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Dresdner Nachrichten : 07.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189910071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-07
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.10.1899
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Dresdner Nachrichten. Nr. 278. Seite 2. >s^ Sonnabend, 7. Oktober 180V . »»«M«« «. «. «Alu»., «.«. «»,«» ,«M D,«»,« iro.lü. Staautahn »9,7», Lomdardin —. Lamatw» —,—. w>9«. «o» —. vorwglrie» 2S,«, Schwach, »Irl». >» Uhr Nachmittag»/» Mn,»« >«.«». Italien«, 9I.S0 «aanier M,9», Vortugielen 23,»», LilrNn 2l,ss, rürkenlooi« >N,7S. VUomanbanl ödv.ao, Lloat«» dazu 706,00. Lombarden 165.60. Unentschieden, Varls, i-rodukienmar», rseize» per Oktober IS,«, per Jan.-April >8.90. de», «rirnua per Oktober SS,7S, per Mar,-Juni »7,73, bet, Rübol per Oktbr. »3.3». «er Jannar-Aprtl bk.,7b, lest, Amsterdam. iLroduIlen-Sertch». Wette» ver Novbr, —, aeschitstSIob, per ML» —. lest. Roggen »er Oktober »50.60, per ML» »7,00, ses». London. Produktenberichk. Sümmtliche Gekrcidearten fest aber ruhig, — englischer We,,cn >>/-, fremder 2 Sch, höher, Berkiinser, Schwimmende Gerste Mimnker >/, Sch. höher, Regenböen, Oertltches nnd Sächsisches. — Se. Maiestät der K önig traf gestern Vormittag V,11 Uhr, von Strcl'lc» konnnend. in» Residciizschlosse ei», »ahm zunächst inehrere militärische Meldungen entgegen und empfing daranf die König'., Staatsminister, die HosdcpartementSchess nnd den Königl. Kavinetsiekrelär zu Vorträgen. In den Nachmittagsstunde» kehrte Se. Majestät nach Strehlen zurück. — Ihre Majestät die Königin ist vorgestern Nachmittag 1 Uhr -10 Mi», im besten Wohlsein in Sigmaringeil eingetrosscn. — Als Vertreterin Ihrer Majestät der Königin wird heute in Plauen i. V, irrau Obcrhofmeistcrin Ezc. v. Pflugk der Wcihefcicr des König Albert-Stistes beiwohnen. — Ihre König!. Hoheit Prinzessin Johann Georg besuchte gestern in Begleitung von Frl. von Schönberg das Magazin von I, Olivicr, König!. Hoflieferant, Pragerstraße, — Se. Majestät der König hat genehmigt, das; der Bahn hofsinspektor 1. Klasse Schmidt in Großenhain das ihm ver liehene silberne Berdicnstkrcuz des Sachsen-Ernestinischen Haus ordens annehme und trage. — Dem Diener der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz Johann Karl Richter wurde bei seinem Nebertritte in den Rulicstund das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. - Der Präsident des Senats in Bremen veröffentlichte den Dank Sr. Majestät des K ö nig 3 von Sachsen für de» freund lichen und liebevollen Empfang, welcher beiden Majestäten seitens der Bremer Bevölkerung zu Tlicil geworden ist. Anßcr de» be reits gemeldeten Anszeichnunge» verehrte der König dem Präsi denten des Senats Bürgermeister Schult; eine machtvolle Vase, dem Senator Tr. Barknainen eine werthvolle Uhr in Meißner Porzellan nnd dem sächsischen Konsul Susemihl ein größeres Porträt von sich nnd seiner Gemahlin. Dem Norddeutschen Llvpddampfer „König Albert" schenkte der König die bei keiner An wesenheit an» großen Maste des Schiffes gehißte sächsische Standarte. Außer den bereits erwähnten Auszeichnungen verlieh Se. Majestät noch die folgenden: daS Ritterkreuz des Albrccht- Ordcns dem Architekten Povve: dem Maler Bollhakcn nnd dem Direktor Loren; von Ver Firma Psass in Berlin eine Brillantnndel mit den AnsangS-Bnchstabe» des Königs und der Krone, dem Zahlmeister Behrens und dein Oberstcwart des Dampfers „König Albert" das allgemeine Ehrenzeichen. — Se. Ezcellenz