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S6.TMörDa«g. ZZ172. Diensrag. 11. April 1922. Gegründet 1858 chmMrschrMr »»chrlch»«, 8»rnI»r»ck»r-S>imm,lnwnm»r 2S 2.1 Nur vr «achl,«Ipritch,r «0011 in Dr„d«n und Vor»rl«n d«> tä,»» ,w,im-Iig»r Julrazun» odrr durch di« Po» <)gAlIA5^>360u»)Il h„ täglich guximaiigem Deriand monatlich 21,- W., v>ert»llat>rtich B,— M. .. . Di« «mlpaMge 32 mm >»«>>» 3»l>« ».—M- Am F-nui'-naiueig«,. 4ln,»i«n unl«r An^eiaen-Drelie S>«I1»N. u. W»a»ung»mark>. l »-->»>»- An. ». D-rkau!« 2S Dorzug»plL<>- taut ^ ^ Au,wSrtige Auttritg» g«n»n Dorausbrzadlung. a,n»»!numm«r I W. -chrtM»Xu»«i und /I<nn>I,»IchtUlrtt»t!«. «»rie»Nr»k« SSGO Druck n. D«el», von »»Ich. »eich«»« in D«««d«» Pofychick-Zz»nN> 1VSS Dr»d«»> Nachdruck nur intl d«u>iich»r au«yenan,ad« t,Dr«»dn«r >Aachr.-> «utiiziz. — Ilnvrr an,«« SchnIMUckr werden nichl auldnvadri. Die Eröffnungssitzung in Genua. gm Schnellzug nach Wien. Ungefähr vor einem Aal,re erregten die Schilderungen öe» amerikanischen Senators Mc. Cormik beträchtliches Aus sehen. di« er nach Rückkehr von einer Europareisc vor einer Versammlung in Chicago über seine Eindrücke vom Zeven und Wandel des alten Erdteils, insbesondere vom furchtbaren Wirtschaft! chcn Elend der Wiener Bevölkerung, entrv'ckelte. „Hunger. Kranklnstt und Verzweislnng " so sagte er. „war alles, was aus den Straßen Wiens z» sehen war. und dieser schreckliche Anblick verfolgte mich tn seinem grauen, schweigsamen, klaglosen, bitteren Elend durch ganz Europa," Es lag in den Worten des Senators ein ein ziger dringender Mahnruf an die ganze Wett, dem zusam menbrechenden Donaustaat zu Helsen, eine strenge Anklage gegen die europäischen Weltmächte, die diesen Umland dcS Verfalls und der Auszehrung in Oeslerr-rich hcrbeigestthrt hatten. Aber wie so viele derartig« Ruse, so verhallten damals auch Mc. CormikS Ausführungen nngchört. Oester reich ging seinen Leidensweg weiter. Und während in jenen Frühjahrsragen die Wiener statistische Zentralkvin- mission alS Normalpreis für einen Anzug noch, lOVO» Kronen, für eine Strahenbalinsahrt 7 Kronen, sür ein Et l4 Kronen angeben konnte. LebcnSersordernissc. die sich zu Vorkriegs zeiten tn Wien auf W. O.N und ».<»7 Kronen stellten, so mutzt« sie bald das Mehrfache, heute Uber daS Zehnfache der vorjährigen Preis« für die gleichen Bedürfnisse notieren. Di« Lebenshaltung der nicht produzierenden Schichten und Stände ging, dieser kletternden Preisskala entsprechend, noch um einen erheblichen Teil unter das vorjährige Niveau zurück, von dem Me. Cormik festüellie. daß es bereits armenhausälmltckie Not bedeutete. Man mutz, um diese Tatsache tn ihrer ganzen Härte sich zu vergegenwärtigen, nicht den flüchtig hingcworscnen Berichten vorübergehend tn Wien weilender Besucher glauben, die da achselzuckend lagen, man habe siel, eingerichtet, sich an die Verhältnisse gewöhnt: in Wirklichkeit steht es anders. Die Lektüre des Anseratenteils irgendeiner der wenigen in Wien noch vor handenen Zeitungen, genügt, um einen Einblick in die tat- kckchfitche Sage de» Wieners zu gewinne», den die Not zum Verkauf feiner Habfeligkeilen zwingt. Was wird da «ich, alles angeb 'tcn! Bom Landhaus, das die Erholungsstätte -es alternden Rentners sein sollre, bis zum schlichtesten Hausgerät alles: der Frack. die Korbmöbel, die bescheidenen Gchmucksachen, Bücher und Bclriebseinrichtungc», alles wandert zum Trödler und von da in den unersättlichen Rachen des Molochs, der da ln- ßt: ausländisches Kapital. ES ist l^ute kein Geheimnis mehr, daß ganze Straf,enzüge tn Wien von tschechiickien und amerikanischen Händlern ge- kairft wurden. Und keine Negierung vermag diesen Ber- fchleuderungsprozeß aulzuhaltcn. ja. sic