Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 24.09.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187409242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740924
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740924
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-09
- Tag 1874-09-24
-
Monat
1874-09
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.09.1874
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«r. »«» Vr«»«»»«» S«Ik« 2. — Vo»»«r«H»8, avn »<7S»p1Änd« 187«. — Tie Zeit der Pilze ist da, aber — die Pilze fehlen, Ein sender dieses suchte vor einigen Tagen drei Stunden lang in der Dresdner Haide und fand I, sage einen Steinpilz und 5, Birken pilze, Glücklicher, wenn auch nicht so glücklich wie jener Herr, wel cher aus Strehlener Fluren in l '/§ Stunden 128 Stück Champig- non« gefunden hat, war Einsender am anderen Tage, wo er auf den Elbwiesen zwischen 2. und Ä. so viel Champignons einheimste, dag ihm seine Frau beim nächsten MittagStisch eine Pilzsuppe vor setzen konnte. — Da Verwechselungen zwischen dem Champignon l Xgariou» campesiri-, > und nahe verwandten giftigen Arten der Gattung Blätterpilz möglich und auch schon dadurch Vergiftungs fälle der schlimmsten Art herbeigesührt worden sind, so wird deshalb zunächst angerathen, nur solche Champignons zu kaufen, deren Blättchen am Hute rosaroth gefärbt sind, da diese Färbung gerade diese Pilzsorte auszeichnet. Ein ganz sicheres Mittel, um sich vor Vergiftungen durch Pilze zu bewahren, ist folgendes: Plan wässere die Pilze mehrere Stunden lang in Calzwasser ein oder koche sie auch in demselben; dann nehme man sie heraus und bereite sie zu. In Paris werden übrigens jährlich circa 120,OM Ccntner Pilze, meist Champignons, auf den Markt gebracht. g. — Am Montag Nachmittag machte ein fremder Maurer, ivel cher einige Tage mit einem andern jungen Mann in einem Gasthof in der Altstavt logirt hatte, die Wahrnehmung, daß ihm sein Stu- ben-College seine sammtlichen Neiseeffeeten gestohlen hatte. Bei dem Besuche eines Tanzsaals in Vorstadt Neudorf war er jedoch so glücklich, noch an demselben Abend diesen Unbekannten wieder zu betreffen und denselben dem anwesenden Gendarm in die Hände fallen zu lassen, wodurch er wieder in den Besitz seiner sammtlichen Sachen gekommen ist. Der Unbekannte wanderte natürlich für einige Zeit hinter die Frauenkirche unter sichern Verschluß. — Ein jugendllcher Kellner aus einem hiesigen Hotel war vorgestern seine»! Herrn mit der Tages-Billardeinnahme durcli- g 'gangen und hatte dieselbe mit leichtfertigen Mädchen vergeudet. Er wurde in deren Gesellschaft ausgemittelt, seinem Dienstherr» wieder niaesührt und von demselben auch in Gnaden wieder auf genommen. — Gestern Nachmittag in der 4, Stunde hatte der im Anfang der zwanziger Jahre stehende Maurer Vogel aus Ganzia lwi Tschad das Unglück, beim Umbau des alten Galerie- Gebaudcs am Neumarll in der Auszugs-Teffnung der Jüden- hosfronl derart herabzustürzcn, daß der Bruch eures Beines, sowie der zweimalige Bruch eines Armes und schwere Eontusion am Koose erfolgte. Derselbe war mit noch einem Kameraden in der Nahe dieser Teffnung beschäftigt und wahrscheinlich durch einen