Knitusmiirisicr Dr. v. Sehdewik wohnte vorgestern in Plauen i. A- dem Unterricht mehrerer Lehrfächer im König!. Gminnrsium bei. Später unterzog der Herr Minister in Begleitung des Herrn Geh. Rath Krctzschmar aus Dresden und des Herrn Laiidbanmcister Gläser aus Plauen die Gebäude und Räumlichkeiten der Anstalt einer eingehenden Besichtigung. — Im 34. ländlichen Wahlkreise sind für Herr» Geh. Rath v. Kirchbach. den konservativen Kandidaten, inr Bezirk der AmtShauptmnnnschast Annaberg 39 und im Marienbergcr Bezirk 14, zusammen 53 Wahlmäniier gewählt worden, während für Herrn Sevscrt-Olhernlian insgesnmmt nur 29 und zwar 2 Annabcmcr und 27 im Marienberger Bezirk als gewählt gelten können. Der Sieg des Herrn v. Kirchbach ist in Anbetracht der bedeutenden Mehrheit von Wahlmännern gesichert. — In der vorgestrigen Stadtverordnetensitzung Ivnrde, wie bereits mitacthcilt. Herr Stadtrach Dr. Vlochwik ans Lebenszeit wicdergewäylt. Die Registrande enthielt ein Nück- schrcibcn des Rathes, in welchem er instthcilt, daß er den von den Stadtverordneten bei Berothung des Ortsgesctzes über die Be bauung von Vorstadt Strehlen gefaßten, von seiner Vorlage ab weichenden Beschlüssen allenthalben beigetretcn sei. Ferner liegt ein weiteres Rückschreiben des Rathes vor, in welchen» er sagt, daß er den bei Bcrachnng des Ortsgcsetzcs über die Bebauung von Fricdrichstndt'Süd gefaßten abweichenden Beschlüssen allenthalben bcigctreien sei, und in welchem er ferner noch mittheilt, daß der Antrag der Stadtverordneten, bctr. daS Entweichen von Nuß aus den Fabrikichornsteineii. den» einziisetzenden gemischte» Ausschüsse zur Borderathnng der Frage der Rauch- und Rnschelüstignng vor- gelcgt werden soll. — Wester genehmigte man eiiistimmig die Er bauung der dritten städtischen Realschule auf dem städtischen Areale an der Eranshaarstraße, uninittelbar an daS Grundstück der Dreikönigsschnle angrenzend nnd dieler gegenwärtig als Spielplatz überlassen. Bekanntlich tollte diese Schule zunächst an der Katharinenstraße errichtet werden, die Stadtverordneten lehnten aber den Erwerb des in Aussicht genommenen Areals als zu kostspielig ab. Verhandlungen behufs Erzielung eines billigeren AngcbviS wie auch andere Versuche, in der Nähe der Leipziger Vorstadt ein geeignetes Areal preiswertst zu erhallen, schlüge»! fehl, und nntcr solchen Uinständcn lag es nahe, das Augenmerk wiedecnm ans die im Besitze der Stadt bereits befindlichen Grundstücke zu richten. Was zunächst das Grundstück des Pauliliengartens (Wasserstraße 7) anlangt, so ist dasselbe nunmehr positiv für die Errichtuirg der Neustädte»' höheren Töchterschule bestimmt, nnd ans der Baustelle an der Melanchthvnslraße soll ein Ersatzbau für die 4. Bezirksschule a» der Glacisstraße errichtet werden. Die Vorarbeiten hierzu sind bereits in» Gange. DaS jetzige Grundstück der 4. Bezirksschnle aber wird durch eine für später geplante 20 Nieter breite Verbindungsslraße mit der Bantznerstraße durchschnitten, so daß das verbleibende Rcstareal nicht mehr die erforderliche Flächcn- größe besitzen würde. Es konnte daher mir noch das etiva 4000 Onadratmelcr fastende Areal an der Eranshaarstraße, welches mit 370,012 Mk. zu Buche steht, in Betracht kommen. Die Kosten dieses Areals betragen hiermit noch einmal so viel, als der Preis des früher gewühlten, aber gerade wegen der Kostspieligkeit ver worfenen Areals an der Katharinenstraße, Tie angestrengten Er örterungen ergaben icdoch, daß billigeres und bester gelegenes Land in der Neustadt für den fraglichen