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Dresdner Nachrichten : 07.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189910071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-07
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.10.1899
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kadinen. wo p« . «pmigen wwten. Der Kaiser und die Kaiserin Haben geiler» Varmittag U Uhr Cadlnen verlassen und sich über Elbing narb Marienburg den Landrakh von Etzdorfs und Gemahlin > ie Frau Landrath überreichte ein Bouauet > die " begebe», wo die Ankunft um 13 Uhr erfolgte. Die Majestäten begaben sich, vo» einer großen Volksmenge jubelnd begrüßt, als bald nach den Lauben, wo Im Juni der große Brand stattsand, und von dort nach dem Hochmeisterschloß. Um 2 Uhr erfolgte unter stürmischen Zurufen der Menge die Abreise nach Potsdam. esse " ' " lieber die Ren cs nach England schreiben die des Ka i s r r .Münchener N. N.": „Seit Monaten ging bereits das Gerücht, daß der Kaiser keuer wieder seine Besuche in England aufnchmen werde: sein Telegramm nach CoweS anläßlich des Sieges seiner Nacht, in dem er bedauerte, durch den Unfall der Kaiserin an der Anweienheit dort verhindert zu sein, konnte als Bestätigung dieser Gerüchte gelte». Wenn nun die — allerdings noch nicht offiziell bestätigte — Nachricht kommt, der Kaiser werde den Besuch dem nächst machen und zwar in Begleitung des Staatssekretärs Grafen v. Bülow, also in einer Form, die dem Besuch einen hochvoliti- schcn Anstrich giebt, so wird dies nicht verfehlen, in weiten Kreise» des deutschen Volkes schwerwiegende Bedenken hervor- uirufen. Jede Stunde kann die Nachricht vom Ausbruch der Feindseligkeiten in Südafrika bringen; der Kneg. den England! gegen Transvaal führt, wird sich ja wohl vom Raubzug Jnmeson's dadurch unterscheiden, daß er von einer regelrechten Kriegserklärung eröffnet werden wird; in seinen Motiven aber und vom ethischen Standpunkt betrachtet unterscheiden sich die beiden Unternehmungen gar nicht von einander. Nun wird ja gewiß in Deutschland kein verminstlgcr Mensch verlangen, daß wir uns in den Transvaalslrcit einmische» sollen; unsere Richtschnur kann nur die strikteste Neu tralität sein, was gewiß nicht hindert, daß die Shmpathieu des größten Thcils des deutschen Volkes aus Seite der Buren sind. Dieier Neutralität würde aber der Betuch des Kaisers in England zerade im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht entsprechen; er wäre eine lästere Kundgebung gegen Transvaal. als die Depesche an Krüger, die der Anlaß zur Ausgabe der alljährlichen Besuche des Kauers in England war, es für diese» Staat war. Ein derartiger Front wechsel muß auch im Ausland den Respekt der Konsegue»; unserer äußere» Politik bedenklich erschüttern. Wir Hussen noch in letzter Stunde, daß sich die Nachricht der sonst in derartigen Angelegen heiten gut unterrichteten „Mil.-Pol. Korr." als unrichtig crweüen oder daß es den verantwortlichen Berathern des Kaisers gelingen möge, ihn von der Unzweckmäßigleit dieses Besuches in diesem Zeitpunkt zu überzeugen." Die „Hamb. Nachr." schreiben: „In einigen Blättern wird nach dem Pariser „Figaro" über eine Untcrreanng berichtet, die Fürst Hohenlohe anläßlich des Empfangs der Mitglieder des Geographischen Kongresses im Berliner ReichSkanzlerpalaiS nrit einem Franzosen und einem Spanier gehabt haben soll Wir Kossen, daß das Referat, wenn nicht apokryph, so wenigstens nach Inhalt und Form inkorrekt