Fehltritt rückwärts zum Falle gekommen, mithin ein Verschulden Niemand beigemessen werden kann. Noch sei nicht unerwähnt, daß der Verunglückte zu solchen Leuten zahlt, welchen Fleiß und stete Nüchleruhut nachgerühmt werden kann. — In diesen Tagen wurden von einer hiesigen Herrschaft einige Pretiosen vermißt und deshalb sogleich Verdacht auf ein Blad clzen geworfen, welches bis zum l. d. Nt, bei ihr gedient hat. Ter Verdacht bat sich auch vollkommen bestätigt, denn als die Polizei bei; diesem Mädchen, daS sich dienstlos noch hier auflnelt, nachsuchte, fan den sich nicht allein die erwähnten Pretiosen, sondern noch eine große Partie anderer Gegenstände bei ihr vor, welche von jener Herrschaft bis jetzt noch nicht vermißt worden waren, - Mit dem LU, d. Nt. schloß der aff- Geheimer SN ul rätst ins bultuouünisterniin sternst'ne Scminardircctor K 0 et e l seine sticljästrmc und höchst verdienstvolle Thätigkcit am Fried Och st) dter Seminar, welches er in den 8 Jahren, wo er dcmsclven als Leiter vornand, zu einer Muster-Anstalt erhöhen vat, wie weist nicht io leicht eine zweite dieser Art aunnfinden sein dürste. Das Frictrichslädtcr Seminar stat nickst nur im In-, sondern auch im Auoiaiidc, in Rußland, Ungarn, Siebcnvürgcn, Eng land u.s, w, einen guten und weitverbreiteten üiut und zu die'em Austine ist ec- gelangt durch die tüchtige und vvm wrtschrlttlichcn Gststc der Pädagogik getragene» Leitung Herrn Höckels. Ganz erklärlich ist cs darum auch, wenn die Zöglinge teS Friedrich- stadter Seminars mit Stolz uvd Freute sich seine Schüler nennen und zu ihm aiubUckc» als zu einem Ideale eines echten >d daß sic ihn letzt mit Wehmutd und Trauer und mit aufrichtiger Dankbalkeit und Verehrung von sich ziehen sehen. Tics.» Gesinnungen verliehen denn auch die Zöglinge am Vorabende des Absckstetstagcs Ausdruck, indem sie ihrem aügellebten und hochbcrcoclcn Direktor eine» stntllichcn Lamtston und Fuckelzug darbracisteu. Nach dem Gesänge eines, wie es schien, »ür de» Abend eigens gedichteten und comvonirtcn Liedes, richtete der st rimuS der 1. Eiaffe im »Namen des ganzen EötvS herzliche Worte dcö AhsckstcdcS an den scheidenden „geistigen : ater der Anstalt" und schloß mit einem dreimalige» Hoest aui denselben, Herr Geheimer Scstulralh K ockcl wrack' sick'tli st bewegt seine» Dank unk seine Freude aus über die ibm targebracstie Huldigung und brachte ein Heck' ans aui das Ge deihen ,,'eines gelierten Friekrick'siädter Seminars" bis in die fernste Znkunst. Möge das Wirken Heer» Docke s in dein neuen Wirkungskreise ein ebenso reich gesegnetes ici», als in der Stellung, die er :em rerlave» hat. Die gestimmte sächsische Lestrerichast bringt tvu: das vollste »Vertrauen entgegen und ireut sich, daß die lüste Siaateregiernng die Leitung rcs Volksschulwcscus gerate seine» bewährten Händen anvcrtraut hat. - Der l iest-c Stolzc'sche S teiwgrastl'cri-Verein wird seinen kies'ästrigcn ersten Wiulcr-Eursus Douncrstag.den I. Tctobcr a. c, eröffnen, Veteranen von 1800 sind nur neck' wenige Vorständen Euncr dicier w>nigcn Greise leiert heute seinen Geburtstag, Der Lohnsteuer Johann Zorick'kU, hier, ist noch rüstig nndst geht innv.ter seinen Belil'sgcsck'äitcn