Zweck gegenwärtig nicht zu erlangen ist. Der Rath hat sich vorläufig für eine Uebcrcck- stcllung des neuen Schulgebäudes nach dem Treffpunkte der Eraushaar- und der Dnppclstraße hin entschieden und das Hoch- bannint ersucht, hierbei möglichst ans Errichtung einer zweiten Turnhalle Bedacht zu nehmen. — Alsdann bewilligte man ohne Debatte zum Zwecke von Erweiterungsbauten im Stadt- Irren- und »L i cch e n h a n j e, wofür bereits aus den 1897er Ueberschiissen der Sparkasse 150,000 Mk, bestimmt worden waren, weitere 581,148 Mk,, welche hauplsächlich für Errichtung eines .Hanses für körperlich sieche Fronen und eines Bcamtcn- Wohntianses ihre Verwendung finden. — Der letzte Punkt Hellas daS Rückschreiben des Rathes ans de» Antrag dcr^Sladtverord- geben worden, welche Schnstiührer Dr, Hackel zu einem Anträge vcranlaßte, der auch angenommen wurde, Ter Rath theilt jedoch mit, er habe beschlossen, es in dieser Frage beim Alten zu belasten. Hierzu gab der Rcchtsausschuß sotgenoes Gutachten ab und empfahl dessen Annahme: „Kollegium wolle a) in Gemäßheit des von Hern» Schriftführer Dr, Höckel gestellten Antrags den Rath anderweit ersuchen, die Ladengeschäftszeit im Handclsgcwerbe an Sonn- und Festtagen (Weihnachtszeit und Jahrmärkte aus- aeichlvfsen) ans die Zeit von früh >47 Uhr bis >49 Uhr und von Vormittags 11 bis Nachmittags 2 Uhr zu beschränken, b) den Rath ferner ersuchen, ans geeignete Weise, insbesondere durch Befragung der betheiligten Handeltreibenden, zu erörtern, ob und in welchem Maße eure Beschränkung der VcrkcinsSstnnden sür den Handel mit Brot und weißer Packwaare, sowie für den Kleinhandel mit Heizungs- und Bclenchtungsinatcrialien an Sonn- und Festtagen ausführbar und wünichenswerth sei. sowie cs die Eingabe des Vereins Dresdner Fiichwaarcn- und Tclikatesten- händler vom September ds, I. dze Ladengeichäftszcit an den Sonn- und Feiertagen betreffend, auf sich beruhen zu lassen." Professor Tr. Lehmann führte als Berichterstatter aus, was in anderen Großstädten möglich sei. müsse auch bei uns durchzusühren sein. Wenn in Berlin. Leipzig. Chemnitz, Hannvver und anderen Großstädten das Publkium seinen Bedarf bereits Sonntags Vor mittags deckte, so müsse auch das hiesige Publikum dazu im Staude sein. Wenn es auch im Anfänge Schwierigkeiten geben sollte, so würde sich die Einrichtung Loch bald cinbürgcrn. Ter Verekn Dre-vner Mchwaaren« und DrNkatesienvSndler Hab« ersucht, ihm die seitherige Geschäftszeit zu belassen, oem Ausschüsse erscheine es aber nickt angängig, eine Ausnahme zu machen. Nur der Verkauf in den Apotheken müsse unbedingt auch ferner an Sonntag- Abenden gestattet bleiben, und wünschenswerth sei eine eingehende Erörterung betreffs des Kleinhandels mit HcizungS- und Belcuckt- ungsmaterlat. mit Sckwarz- und Weißbrot und mit Milch. Die Debatte erösfnete St.-B Göhre. In der ihm eigenen abgebroche nen Redeweise forderte er eine Neuregelung im Sinne des Antrags Häckcl durch behördliche Verordnung, ferner eine einheitliche Regelung der Verkaufszeit an den Wochentagen und bestimmte Vorschriften über die Sonntagsarbeit bei den Behörden. St.