kann und darf ihn nicht hemmen, iveil sie sonst ihren Volksgenossen die letzten Leben Sin ög ltchke te n abschnciden würde. Man kann den beiden österrcichin^en Kabinetten unter Schober keinen Borwurf machen: sie haben alles versucht, um mit staatlichen Mitteln den Zerkall airfzuhalten. Un ermüdlich haben sie in London. Washington. Gens. Prag um Anleihen gekämpft, die di« Stabilisierung der öster reichischen Valuta herbcisühren lotsen sollten. Und als lie endlich gegen das im Vertrag von Lang verbriefte Opler deS Anschlutzgedankens in Prag, gegen die Verpfändung der weltberühmten Gobelins in London einige Goldmilli onen geliehen bekamen, da trat ein unerwartetes Er eignis ein. das dick Erholung der österreichischen Krone von neuem verhinderte. Die Konferenz der alliierten F'nanz- minister bestimmte in ihrem Pariser P otokoll. datz Oester reich nutzer den aus Grund des Frtcdensvcrtrages berefts abgetretenen Gütern neck, bare Entschädigung zu leisten habe, und zwar eine Entschädigung, deren Betrag wcht geringer fein dürfe, als der Gesamtwert seiner bereits erfolgten Abtretungen und Auslieferungen, vermehrt um die Summe von k Milliarden Goldmark. Das? ein Land, dem derartig nnfinnige Forderungen vorgelegt werden, obwohl es bereits ohne diele nicht weih, wie es von heute aus morgen leben soll, einfach zugrunde gehen muh. ist selbstverständlich. Zugrundegehcn, das ist in diesem Falle nicht gleich bedeutend mit dem plötzlichen Verschwinden einer Millioncn- bevölkerung, mit Auflösung des Staatsapparats, mit Aus- radiertwerdcn auf der Landkarte, wenn schon die Verwirk lichung dieser Borgänge einem Teile der Alliierten die kürzeste und beste Lösung bedeuten mag. Ein modernes Volk nach verlorenem Kriege wird nicht, wie in frittieren „kulturärmcren" Zeilen der oder jene Stamm, zum Teil er schlagen. zum andern Teil in Ketten in Sklaverei aus frem der Erde abgeführt. Es wird durch unsichtbare Wirtschafts blockade erdrosselt, durch überspannte Forderungen aus- gemergelt, es wird gepfändet und enteignet, durch den Millt- onenschwarm billig genießender Ausländer völkisch zersetzt und geplündert. Und >v«nn dieser Prozeh ei», zwei, drei Jahrzehnte gewährt hat. dann ist das Resultat das ähn liche oder das gleiche, wie es in den Aahrl,rinderten der offenen Gewalt gewesen sein dürste: daS Volk, das an den Marterpfahl des wirtschaftlichen Zusammenbruchs gefesselt wurde, ist aualvoll gestorben: seine dezimierten Nachfahren sind andere, ärmer«, härtere, rohere Menschen geworden. Lie in Ihrer Denk- und Linnesweise kaum noch etwas mit den Adevlen der Väter gemein haben: dann steht znmr noch der Name Oesterrrlch oder Deutschland auf Sem Papier. Das geistige und sitrliche Erbe jener Männer aber, di« dies« Staatsbegrisf« mit Taten und Charakter erfüllten und schufen, ist zerbrochen. In diesem AuSgang, dem wir Oesterreich stch schneller, mr» selbst ein wenig langsamer nähern sehen, liegt die Ge fahr der Stunde, die Gefahr des Jahrzehnts, gegen die mir un» nicht scharf, nicht verzweifelt genng wehren können. Es hat einmal vor kurzem ein Prager Blatt in nüchtern kon. ftatierevLer Form festgestellt, wir Deutschen befänden untk im Schnellzug nach Wien, und es Hai damit sagen wolle«, De Facka Präsident der Konferenz. Genna, IN. April. Die feierliche Ervsfnnngssitrnng der europäischen Wirtschastskouscrcn-, fand heute nachmittag stat» und nahm einen eindrucksvollen Verlaus. Argcndein Zwischenfall ist nicht eingctretc». Nach den. sormcllen Bc- grützungsreden stellte Lloyd George den Antrag, den italienischen Ministerpräsidenten deAactazumPräsi- de nteu der Konferenz zu wählen. Der von Aarthou »nterststtzte Antrag wurde unter lebhaftem Beifall durch