ist Wir legen dabei das Gewicht weniger auf das Maß von Redseligkeit und schmeichlerischer Be wunderung, die der deutsche Reichskanzler sür Frankreich und Spanien nach dem Berichte bekundet traben soll, ais auf die Ans sprüche, die ihm in de» Mnnd gelegt werden. So soll er n. A bei Erwähnung des Prozesses Drchfns gesagt haben, die fran zösische Regierung habe „vorzüglich gehandelt", indem sie „diesen Unschuldigen" begnadigte. Nachdem Drcyfns von dem französischen Kriegsgericht wiederholt des LandeSverraths sür schuldig befunden worden ist, nachdem er seine Revision gegen das zweite Urtheil zurückgezogen und die Begnadigung angeiivmme» hat. können nur noch enraairte Trcyfiiiards in und außerhalb Frankreichs von der „Unschuld" des Mannes spreche»: wenn der deutsche Reichskanzler cs lhun wollte, würde er nicht nur sein Urtheil kvmprvinittire», sondern sich auch der öffentlichen Beleidigung des französischen Kriegsgerichts schuldig machen. Eine solche Handlungsweise, die eine» Verstoß gegen die Rücksicht und die Reserve bilden würde, die ihm durch sein hohes Amt aufcrlegt werden, können wir dem Fürsten Hohenivhe nicht znkianen. Wir nehmen an, daß der ganze Bericht in dem Pariser Drcysns-Organ. dem „Figaro", nur dieser angeblichen Aeußerung des Fürsten Hohenlohe wegen veröffentlicht worden ist. Auch was der Fürst dem Spanier gesagt haben soll, klingt im Munde eines deutschen Diplomaten wenig glaubhaft. Wir nehmen an, daß der Bericht im „Figaro" baldigst vo» deutscher offiziöser Seite dcmcntirt wird," Der Vertreter des „Figaro", Gasion Noutier, der neulich eine Unterhaltung mit ocm Reichskanzler Fürsten Hohenlohe ver- össenllichte. hat sich im „Figaro" über Elsaß-Lothringen geäußert. Er schreibt: Tie Gcrmanisirung sei seit 15 Jahre» sehr weil vorgeschritten. Der Wohlstand des Landes sei gewachsen, Alt-Dcntschland sei ein guter Markt kür cllaß-ivthringische Produkte. Die Geschäfte gehen gut, man verdiene Geld und arbeite. Der Kaiser Halle sich große Sympathien erworben. Die ba hcrische Abgeordnetenkammer nahm einslimmig den CeiitrumSantrag an. die Regierung solle schon vor der Nvihstands Vorlage sür die Ueberi ch w e m m t e n Hiise aus Staatsmitteln durch unverzinsliche oder gering verzinsliche Darlehen eventuell durch nicht znrüctzncrslattende Znichüsse gewähren. Der Minister des Innern erklärte sich hierzu bereit und meinte, drei Millionen würde» vorerst ansretchen, die dann ans die spätere Noihzlaiids- vorlage in Anrechnung kämen. Der Minister hielt den Stand Punkt fest, daß zuerst die Wohlthätigkeit eingrciscn müsse und als Ergänzung erst oie StaalShitte zu komme» habe. Ten Verlauf des Prozesses gegen die „Harmlosen" Versvigt man in unseren maßgebenden imsiiänühen Kreisen aus das Allerlebhasteste, Man darf ebenso annelnncn, daß dem Kotier über die Einzelheiten des Prozesses, namentlich soweit aktive Offiziere dabei bctheiligt sind, ein eingehendes Referat erstatte! wird. Von den seinerzeit infolge des hannoverischen SvielerprozcsseS ver abschiedeten Ossifferen sind alle bis ans zwei, bei denen die Ver- ablchiedung in der sür die Betheiligten unangenehmste» Form erfvlgte, wieder angestellt worden: sollte sich im Lause des Prozesses Herausstellen, daß einer von den Offizieren, die seinerzeit in den hannoverischen Spiclerprvzeß verwickelt waren, mit dem Wvlsf gespielt hat, so ist seine definitive Verabschiedung ohne alle Ehren ganz sicher. Auch den Offizieren, die in irgend einer Weile komvrvmiltirt