-V. Rösiier erklärte sich als Gegner des Gutachtens. Die ganze Be wegung. welche gewisse Parteien sich zu Stutze gemacht haben. (Hört, hört» gebe ans von der kleine» Anzahl von 300Bediensteten (Widerspruch). Diesen gegenüber stehe eine Bevölkeruiigszahl von ungefähr 100.000 Personen (Wieso?) Warum wolle man dieser Minderheit gegenüber die allgemeinen Interessen schädige» und die kleinen Leute, welche in ihrer Wohnung keine geeigneten Auf bewahrungsräume sür Lebensrnittel haben, zum Besuche des Wirths- honscs zwingen? Die vom Rathe veranstaltete Umfrage, wonach von W3 Geschäftsinhaber» 1521 mit der angeregten Verlegung der Gcschästsstnndcn einverstanden waren, könne nicht inoßgebcnd sein, denn viele derselben hätten für de» Schluß gestimmt, welche gar nicht die Tragweite ihrer Meinnngsabgobe benrtheilen könnten. Tie ganze Strömung bedeute eine immense Einschränkung desFrei- hmidels. Wiederum wies Redner aus Chemnitz hi» mit der An führung. daß die dortige» Geschäftsleute froh lein würden, wenn sie die neue Ordnung wieder nmstoßen könnten. St,-V. Ul>1» inan». Vorsitzender des Vereins Dresdner Kaustcute. versichert, daß er aus Chemnitz nicht eine einzige Klage gehört habe. Iw In teresse der kleinen Geschäftsinhaber, speziell ver Produktenbändler. welche der Sonntagsruhe dringend bedürften, bitte er. bei den» Beschluß vvm 3. März stehe» zu bleiben. Die alten grausamen Zustände seien mit unseren heutigen Anschauungen nicht mehr ver einbar. (Unruhe.) Nach Jahr und Tag werde die qcsammte Be völkerung dem Kollegium für einen solchen Beschluß dankbar sei». (Widerspruch.) Die gegentlieiligeMcinnng vertrat St.-V. Sccling. Den Handlnngsgchllfcn könne man ja den freien Nachmittag gönnen, wenn ihre Prinzipale einverstanden sind, die Produktcn- händlcr aber seien in einer ganz anderen Lage. Der Handel ver trage eigentlich gar keine Beschränkung. Dann müßte man auch den Vcrkans über die Straße durch die Restaurntivncn verbiete». Mit demselben Rechte könnten ferner die Angestellten von Verkchrs- Inslitutcn ihren freien Sonntog-Nachmittag verlangen. Schrift führer Dr. Häcket meint zunächst, er hätte cs gern gesehen, wenn die hentigen Gegner i» der Versammlung der Handlnngsachilfcn vom letzten Dienstag zugegen gewesen wären. Die Lage dieser Leute sei keine beneidcnswerthe. Sie müßten sich nach dem Willen des Prinzipals richten, von freier Vereinbarung »ei keine Rede, sie hätten in der Woche 12 Stnnden Dienst. (Lice-Vvrstehcr Hart wig : Haben wir auch gehabt!) Herr Hartwig meine ledenfalls. wie er jung gewesen sei, heute aber seien die Zeiten anders. Wenn man hier mit Besorgnissen für den kalten Aufschnitt komme, so seien dies egoistische Bedenken (Widerspruch), welche man gegenüber dem Wvhlc eines nothleidcndcn Standes znrnckdrängen müsse. Nunmehr ergriff Vice-Vorsteher Hartwig das Wort. Er werde nicht dagegen sprechen, daß de» zu viel beschäftigten Hand- lnngsaehilsen die Sonntagsruhe verkümmert werde, seine persön liche Meinung aber sei die. daß die Arbeit am Sonntage Nieman dem schade. Für strebsame Naturen, die das Leben ernster auf fasse», sei der Sonntag immer ein Tag der Sammlniig und des ernstere»» Denkens, das Verbummeln des Sonntages sei eine Noth- wendigkeit nur sür leichtere Naturen. Mögen die Handlunasgehilsen ihre Sonntagsruhe haben! Deshalb solle man aber Faimlien- vätcrn, die gern arbeiten wollen, nicht verwehren thätig zu sein lieber das Wohl und Wehe von Tanlenden von Geschäftsleuten könne man nicht durch Majoritätsbeschlüsse aburlheilen. Wenn nnr 10 majorisirt würden, so wäre dies einem wirlhschastlichen Morde gleich zu achten. (Bewegung.) Ist das eine sittliche Tbat. wenn man so den Tag des Herrn feiert? (Beifall.) Ihn leite aber auch die Rücksicht auf das Publikum. Bei unserem heutigen Kulturzustandc könne verlangt werden, daß Eßwanren vor dem Genüsse direkt ans dem Laden entnominen werden können. Man zahle ja auch genug sür die Waare, In den