Handausheben angenommen. Hieranj hielt Ministerpräsi dent de Facta eine bedeutungsvolle einlciteudr Rede. Als zweiter Redner crgriss der sranzösisckw Ministe. Barth ou das Wort. An dritter Stelle sprach der Ver treter Japans Ashii «nd au vierter Stelle der Vertreter Belgiens Theuuis. Unter lebhafter Ausmerksamkcit ver kündete sodann der Präsident, das, der deutsche Reichs kanzler daS 'Wort habe. Reichskanzler Dr. Wirth hielt sodann eine Rede in deutscliel Sprache, die daraus in die französische und englische Sprache überseht wurde. Die Rede des Reichskanzlers fand, wie alle übrigen Reden, lebhaften Beifall. Nach dem Reichskanzler sprach der russische Volks kommissar des Auswärtigen T.chitsckieriiu Die Einleitungsrede de Fackas. Nachdem der italienische MinisterprüsiLent de Facta zum Vorsitzenden der Konferenz gewählt worden war und dies: Wahl mit Dank angenommen hatte, hielt er eine An sprache, ln der er u. a. iagie: Es gibt heute in der Welt un gefähr 300 Millionen Menschen, die nicht proc uztcren. weil es ihnen an Arbeit und Transportmitteln fehlt und weil das Vertrauen fehlt. Das ist eine Nachwirkung des Krieges. Ohne Vertrauen gehen die großen Kapitalien aus den große» Finanz,cntrcn nicht in die Länder, wo sie notw«»dig Das Bertrauen mutz man wieder her stelle». wenn mau die wirtschaftliche Maschine wieder in regelmäßigen Gang bringen will. Ohne Verzug müssen die Schäden ausgebessert werden, und kein Volk kann sich dieser Pflicht entziehen, weil auch diejenigen, die heute w e n t g c r l e i ü e n als andere, vielleicht schon morgen die Strafe für ihre Teilnahmslosigkeit erleiden mühten. Es handelt sich also um ein grobes Unternehmen inter nationaler und rein menschlicher Zusammenarbeit. Hier sind wir nur Menschen und Nationen, die alle ihre Kräfte gemeinsam zur Erreichung eines gemeinsamen sozialen Zieles vereinigen wolle». Insbesondere in wirtschaftlicher Beziehung erscheint Europa heute in so viele durch Barrieren von einander getrennte Lager ansgcteiU, daß einzelne Länder isoliert sind und einander in wirtschaft licher Beziehung feindlich gegcnübcrstchcn. Weiterhin gibt eS in Mittel- und Osteuropa Länder - besonders Nntz- land, das immer im europäischen Wirtschaftsleben eine wichtige Funktion gehabt ha«, und in Zukunft sicher wieder haben muh —, die vollständig zu ihrem und zu unterem Schaden auZ dem Umkreis der europäischen Wirtschaft ans- geschicden sind. Wir müssen also mit alle» Kräften nach Mitteln suchen, um diesen anormalen Zustand abzuschaff:». Aber nicht dieö allein ist unsere Aufgabe. Die Tagesordnung enthält eine Reihe von Wirt- schaftö- »nd Finanzfragen, die alle Länder Enrovas angchcn. Es sind das Fragen, die für uns alle eine Gewifsensprüfnug mit sich bringen, eine kritische Prüfung unserer Miki/ r-, Finanz-, Wirt- schaftS-, Handels- und Transportpolitik. Schon hat die Welt als Ergebnis der jüngsten Washing toner Konferenz die grobe Wolke des Stillen Ozeans verschwinden sehen. Mit dem gleichen Geiste der Aufrtchtigkit und des guten Willens, der die Arbeiten der amerikanischen Konferenz beseelte, müssen wir in Genua für den Frieden arbeiten. In wirtschaftlicher Beziehung wird sich Italien entschlossen sür alle Vorschläge entscheiden, die geeignet sind, die Völker einander zu nähern uikd die natürlichen Wege des Handels wieder gangbar zu unsere Wirtsriiastsverhältniisc. d>? Erscheinungen in Handel und Wandel glichen de» östcrre'chUcheu oder würden ihnen immer ähnlicher. Das Nlact hat recht. Wir sitzen, wir alle guälcn uns im Schnellzug nach Wien. Und was draußen vor de» Fenstern als flimmernde, lachende Landschaft vorbei- slicgt, das sind die Gefilde unserer früheren Winichasis- blute, unsere sorglose