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Mittag» 1t U. angmommt« t» tz« ExpedMon: Johannttall«». WaisenhauSstraß» k. »»««.'»trrttliShrltch »0 Ngr. »«t »»»Ntarldl, Litsrruna tn'< -aal. Ntrch dit Post vtrttelMrltch « Rgr. «in»»!,« ffiammt» 1 Rgr. Hagevlatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobifch. Donnerst-!,, den 27. Februar 1862. Lm L IN«. S8. Dresden, dm 27 Februar. — I. K. H die Prinzessin Sidonie hat eine schlaflose Nacht gehabt. Das Fieber ist seit vorgestern nicht gestiegen. - Im Monat Januar sind aus hiesiger Armenkasse 2387 Thlr. (1651 Thlr. wöchentliche Almosen und Erziehungsbeihil fen an 972 Personen, 662 Thlr. außerordentliche Unterstützun gen an 391 Personen und 73 Thlr Legate und Stiftungszin sen) verausgabt worden. Hiernächst gelangten aus der Hofrath v. Wagner'schen Stiftung *60 Portionen Fleisch und Gemüse mit Weihbrod und je H Kanne Waldschlößchenbier, sowie von einem Geschenke 250 Stück Speisemarken und aus Stiftungen 880 Brode zur Vertheilung. Ferner wurden im gedachten Mo nate 288 Personen mit ärztlicher Behandlung und Medikamen ten, sowie 21 Personen mit freier Beerdigung versehen, wäh rend 141 Arme verschiedene Bekleidungsgegenstände (61 Paar Stiefel und Schuhe, 25 Hemden, 37 wollene Röcke rc) erhiel ten. Am Monatsschlusse befanden sich auf Kosten der hiesigen Commun 77 Personen in den Landesanstalten untergebracht, auch wurden zu gleicher Zeit auf communlichc Kosten 246 Kin der (50 im Findelhause, 62 im Waisenhause, 91 in den Kin- dercolonien Maxen, Kötzschenbroda, Dohna und Glashütte) er zogen Die Zahl der verpflegten bez detinirten Personen war 362 (212 Männer und 150 Frauen);, von ihnen befanden sich 155 im städtischen Versorghause, 59 im Asyl für Sieche und 148 in der Arbeitsanstalt. — Zum Besten der Gustav-Adolph-Stiftung wird heute Herr v. Keferstein im Stadtverordnetensaalc einen fünften Vor trag über „Entstehung und Tragweite der deutschen Reforma tion (zweiter Theil)" halten. — Sicherem Vernehmen nach hat das am vergangenen Freitag iy den Räumen des Lincke'schen Bades vom Dresdner Orpheus und dem ehemaligen Mannsfeldt'schen Musikchore ab gehaltene Concert einen Reinertrag von 80 Thlrn. ergeben und sind dieselben sofort der Armenversorgungsbehörde überwiesen worden. — Angrkündigte Gerichtsverhandlungen: Mor gen Freitag den 28. d. M. finden folgende Verhandlungster mine statt: Halb 10 Uhr Privatklagsache des 1). Robert Gisecke zu Koburg wider Amely Bülte in Stuttgart. — 10 Uhr wider Carl August Regemann wegen Diebstahls. — Halb 11 Uhr Wider Carl Friedrich August Schreiner wegen Diebstahls. — 11 Uhr wider Johann Carl August Effenberg wegen Dieb stahls. Vors.: Gerichtsrath Glöckner. — Der am 23. d. M in Meinhold'S Etablissement ab gehaltene Maskenball der Gesellschaft Saxonia I. gewährte ein überaus heiteres Bild. Masken aller Charaktere wogten durch die glanzerfüllten Räume, Eine große Ueberraschung gewährte eS, als an einem Seile 16 Harlekine sich von oben herabließen und sich sodann unter Ausführung olympischer und japanesischer Spiele dem bunten Gemisch zugesellten. Bänkelsänger, durch deren Sammelbüchsen auch der Armuth gedacht wurde, waren m Vielerlei Gestalten vertreten. Den Glanzpunkt des Festes jedoch bildete ein großer Brauer-Aufzug. Auf einem mit zwei riesigen Ziegenböcken bespannten Triumphwagen thronte der Biergott Gambrinus. An der Spitze deS Zuges der Braumei ster mit seinem Personale und dessen Frauen, die Elfteren ver sehen mit sämmtlichen Brauerei-Utensilien, die Letzteren Ranken von Hopfen und Gerste tragend. Dem Wagen folgte der Di rektor zu Pferde, stattlich angethan, und hinter diesem eine An zahl Aktionäre, an deren Brust die Inschrift: „Dividende-Rest" zu lesen war. Den Beschluß machte ein großer, von einem Eskimo geführter Eiswurm, welcher durch seine plastischen Be wegungen sehr viel zur allgemeinen Belustigung beitrug. Als bald darauf zum Brauen des Bieres selbst geschritten, kredenzte Gambrinus den edlen Gerstensaft, welches Gebräu als „ächt Bairisch" sich erwies, den Umstehenden, die in kurzer Zeit nebst einer Anzahl altdeutscher Studenten, die in burschikoser Weise unter Sang und Sommers dem Gebotenen tüchtig zusprachen, das Nectarfäßchen bis auf den Grund leerten. Die später aufgeführte Polonaise gewährte namentlich von der Gallerte aus einen imposanten Anblick, und so verlief dieses schöne Fest in der heitersten und ungetrübtesten Stimmung, wo sich aber mals die umsichtige Thätigkeit der wackeren Vorstände be währte. — Allen Denen, welche sich für die diesjährige Londoner Industrie-Ausstellung interessiren, sei bemerkt: daß von Seiten einiger hiesiger Bürger Einleitungen getroffen worden sind, um in den Monaten Mai, Juni, Juli und August Extrafahrten von Dresden und Leipzig über Bremerhafen nach London und zu rück zu veranstalten. — Wenngleich durch die mit den be treffenden Eisenbahnverwaltungen eingeleiteten Unterhandlungen zur Zeit ein befriedigtes Resultat noch nicht erzielt sein soll, so sollen doch die Unternehmer auf Grund der, bei ähnlichen Fäl len bewiesenen Coulanz keineswegs zweifeln, daß sie denselben die möglichsten Begünstigungen angedeihen lassen werden, gleich wie solches von einer Bremer Dampfschifffahrtsgesellschaft mit großer Bereitwilligkeit so weit geschehen wäre, daß dieselbe den Billets eine vierwöchentliche Gültigkeit für die Hin- und Rück reise zugestanden habe. Die Unternehmer hoffen darum auch den Fahrpreis so billig stellen zu können, daß es selbst Minder bemittelten möglich sein dürfte, die große Weltausstellung zu besuchen. — Das unbeständige Wetter fängt an, auf den Gesund heitszustand unserer Stadt nachtheilig zu wirken Husten und Schnupfen sind an der Tagesordnung; dabei sind aber Erkrank ungen an Hals- und Lungenentzündungen, an Nervenfieber rc. schon sehr häufig. — Wegen Fortschaffung einer Kommode nach dem Alberts- bahnhofe, welche ein Herr aus Tharand mit einem gelben Dienstmanne vom Auctionslocale in der Brüdergasse weg für 8 Ngr. accordirt hatte, gab es gestern heftige Debatte. Der Dienstmann wollte auf das ihm übergebene Zehnneugroschenstück nichts herausgeben, der Herr führte Beschwerde beim Vorstande, konnte aber keine Hilft erlangen und mußte schließlich dem