engen Wohnungen vielköpfiger Familien verdürbe die Eßwaare zu leicht. In Beilin sei leider die Sonntagsfeier in der Familie eine abgethane Sache, der Berliner sei Sonntags mit Weib »nd Kind nnd Kegel i» der Kneipe. Wünschen wir uns doch für uwcr reinliches Dresden nicht die Berliner Zustände! (Bravo.) Einige hundert junge Leute wollen die Neuerung, und darum Räuber und Mörder? Er berufe sich ans Bismarcks Aeußerungcn in der Rcichstans- kvinmüsion für die Einfnhrnng der Svniitaasrnhe gegen die Be strebungen, dein fleißigen Mainie die Beschäftigung an Svnntagen zu verkümmern. Die heutige Sonntagsruhe verdankte» wir der- icnigen Partei, die krumm sitzt im Deutsche» Reiche nnd die durch- gcsctzl hat, daß das Arbeiten, welches allezeit auch am Sonntag eine sittliche Thai war, infamirt worden ist Nur die Leute, welche eine harte Lehrzeit durchgemachl haben, schaffen des Reiches Glanz, Wünschen wir uns ans keinen Fall eine» Zustand, wo die Familie am Sonntag nnr zn finden ist in der Kneipe! »Beifall,) Schriftführer Dr, Häckel bemerkte gegen den Vorredner berichtigend, cs tonnte ans dessen Worten gefolgert werden, daß die Pelllion ans eine Verbnmmelung des Svnniaas hinzllle, Die Hnndlnngs- gebilsen aber hätten nach wie vor am Loniitag 5 stunden zn arbeiten. Auch der junge Handlnngsgehilfe werde vielfach die Mnßezcit am Sonntag benutzen, um fick aus auderem Gebiete aiiszubildcn. (Ruf: Na. na !> Ferner sprach Sr.-V Wiedner im Sinne des Gutachtens und verwies ans die Ruhetage der Vcrlchrsbeamten in der Woche und St,-V. Handtke. erläuterte, daß es sicl, nicht um eine Beschränkung, sonder» nur um eine Verlegung der Geschäfts zeit im Handclsgcwerbe handle. Der jetzt gewollte Zustand sei schon 1893 dagcwesen nnd damals sei keine Klage eingelaufen, nnd die Fleischer und Piodultcnhändler, denen zu Liebe die jetzige Einrichtung geschaffen ivnrde, seien jetzt mit der alten Anordnung einverstanden, Dresden stehe mit seiner dreitheiligcn Lonntags- Ruhe in» ganzen Deutsche» Reiche allein, St -V, Seeling schloß daran die Bemerkung, »vir hätte» sogar eine vierthciligc Sonntags ruhe, da wir noch drei Jahriiiarktswnntage haben, um deren Be seitigung Niemand petitionrre. Nunmehr verwandte sich auch St.-V, Jleischerobecineistcr Müller für das Gniacüten. Für die Gehilfen des Flcischcrgewerbcs. welche von früh 5 bis Abends 9 Uhr arbeite» müssen, sei mehr Sonntagsruhe viel nothwcndiger wie für die HandlnugSgehilscn. St,-V, Eonrad berichtete aus den Sitzungen des RcchlSauSschnsscS, von de» 7 anwesende»! Mit gliedern hätten nnr 4 sür den Antrag Dr, Häckel und 3 dagegen gestimmt. Das allgemeine Interesse decke sich hier nicht mit dem Intereise eines einzelnen Standes, Tr Häckel bchanptete dem gegenüber, kein Antmg wäre im Ausschuß mit 5 gegen 3 Stimmen angeiwmmcn worden, während der Referent auch das Stiimnen- vcrhältniß 4 zu 3 bestätigte, St -V- Kandier erinnerte noch an die Svimtaasausflüge von Familien, welche erst Abends hcim- kehren und doch nicht ihren Bedarf sür das Abendbrot unterwegs Mittags cinkanfen können. Wenn eine Partei Religion sur Privavache erkläre, so müsse sie auch die Arbeit als Pcivatsachc betrachten. Alan solle Niemand am Arbeite» hindern, der arbeiten will. Er werde daher g gen das Gutachten stimmen. Nunmehr wurde auf Antrag des St,-B, Schumann Schluß der Debatte be schlossen. Sehr wichtig war noch die Versicherung des Referenten in seinem Schlußwort, nicht dos Interesse der Handlnngsgehilkcn habe den Ausschuß zn seinem Gutachten bewogen, sondern der Ausschuß