ans dem Prozesse Herborgehen sollten, wird wohl kaum etwas Anderes übrig bleiben, als des Königs Rock auSzuziebcn. Die sozialdemokratischen „Ehrentafeln", welche ein Bild des sozialdemokratischen Märtyrertlnims und der Vergewaltig ung „unicr neuestem Kurs" geben sollen, zählen betreffs Sep tember. sür weiche» Monat im Ganzen 20 Jahre -1 Monate 12 Wochen und 4 Tage Gefängniß und 040 Nil. Geldstrafe be rechnet werden, u. A wieder aus: „Gegen 0 am Herncr Streik Belheiligte wurde aus zusammen 91 Monate Gesäiigniß erkannt" Bei Ausbruch der skandalösen Exccsse in Herne überbot nmn sich im sozialdemokratische» Lager mit dcr Bethcncrniig, daß die Sozial demokratie gar nichts damit zu tlnm habe, daß d>eAusschreitungen nur von unorgaiiisirtcn polnischen Arbeitern in s Werk gesetzt seien. Jetzt straft sich die Parteileimug selbst Lügen und rcklamirt die Herncr Schuldigen für ihre Ehrentafel, Oesterreich. Die Besprechungen des Grafen Elary mit den Führern der parlamentarische» Parteien dauern fort. Das Exekutivkomitee der Rechten beschloß in seiner unter dem Vorsitz des Obmanns Jaworski abgehaltencn Sitzung nach längerer Debatte einhellig folgende Rcivlulio» : Die Par teien der Rechten verbleiben auch wciicr in dem Verbände und sind entschlossen, ihr gemeinsames Programm zur Verwirllichnng zu bringen. Sie werde» insbesondere die endgiltige Beilegung des Sprachenstreites auf Grund der verfassungsmäßig gewähr leisteten Gleichberechtigung aller Völker Oesterreichs, sowie die Bildung einer den Mcijoritätsvechältnissen enisprechcnden Regierung onstreben. Die von dem verurtheilten Leopold Hilsner als Mit schuldige an dem Morde bei Polna bezeichnelen Josua Erbmann und Salomon Wassermann sind ans der Haft entlassen worden. In Laibach wurden die Landwchr-K ontrol - Versamm lungen abgebalten. Hierbei wurde verlautbart, daß die Meldung mit „lulcai" statt mit „Hier" mit zweitägigem Arrest bestraft werde. In Folge dieser Strafandrohung verliefen die Kontrol- versammlungen ohne Zwischenfall. Frankreich. Der „Siöcle" meldet, Graf Murawiew komme nach Paris, um sich mit Delcasss über verschiedene Fragen der auswärtigen Politik zu besprechen, welche für Frankreich und Rußland von Bedeutung seien. Dem „Figaro" zufolge herrsche in dem Streikkomitee in Lc Creuzot Uneinigkeit in Folge des Beschlusses, die Entscheidung der Regierung anzurufen. Das „Echo de Paris" thcilt mit. an gesichts des Beschlusses der Frauen der Ausständigen, nach Paris »>» gehen, halte man 10 Bataillone Infanterie in Bereitschaft, um dies« dorthin zu dkigken, wo sie den Ankommenden den Leg versperren könnten. > Atalien. Der deutsche Reichskanzler Fürst zu Hohen lohe landte an Crlsvi anläßlich dessen 60. Geburtstages rin herzliches Glückwunschtelegramm. ! An drm Banket zu Ehren Crisvi's im Foyer deS Victor Emanuel Theaters in Palermo nahmen die Behörden. 1l Senatoren. 2l Devntirte. sowie die Bürgecmeister der be deutendsten Städte Siziliens, im Ganzen 250 Personen. Theil. Der Senator Herzog Delta Vcrdnra brachte einen Trinlspruch aus. beglückwünschte Erispi und Italien, dessen Glück immer mehr wachsen möge, und schloß mit einem Hoch aus Italien, de» König und EriSpi. Letzterer hob in seiner Erwiderung hervor, er wolle das Berbruderungsfest. welches von allen Sizilianern ohne Unter schied der politischen Parteien veranstaltet sei. nicht durch politische Erörterungen stören. Die Festlichkeiten bezweckten, die von ihm dem Baterlande und Sizilien während 50 Jahre