nach, trobdem er ii»'russi schen Feldzüge eine ^monatliche Gestingenschait erdulden mußte! und die Sclstacksten bei Linz, Wagram und Waterloo re. mit enrck'aetämv't hat. lim ihn her wüthctc in Nuß'aut das Fächer,! welches Tauienee hinraifke. an ihm aber vorüber ging. Fünf Jahre mußte er mit den tcnt'ck'cn Truppen in Frankreich slcbcn. Vielleicht cristirt noch stier ei» alter Kamerad den damals, dem cs Vergnügen macht. sich in Gesellschaft der längst verflossenen Erlebnisse zu enum.rn. - »Aui viel eiligen Wnni'ck' gicbt Herr Musikdircctor Trend ler mit seiner Kapelle heute 'Nachmittag in der großen Wirtb- schast des Große» Garten noch ein Conccrt. «Siehe Inserat,« — In aller Stille hat sich in Dresden eine „Bkobiliar- Brank-Vcrsichcrnnaö-Gcsellichast" gebildet, welche cs sich zur Alnaaöc gestellt vat, das Hab und Gut den Mitbürger» bei Unglück durch Brand zu ersetzen bei äußerst billiger Versiche rung--Prämie. Das Nähere ist durch Herrn Rechtsanwalt Flcmming zu erfahren. Die Dienictzer der Sachs. Oien- und Tbonwaaren-Fabrik svormals E, reichem haben unter sich einen Verein gegründet! und hielten am Sonntag Abend in den Lokalitäten des Kyfs- häuser ibr erstes Fest ab. Etwa Mst Menschen waren in frohester Laune daselbst versammelt, der Geiangvcretn , Anakrcon" feuerte die Festgenoiscn durch Gesang an und schließlich gedachte man auch der 'Abgebrannten in Breitenbrunn unb Glas hütte und veranstalttten eine Sammlung welche den Betrag von 3 Thlr. ergab und uns übergeben ward. - »Am 27. und 28. b. <Sonntag und Montags wird l» Tev > itz der zweite n 0 rbwe stböhm lsche Feuerwehr- tag abgebaltcn. Wenn es eine traurige Wahrheit ist, daß sich jetzt aller Drrc» die Schadenfeuer in erschreckender Menge ver mehren, io sind d! e Institutionen, die vornehmlich sich cs zum jwccke gemacht haben, gegen das verzehrende Element zu kämpfen und Hab und Gut ihrer von Geffibr bedrohten Mitmenschen, oft mit eigener Ge avr zu retten, wohl der allgemeinsten Beachtung wcrtb und deshalb dürste auch Jedermann an den Bcrbanb- lmiaen und Beschlüssen re. dleserVeriammlunq Interesse nehme». Wlr kommen ledensall» noch genauer aus den Feuer- wchrtag zurück. - Tharandt. 2». September. Nächsten Sonntag, den 27. September, setzen wir einem freudig bewegten Leben ln un. serem Tharandt mit seinen lieblichen Tbäler» und Höhen ent gegen. da die feierliche Weide der vom hiesigen Mllttärver« e I n neubeschaffstc» Fahne, „des SvmbolS der Treue Itlr .Kaiser, König und Vaterland". — wie es in den Einladungen heißt und wir hierdurch gern unb freudig ronstatlren — stattfmdet und die Einleitungen dazu von den Leitern deS Feste» mit lobenSwerther Umsickst. mit vielem Fleiß und tankenswertber AuSdaiier getroffen worden sind, auch viele auswärtige Gäste und Kameraden, na mentlich aus Oesterreich, selbst aus Wie», ihr Eintreffen zugelagt baden. Ist Tharandt an fick' schon schön, cingerahint vo» herr liche» Waldungen, die letzt schon — wir möchten sage» leider! ein Bild der bezauberndsten Farbeuvrackst bieten, mit seiner an die alten Zelten. In denen Tharandt Fürsten«- war, erinnernden malcrisck'en Ruine, so wird nach allen Veranstaltungen unsere Stadt nächsten Soniitag noch festlicher