babe geglaubt, das Interesse der Allgemeinheit zu ver treten T e Abstimmung ergab die Ablehnung der Punkte a) und b) des Gutachtens mit 32 gegen 29 Stimmen, während Absatz e) einstimmig angenommen wurde. — Auf die öffentliche folgte noch eine kürzere geheime Sitzung. — Herr Rechtsanwalt Stadlrath a. D. Te u ch e r stellte an der Oiiartalswende seine 14jährige Thcitigkeit für die Deutsche Verussgcnoffcnichaft der Gas- nnd Wasserwerke ein, der er im Vorstand erst als Schriftführer, dann als stellvertretender Vor sitzender und später über vier Jahre als Vorsitzender angehört hatte. Er verabjchiedete sich aber auch zn gleicher Zeit im ReichS- versichernngsamt. in dem er als außerordentliches stellbcrtretendcs Mitglied jahrelang gewirkt hatte. Ehrten ihn Vorstand und Dclcgirte der Berufsgenossenichaft durch Neberrcichnng eines sinnigen, lünstlerisch »ein schön ausgesührten Ehrengeschenkes, »reiches ihn» bei Gelegenheit eines im Hotel Continental zn Berlin ihm zu Ehren gegebene» Abichiedsest'ens mit einer herzlichen ^ Ansprache geividmet wurde, so wurde dein Scheidenden von Seiten .des Reichsversichcrungsanllcs eine überaus ehrenvolle Anerkennung seiner Thcitigkeit zu ^heil, die vom Präsidenten dieser Behörde, .Herrn Gaebcl, mündlich und außerdem in einem Schriftstück zum ' Ausdruck gebracht wurde. — wk erhalten kvltzende Zuschrift: wl» M e« mS-ltch. „dah Inder Angelegenheit T ranSvaal«England, l»welcher enaltlchc Brutalität und Unverschämtheit eine so schmähliche Rolle spielen, noch keine der politischen Parteien in Dresden Stellung genommen bat? Wenn, wie es den Anschein hat. unsere Berliner Regierung leider den rechten Ton gegenüber England nicht zu finden weiß, so sollten meines Erachtens die großen Parteien wenigstens durch Verailstaltnng entsprechender Versammlungen dem Empfinden Aus druck geben, welches die Mehrheit des deutsche» Volkes ob deg völkerrechtsbcugende» Verfahrens Englands bewegt. Das deutlche Volk steht mit seinen ganzen Smnvathien aus Seite des stamm- »nid blutsverwandten tapferen Burenvolkes. Oder sollte sich die Berliner Regierung noch ernstlich darüber täuschen, daß das deutlche Volk etwa damit zu beruhigen lei, daß Deutschland aus ledeu Fall bei seiner Reserve etivaS gewinnen müsse, mögen die Würfel in Afrika falle», wie sie »vollen? Die Mehrheit der Narion. an BiSniarckicke Ehrlichkeit in der Politik gewöhnt, würde mit eine,» solchen Handel schwerlich sich genügen lassen, wie überhaupt jede Politik dem deutschen Gemüth unverständlich bleiben, ja ein „Psni!" verdienen würde, die um einiger, etwa zu acwnmendcr Vortheilc wegen ei» kleines, aber uni so tapferes Doll einein großen, aber um so nichtswürdigeren Gegner preisgebcn wollte. Wenn unsere „Hochossiziöicn" den Muth nicht finden können, der Welt frei und rücksichtslos zu verkünden, was Deutschland über den erneuten Beweis englijcher Raubsucht und Niedertracht denkt, so bitte ich Sie. durch Ihre geschätzte Zeitung ferner kräftig dahin zn wirken, daß endlich einmal die Welt erfährt, welche Empfindung das deutsche Volk beherrscht. Vielleicht regen Sie auch die Ver anstaltung von Versammlungen an. die zu Gunsten unseres Brudervolkes Knndgehnngen veranstalten und Resolutionen zu Ohren der Berliner Regierung fassen. Wenn die Gleichgiltigkeit der letzteren so weiter geht, ist es ja der reine Jammer. An „Samoa" darf man dabei gar nicht denken. — Der Herbst ist eiiigezvgen. der Sommer vorüber und an die Stelle der Svmmcrteste treten min die Herbstfeste. Ein solches hatte vorgestern