geleisteten Dienste zu ehren. Er erinnere daran, daß die sizilianiiche Revolu tion im Jahre 1848 Italien und Europa das Beispiel gegeben habe, erinnere ebenso daran, daß Sizilien zuerst das italienische Kviiigthlim prvklamirt habe. Erispi hob sodann unter Bekräftig ung seines alten Wahlspruches: „Die Monarchie vereint uns, die Republik würde uns trennen", hervor, man müsse sich um die Monarchie schaaren, welche em Sninbol der Untcennbarkeit des Vaterlandes gegenüber den Bestrebungen der Reaktion und der Anarchie sei. Der Redner forderte schließlich auf. den König Humbert und sein Haus telegraphisch zu begrüßen. Die Rede wurde iebr beifällig ausgenommen. Russland. Der Voranschlag der Marine-AuSgaben für I9on. welcher die Gesammtsumme von 88 Millionen Rubel um faßt. bestimmt 38 Millionen für die Wetterführung der Schifss-Neu- banieu und für Renbelchassuna von Gcichntzen. Insoweit cntipricht der Anschlag dem im vorigen Jahre angenommenen ÄXi Millionen- Pian : cs wird jedoch als sicher angesehen, daß noch vor Schluß des Jahres ein Ergänzungs-Anschlag über etwa 00 Millionen Rubel ausgestellt wird, welcher den voriahrrgen Plan noch um den Ban von drei Schlachtschifsen erster Klasse und fünf Torpedobooten zur Küslenverlheidigung erweitern soll. tffricckicnland. Die Königin von Griechenland ist aus dem russischen Kreuzer „Zar Alexander" von Kreta nach Athen ab- gcreisi Die christliche und die muselmanische Bevölkerung gab de» Sympathien, welche sich die Königin auf Kreta ermorden hat, durch lebhafte Huldigungen bei der Abreise Ausdruck. Amerika. Der „New Avrk Herald" meldet aus Caracas: Ter deutsche Konsul und die deutschen Geschästslente von Puerto Eabellv dankten dem Gesandten der Vereinigten Staaten und dem Kommandanten des amerikanischen Kriegsschiffes „Detroit" Herzlich für den Schutz, welchen der „Detroit" ihnen gewährt habe. Sie er- kiäricn, die Anweienheit des Kriegsschiffes hätte ihnen die Zahlung schwerer Kontcibutiouen erspart. Asien. Englische Blätter lassen sich aus Peking von einer neuen P gl a st Verschwörung berichten: diesmal nicht von einer Gehcimrcbolte der alten Reaktionäre, noch weniger von einem Reformer-Putsche: es soll sich vielmehr um nichts Geringeres bandeln, als um ein Komplott der mongolischen Mandschu- Prclorinner. der sog. Bannerträger der Kaisergarde, die sich der Herrschaft bemächtigen und die alte Kaiserin, den jungen Schatten- taijcr und die Stütze» der gegenwärtigen Monarchie, Jung Ln. den Prinzen Eching. Käng M rc. stürzen wollen. Was sie an die Liebe des Bestehenden ietzc» wollen, wissen diese „Verschwörer" angeblich selbst nicht recht. Jedenfalls wird man noch genauere Mittheilungen "der diele ..Palastintrigne" abwartcn müssen: sicher ist nur. daß zur Zeit am Hofe in Peking eine starke Unruhe herrscht, welche auf wichtige Wendungen hindcuiet. Transvaal. Der Generalissimus der südafrikanischen Truppen Sir Redvers Buller ist von der Königin nachBalmvrnl befohlen worden und dorthin abgercist. — Das Reutcr'sche Bureau erklärt, daß die Gerüchte von einer Kriegserklärung unbegründet sind. — Der englische» Regierung sind bisher reine Nachrichten rugcganaen. welche die Meldungen bestätigten, daß die Buren die Grenze über schritten hätte». — Fraue» und Kinder verlassen Newcastle. Die Rcgieruiig hat Entschädigung sür Verlust an Eigcnthum ver sprochen. — In Durban trafen aus Indien vier Truppe »- transpoctschiffe ein. Die Truppen wurden sofort gelandet und mit der Eisenbahn weiter befördert. iWicderholt.) Der Londoner „Daily Ehroincle", der unter allen englischen !