und lieblicher gekleidet sein und dieses F-csikieid und das sonstige Fesleoicdeu sicher einen recht erlreuendcn Genuß gewähren. —a— — In Ostrau bei Döbeln erbaut ein Gutsbesitzer NamcnS Bruch seit einiger Zeit ägvvtisckie Kartoffeln, deren cigeistbNmiick'e Form sie als Curlosum erscheinen läßt. Ein unö übersandtes Eremvlar bat die größte Aehullchkclt mit einer Dicken Kornähre, denn auS einem Hauvtstamm, so stark wie eine kräftige Spargelstange, wachsen rings um dieselbe herum sechs andere, gleich dicke Zweige und bilde» io ei» hübsches Ganzes, umsomehr, als sowohl der Hanpfftamm wie die Zweige ganz merkwürdig geilst sind. Die ägyptische Kartoffel hat noch die Elgenthüinllch- keit an sich, daß sie wie der Sparael zu Tage wächst, so daß die Köpfe einzelner Triebe keS Kartoffelstückes über der Erde sind. Die Schale lst sehr >ci» und der Geschmack der Kartoffel soll, wie uns versichert wird, ein ganz feiner sein. Die einzelnen Kar toffel» crfftlre» in den verschiedenste» Größen. — Aus Leipzig wird geschrieben: Am 13. September d. I. stielt der „deutsche Fortschritts-Verein" im 13. sächsischen Ncichö- tagülvahlbezirte zu Plagwitz bei Leipzig eine öffentliche Versammlung ab, in welcher der jugendliche Nedacteur des „Vollüstaat", Prcißer, den Referenten Abg, vr. Heine in gemeiner Weise insultirte. Da nur „Wähler" eingeladen, auch nur Wähler znm Sprechen berech tigt waren, bezweifelte Schuldircetor Pache, daß Redacteur Preißcr berechtigt sei, in der Versammlung zu erscheinen und zu sprechen. Darauf gab Preißer dem Vorsitzenden, vr. mock, Ferd, Götz, sein Ehrenwort daraus, daß er 25 Jahre alt sei. Die sofort angestellten Ermittelungen aber hasten ergeben, daß genannter Prcißer am 4, Juni 1853 geboren wurde, also erst 2l Jahre alt ist. — Aus Meißen meldet das „Meißner Tagebl.": Ueber die Güte der diesjährigen Weintrauben vernimmt man jetzt schon be friedigende Acußerungeu und wenn noch mehr solche sonnenwarme Taae kommen, wie der vergangene Sonntag war, so müssen die selben ausgezeichnet gut werden. In den Bergen hört man schon das übliche Schießen der Wächter und es wird dann nicht lange mehr dauern, so donnern die Weinbergskanonen und süßer Most stießt in die leeren Fässer. — Am 1. October c. werden in Connewitz bei Leipzig, Lausigk und Falkenstein Tclegraphenstationen mit beschränktemTagesdienste eröffnet, ^ > — Ein in S ch? n l i n d bei Plauen ansässiger Einwohner, Namen, Pcnzel, hat sich am 18. d. auf der Jagd den rechten Ober arm derartig zerschossen, daß er am nächsten Tage amputirt werden mußte. Hr, Penzel wollte den einen Lauf seines Doppelgewehres laden, als der andere Lauf sich plötzlich entlud, - 'Verlaut h a r n n gen i m H a n d e l S regI st e r. Von der Firma: „Eeistral KIcider-Haiic von Stüstinkc und Kern" ist Herrn Earl Ludwig Eaucr Procura ertsteilt worden. — Versteigerungen den 20. d. M. tSonnabenkst in den Gcrichtsänstern : Großenhain: Friedrich Ztmmcrmann's Haus und Garten in Göltzscha, 58«> Thlr.: - Chemnitz: Ioh. Kaller s Grundstücke, 21,700 Tblr.,'.