Abend der Bezirksverein zu Dresden- Fricdrichstadt in den schönen und geräumigen, der Neuzeit ent sprechend eingerichteten Sälen des neuen Etablissements ,,Kr»,stall valast". Schäfcrstraße 45. veranstaltet. Das Fest hatte sich eines kehr zahlreichen Besuches zu erfreue». Nach einigen einleitenden Mnsitstücke» der Kapelle des Hanses drehten sich die Paare alsbald munter in» Tanz, während in einem im Nebensaal hergerichteten, mit frischem Tannengrün geschmückten „Tiroler Geiangszelt" „Salonliroler" den Tanzmüden durch wohlgelungene gesangliche und Zitheivorträge die ausgestcindenen Strapazen vergessen machten. Nach 10 Uhr wurde der Tan; durch einen hochkomischen Feslzug, ein Win;erfest darstellend, unterbrochen, in dem der „be rühmte englische Männergcsangverein „Spleen" aus Mllpickl", die Winzcrklnhs „Rebläuse" nnd „Planmatsch", der Athlctenklub „Raubmörder", der Klub „Alpensexe" und schließlich als höchst zeitgemäß der „Klub der Harmlosen" vertreten waren. Zur Aus- rechierholtnng der Ordnung hatte der Festausschuß sogar „Mühe nnd Koste» nicht gescheut", einen persiflirten berittenen Gendarmen zu „importiren", ocr seine Ausgabe mit vielem Geschick löste »nd allgemeine Heiterkeit erregte, dessen Gaul l?> allerdings ,,zur Ver hütung von Unheil" etwas frommer hätte gezogen sein sollen, möglich auch, daß ihm das „Tiroler Klima" und die „fremde Um gebung" nicht recht zusagten. Jedentalls kann dieses Arrangement als cincwohigelungeneJdce bezeichnet wcrden.dte wesentlich dazu bei trug, die ohnehin schon herrschende fröhliche Stimmung noch zu steigern. Einer in einem Nebensacil arrangirten Gabenlotterie wurde lebhaft zngcsvrochcn, ebenso wie die Saalpost mit ihren allsächsischcn Post boten vuiM „Kanarienvögeln" „starken Verkehr" zu bewältigen hatte, — Der Gesainmtvvrstand der Leipziger Ortsgruppe des A lld e n ts ch c n V er b a nd eS hat folgende Beschlüsse gefaßt: 1, DieAbscndnng eines Telegramms folgenden Inhalts an die Königin Wilhelmine der Niederlande: „Eurer Majestät als der höchsten Vertreterin des so schwer bedrängten Brudervolkes sendet, durch drungen von der Geineinsamkcit de» Interessen niederdeutschen »nd hochdeutschen Volksthnms, ehrerbietigste Huldigung die Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes Leipzig," 2, Die Abiendung ciueS Gesuches au die Gesellschaft vom Rothen Kreuz, bei etwaigem Ansbruch des südafrikanischen Krieges dem slamniverwaiidien Brndervvlke der Buren ihre Hilfe angcdeihen zu lassen, 3, Die Abhaltung einer großen öffentlichen Volksversammlung in nächster Zeit, um der Bürgerschaft Leipzigs Gelegenheit zu bieten. il,rcn Gefühlen sür das Brudervolk der Buren, sowie ihrer Entrüstung über die Engländer Ausdruck zu geben, — Mit dem vorgestern erfolgte» Eintreffen der letzten Mann schaften des ncugcbildcten 7. Königt, Sächsische» Feld-Ariiüerie- Negiments Nr. 77 und mit dem Einrücken des ebenfalls neu- gebildeten 2. Trainbataillons Nr, 19 in die Garnison Leipzig hat nninnehr die militärische Besetzung von Gohlis »nid Möckern, die in umsangreichen nnd stattlichen KaiernemcntS ihren Ausdruck erhält, einen neuen bcdeulsame» Abschluß gefunden. Ehrenpforten, Flaggen. Draperien, Transvarents, Gnirlanden begrüßten die cinriickenden Truppen. Zuerst trat das Train- Bataillon ein. Der Kvinmandcnr, .Herr Motor Fiedler, hielt vor der Front eine schneidige Ansprache a» das Bataillon, die in einem dreifachen Hnrrah ans Se, Majestät den König ansklang. Eine halbe Stunde nach dein Eintreffen des Trainbataillons er folgte der Abmarsch