ä schärfsten bekämpft, niiige» für das Vcr- Blüttcrn den Krieg mit Transvaal am schreibt, die Regierung suche »ach Entschuldigungen für lnecbcn. das sie in Südafrika begehe» wolle, und veröffentlicht eine Depesche aus Kapstadt, in welcher daraus bingewieien wird, welch' innige Beziehungen die Afrikander der Ka P k o l o n i e mit den B n r e n yerlnüpscn. Jedes Mitglied des Kap-Parinmenis. ja säst icder im politische» Leben stehende Mann und fast jeder Geistliche der rcsvrmirlen holländischen Kirche habe Verwandte in den beide» Repnbiiie». Sauer und Hofmeyr seien mit vielen militärnchen BetchiShnbern Transvaals verwandt. Alle Afrikander seien aus daS Tiefste darüber bestürzt, daß die britische Regierung den Vor schlag einer Vermittelung nicht angenommen habe. Man glaube noch immer, wen» ein erfahrener englischer Staatsmann i» Spcziaiinission und mit unbeschränkter Vollmacht entsendet würde, um mit der Regierung von Transvaal zu unterhandeln, so ließe sich der Krieg noch ainvendcu. Den Airikandcrn der Kapkolonic >ei es znruschrciben, daß die Buren noch nicht losgcschlagcn hätten, ivie es ihr vssenbarer Vortheil erheischte, denn es ici ihren Freunden am Kap viel daran gelegen, daß der erste Schuß nicht von ihrer Seite lalle. Eine Bekanntmachung ist in London veröffentlicht worden, wonach eine gewisse Anzahl Reservisten zu den Fahnen auf de» 15. Oktober cinbcrusen werde. Auf die Elemente, weiche die gegenwärtige Lage in Südafrika hsrbeigesnhr! haben, wirft folgende Korrespondenz ein charak teristisches Licht: AIS hätte die Lage in Südafrika »och einer besonders grellen Beleuchtung bedurft, taucht nun auch plötzlich der bekannte Dr Iamcsv n aus der Versenkung wieder aus und zwar nahe demselben Pitiani. von wo er im Jahre >896 seinen berüchtigten Einfall in das Gebiet der Südafrikanischen Republik unternahm. Dr. Jameson hat, wie englische Quellen aus Kapstadt ganz ungenirt melden, angeblich im Matabeleland ein britisches Freikorps gebildet und bereitet sich vor. seinen 1896 vcr- ungiückicn Einbruch, diesmal vsscn von .Herrn Ehamberlain legiti- miit, zu wiederhole». Voraussichtlich wird er damit ebenso wenig Glück haben, als vor 3 Jahren, denn nach den ringetrosfenen Einzelnachrichkcn haben die Buren an der ganzen Nordwestgrcuze der Republik mehr denn genügende Truppen kvnzentnrt. um einem neuen Jaineion-Einbrilche oder eine»! Einfalle des Obersten Vaden- Powell. welcher ein ähnliches Korps uni seine Frcischärlerstaudarte geschaart. erfolgreich zu widerstehen. Das zweite charakteristische Voriommniß ist, daß der Oberste Rath der UitlanderS eine Proliamation erlässt, in welcher er, dessen sämmtliche Mitglieder längst feige dieZlnchi ergrisscn und sich hinter die breiten Rücken der englischen Lvldate» in Natal geflüchtet haben, der britischen Regierung die Bedingungen vorschreibt, unter welchen diese allein sich aus ei» FricdcnSlc nivrom'ls; mit den Buren cinlassen dürfe. Ausfälliger Weise deckt sich dieses Programm der eigentlichen Ur heber der ganzen gegenwärtigen Krisis säst wörtlich mit denjenigen Forderungen, die Herr Ehamberlain am vergangenen Freitag dem englischen Ministerraih unterbreitet und dieser zur weiteren Erwäg ung ziilückgestcllr hat. Ui» die Identität dieser Herren vom Uülanderraad mit den Leitern des Jaiiieson-EinbrncheS a»ch dem Blindesten klar zu mache», rühmen dieselben Herren sich, der