>57« Thlr.; - Leipzig: Carl Flci- scher's Villa In Gohlis, 30,530 Ttzlr. tarirt. — In der gcstriaen geheimen Sck'wurgerichtsverhantlung wurden die der Abtreibung der Leibesfrucht respectlve der Ansiistung und Beihilfe dam angcklagten Helene Thekla Flllsingcr ans Frelbcrg. Ottomar Iwan Eonstaistin Görncr auS »Altenbura und Emma »Anna Mach ansFinstcrwalke ln der Nlederlausitz ircigeiprocheii, nachdem Herr Staatsanwalt Richter die Anklage und die Herren Adv. Lederer, Brauer und vr. Schattrath die VertheirignngSrede gehalten. — N.^ttkrttngs-Bcc'batiitiing am 23.Septbr., Abends511. Barometerstand »ach Otto L Bösoltk vier: 28 Paris. Zoll '/? L. liest gestern ' - zz, gefastem. - Thermometer nach Reanmnr: 21 Grad über Null. — Die Tchloßthurmlahne zeigte Südost- Wink. Himmel bell. — MbOöhe in Dresden, 23.Sept„ Mitt.: 148 Cent. unterO. TrMsstksclitchte. Deutsches Reich. Der Geheime Rcgieniiigsrath vr.Stieber schreibt der „Voss. Ztg." aus Aachen: Allerdings bin ick'seit mehreren Monaten von einem Gichtlciten belasten, aber mein Zustand ist durchaus kein gesährsick'er. lck' bin in keinem »Augen blick un'äbig für Dienst oder »Privatgeschäft gen esen, und die »Aachener Quellen leisten mir io vortreffliche Dienste, daß ich bal dige vollkommen!: Genesung erwarten kann. Die Nordvolfabrer Pavcr und Kcpcs sind am Nordbahnhofc in Hamburg am 22. 9 Ubr cingetroffen. Die gesammte österrei chische Deputation und die übrigen Mitglieder des Begrüßungö- eomit'ö w.ue» am »Bahnt off anweiend. Es war eine Scene freudevollster Rührung. in der »Anfangs kein Wort gesprochen wurde, nur Händedrücke und Umarmungen wurden gewechselt, bis endlich stürmische Hochrufe ausgcbrack't wurden, in die alle Amvcicuden vegcistcrt einst »rüsten. Pavcr sieht etwas angegrii- ffn auS. dagegen ist vr. Keves ganz unverändert, trägt aber einen Vvstbart, Pavcr erklärte, daß i.e sic!' Alle vollkommen wobl be finden, Die Eltze bietet durch die große Anzabl beflaggter Schiffe ciucn überwältigend schöne» »Anblick. Die stille, ruhige »Beschei denheit Payer s macht einen überaus liebenswürdigen Eindruck. Die Hunte. welche die Expedition mitgenommen. mußten alle toktgcsck ossen werde». Eines der unter bei» 80.Grad geborenen Thicre starb an der Scckrankbcst. In Heidelberg verkündeten am 20. d. Böllerschüsse den Beginn des ersten altkatbolischen Gottesdienstes in der Heiligen gcislkirchc. Es batte sich berausgcstellt, daß die Ultramontanen, weicvc sich geweigert, den Aitkatboliken die Kirchensck'Iüsscl zu übcrlicicrn, sammtlick'c Kirchengeräthe, mit »Ausnahme von alten Meßgewändern und einem Eapitcrl von 8 FI. im Opicrstock, la sogar die Orgel hatten wcgschaffcn lallen. Da der Gottesdienst der Altkatholikcn bereits arll beute in der Heiligengcistkirche ffst- gcictzt war, derselbe jedoch ohne die nötbige» Geräthschafken nicht ffattsinden konnte, so wandte sich die allkatholiiche Gemeinde nn die Regierung mit der Bitte, ibr nun die Jeinitcnklrck'e zur Be nutzung zu überlassen. Die nächste Folge war das Nnchgebcn der Ultramontancn, »nd w konnte denn, nachdem die bereits ans der alten »Bergfeste Tilöbcrg geborgene Orgel vom -Polizciamt- mann mit 6 Gendarmen unter feierlichem Gepränge hierher zu- rückgcbracht war. in der mit der Reick'Siahne beflaggten Hciligcn- gciffkirck'c der erste alffathvlische Gottesdienst slattnntcn. Das Erkenntnlß der ersten