der l, nnd 4, Batterie des l. Feld-Artilleric- Regiments Ocr, 12, Es hatte sich, wie vorher bei dem Anrncken des Trainbataillons, eine stattliche Znschaucrmengc eingcsunden, die den Einzug der neuen Truppe» m!t Interesse verfolgte, - Die Formircmg der neuen Trnppenthcile tritt nunmehr in Kraft, Von den drei Abtheiinngen des neu errichteten 7. Königs. Sächsischen Feld-Arttllerce-Reciiincnts Ar- 77 garniionice» zwei Ahlhcilnngcn zu je 3 Baltcrieen ä 4 Geschütze in Leipzig-Gohlis, die dritte Abtheilung zn 3 Batterie» in Wurzen; das 2. Trainbataillon Nr, 19 dagegen ist vollzählig in Möckern eingestellt. Im Ganze» vermehrt sich dadurch die Garnison Leipzig, wie das dortige Tage blatt mittheilt, »in rund 1000 Soldaten, — Das 2, Bataillon des 13, Infanterie-Regiments Nr, 173 hat seinen Einzug in die neue Garnison Kamen; gehalten Znm Einvsange hatten sich die Mitglieder des Stadtraths und des Lkadtvorordiieien-Kotteginins auf dem Bahnhofe eingefunden, Vämmtliche Offiziere der Garnison, sowie die Negimcntsmnsik und dienstireic» Mannschaften waren anwesend, Herr Bürgermeister Dr- Feige begrnßre das Bataillon im Namen der Stadt, Ter Führe» des 2, Bataillons. Herr Mnior Bücher, erwiderte die An sprache des Herrn Bürgermeisters mit herzlichen Worten, Hieraus inarschirte das Bataillon nach der neuen Kaserne, wo ans den» Kaicrnenhvse eine vom 1, Bataillon sormirte Fahnenkomvagme anigestellt war. Dieser gegenüber nahm das 2, Bataillon Aus stellung, Der Regimentskommandeur 'Herr Oberst Kracke begrüßte hier das Bataillon »nit markig»» Worten. Gleichzeitig machte er dem Regiment die ehrende Mittheiiung. daß Se. Mcsiestät der König der 1. Kompagnie (Ehef: Hauvtinann Stengel! für die besten Schießleistnngcn im Armeekorps das „Königliche Ehren zeichen" verliehen habe, und schloß mit einem dreimaligen Hnrrah au§ Se. Maieslät, Abends 0 Uhr fand ein gemeinschaftliches Eisen sämmtlicher Offiziere der Garnison im Kasino statt. — Zwickau. Die Gcncraldircktion der König!. Sächs. Stacitscisenbahnen übernimmt am l. Januar 1900 den Betrieb der Industriebahn Zwickau—Crossen—Mosel. Tirgeöffeschichte. Deutsches Reich, lieber den Besuch des Kaisers und niit prächtigen Schimmeln bespannten Viererzug. Der Kaiser, der »ehr wohl aus>ah. trug Jagdunitorm: die Kaiserin eine graugrüne Robe. Es herrschte wundervolles Wetter, die Häuser waren mit Flaggen und Gnirlanden reich geschmückt. Eine ungeheure Menschenmenge war in den Straßen versammelt. Die Kriegcr- vercine, 3500 Arbeiter der Sckichauhchen Werst, die Gewerke mit Emblemen, sämmtliche Schulen. Vereine, das Arbeitcrpcrsonal der Blechwamenfabrik Ncnfcld:c. bildeten Spalier. Eine hervor ragende Dekoration ivics die Eigarrcnfabrik von Lvcser n. Wvlsf ans. 3000 Arbeiterinnen dieser Fabrik mit weißen Mützen und weißen Schürzen, Miniatnrembleme der verschiedenen Arbcitszweige hallend, streuten Blnmenstränsche» vor dem Kaiserlichen Wagen, der Gesangverein der Fabrik, 120 Personen stark, stimmte eine Hmnne an. Der Kaiser, durch den imposanten Anblick sichtlich bewegt, ließ halten, worauf Fran Eisenbahn-Bauinspektor Sommer-- gnth. eine Tochter des Kommcrzienraths Loeser. dem Kaiser ein Bouauet überreichte, desgleichen Iran Nickel. Tochter des Jabrlk- direktors Pamperim. einen Blumenstrauß sür die Kaiserin. Auf einer romantischen Höhe bei Elbing hatten eine zahlreiche Land bevölkerung, die Kricgervereine und Schulen des Landkreises Aus» bclliuig genommen. Die Majestäten branden sich sodann nach
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