Altstüdter Leite, im zweiten Pfeiler ein Frauenzimmer derartig, daß die Vorübergehenden annahmen, sic wolle in die Elbe springen. Diesen Schritt oder vielmehr Sprung zu verhindern, ward sie von Menschen umringt. Schließlich stellte sich heraus, das; sic infolge einer stürmischen Secne mit ihrem Lieb haber in eine bedeutende Erregung und in Krampfe Versalien war. Um den Menschenauslauf zu enden, führte ein Gendarm die arme Person fort. — An dem einen Kaserncnneubau hinter dem Waldschlößchen ist vorgestern Nachmittag eine nach dem Baugerüste hmausführendc hölzerne Auffahrt zusammcngcbrochcn, während sich gerade ö Ar beiter daraus befanden. Einer davon wurde etwas stark eonlusionirt, die Anderen kamen mit geringen Verstauchungen weg. Alle .> sind gestern früh bereits wieder zur Arbeit erschienen — In der am gestrig«?Tage in der hiesigen Restauration von Oscar Rcnnc'r abachallcucn Monats-Versammlung tes ,,l a n d w i r tt) s cha f t I i ck'en Vereins des Dresdner EtbthalS" hielt agerr Professor Richter aus Tharandt einen längeren, ebenso klaren, alö faßlichen Vortrag über dag neue Eiittomiiiciislclicrgcicn und seine Rmvcndnng aui die Eintiimtc ans laiibwirthschattlickicm Grunvhesitz. Der Redner man kritische Blicke am die bisherige Steuererhebung, und betonte die Noth- wcndigkcit einer Reform des Steucrwcscns, unterwarf auch die serage, warum zu den bisherigen -1 Besteuerungen, Personal-, Grund-, Renten- und Gcwcrheslcucr, »och eine snuttc komme. io sehr zavlrcich anwesenden . . i Lantwirthe sprnchcn dem Sprecher den lebhastesicu Beiialt aus. ^ woraus sich eine kurze Debatte entwickelte. Was den zweiten Punkt der Tagesordnung, „Mittel ;nr Aohüse der Aus- ! schrcitimgen des Publicnmö beim Besuch der Baumblüthe zu schaffen", anlangt, so wurde Seiten des Herrn AmkühauptmannS Graten Münster der jedeniattv sehr sachgemäße Wunsch ausge sprochen, daß die betreffende» Gemcindenorständc die Sacke in die Hand nehmen und durch Anstellung von geeigneten Ausffchts- personcn den gerügten Uebclständcn Vorbeugen möchten. — Wie bereits in einige» anderen Gemeinden, so besicvt auch in Plaue» bei Dresden seit Beginn dieses Jabreö ein Orts verein, der cs sich zur Ausgabe gemacht hat. die Ortsbewohner zur Theilnahme an denGcincinde-Angelcgcnheitc» anzurcgen und die Interessen der Gcincintc zu wahren und zu sördcrn. In den Versammlungen beschäftigte man sich mit Vorschlägen rnr Gc- niciiikerathowahl und über Errichtung einer höheren Volksschule. Da sich in Plauen viel vemittcltc Familie» amiedcln. so in aller dings ein Bedürmiß für eine solche Schule vorhanden und hat darum Herr Neidisch in seinem Grundstücke aui der Bicncrtsttasic eine Schulanstalt. welche den Anivrüchcn genügen wird, am ä. April eröffnet; gleichzeitig ist mit derselben ein Pensionat ver bunden. In diesem Jahre noch soll in Plane» ein neues Sckml- hauö erbaut werde» und war inan allgemein der Ansicht, das; bei Erbauung desselben Eoncurrcnz stattsindc» möchte. - Bei einer Besprechung über die Straßenbeleuchtung Emntc nicht unbcmertt bleiben, das; leider bis jetzt von Seiten des Stadlraths zu Dres den »och nickttb geschehen ist, um den Tbeil der Ehemnitzcrsttas;c von der Schanze bis zum Anncnkirchhoie mit Laternen zu ver sehen, obgleich dies im allgemeinen Interesse dringend geboten er scheint. Zur Errichtung einer 'Apotheke in Plauen sind geeignete Schritte geschehen. Man hat sich zu diesem Zwecke mit den Ge- meindevorständcn der zunächst gelegenen Orticka ten In Verbind ung gesetzt und allenthalben ist man bereit, diese »Angelegenheit ans lebe Weise zu unterstütze». — Störend für den Verkehr in Plauen ist eö. das; die untere Bienertstraüc »achRciicwitz zu nur biS an den Bahnkörper reicht; es sollen darum Schritte geschehen, um einen Ucbergang über die Bahn ;n «möglichen. Ein angetrunkener Babnarbcitcr, welch« porgestcrn Abend die Bautzner Straße hinauögmg, erregte dadurch großes Aerger »iß, daß er absichtlich oder vielleicht auch nicht in Folge seines ZnstankeS entgegenkommende Leute rempelte. Der Umstand, das; er sogar gegen einen ihm entgegenkommenden Wagen anrannto und dabei einen gehörigen Stoß erhielt, dürste darauf schließen
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