Köiilgi» das glänzendste leichte Kavalleiic-Negimcnt in Natal zur Verfügung gestellt zu haben, und theiien auch mit. das: dieses kaiserliche und nicht etwa Freischärler-Regiment fast ciilSschiießlich ans den Leuten bestehe, „welche in den verschiedenste» Formen der polstischcn Bewegung des Jahres 1890 (Jnmeson-Einfall) und des gegenwäriigc» Jahres angchorcit. All' dieie Männer", heißt es in dem Uitlandcrcrlaß weiter, „waren besonders sür die Rache der Bure» aiisersehcn. und alle sind glücklich und rechizeiiia von Johannesburg entkommen." Das sind also die Männer, die de» Jameson-Eintall orannisirt und zum Theff persönlich mitgemacht, welche nachher die Agitation in Johannesburg geschürt und von Neuem zu lichter Flamme angcsacht haben, und die »nn, wo es dank icnem jahrelangen Hetzen zu einem Kriege kommt, als die Ersten ans diesem Johannesburg flüchteten, wo sie „nichts als das Bürgerrecht zu erwerben wünschten", um jenseits der Grenze das schneidigste kaiserliche Kavallerie-Regiment zu bilden, in dessen Ge folge sie in die eroberte bcichcidcne Haiivislcidt der Südafrikanischen Republik demnächst ihren Einzug als «Sieger zu halten gedenken. 63 Mitglieder des Kap-ParlameiiiS hatten durch Ver mittelung des Gouverneurs Sir A. Milner an die Königin 81 ittorla eine Petition gerichtet. In derselben hieß eS: ie Petenten seien durch Bande des Blutes, der Verwandtschaft und der Verschwägerung mit den Bewohnern von Transvaal ena verknüpft. Sie «eien an dem Frieden in Südafrika materiell interessirt und seien überzeugt, daß eine aktive britische Interven tion unnöthig sei. Transvaal habe sü>- die Vertretung der Gold felder in seiner gesetzgebenden Versammlung liberale Vorschläge gemacht und sich mit einer Untersuchung durch eine gemischte Kvm- miision einverstanden erklärt. Die Petenten bäten die Königin daher, sofort dir betreffenden Kommissare zu ernennen. Wenn die Untersuchung ergebe, daß das gegenwärtige Wahlrechtsgeietz un zulänglich sei, sei ja Transvaal bereit, anderweitige Vorschläge zu machen. Schließlich wird erklärt, daß die Petenten der Königin treu ergeben seien. — Jetzt ging die vom Minister Ehamberlain ttiiterzeichnete Antwort auf diese Petition ein. Dieselbe besagt: Die britische Regierung beachte wohl die Sympathien und Inter essen der britüchen LtnatSangehörige» holländischer Abkunft. Eines der Hauptziele der Regierung sei es gewesen, den nicht- bolländischen Bewohnern von Transvaal ähnliche Rechte und Vorrechte zu sicher» ivie diejenigen. welche die Holländer i» der Kavkolonic genösse» England habe Transvaal jegliche Rücksicht, die mit dem obigen Ziele vereinbar sei. erzeigt, aber die Bemüh uugen, eine friedliche Regelung zu sichern, seren bisher erfolglos gewesen. Mit Rücksicht ans die Weigerung Transvaals, das ver- löhnltche Anerbieten Englands anzunehmen, sei letzteres gezwungen, eigene Vorschläge zu formuliren. In einer Versammlung der Militärkommandanten der australischen Kolonien in Melbourne wurde die Bildung einer nach Südafrika abzusendenden Streitmacht von 2000 Mann empfohlen. — Der Staatsiekretär sür die Kolonien Ehamberlain richtete telegraphisch die Aufforderung an die Kolonien Victoria und Neu-Sudwales, je 250 Ata»» und in Südaustralien 125 Mann, und zwar vorzugsweise Infanterie, als Verstärkung des Kontingents von Queensland nach Südafrika zu lenden. Alle diese Truppe» müßten vor dem 3l. Oktober eingeschifft werden Tie Kabinette der Kolonien berathen jetzt über diele Angelegenheit