Instanz gegen den »Bischof Ere- mentz von Ermland, welches denselben wegen widerrechtlicher »Anstellung des Geistlichen Sceburg in Wubscn zu einer Geldbuße von WO c: Haler» cvcnt, zu einer Gcsängnlßstrafc von 0 Wochen verurtbellt, Ist vom osipreußischen Tribunal bestätigt worden. Bllchok ffNartln in Paderborn lst wegen seines unterm 14. »März d. I. erlassenen Hirtenbriefes ln erster Instanz zu vler- rnonatlichcr Festungshaft verurtbellt worden. Nachdem der Propst Dinter in Königsberg sich abermals geweigert hat, die »Beerdigung eines Altkalhvliken in gewcllstcin Boren zu gestatten, soll da» Grab unter polizeilichem Schutze bergestellt werden und wird die Beerdigung am »23. siattsindcn. Der altkathollsche Pfarrer Grunert hat gegen den »Bescheid der Regierung, welcher Ihn zur Ausübung kirchlicher Functionen aus dem Kirchboke für nicht befugt erklärte, an daß Ministers««, appeltirt. tri» seit Jahre» in Köl n ansässiger Rentier, der sein ver möge» als Inhaber elncS berüchtigte» vffeiitllchen Hause» erwor ben hatte, stirbt und vermacht dem Marienhosvltal eine beträcht liche Geldsumme. Da» in dieser Woche stattgelunden« vegräbnttz alng unter Begleitung der Geistlichkeit mit allem kirchliche» Pompe unb unter Glockengeläute vor sich, well dir Familie reich lich bezahlt haben mochte. Das war den» bock, unseren, „Volke' zu toll und mußte sich der Leichenzug unter Hob,,- und Spott reben, Geveul unv Gelächter durch dle Straßen bewegen. Oesterretek,. Der Kaller bat vermittelst Handschreiben» dem Obcrlleutenant Payer und dem Llnlenschlffölleutenant Wcyprecht in Anerkennung ihrer mit hlngebung-vollcr AMpscruna unter de» größte» Levcnsgelabren mit seltener EncrgK und Tbatkraft im Interesse der Wissenschaft geleistete» Dienste da» Ritterkreuz deS Leopold Ordens verliehen. Frankreich. In den melsien größeren französischen Orten kan» ma» Deutsch sprechen und wird Deutsch gesprochen. Leute Vcr gebildete» Klaffe, die sich jetzt so sehr dein Studium der deutschen Sprache bingcben, verlangen sogar sehr off, wenn sie mit Personen, die einen deutschen Accent haben, zusanimcnkom- men, sie mochte» roch Deutsch sprechen. I» den öffentlichen Conccrten deö Tullcricn- und PalaiS Royal-GartenS, de» Parc de Monceaur, in welchem sogar ein Punkt leiten der Habitus» ,.I,o eoiu .ins .-Alonstuuls" gelaust ist, hört man lehr viele Perso nen Deutsch sprechen. Die große» Magazine haben wieder ihr „Bla» spricht Deutsch" angebracht. Ja selbst das bekannte Ma gazin „Zum großen Preulienkdnl,, Friedlich". Faubvurg St. Honorö, bat wieder sei» altes Rocoeoschlld angeheitct. Schneider, Schuhmacher, Möbclsehrelncr sind wieder i» Maffe Insialllrt und deutsches Bier mundet eben so gut. wie vor dem Kriege. Dle Deutsche» habe» seit Iabre» Ihre svcciclicn Hotels, wo sie nicht allein Deutsch sprechen können, sondern auch deutsche Küche er halten und nach deutscher Art bedient werden. Italien. »Wie man der Turincr Zeitung auS London schreibt, bat nch Ricciotti Garibaldi t» eine englische MIß verliebt »nd sie mlt deren Einwilligung entführt. H>x nothwenklge Felge hiervon war eine Helratv mit amchnllcher Mttgüt aui Seile der Braut, jedoch unter der »Bedingung einer soiortlgcn Abreise