Existenz ve» einst, die billigen Preise, die Reichhaltigkeit eines erschwinglichen Marktes. Wenn man die Indexziffern des deut'chen Groschandcls im letzten Jahre übersieht, dann wird man gewahr, wie die Statistik sagt, „das? der bisherige Kreislauf der Teuerung im Feriig- fabrikat immer kürzere Etappen benötigt", das? im Zu sammenhang hiermit die Prc'ie nicht mehr von Monat zu Monat emportlctlern, sondern non Woche z» Woche, von Tag zu Tag emporschnellen, wie es im kleinen Oesterreich der Brauch ist. Kein Lohnkampt, leine gutwillige Unierstützung kan» hier mehr Nachkommen. Vier Fünftel des Volkes, die hiervon, ob sie sich dessen bewusjt werden oder nicht, betroffen sind, sinken tn ihrer Lebenshaltung, in ihrer inneren und äußeren Kultur immer weiter herab. Die Korruption wächst, die schwedische, tschechische, dänische Krone, der Dollar herrschen. Was von Wien g!t, gilt von Berlin. Ganze Häuserblocks fallen dem aus'.ändiichen Kapital zu. Wenn hier nicht dringend Einhalt acbvten wird, dann wird dcis Resultat dieser Bewegung in Iahrzehiiien oder auch in kürzerer Frist kaum anders ausiehen. als ivic es oben an gedeutet wurde, als wie es in dem seine Kunst- und Kultur- schütze veräußernden Oesterreich sich heute schon anbahnt. Die materiellen Werte werden von sremdcm Kapital aus- gesrcssc», die sittlichen und eigentlich deutschen von der Sorge, vom Kampf um den Unterhalt zermürb» und verdorben werden. Wie aber soll sich eine Aendcrung in dieser Entwicklung vollziehen? Man geht jetzt daran, «in internationales An machen, und es isr bereit, die Hindernisse zu bekämpfen, bi« der Entwicklung des Handels durch eine Politik der Verbote und Begünstigungen erwachsen sind. Nach meiner Meinung muh ^in grober Grundsatz alle Besprechungen und Beratungen beherrschen, nämlich, Satz das Heil der internationalen Gesellict>aft nur in einer großen I» c i n k! a n g s c tz » n g zwischen der Unab hängigkeit, Autonomie und der Souveränität der einzelnen Staaten und der notmendiaen Rücksicht, die jeder einzelne Staat aus die gegenjeitigei! Beziehungen und die Rechte anderer Staaten und ihrer Bürger nehmen must, besteht. Ohne diese Voraussetzung ist kein Friede und lein nützliches internationales Zusammenleben möglich. Ich vertraue fest auf die Weisheir und auf den Sinn aller .hier Vereinigten, und gebe dem heißen Wunsche Ausdruck, s daß die Konferenz der Welt das Schauspiel erhabener und ruhiger Besprechungen bieten wird und das? die allgemeinen Fähigkeiten die Leidenschaften der eigenen UeberzeuguaL bekämpfen und zu jenem glücklichen Erfolge führen können, von Sem zum großen Teil der Frieden und das Gedeihen Europas abhängl. Der Führer -er französischen Delegation Barlhou führte aus: Auf diese Konferenz, von der die Neuorientie rung der Welt ihren Ausgang nehmen kann, bringe ich die wohlduvchdachten Willensäußerungen einer loyalen Mitarbeit Frankreichs mit. Als Lloyd George in Cannes seine großmütige Anregung dazu gab. hat Frank reich unverzüglich z»gestimm: und nur einen Aufschub zur ausgiebigen Vorbereitung vorgeschlagen. Tie Welr ist der leeren Worte, der feierlichen und unfruchtbaren Erklärungen müde. Sie leider an ihrer Gesundheit. Sicherheit und Stabilität und verlangt, daß eine planmäßige und wirksame Aktion ihr endlich das Gleichgewicht wieder- gebc, dessen sic bedarf. Wir sind hierher gekommen, um zu handeln. Gewiß, wir verhehlen uns nicht die S chw » c r ig°- ke i i e n . die Hindernisse und die Langsamkeit der Aufgabe. Aber Pessimisten vermögen nichts, und nur der Glaube wird die Welt retten. Europa isr mit Ruinen besät. Es würde töricht sein, zu glauben, daß eine Zauvergcrte mir einem Sireiche ausdem Trümmerhaufen das Zairber