Die „Times" melden ans Pretoria- Anläßlich des Gerüchts, daß Schreiner und Hosmeyr dorthin kämen, um einen letzte» Versuch zur friedliche» Beilegung der Krisis zu machen, herrsche daselbst große Erregung Das Gerücht scheine auf einen schlechten Scherz zurückzniüyrcn zu sein, den man sich mit einem Hotelbesitzer mache. Tie Negierung stellt in Abrede, Kenntniß von dem angeblichen Beiuch zu haben. Der deutsche Vertreter in Transvaal ist bevollmächtigt, auch die Interessen der österreichischen und ungarischen Staats angehörige» i» jeder Hinsicht und speziell in der Richtung zu ver treten, daß sie ebenio wenig wie die deutschen Reichsangeyörigen zum Kriegsdienst herangezogen werden. In Volksrust ist ein KriegSrath abgehalten worden, an dem Joubert und alle Kommandanten thcilnahmeii. Die Bc- rathung sei kurz gewesen und habe eine Entscheidung nicht gebracht, doch habe man sich dabei verständigt, daß die Buren in den nächste» Tagen noch nicht vorrücke» sollen. Ein anderes Tele gramm aus Volksrust besagt, die Lager der Buren würden wahr scheinlich alsbald bis in die Ecke der Grenze von Natal vor geschoben werden. Die Positionen, welche die Buren besetzt haben, liegen sämmt- lich ans Transvaalgebict. aber scharf an der Grenze und beherrschen den gesammten Norden der Natalkvlonie (abgesehen von Zululand). Man weiß, daß die Engländer dort noch schwach sind. Der an- ekündigte Rückzag der Engländer würde den Buren große orräthe und die Bahn nach Picteimoiitzburg und Turban ous- liefern Es zeigt sich schon, daß die Führer der Buren strategisch gut opertrt haben. Was die Taktik der Buren betrifft, so wird sie vermuthlich die alte Krall noch spüren lassen. Tie Richtigkeit der Meldung vom Rückzug der Engländer vorausgesetzt, ist noch die Frage, wie weit er gedacht ist. Bedroht sind durch die Aufgebote von Transvaal und vom Oranie-Freistaat in erster Reihe alle Garnisonen der Engländer nördlich von Ladm'mith und Jgoyo-Hitl. Dem „Rcuter'ichcn Bureau" wird aus Pretoria gemeldet: Die weitere Entsendung von Kommandos nach der Front ist zur Zeit eingestellt. „Bollsstcm" erhebt gegen Hosmeyr und Schreiner den Vorwurf, sie seien abtrünnig geworden Präsident Krüger erklärte in einer Unterredung in Betreff der Gerüchte von einem Eindringen der Burghers ln englisches Gebiet, die Republik beabsichtige nicht, die Ossensive zu ergreifen, wenn sie dazu nicht gezwungen werden sollte durch die kriegerische Halt ung Englands, die in der Zusammenziehuna von Truppen in der Richtung aus die Grenze oder in der Einsendung beträchtlicher Verstärkungen nach Afrika zu erblicken sein würde. Ais die Burghers vom Boven Modderfiuß in Bloemfon - tain durchpassirten, traien ihnen ans dem Markte Präsident Steijn und das Ncgierungsmitglicd Fischer entgegen. Steijn richtete eine Ansprache an die Mannschaften, in der er seine Freude darüber ausdrüate. daß die Burghers dem Rufe zur Fahne gefolgt seien. Der Freistaat beabsichtige keinen Angriff, wolle aber seine ihm theueren Rechte vertbeidigen. Ter Feind jei stark : wenn der Feind aber die Grenze überschreiten sollte, würde er von den VnrghcrS, die für die Unabhängigkeit ihres Staates kämpften, angegriffen werden. Die Burghers ritten dann weiter, nachdem sie 50 Mann zur Verlheidignng der Hauptstadt ^zurückgelassen hatten. — Das Kommando von Vaaljpruit in der Stärke von 450 Manu hat sich nach Boshos begeben. Es wird berichtet, daß die Buren nunmehr i» geschloffenen Reihen innerhalb 7 Meilen von