der jungen Ebcleurc nach Australien, da der erbitterte Papa seine Toaster nicht weiter in London sehen will, Spanien. Die.,Ggceta" meldet, daß der ReglerungSgeneral Marauis Pavla die befestigten Stellungen der Karltsleu bei Povlcta unb E.ogiibla in Maestra-go genvinincn hat. — Ein Transport von Zustihrcn ist unter der Bedeckung von Truppen des Generals Lasern: in Pampelona eingctrosicn. Bei dem in »Bilbao stattgei avten Bankett brachte der deutsche Konsul Lindau einen Toast aus auf Spanien, welches an seiner Zukuntt nicht perzweiieln dürie, da cö für die Ideen der Huma nität kämpie. Der Dcputirte Iosö VIttorla antwortete mit einem Toast aui den dentschcn Kaiser und die dcirrundeten Mächte. — Stach Mitlheilnngen aus karllsklscher Quelle weicht Morioncs vorläufig »och eine», Zusammenstoß aus, da er vorher noch Ver stärkungen an sich ziehe» will. Fruilleton. st Das Königliche H 0 itbcater war gestern, am zwei ten Ciasslkeradcnb zu ermäßigten Preisen, bereits Mittags auö- verkauit nnb gegen tt Uhr »Avendö war eine unabsehbare Men schenmenge, worunter viele Jugend der höhere» Schulklassen, aus dem Wege znm Theater. Im Ganze» wurden 25G, Platze Ver laust, also 200 mehr wie am ersten Male, das Orchester war geräumt unb Hunderte landen dennoch keinen »Platz. — Der nächste Classikerabcnd zu ermäßigten Preisen (Mittwoch, den 7. Okivber» bringt das hier vorzüg lich besetzte Lustspiel Lejsing 0 „Minna von Barnhctm". Fri. Ulrick'. Frl. Lpettini, Hr. Iassö und Hr. Porth haben die Hanptpartic» innc. Königliches Hotbeat er In Neustadt. DienStag den 22. September erschiene» zwei kleine Nova: „Vorüber" vo» Eopps-Bandissin unb „Die V e r s u ch e r i n" von G. v. »Moser. — Das anlüist o-nilüv Frannvis Coppö darf sich sei nes Nährvaters Bandiffin freue»; renn nur die ieine, gefällige deutsche Dial ogisirnng des Letzteren bietet Etwas, das amprcck'eu könnte, EoppES Idee dagegen ist dermaßen arm. daß nicht nur der Titel „Drama" hinfällig erschcmt, sondern überhaupt keine theatralische Form crislirt, in welche daö Stück hineinpaßt. Höchstens „Eauscric" oder „Dialognc" dürfte Eopps es getauft haben. Wie im „Rendezvous" desselben nenlr 'nzssischc» Dichters, spielt auch hier eine müde, gclangwclite, seelisch-unbestimmte Frau die Hauptsecne im Aiondcnichcin und mit Scivzer». Aber diesmal ist mcyr I«aut-stout dabei. Silvia hat eine lascive »Bergangenhcit, und als des Weges, vorbei ihrein prunkvollen Landsitz bei Florenz, Zanetto geht, ei» fahrender Page, so wich Silvia beträchtlich ausgcrrgt, »iiiimt ciucn Anlauf, den herzigen, gesunde» Knaben zu lieben - verfall: aber in fchau- tcrvollc Selbstvcrachtuiig, als der gute »Bursche sie beiläufig „nach der berühmten, schönen Frau Sllvia in Florenz" srägt, «i-Ic giebt sich nicht zu erkennen, rälh ihm pythisch-duntcl, er möge Florenz links liege» lassen und wandern, wandern, immer der Morgcnröthc entgegen. Mit diesem ihrerseits gebrachte» har ten Opicr fällt hinter dem scheidende» Zanetto der »Vorhang. Es ist Stoff für die Psychiatrie in dem Fragment. »Aber Menschen vo» reiner, thatkrästigcr Empfindung mögen es nicht verfiel en, warum die mvderncn Meffaiiuen sainmt und sonders in einem gewissen Alter nach der