schloß sein esWiederautbau es errichten könnte. Aber es wäre eine noch schlimmere, noch mörderischere Tor heit. sich mir gekreuzten Armen am Wege niederzusctzen und nichts zu tun. Denn cs ist allzuviel zu tun. Frankreich ist von keinem nationalen Egoismus beseelt und wünscht keine Hegemonie auszuttben. lis Der Krieg hat Frankreich zuviel gekostet, als daß es nicht Abscheu vor dem Kriege cmpsinden sollte. Es ist in seiner Gesamtheit entschlossen pazifistisch l!i. und niemals wird es Frankreich sein, das in verbrecherischer Verblendung die Ruhe der Wcl» stören wird. Zeine Rechte, für die cs einen furchtbaren Preis gezahlt hat, sind kein Hindernis für das Unternehmen, zu dem wir aus allen Teilen Europas hierher gekommen sind. In dem Programm von Cannes sind diese Rechte entsprechend der Ansicht Frankreichs und seiner Alle- ierlen von der Diskussion ausgeschlossen worden. Die Konferenz von Genua ist somit nicht, kan» nicht sein und wird nicht sein «lue Bernsungsinsianz, wo die bestehenden Verträge zur Sprache gebracht, beurteilt und revidiert werden köunten. Aber jede finanzielle und wirtschaftliche Frage, deren Lösung von Bedeutung und für die Wiederherstellung des ge peinigten und aus dem Gleichgewicht: gebrachten Europa wesentlich ist. kann frei von allen erörtert werden. Frank reich wird keine negative Haliurig zeigen. Seine Sach verständigen werden eine beträchtliche Arbeit vorweisen. Es gibt kein Problem, das ihren Uiitertuchungen und Ucker- tcgungen entgegen wäre. Es ist Sache eines jeden Volkes, gleichviel, wie seine politische Form »nd seine Regierung ausschen möge, wofern cs nur die allgemeinen Rechte achtet, ohne die cs keine Zivilisation gibt, bei der Wiedcraufrichtung aller mit?,»hielte». Die französische Delegation wird gegen nie ni anbei» jemals ein Wort des Hasses aus- sprechen. Sie wird niemanden demütigen und wird im leihckonsortium unter Deutschlands Mitwirkung inS Leven zu rufen, das sür Deutschland ein: nmsaugreiche Anleihe aus den Weg bringen soll. Das ist zweifellos zu begrüßen. Auch i» Wien jubelte man. als endlich, endlich England sich zu einem Anlciheangebot von Millionen Pfund entschloß, mußte aber unmittelbar darnach abermals eie müden Hände in Verzweiflung herabsinken lassen, als die oben angeführte Ncparationssorderung etnlraf. Hier liegt der Schlüssel der ganzen Situation sür beide Länder. Eine Anleihe groben Stils kann auch sür Deutschland nur dann fruchtbar wer den, wen« ihr Wert nicht von dem Unsinn unerfüllbarer Neparationslasten beeinträchtigt wird. Die Ncparations frage muß geklärt werden und zwar in einer Weise, die Deutschland neue EinwIellniigS- und Ausstiegmöglichketten gibt. Wir brauchen vor allen onngeiid eine Befreiung von allen Wicdergutmachiingolasten sür Lie nächsten Jahre. Und nur dann, wenn diese Befreiung schleunigst erfolgt, kann der Schnellzugsbewegung unterer WirtschaftSentivick!uiig Ein halt geboten werden. Vielhundertmal ist diese Feststellung geinacht und als Forderung erhoben worden. Daß sic dabet noch immer keiner Einsicht bei unseren Gegnern begegnete, könnte uns verzweifeln lassen, wenn nicht eben ein schwacher Hoffnungsschimmer von Genua ausginge. Siegt dort die Wirtschaft Uber die Politik, dann wird auch ohne offene Aus sprache über die Reparationen sich in der Wett die Ansicht vertiefen, daß nur der Rcparationswahnsinn di« Konsolidie rung der Wirtschastsverhältnifie bindert. Vermögen die Wirtschaftler nicht durchzudrt.igen, dann werden wir unsere« bitteren Kampf weitcrkämpsm müssen, ohne allerdings mit Bestimmtheit sagen zu können, ob nicht bei wachsender Ge fahr ein unerwarteter Zug an der Notbremse in der Scftnckk- zugshotz eine veränderte Situation schafft.