Eharlestown vorgerückt seien. Flüchtlinge meiden, daß 40 Tonne» Dynamit zm Zerstörung der EiscnbahnbrUcke über den Oranjefluß bei Norvals-Pont, der Grenzstation zwischen der Kapkolonte und dem Oranie-Freistaat. gclegs worden seien. Die „Times" melden ans Lobatie. dem Britisch-Ccntralafrika- Proteliorat: Die Lage ist an der Grenze gegen Transvaal letzt sehr kritisch. Der ttoireipondent erfährt von einem hohen Be amten in Pretoria, daß dort alle Gedanken und Wünsche für den Frieden aufgcgebcn seien. Derselbe Beamte habe sich dahin aus gesprochen, man erwarte in Pretoria allgemein, daß der Krieg diese Woche beginnen werde. Die Londoner „Daily Mail" giebt ein paar Charakteristiken der Hauptffihrer der Buren. Die Bemerkungen über den Präsi denten Krüger dürsten besonders intercssiren. Stephanus Johannes Paulus Krüger ist 75 Jahre alt. Physisch ist er »och vollkommen ungeschwächt bis aus seine Kurzsichtigkeit, die ihn zwingt. Brillen mit ungewöhnlich großen Gtäjern zu tragen. Er rst durchaus konservativ, und das geringste Abweichen von der herkömmlichen Ordnung der Dinge veranlasst ihn zu Klagen über den verderblichen Einfluß der Fremden. Krüger ist ein „Lutheraner mit hartem Schädel", abiolut aufrichtig in seinem Glauben, daß die Bure» das auserwählte Volk des Allmächtigen sind. Oom Paul bezieht ein Gehalt von 7000 Ptd. St. jährlich und außerdem 300 Psd. St. für Repräsentationszwecke. Das ist das sogenannte „Kaffeegeld". Als man ihn fragte, warum er zu den Wvhlthätig- keits-Anstaltcn für arme Nitlanders nichts beitrage, meinte er um Bezug aus die Uitlandcrö: „düs. ZARmacstch! cim lcerel« rs aiiomal rvic: bulla kav betsal " („Nein, Allmächtiger: die Kerle sind alle "reich, sie könne» bezahlen.") Eine Abtheilung berittener Polizei ist vor dem Bureau der Kriegskommiisivn in Johannesburg stativnrrt und bereit, sofort in Thäligkeit zu treten, falls es zu Unruhen kommen sollte. Die Kasfern plündern GeschäftSplätze und Häuser im östlichen Thefle des Randgebietes: weiße Beamte gaben Feuer auf die selben. Eine besondere Abtheilung von Polizei ist entsandt worden, um die Eingeborenen zu zerstreuen. Kunst und Wissenschaft. Im König!. H o s > ch a n sp i el erschien vorgestern Abend Shakcsveare's „Winter Märchen" wieder ans der Bühne, das seit dein Gastspiel von Frau Renier nicht mehr bei uns gegeben worden ist Tie Neubesetzung einiger wichtiger Rollen, so vor Allein die der Hermioue mit Iran "Saibacu und die der tapferen Paulum mit Frl. Ulrich, halte wohl in der Antündignng das Stück als „neu cinstudirt" bezeichne» lassen, obwohl in der text lichen Fassung und dcni seenischcn Rahmen in wesentlichen Punkten nicht viel geändert war. Froh begrüßte man die tostümellen und dekorativen Erneuerungen, die gerade diesem Werke des großen Briten schon lange zu wünschen wa,e»: auch das Einlegen der kurzen Straßenicciie im letzte» Akt. die sür die Aufklärung über den Gang der Ereignisse sorgt, den die meisten Bühnenbearbeitungeii des „Wintcrmärchen" als bekannt bei den Zuichaner» vorausietzcn, ist eine erfreuliche Neuerung, während die breitere Aufmachung dcr humoristischen Partien im zweiten Thcile des Schauspiels kaum als glücklich gellen darf. Wenn auch gerade diese komischen Elemente der Dichtung mit der prächtigen Eloivnsmur des famoien Spitzbuben Autolhcuü Shokespeare's eigenste Erfindung sind — Dresdner Nachrichten. . 27X. Leite 2. MM Sonnabend, 7. Oktober I8Ä1»
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