Tugend sollen streben türicn und von reiner Liebe träumen. Habe» sie früher in ihrer »Art ihr Zucker brot) ausgcgcsscn, die tugenttamen Leute für Thoren erklärt und fick) Von ihnen cniicriit gehalten, so hat setzt die unbescholtene sittliche Welt, die nnanruchige GcseUschait daS Recht, die Mcssa- liiicn auch sich selbst zu überlassen und ihr sensitives Gebahren sehr widerwärtig zu finden. Fraulich Ulrich gab die verspätete Tugeudrose raffimrt sein, schmachtend und immerhin poetisch an gehaucht, Fräulein Havert andt mit kerniger, herzhafter Unvcsangenhcit de» fahrenden Knaben. »Beide Künstlerinnen er gänzten sich vortrefflich. Da in dem »Bändchen Eopp-'s »nr zwei Stücke steben unb diese nun beide gespielt sind, wird es damit nun wohl sein »Bewenden haben. — »Prächtig naturwüchsig rcagirtc dagegen Moser'S „Versucher!,," — eine Verwechsel- ungScomötic, über welche man besser lacht als schreibt: denn das »Allerspahhaitcite läßt sich, weil nur in der Gciammtsituation komisch, gar nicht beschreiben. Genug, Slutu»göscst-Moscr hat Diesmal wieder eine glückliche Hand erwiesen und unserem Hof- thcatcr ein Repertoirstück beschenk, welches zwar nirgends abson derlich oder pikant, aber so trefflich heiter Ist, wie man'ö lange nicht gesehen. Fräulein UlrIch, die ein höchst merkwürdiges Talent für junge Wittwcn hat, seufzen zu hören: „»Mein Herr .... ich bin WIttwe", wobei sie ihre »Augen so coguett verschämt zu sotbancm Herrn ausschlägt, daö ist gar zu aller- liebst; nicht minder des Herrn Deitmer altjunggesclienhaffcs Entsetzen über die feurige »Attagnc. Auch Herr R ichelsen als junger Ehemann, Fräulein G uinand als schmollende Gattin und Herr Löber als alter Diener spielten charmant, und das Stückchen (Regie Herr M ei st er» ging wie aus der »Pistole ge schossen. brachte auch den Darstellern zweimaligen stürmischen Hervorruf ein. Ludwig Hartinann. st Es war ein recht glücklicher und verdienstlicher Gedanke deS Herrn Rector Job, den berühmten Rhetor Herrn Türschmann zu ersuchen, daß derselbe in der »Aula der Anncnreaischule zum »Besten der armen Meininger einen Bortrag halten möchte. Mit höchst dankenSwerthcr Bereitwilligkeit kam Hr. Türschmann diesem Wunsche entgegen, und so batte denn vorgestern »Abend ein sehr zahlreiches, kunstsinniges »Publikum den Hochgenuß, S hakcspcare'S Hamlet ln der anvgezcichnctcn »Welse Vorträgen zu hören, die dem genannten Rbetor eigen ist. Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll: sein Ricscngcdächtniß oder sein pracht volles Organ oder die Kunst der rhetorischen und mimischen Darstellung. Nur der 4. »Akt wurde von dem Vortragenden skizzlrt. dle übrigen Slkte wurden mit nur geringen Weglassungen vorgetragen, und die andachtsvolle Spannung der Zuhörerschaft hieit bis znm Schlüsse deS dreistündigen Vertrags aus. Sicher lich ist auch die Elnnabme für die Calamitosen eine recht erfreu liche gewesen. st Einer der verdienstvollsten Dresdner Aerzte, Professor vr. Eberhard Richter, gicbt seit Jahresfrist eine fachwissevschait- ltche Zeitung: SlerztllcheöBereinöblatt, heraus, das sich die Ver tretung der Interessen des ärztlichen Standes zur Aufgabe «-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)